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Lehrer — Warum brauchen wir sie?Erwachet! 2002 | 8. März
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Lehrer — Warum brauchen wir sie?
„Ein Tag mit einem großen Lehrer ist besser als tausend Tage fleißiges Studieren“ (japanisches Sprichwort).
HATTEN wir in unserer Schulzeit einen Lehrer, den wir besonders gut fanden? Wer noch zur Schule geht, könnte sich fragen: Wer ist mein Lieblingslehrer oder meine Lieblingslehrerin und warum?
Ein guter Lehrer flößt Vertrauen ein und macht das Lernen zu etwas Faszinierendem. Ein 70-jähriger Mann aus England denkt noch heute gern an den Englischlehrer an seiner Schule in Birmingham zurück. Er sagt: „Durch Herrn Clewley entdeckte ich ungeahnte Fähigkeiten in mir. Ich war schüchtern und zurückhaltend, aber er brachte mich so weit, dass ich am Theaterwettbewerb in der Schule teilnahm. Im Abschlussjahr wurde ich sogar Sieger. Ohne seinen Ansporn hätte ich das nicht geschafft. Leider habe ich ihn in späteren Jahren nie mehr getroffen, und so konnte ich mich nicht dafür bedanken, dass er sich für seine Schüler so sehr eingesetzt hatte.“
Margit, eine nette Münchnerin Mitte fünfzig, erinnert sich: „Eine bestimmte Lehrerin mochte ich ganz besonders. Sie verstand es ausgezeichnet, schwierigeren Stoff ganz einfach zu erklären. Sie bat uns, Fragen zu stellen, wenn wir etwas nicht verstanden. Sie war nicht distanziert, sondern zugänglich. Deswegen war auch der Unterricht so schön.“
Peter aus Australien erzählt von seinem Mathematiklehrer: „[Er] zeigte uns anhand von praktischen Beispielen, wie nützlich ein bestimmter Stoff war. Als wir Trigonometrie durchnahmen, erklärte er uns, wie man einfach mit trigonometrischen Funktionen die Höhe eines Gebäudes bestimmt, ohne es überhaupt zu berühren. Ich kann mich noch entsinnen, dass ich bei mir dachte: ‚Also, das ist doch wirklich ein Ding!‘ “
Pauline aus Nordengland gestand ihrem Lehrer: „Ich hab große Probleme in Mathe.“ Er sagte: „Wenn du dich verbessern willst, helf ich dir.“ Sie erzählt weiter: „Anschließend schenkte er mir ein paar Monate lang besondere Aufmerksamkeit und half mir sogar noch nach dem Unterricht. Ich wusste, er wollte mein Bestes — und er kümmerte sich um mich. Deswegen strengte ich mich noch mehr an, und es ging aufwärts.“
Angie, eine Mittdreißigerin aus Schottland, erinnert sich an ihren Geschichtslehrer, Herrn Graham: „Bei ihm war Geschichte hochinteressant! Er schilderte die Ereignisse in Form einer Erzählung und war bei jedem Thema mit Begeisterung dabei. Es war, als hätte man alles selbst miterlebt.“ Angie denkt auch gern an Frau Hewitt zurück, eine ältere Lehrerin, die sie in der ersten Klasse hatte: „Sie war freundlich und fürsorglich. Einmal ging ich in der Unterrichtsstunde zu ihr hin, um sie etwas zu fragen. Ich landete in ihren ausgebreiteten Armen. Sie gab mir das Gefühl, wirklich für mich da zu sein.“
Auch Timothy aus Südgriechenland äußerte sich mit Wertschätzung: „Ich kann mich noch an meinen Biologielehrer erinnern. Durch ihn sah ich das Leben und die mich umgebende Welt immer wieder mit anderen Augen. In seinem Unterricht kam man aus dem Staunen nicht heraus. Er weckte in uns eine starke Wissbegierde und eine große Freude daran, Dinge zu begreifen.“
Ferner ist Ramona aus Kalifornien (USA) zu erwähnen, die schreibt: „Meine Lehrerin an der Highschool liebte Englisch. Ihre Begeisterung war überaus ansteckend! Bei ihr schien sogar schwieriger Stoff ganz einfach zu sein.“
Jane aus Kanada erzählte mit Begeisterung von einem Sportlehrer: „[Er] steckte voller Ideen, wie man sich austoben und etwas lernen kann. Er nahm uns mit in die freie Natur und brachte uns Skilanglauf und Fischen im Eis bei. Wir machten uns sogar selbst ein Lagerfeuer und backten darauf bannock, eine Art indianisches Brot. Das alles waren herrliche Erfahrungen für eine Stubenhockerin wie mich, die ihre Nase normalerweise lieber in Bücher steckte!“
Helen, eine schüchterne Frau, gebürtig aus Schanghai, ging in Hongkong zur Schule. Sie erinnert sich: „In der fünften Klasse hatte ich Herrn Khan, der Sport und Kunst unterrichtete. Ich war zierlich gebaut und sehr schlecht in Volleyball und Basketball. Er brachte mich nicht in Verlegenheit, sondern ließ mich bei Badminton oder anderen Sportarten mitmachen, für die ich eher geeignet war. Er war rücksichtsvoll und freundlich.
In Kunst war es ähnlich: Ich konnte Gegenstände und Personen nicht gut zeichnen. Also durfte ich Muster und Formen zeichnen, was mir mehr lag. Weil ich jünger als die anderen Schüler war, überzeugte er mich davon, dass es besser sei, die Klasse zu wiederholen. Das war ein Wendepunkt in meiner Schullaufbahn. Mein Selbstvertrauen wuchs, und ich machte Fortschritte. Ich werde ihm immer dankbar sein.“
Welche Lehrer kommen wohl am besten an? William Ayers gibt in seinem Buch To Teach—The Journey of a Teacher folgende Antwort: „Die Voraussetzung für guten Unterricht ist in erster Linie ein rücksichtsvoller, liebevoller Lehrer, der sich für den Werdegang der Schüler einsetzt. ... Guter Unterricht ist keine Frage von besonderen Techniken und Stilen, Plänen und Vorgehensweisen. ... Unterrichten hat hauptsächlich mit Liebe zu tun.“ Wer ist also ein guter Lehrer? Ayers sagt: „Der Lehrer, der unser Herz ansprach, der uns verstand und an jedem Einzelnen von uns interessiert war, der Lehrer, dessen Leidenschaft — ob für Musik, Mathe, Latein oder für Falken — uns mitriss und motivierte.“
Sicher haben schon viele Lehrkräfte Dankesworte von Schülern und auch von Eltern erhalten, durch die sie bewogen wurden, trotz Rückschlägen im Lehrerberuf weiterzumachen. In solchen Kommentaren wird oft einmütig das aufrichtige Interesse des Lehrers an seinen Schülern betont sowie seine echte Freundlichkeit.
Allerdings haben nicht alle Lehrer eine so positive Einstellung. Doch darf man nicht vergessen, dass sie oft unter vielerlei Druck und Zwängen stehen, die ihren Bemühungen um die Schüler Grenzen setzen. Deshalb stellt sich die Frage: Warum ergreift jemand überhaupt einen so schweren Beruf?
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„Unterrichten hat hauptsächlich mit Liebe zu tun“
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Warum gerade Lehrer?Erwachet! 2002 | 8. März
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Warum gerade Lehrer?
„Die meisten Lehrer wählen diese Laufbahn, weil es sich um einen Helferberuf handelt. ... [Lehren heißt,] sich einzusetzen, um das Leben der Kinder zu bereichern“ (Teachers, Schools, and Society).
MANCHMAL sieht es zwar kinderleicht aus, doch der Beruf des Lehrers kann zu einem Marathonlauf werden, bei dem so manches Hindernis zu nehmen ist — zum Beispiel zu große Klassen, extrem viel Schreibarbeit, erdrückende Bürokratie, lustlose Schüler und schlechte Bezahlung. Pedro, ein Lehrer aus Madrid (Spanien), sieht es folgendermaßen: „Lehrer zu sein ist alles andere als einfach. Es gehört ganz schön viel Selbstaufopferung dazu. Auch wenn Schwierigkeiten damit verbunden sind, ist für mich der Lehrerberuf doch immer noch lohnender als ein Posten in der Geschäftswelt.“
In den meisten Ländern sind Lehrkräfte an Großstadtschulen wahrscheinlich ganz besonders gefordert. Drogenkonsum, Kriminalität, eine laxe Moral und mitunter auch die Gleichgültigkeit der Eltern beeinträchtigen die Atmosphäre und die Disziplin an Schulen beträchtlich. Aufsässigkeiten sind gang und gäbe. Wieso werden dann so viele fähige Leute Lehrer?
Leemarys und Diana sind Lehrerinnen in New York und haben mit Kindern vom Kindergartenalter bis zum Alter von zehn Jahren zu tun. Sie sind beide zweisprachig (Englisch und Spanisch) und beschäftigen sich hauptsächlich mit Kindern lateinamerikanischer Herkunft. Beiden wurde die Frage gestellt:
Was motiviert einen Lehrer?
Leemarys antwortete: „Was mich motiviert? Ich liebe Kinder. Ich weiß, dass ich für manche von ihnen die Einzige bin, die ihre Anstrengungen unterstützt.“
Diana sagte: „Ich half meinem 8-jährigen Neffen, der sich in der Schule besonders im Lesen schwer tat. Es war ein so befriedigendes Gefühl, zu sehen, wie er und andere Fortschritte machten! Da beschloss ich, Lehrerin zu werden, und kündigte meine Stelle bei der Bank.“
Erwachet! richtete die gleiche Frage an Lehrer in verschiedenen Ländern. Nachfolgend einige ausgewählte Antworten:
Giuliano, Mitte 40, aus Italien erklärte: „Ich entschied mich für diesen Beruf, weil er mich begeisterte, als ich noch zur Schule ging [rechts]. Ich sah darin eine kreative Tätigkeit, bei der man viele Anregungen geben kann. Meine anfängliche Begeisterung half mir über die Schwierigkeiten zu Beginn meiner Laufbahn hinweg.“
Nick aus Neusüdwales (Australien) berichtete: „Die Berufsaussichten in der chemischen Forschung waren schlecht, aber in der Pädagogik bestand großer Bedarf. Ich bin mittlerweile gern Lehrer, und offensichtlich mögen auch die Schüler meinen Unterricht.“
Oft trug das Vorbild der Eltern maßgeblich zur Entscheidung für den Lehrerberuf bei. William aus Kenia gab folgende Antwort: „Mein Vater war 1952 selbst schon im Schuldienst, und er trug entscheidend dazu bei, dass auch ich Lehrer werden wollte. Ich bin unter anderem bei diesem Beruf geblieben, weil ich weiß, dass ich das Denken junger Menschen forme.“
Rosemary, die ebenfalls in Kenia zu Hause ist, erzählte: „Ich wollte schon immer für die weniger Begünstigten da sein. Daher kam für mich entweder Lehrerin oder Krankenschwester infrage. Als Erstes bot sich mir die Gelegenheit, Lehrerin zu werden. Zudem bin ich Mutter, und deshalb liebe ich meinen Beruf noch mehr.“
Berthold aus Düren (Deutschland) hatte einen anderen Beweggrund für seine Berufswahl: „Meine Frau war überzeugt, dass ich ein guter Lehrer sein würde.“ Bertholds Frau hatte letztendlich Recht. Er berichtete weiter: „Mir bereitet mein Beruf nun auch große Freude. Ohne selbst zum einen vom Wert einer Bildung überzeugt zu sein und zum anderen Interesse an jungen Menschen zu haben, wird es nicht möglich sein, ein guter, erfolgreicher, motivierter und zufriedener Lehrer zu sein.“
Masahiro, ein Lehrer aus Nakatsu (Japan), erklärte: „Ich habe diesen Beruf ergriffen, weil ich im ersten Jahr in der Mittelstufe selbst einen wunderbaren Lehrer hatte, der sich im Unterricht voll einsetzte. Und ich mag Kinder; das ist der Hauptgrund, weshalb ich bei diesem Beruf geblieben bin.“
Joschija (54), ebenfalls Japaner, ging einer gut bezahlten Arbeit in einer Fabrik nach, doch er hatte das Gefühl, ein Sklave seiner Arbeit und des ständigen Pendelns zu sein. „Eines Tages fragte ich mich: ‚Wie lange willst du noch so weiterleben?‘ Ich machte mich auf die Suche nach einem Beruf, in dem ich mehr mit Menschen als mit Dingen umgehen könnte. Unterrichten ist etwas ganz Besonderes. Man arbeitet mit jungen Leuten und es ist etwas Humanes.“
Valentina aus St. Petersburg (Russland) schätzt diesen Aspekt am Lehrerberuf ebenfalls. Sie berichtete: „Es war mein Wunsch, Lehrerin zu sein. Seit 37 Jahren unterrichte ich nun schon an der Grundschule. Ich beschäftige mich gern mit Kindern, besonders mit kleineren. Ich liebe meine Arbeit, und deswegen bin ich noch nicht in Pension.“
William Ayers, der selbst Lehrer ist, schreibt: „Menschen fühlen sich zum Lehrer berufen, weil sie Kinder und Jugendliche mögen oder weil sie gern mit ihnen zusammen sind und beobachten, wie sie sich entfalten und gedeihen, wie ihre Fähigkeiten, ihre Kompetenz und ihr Leistungsvermögen in dieser Welt wachsen. ... durch das Lehren macht man sich selbst den anderen zum Geschenk. Ich unterrichte in der Hoffnung, eine bessere Welt zu schaffen.“
Ja, trotz Schwierigkeiten und Rückschlägen zieht es Tausende von engagierten Männern und Frauen in den Lehrerberuf. Welchen besonderen Herausforderungen begegnen sie bei ihrer Tätigkeit? Mit dieser Frage beschäftigt sich der folgende Artikel.
[Kasten auf Seite 6]
Anregungen für die Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern
✔ Lernen Sie die Eltern kennen. Das ist keine Zeitverschwendung, sondern Zeiteinsatz, der sich für beide Seiten lohnt. Es ist die optimale Gelegenheit, ein Verhältnis zu Personen aufzubauen, die Sie unter Umständen am besten unterstützen können.
✔ Sprechen Sie auf gleicher Ebene mit den Eltern — nicht überheblich oder herablassend. Vermeiden Sie die Lehrerterminologie.
✔ Heben Sie bei der Beurteilung eines Kindes die positiven Seiten hervor. Lob bewirkt mehr als Tadel. Erklären Sie den Eltern, was sie zur Förderung des Kindes tun können.
✔ Geben Sie den Eltern Gelegenheit, sich zu äußern, und hören Sie aufmerksam zu.
✔ Lernen Sie die häusliche Umgebung des Kindes kennen. Machen Sie nach Möglichkeit einen Besuch.
✔ Vereinbaren Sie einen Termin für ein weiteres Gespräch. Regelmäßiger Kontakt ist wichtig. Darin zeigt sich Ihr echtes Interesse. (Gestützt auf Teaching in America.)
[Bild auf Seite 6]
„Mein Vater war ... selbst schon im Schuldienst“ (WILLIAM, KENIA)
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„Ich beschäftige mich gern mit Kindern“ (VALENTINA, RUSSLAND)
[Bilder auf Seite 7]
„Unterrichten ist etwas ganz Besonderes. Man arbeitet mit jungen Leuten“ (JOSCHIJA, JAPAN)
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Der Beruf des Lehrers — Einsatz und RisikenErwachet! 2002 | 8. März
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Der Beruf des Lehrers — Einsatz und Risiken
„Von Lehrern wird sehr viel erwartet, doch nur allzu oft erhalten engagierte Pädagogen an unseren Schulen für ihren Einsatz wenig öffentliche ... Anerkennung“ (Ken Eltis, Universität Sydney [Australien]).
DER „wichtigste Beruf“, wie der Lehrerberuf schon genannt wurde, bringt zugegebenermaßen so manche Herausforderung mit sich — unangemessene Bezahlung, schlechte Unterrichtsbedingungen, übermäßige Schreibarbeit, zu große Klassen, Respektlosigkeit, Gewalt, Gleichgültigkeit vonseiten der Eltern und vieles andere mehr. Wie werden Lehrkräfte damit fertig?
Mangelnder Respekt
Wir wollten von vier Lehrern in New York wissen, was ihrer Meinung nach die Hauptprobleme sind. Die einhellige Antwort war: „Mangelnder Respekt.“
Wie William in Kenia feststellte, hat sich auch in Afrika diesbezüglich einiges verändert. „Die Kinder werden immer disziplinloser. Als ich jung war [er ist mittlerweile über 40], gehörten die Lehrer in Afrika gesellschaftlich gesehen zu den höchsten Respektspersonen. Jung und Alt sah im Lehrer ein Rollenvorbild. Dieser Respekt schwindet. Die westliche Kultur beeinflusst die Jugend immer mehr, auch in ländlichen Gegenden Afrikas. In Filmen, Videos und Büchern wird fehlende Achtung vor Respektspersonen als heldenhaft dargestellt.“
Giuliano, der in Italien unterrichtet, klagt: „Die Kinder werden von der Rebellion, der Aufsässigkeit und dem Ungehorsam angesteckt, die in der Gesellschaft überall spürbar sind.“
Drogen und Gewalt
Leider haben Drogenprobleme an den Schulen derart zugenommen, dass die Lehrerin und Autorin LouAnne Johnson aus den Vereinigten Staaten schreibt: „Drogenaufklärung steht fast auf jedem Lehrplan, schon in der Vorschule [Kursivschrift von uns]. Die Kinder wissen wesentlich mehr über Drogen ... als die meisten Erwachsenen.“ Weiter erklärt sie: „Schüler, die sich hilflos, ungeliebt, verlassen, gelangweilt oder unsicher fühlen, experimentieren am ehesten mit Drogen“ (Two Parts Textbook, One Part Love).
Ken, ein Lehrer in Australien, gab zu bedenken: „Wie sollen die Lehrer bei uns mit einem Neunjährigen an der Schule umgehen, der von seinen Eltern gelernt hat, Drogen zu nehmen, und jetzt abhängig ist?“ Michael, Mitte 30, unterrichtet an einer deutschen Gesamtschule. Er schreibt: „Was den Verkauf und Kauf von Drogen betrifft, so sind sich alle darüber im Klaren, dass solche Vorgänge stattfinden, sie werden nur zu selten entdeckt.“ Die Disziplinlosigkeit an der Schule äußert sich nach seinen Beobachtungen in einer „allgemeinen Zerstörungswut“. Dazu berichtet er: „Es werden Tische und Wände beschmiert und Einrichtungsgegenstände beschädigt. Manche meiner Schüler hatten auch bereits wegen Ladendiebstahls oder Ähnlichem mit der Polizei zu tun. Da wundert es natürlich nicht, dass auch in der Schule Diebstähle des Öfteren vorkommen.“
Amira ist im mexikanischen Staat Guanajuato im Schuldienst. Sie räumt ein: „Wir haben Probleme mit familiärer Gewalt und Drogenabhängigkeit, die sich direkt auf die Kinder auswirken. Diese leben in einem Umfeld, in dem sie eine schmutzige Sprache und andere Untugenden lernen. Dann ist da noch das große Problem mit der Armut. Der Schulbesuch ist hier zwar unentgeltlich, doch die Eltern müssen ja Hefte, Stifte und anderen Schulbedarf kaufen. Aber Nahrungsmittel stehen an erster Stelle.“
Waffen an Schulen?
Jüngste Schießereien an Schulen in den Vereinigten Staaten haben deutlich gezeigt, dass das Problem der Waffengewalt in diesem Land nicht zu unterschätzen ist. In einem Bericht heißt es: „Schätzungsweise 135 000 Waffen werden täglich in die 87 125 öffentlichen Schulen des Landes mitgebracht. Um die Zahl der Waffen an Schulen in Grenzen zu halten, setzen Beamte auf Metalldetektoren, Überwachungskameras, Waffenspürhunde, Durchsuchungen von Spinden, Schülerausweise und das Verbot von Schultaschen in der Schule“ (Teaching in America). Angesichts solcher Sicherheitsmaßnahmen fragt man sich unweigerlich, ob hier von Schulen oder von Gefängnissen die Rede ist. In dem Bericht wird auch erwähnt, dass über 6 000 Schüler von der Schule verwiesen wurden, weil sie dort Waffen mitgeführt hatten!
Iris, eine Lehrerin aus New York, sagte gegenüber Erwachet!: „Die Schüler schmuggeln Waffen in die Schule. Das kann man selbst mit Metalldetektoren nicht verhindern. Wandalismus ist ein weiteres großes Problem an Schulen.“
In diesem von Anarchie geprägten Umfeld bemühen sich pflichtbewusste Lehrer um die Vermittlung von Bildung und Werten. Kein Wunder, dass viele Lehrer unter Depressionen leiden und ausgebrannt sind. Rolf Busch, Vorsitzender des Thüringer Lehrerverbandes, erklärte: „Fast ein Drittel der eine Million Lehrer in Deutschland ... macht der Stress krank, sie fühlen sich beruflich ausgebrannt.“
Wenn Kinder Kinder haben
Ein weiteres erhebliches Problem ist die sexuelle Aktivität der Jugendlichen. George S. Morrison, Autor des Buches Teaching in America, schreibt über die Vereinigten Staaten: „Jedes Jahr wird ungefähr 1 Million Teenager (11 Prozent der 15- bis 19-jährigen Mädchen) schwanger.“ Unter allen Industrieländern haben die Vereinigten Staaten die höchste Rate an Teenagerschwangerschaften.
Iris kann das nur bestätigen. Sie sagte: „Die Jugendlichen reden über nichts anderes als über Sex und Partys. Das ist schon krankhaft. Und jetzt kommt man über die Schulcomputer auch noch ins Internet! Das bedeutet Zugang zu Chatgroups und Pornographie.“ Angel aus Madrid (Spanien) berichtete: „Promiskuität gehört heutzutage zum Alltag der Schüler. Wir hatten schon Fälle von sehr jungen schwangeren Schülerinnen.“
„Wie bessere Babysitter“
Lehrer äußern sich zuweilen auch kritisch darüber, dass viele Eltern der Verantwortung nicht nachkommen, ihre Kinder zu Hause zu erziehen. Nach Ansicht der Lehrer sollten die Eltern die Allerersten sein, die erzieherisch auf ihre Kinder einwirken. Gutes Benehmen und gute Manieren sollten in der Familie erlernt werden. Es überrascht daher nicht, wenn die Präsidentin des Amerikanischen Lehrerverbandes, Sandra Feldman, sagt: „Lehrer müssen mehr wie andere Fachkräfte behandelt werden und nicht wie bessere Babysitter.“
Wenn Schüler diszipliniert werden, findet das oft bei den Eltern keine Unterstützung. Die im vorigen Artikel erwähnte Leemarys sagte gegenüber Erwachet!: „Wenn man randalierende Kinder dem Schulleiter meldet, kann man gleich damit rechnen, dass die Eltern gegen einen vorgehen.“ Rolf Busch, der ebenfalls bereits zitiert wurde, kommentierte das Thema schwierige Schüler wie folgt: „Die Erziehung in der Familie ist auf dem Rückzug. Man kann nicht mehr davon ausgehen, dass die meisten Kinder aus Verhältnissen mit guter, vernünftiger Erziehung kommen.“ Estela aus Mendoza (Argentinien) erklärte: „Wir Lehrer haben vor den Schülern Angst. Wenn wir ihnen schlechte Noten geben, werfen sie mit Steinen auf uns oder greifen uns an. Haben wir ein Auto, dann beschädigen sie es.“
Ist es da verwunderlich, dass in vielen Ländern Lehrermangel herrscht? Vartan Gregorian, Präsident der Carnegie Corporation in New York, gab zu bedenken: „Wir brauchen in den nächsten zehn Jahren an unseren Schulen [in den USA] bis zu 2,5 Millionen neue Lehrer.“ Größere Städte „bemühen sich intensiv um Lehrkräfte aus Indien, von den Westindischen Inseln, aus Südafrika, Europa und aus anderen Ländern, wo gute Lehrer zu finden sind“. Das könnte natürlich durchaus dazu führen, dass diese Länder ihrerseits an Lehrermangel leiden.
Warum der Lehrermangel?
Wie Joschinori, ein japanischer Lehrer mit 32-jähriger Berufserfahrung, sagte, „ist Unterrichten eine erhabene, sehr anspornende Tätigkeit, die in der japanischen Gesellschaft außerordentlich geachtet wird“. Leider ist das nicht in allen Kulturen der Fall. So konstatierte auch Gregorian, der schon zitiert wurde, dass Lehrern „beruflich nicht die nötige Achtung, Anerkennung und Vergütung zuteil wird. ... In den meisten [US-]Staaten verdient man als Lehrer weniger als in einem anderen Beruf mit Bakkalaureat oder Magister-Abschluss.“
Ken Eltis, der eingangs zitiert wurde, schrieb: „Was ist, wenn Lehrer feststellen, dass zahlreiche Berufe mit viel niedrigerer Qualifikation wesentlich besser bezahlt werden als ihre Tätigkeit? Oder wenn die Schüler, deren Lehrer sie ein Jahr zuvor noch waren, ... mehr verdienen als sie im Moment oder vielleicht in fünf Jahren? Eine solche Erkenntnis kann dem Selbstwertgefühl eines Lehrers doch nur schaden.“
William Ayers schrieb: „Lehrer werden schlecht bezahlt ... Wir verdienen im Durchschnitt nur ein Viertel von dem, was Rechtsanwälte verdienen, die Hälfte dessen, was Buchhalter bekommen, und wir liegen noch unter dem Einkommen von Lkw-Fahrern und Werftarbeitern. ... Es gibt keinen anderen Beruf, in dem bei so geringer Bezahlung dermaßen viel verlangt wird“ (To Teach—The Journey of a Teacher). Janet Reno, ehemalige US-Justizministerin, sagte im November 2000 zu diesem Thema: „Wir können Menschen auf den Mond schicken. ... Wir zahlen unseren Athleten dicke Summen. Wieso können wir nicht auch unsere Lehrer besser bezahlen?“
„Lehrer sind in der Regel unterbezahlt“, erklärte Leemarys. „Ich habe so viele Jahre studiert, und trotzdem bekomme ich immer noch nicht mehr als ein kleines Jahresgehalt hier in New York, wo ich all den Stress und den Ärger des Großstadtlebens habe.“ Valentina, Lehrerin in St. Petersburg (Russland), meinte: „Was das Einkommen betrifft, hat man als Lehrer einen undankbaren Beruf. Die Besoldung lag immer unter dem durchschnittlichen Grundgehalt.“ Marlene aus Chubut (Argentinien) sieht das ähnlich: „Wegen der schlechten Gehälter sind wir gezwungen, an zwei oder drei Orten zu arbeiten, zwischen denen wir hin- und herhetzen. Dadurch leidet unsere Effektivität erheblich.“ Arthur, ein Lehrer aus Nairobi (Kenia), sagte gegenüber Erwachet!: „Bei dem wirtschaftlichen Rückgang ist mein Leben als Lehrer nicht gerade leicht. Wie viele meiner Kollegen bestätigen können, hat die schlechte Bezahlung immer wieder Leute davon abgehalten, unseren Beruf zu wählen.“
Diana, eine Lehrerin aus New York, beanstandete die übermäßige Schreibarbeit, die Lehrer stundenlang an den Schreibtisch fesselt. Ein anderer Lehrer schrieb: „Den größten Teil des Tages verbringt man mit Formalitäten, Wiederholungen und Routineaufgaben.“ Oft wurde folgende Beschwerde laut: „Formulare — den ganzen Tag diese schrecklichen Formulare.“
Zu wenig Lehrer, zu viele Schüler
Berthold aus Düren berichtete von einem weiteren immer wieder kritisierten Umstand: „Die Klassen sind zu groß! In manchen Klassen werden bei uns bis zu 34 Schüler unterrichtet. Dies bedeutet heute, dass der Einzelne kaum eine Chance hat, mit seinen Problemen wahrgenommen zu werden. Die Bedürfnisse des Einzelnen werden negiert.“
Leemarys, die schon erwähnt wurde, erklärte: „Abgesehen von Eltern, die sich nicht um ihre Kinder bemühten, war im vergangenen Jahr mein größtes Problem, dass ich 35 Kinder in der Klasse hatte. Das muss man sich einmal vorstellen: Man versucht, 35 Sechsjährige zu unterrichten!“
Iris sagte: „Hier in New York fehlen vor allem Mathematik- und Biologielehrer. Sie finden woanders bessere Arbeitsbedingungen. Also hat die Stadt viele Lehrer aus dem Ausland eingestellt.“
Lehrer zu sein ist offensichtlich ein anspruchsvoller Beruf. Was spornt Lehrer immer wieder an? Wieso machen sie so beharrlich weiter? Unser letzter Artikel gibt darauf Antwort.
[Herausgestellter Text auf Seite 9]
Schätzungsweise 135 000 Waffen werden in den Vereinigten Staaten täglich in die Schulen mitgebracht
[Kasten/Bild auf Seite 10]
Was macht einen erfolgreichen Lehrer aus?
Wie würden wir einen guten Lehrer beschreiben? Als jemanden, der die Fähigkeit besitzt, das Gedächtnis des Kindes so zu trainieren, dass es Fakten wiedergeben kann und Prüfungen besteht? Oder als jemanden, der ihm beibringt, zu hinterfragen, nachzudenken und Schlüsse zu ziehen? Welcher Lehrer macht wohl aus einem Kind einen besseren Bürger?
„Wenn wir als Lehrer erkennen, dass wir in dem langen und komplizierten Lauf des Lebens die Partner unserer Schüler sind, wenn wir beginnen, sie mit der Achtung und dem Respekt zu behandeln, die sie einfach deshalb verdienen, weil es sie gibt, dann sind wir auf dem richtigen Weg, würdige Lehrer zu werden. So einfach ist das — und gleichzeitig so schwierig“ (To Teach—The Journey of a Teacher).
Ein guter Lehrer erkennt das Potential jedes Schülers und kann bewirken, dass es wächst und gedeiht. William Ayers empfiehlt: „Wir müssen einen besseren Weg finden, indem wir auf Stärken, Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten bauen ... Ich erinnere mich noch, wie eine indianische Mutter für ihren fünfjährigen Sohn eintrat, der als ‚lernbehindert‘ eingestuft worden war: ‚Wind-Wolf kennt die Namen und das Wanderverhalten von mehr als vierzig Vogelarten. Er weiß, dass sich ein Adler mit dreizehn Schwanzfedern perfekt in der Luft hält. Was er braucht, ist ein Lehrer, der sein ganzes Potential erkennt.‘ “
Um das Beste aus jedem Kind herauszulocken, muss der Lehrer herausfinden, wo die Interessen des Kindes liegen, was es motiviert und worauf es anspricht. Und wer aus Überzeugung Lehrer sein will, muss Kinder mögen.
[Bildnachweis]
United Nations/Photo by Saw Lwin
[Kasten auf Seite 11]
Muss Lernen immer Spaß machen?
Der Lehrer William Ayers listete zehn irrige Ansichten über den Unterricht auf. Eine davon lautet: „Bei guten Lehrern macht Lernen immer Spaß.“ Dazu schrieb er weiter: „Spaß zerstreut und lenkt ab. Clowns sind spaßig. Witze können spaßig sein. Lernen zieht einen in den Bann, ist fesselnd, versetzt uns in Erstaunen, verwirrt oder fasziniert uns und ist oft äußerst befriedigend. Wenn es dann auch noch Spaß macht, schön. Aber das muss nicht sein.“ Ferner fügt er hinzu: „Das Unterrichten setzt ein breites Wissen voraus, vielfältige Fähigkeiten und Fertigkeiten, Urteilsvermögen und Verstand — und im Kern einen umsichtigen und liebevollen Menschen“ (To Teach—The Journey of a Teacher).
Sumio aus Nagoja (Japan) stellt bei seinen Schülern folgendes Problem fest: „In den mittleren und oberen Klassen sind die Schüler immer nur auf das aus, was Spaß macht und bequem ist.“
Rosa, eine Beratungslehrerin aus Brooklyn (New York), meinte: „In den Augen der Schüler ist Lernen in der Regel langweilig. Die Lehrer sind langweilig. Die Schüler meinen, es müsse alles Spaß machen. Sie verstehen nicht, dass das Lernen umso mehr bringt, je mehr man sich anstrengt.“
Kinder und Jugendliche sind so auf Spaß fixiert, dass ihnen Anstrengung und Opfer schwer fallen. Der oben erwähnte Sumio stellte fest: „Fazit ist: Sie sind nicht in der Lage, die Dinge langfristig zu sehen. Nur sehr wenige Schüler denken daran, dass es sich später einmal auszahlen könnte, wenn sie sich jetzt anstrengen.“
[Bild auf Seite 7]
DIANA, USA
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„Verkauf und Kauf von Drogen ... [finden statt], sie werden nur zu selten entdeckt“ (MICHAEL, DEUTSCHLAND)
[Bild auf Seite 8, 9]
„Wir haben Probleme mit familiärer Gewalt und Drogenabhängigkeit“ (AMIRA, MEXIKO)
[Bild auf Seite 9]
„Lehrer müssen mehr wie andere Fachkräfte behandelt werden und nicht wie bessere Babysitter“ (SANDRA FELDMAN, PRÄSIDENTIN DES AMERIKANISCHEN LEHRERVERBANDES)
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Der Beruf des Lehrers — Freude und BefriedigungErwachet! 2002 | 8. März
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Der Beruf des Lehrers — Freude und Befriedigung
„Was mich antreibt? Natürlich kann das Unterrichten schwierig und kräftezehrend sein, aber wenn ich sehe, wie begeistert die Kinder lernen und welche Fortschritte sie machen, dann fühle ich mich motiviert, weiterzumachen“ (Leemarys, Lehrerin in New York).
TROTZ aller Herausforderungen, Rückschläge und Enttäuschungen halten Millionen Lehrer auf der ganzen Welt an ihrem Beruf fest. Was bewegt indes Tausende von Studenten, die Qualifikation für das Lehramt anzustreben, wo sie doch damit rechnen müssen, nicht gebührend anerkannt zu werden? Was motiviert sie?
Inna, eine Lehrerin in Russland, erklärte: „Es ist herrlich, ehemalige Schüler als Erwachsene wiederzutreffen und von ihnen zu hören, dass sie das, was man ihnen im Unterricht beigebracht hat, gut gebrauchen konnten. Es ist so ermutigend, wenn sie erzählen, sie würden sehr gern an die Jahre zurückdenken, in denen sie bei uns Schüler waren.“
Giuliano, ein Lehrer, der in den vorhergehenden Artikeln zitiert wurde, sagte: „Äußerst befriedigend ist unter anderem die Gewissheit, dass man es fertig gebracht hat, die Schüler für eine Sache zu interessieren. Es ist schon vorgekommen, dass Schüler nach meinen Ausführungen in Geschichte sagten: ‚Bitte erzählen Sie doch weiter!‘ Spontane Äußerungen wie diese können den grauen Schulalltag erhellen, denn sie lassen erkennen, dass man in Jugendlichen Interessen angefacht hat, die ihnen selbst noch nicht bewusst waren. Es ist großartig, die Gesichter der Schüler zu sehen, wenn ihre Augen aufleuchten, weil sie etwas verstanden haben.“
Elena, eine Lehrerin aus Italien, meinte: „Befriedigung resultiert meiner Ansicht nach eher aus den kleinen alltäglichen Dingen, den kleinen Erfolgserlebnissen der Schüler, und nicht so sehr aus weltbewegenden Leistungen, die ja ohnehin nur selten vorkommen.“
Connie, eine Australierin Anfang 30, sagte: „Es gibt einem sehr viel, wenn sich ein Schüler, mit dem man auf intellektueller Ebene verbunden war, die Zeit nimmt, einen Dankesbrief für all die Mühen des Lehrers zu schreiben.“
Oskar aus Mendoza (Argentinien) empfindet ebenso: „Wenn mir meine Schüler auf der Straße oder sonstwo begegnen und ihre Wertschätzung für das zeigen, was ich ihnen beigebracht habe, dann ist mir, als hätte sich alles gelohnt.“ Angel aus Madrid (Spanien) berichtete: „Ich habe diesem sehr schönen, aber schwierigen Beruf einen Teil meines Lebens gewidmet, und es ist für mich ohne Frage die größte Genugtuung, zu beobachten, wie junge Menschen, die ich unterrichtet habe, teils durch mein Zutun zu rechtschaffenen Menschen heranwachsen.“
Die eingangs zitierte Leemarys meinte: „Lehrer sind schon ein besonderer Menschenschlag, denke ich. Wir sind wohl auch ein bisschen verrückt, eine so riesige Verantwortung zu übernehmen. Aber wenn man das Leben von zehn Kindern oder auch nur von einem einzigen bereichern kann, dann hat man seine Sache schon gut gemacht, und das ist das schönste Gefühl überhaupt. Dann hat man Freude an der Arbeit.“
Haben wir uns bei unseren Lehrern schon bedankt?
Haben wir als Schüler oder auch als Eltern einen bestimmten Lehrer schon einmal angesprochen und ihm für die Zeit, die Mühe und das Interesse gedankt, die er aufbrachte? Oder haben wir uns einfach mit ein paar Zeilen oder in einem längeren Brief bedankt? Arthur aus Nairobi (Kenia) erwähnte einen wichtigen Punkt: „Lob tut auch Lehrern gut. Staat, Eltern und Schüler sollten die Lehrkräfte und deren Dienste sehr schätzen.“
Die Autorin und Lehrerin LouAnne Johnson schrieb: „Jedem Schreiben, in dem sich jemand negativ über einen Lehrer äußert, stehen hundert positive Briefe gegenüber, was meine Überzeugung bestätigt, dass es weit mehr gute als schlechte Lehrer gibt.“ Interessanterweise beauftragen viele sogar eine Detektei, ihnen „bei der Suche nach einem ehemaligen Lehrer zu helfen. Die Leute wollen ihre Lehrer ausfindig machen, um sich bei ihnen zu bedanken.“
Lehrer legen die entscheidende Grundlage für die spätere Bildung und Ausbildung eines Menschen. Selbst die besten Professoren an den renommiertesten Universitäten sind Lehrern verpflichtet, die Zeit und Kraft dafür einsetzten, bei ihnen den Wunsch nach Bildung, Wissen und Verständnis zu wecken und weiterzuentwickeln. Arthur aus Nairobi stellte fest: „Alle maßgeblichen Spitzenkräfte im öffentlichen und privaten Bereich sind irgendwann einmal von Lehrern unterrichtet worden.“
Wie dankbar sollten wir doch den Frauen und Männern sein, die unsere Neugier weckten, unseren Sinn anregten, unser Herz berührten und die uns zeigten, wie wir unseren Wissensdurst befriedigen können sowie unser Bedürfnis, Dinge zu verstehen.
Und wie viel dankbarer sollten wir Jehova Gott sein, dem Großen Unterweiser, der durch Inspiration die Worte in Sprüche 2:1-6 aufschreiben ließ: „Mein Sohn, wenn du meine Reden annehmen und meine eigenen Gebote bei dir verwahren wirst, indem du der Weisheit dein Ohr leihst, sodass du dein Herz dem Unterscheidungsvermögen zuneigst, wenn du überdies nach Verständnis selbst rufst und zum Unterscheidungsvermögen deine Stimme erhebst, wenn du danach fortwährend wie nach Silber suchst und du wie nach verborgenen Schätzen ständig danach forschst, dann wirst du die Furcht Jehovas verstehen, und du wirst die wahre Erkenntnis Gottes finden. Denn Jehova selbst gibt Weisheit; aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Unterscheidungsvermögen.“
Zu beachten ist hier das konditionale „wenn“, das in diesem nachdenklich stimmenden Text dreimal vorkommt. Man stelle sich das einmal vor: Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, kann die „wahre Erkenntnis Gottes finden“! Das ist mit Sicherheit die beste Bildung überhaupt.
[Kasten auf Seite 13]
Eine zufriedene Mutter
Ein Lehrer in New York erhielt folgenden Brief:
„Ich möchte Ihnen in aller Aufrichtigkeit und von ganzem Herzen für alles danken, was Sie für meine Kinder getan haben. Durch Ihre Mühe, Ihre Freundlichkeit und Ihr Geschick haben es die Kinder zu hervorragenden Leistungen gebracht, die sie ohne Ihre Hilfe sicher nie erreicht hätten. Durch Sie kann ich jetzt auf meine Kinder sehr stolz sein — das werde ich Ihnen nie vergessen. Mit freundlichen Grüßen S. B.“
Welchem Lehrer könnten wir eine Freude machen?
[Bild auf Seite 12]
„Es ist großartig, die Gesichter der Schüler zu sehen, wenn ihre Augen aufleuchten, weil sie etwas verstanden haben“ (GIULIANO, ITALIEN)
[Bilder auf Seite 13]
„Es gibt einem sehr viel, wenn sich ein Schüler ... die Zeit nimmt, einen Dankesbrief ... zu schreiben“ (CONNIE, AUSTRALIEN)
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