Mit der Nachtschicht leben
NACHTSCHICHTARBEITER sind, wie man festgestellt hat, anfälliger für Verdauungsstörungen, Geschwüre und Alkoholismus und haben mehr Familienprobleme als ihre Kollegen, die tagsüber arbeiten. Doch Untersuchungen von Fred Jung, examinierter Pfleger und Dozent an der Austiner Pflegeschule der Staatsuniversität von Texas, lassen vermuten, daß Änderungen im Schlafrhythmus einige dieser Probleme mildern können.
Jung führte an Nachtschichtarbeitern eines Montagewerkes eine Schlafstudie durch. Ungeachtet der beruflichen Qualifikation der beteiligten Männer und Frauen zeigte es sich, daß die Schichtarbeit an sich schon ein Streßfaktor ist.
Einige litten an Symptomen, wie sie bei Langstreckenflügen zufolge der Zeitverschiebung auftreten. Diese Symptome verstärkten sich noch, wenn die Personen an freien Tagen wieder nachts schliefen. Daher kam Jung zu dem Schluß, daß es das beste ist, den Schlafrhythmus der Arbeitstage auch sonst beizubehalten, weil der Körper einige Tage braucht, um seinen biologischen Rhythmus dem neuen Schlafrhythmus anzupassen.
Gemäß den Untersuchungen scheint der biologische Rhythmus besser aufrechterhalten werden zu können, wenn man an freien Tagen seinen Schlaf so legt, daß zumindest vier Stunden in die Zeit fallen, in der man auch an Arbeitstagen schläft. Jung bezeichnete dies als Ankerschlaf. Licht, Nahrung und die Gestaltung der Freizeit spielen bei der Anpassung ebenfalls eine Rolle.
Gestützt auf seine Forschungen, hat Jung einige Richtlinien für Nachtschichtarbeiter formuliert:
✔ Versuche, jeden Tag zur gleichen Zeit zu schlafen, vorzugsweise am späten Morgen und frühen Nachmittag.
✔ Lege deine Schlafenszeit fest, bevor du etwas anderes planst.
✔ Sei nicht beunruhigt, wenn du zur gewünschten Zeit nicht immer schlafen kannst. Selbst wenn du nur wenig schläfst, ist das immer noch besser als gar nicht.
✔ Gehe Lärm aus dem Weg (benutze Wattepfropfe, lege dir eventuell einen Anrufbeantworter zu), und schlafe in einem dunklen Raum.
✔ Nimm zu Beginn deines Tages eine reichhaltige, protein- reiche Mahlzeit zu dir. Proteine unterstützen die Freisetzung von energiebringender Glucose und regen den Adrenalinausstoß an, so daß man wach bleibt. Die Mahlzeit in der Mitte des Tages sollte ebenfalls proteinreich sein, aber kleiner ausfallen. Auf kohlenhydratreiche Imbisse solltest du verzichten. Sie geben dir zwar momentan Auftrieb, aber machen dich ein oder zwei Stunden später müde. Hebe Kohlenhydrate für die letzte Mahlzeit auf. Sie bereiten dich auf einen geruhsamen Schlaf vor. Iß jedoch nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen, denn es dauert einige Stunden, bevor die Nahrung verdaut ist.
✔ Greife nicht zum Alkohol, um einzuschlafen. Alkohol beraubt dich der Art des Schlafs, die du zu deinem seelischen und körperlichen Wohl brauchst.
✔ Mache das Licht an, sobald du aufwachst, oder gehe nach draußen, sofern es hell ist. Bewege dich, treibe Sport oder sprich mit anderen. Die Tätigkeit und das Licht regen das Gehirn an und helfen dem Körper, sich auf die Nachtschicht einzustellen.
✔ Sei gut zu dir selbst. Verstärke nicht noch den Streß durch eine ungesunde Lebensweise. Gehören regelmäßige sportliche Betätigungen, eine gute Ernährung und genügend erholsamer Schlaf zu deinem Alltag, wirst du mehr leisten, dich besser fühlen und sogar besser aussehen.
Das sind zumindest die Vorschläge eines Forschers. Andere mögen davon abweichende Empfehlungen geben.