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  • Im Tschad „als eine Herde feststehen“
  • Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1990
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  • In N’Djamena
  • Unterwegs nach Pala
  • Die eifrige Gruppe in Kélo
  • Koumra, Doba und Bongor
  • Weit entfernt, aber trotzdem vereint
Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1990
w90 15. 10. S. 22-25

Im Tschad „als e i n e Herde feststehen“

Jehovas Zeugen im Tschad schätzen genauso wie ihre Glaubensbrüder in der ganzen Welt die jährlichen Kongresse, die zu ihrer geistigen Erbauung durchgeführt werden. Es folgt der Bericht über die Reise zu einer Serie von Tagessonderkongressen, die im Süden dieses zentralafrikanischen Binnenstaats durchgeführt wurden.

Wegen der großen Entfernungen und der schlechten Verkehrsverbindungen werden die Kongresse im Tschad, deren Zeitpunkt zudem vom Wetter abhängig ist, gewöhnlich in kleineren Gruppen abgehalten. In der Regenzeit — von Juni bis September — ist das Reisen schwierig, mancherorts sogar unmöglich. Die Tagessonderkongresse finden daher erst nach den starken Regenfällen statt. Die Feiertage am Ende des Jahres sind für die größeren Bezirkskongresse günstig. Und bevor im Juni wieder der Regen einsetzt, werden die zweitägigen Kreiskongresse durchgeführt.

ES WAR ein heißer, stickiger Sonntagnachmittag. Der Königreichssaal von N’Djamena, der Hauptstadt des Tschads, war mit 184 Personen gedrängt voll. Trotz der Hitze schenkten alle dem Hauptvortrag mit dem Thema „In einem Geist feststehen“ ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Groß war am Morgen die Freude gewesen, als drei Personen ihre Hingabe an Jehova durch die Wassertaufe symbolisierten. Dies war der erste von sechs Tagessonderkongressen, auf denen ich zusammen mit einem einheimischen Kreisaufseher dienen durfte.

Das Motto der Serie, „Als e i n e Herde feststehen“, wurde von den 267 Zeugen im Tschad besonders geschätzt. Sie leben von ihren Mitchristen in anderen Ländern weit entfernt. Dieselbe geistige Speise wie ihre Glaubensbrüder zu erhalten und zu wissen, daß für sie auf dieselbe Weise gesorgt wird, ist für sie jedoch eine Ermunterung, weiterhin in Einheit mit der weltweiten Bruderschaft tätig zu sein. Der praktische Rat des Tagessonderkongreßprogramms bestärkte sie auch in dem Entschluß, dem heimtückischen Einfluß der Welt Satans sowie dem Druck durch Verfolgung und Gegnerschaft standzuhalten.

In N’Djamena

In N’Djamena wurde 1964 die erste Versammlung der Zeugen Jehovas im Tschad gegründet. Gegenwärtig sind mit ihr über 90 Verkündiger der guten Botschaft vom Königreich verbunden. Es war eine Freude, bei einem Blick in die Zuhörerschaft viele zu sehen, die seit Beginn des Werkes im Tschad treu dienen. Einer von ihnen hatte drei Frauen, als er zum erstenmal etwas von der biblischen Wahrheit hörte. Er erkannte bald die Notwendigkeit, sein Leben mit biblischen Maßstäben in Einklang zu bringen. Daher ließ er die Ehe mit seiner ersten Frau registrieren und trennte sich von den anderen Frauen, für deren Versorgung er natürlich Vorkehrungen traf. Er wurde 1973 getauft und ist seitdem eifrig tätig.

Einer der am Programm beteiligten Ältesten mußte eine schwere Glaubensprüfung durchmachen. 1975 erzwang die damalige Regierung die Teilnahme an einer Form des Totenkults; wenn sich jemand weigerte, konnte er hingerichtet werden. Da der Bruder standhaft blieb und keine Kompromisse in bezug auf seinen Glauben machen wollte, begannen die Behörden, nach ihm zu fahnden. Nur ein Regierungswechsel rettete ihm das Leben.

Unterwegs nach Pala

Nach Abschluß des Kongresses in N’Djamena machten wir uns auf die Reise in den Süden, um auf den übrigen fünf Kongressen zu dienen. Wir waren diese Strecke schon oft gefahren, allerdings nur in der Trockenzeit. Jetzt, Ende September, am Abschluß der Regenzeit, war alles üppig grün. Es war eine schöne Zeit zum Reisen. Ein Hirsefeld nach dem anderen zog an uns vorüber. Die Rispen auf den hohen Stengeln waren schon fast reif. Bald würden sie geerntet, getrocknet und in die kegelförmigen Getreidespeicher eingelagert werden, die überall auf dem Land zu sehen sind. Hirse ist das Hauptnahrungsmittel der meisten Tschader. Sie wird in großen hölzernen Mörsern zerstoßen, deren Keule oft größer ist als die Person, die sie benutzt. Das Mehl wird dann mit heißem Wasser vermengt und zu einer Kugel geformt, die mit einer Soße aus Okra oder Erdnüssen gegessen wird.

Je weiter wir nach Süden kamen, desto mehr Baumwollfelder waren zu sehen. Da dieser Teil des Landes völlig eben ist, schienen die blühenden Felder bis an den Horizont zu reichen. Nicht mehr lange, und ganze Familien würden auf den Feldern die Baumwolle mit der Hand pflücken. Baumwolle ist im Tschad das meistangebaute für den Verkauf bestimmte Produkt. 1988 wurden 133 000 Tonnen geerntet. Am späten Nachmittag fuhren wir am Lérésee vorbei. Die hügelige Landschaft dort ist wirklich malerisch, besonders in dieser Jahreszeit. Wir kamen genau zur rechten Zeit an, um frisch gefangenen Karpfen zu kaufen, der direkt neben der Straße gebraten wurde. Es war ein Mahl, das jeder Gastgeber voller Stolz auf den Tisch gebracht hätte.

Reist man in dieser Zeit des Jahres, muß man jedoch damit rechnen, daß bei Regen Straßensperren errichtet werden, um die Fahrzeuge an der Weiterfahrt zu hindern. Warum? Damit die Straßen geschont werden. Daher sank unser Mut, als sich der Himmel vor uns plötzlich tiefschwarz färbte. Wir wären nicht gerade davon begeistert gewesen, im Regen am Straßenrand kampieren zu müssen. Wesentlich unangenehmer wäre allerdings gewesen, wenn wir zu spät zum nächsten Tagessonderkongreß gekommen wären. Glücklicherweise blieb die Straße größtenteils von diesem schweren Spätregen verschont. Wir mußten zwar an mehreren Straßensperren einige Zeit warten, trafen aber spätabends sicher und wohlbehalten in Pala ein, einer Stadt mit etwa 32 000 Einwohnern. Welch eine Augenweide wartete dort auf uns! Nach dem Regen boten die Milchstraße und die übrigen Sterne am mondlosen Himmel einen so wunderbaren Anblick, wie ihn kaum ein Stadtbewohner kennt. Das erinnerte uns an den Grund, warum wir feststehen — um den großen Schöpfer des herrlichen Universums zu ehren.

In Pala kamen zwei kleine Versammlungen und eine Verkündigergruppe zusammen. Drei junge Brüder mußten zum Kongreß über 100 km zu Fuß gehen. Da die Kongresse im Süden klein sind und es nur wenig Älteste gibt, wurden dort Teile des Programms, die beim Kongreß in N’Djamena aufgenommen worden waren, abgespielt. Auf diese Weise wird auch bei nur wenigen Anwesenden ein Programm von hoher Qualität gewährleistet. Wir freuten uns, daß wir einen Taufbewerber hatten.

Die eifrige Gruppe in Kélo

Die anschließende Fahrt nach Kélo war nicht so weit. Zum Programm am Sonntag fanden sich 194 Personen ein. Viele Familien mit kleinen Kindern waren über 30 km zu Fuß gegangen, um anwesend zu sein. Zwei Personen, die sich Gott hingegeben hatten, wurden getauft. Während der Trockenzeit gestaltet sich die Taufe oft schwierig, wenn der Kongreß nicht in der Nähe eines Flusses abgehalten wird; manchmal mußten daher einige schon in einem Faß getauft werden. Jetzt, am Ende der Regenzeit, war es einfacher. Trotzdem fuhren wir über 20 km, bis wir einen geeigneten Ort fanden.

Eine Taufbewerberin war ein junges Mädchen, dessen Glaube schwer geprüft worden war. Ihre Angehörigen hatten sie einem Mann zur Ehe versprochen, der keinerlei Interesse an einem Bibelstudium hatte. Außerdem wollte er lieber gemäß den Stammesbräuchen zusammenleben, als standesamtlich zu heiraten. Da er bereit war, einen hohen Brautpreis zu bezahlen, übten die Angehörigen großen Druck auf das Mädchen aus. Sie mußte sogar vorübergehend fortziehen, um der unbiblischen Verbindung zu entgehen, die die Familie wünschte. In allem blieb sie unerschütterlich treu, und sie machte gute Fortschritte. Seit ihrer Taufe leistet ihr die Familie keinen Widerstand mehr. Wir danken Jehova für solch treue Personen in unserer Mitte!

Die Brüder haben auch noch weitere Gründe, Jehova dankbar zu sein. Der Tschad litt unter einem erbitterten Bürgerkrieg und 1984 auch noch unter einer schweren Hungersnot. Ein einheimischer Ältester berichtete, daß er sich während dieser Hungersnot einmal im Königreichssaal umblickte und sich fragte, ob in einigen Monaten von den Anwesenden wohl noch jemand am Leben wäre. Doch Jehovas Organisation sorgte für Hilfe in Form von Nahrungsmitteln und linderte so die Not der Brüder. Daß sie Wertschätzung dafür hatten, zeigt sich nun in ihrem eifrigen Dienst. In Kélo herrscht ein echter Pioniergeist. Im Oktober 1989 regelte ein Drittel der Verkündiger ihre Angelegenheiten so, daß sie im Vollzeitdienst stehen konnten.

Ihre Erfahrung in Verbindung mit der Hungersnot lehrte sie, selbst ebenfalls großzügig zu sein. Im letzten Jahr wurde ein Ältester aus der Versammlung plötzlich krank und starb. Er hinterließ eine Familie mit neun Kindern, das jüngste war erst wenige Monate alt. Seine Frau wurde von den Angehörigen unter Druck gesetzt, sich an Trauerriten zu beteiligen, die mit der Ahnenverehrung zu tun hatten. Die Brüder leisteten ihr die nötige Hilfe, so daß sie dem heftigen Druck standhalten konnte. Dann arbeitete die Versammlung zusammen, um für sie und ihre jüngeren Kinder ein Haus zu errichten, und unterstützte sie auch materiell in verschiedener anderer Hinsicht. Dadurch wurde in der Stadt ein hervorragendes Zeugnis gegeben, weil die ausgezeichneten Ergebnisse tätigen Christentums sichtbar wurden (Apostelgeschichte 20:35).

Koumra, Doba und Bongor

Unser nächstes Ziel war Koumra. Schotterstraßen erleichterten die 300 km lange Reise. Unterwegs kamen wir durch die Stadt Moundou, ein Industriezentrum mit über 100 000 Einwohnern. In Koumra waren 71 Personen anwesend. Ein junger Bruder, der nie eine Schule besucht hatte, stand auf der Bühne. Er berichtete, welche Hilfe ihm der Unterricht im Lesen und Schreiben war, der im Königreichssaal erteilt wurde, und inwiefern er dadurch das nötige Selbstvertrauen erlangte. Er führt heute mit 4 Personen Bibelstudien durch.

Nach dem Tagessonderkongreß in Koumra ging es wieder zurück in Richtung N’Djamena. Unseren nächsten Zwischenhalt machten wir in Doba, wo der fünfte Kongreß dieser Serie abgehalten wurde. Einige der Anwesenden waren von einem verspäteten Regen überrascht worden und hatten die Nacht am Straßenrand zubringen müssen. Trotzdem trafen alle rechtzeitig zum Programmbeginn in Doba ein. 51 waren zugegen, und eine Person ließ sich taufen.

Unsere letzte Station war Bongor. Die Stadt liegt in einer Gegend, wo Reis angebaut wird, und wir waren erstaunt, wie flach es dort ist. Mit der Zuhörerschaft in Bongor wohnten im Tschad insgesamt 630 Personen dem Programm bei. Und da es auf dem letzten Kongreß zwei weitere Neugetaufte gab, betrug deren Gesamtzahl 9.

Mit der Rückkehr nach N’Djamena ging unsere fast 2 000 km lange Reise zu Ende. Es war eine Freude, mit Dienern Gottes Gemeinschaft zu pflegen, die viele Jahre ausgeharrt haben, und außerdem viele Neue kennenzulernen, die wunderbare Fortschritte machen. Ihr Eifer für den Predigtdienst war besonders ermunternd. Im Oktober 1989 gab es im Tschad eine neue Höchstzahl von 267 Verkündigern, eine 20prozentige Zunahme gegenüber dem Vorjahr.

Weit entfernt, aber trotzdem vereint

Die Reise durch das Land machte uns bewußt, welch gewaltige Aufgabe es ist, die gute Botschaft in einem Land zu verbreiten, in dem mehr als 200 Sprachen gesprochen werden. Französisch und Arabisch sind zwar die offiziellen Sprachen im Tschad, aber auf den Tagessonderkongressen mußte das Programm vom Französischen in verschiedene andere Sprachen übersetzt werden. Doch da viele, die zu den Kongressen kamen, nicht einmal die Sprache der betreffenden Region beherrschten, war es trotzdem nicht einfach, ihnen zu helfen, das Programm zu verstehen.

An allen Orten, die wir besuchten, genossen wir die Gastfreundschaft unserer Brüder und Schwestern. Die Mahlzeit bestand gewöhnlich aus einer Hirse- oder Reismehlkugel und der bereits erwähnten würzigen Soße. Manchmal brachte ein junges Mädchen die Speisen auf einem mit einem bunten Tuch bedeckten Tablett. Sie balancierte das Tablett graziös auf ihrem Kopf, und ihre Anmut war wirklich bewundernswert.

Die Bevölkerung im Nordtschad ist weitgehend muslimisch; die Menschen im Süden sind hauptsächlich Katholiken, Protestanten oder Animisten. Die Regierung garantiert Religionsfreiheit, und wir sind sehr glücklich darüber, daß wir uns frei versammeln können.

Das Programm der Tagessonderkongresse ließ die kleine Gruppe von Zeugen im Tschad erkennen, daß sie mit ihren Brüdern in anderen Teilen der Welt wirklich als e i n e Herde vereint ist, auch wenn sie geographisch weit von ihnen entfernt sein mag. Es befähigte die Brüder, trotz des Drucks und der Gegnerschaft, die sie erdulden, ‘in e i n e m Geist festzustehen’ (Philipper 1:27).

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