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  • Sexuelle Belästigung — Ein Problem weltweiten Ausmaßes
    Erwachet! 1996 | 22. Mai
    • Sexuelle Belästigung — Ein Problem weltweiten Ausmaßes

      FÜR Rena Weeks, eine junge Sekretärin, war der Arbeitsplatz zu einem Alptraum geworden. Die Anwaltskanzlei, die sie eingestellt hatte, trug zwar einen angesehenen Namen und hatte Büros in über zwei Dutzend Ländern. Aber Rena Weeks arbeitete für einen Mann, der sie, wie sie behauptete, immer wieder absichtlich berührte oder angrapschte. Die demütigenden Übergriffe wechselten mit einer vulgären, anzüglichen Sprache ab.

      Vor Jahren hätten Frauen in einer solchen Lage wenig Möglichkeiten zur Gegenwehr gehabt — außer vielleicht einer Kündigung. „Ihr Wort gegen seines“ hätte die Entscheidung der Geschäftsleitung gelautet. Und selbst jene, die geneigt gewesen wären, der belästigten Frau zu glauben, hätten das Problem wahrscheinlich durch eine Äußerung wie „Ach, was ist denn schon dabei?“ bagatellisiert. Die Zeiten haben sich jedoch geändert. Rena Weeks wurde nicht nur wütend, sondern kündigte auch. Sie ging vor Gericht.

      Eine amerikanische Jury sprach ihr 50 000 Dollar Schadenersatz als Entschädigung für den emotionellen Streß zu, und ihr ehemaliger Chef mußte an sie eine Geldstrafe in Höhe von 225 000 Dollar zahlen. Dann tat die Jury etwas, was bei Firmen und Anwaltskanzleien in der ganzen Welt Aufsehen erregte: Sie verfügte, daß die Anwaltskanzlei die Riesensumme von 6,9 Millionen Dollar Geldstrafe zahlen mußte, weil sie es versäumt hatte, das Problem zu lösen.

      Der Fall Rena Weeks ist bei weitem kein Einzelfall. Vor einiger Zeit war eine amerikanische Kette von Discountgeschäften in einen Prozeß verwickelt. Peggy Kimzey, eine Angestellte, hatte behauptet, ihr Vorgesetzter habe ihr gegenüber einige derbe sexuelle Bemerkungen gemacht. 1993 kündigte Peggy Kimzey und klagte vor Gericht. Ihr wurden 35 000 Dollar als Entschädigung für die Demütigungen und die seelischen Qualen zugesprochen sowie ein symbolischer Betrag von 1 Dollar für ihren Verdienstausfall. Außerdem befand die Jury, daß ihr früherer Arbeitgeber durch die Tolerierung der Belästigungen ein feindseliges Betriebsklima geschaffen habe. Welche Strafe erhielt er? Fünfzig Millionen Dollar Schadenersatz!

      Die Zeitschrift Men’s Health schrieb: „Fälle von sexueller Belästigung nehmen so schnell zu, wie Bakterien sich vermehren. 1990 befaßte sich der EEOC [Ausschuß für die Gleichbehandlung bei der Arbeitsplatzvergabe] mit 6 127 Beschwerden; im letzten Jahr [1993] hatte sich die jährliche Gesamtzahl der Beschwerden mit 11 908 beinahe verdoppelt.“

      Ein Mißbrauch von Macht

      Während die Titelseiten der Zeitungen von schwindelerregend hohen Geldsummen berichten, die Jurys Betroffenen zusprechen, kommen doch in Wirklichkeit nur wenige Fälle jemals vor Gericht. Die meisten gedemütigten Belästigten leiden still vor sich hin — Schachfiguren in einem widerwärtigen Spiel um Macht und Einschüchterung, das in Büros, auf der Straße, in Bussen, in Imbißstuben und in Fabriken gespielt wird. Manches Mal werden Frauen regelrecht zum Geschlechtsverkehr genötigt. Meistens ist die Belästigung jedoch von subtilerer, aber dennoch unverschämt anstößiger Art: unerwünschte oder unangebrachte Berührungen, obszöne Bemerkungen oder lüsternes Anstarren.

      Natürlich weigern sich einige, ein solches Verhalten als Belästigung zu bezeichnen, und sie sagen, es handle sich dabei lediglich um den ungeschickten Versuch mancher Männer, die Aufmerksamkeit von Frauen zu erregen. Viele lehnen es jedoch ab, ungehöriges Benehmen damit zu entschuldigen, zum Beispiel die Schriftstellerin Martha Langelan. Sie schreibt: „Es ist kein plumpes, kein ungehobeltes, kein scherzhaftes und auch kein ‚mißverstandenes‘ Umwerben. Es dient nicht dazu, Frauen zu gefallen; es ist ein für einen ganz anderen Zweck bestimmtes Verhalten. Wie im Fall von Vergewaltigungen sollen Frauen durch sexuelle Belästigung nicht angezogen, sondern zu etwas gezwungen werden. ... [Es] ist eine Machtdemonstration.“ Ja, in vielen Fällen ist solch ein schlechtes Benehmen nur ein weiteres grausames Mittel, durch das „der Mensch über den Menschen zu seinem Schaden geherrscht hat“ (Prediger 8:9; vergleiche Prediger 4:1).

      Gewöhnlich reagieren Frauen auf sexuelle Belästigung nicht mit Begeisterung, sondern sie empfinden Abscheu oder Zorn, fühlen sich gedemütigt oder sind deprimiert. Eine Betroffene sagt rückblickend: „Es machte mich fertig. Ich verlor mein Vertrauen, mein Selbstbewußtsein und meine Selbstachtung sowie meinen beruflichen Ehrgeiz. Meine Persönlichkeit veränderte sich total. Früher war ich unbekümmert gewesen. Nun war aus mir eine verbitterte, in sich gekehrte, schamerfüllte Frau geworden.“ Und falls der Belästiger der Arbeitgeber oder eine andere Autoritätsperson ist, nimmt die Belästigung eine besonders unangenehme Form an.

      Kein Wunder also, daß Gerichte begonnen haben, Belästiger zu bestrafen und Opfer zu entschädigen. Da das Oberste Bundesgericht der USA sexuelle Belästigung als eine Verletzung der Bürgerrechte definiert hat, werden Arbeitgeber immer öfter gesetzlich dazu verpflichtet, für ein Arbeitsklima zu sorgen, das frei von „Feindseligkeiten oder Anzüglichkeiten“ ist.

      Firmen, die sexuelle Belästigung dulden, haben womöglich die unangenehmen Folgen zu tragen: eine schlechte Arbeitsmoral, geringere Produktivität, übermäßig häufiges Fehlen oder eine starke Fluktuation der Arbeitnehmer, ganz zu schweigen von dem finanziellen Desaster, das droht, wenn sich ein Opfer sexueller Belästigung entschließt zu klagen.

      Wie stark verbreitet?

      Wie stark verbreitet ist sexuelle Belästigung wirklich? Umfragen ergaben, daß über die Hälfte der erwerbstätigen Frauen in den Vereinigten Staaten schon sexuell belästigt wurden. In einem Buch wird daher folgende Behauptung aufgestellt: „Sexuelle Belästigung ist ein vorherrschendes Problem. Frauen jeder Berufssparte, von der Kellnerin bis zur Geschäftsführerin, sind davon betroffen. Es kommt in jeder Hierarchiestufe vor, in jeder Art Unternehmen und in jedem Gewerbezweig.“ Das Problem beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Vereinigten Staaten. Susan L. Webb führt in ihrem Buch Shockwaves: The Global Impact of Sexual Harassment folgende Statistiken an:a

      KANADA: „Bei einer Umfrage gaben 4 von 10 Frauen an, am Arbeitsplatz sexuell belästigt worden zu sein.“

      JAPAN: Wie berichtet wurde, ergab eine im August 1991 angestellte Erhebung, daß 70 Prozent der befragten Frauen an ihrem Arbeitsplatz schon belästigt wurden. „Neunzig Prozent sagten aus, dies sei auf dem Weg zur oder von der Arbeit geschehen.“

      ÖSTERREICH: „Gemäß einer 1986 gemachten Umfrage berichteten über 30 Prozent der Frauen von schlimmen Belästigungen.“

      FRANKREICH: „Eine 1991 veranstaltete Befragung ... zeigte, daß 21 Prozent der 1 300 befragten Frauen schon selbst einmal sexuell belästigt worden waren.“

      NIEDERLANDE: Bei einer Befragung kam heraus, daß „58 Prozent der [an der Befragung] teilnehmenden Frauen angaben, bereits selbst Opfer sexueller Belästigung gewesen zu sein“.

      Ein Zeichen der Zeit

      Gewiß ist sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz nichts Neues. Selbst in biblischer Zeit wurde Frauen — und manchmal auch Männern — eine solche unangenehme Behandlung zuteil (1. Mose 39:7, 8; Ruth 2:8, 9, 15). Aber besonders in unserer Zeit scheint sie vorherrschend zu sein. Warum ist das so?

      Ein Grund besteht darin, daß in den letzten Jahren so viele Frauen berufstätig waren wie nie zuvor. Daher sind mehr Frauen Situationen ausgesetzt, in denen sie belästigt werden können. Von noch größerer Bedeutung ist jedoch das, was die Bibel vor langer Zeit prophezeit hat. Es heißt: „Denke daran! In den letzten Tagen der Welt wird es schwere Zeiten geben. Die Menschen werden selbstsüchtig, geldgierig, angeberisch und eingebildet sein. Sie werden ... beleidigen ... Sie werden unfreundlich und unversöhnlich, verleumderisch, jähzornig und gewalttätig sein“ (2. Timotheus 3:1-3, Die Gute Nachricht für Sie). Die weite Verbreitung von sexueller Belästigung ist nur ein deutlicher Beweis für die gegenwärtige Erfüllung dieser Worte. Interessanterweise wurde in einem Artikel der Zeitschrift Men’s Health bemerkt, daß „die Zunahme der Beschwerden über sexuelle Belästigungen einhergeht mit einer beispiellosen Abnahme der Höflichkeit im allgemeinen. Überall sind schlechte Manieren zu beobachten.“

      Das Überhandnehmen von sexueller Belästigung spiegelt auch die „neue Moral“ wider, die sich in den 60er Jahren über die Erde ausbreitete. Das Überschreiten sittlicher Grenzen tritt gleichzeitig auf mit einer schockierenden Mißachtung der Gefühle und Rechte anderer. Welche Ursache sexuelle Belästigung auch haben mag, in der Arbeitswelt ist sie eine rauhe Realität. Was können Frauen und Männer tun, um sich zu schützen? Wird es jemals eine Zeit geben, in der niemand mehr am Arbeitsplatz belästigt wird?

      [Fußnote]

      a Statistiken weichen voneinander ab, weil die Forscher verschiedene Umfragemethoden verwendet und sexuelle Belästigung unterschiedlich definiert haben.

      [Kasten auf Seite 4]

      Sexuelle Belästigung — Mythen kontra Tatsachen

      Mythos: Um das Thema „Sexuelle Belästigung“ wird viel zu viel Aufhebens gemacht. Es handelt sich dabei nur um eine weitere Modeerscheinung, um ein Produkt des Medienrummels.

      Tatsache: Im großen und ganzen hat eine Frau wenig zu gewinnen und viel zu verlieren, wenn sie von der Belästigung berichtet. Tatsächlich erzählen nur ganz wenige Frauen (laut einer Umfrage 22 Prozent) überhaupt jemandem etwas davon. Aus Angst oder Verwirrung, weil es ihnen peinlich ist, sie sich selbst die Schuld dafür geben oder weil sie ihre gesetzlichen Rechte nicht kennen, schweigen viele. Daher meinen etliche Fachleute, daß dem Problem viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.

      Mythos: Die meisten Frauen genießen diese Art Aufmerksamkeit. Diejenigen, die behaupten, sie seien belästigt worden, sind nur überempfindlich.

      Tatsache: Umfragen zeigen durchweg, daß sich Frauen über eine unverschämte Behandlung ärgern. Bei einer Erhebung „gaben zwei Fünftel der Frauen an, daß sie dabei Ekel empfanden, rund ein Drittel hatte sich darüber geärgert“. Andere Frauen erzählten, sie hätten Angst verspürt, sich verletzt gefühlt oder seien deprimiert gewesen.

      Mythos: Männer werden genausooft belästigt wie Frauen.

      Tatsache: Wie Forscher im Auftrag der Amerikanischen Vereinigung berufstätiger Frauen herausfanden, „geht es bei schätzungsweise 90 Prozent der Fälle von sexueller Belästigung um Männer, die Frauen belästigt haben, bei 9 Prozent um die Belästigung von Personen des gleichen Geschlechts ... und nur bei 1 Prozent um Frauen, die Männer belästigt haben.“

  • Sexuelle Belästigung — Wie man sich schützen kann
    Erwachet! 1996 | 22. Mai
    • Sexuelle Belästigung — Wie man sich schützen kann

      „KEINE Frau sollte täglich versteckte Zweideutigkeiten über sich ergehen lassen müssen, doch eine von unanständigem Verhalten freie, unverdorbene Arbeitsatmosphäre zu erwarten wäre auch nicht vernünftig“, sagte Gretchen Morgenson, Redakteurin bei einer Zeitschrift. Lobenswerterweise haben die Bemühungen von Arbeitgebern und Gerichten, den Arbeitsplatz sicherer zu machen, einige gute Resultate erzielt. Zum Beispiel bemühen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der ganzen Welt angesichts des Risikos eines Gerichtsverfahrens, das Betriebsklima zu verbessern. Viele Firmen haben firmeninterne Vorgehensweisen für die Behandlung von Fällen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz entwickelt. Seminare und Tagungen werden abgehalten, um Arbeitnehmer in korrektem Verhalten am Arbeitsplatz zu schulen.

      Natürlich ist es nur vernünftig, die Firmenpolitik und die örtlichen Gesetze zu kennen und sich danach zu richten (Römer 13:1; Titus 2:9). Christen haben außerdem das Anwenden biblischer Grundsätze als eine Hilfe empfunden. Die inspirierten Richtlinien im Umgang mit Arbeitskollegen zu beachten kann ein großer Schutz davor sein, ein Opfer sexueller Belästigung zu werden — oder ein Belästiger.

      Richtiges Verhalten für Männer

      Befassen wir uns damit, wie Männer Frauen behandeln sollten. Viele Fachleute warnen davor, Personen des anderen Geschlechts zu berühren. Sie weisen darauf hin, daß ein freundlich gemeintes Schulterklopfen leicht mißverstanden werden kann. „Jurys sehen Berührungen als eine schwerwiegende Sache an“, bemerkte der Arbeitsrechtler Frank Harty. Was rät er? „Alles, was über Händeschütteln hinausgeht, sollte vermieden werden.“ Die Bibel enthält zu dieser Angelegenheit keine allgemeingültige Regel, das ist wahr.a Doch angesichts des momentanen rechtlichen Klimas und der heutigen Moralvorstellungen ist Vorsicht angebracht — besonders für diejenigen, die unbewußt dazu neigen, andere während eines Gesprächs zu berühren.

      Es ist zugegebenermaßen nicht immer leicht, diesem Rat zu folgen. Glen zum Beispiel stammt aus einem lateinamerikanischen Kulturkreis. „Wo ich herkomme, umarmt man sich nun mal eher als hier in den Vereinigten Staaten. Meine Angehörigen begrüßen Freunde oft mit einem Kuß, aber hier wurden wir davor gewarnt, das allzuschnell zu tun.“ Biblische Grundsätze erweisen sich in dieser Angelegenheit jedoch als nützlich. Der Apostel Paulus sagte zu Timotheus, einem jungen Mann: „Jüngre Männer behandle wie Brüder, ältre Frauen wie Mütter, jüngre wie Schwestern, jedoch mit aller Sittsamkeit!“ (1. Timotheus 5:1, 2, Albrecht). Würde das willkürliche, eindeutige oder unerwünschte Berührungen nicht ausschließen?

      Der gleiche Grundsatz findet Anwendung auf die Sprache. In der Bibel heißt es passenderweise: „Hurerei und jede Art Unreinheit oder Habgier sollen unter euch nicht einmal erwähnt werden, so wie es sich für Heilige geziemt, auch kein schändliches Benehmen noch törichtes Reden, noch unzüchtige Späße, Dinge, die sich nicht schicken“ (Epheser 5:3, 4). Kathy Chinoy, eine auf Fälle von sexueller Belästigung spezialisierte Anwältin, rät, folgende Frage zu berücksichtigen, bevor man etwas sagt: „Würde ich es gern sehen, wenn jemand mit meiner Mutter, Schwester oder Tochter auf diese Weise redete?“ Eine obszöne, zweideutige Sprache erniedrigt sowohl den, der spricht, als auch seinen Zuhörer.

      Sexueller Belästigung vorbeugen

      Was kann man tun, um nicht ein Opfer sexueller Belästigung zu werden? In diesem Zusammenhang könnte der Rat, den Jesus seinen Jüngern gab, als er sie das erste Mal zum Predigen aussandte, angewendet werden. Jesus sagte: „Siehe! Ich sende euch aus wie Schafe inmitten von Wölfen; darum erweist euch vorsichtig wie Schlangen und doch unschuldig wie Tauben“ (Matthäus 10:16). Auf jeden Fall ist ein Christ nicht hilflos. Die Bibel versichert uns: „Wenn Weisheit in dein Herz einkehrt ..., so ist es Denkvermögen, das stets über dich wachen wird, ja Unterscheidungsvermögen wird dich behüten“ (Sprüche 2:10, 11). Betrachten wir daher einige biblische Grundsätze, die uns dabei helfen, uns selbst zu schützen.

      1. Darauf achten, wie man selbst mit Arbeitskollegen umgeht. Das heißt nicht, daß man kühl oder feindselig sein sollte, denn die Bibel ermahnt uns: „Jagt dem Frieden nach mit allen“ (Hebräer 12:14; Römer 12:18). Aber da die Bibel Christen eindringlich nahelegt, fortzufahren, „in Weisheit gegenüber den Außenstehenden zu wandeln“, ist es vernünftig, ein geschäftsmäßiges Verhalten beizubehalten, vor allem im Umgang mit Personen des anderen Geschlechts (Kolosser 4:5). Elizabeth Powell rät in ihrem Buch Talking Back to Sexual Pressure berufstätigen Frauen dringend, „zu lernen, eine klare Linie zu ziehen zwischen einer freundlichen Haltung, die ihrer Rolle angemessen ist, und der Art von Freundlichkeit, die sexuelle Offenheit vermitteln könnte“.

      2. Bescheidene Kleidung. Unsere Kleidung vermittelt eine Botschaft. In biblischer Zeit konnte man an gewissen Kleidungsstilen erkennen, ob jemand unmoralisch handelte oder sich promiskuitiv verhielt (Sprüche 7:10). Das ist auch heute oft der Fall. Enge, auffallende oder freizügige Kleidung kann die falsche Art Aufmerksamkeit erregen. Zwar mögen einige meinen, sie hätten das Recht zu tragen, was immer sie wollen. Doch Elizabeth Powell schreibt: „Wenn Sie unter Leuten arbeiten würden, die es in Ordnung finden, Geld zu stehlen, würde ich Ihnen davon abraten, Ihr Portemonnaie in der Gesäßtasche zu tragen. Sie müssen sich das krankhafte Verhalten ... der heutigen Gesellschaft vergegenwärtigen und sich davor schützen.“ Der biblische Rat ist daher zeitgemäß. Die Bibel fordert Frauen dazu auf, sich „in wohlgeordnetem Kleid mit Bescheidenheit und gesundem Sinn [zu] schmücken“ (1. Timotheus 2:9). Es ist weniger wahrscheinlich, daß eine Frau, die sich bescheiden kleidet, die Zielscheibe ausfallender Bemerkungen oder eines anstößigen Benehmens wird.

      3. Auf den Umgang achten. Die Bibel berichtet von Dina, einer jungen Frau, die das Opfer einer Vergewaltigung wurde. Offensichtlich zog sie die Aufmerksamkeit ihres Vergewaltigers dadurch auf sich, daß sie regelmäßig „auszugehen [pflegte], um die Töchter des Landes zu sehen“ — Frauen des Landes Kanaan, die für ihr promiskuitives Verhalten bekannt waren (1. Mose 34:1, 2). Heute ist es ähnlich. Wenn eine Frau regelmäßig mit Kollegen plaudert — oder ihnen zuhört —, die dafür bekannt sind, sich über sinnlich erregende Themen zu unterhalten, könnten einige schlußfolgern, sie sei offen für sexuelle Annäherungsversuche.

      Nicht, daß man Arbeitskollegen vor den Kopf stoßen sollte. Doch warum sich nicht einfach entschuldigen und gehen, wenn eine Unterhaltung schlüpfrig wird? Interessanterweise haben viele Zeugen Jehovas festgestellt, daß es vor Belästigung schützt, wenn man für seine hohen sittlichen Maßstäbe bekannt ist (1. Petrus 2:12).

      4. Brenzlige Situationen meiden. Die Bibel berichtet, wie Amnon, ein junger Mann, es einrichtete, mit Tamar, einer jungen Frau, allein zu sein, um sie zu vergewaltigen (2. Samuel 13:1-14). Heute verhalten sich Belästiger mitunter ähnlich — sie laden eine Untergebene auf einen Drink ein oder bitten sie, länger zu arbeiten, ohne daß es dafür einen ersichtlichen Grund gibt. Vorsicht! In der Bibel heißt es: „Klug ist der, der das Unglück gesehen hat und sich dann verbirgt“ (Sprüche 22:3).

      Wenn eine Frau sexuell belästigt wird

      Natürlich werden manche Männer selbst dann unpassende Annäherungsversuche machen, wenn eine Frau sich absolut korrekt verhält. Wie sollte sie dann reagieren? Einige empfehlen, darüber einfach hinwegzugehen. „Sex im Büro macht das Leben erst interessant!“ sagte eine Frau. Wahre Christen betrachten solch unangebrachtes Interesse jedoch ganz und gar nicht als schmeichelhaft oder als lustig, sie fühlen sich vielmehr davon abgestoßen. Sie ‘verabscheuen das Böse’ und wissen, daß hinter diesen Avancen gewöhnlich die Absicht steckt, jemanden zu sexueller Unmoral zu verleiten (Römer 12:9; vergleiche 2. Timotheus 3:6). Auf jeden Fall stellt ein ordinäres Verhalten einen Angriff auf ihre christliche Würde dar. (Vergleiche 1. Thessalonicher 4:7, 8.) Wie kann eine Frau mit solchen Situationen fertig werden?

      1. Klar Stellung beziehen. Die Bibel berichtet darüber, wie Joseph, ein gottesfürchtiger Mann, auf ein unmoralisches Angebot reagierte. Es heißt: „Nach diesen Dingen nun geschah es, daß die Frau seines Herrn ihre Augen zu Joseph zu erheben und zu sagen begann: ‚Leg dich zu mir.‘“ Ignorierte Joseph einfach ihr Angebot in der Hoffnung, das Problem würde sich schon von selbst lösen? Im Gegenteil! Gemäß dem biblischen Bericht lehnte er den Annäherungsversuch rundweg ab und sagte: „Wie ... könnte ich diese große Schlechtigkeit begehen und in Wirklichkeit gegen Gott sündigen?“ (1. Mose 39:7-9).

      Josephs Reaktion ist sowohl für Frauen als auch für Männer ein gutes Beispiel. Anzügliche Bemerkungen oder aggressives Verhalten zu ignorieren — oder noch schlimmer, sich dadurch einschüchtern zu lassen — löst das Problem selten; womöglich bringt Angst oder mangelndes Selbstvertrauen es sogar zum Eskalieren. Martha Langelan, Beraterin für vorbeugende Maßnahmen gegen Vergewaltigung, weist warnend darauf hin, daß Vergewaltiger häufig durch sexuelle Belästigung „herauszufinden suchen, wie wahrscheinlich es ist, daß sich eine Frau bei einer Vergewaltigung zur Wehr setzt; reagiert sie auf sexuelle Belästigungen passiv und ängstlich, nehmen sie an, daß sie auch bei einem sexuellen Übergriff passiv und verängstigt sein wird.“ Daher ist es dringend erforderlich, daß eine Frau bei dem ersten Anzeichen einer sexuellen Belästigung klar Stellung bezieht. Eine Autorin macht darauf aufmerksam; daß „ein sofortiges und entschiedenes Nein häufig ausreicht, damit der Belästiger seine Anstößigkeiten unterläßt“.

      2. Euer Nein bedeute nein. Das sagte Jesus in der Bergpredigt (Matthäus 5:37). Da Belästiger oftmals ziemlich hartnäckig sind, ist diese Äußerung Jesu passend. Wie energisch sollte eine Frau auftreten? Das hängt von den Umständen und der Reaktion des Belästigers ab. Sie sollte so bestimmt auftreten, daß der Belästiger genau weiß, woran er bei ihr ist. Manchmal reicht eine einfache, offene, in ruhigem Ton gemachte Erklärung aus. Es sollte Augenkontakt hergestellt werden. Experten geben folgende Ratschläge: a) seine Gefühle zum Ausdruck bringen („Ich mag es ganz und gar nicht, wenn Sie ...“); b) anzügliches Verhalten beim Namen nennen („... wenn Sie eine derbe, vulgäre Sprache führen ...“); c) unmißverständlich sagen, was man von dem Belästiger erwartet („Ich möchte, daß Sie nicht mehr auf diese Weise mit mir reden!“).

      „Aber auf keinen Fall darf man bei einer Auseinandersetzung die Grenze zu aggressivem Verhalten überschreiten. Vergeltungsaggressionen (Beschimpfungen, Drohungen, verbaler Mißbrauch, den Belästiger mit der Faust schlagen oder ihn anspucken) bewirken das Gegenteil des Gewünschten. Verbale Gewalt ist gefährlich, und es gibt keinen Grund, physische Gewalt anzuwenden, es sei denn, die Frau wird tatsächlich körperlich angegriffen und muß sich verteidigen“, rät Martha Langelan. Ihr praktischer Rat ist im Einklang mit dem, was die Bibel in Römer 12:17 sagt: „Vergeltet niemandem Böses mit Bösem.“

      Was aber, wenn die Belästigung trotz der besten Maßnahmen nicht aufhört? Einige Firmen haben festgelegt, wie im Fall von sexueller Belästigung vorzugehen ist. Oft läßt der Belästiger schon dann von einer Frau ab, wenn ihm mit einem firmeninternen Beschwerdeverfahren gedroht wird. Manchmal aber auch nicht. Leider ist es sowohl für Frauen als auch für Männer nicht immer leicht, einen verständnisvollen Vorgesetzten zu finden. Glen, der sagt, er sei von einer Kollegin belästigt worden, versuchte es mit einer Beschwerde. Rückblickend sagt er: „Als ich dem Chef davon erzählte, erhielt ich keinerlei Hilfe. Er fand die Sache sogar unheimlich lustig. Ich mußte mich eben vor der Frau in acht nehmen und ihr aus dem Weg gehen.“

      Einige haben versucht, rechtliche Schritte einzuleiten. Die harten Gerichtsurteile, von denen die Medien berichten, sind jedoch keineswegs die Regel. Das Buch Talking Back to Sexual Pressure gibt außerdem folgendes zu bedenken: „Rechtlich gegen sexuelle Belästigung vorzugehen ist eine langwierige Angelegenheit und kostet enorme nervliche Kraft; psychischer Streß und körperliche Erschöpfung sind die Folgen.“ Aus gutem Grund mahnt die Bibel daher zur Vorsicht: „Geh nicht hinaus, um übereilt einen Rechtsfall zu führen“ (Sprüche 25:8). Einige, die sich überlegt haben, welche emotionellen und geistigen Belastungen es mit sich bringen mag, rechtliche Schritte einzuleiten, haben sich lieber eine andere Arbeitsstelle gesucht.

      Das Ende von sexueller Belästigung

      Sexuelle Belästigung ist nichts Neues. Sie ist überall anzutreffen, genau wie unvollkommene Menschen mit einem intriganten, habgierigen Herzen. Vorschriften und Gerichtsfälle werden die menschliche Gesellschaft niemals davon befreien können. Dazu bedarf es eines fundamentalen Sinneswandels der Menschen.

      Heute bewirken Gottes Wort und sein Geist Änderungen bei Menschen auf der ganzen Erde. Es ist, als würden Wölfe und Löwen lernen, sich wie Lämmer oder Kälber zu verhalten, so wie es von dem Propheten Jesaja vorausgesagt wurde (Jesaja 11:6-9). Jedes Jahr helfen Jehovas Zeugen durch ein Bibelstudium Tausenden früherer „Wölfe“, tiefgreifende, dauerhafte Persönlichkeitsänderungen vorzunehmen. Diese Menschen folgen dem Gebot der Bibel, ‘die alte Persönlichkeit abzulegen, die ihrem früheren Wandel entspricht’, und sie durch die „neue Persönlichkeit“ zu ersetzen, „die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist“ (Epheser 4:22-24).

      Eines Tages wird die ganze Erde von Frauen und Männern bewohnt sein, die sich an die biblischen Maßstäbe halten. Gottesfürchtige Menschen sehnen diesen Tag herbei; dann wird allen Arten von Mißhandlungen ein Ende gemacht sein. Bis dahin versuchen sie, mit den häßlichen Realitäten des Lebens fertig zu werden.

      [Fußnote]

      a Die in 1. Korinther 7:1 erwähnte Warnung des Paulus, „keine Frau zu berühren“, bezieht sich offensichtlich auf geschlechtliche Berührungen, nicht auf flüchtige Berührungen. (Vergleiche Sprüche 6:29.) Der Kontext zeigt, daß Paulus zur Ehelosigkeit ermuntert und davor warnt, sich auf sexuelle Unmoral einzulassen. (Siehe „Fragen von Lesern“ im Wachtturm vom 1. April 1973.)

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