-
Gibt es ein Geheimnis des Familienglücks?Das Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL EINS
Gibt es ein Geheimnis des Familienglücks?
1. Warum sind gefestigte Familien für die menschliche Gesellschaft wichtig?
DIE älteste Institution auf der Erde ist die Familie, und sie spielt eine wichtige Rolle in der menschlichen Gesellschaft. Von jeher haben gefestigte Familien zu einer Festigung der Gesellschaft beigetragen. Die Familie ist die beste Einrichtung, Kinder zu reifen Erwachsenen zu erziehen.
2—5. (a) Beschreibe die Sicherheit, die ein Kind in einer glücklichen Familie empfindet. (b) Über welche Probleme einiger Familien wird berichtet?
2 Eine glückliche Familie ist ein sicherer Hafen. Stellen wir uns für einen Augenblick einmal eine ideale Familie vor. Die fürsorglichen Eltern sitzen mit ihren Kindern beim Abendessen zusammen und reden über das, was tagsüber alles geschehen ist. Aufgeregt berichten die Kinder dem Vater und der Mutter über die Ereignisse in der Schule. Die gemeinsame Entspannung verleiht allen neue Kraft für den nächsten Tag in der Welt draußen.
3 In einer glücklichen Familie weiß ein Kind, daß sein Vater und seine Mutter für ihr Kind dasein werden und daß sie gegebenenfalls abwechselnd nachts an seinem Bett sitzen, wenn es krank wird. Das Kind weiß, daß es sich mit seinen Problemen, die in jungen Jahren auftreten, an die Mutter oder an den Vater wenden kann, um Rat und Beistand zu erhalten. Ja, das Kind fühlt sich sicher, was immer in der Welt draußen vor sich gehen mag.
4 Wenn die Kinder erwachsen geworden sind, heiraten sie gewöhnlich und haben selbst Kinder. „Jemand begreift, was er seinen Eltern schuldet, wenn er selbst ein Kind hat“, lautet ein orientalisches Sprichwort. Aus tiefer Dankbarkeit und Liebe versuchen die erwachsenen Kinder, ihre eigenen Kinder glücklich zu machen, und sie kümmern sich auch um ihre nun älter werdenden Eltern, die sich ihrerseits freuen, wenn die Enkel bei ihnen sind.
5 Vielleicht kommt einem an dieser Stelle der Gedanke: „Ich liebe ja meine Familie, aber bei uns ist es nicht so wie eben beschrieben. Wir, mein Ehepartner und ich, sind beide berufstätig, und wegen der unterschiedlichen Arbeitszeiten sehen wir uns kaum. Wenn wir miteinander reden, dann meistens über Geldsorgen.“ Oder man sagt vielleicht: „Meine Kinder und Enkel wohnen in einer anderen Stadt, und ich bekomme sie nie zu sehen.“ Ja, wegen Umständen, an denen die Betreffenden oft nichts ändern können, ist ihr Familienleben größtenteils alles andere als ideal. Dennoch führen einige ein glückliches Familienleben. Wie gelingt ihnen das? Gibt es ein Geheimnis des Familienglücks? Die Antwort lautet: „Ja.“ Bevor wir jedoch darauf eingehen, worum es sich dabei handelt, gilt es, eine andere wichtige Frage zu beantworten.
WAS IST EINE FAMILIE?
6. Welche Formen von Familien werden in diesem Buch behandelt?
6 In den Ländern der westlichen Welt besteht eine Familie gewöhnlich aus dem Vater, der Mutter und den Kindern. Die Großeltern leben, solange es geht, in ihrer eigenen Wohnung. Mit entfernteren Verwandten wird zwar die Verbindung aufrechterhalten, aber man hat ihnen gegenüber nur begrenzte Verpflichtungen. Das ist im Grunde die Familie, von der in diesem Buch die Rede ist. In den letzten Jahren sind allerdings andere Formen von Familien zunehmend üblicher geworden — die Einelternfamilie, die Stief- oder Zweitfamilie und die Familie, in der die Eltern aus dem einen oder anderen Grund nicht zusammenleben.
7. Was ist eine Großfamilie?
7 In manchen Kulturen ist die Großfamilie allgemein üblich. Darin werden, falls möglich, die Großeltern regelmäßig von ihren Kindern betreut, und die engen Bande sowie die Pflichten erstrecken sich auch auf entfernte Verwandte. So kann es zum Beispiel sein, daß Familienmitglieder helfen, ihre Nichten, Neffen oder ihre noch entfernteren Verwandten zu unterstützen, großzuziehen und sogar die Ausbildung zu finanzieren. Die Grundsätze, die in dem vorliegenden Buch behandelt werden, gelten auch für Großfamilien.
DIE FAMILIE UNTER BELASTUNGEN
8, 9. Welche Probleme, die es in einigen Ländern gibt, zeigen, daß sich in der Familie ein Wandel vollzieht?
8 Heute vollzieht sich in der Familie ein Wandel — bedauerlicherweise nicht zum Guten. Ein Beispiel dafür ist in Indien zu beobachten, wo die Ehefrau bei der Familie ihres Mannes lebt und im Haushalt unter der Leitung der Schwiegereltern arbeitet. Heute ist es aber nicht ungewöhnlich, wenn sich Ehefrauen in Indien außerhalb des Hauses eine Beschäftigung suchen. Offenbar erwartet man dennoch von ihnen, daß sie ihre traditionellen Aufgaben im Haushalt übernehmen. In vielen Ländern erhebt sich die Frage, wieviel Hausarbeit von einer Frau, verglichen mit anderen Familienmitgliedern, erwartet werden sollte, wenn sie außerhalb des Hauses einer Beschäftigung nachgeht.
9 In asiatischen Kulturkreisen sind die Familienbande bei Großfamilien traditionell fest geknüpft. Doch der Einfluß des westlichen Individualismus und wirtschaftliche Belastungen schwächen die traditionelle Großfamilie immer mehr. Für viele ist die Betreuung betagter Familienmitglieder eher eine Last als eine Pflicht oder eine besondere Ehre. Manche betagte Eltern werden sogar mißhandelt. Mißhandlung und Vernachlässigung von Betagten sind heute in vielen Ländern zu finden.
10, 11. Welche Tatsachen zeigen, daß die Familie in europäischen Ländern einem Wandel unterworfen ist?
10 Ehescheidungen werden immer mehr zu etwas Alltäglichem. In Spanien erhöhte sich zu Beginn des letzten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts die Scheidungsrate auf 1 von 8 Ehen — ein sprunghafter Anstieg, verglichen mit 1 von 100 Ehen vor nur 25 Jahren. Großbritannien, das Land mit der, wie es heißt, höchsten Scheidungsrate Europas (4 von 10 Ehen scheitern voraussichtlich), hat einen plötzlichen Anstieg der Zahl der Einelternfamilien erlebt.
11 In Deutschland scheint vielen an der herkömmlichen Form der Familie kaum noch etwas zu liegen. In den 90er Jahren bestanden 35 Prozent aller deutschen Haushalte aus einer ledigen Person und 31 Prozent aus nur zwei Personen. Auch in Frankreich heiraten nicht mehr so viele wie zuvor, und diejenigen, die heiraten, lassen sich öfter und eher scheiden als früher. Paare ziehen es immer häufiger vor zusammenzuleben, ohne die Pflichten, die mit einer Ehe einhergehen, zu übernehmen. Vergleichbare Entwicklungen sind weltweit zu beobachten.
12. Welches Leid bringen die Veränderungen in der heutigen Familie für die Kinder mit sich?
12 Wie verhält es sich mit den Kindern? In den Vereinigten Staaten und in vielen anderen Ländern steigt die Zahl der unehelich geborenen Kinder, manche von Müttern im frühen Teenageralter. Nicht selten haben jugendliche Mädchen mehrere Kinder, von denen jedes einen anderen Vater hat. Berichte aus aller Welt zeigen, daß Millionen obdachlose Kinder auf den Straßen umherziehen; viele von ihnen sind vor der Mißhandlung im Elternhaus geflohen, oder sie sind von ihrer Familie verstoßen worden, die nicht mehr für sie sorgen kann.
13. Welche weitverbreiteten Probleme berauben Familien des Glücks?
13 Ja, die Familie befindet sich in einer Krise. Außer den bereits erwähnten Schwierigkeiten berauben andere Probleme viele Familien des Glücks: Auflehnung von Teenagern, Kindesmißbrauch, Gewalt gegen den Ehepartner, Alkoholismus und andere verheerende Mißstände. Für eine große Zahl von Kindern und Erwachsenen ist die Familie weit davon entfernt, ein sicherer Hafen zu sein.
14. (a) Was sind, wie manche sagen, die Ursachen der Familienkrise? (b) Wie beschrieb ein Rechtsgelehrter des ersten Jahrhunderts die Welt von heute, und welchen Einfluß hat die Erfüllung seiner Worte auf das Familienleben gehabt?
14 Warum steckt die Familie in der Krise? Manche geben dem Eintritt der Frauen in die Arbeitswelt die Schuld an der gegenwärtigen Familienkrise. Andere verweisen auf den Sittenverfall. Es werden aber noch weitere Gründe angeführt. Vor fast zweitausend Jahren sagte ein bekannter Rechtsgelehrter voraus, daß auf die Familie viele Belastungen zukommen würden, als er schrieb: „In den letzten Tagen [werden] kritische Zeiten dasein ..., mit denen man schwer fertig wird. Denn die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, anmaßend, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, nicht loyal, ohne natürliche Zuneigung, für keine Übereinkunft zugänglich, Verleumder, ohne Selbstbeherrschung, brutal, ohne Liebe zum Guten, Verräter, unbesonnen, aufgeblasen vor Stolz, die Vergnügungen mehr lieben als Gott“ (2. Timotheus 3:1-4). Wer wollte daran zweifeln, daß sich diese Worte heute erfüllen? Ist es etwa verwunderlich, daß sich in einer Welt, in der solche Zustände herrschen, viele Familien in einer Krise befinden?
DAS GEHEIMNIS DES FAMILIENGLÜCKS
15—17. Auf welche Quelle wird in diesem Buch hingewiesen, die das Geheimnis des Familienglücks enthält?
15 Rat darüber, wie das Glück in der Familie erlangt werden kann, wird von allen Seiten angeboten. Im Westen wird fortlaufend Rat in Handbüchern und Zeitschriften gegeben. Das Problem ist, daß sich die Ratgeber widersprechen, und heute übliche Empfehlungen können schon morgen als undurchführbar gelten.
16 Wohin können wir uns dann wenden, um zuverlässigen Rat in bezug auf die Familie zu erhalten? Würden wir in einem Buch nachschlagen, dessen Niederschrift vor etwa 1 900 Jahren beendet wurde? Oder würden wir ein solches Buch zwangsläufig für hoffnungslos veraltet halten? Die Wahrheit ist, daß das wahre Geheimnis des Familienglücks gerade in solch einer Quelle zu finden ist.
17 Diese Quelle ist die Bibel. Alle Beweise deuten darauf hin, daß sie unter göttlicher Inspiration geschrieben wurde. In der Bibel finden wir die folgende Aussage: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren, zum Zurechtweisen, zum Richtigstellen der Dinge, zur Erziehung in der Gerechtigkeit“ (2. Timotheus 3:16). Das vorliegende Buch ermuntert dazu, sich mit der Frage zu befassen, wie die Bibel einem helfen kann, ‘Dinge richtigzustellen’, wenn es um Belastungen und Probleme geht, denen sich Familien heute gegenübersehen.
18. Warum ist es vernünftig, bei der Beratung in Eheangelegenheiten die Bibel als Autorität zu akzeptieren?
18 Wer dazu neigt, es für unmöglich zu halten, daß die Bibel zu einer glücklichen Familie beitragen kann, sollte folgendes in Betracht ziehen: Derjenige, unter dessen Inspiration die Bibel geschrieben wurde, ist der Urheber der Ehe (1. Mose 2:18-25). Die Bibel sagt, daß sein Name Jehova ist (Psalm 83:18). Er ist der Schöpfer und der „Vater, dem jede Familie im Himmel und auf Erden ihren Namen verdankt“ (Epheser 3:14, 15). Jehova hat das Familienleben seit Beginn der Menschheit beobachtet. Er kennt die Probleme, die sich einstellen können, und hat zu ihrer Lösung Rat gegeben. Zu allen Zeiten der Geschichte haben diejenigen, die in ihrem Familienleben biblische Grundsätze gewissenhaft anwandten, größeres Glück gefunden.
19—21. Welche neuzeitlichen Erfahrungen beweisen die Macht der Bibel, Eheprobleme zu lösen?
19 In Indonesien zum Beispiel war eine Frau dem Glücksspiel verfallen. Jahrelang vernachlässigte sie ihre drei Kinder und stritt sich ständig mit ihrem Mann. Dann begann sie die Bibel zu studieren. Im Laufe der Zeit glaubte sie, was in der Bibel stand. Als sie den darin enthaltenen Rat beachtete, wurde sie eine bessere Ehefrau. Ihre auf biblische Grundsätze gestützten Bemühungen führten zum Glück für die gesamte Familie.
20 Eine Hausfrau in Spanien sagte: „Wir waren erst ein Jahr verheiratet, als sich bei uns ernste Schwierigkeiten einstellten.“ Sie und ihr Mann hatten wenig gemeinsam, und sie sprachen auch kaum miteinander, außer wenn sie sich stritten. Obwohl sie ein kleines Töchterchen hatten, beschlossen sie, eine gesetzliche Trennung zu erwirken. Bevor es dazu kam, wurden sie jedoch ermuntert, einen Blick in die Bibel zu werfen. Sie befaßten sich mit ihrem Rat für verheiratete Männer und Frauen und begannen, ihn zu befolgen. Bald darauf konnten sie friedlich miteinander reden, und ihre kleine Familie war glücklich und vereint.
21 Auch älteren Menschen ist die Bibel eine Hilfe. Betrachten wir zum Beispiel das, was ein Ehepaar in Japan erlebte. Der Mann war aufbrausend und manchmal gewalttätig. Zunächst begannen die Töchter des Ehepaares die Bibel zu studieren, obwohl die Eltern dagegen waren. Dann schloß sich der Ehemann seinen Töchtern an, doch die Frau blieb weiterhin ablehnend. Mit den Jahren fielen ihr jedoch die guten Auswirkungen auf, die die biblischen Grundsätze auf ihre Familie hatten. Ihre Töchter kümmerten sich gut um sie, und ihr Mann wurde viel sanfter. Solche Veränderungen bewogen die Frau dazu, selbst die Bibel zu prüfen, und das wirkte sich auch auf sie gut aus. Die ältere Frau sagte wiederholt: „Aus uns ist ein richtiges Ehepaar geworden.“
22, 23. Wie hilft die Bibel Menschen jeder nationalen Herkunft, im Familienleben Glück zu finden?
22 Diese Personen gehören zu den sehr vielen, die das Geheimnis des Familienglücks kennengelernt haben. Sie haben den biblischen Rat angenommen und beachtet. Gewiß, sie leben in derselben gewalttätigen, unsittlichen Welt und unter den gleichen wirtschaftlichen Belastungen wie jeder andere auch. Außerdem sind sie unvollkommen; aber es gereicht zu ihrem Glück, daß sie versuchen, den Willen des Urhebers der Familieneinrichtung zu tun. Treffend sagt die Bibel, daß Jehova Gott derjenige ist, ‘der uns zum Nutzen uns lehrt, der uns auf den Weg treten läßt, auf dem wir wandeln sollten’ (Jesaja 48:17).
23 Obwohl die Vollendung der Bibel fast zweitausend Jahre zurückliegt, ist ihr Rat wirklich auf dem neusten Stand. Des weiteren wurde sie für alle geschrieben. Die Bibel ist kein deutsches oder westliches Buch. Jehova „hat aus e i n e m Menschen jede Nation der Menschen gemacht“, und er kennt die Wesensart der Menschen überall (Apostelgeschichte 17:26). Biblische Grundsätze wirken sich auf jeden gut aus. Wer sie anwendet, wird das Geheimnis des Familienglücks kennenlernen.
-
-
Vorbereitung auf eine erfolgreiche EheDas Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL ZWEI
Vorbereitung auf eine erfolgreiche Ehe
1, 2. (a) Wie betonte Jesus, daß es wichtig ist zu planen? (b) Auf welchem Gebiet ist Planung von besonderer Bedeutung?
EIN Gebäude zu errichten erfordert sorgfältige Vorbereitung. Bevor das Fundament gelegt werden kann, muß ein Grundstück erworben und es müssen Pläne gezeichnet werden. Jedoch ist noch etwas anderes wichtig. Jesus sagte: „Wer von euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuerst nieder und berechnet die Kosten, um zu sehen, ob er genug habe, ihn zu vollenden?“ (Lukas 14:28).
2 Das, was für das Errichten eines Gebäudes gilt, gilt auch für eine erfolgreiche Ehe. Es gibt viele, die sagen: „Ich möchte heiraten.“ Doch wie viele halten inne, um sich mit den Kosten zu befassen? Die Bibel spricht einerseits günstig über die Ehe, sie weist aber andererseits auch auf die schwierigen Aufgaben hin, die mit der Ehe einhergehen (Sprüche 18:22; 1. Korinther 7:28). Daher müssen Personen, die die Ehe in Betracht ziehen, eine realistische Ansicht sowohl über die Segnungen als auch über die Kosten des Verheiratetseins haben.
3. Warum ist die Bibel eine wertvolle Hilfe für diejenigen, die heiraten möchten, und welche drei Fragen hilft sie uns zu beantworten?
3 Die Bibel kann eine Hilfe sein. Ihr Rat ist unter der Inspiration Jehovas Gottes, des Urhebers der Ehe, verfaßt worden (Epheser 3:14, 15; 2. Timotheus 3:16). Versuchen wir an Hand der Grundsätze in diesem alten, jedoch äußerst zeitgemäßen Leitfaden folgendes herauszufinden: 1. Woher weiß jemand, ob er soweit ist, daß er eine Ehe eingehen kann? 2. Worauf sollte man bei dem künftigen Partner achten? 3. Wie kann man sich in der ganzen Zeit vor der Ehe ehrbar verhalten?
IST MAN AUF DIE EHE VORBEREITET?
4. Was ist ein wichtiger Faktor bei der Bewahrung einer erfolgreichen Ehe, und warum ist dies so?
4 Ein Gebäude zu errichten ist teuer, es aber langfristig zu unterhalten ebenfalls. Mit der Ehe verhält es sich ähnlich. Zu heiraten scheint Herausforderung genug zu sein; aber es gilt auch, das eheliche Verhältnis Jahr um Jahr zu pflegen. Was schließt das Bewahren eines solchen Verhältnisses alles ein? Ein wichtiger Faktor besteht darin, eine ernsthafte Verpflichtung einzugehen. Die Bibel beschreibt das eheliche Verhältnis folgendermaßen: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen, und er soll fest zu seiner Frau halten, und sie sollen e i n Fleisch werden“ (1. Mose 2:24). Jesus Christus nannte den einzigen schriftgemäßen Grund für eine Scheidung mit der Möglichkeit der Wiederverheiratung: „Hurerei“, das heißt unerlaubte Geschlechtsbeziehungen außerhalb der Ehe (Matthäus 19:9). Wer erwägt zu heiraten, sollte diese biblischen Maßstäbe im Sinn behalten. Ist er zu dem feierlichen Versprechen nicht bereit, dann ist er auch nicht auf die Ehe vorbereitet (5. Mose 23:21; Prediger 5:4, 5).
5. Warum sollten Personen, die vorhaben zu heiraten, die ernsthafte Verpflichtung, die mit der Ehe verbunden ist, sehr schätzen, obwohl sie auf viele abschreckend wirkt?
5 Der Gedanke an eine ernsthafte Verpflichtung wirkt auf viele abschreckend. „Weil ich wußte, daß wir beide ein Leben lang aneinander gebunden sein würden, fühlte ich mich in die Ecke gedrängt, eingesperrt, völlig eingeengt“, bekannte ein junger Mann. Wenn man aber denjenigen, den man heiraten möchte, wirklich liebt, dann wird es einem nicht als Last erscheinen, eine Verpflichtung einzugehen. Man wird es eher als eine Quelle der Geborgenheit empfinden. Das Gefühl des Gebundenseins, das mit der Ehe einhergeht, bewirkt, daß ein Paar in guten wie in schlechten Zeiten zusammenbleiben will und daß einer für den andern da ist, komme, was da wolle. Wahre Liebe „erträgt alles“ und „erduldet alles“, schrieb der christliche Apostel Paulus (1. Korinther 13:4, 7). „Die eheliche Bindung verleiht mir ein Gefühl größerer Sicherheit“, sagte eine Frau. „Ich liebe die Geborgenheit, die sich daraus ergibt, daß wir voreinander und vor der ganzen Welt erklärt haben, fest zueinanderhalten zu wollen“ (Prediger 4:9-12).
6. Warum sollte man es in jungen Jahren mit der Ehe besser nicht so eilig haben?
6 Einer solchen Verpflichtung gerecht zu werden erfordert Reife. Deshalb rät Paulus Christen, besser erst dann zu heiraten, wenn sie „über die Blüte der Jugend“ hinaus sind, den Zeitabschnitt mächtiger sexueller Gefühle, die ihr Urteilsvermögen trüben können (1. Korinther 7:36). Junge Leute unterliegen raschen Veränderungen, während sie heranwachsen. Viele Paare, die jung heiraten, stellen nur wenige Jahre später fest, daß sich die Bedürfnisse und die Wünsche beider geändert haben. Statistiken zeigen, daß weit mehr von denen, die im Teenageralter heiraten, unglücklich sind und sich scheiden lassen wollen als die, die noch etwas warten. Man sollte daher nicht überstürzt heiraten. Wenn ein junger Erwachsener einige Jahre ledig bleibt, kann er wertvolle Erfahrungen sammeln, die ihn reifer und befähigter und als Ehepartner geeigneter machen. Mit der Heirat zu warten kann einem helfen, sich selbst besser kennenzulernen — eine Notwendigkeit, um ein erfolgreiches Verhältnis in der Ehe aufzubauen.
SICH ZUERST SELBST KENNENLERNEN
7. Warum sollten sich diejenigen, die planen zu heiraten, zuerst einer Selbstprüfung unterziehen?
7 Ist es leicht, die Eigenschaften anzuführen, die der künftige Ehepartner haben soll? Den meisten fällt das nicht schwer. Wie steht es aber um die eigenen? Welche der eigenen Eigenschaften werden zum Gelingen einer Ehe beitragen? Was für eine Art Ehemann oder Ehefrau wäre man selbst? Gibt man selbst freimütig Fehler zu, und nimmt man Rat an, oder versucht man stets, sich zu verteidigen, wenn ein anderer einen auf einen Fehler aufmerksam macht? Ist man immer fröhlich und optimistisch, oder neigt man dazu, alles schwarzzusehen und sich oft zu beklagen? (Sprüche 8:33; 15:15). Es ist zu bedenken, daß sich mit der Heirat nichts an der Persönlichkeit ändert. Wer als Lediger stolz, überempfindlich oder zu pessimistisch ist, wird es als Verheirateter auch sein. Warum nicht den Vater oder die Mutter oder einen vertrauten Freund bitten, sich offen zu äußern und Anregungen zu geben, da es schwierig ist, sich selbst so zu sehen, wie andere einen sehen? Wenn man erfährt, was man ändern müßte, dann wäre es gut, daran zu arbeiten, bevor man eine Ehe anstrebt.
Eigenschaften, Gewohnheiten und Fähigkeiten, die in der Ehe nützlich sind, sollte man sich aneignen, solange man ledig ist
8—10. Welcher Rat aus der Bibel ist für jemand hilfreich, der sich auf die Ehe vorbereitet?
8 Die Bibel empfiehlt uns, Gottes heiligen Geist in uns wirken zu lassen, wodurch Eigenschaften wie ‘Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde und Selbstbeherrschung’ entstehen. Sie rät auch, daß ‘wir erneuert werden sollen in der Kraft, die unseren Sinn antreibt, und die neue Persönlichkeit anziehen sollen, die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist’ (Galater 5:22, 23; Epheser 4:23, 24). Wenn ein Lediger diesen Rat beachtet, ist es so, als zahle er Geld auf sein Bankkonto ein — etwas, was sich als überaus wertvoll erweisen wird, wenn er heiratet.
9 Für eine Frau gilt es zum Beispiel zu lernen, größeren Wert auf „die verborgene Person des Herzens“ zu legen als auf die äußere Erscheinung (1. Petrus 3:3, 4). Bescheidenheit und ein gesunder Sinn werden es ihr erleichtern, Weisheit zu erlangen — eine wahre „Krone der Schönheit“ (Sprüche 4:9; 31:10, 30; 1. Timotheus 2:9, 10). Ein Mann sollte lernen, Frauen freundlich und respektvoll zu behandeln (1. Timotheus 5:1, 2). Während er lernt, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu tragen, sollte er auch lernen, bescheiden und demütig zu sein. Eine herrische Haltung wird zu Schwierigkeiten in der Ehe führen (Sprüche 29:23; Micha 6:8; Epheser 5:28, 29).
10 Es ist zwar nicht leicht, sich auf diesen Gebieten zu ändern, aber es ist etwas, woran alle Christen arbeiten sollten. Und das macht aus einem einen besseren Ehepartner.
WORAUF BEI EINEM KÜNFTIGEN EHEPARTNER ZU ACHTEN IST
11, 12. Wie können zwei Personen herausfinden, ob sie zueinander passen?
11 Ist es dort, wo man lebt, üblich, sich seinen Ehepartner selbst auszusuchen? Wenn ja, was ist zu tun, wenn man jemand vom anderen Geschlecht attraktiv findet? Zunächst stelle man sich die Frage: „Habe ich wirklich vor zu heiraten?“ Es ist grausam, mit den Gefühlen eines anderen zu spielen, indem man falsche Erwartungen weckt (Sprüche 13:12). Dann sollte man sich fragen: „Bin ich in der Lage zu heiraten?“ Wenn beide Fragen bejaht werden, können weitere Schritte erfolgen, die auf Grund der Bräuche des Landes verschieden sein mögen. In manchen Ländern spricht man nach einer gewissen Beobachtungszeit die betreffende Person an und äußert den Wunsch, näher mit ihr bekannt zu werden. Bei einer negativen Reaktion sollte man nicht so lange beharrlich bleiben, bis die Situation unangenehm wird. Man denke daran, daß der andere auch das Recht hat, in der Angelegenheit eine Entscheidung zu treffen. Bei einer positiven Reaktion kann vereinbart werden, daß man bei nützlichen Tätigkeiten Zeit miteinander verbringt. Das bietet einem die Gelegenheit, zu erkennen, ob es klug ist, diese Person zu heiraten.a Worauf ist in diesem Stadium zu achten?
12 Um diese Frage zu beantworten, denke man an zwei Musikinstrumente, vielleicht an ein Klavier und eine Gitarre. Wenn beide Instrumente richtig gestimmt sind, kann mit jedem allein schöne Musik gemacht werden. Was geschieht aber, wenn die Instrumente zusammen gespielt werden? Jetzt müssen sie aufeinander abgestimmt sein. Ähnlich verhält es sich mit voraussichtlichen Ehepartnern. Beide haben, jeder für sich, hart daran gearbeitet, ihre Persönlichkeitsmerkmale zu „stimmen“. Jetzt erhebt sich aber die Frage: Sind beide aufeinander abgestimmt? Mit anderen Worten: Passen sie zusammen?
13. Warum ist es überaus unklug, jemand näher kennenlernen zu wollen, der den eigenen Glauben nicht teilt?
13 Es ist wichtig, daß beide übereinstimmende Ansichten haben und die gleichen Grundsätze vertreten. Der Apostel Paulus schrieb: „Laßt euch nicht in ein ungleiches Joch mit Ungläubigen spannen“ (2. Korinther 6:14; 1. Korinther 7:39). Jemand zu heiraten, der nicht denselben Glauben hat, erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß eine ernste Disharmonie entsteht. Dagegen ist die beiderseitige Ergebenheit Jehova gegenüber die stärkste Grundlage für Einheit. Jehova möchte, daß man glücklich ist und daß man so eng wie möglich mit der Person verbunden ist, die man heiratet. Er möchte, daß man durch ein dreifaches Band der Liebe an ihn und aneinander gebunden ist (Prediger 4:12).
14, 15. Ist der Umstand, daß man denselben Glauben hat, der einzige Gesichtspunkt der Einheit in einer Ehe? Erkläre es.
14 Gott gemeinsam anzubeten ist zwar der wichtigste Aspekt der Einheit, aber es gehört noch mehr dazu. Um aufeinander abgestimmt zu sein, ist es gut, ähnliche Ziele zu haben wie der voraussichtliche Ehepartner. Welches sind die eigenen Ziele? Wie denkt man zum Beispiel darüber, Kinder zu haben? Was hat im eigenen Leben Vorrang? (Matthäus 6:33).b In einer wirklich erfolgreichen Ehe sind die Ehepartner gute Freunde, und jeder ist gern mit dem andern zusammen (Sprüche 17:17). Dazu benötigen sie gemeinsame Interessen. Andernfalls ist es schwer, eine enge Freundschaft aufrechtzuerhalten, geschweige denn eine Ehe. Bedeutet das aber, daß man nicht heiraten sollte, wenn der voraussichtliche Ehepartner zum Beispiel gern wandert und man selbst nicht? Nicht unbedingt. Vielleicht hat man andere, weit wichtigere Interessen gemeinsam. Außerdem kann man seinen Partner glücklich machen, wenn man sich allein deshalb an bestimmten nützlichen Betätigungen beteiligt, weil er Freude daran hat (Apostelgeschichte 20:35).
15 Wie gut zwei Personen zueinander passen, hängt weitgehend davon ab, wie anpassungsfähig beide sind, und nicht davon, wie sehr sie sich gleichen. Statt sich zu fragen: „Stimmen wir in allem überein?“, wäre es besser, über die Fragen nachzudenken: „Was geschieht, wenn wir uns nicht einig sind? Können wir die Sache ruhig besprechen, uns gegenseitig Respekt erweisen und die Würde des anderen wahren? Oder arten Gespräche oft in hitzigen Streit aus?“ (Epheser 4:29, 31). Wer heiraten möchte, sollte Vorsicht walten lassen, wenn der andere stolz und überheblich ist, nie nachgeben will oder ständig fordernd ist und darauf bedacht, seinen Willen durchzusetzen.
ES IM VORAUS ERMITTELN
16, 17. Worauf könnte geachtet werden, wenn ein Mann oder eine Frau jemand als künftigen Ehepartner in Betracht zieht?
16 In der Christenversammlung müssen Personen, die mit Verantwortung betraut werden, „zuerst auf ihre Eignung geprüft werden“ (1. Timotheus 3:10). Man kann den gleichen Grundsatz hier anwenden. Zum Beispiel könnte sich eine Frau fragen: „Was für einen Ruf hat dieser Mann? Wer sind seine Freunde? Bekundet er Selbstbeherrschung? Wie behandelt er ältere Personen? Aus welchen Familienverhältnissen stammt er? Wie verhält er sich gegenüber seinen Angehörigen? Wie ist er zu Geld eingestellt? Trinkt er zuviel Alkohol? Ist er reizbar oder gar gewalttätig? Welche Verantwortlichkeiten hat er in der Versammlung, und wie kommt er diesen nach? Könnte ich tiefen Respekt vor ihm haben?“ (3. Mose 19:32; Sprüche 22:29; 31:23; Epheser 5:3-5, 33; 1. Timotheus 5:8; 6:10; Titus 2:6, 7).
17 Ein Mann könnte sich fragen: „Bekundet diese Frau Liebe und Respekt gegenüber Gott? Kann sie einen Haushalt führen? Was werden ihre Angehörigen von uns erwarten? Ist sie klug und fleißig, oder ist sie verschwenderisch? Worüber redet sie? Ist sie am Wohl anderer interessiert, oder ist sie ichbezogen und mischt sich in die Sachen anderer Leute ein? Ist sie zuverlässig? Ist sie bereit, sich der Leitung durch ein Haupt unterzuordnen, oder ist sie eigensinnig oder gar rebellisch?“ (Sprüche 31:10-31; Lukas 6:45; Epheser 5:22, 23; 1. Timotheus 5:13; 1. Petrus 4:15).
18. Was muß bedacht werden, wenn in der Zeit vor der Ehe geringfügige Schwächen auffallen?
18 Man bedenke, daß man es nicht mit einem Idealbild eines Helden oder mit einer Hauptfigur aus einem Liebesroman zu tun hat, sondern mit einem unvollkommenen Nachkommen Adams. Jeder hat seine Fehler, und über einige müssen beide beim anderen hinwegsehen (Römer 3:23; Jakobus 3:2). Darüber hinaus kann eine erkannte Schwäche Gelegenheit bieten, geistig zu wachsen. Angenommen, es käme in der Zeit vor der Ehe zu einem Streit. Dann gilt es, folgendes zu berücksichtigen: Sogar Personen, die sich lieben und gegenseitig achten, sind sich gelegentlich uneins. (Vergleiche 1. Mose 30:2; Apostelgeschichte 15:39.) Könnte es sein, daß beide lediglich etwas mehr ‘ihren Geist im Zaum halten’ und lernen müssen, Differenzen auf friedliche Weise beizulegen? (Sprüche 25:28). Zeigt der angehende Partner den Wunsch, sich zu bessern? Man selbst auch? Könnte man sich bemühen, selbst nicht so empfindlich oder nicht so leicht gekränkt zu sein? (Prediger 7:9). Probleme lösen zu lernen kann ein Muster für ehrlichen Gedankenaustausch schaffen, was wichtig ist, wenn es schließlich zur Eheschließung kommt (Kolosser 3:13).
19. Welches Vorgehen wäre vernünftig, wenn in der Zeit, in der man sich kennenlernt, ernste Probleme zutage treten?
19 Was aber, wenn man etwas feststellt, was einen sehr beunruhigt? Derartigen Zweifeln sollte Beachtung geschenkt werden. Man darf die Augen nicht vor schweren Fehlern verschließen, ganz gleich, wie verliebt man auch ist und wie sehr man sich auch danach sehnt zu heiraten (Sprüche 22:3; Prediger 2:14). Wenn ernste Bedenken vorliegen, ist es weise, die Beziehung zu jemandem abzubrechen und sich davon zurückzuhalten, eine dauerhafte Bindung mit ihm einzugehen.
VOR DER EHE EHRBAR BLEIBEN
20. Wie kann ein Liebespaar bewirken, daß sein sittliches Verhalten über jeden Tadel erhaben bleibt?
20 Wie kann man vor der Ehe ehrbar bleiben? Erstens gilt es, darauf zu achten, daß das sittliche Verhalten über jeden Tadel erhaben ist. Ist es dort, wo man lebt, für Unverheiratete passend, sich bei den Händen zu halten, sich zu küssen und zu umarmen? Selbst wenn solche Ausdrucksformen der Zuneigung nicht mißbilligt werden, sollte man sie dem anderen nur dann gestatten, wenn die Beziehung so weit fortgeschritten ist, daß eine Heirat fest geplant ist. Dann heißt es, achtsam zu sein, daß Äußerungen der Zuneigung nicht in unreinen Wandel oder sogar in Hurerei übergehen (Epheser 4:18, 19; vergleiche Hoheslied 1:2; 2:6; 8:5, 9, 10). Da das Herz verräterisch ist, sollte ein Paar es vernünftigerweise vermeiden, in einem Haus, einer Wohnung, einem geparkten Auto oder irgendwo sonst, wo sich die Gelegenheit für ein Fehlverhalten bietet, allein zu sein (Jeremia 17:9). Wer sich in der Zeit vor der Ehe rein bewahrt, beweist, daß er Selbstbeherrschung hat und das Wohl des anderen den eigenen Wünschen voranstellt. Am wichtigsten ist es jedoch, daß ein reines Verhalten vor der Ehe Jehova Gott gefällt, denn er gebietet seinen Dienern, sich der Unreinheit und der Hurerei zu enthalten (Galater 5:19-21).
21. Welche Art von ehrlichem Gedankenaustausch mag erforderlich sein, um vor der Ehe ehrbar zu bleiben?
21 Zweitens gehört zu einem ehrbaren Verhalten vor der Ehe ein ehrlicher Gedankenaustausch. Wenn Heiratspläne gemacht werden, müssen bestimmte Angelegenheiten offen besprochen werden. Wo wird man wohnen? Werden beide berufstätig sein? Möchte man Kinder haben? Auch ist es nur fair, gewisse eventuell zurückliegende Dinge, die die Ehe belasten könnten, offenzulegen. Das können größere Schulden oder Verpflichtungen sein oder gesundheitliche Probleme wie eine schwere Krankheit oder eine Störung, an der man leidet. Da viele Personen, die mit HIV (dem Aidserreger) infiziert sind, keine unmittelbaren Symptome aufweisen, wäre es nicht verkehrt, wenn man selbst oder fürsorgliche Eltern den angehenden Partner bitten würden, einen Aidstest machen zu lassen, sofern er in der Vergangenheit mit mehreren Partnern verkehrt oder intravenös Rauschgift zu sich genommen hat. Bei einem positiven Testergebnis sollte der Infizierte nicht auf Fortsetzung der Beziehung drängen, wenn der angehende Partner sie dann beenden möchte. Jeder, der in dieser Hinsicht früher ein risikoreiches Leben geführt hat, täte gut daran, sich freiwillig einem Aidstest zu unterziehen, bevor er sich bemüht, jemand zwecks Heirat kennenzulernen.
ÜBER DIE HOCHZEIT HINAUSBLICKEN
22, 23. (a) Wie könnte man bei den Vorbereitungen für die Hochzeit unausgewogen handeln? (b) Welche ausgewogene Ansicht sollte beibehalten werden, wenn man die Hochzeit und die Ehe betrachtet?
22 In den letzten Monaten vor der Hochzeit ist das Paar wahrscheinlich eifrig mit Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt. Die Anspannung kann stark gemindert werden, wenn man bescheiden ist. Eine aufwendige Hochzeit mag zwar der Verwandtschaft und den Leuten am Ort gefallen, aber die Neuvermählten und ihre engen Angehörigen sind vielleicht hinterher körperlich erschöpft und finanziell am Ende. Es ist vernünftig, sich in angemessenem Rahmen an örtliche Bräuche zu halten, jedoch kann eine sklavische, vielleicht konkurrenzsüchtige Anpassung die Bedeutung des Anlasses überschatten und einem die Freude nehmen, die man eigentlich haben sollte. Die Gefühle anderer müssen zwar berücksichtigt werden, aber das, was auf dem Hochzeitsfest geschehen soll, ist hauptsächlich die Sache des Bräutigams (Johannes 2:9).
23 Man denke daran, daß die Hochzeit nur einen Tag währt, die Ehe dagegen ein Leben lang. Deshalb sollte man sich nicht zu sehr auf das Heiraten an sich konzentrieren. Statt dessen ist es besser, sich an Jehova um Leitung zu wenden und für ein Leben als Verheiratete zu planen. Dann sind gute Vorbereitungen für eine erfolgreiche Ehe getroffen.
a Das gilt für Länder, in denen es für Christen passend ist, sich mit jemand vom anderen Geschlecht zu verabreden.
b Selbst in der Christenversammlung kann es Personen geben, die sich sozusagen am Rande aufhalten. Sie mögen Gott nicht von ganzem Herzen dienen, sondern Personen sein, auf die die Einstellung und der Lebenswandel der Welt abgefärbt haben (Johannes 17:16; Jakobus 4:4).
-
-
Zwei Schlüssel zu einer dauerhaften EheDas Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL DREI
Zwei Schlüssel zu einer dauerhaften Ehe
1, 2. (a) Für welche Dauer war die Ehe gedacht? (b) Inwiefern ist das möglich?
ALS Gott den ersten Mann und die erste Frau in der Ehe miteinander verband, deutete nichts darauf hin, daß die Gemeinschaft nur vorübergehend sein sollte. Adam und Eva sollten ihr Leben lang zusammenbleiben (1. Mose 2:24). Gottes Maßstab für eine ehrbare Ehe ist die Verbindung e i n e s Mannes und e i n e r Frau. Nur schwere Unsittlichkeit eines oder beider Ehepartner liefert einen schriftgemäßen Grund für eine Scheidung mit der Möglichkeit, wieder zu heiraten (Matthäus 5:32).
2 Können zwei Personen auf unbestimmte Zeit glücklich zusammenleben? Ja, und die Bibel nennt zwei wichtige Faktoren oder Schlüssel, die dabei eine Rolle spielen. Wenn sowohl der Mann als auch seine Frau diese Schlüssel gebrauchen, werden sie die Tür zum Glück und zu zahlreichen Segnungen aufschließen. Worum handelt es sich bei diesen Schlüsseln?
DER ERSTE SCHLÜSSEL
Gegenseitige Liebe und Respekt führen zum Erfolg in der Ehe
3. Auf welche drei Arten der Liebe sollten Ehepartner Wert legen?
3 Der erste Schlüssel ist Liebe. Interessanterweise nennt die Bibel verschiedene Arten der Liebe. Eine ist die herzliche, persönliche Zuneigung zu jemandem, die Art der Liebe, die zwischen guten Freunden besteht (Johannes 11:3). Eine andere Art ist die, die sich zwischen Familienmitgliedern entwickelt (Römer 12:10). Eine dritte ist die erotische Liebe, die man zu jemandem vom anderen Geschlecht haben kann (Sprüche 5:15-20). Natürlich sollten der Ehemann und die Ehefrau auf alle diese Arten Wert legen. Doch es gibt eine vierte Art der Liebe, die wichtiger ist als die anderen.
4. Welches ist die vierte Art der Liebe?
4 In der Ursprache der Christlichen Griechischen Schriften steht für die vierte Art der Liebe das Wort agápē. Dieses Wort wird in 1. Johannes 4:8 gebraucht, wo gesagt wird, daß „Gott Liebe ist“. Tatsächlich „lieben wir [Gott], weil er uns zuerst geliebt hat“ (1. Johannes 4:19). Ein Christ entwickelt eine solche Liebe zuerst zu Jehova Gott und dann zu den Mitmenschen (Markus 12:29-31). Das Wort agápē kommt auch in Epheser 5:2 vor, wo es heißt: „Wandelt weiterhin in der Liebe, so wie auch der Christus euch geliebt und sich ... für euch dahingegeben hat.“ Jesus sagte, daß seine Nachfolger an dieser Art der Liebe zu erkennen seien: „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe [agápē] unter euch habt“ (Johannes 13:35). Man beachte auch den Gebrauch von agápē in 1. Korinther 13:13: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe [agápē].“
5, 6. (a) Warum ist Liebe größer als Glaube und Hoffnung? (b) Aus welchen Gründen trägt Liebe zur Dauerhaftigkeit einer Ehe bei?
5 Was macht die agápē-Liebe zu etwas Größerem als Glaube und Hoffnung? Sie ist von Grundsätzen bestimmt — rechte Grundsätze —, die in Gottes Wort zu finden sind (Psalm 119:105). Sie ist ein selbstloses Interesse daran, anderen das zu tun, was von Gottes Standpunkt aus recht und gut ist, ob sie es zu verdienen scheinen oder nicht. Eine solche Liebe befähigt Ehepartner, den folgenden biblischen Rat zu beachten: „Fahrt fort, einander zu ertragen und einander bereitwillig zu vergeben, wenn jemand Ursache zu einer Klage gegen einen anderen hat. So, wie Jehova euch bereitwillig vergeben hat, so tut auch ihr“ (Kolosser 3:13). Liebevolle Ehepartner haben „inbrünstige Liebe [agápē] zueinander“ und pflegen sie, „denn Liebe deckt eine Menge von Sünden zu“ (1. Petrus 4:8). Man beachte, daß die Liebe Fehler zudeckt. Sie merzt sie nicht aus, denn kein unvollkommener Mensch ist frei von Vergehung (Psalm 130:3, 4; Jakobus 3:2).
6 Wenn ein Ehepaar diese Liebe zu Gott und zueinander pflegt, wird die Ehe dauerhaft und glücklich sein, denn „die Liebe versagt nie“ (1. Korinther 13:8). Die Liebe ist „ein vollkommenes Band der Einheit“ (Kolosser 3:14). Wie kann ein Verheirateter gemeinsam mit seinem Ehepartner eine solche Liebe pflegen? Sie tun es, indem sie zusammen in Gottes Wort lesen und darüber sprechen, indem sie versuchen, Jesu Beispiel der Liebe nachzuahmen und wie er zu denken und zu handeln, indem sie außerdem christliche Zusammenkünfte besuchen, in denen Gottes Wort gelehrt wird, und indem sie Gott um Hilfe bitten, damit sie diese erhabene Art der Liebe pflegen können, die eine Frucht des heiligen Geistes Gottes ist (Sprüche 3:5, 6; Johannes 17:3; Galater 5:22; Hebräer 10:24, 25).
DER ZWEITE SCHLÜSSEL
7. Was ist Respekt, und wer sollte in der Ehe Respekt bekunden?
7 Wenn zwei Verheiratete sich wirklich lieben, dann haben sie auch Respekt voreinander, und Respekt ist der zweite Schlüssel zu einer glücklichen Ehe. Respekt wird als „andere ehren, auf sie Rücksicht nehmen“ definiert. In Gottes Wort wird allen Christen, auch Ehemännern und Ehefrauen, der Rat gegeben: „In Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor“ (Römer 12:10). Der Apostel Petrus schrieb: „Ihr Ehemänner, wohnt gleicherweise weiterhin bei ... [euren Frauen] gemäß Erkenntnis, indem ihr ihnen als einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen, Ehre zuteil werden laßt“ (1. Petrus 3:7). Der Frau wird geraten, „tiefen Respekt vor ihrem Mann [zu] haben“ (Epheser 5:33). Wenn man eine Person ehren möchte, dann ist man freundlich zu ihr, wahrt ihre Würde, achtet die Ansichten, die sie äußert, und ist bereit, ihr jeden angemessenen Wunsch zu erfüllen.
8—10. Auf welche Weise trägt Respekt dazu bei, daß die Ehegemeinschaft stabil und glücklich wird?
8 Personen, die eine glückliche Ehe führen möchten, bekunden Respekt vor ihrem Ehepartner, indem sie nicht nur die eigenen Dinge in ihrem Interesse im Auge behalten, sondern auch persönlich Interesse zeigen für die ihres Partners (Philipper 2:4). Sie interessieren sich nicht nur für das, was gut für sie selbst ist, denn das wäre selbstsüchtig. Statt dessen interessieren sie sich für das, was für den Ehepartner das beste ist. Sie geben dem sogar den Vorrang.
9 Respekt hilft Ehepartnern, sich unterschiedliche Meinungen zuzugestehen. Es ist nicht vernünftig, zu erwarten, daß zwei Menschen in ihren Ansichten in allem übereinstimmen. Was für den Ehemann vielleicht wichtig ist, mag für die Ehefrau weniger wichtig sein, und was der Ehefrau gefällt, muß dem Ehemann nicht unbedingt auch gefallen. Aber jeder sollte die Ansichten und Vorlieben des anderen respektieren, solange sie innerhalb der Grenzen der Gesetze und Grundsätze Jehovas bleiben (1. Petrus 2:16; vergleiche Philemon 14). Des weiteren sollte jeder die Würde des anderen achten, indem er ihn nicht durch Bemerkungen oder Scherze herabwürdigt, weder in der Öffentlichkeit noch im Privatleben.
10 Ja, die Liebe zu Gott und zueinander sowie gegenseitiger Respekt sind zwei wichtige Schlüssel für eine erfolgreiche Ehe. Wie können diese Schlüssel in einigen der wichtigeren Bereiche des Ehelebens gebraucht werden?
CHRISTUSÄHNLICHE LEITUNG DURCH EIN HAUPT
11. Wer ist gemäß der Heiligen Schrift das Haupt in einer Ehe?
11 Die Bibel sagt uns, daß der Mann mit Wesensmerkmalen erschaffen wurde, die ihn zu einem Familienoberhaupt machen würden, das seiner Aufgabe mit Erfolg nachkommen könnte. Der Mann sollte in dieser Eigenschaft Jehova gegenüber für das geistige und physische Wohl seiner Frau und seiner Kinder verantwortlich sein. Er hätte ausgewogene Entscheidungen zu treffen, die den Willen Jehovas widerspiegeln, und er müßte auch ein gutes Beispiel für einen gottgefälligen Wandel geben. „Die Frauen seien ihren Männern untertan wie dem Herrn, denn ein Mann ist das Haupt seiner Frau, wie der Christus auch das Haupt der Versammlung ist“ (Epheser 5:22, 23). In der Bibel heißt es jedoch, daß auch der Mann ein Haupt über sich hat, jemand mit Autorität. Der Apostel Paulus schrieb: „Ich will indes, daß ihr wißt, daß das Haupt jedes Mannes der Christus ist; das Haupt einer Frau aber ist der Mann; das Haupt des Christus aber ist Gott“ (1. Korinther 11:3). Der kluge Ehemann lernt, wie er seiner Aufgabe als Haupt nachkommen sollte, indem er sein Haupt, Christus Jesus, nachahmt.
12. Welches vorzügliche Beispiel gab Jesus sowohl in bezug auf Unterordnung als auch in bezug auf die Stellung als Haupt?
12 Auch Jesus hat ein Haupt über sich, Jehova, und ihm ist er in gebührender Weise untertan. Jesus sagte: „Ich suche nicht meinen eigenen Willen, sondern den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat“ (Johannes 5:30). Was für ein ausgezeichnetes Beispiel! Jesus ist „der Erstgeborene aller Schöpfung“ (Kolosser 1:15). Er wurde der Messias. Er sollte das Haupt der Versammlung gesalbter Christen und der auserwählte König des Königreiches Gottes werden und über allen Engeln stehen (Philipper 2:9-11; Hebräer 1:4). Trotz einer solch hohen Stellung und solch erhabener Aussichten war Jesus als Mann nicht grob, nicht unnachgiebig, und er stellte auch keine zu hohen Anforderungen. Er war kein Despot, der seine Jünger ständig daran erinnerte, daß sie ihm zu gehorchen hätten. Jesus war liebevoll und mitfühlend, vor allem gegenüber den Unterdrückten. Er sagte: „Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid, und ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin mild gesinnt und von Herzen demütig, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (Matthäus 11:28-30). Es bereitete Freude, mit ihm zusammenzusein.
13, 14. Wie handelt ein liebevoller Ehemann, der Jesus nachahmt, gemäß seiner Stellung als Haupt?
13 Für den Ehemann, der sich ein glückliches Familienleben wünscht, ist es ratsam, sich mit Jesu vorzüglichen Charakterzügen zu befassen. Ein guter Ehemann ist weder grob noch diktatorisch, noch mißbraucht er seine Stellung als Haupt als eine „Keule“, um seine Frau einzuschüchtern. Vielmehr liebt und ehrt er sie. Da Jesus „von Herzen demütig“ war, hat der Ehemann um so mehr Grund, es zu sein, denn im Gegensatz zu Jesus macht er Fehler. Wenn dem Mann Fehler unterlaufen, möchte er, daß seine Frau Verständnis dafür aufbringt. Daher sollte er demütig seine Fehler zugeben, selbst wenn ihm die Worte „Es tut mir leid; du hast recht gehabt“ nicht so leicht über die Lippen kommen. Für eine Frau ist es viel leichter, die Leitung eines bescheidenen und demütigen Mannes zu respektieren als die eines stolzen und eigensinnigen. Umgekehrt entschuldigt sich auch die respektvolle Frau, wenn sie im Irrtum ist.
14 Gott erschuf die Frau mit vorzüglichen Eigenschaften, die sie zugunsten einer glücklichen Ehe einsetzen kann. Ein verständiger Ehemann wird das anerkennen und diese Eigenschaften nicht unterdrücken. Viele Frauen sind anscheinend einfühlsamer und feinfühliger als Männer; das sind Eigenschaften, die nötig sind, um für eine Familie sorgen und zwischenmenschliche Beziehungen pflegen zu können. Gewöhnlich liegt es der Frau, aus dem Zuhause ein behagliches Heim zu machen. Die in Sprüche, Kapitel 31 beschriebene „tüchtige Ehefrau“ hatte viele wunderbare Eigenschaften und ausgezeichnete Begabungen, und ihrer Familie gereichte dies zum vollen Nutzen. Warum? Weil das Herz ihres Besitzers auf sie ‘vertraute’ (Sprüche 31:10, 11).
15. Wie kann ein Mann gegenüber seiner Frau christusähnliche Liebe und Respekt bekunden?
15 In manchen Kulturen wird die Autorität des Ehemannes überbetont, so daß es bereits als respektlos gilt, ihn etwas zu fragen. Er mag seine Frau fast wie eine Sklavin behandeln. Eine derart verkehrte Handlungsweise als Haupt führt nicht nur zu einem schlechten Verhältnis zu seiner Frau, sondern auch zu Gott. (Vergleiche 1. Johannes 4:20, 21.) Andererseits vernachlässigen es manche Männer, die Führung zu übernehmen, und lassen ihre Frau Herr im Haus sein. Der Ehemann, der in gebührender Weise Christus untertan ist, beutet seine Frau nicht aus und beraubt sie nicht ihrer Würde. Statt dessen ahmt er die aufopferungsvolle Liebe Jesu nach und befolgt den Rat des Paulus: „Ihr Männer, liebt eure Frauen weiterhin, so wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich für sie dahingegeben hat“ (Epheser 5:25). Christus Jesus liebte seine Nachfolger so sehr, daß er für sie starb. Ein guter Ehemann bemüht sich, diese selbstlose Einstellung nachzuahmen, indem er auf das Wohl seiner Frau bedacht ist, statt hohe Anforderungen an sie zu stellen. Wenn ein Mann Christus untertan ist und christusähnliche Liebe und Respekt bekundet, wird sich seine Frau bewogen fühlen, sich ihm unterzuordnen (Epheser 5:28, 29, 33).
DIE UNTERWÜRFIGKEIT DER EHEFRAU
16. Welche Eigenschaften sollte eine Frau in ihrem Verhältnis zu ihrem Mann bekunden?
16 Einige Zeit nach der Erschaffung Adams sprach Jehova Gott: „Es ist für den Menschen nicht gut, daß er weiterhin allein sei. Ich werde ihm eine Gehilfin machen als sein Gegenstück“ (1. Mose 2:18). Gott erschuf Eva nicht als Adams Rivalin, sondern als „sein Gegenstück“. Es war nicht vorgesehen, daß die Ehe einem Schiff gleicht, auf dem zwei Kapitäne miteinander rivalisieren. Der Ehemann sollte seine Stellung als Haupt liebevoll ausüben, und die Ehefrau sollte ihm Liebe und Respekt erweisen und sich ihm bereitwillig unterordnen.
17, 18. Wie kann eine Frau ihrem Mann eine echte Gehilfin sein?
17 Eine gute Ehefrau ist nicht nur unterwürfig. Sie will eine wirkliche Gehilfin sein und die Entscheidungen ihres Mannes unterstützen. Natürlich fällt es ihr leichter, wenn sie mit den Entscheidungen ihres Mannes einverstanden ist. Aber selbst wenn sie das nicht ist, kann sie dazu beitragen, daß sich seine Entscheidungen günstiger auswirken, indem sie ihn kooperativ unterstützt.
18 Eine Ehefrau kann es ihrem Mann noch auf andere Weise erleichtern, ein gutes Haupt zu sein. Sie kann zeigen, daß sie es schätzt, wenn er sich bemüht, die Führung zu übernehmen, statt ihn zu kritisieren oder ihm das Gefühl zu geben, daß er sie nie zufriedenstellen kann. Möchte sie gegenüber ihrem Mann positiv handeln, sollte sie daran denken, daß ein ‘stiller und milder Geist in den Augen Gottes von großem Wert ist’, nicht nur in den Augen ihres Mannes (1. Petrus 3:3, 4; Kolosser 3:12). Wie verhält es sich, wenn der Ehemann nicht gläubig ist? Unabhängig davon, ob dem so ist oder nicht, werden Frauen in der Bibel aufgefordert, daß sie „ihre Männer lieben, ihre Kinder lieben, gesunden Sinnes seien, keusch, im Haus arbeiten, gut seien, sich den eigenen Männern unterwerfen, damit vom Wort Gottes nicht lästerlich geredet werde“ (Titus 2:4, 5). Treten Gewissensfragen auf, wird ein ungläubiger Mann eher bereit sein, den Standpunkt seiner Frau zu achten, wenn sie ihn „mit Milde und tiefem Respekt“ vorträgt. Manche ungläubigen Ehemänner sind ‘ohne ein Wort gewonnen worden, weil sie Augenzeugen ihres keuschen Wandels, verbunden mit tiefem Respekt, gewesen sind’ (1. Petrus 3:1, 2, 15; 1. Korinther 7:13-16).
19. Wie verhält es sich, wenn ein Mann seine Frau um etwas bittet, wodurch sie das Gesetz Gottes brechen würde?
19 Wie ist es, falls ein Mann seine Frau bittet, etwas zu tun, was Gott verboten hat? Dann muß sie daran denken, daß Gott für sie der höchste Herrscher ist. Sie richtet sich nach dem, was die Apostel taten, als sie von der Obrigkeit gebeten wurden, Gottes Gesetz zu übertreten. Wie in Apostelgeschichte 5:29 berichtet wird, „sagten Petrus und die anderen Apostel: ‚Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen.‘ “
GUTE KOMMUNIKATION
20. In welch wichtigem Bereich sind Liebe und Respekt unverzichtbar?
20 Liebe und Respekt sind noch in einem weiteren Bereich der Ehe wichtig — Kommunikation. Ein liebevoller Mann unterhält sich mit seiner Frau unter anderem über das, was sie tut, über ihre Probleme und über ihre Ansichten. Sie braucht das. Dadurch, daß ein Mann sich die Zeit nimmt, mit seiner Frau zu reden, und wirklich dem zuhört, was sie sagt, zeigt er ihr seine Liebe und erweist ihr Respekt (Jakobus 1:19). Manch eine Frau beklagt sich darüber, daß ihr Mann nur wenig Zeit darauf verwendet, sich mit ihr zu unterhalten. Das ist bedauerlich. Es stimmt zwar, daß in der gegenwärtigen schnellebigen Zeit der Ehemann beruflich viele Stunden außer Haus ist, und die wirtschaftliche Situation mag es erfordern, daß einige Frauen ebenfalls berufstätig sind. Aber ein Ehepaar muß Zeit für sich einräumen. Sonst leben sich beide auseinander. Wenn sie sich gezwungen fühlen, sich mitfühlende Gesellschaft außerhalb der Ehe zu suchen, könnten ernste Schwierigkeiten entstehen.
21. Inwiefern trägt die passende Art des Redens dazu bei, daß eine Ehe glücklich bleibt?
21 Wichtig ist, wie Frauen und Männer sich einander mitteilen. „Liebliche Reden sind ... süß für die Seele und Heilung für das Gebein“ (Sprüche 16:24). Ganz gleich, ob der Ehepartner gläubig ist oder nicht, gilt der biblische Rat: „Eure Rede sei stets gefällig, mit Salz gewürzt, damit ihr wißt, wie ihr jedem zu antworten habt“ (Kolosser 4:6). Nach einem schweren Tag können ein paar mitfühlende Worte des Ehepartners viel Gutes bewirken. „Wie goldene Äpfel in Silberziselierungen ist ein Wort, geredet zur rechten Zeit dafür“ (Sprüche 25:11). Der Ton und die Wahl der Worte sind überaus wichtig. Zum Beispiel könnte einer zum anderen gereizt und fordernd sagen: „Mach die Tür zu!“ Wieviel besser und „mit Salz gewürzt“ wären die ruhig und verständnisvoll gesprochenen Worte: „Würdest du bitte die Tür schließen?“
22. Welche Einstellung brauchen Paare, um eine gute Kommunikation aufrechtzuerhalten?
22 Gute Kommunikation gedeiht auf sanften Worten, gütigen Blicken und Gesten, auf Freundlichkeit, Verständnis und Zärtlichkeit. Wenn Mann und Frau sich anstrengen, eine gute Kommunikation aufrechtzuerhalten, werden sie sich frei fühlen, ihre Bedürfnisse zu äußern, und sie können in Zeiten der Enttäuschung oder der Belastung füreinander eine Quelle des Trostes und des Beistandes sein. Gottes Wort fordert uns auf: „Redet bekümmerten Seelen tröstend zu“ (1. Thessalonicher 5:14). Es gibt Zeiten, wo der Mann bedrückt ist, und Zeiten, wo es der Frau so ergeht. Beide können sich gegenseitig ‘tröstend zureden’ und sich erbauen (Römer 15:2).
23, 24. Wie helfen Liebe und Respekt bei Meinungsverschiedenheiten? Führe ein Beispiel an.
23 Ehegefährten, die einander Liebe und Respekt erweisen, sehen nicht jede Unstimmigkeit als größeres Problem an. Sie achten darauf, sich nicht gegen den anderen „erbittern“ zu lassen (Kolosser 3:19). „Eine Antwort, wenn milde“, daran sollten beide denken, „wendet Grimm ab“ (Sprüche 15:1). Es gilt, sich davor zu hüten, das Anliegen des Partners zu bagatellisieren oder ihn zu verurteilen, wenn er einem sein Herz ausschüttet. Solche Äußerungen können statt dessen als Gelegenheit betrachtet werden, den Standpunkt des anderen verstehen zu lernen. Es empfiehlt sich, gemeinsam zu versuchen, Unstimmigkeiten beizulegen und einen harmonischen Ausgang herbeizuführen.
24 Man erinnere sich an die Begebenheit, als Sara ihrem Mann Abraham die Lösung eines bestimmten Problems empfahl und er nicht mit ihr einigging. Gott sagte jedoch zu Abraham: „Höre auf ihre Stimme“ (1. Mose 21:9-12). Abraham hörte darauf und wurde gesegnet. Wenn eine Frau etwas anderes anregt als das, was ihr Mann im Sinn hat, dann sollte er ihr wenigstens zuhören. Gleichzeitig darf eine Ehefrau das Gespräch nicht beherrschen, sondern sie sollte sich anhören, was ihr Mann ihr zu sagen hat (Sprüche 25:24). Es ist lieblos und respektlos, wenn entweder der Mann oder die Frau immer auf der eigenen Meinung besteht.
25. Inwiefern trägt gute Kommunikation zum Glück im Intimleben bei?
25 Gute Kommunikation ist auch in Verbindung mit den Geschlechtsbeziehungen eines Paares von Bedeutung. Selbstsucht und fehlende Selbstbeherrschung können dieses intimste Verhältnis in der Ehe sehr schädigen. Offener Gedankenaustausch, gepaart mit Geduld, ist unverzichtbar. Es kommt selten zu ernsthaften sexuellen Problemen, solange jeder selbstlos auf das Wohl des anderen bedacht ist. „Jeder suche“ — in dieser wie auch in anderen Angelegenheiten — „fortwährend nicht seinen eigenen Vorteil, sondern den des anderen“ (1. Korinther 7:3-5; 10:24).
26. Inwiefern hilft Ehepaaren das Beachten des Wortes Gottes, glücklich zu sein, wenngleich es in jeder Ehe Höhen und Tiefen gibt?
26 Welch vorzüglichen Rat das Wort Gottes enthält! Zugegeben, in jeder Ehe gibt es Höhen und Tiefen. Aber wenn Ehepartner sich die Denkweise Jehovas zu eigen machen, wie sie in der Bibel geoffenbart wird, und wenn sie ihr Verhältnis auf grundsatztreue Liebe und Respekt gründen, dann wird ihre Ehe bestimmt von Dauer und glücklich sein. Sie werden dadurch nicht nur einander ehren, sondern auch den Urheber der Ehe, Jehova Gott.
-
-
Wie führt man einen Haushalt?Das Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL VIER
Wie führt man einen Haushalt?
1. Warum kann es so schwierig sein, heute einen Haushalt zu führen?
„DIE Szene dieser Welt wechselt“ (1. Korinther 7:31). Diese Worte wurden vor über 1 900 Jahren geschrieben; und wie wahr sie doch heute sind! Die Verhältnisse sind tatsächlich dem Wechsel unterworfen, vor allem was die Familie betrifft. Was vor 40 oder 50 Jahren als normal und üblich galt, ist heute oft nicht mehr annehmbar. Deshalb kann es vielleicht nur mit großer Mühe gelingen, einen Haushalt zu führen. Die Schwierigkeiten sind aber nicht unüberwindlich, wenn biblischer Rat beachtet wird.
NICHT ÜBER SEINE VERHÄLTNISSE LEBEN
2. Welche wirtschaftlichen Umstände führen in einer Familie zu Belastungen?
2 Viele Menschen sind heute nicht mehr mit einem einfachen, familienorientierten Leben zufrieden. Da immer mehr Waren hergestellt werden und die Geschäftswelt mit geschickt angelegter Werbung auf Kundenfang geht, arbeiten Millionen von Vätern und Müttern viele Stunden, um sich diese Güter kaufen zu können. Für weitere Millionen ist es ein täglicher Kampf, wenigstens etwas zu essen auf dem Tisch zu haben. Sie müssen viel länger arbeiten als früher, ja manchmal haben sie zwei Arbeitsstellen, um nur das Lebensnotwendige bezahlen zu können. Wieder andere wären froh, wenn sie angesichts der Arbeitslosigkeit überhaupt eine Anstellung fänden. Ja, das Leben ist für eine Familie heute nicht immer einfach, aber biblische Grundsätze erleichtern es Familien, aus der Lage das Beste zu machen.
3. Welchen Grundsatz führte der Apostel Paulus an, und wie kann dessen Anwendung dazu beitragen, daß es einem gelingt, einen Haushalt zu führen?
3 Auch der Apostel Paulus kannte wirtschaftliche Belastungen aus eigener Erfahrung. Aus dem Umgang damit zog er eine wertvolle Lehre, auf die er in seinem Brief an seinen Gefährten Timotheus näher einging. Paulus schrieb: „Wir haben nichts in die Welt hineingebracht, und wir können auch nichts mit hinaustragen. Wenn wir also Lebensunterhalt und Bedeckung haben, werden wir mit diesen Dingen zufrieden sein“ (1. Timotheus 6:7, 8). Natürlich braucht eine Familie mehr als Nahrung und Kleidung. Sie muß auch irgendwo wohnen. Die Kinder benötigen eine Ausbildung. Ferner sind Kosten für Medikamente und ärztliche Behandlung zu bestreiten sowie andere Ausgaben. Doch gelten die Worte des Paulus vom Grundsatz her nach wie vor. Wer sich damit begnügt, seine Bedürfnisse zu stillen, statt seinen Wünschen freien Lauf zu lassen, wird es im Leben leichter haben.
4, 5. Wie können Vorsorge und Planung bei der Haushaltsführung von Nutzen sein?
4 Ein weiterer nützlicher Grundsatz ist in einer von Jesus gebrauchten Veranschaulichung enthalten. Er sagte: „Wer von euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuerst nieder und berechnet die Kosten, um zu sehen, ob er genug habe, ihn zu vollenden?“ (Lukas 14:28). Jesus sprach hier davon, vorzusorgen und zu planen. In einem vorangehenden Kapitel war davon die Rede, inwiefern dies nützlich ist, wenn ein junges Paar ans Heiraten denkt. Und nach der Hochzeit ist Planung bei der Haushaltsführung ebenso von Nutzen. Zur Vorsorge auf diesem Gebiet gehört es, einen Haushaltsplan aufzustellen, also zu planen, wie man die vorhandenen Mittel am vernünftigsten verwendet. Auf diese Weise kann eine Familie die Ausgaben überblicken, für wichtige tägliche oder wöchentliche Ausgaben Mittel zurücklegen und es vermeiden, über ihre Verhältnisse zu leben.
5 In manchen Ländern kann Haushaltsplanung bedeuten, daß man dem Drang widersteht, Unnötiges auf Kredit zu kaufen, wofür man dann hohe Zinsen zahlt. In anderen Ländern kann es bedeuten, streng darüber zu wachen, wie man seine Kreditkarten verwendet (Sprüche 22:7). Es kann auch heißen, Impulskäufen zu widerstehen — also nicht etwas einer plötzlichen Regung folgend zu kaufen, ohne abzuwägen, ob man es braucht und welche Folgen es hat. Geld eigennützig für das Glücksspiel, das Rauchen oder übermäßigen Alkoholgenuß zu verschwenden widerspricht biblischen Grundsätzen und verschlechtert, wie der Haushaltsplan erkennen lassen wird, die wirtschaftliche Lage der Familie (Sprüche 23:20, 21, 29-35; Römer 6:19; Epheser 5:3-5).
6. Welche biblischen Wahrheiten sind Menschen eine Hilfe, die in Armut leben müssen?
6 Wie verhält es sich aber mit Menschen, die in Armut leben müssen? Sie können sich damit trösten, daß das gegenwärtige weltweite Problem nur vorübergehender Natur ist. In der sich eilends nähernden neuen Welt wird Jehova die Armut samt all den anderen Übeln beseitigen, die das Elend der Menschheit verursachen (Psalm 72:1, 12-16). Bis dahin sind wahre Christen, selbst wenn sie bitterarm sind, nicht völlig verzweifelt, denn sie glauben an die Verheißung Jehovas: „Ich will dich keineswegs im Stich lassen noch dich irgendwie verlassen.“ Deshalb kann ein Anbeter Gottes zuversichtlich sagen: „Jehova ist mein Helfer; ich will mich nicht fürchten“ (Hebräer 13:5, 6). In den gegenwärtigen schwierigen Tagen hat Jehova seine Anbeter, die nach biblischen Grundsätzen leben und seinem Königreich in ihrem Leben den Vorrang geben, auf verschiedene Weise unterstützt (Matthäus 6:33). Eine Vielzahl von ihnen kann das bezeugen und mit den Worten des Apostels Paulus sagen: „In allem und unter allen Umständen habe ich das Geheimnis kennengelernt, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluß zu haben als auch Mangel zu leiden. Für alles bin ich stark durch den, der mir Kraft verleiht“ (Philipper 4:12, 13).
DIE LAST GEMEINSAM TRAGEN
Sich um den Haushalt zu kümmern ist ein Familienprojekt
7. Welche Worte Jesu tragen, wenn angewandt, zum Gelingen der Haushaltsführung bei?
7 Gegen Ende seines irdischen Dienstes sagte Jesus: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Matthäus 22:39). Diesen Rat in der Familie zu beachten ist bei der Haushaltsführung eine entscheidende Hilfe. Wer sind denn letztendlich unsere Nächsten, wenn nicht diejenigen, mit denen wir als Familie zusammenleben, die Menschen, die uns am nächsten und am liebsten sind — Ehemann und Ehefrau sowie Eltern und Kinder? Wie können Familienmitglieder sich gegenseitig Liebe erweisen?
8. Wie kann innerhalb der Familie Liebe zum Ausdruck gebracht werden?
8 Eine Art besteht darin, daß in der Familie jeder seinen Teil tut, um die Hausarbeit zu bewältigen. Kinder müssen deshalb dazu erzogen werden, ihre Sachen — Kleidung oder Spielzeug — nach Gebrauch wegzuräumen. Es mag Zeit und Mühe kosten, jeden Morgen das Bett zu machen, aber das ist eine große Erleichterung beim Führen eines Haushalts. Natürlich ist zeitweilig eine gewisse Unordnung unvermeidbar, aber die Wohnung sauberzuhalten und nach den Mahlzeiten das Geschirr abzuräumen — dabei können alle mithelfen. Faulheit, Sichgehenlassen, Widerwilligkeit und Lustlosigkeit wirken sich auf alle negativ aus (Sprüche 26:14-16). Dagegen fördern Fröhlichkeit und Willigkeit ein glückliches Familienleben. „Gott liebt einen fröhlichen Geber“ (2. Korinther 9:7).
9, 10. (a) Welche Last trägt oft die Frau des Hauses, und wie kann sie erleichtert werden? (b) Zu welch ausgeglichener Ansicht über die Hausarbeit wird geraten?
9 Rücksichtnahme und Liebe verhindern, daß eine Situation entsteht, die in manchen Haushalten ein ernstes Problem darstellt. Von jeher war die Mutter die Stütze des häuslichen Lebens. Sie hat sich um die Kinder gekümmert, die Wohnung saubergehalten, die Wäsche der ganzen Familie gewaschen, eingekauft und das Essen gekocht. In manchen Ländern haben Frauen gewöhnlich auch auf den Feldern gearbeitet, Erzeugnisse auf dem Markt verkauft oder auf andere Weise zum Einkommen der Familie beigetragen. Sogar dort, wo das früher nicht üblich war, haben sich Millionen von verheirateten Frauen aus Not eine Beschäftigung außer Haus suchen müssen. Eine Frau und Mutter, die in diesen verschiedenen Bereichen hart arbeitet, verdient Lob. Wie bei der in der Bibel beschriebenen ‘tüchtigen Frau’ ist ihr Tag gut ausgefüllt. „Das Brot der Faulheit ißt sie nicht“ (Sprüche 31:10, 27). Das bedeutet indes nicht, daß die Frau als einzige zu Hause etwas tun kann. Sollte auf der Frau, nachdem sie und ihr Mann den ganzen Tag außer Haus gearbeitet haben, allein die Hausarbeit lasten, während der Ehemann und die übrigen der Familie sich ausruhen? Gewiß nicht. (Vergleiche 2. Korinther 8:13, 14.) Bereitet die Mutter zum Beispiel das Essen zu, ist sie dankbar, wenn andere aus der Familie ihr helfen und den Tisch decken, etwas einkaufen oder im und um das Haus herum etwas saubermachen. Ja, alle können einen Teil der Verantwortung übernehmen. (Vergleiche Galater 6:2.)
10 Einige mögen sagen: „Wo ich lebe, ist so etwas für den Mann nicht üblich.“ Das mag sein. Wäre es aber nicht gut, dies in Betracht zu ziehen? Bei der Gründung der Familie gebot Jehova Gott nicht, daß gewisse Arbeiten nur von der Frau verrichtet werden sollten. Als der treue Abraham einmal von besonderen Boten Jehovas besucht wurde, legte er selbst bei der Zubereitung der Speisen für die Besucher und beim Servieren mit Hand an (1. Mose 18:1-8). Die Bibel enthält die Anweisung: „Die Männer [sind] verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber“ (Epheser 5:28). Wenn der Mann am Ende des Tages müde ist und sich ausruhen will, möchte es dann seine Frau nicht auch oder vielleicht noch viel mehr? (1. Petrus 3:7). Wäre es daher nicht passend und liebevoll, wenn der Ehemann zu Hause mithelfen würde? (Philipper 2:3, 4).
11. Auf welche Weise gab Jesus allen Mitgliedern eines Haushalts ein vortreffliches Beispiel?
11 Jesus ist das beste Beispiel dafür, wie jemand sein muß, der Gott gefällt und zum Glück seiner Gefährten beiträgt. Obwohl Jesus nie geheiratet hat, ist er für Ehemänner, Ehefrauen und Kinder ein gutes Vorbild. Er sagte mit Bezug auf sich, daß „der Menschensohn nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen“ (Matthäus 20:28). Wie froh die Familie ist, in der alle, die ihr angehören, auf eine solche Einstellung Wert legen!
REINLICHKEIT — WARUM SO WICHTIG?
12. Was verlangt Jehova von denjenigen, die ihm dienen?
12 Ein anderer biblischer Grundsatz, der die Haushaltsführung erleichtert, ist in 2. Korinther 7:1 zu finden. Dort lesen wir: „Laßt uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und Geistes.“ Wer diese inspirierten Worte beachtet, ist für Gott annehmbar, denn Gott fordert eine Anbetung, die „rein und unbefleckt ist“ (Jakobus 1:27). Und die Hausgemeinschaft genießt die damit verbundenen Vorteile.
13. Warum ist Reinlichkeit für die Haushaltsführung wichtig?
13 Die Bibel versichert uns beispielsweise, daß es eines Tages keine Krankheiten mehr geben wird. „Kein Bewohner wird [dann] sagen: ‚Ich bin krank‘ “ (Jesaja 33:24; Offenbarung 21:4, 5). Bis dahin hat jede Familie hin und wieder mit Krankheiten zu tun. Auch Paulus und Timotheus wurden krank (Galater 4:13; 1. Timotheus 5:23). Allerdings können, wie Mediziner heute sagen, viele Krankheiten vermieden werden. Vernünftige Familien weichen vermeidbaren Krankheiten aus, indem sie körperliche und geistige Unreinheit meiden. Betrachten wir, wie. (Vergleiche Sprüche 22:3.)
14. Auf welche Weise kann sittliche Reinheit eine Familie vor Krankheit schützen?
14 Zur geistigen Reinheit gehört auch sittliche Reinheit. Wie gut bekannt ist, fördert die Bibel hohe Sittenmaßstäbe und verurteilt jede Art von Intimbeziehungen außerhalb der Ehe. „Weder Hurer ... noch Ehebrecher, noch Männer, die für unnatürliche Zwecke gehalten werden, noch Männer, die bei männlichen Personen liegen, ... werden Gottes Königreich erben“ (1. Korinther 6:9, 10). Diese strengen Maßstäbe zu beachten ist für Christen, die in der heutigen entarteten Welt leben, sehr wichtig. Es gefällt Gott und trägt auch dazu bei, die Familie vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie Aids, Syphilis, Gonorrhö und Chlamydieninfektionen zu schützen (Sprüche 7:10-23).
15. Nenne ein Beispiel für einen Mangel an körperlicher Reinheit, der eine vermeidbare Krankheit verursacht.
15 ‘Sich von jeder Befleckung des Fleisches zu reinigen’ schützt die Familie noch vor anderen Krankheiten. Viele Krankheiten entstehen durch mangelnde körperliche Reinheit. Ein Musterbeispiel ist das Rauchen. Durch das Rauchen werden nicht nur die Lunge, die Kleidung und die Luft verschmutzt, sondern es macht die Menschen auch krank. Millionen Menschen sterben jedes Jahr, weil sie geraucht haben. Man denke nur: Jahr um Jahr wären Millionen Menschen nicht erkrankt und nicht frühzeitig gestorben, wenn sie diese Art der „Befleckung des Fleisches“ gemieden hätten.
16, 17. (a) Welche Vorschrift Jehovas schützte die Israeliten vor gewissen Krankheiten? (b) Wie kann der Grundsatz, auf dem 5. Mose 23:12, 13 beruht, in allen Haushalten angewandt werden?
16 Betrachten wir ein weiteres Beispiel. Vor etwa 3 500 Jahren gab Gott den Israeliten sein Gesetz, um ihre Anbetung und — bis zu einem gewissen Grad — ihr Alltagsleben zu regeln. Jenes Gesetz trug dazu bei, das Volk vor Krankheiten zu schützen, indem Grundregeln der Hygiene aufgestellt wurden. Eine der Vorschriften hatte mit der Beseitigung menschlicher Exkremente zu tun, die ordnungsgemäß abseits vom Lager vergraben werden mußten, damit das Gebiet, in dem Menschen lebten, nicht verschmutzt wurde (5. Mose 23:12, 13). Der in dieser alten Vorschrift gegebene Rat ist nach wie vor gut. Selbst heute erkranken und sterben Menschen, weil sie ihn nicht beachten.a
17 In Übereinstimmung mit dem Grundsatz, auf dem jene Vorschrift für die Israeliten beruhte, sollte das Badezimmer und der Toilettenbereich — ob innerhalb oder außerhalb der Wohnung — saubergehalten werden und keimfrei sein. Wenn die Toilette nicht saubergehalten und nicht zugedeckt wird, sammeln sich dort Fliegen, die dann die Keime auf andere Bereiche der Wohnung tragen — auch auf das Essen! Außerdem sollten sich Kinder und Erwachsene nach dem Aufsuchen der Toilette die Hände waschen. Sonst bringen sie auf der Haut Keime mit zurück. Gemäß einer französischen Ärztin ist das Händewaschen „eine der besten Garantien für die Verhütung gewisser Infektionen des Magen-Darm-Bereichs, der Atemwege und der Haut“.
Für Sauberkeit zu sorgen ist billiger, als Medikamente zu kaufen
18, 19. Was wird angeregt, um selbst dort, wo Armut herrscht, das Haus sauberhalten zu können?
18 In einer armen Gegend ist Reinlichkeit gewiß eine schwierige Aufgabe. Jemand, der mit solchen Gegenden vertraut ist, erklärte: „Das drückendheiße Klima macht das Sauberhalten doppelt schwer. Stürme tragen in jede Ecke eines Hauses feinen braunen Staub. ... Die Bevölkerungsexplosion in Städten und in manchen ländlichen Gebieten gefährdet ebenfalls die Gesundheit. Offene Abwasserkanäle, Berge von Müll, schmutzige Gemeinschaftstoiletten, krankheitsübertragende Ratten, Kakerlaken und Fliegen sind ein vertrauter Anblick geworden.“
19 Unter Umständen wie diesen Reinlichkeit zu bewahren ist schwierig. Dennoch ist es die Mühe wert. Wasser, Seife und etwas zusätzliche Arbeit sind billiger als Medikamente und Krankenhausrechnungen. Wer in einer solchen Gegend wohnt, sollte das eigene Haus und den Hof so sauber wie möglich und frei von Tierexkrementen halten. Ließe sich der Weg zum Haus, der in der Regenzeit immer matschig wird, mit Kies oder mit Steinen befestigen, um den Schmutz nicht ins Haus zu tragen? Wenn Schuhe oder Sandalen getragen werden, wäre es dann möglich, sie vor Betreten des Hauses auszuziehen? Auch die Wasservorräte müssen vor Verschmutzung geschützt werden. Schätzungsweise zwei Millionen Todesfälle im Jahr gehen auf Krankheiten zurück, die mit schmutzigem Wasser und unzureichender Hygiene in Verbindung stehen.
20. Wer alles sollte sich verantwortlich fühlen, das Haus sauberzuhalten?
20 Ein sauberes Zuhause zu haben hängt von allen ab — von der Mutter, dem Vater, den Kindern und den Besuchern. Eine Mutter von acht Kindern in Kenia sagte: „Alle haben gelernt, ihren Teil dazu beizutragen.“ Eine nette, saubere Wohnung wirft ein gutes Licht auf die ganze Familie. Ein spanisches Sprichwort lautet: „Armut und Reinlichkeit haben keinen Streit.“ Ob man in einer Villa, einem Apartment, einer bescheidenen Mietwohnung oder in einer Baracke wohnt, Reinlichkeit ist ein Schlüssel zu einer gesünderen Familie.
ERMUNTERUNG LÄSST UNS AUFBLÜHEN
21. Was trägt im Einklang mit Sprüche 31:28 dazu bei, daß eine Hausgemeinschaft sich des Glücks erfreut?
21 Im Bibelbuch Sprüche heißt es in der Abhandlung über die tüchtige Ehefrau: „Ihre Söhne sind aufgestanden und haben sie glücklich gepriesen; ihr Besitzer steht auf, und er preist sie“ (Sprüche 31:28). Wann haben wir das letzte Mal jemand aus unserer Familie gelobt? Wir sind wie Pflanzen im Frühling, die blühen, sobald sie etwas Wärme und Feuchtigkeit erhalten. Als Menschen benötigen wir die Wärme eines Lobes. Einer Frau tut es gut, zu wissen, daß ihr Mann ihre schwere Arbeit und ihre liebevolle Fürsorge schätzt und daß ihm bewußt ist, was er an ihr hat (Sprüche 15:23; 25:11). Und es ist angenehm, wenn eine Frau ihren Mann für seine Arbeit lobt, die er außerhalb und innerhalb des Hauses verrichtet. Kinder leben auf, wenn ihre Eltern sie dafür loben, daß sie sich zu Hause, in der Schule und in der Christenversammlung anstrengen. Was ein wenig Dankbarkeit nicht alles bewirken kann! Was kostet schon ein Dankeschön? Nicht viel, aber der Lohn ist groß, was die Stimmung in der Familie betrifft.
22. Was ist nötig, damit eine Hausgemeinschaft „fest gegründet“ ist, und wie ist das zu erreichen?
22 Einen Haushalt zu führen ist aus vielen Gründen nicht leicht. Dennoch kann es gelingen. Ein biblisches Sprichwort lautet: „Durch Weisheit wird eine Hausgemeinschaft aufgebaut, und durch Unterscheidungsvermögen wird sie sich als fest gegründet erweisen“ (Sprüche 24:3). Weisheit und Unterscheidungsvermögen können erlangt werden, wenn sich in der Familie jeder bemüht, den Willen Gottes kennenzulernen und ihn in seinem Leben anzuwenden. Eine glückliche Familie ist bestimmt die Mühe wert.
a In einem Handbuch über die Vermeidung von Diarrhö — eine verbreitete Erkrankung, an der viele Kleinkinder sterben — erklärt die Weltgesundheitsorganisation: „Wenn es keine Latrine gibt: Die Notdurft sollte vom Haus entfernt verrichtet werden und auch fern von Bereichen, wo Kinder spielen, und mindestens 10 Meter entfernt von der Wasserversorgungsstelle; Fäkalien sollten mit Erde bedeckt werden.“
-
-
Sein Kind von frühester Kindheit an erziehenDas Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL FÜNF
Sein Kind von frühester Kindheit an erziehen
1, 2. An wen sollten sich Eltern um Hilfe wenden, wenn sie ihre Kinder erziehen?
„SÖHNE sind ein Erbe von Jehova“, rief ein Vater voller Wertschätzung vor etwa 3 000 Jahren aus (Psalm 127:3). Die Freude, die es einträgt, Kinder zu haben, ist wirklich eine kostbare Belohnung von Gott, eine Belohnung, die den meisten Verheirateten offensteht. Eltern werden jedoch bald feststellen, daß es nicht nur Freude, sondern auch Verantwortung mit sich bringt, Kinder zu haben.
2 Vor allem heute ist das Erziehen von Kindern eine große Aufgabe. Dennoch ist es vielen gelungen; wie, darauf weist der Psalmist hin, der unter Inspiration schrieb: „Wenn Jehova selbst das Haus nicht baut, so ist es umsonst, daß seine Bauleute hart daran gearbeitet haben“ (Psalm 127:1). Je enger sich die Eltern an Jehovas Anweisungen halten, um so bessere Eltern werden sie sein. Die Bibel sagt: „Vertraue auf Jehova mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen eigenen Verstand“ (Sprüche 3:5). Wie bereit ist man selbst, den Rat Jehovas zu beachten, wenn man solch ein 20-Jahres-Projekt der Kindererziehung vor sich hat?
DEN STANDPUNKT DER BIBEL AKZEPTIEREN
3. Welche Verantwortung haben Väter bei der Kindererziehung?
3 In vielen Familien rund um die Welt betrachtet der Mann die Erziehung der Kinder hauptsächlich als Frauensache. Wie aus Gottes Wort hervorgeht, fällt ohne Zweifel dem Vater die Rolle des hauptsächlichen Ernährers zu. Es ist aber auch davon die Rede, daß er häusliche Pflichten hat. Die Bibel sagt: „Bereite deine Arbeit draußen, und mache sie dir auf dem Feld zurecht. Danach sollst du auch deine Hausgemeinschaft aufbauen“ (Sprüche 24:27). In Gottes Augen sind der Vater und die Mutter Partner in der Kindererziehung (Sprüche 1:8, 9).
4. Warum sollten wir Jungen nicht höher einstufen als Mädchen?
4 Wie betrachten Eltern die Kinder? Aus Asien ist zu hören, daß dort „Mädchen selten willkommen sind“. In Lateinamerika ist man Berichten zufolge immer noch gegenüber Mädchen voreingenommen, selbst in „aufgeklärteren Familien“. Aber in Wirklichkeit sind Mädchen nicht Kinder zweiter Klasse. Jakob, ein bekannter Urvater, beschrieb alle seine Nachkommen, auch seine Töchter, die bis zu jener Zeit geboren worden waren, als „die Kinder, mit denen Gott [ihn] durch seine Gunst ... beschenkt hat“ (1. Mose 33:1-5; 37:35). Auch Jesus segnete all „die kleinen Kinder“ (Jungen und Mädchen), die zu ihm gebracht wurden (Matthäus 19:13-15). Wir können sicher sein, daß er Jehovas Ansicht widerspiegelte (5. Mose 16:14).
5. Welche Überlegungen sollten maßgebend sein, wenn ein Ehepaar Entscheidungen hinsichtlich der Größe seiner Familie trifft?
5 Wird in der sozialen Gemeinschaft, in der man lebt, von einer Frau erwartet, daß sie so viele Kinder wie möglich zur Welt bringt? Es stimmt, daß ein Ehepaar selbst entscheiden muß, wie viele Kinder es haben möchte. Wie verhält es sich, wenn den Eltern die Mittel fehlen, viele Kinder zu ernähren, zu kleiden und ihnen eine Schulbildung zu ermöglichen? Das sollte ein Paar gewiß berücksichtigen, wenn es über die Größe seiner Familie entscheidet. Manche Ehepaare, die nicht für alle ihre Kinder sorgen können, betrauen Verwandte mit der Aufgabe, einige ihrer Kinder großzuziehen. Ist das ratsam? Eigentlich nicht. Auch entbindet es die Eltern nicht von ihrer Verpflichtung ihren Kindern gegenüber. Die Bibel sagt: „Bestimmt hat jemand, der für die Seinigen und besonders für seine Hausgenossen nicht sorgt, den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger“ (1. Timotheus 5:8). Verantwortungsbewußte Ehepaare sind bemüht, die Anzahl ihrer „Hausgenossen“ so zu planen, daß sie ‘für die Ihrigen sorgen’ können. Ist die Geburtenkontrolle eine Möglichkeit, dies zu tun? Auch das bleibt einem Ehepaar selbst überlassen, und wenn es sich dafür entscheidet, dann ist die Wahl des Verhütungsmittels ebenfalls eine Privatangelegenheit. „Jeder wird seine eigene Last tragen“ (Galater 6:5). Empfängnisverhütungsmethoden, die irgendeine Form von Abtreibung einschließen, verstoßen jedoch gegen biblische Grundsätze. Jehova Gott ist „der Quell des Lebens“ (Psalm 36:9). Ein Leben auszulöschen, nachdem es empfangen worden ist, verriete daher große Respektlosigkeit Jehova gegenüber und wäre Mord (2. Mose 21:22, 23; Psalm 139:16; Jeremia 1:5).
DIE BEDÜRFNISSE SEINES KINDES STILLEN
6. Wann sollte die Erziehung eines Kindes einsetzen?
6 In Sprüche 22:6 heißt es: „Erzieh einen Knaben gemäß dem Weg für ihn.“ Kinder zu erziehen ist eine weitere große Aufgabe der Eltern. Aber wann sollte die Erziehung einsetzen? Sehr früh. Der Apostel Paulus erwähnte, daß Timotheus „von frühester Kindheit an“ erzogen worden war (2. Timotheus 3:15). Das hier verwendete griechische Wort kann sich auf ein kleines Kind oder sogar auf ein ungeborenes Kind beziehen (Lukas 1:41, 44; Apostelgeschichte 7:18-20). Timotheus wurde also schon erzogen, als er noch sehr jung war — und das war gut so. Die frühe Kindheit ist ideal, um mit der Erziehung eines Kindes zu beginnen. Selbst ein kleines Kind hat einen Wissensdurst.
7. (a) Warum ist es wichtig, daß beide Eltern ein enges Verhältnis zum Baby entwickeln? (b) Was für ein Verhältnis bestand zwischen Jehova und seinem einziggezeugten Sohn von Anfang an?
7 „Als ich mein Baby das erste Mal sah“, sagte eine Mutter, „schloß ich es sofort ins Herz.“ So empfinden die meisten Mütter. Diese wunderbare Bindung zwischen Mutter und Kind verstärkt sich, wenn beide nach der Geburt Zeit miteinander verbringen. Das Stillen steigert diese Vertrautheit noch. (Vergleiche 1. Thessalonicher 2:7.) Um die emotionellen Bedürfnisse des Kindes zu stillen, ist es entscheidend, daß die Mutter es liebkost und mit ihm spricht. (Vergleiche Jesaja 66:12.) Wie verhält es sich jedoch mit dem Vater? Auch er sollte eine enge Bindung zu seinem neuen Sprößling entwickeln. Jehova ist darin ein Vorbild. Aus dem Buch Sprüche erfahren wir etwas über das Verhältnis zwischen Jehova und seinem einziggezeugten Sohn, der als personifizierte Weisheit von sich sagte: „Jehova selbst brachte mich als den Anfang seines Weges hervor, ... ich wurde der, den er Tag für Tag besonders liebhatte“ (Sprüche 8:22, 30; Johannes 1:14). Ebenso entwickelt ein guter Vater gleich von Anfang an ein herzliches, liebevolles Verhältnis zu seinem Kind. „Überhäuft es mit Zuneigung“, rät ein Vater. „Bisher ist noch kein Kind daran gestorben, daß man es geküßt und gedrückt hat.“
8. Welchen intellektuellen Anreiz sollten Eltern ihrem Baby so früh wie möglich geben?
8 Babys brauchen aber noch mehr. Vom Augenblick der Geburt an ist ihr Gehirn aufnahmebereit, und die Eltern sind die hauptsächliche Informationsquelle. Ein Beispiel dafür ist die Sprache. Forscher sagen, daß es „vermutlich in enger Verbindung damit steht, welche Wechselbeziehung von Anfang an zwischen dem Kind und seinen Eltern besteht“, wie gut ein Kind sprechen und lesen lernt. Man sollte daher mit seinem Kind reden und ihm bereits vorlesen, wenn es noch ein Baby ist. Bald wird es einen nachahmen wollen, und kurz darauf bringt man ihm das Lesen bei. Wahrscheinlich wird es lesen können, bevor es zur Schule geht. Das erweist sich besonders in Ländern als nützlich, in denen es an Lehrern fehlt und die Klassen überfüllt sind.
9. Was ist das wichtigste Ziel, das Eltern im Sinn behalten sollten?
9 Das vorrangigste Anliegen christlicher Eltern ist die Befriedigung der geistigen Bedürfnisse des Kindes. (Siehe 5. Mose 8:3.) Was wollen sie damit erreichen? Sie möchten dem Kind helfen, eine christusähnliche Persönlichkeit zu entwickeln, also „die neue Persönlichkeit“ anzuziehen (Epheser 4:24). Dazu müssen sie das richtige Baumaterial und auch das richtige Bauverfahren in Betracht ziehen.
DEM KIND DIE WAHRHEIT EINSCHÄRFEN
10. Welche Eigenschaften müssen Kinder entwickeln?
10 Die Qualität eines Gebäudes hängt zum großen Teil von der Art des verwendeten Materials ab. Der Apostel Paulus sagte, die besten Baustoffe für eine christliche Persönlichkeit seien ‘Gold, Silber und kostbare Steine’ (1. Korinther 3:10-12). Diese versinnbildlichen Eigenschaften wie Glauben, Weisheit, Unterscheidungsvermögen, Loyalität, Respekt sowie liebevolle Wertschätzung für Jehova und seine Gesetze (Psalm 19:7-11; Sprüche 2:1-6; 3:13, 14). Wie können Eltern ihren Kindern von frühester Kindheit an helfen, diese Eigenschaften zu entwickeln? Indem sie so vorgehen, wie es vor langer Zeit beschrieben wurde.
11. Wie halfen israelitische Eltern ihren Kindern, eine gottgefällige Persönlichkeit zu entwickeln?
11 Kurz bevor die Nation Israel in das Land der Verheißung einzog, gebot Jehova den israelitischen Eltern: „Es soll sich erweisen, daß diese Worte, die ich dir heute gebiete, auf deinem Herzen sind; und du sollst sie deinem Sohn einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst“ (5. Mose 6:6, 7). Ja, Eltern müssen Vorbilder sein, Gefährten, Gesprächspartner und Lehrer.
12. Warum ist es wichtig, daß Eltern gute Vorbilder sind?
12 Ein Vorbild sein. Zuerst sagte Jehova: „Es soll sich erweisen, daß diese Worte ... auf deinem Herzen sind.“ Dann fügte er hinzu: „Du sollst sie deinem Sohn einschärfen.“ Gottgefällige Eigenschaften müssen sich zuerst im Herzen der Eltern befinden. Die Eltern müssen die Wahrheit lieben und danach leben. Nur dann können sie das Herz ihres Kindes ansprechen (Sprüche 20:7). Warum ist das so? Weil Kinder eher von dem beeinflußt werden, was sie sehen, als von dem, was sie hören (Lukas 6:40; 1. Korinther 11:1).
13. Wie können christliche Eltern Jesu Beispiel darin nachahmen, den Kindern Aufmerksamkeit zu schenken?
13 Ein Gefährte sein. Jehova gebot Eltern in Israel: ‘Redet mit euren Kindern, wenn ihr in eurem Haus sitzt und wenn ihr auf dem Weg geht.’ Das verlangt von den Eltern, daß sie Zeit für die Kinder haben, ganz gleich, wie beschäftigt sie sind. Jesus meinte offenbar, es stehe Kindern zu, daß er ihnen Zeit widme. In den letzten Tagen seines Dienstes „begann man, kleine Kinder zu ihm zu bringen, damit er diese anrühre“. Wie reagierte Jesus? „Er schloß die Kinder in seine Arme und begann sie zu segnen“ (Markus 10:13, 16). Man stelle sich einmal vor: Die letzten Stunden des Lebens Jesu verrannen. Dennoch nahm er sich für Kinder Zeit und schenkte ihnen seine Aufmerksamkeit. Was für eine vorzügliche Lektion!
14. Warum ist es nützlich für die Eltern, daß sie sich Zeit für ihr Kind nehmen?
14 Ein Gesprächspartner sein. Zeit für sein Kind zu haben fördert die Kommunikation. Je intensiver die Kommunikation mit dem Kind gepflegt wird, um so besser ist zu erkennen, wie sich seine Persönlichkeit entwickelt. Nicht zu vergessen ist, daß Kommunikation mehr ist, als nur zu reden. Eine Mutter in Brasilien sagte: „Ich mußte die Kunst des Zuhörens erlernen — mit ganzem Herzen zuzuhören.“ Ihre Geduld zeitigte Früchte, als ihr Sohn ihr seine Gefühle mitteilte.
15. Was muß hinsichtlich der Entspannung berücksichtigt werden?
15 Kinder brauchen „eine Zeit zum Lachen ... und eine Zeit zum Herumhüpfen“ — eine Zeit zur Entspannung (Prediger 3:1, 4; Sacharja 8:5). Entspannung ist sehr nützlich, wenn Eltern und Kinder die Zeit dafür miteinander verbringen. Es ist bedauerlich, daß Entspannung in vielen Familien Fernsehen bedeutet. Manche Fernsehsendungen mögen zwar unterhaltsam sein, aber viele untergraben gute Wertmaßstäbe, und das Fernsehen trägt dazu bei, daß der Gedankenaustausch in der Familie erstickt. Warum nicht etwas Kreatives mit den Kindern tun? Man könnte zum Beispiel Lieder singen, Spiele spielen, mit Freunden zusammensein oder schöne Orte besuchen. Solche Betätigungen regen die Kommunikation an.
16. Was sollten Eltern ihre Kinder über Jehova lehren, und wie sollten sie dabei vorgehen?
16 Ein Lehrer sein. „Du sollst sie [diese Worte] deinem Sohn einschärfen“, sagte Jehova. Der Zusammenhang verrät, was und wie gelehrt werden sollte. Zuerst heißt es: „Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele und deiner ganzen Tatkraft“ (5. Mose 6:5). Dann gilt es, ‘diese Worte einzuschärfen’. Ja, es muß Unterweisung erfolgen, die darauf abzielt, eine tiefe Liebe zu Jehova und zu seinen Gesetzen zu entwickeln. (Vergleiche Hebräer 8:10.) Das Wort „einschärfen“ bedeutet, durch Wiederholung zu lehren. Jehova will im Grunde genommen damit sagen, daß die beste Art, den Kindern zu einer gottgefälligen Persönlichkeit zu verhelfen, darin besteht, beständig mit ihnen über Jehova zu reden. Dazu gehört, mit ihnen ein regelmäßiges Bibelstudium durchzuführen.
Eltern, seid Vorbilder, Gefährten, Gesprächspartner und Lehrer
17. Was mögen Eltern bei ihrem Kind hervorrufen müssen? Warum?
17 Die meisten Eltern wissen, daß Informationen nicht so leicht in das Herz eines Kindes hineingelangen. Der Apostel Petrus forderte Mitchristen auf: „Wie neugeborene Kindlein entwickelt ein Verlangen nach der unverfälschten Milch, die zum Wort gehört“ (1. Petrus 2:2). Der Ausdruck „entwickelt ein Verlangen“ deutet an, daß viele nicht von Natur aus einen Hunger nach geistiger Speise verspüren. Eltern müssen Mittel und Wege finden, bei ihrem Kind ein solches Verlangen hervorzurufen.
18. Welches sind einige der Lehrmethoden Jesu, die Eltern nachahmen sollten?
18 Jesus gelang es, das Herz anzusprechen, indem er Veranschaulichungen gebrauchte (Markus 13:34; Lukas 10:29-37). Diese Lehrmethode ist bei Kindern besonders wirkungsvoll. Biblische Grundsätze mögen durch bebilderte interessante Geschichten vermittelt werden, vielleicht durch solche aus der Veröffentlichung Mein Buch mit biblischen Geschichten.a Die Kinder müssen mit einbezogen werden. Sie sollten ihre Kreativität gebrauchen, indem sie biblische Ereignisse malen oder schauspielerisch darstellen. Jesus verwendete außerdem Fragen (Matthäus 17:24-27). Es ist gut, seine Methode im Familienstudium nachzuahmen. Statt einfach ein Gesetz Gottes anzuführen, könnte man Fragen stellen wie: Warum hat Jehova uns dieses Gesetz gegeben? Was geschieht, wenn wir es halten? Was geschieht, wenn wir es nicht halten? Solche Fragen helfen einem Kind, zu überlegen und zu erkennen, daß Gottes Gesetze praktisch und gut sind (5. Mose 10:13).
19. Welche Vorteile hat es für Kinder, wenn die Eltern im Umgang mit ihnen biblische Grundsätze beachten?
19 Wer für das Kind ein Vorbild, ein Gefährte, ein Gesprächspartner und ein Lehrer ist, kann ihm von den frühesten Jahren an helfen, ein enges persönliches Verhältnis zu Jehova Gott aufzubauen. Dieses Verhältnis wird das Kind dazu anregen, ein glückliches Leben als Christ zu führen. Es wird sich bemühen, seinem Glauben entsprechend zu leben, selbst angesichts von Gruppenzwang und Versuchungen. Dem Kind sollte immer geholfen werden, dieses kostbare Verhältnis zu schätzen (Sprüche 27:11).
ZUCHT IST NÖTIG UND WICHTIG
20. Was ist Zucht, und wie sollte sie erteilt werden?
20 Zucht ist eine Schulung, die Sinn und Herz verbessert. Kinder benötigen sie unaufhörlich. Paulus rät Vätern: „Zieht sie [eure Kinder] weiterhin auf in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas“ (Epheser 6:4). Eltern sollten wie Jehova ihre Zucht mit Liebe erteilen (Hebräer 12:4-11). Auf Liebe gegründete Zucht kann durch Unterredungen erteilt werden. Deshalb heißt es: „Hört auf Zucht“ (Sprüche 8:33). Auf welche Art sollte Zucht erteilt werden?
21. Welche Grundsätze sollten Eltern im Sinn behalten, wenn sie ihre Kinder züchtigen?
21 Manche Eltern denken, zu den erzieherischen Maßnahmen gehöre nur, mit den Kindern in drohendem Ton zu sprechen, sie zu schelten oder zu kränken. Zu dem gleichen Thema sagt Paulus jedoch warnend: „Ihr, Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn“ (Epheser 6:4). Allen Christen wird dringend geraten, ‘gegen alle sanft zu sein, mit Milde die ungünstig Gesinnten zu unterweisen’ (2. Timotheus 2:24, 25). Christliche Eltern erkennen zwar, daß sie eine feste Haltung einnehmen müssen, aber sie versuchen an diese Worte zu denken, wenn sie ihre Kinder in Zucht nehmen. Gelegentlich ist es jedoch mit einer Unterredung nicht getan, und irgendeine Strafe ist unvermeidlich (Sprüche 22:15).
22. Was muß einem Kind verständlich gemacht werden, wenn eine Strafe erforderlich wird?
22 Kinder sind verschieden und brauchen deshalb verschiedene Arten von Zucht. Einige werden sich nicht „durch bloße Worte zurechtbringen lassen“. Für sie mag sich eine gelegentliche Strafe für ihren Ungehorsam als lebensrettend erweisen (Sprüche 17:10; 23:13, 14; 29:19). Ein Kind sollte jedoch verstehen, warum es bestraft wird. „Die Rute und Zurechtweisung sind das, was Weisheit gibt“ (Sprüche 29:15; Hiob 6:24). Überdies hat Bestrafung ihre Grenzen. „Doch werde ich dich züchtigen müssen in rechtem Maße“, sagte Jehova zu seinem Volk (Jeremia 46:28b). Die Bibel befürwortet es in keiner Weise, Kinder im Zorn zu verprügeln, was sogar zu Blutergüssen oder zu anderen Verletzungen führen könnte (Sprüche 16:32).
23. Was sollte ein Kind erkennen können, wenn es von seinen Eltern bestraft wird?
23 Als Jehova sein Volk davor warnte, daß er es züchtigen würde, sagte er: „Fürchte dich nicht, ... denn ich bin mit dir“ (Jeremia 46:28a). Ebenso sollten die Zuchtmaßnahmen der Eltern, welcher Art sie auch immer sein mögen, bei einem Kind nicht das Gefühl zurücklassen, es sei ausgestoßen (Kolosser 3:21). Das Kind sollte dagegen spüren, daß die Zucht erteilt wird, weil die Eltern ‘mit ihm’, also auf seiner Seite, sind.
SEIN KIND VOR SCHADEN SCHÜTZEN
24, 25. Was ist eine der abscheulichen Bedrohungen, vor denen Kinder heute beschützt werden müssen?
24 Für viele Erwachsene war die Kindheit eine unbeschwerte Zeit. Sie erinnern sich an ein Gefühl der Geborgenheit, an die Gewißheit, daß ihre Eltern sie auf jeden Fall beschützen würden. Eltern möchten, daß ihre Kinder so empfinden, doch in der entarteten Welt von heute ist es schwerer denn je, dafür zu sorgen, daß den Kindern nichts geschieht.
25 Eine abscheuliche Bedrohung, die in den letzten Jahren zugenommen hat, ist die sexuelle Kindesmißhandlung. In Malaysia haben sich die Fälle von Kindesmißbrauch innerhalb von zehn Jahren vervierfacht. In Deutschland werden jährlich etwa 300 000 Kinder mißbraucht, während in einem südamerikanischen Land die Zahl schwindelerregend hoch ist — gemäß einer Studie jährlich schätzungsweise 9 Millionen. Tragischerweise werden die meisten dieser Kinder im eigenen Heim mißbraucht — von Personen, die ihnen bekannt sind und denen sie vertrauen. Kinder sollten jedoch in ihren Eltern ein starkes Bollwerk haben. Wie können Eltern Schutz bieten?
26. Auf welch unterschiedliche Weise kann man für die Sicherheit der Kinder sorgen, und inwiefern können Kenntnisse ein Schutz für ein Kind sein?
26 Die Erfahrung lehrt, daß Sexualtäter besonders dann mit Kindern ein leichtes Spiel haben, wenn diese kaum etwas über Sexualität wissen; deshalb besteht ein wesentlicher Schritt darin, das Kind aufzuklären, auch wenn es noch klein ist. Kenntnisse können Schutz ‘vor dem schlechten Weg, vor dem Mann, der verkehrte Dinge redet’, bieten (Sprüche 2:10-12). Kenntnisse worüber? Über biblische Grundsätze, über das, was richtig und was falsch ist, und auch darüber, daß manche Erwachsene Schlechtes verüben und daß ein junger Mensch nicht gehorchen muß, wenn jemand etwas vorschlägt, was sich nicht gehört. (Vergleiche Daniel 1:4, 8; 3:16-18.) Eine solche Unterweisung darf sich nicht auf ein einmaliges Gespräch beschränken. Die meisten kleinen Kinder müssen wiederholt unterwiesen werden, damit sie es gut behalten. Wenn die Kinder ein wenig älter werden, respektiert ein Vater liebevoll das Recht seiner Tochter auf Privatsphäre und eine Mutter das Recht ihres Sohnes — dadurch wird das Anstandsgefühl des Kindes gefördert. Natürlich ist eine der besten Sicherheitsmaßnahmen gegen Mißbrauch die gute Aufsicht durch die Eltern.
GÖTTLICHE ANLEITUNG SUCHEN
27, 28. Woher erhalten Eltern die beste Hilfe, wenn sie vor der Aufgabe stehen, ein Kind zu erziehen?
27 Die Erziehung eines Kindes von klein auf ist wahrhaftig eine schwierige Aufgabe, aber gläubige Eltern stehen dieser Herausforderung nicht allein gegenüber. Als in den Tagen der Richter ein Mann namens Manoach erfuhr, daß er Vater werden würde, bat er Jehova um Anleitung in bezug auf die Erziehung seines Kindes. Jehova erhörte seine Gebete (Richter 13:8, 12, 24).
28 Genauso können sich gläubige Eltern heute, während sie ihre Kinder großziehen, im Gebet an Jehova wenden. Eltern leisten Schwerarbeit, aber die Belohnung ist groß. Ein christliches Ehepaar auf Hawaii sagte: „Man hat zwölf Jahre Zeit, die Arbeit getan zu bekommen, bevor diese kritischen Jugendjahre anfangen. Doch wenn man hart daran gearbeitet hat, biblische Grundsätze anzuwenden, dann ist es die Zeit, Freude und Frieden zu ernten, wenn sie sich von sich aus entscheiden, Jehova mit ganzem Herzen zu dienen“ (Sprüche 23:15, 16). Wenn das eigene Kind diese Entscheidung trifft, wird man sich als Vater oder als Mutter auch zu dem Ausruf bewogen fühlen: „Söhne [und Töchter] sind ein Erbe von Jehova.“
a Herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.
-
-
Jugendlichen helfen, sich zu entfaltenDas Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL SECHS
Jugendlichen helfen, sich zu entfalten
1, 2. Welche Herausforderungen und welche Freuden kann das Teenageralter mit sich bringen?
ES IST etwas ganz anderes, einen Jugendlichen in der Familie zu haben als einen Fünfjährigen oder Zehnjährigen. Die Jugendjahre bringen zwar ihre eigenen Schwierigkeiten und Probleme mit sich, aber sie können auch erfreulich und lohnend sein. Vorbilder wie Joseph, David, Josia und Timotheus beweisen, daß junge Leute verantwortungsbewußt handeln und ein gutes Verhältnis zu Jehova haben können (1. Mose 37:2-11; 1. Samuel 16:11-13; 2. Könige 22:3-7; Apostelgeschichte 16:1, 2). Viele Jugendliche beweisen heute dasselbe. Wahrscheinlich kennt man einige von ihnen persönlich.
2 Doch bei manchen sind die Jahre unter zwanzig turbulent. Jugendliche sind Stimmungsschwankungen unterworfen. Jungen und Mädchen im Teenageralter möchten vielleicht unabhängiger sein und ärgern sich über die Einschränkungen, die ihre Eltern ihnen auferlegen. Da Jugendliche aber noch recht unerfahren sind, brauchen sie die liebevolle, geduldige Hilfe ihrer Eltern. Ja, die Jahre unter zwanzig können zwar aufregend, doch auch verwirrend sein — sowohl für Eltern als auch für Jugendliche. Wie kann man Jugendlichen während dieser Zeit helfen?
3. Wie können Eltern ihren heranwachsenden Kindern auf vortreffliche Weise helfen?
3 Wenn Eltern den Rat der Bibel beachten, geben sie ihren heranwachsenden Kindern die bestmögliche Gelegenheit, solche Prüfungen durchzustehen, bis aus ihnen verantwortungsbewußte Erwachsene geworden sind. In allen Ländern und zu allen Zeiten sind die Anstrengungen von Eltern und Jugendlichen gesegnet worden, die gemeinsam biblische Grundsätze angewandt haben (Psalm 119:1).
EHRLICHER UND OFFENER GEDANKENAUSTAUSCH
Sei verfügbar, wenn das Kind reden möchte
4. Warum ist das vertrauliche Gespräch besonders im Teenageralter wichtig?
4 Die Bibel sagt: „Pläne scheitern, wo es kein vertrauliches Gespräch gibt“ (Sprüche 15:22). Wenn vertrauliche Gespräche mit den Kindern notwendig waren, als sie noch kleiner waren, dann sind sie in den Teenagerjahren nicht weniger wichtig — in einem Alter, in dem Jugendliche sich wahrscheinlich nicht mehr so oft wie früher zu Hause aufhalten und häufiger mit Schulfreunden und anderen Gefährten zusammen sind. Jugendliche können wie Fremde im eigenen Haus werden, wenn das vertrauliche Gespräch, ein ehrlicher und offener Gedankenaustausch zwischen Kindern und Eltern, fehlt. Wie kann der Gedankenaustausch aber aufrechterhalten werden?
5. Wie sollten Teenager den Gedankenaustausch mit ihren Eltern ansehen?
5 Jugendliche und Eltern müssen dabei ihren Teil tun. Es stimmt, Jugendlichen mag es schwerer fallen, mit ihren Eltern zu sprechen, als zu der Zeit, da sie noch jünger waren. Dennoch gilt es, folgendes zu bedenken: „Wenn keine geschickte Lenkung da ist, kommt das Volk zu Fall; aber Rettung gibt es bei der Menge der Ratgeber“ (Sprüche 11:14). Diese Worte gelten für alle, für Jung und Alt gleichermaßen. Jugendliche, die das einsehen, verstehen, daß sie immer noch eine geschickte Lenkung brauchen, zumal sie vor schwierigeren Fragen stehen als zuvor. Sie sollten anerkennen, daß ihre gläubigen Eltern befähigte Ratgeber sind, denn sie besitzen mehr Lebenserfahrung und haben ihre liebevolle Fürsorge viele Jahre lang bewiesen. Vernünftige Jugendliche wenden sich daher in dieser Lebensphase nicht von ihren Eltern ab.
6. Welche Einstellung haben vernünftige und liebevolle Eltern zum Gedankenaustausch mit ihren Kindern?
6 Offener Gedankenaustausch bedeutet, daß die Eltern alles tun, damit sie da sind, wenn der Jugendliche das Bedürfnis hat, mit ihnen zu reden. Als Vater oder Mutter sollte man sicherstellen, daß man zumindest selbst gesprächsbereit ist. Das ist mitunter nicht einfach. Aber in der Bibel heißt es, daß es „eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden“ gibt (Prediger 3:7). Wenn der Jugendliche meint, es sei die Zeit zum Reden, dann mag für die Eltern gerade die Zeit zum Schweigen sein. Vielleicht hat man sich für das persönliche Studium, für Entspannung oder für Arbeit rund ums Haus Zeit reserviert. Möchte der Sohn oder die Tochter mit den Eltern sprechen, dann sollten sie dennoch versuchen, ihre Pläne zu ändern und zuzuhören. Andernfalls mag er oder sie es nicht wieder versuchen. Man denke an das Beispiel Jesu. Bei einer Gelegenheit hatte er Zeit für Entspannung geplant. Als aber die Leute zusammenliefen, um ihn zu hören, verschob er das Ausruhen und begann sie zu lehren (Markus 6:30-34). Die meisten Teenager verstehen, daß ihre Eltern viel zu tun haben, doch sie benötigen das sichere Gefühl, daß ihre Eltern für sie da sind, wenn sie sie brauchen. Daher müssen Eltern zur Verfügung stehen und Verständnis zeigen.
7. Was müssen Eltern vermeiden?
7 Man sollte versuchen, sich daran zu erinnern, wie es war, als man selbst ein Jugendlicher war; auch darf man seinen Humor nicht verlieren. Eltern müssen mit den Kindern gern zusammensein. Womit verbringen die Eltern ihre freie Zeit? Wenn sie in ihrer freien Zeit immer etwas tun, woran andere in der Familie nicht beteiligt sind, werden die Kinder das schnell merken. Sollten Jugendliche zu dem Schluß kommen, daß sie von ihren Freunden mehr geschätzt werden als von ihren Eltern, dann werden die Eltern nicht lange auf Probleme zu warten brauchen.
WAS VERMITTELT WERDEN SOLLTE
8. Wie kann den Kindern Wertschätzung für Ehrlichkeit, harte Arbeit und richtiges Benehmen eingeschärft werden?
8 Wenn Eltern ihren Kindern noch nicht eingeschärft haben, Ehrlichkeit und harte Arbeit zu schätzen, sollten sie es unbedingt tun, solange die Kinder noch im Teenageralter sind (1. Thessalonicher 4:11; 2. Thessalonicher 3:10). Von Bedeutung ist auch, daß sie darauf achten, ihre Kinder von ganzem Herzen von der Wichtigkeit eines sittlich reinen Lebens zu überzeugen (Sprüche 20:11). Eltern vermitteln in diesem Bereich viel durch ihr Beispiel. So, wie ungläubige Ehemänner „durch den Wandel ihrer Frauen ohne ein Wort gewonnen werden mögen“, können auch Jugendliche durch den Lebenswandel ihrer Eltern rechte Grundsätze lernen (1. Petrus 3:1). Dennoch reicht ihr Beispiel allein nicht aus, denn die Kinder sind außerhalb des Hauses dem Einfluß vieler schlechter Vorbilder ausgesetzt sowie einer Flut von verführerischer Propaganda. Fürsorgliche Eltern müssen daher die Ansichten ihrer Kinder über das, was sie sehen und hören, kennen, und das setzt sinnvolle Gespräche voraus (Sprüche 20:5).
9, 10. Warum sollten Eltern ihre Kinder unbedingt in sexuellen Angelegenheiten unterweisen, und wie können sie dies tun?
9 Das trifft besonders auf sexuelle Angelegenheiten zu. Schämt man sich, mit seinen Kindern über Sexualität zu sprechen? Selbst wenn dem so ist, ist es gut, sich zu bemühen, es trotzdem zu tun, denn die Kinder werden bestimmt von irgend jemandem etwas über dieses Thema erfahren. Wenn sie es nicht von den Eltern erfahren, erhebt sich die Frage, welche verdrehten Auskünfte sie wohl von anderen erhalten werden. Jehova weicht in der Bibel sexuellen Angelegenheiten nicht aus, und Eltern sollten es auch nicht tun (Sprüche 4:1-4; 5:1-21).
10 Dankenswerterweise gibt die Bibel klare Anleitung auf dem Gebiet des Sexualverhaltens, und die Wachtturm-Gesellschaft hat viel nützlichen Aufschluß herausgegeben, der zeigt, daß diese Anleitung in der Welt von heute immer noch praktisch ist. Warum sich diese Hilfe nicht zunutze machen? Warum zum Beispiel mit seinem Sohn oder seiner Tochter nicht die entsprechenden Kapitel in dem Buch Fragen junger Leute — praktische Antworten, Band 1 und Band 2 durchgehen? Die Ergebnisse mögen einen angenehm überraschen.
11. Wie können Eltern ihre Kinder am wirkungsvollsten lehren, Jehova zu dienen?
11 Was ist das wichtigste Thema, über das Eltern und Kinder miteinander sprechen sollten? Der Apostel Paulus verwies darauf, als er schrieb: „Zieht sie [eure Kinder] weiterhin auf in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas“ (Epheser 6:4). Kinder müssen ständig über Jehova belehrt werden. Vor allem müssen sie lernen, ihn zu lieben, und sie sollten ihm dienen wollen. Auch hier kann viel durch beispielhaftes Verhalten gelehrt werden. Wenn Jugendliche sehen, daß ihre Eltern Gott ‘mit ihrem ganzen Herzen und mit ihrer ganzen Seele und mit ihrem ganzen Sinn lieben’ und daß dies im Leben ihrer Eltern gute Früchte zeitigt, werden sie wahrscheinlich dazu angeregt, es ihnen gleichzutun (Matthäus 22:37). Desgleichen wird es jungen Leuten helfen, die gleiche Gesinnung wie ihre Eltern zu entwickeln, wenn sie beobachten, daß ihre Eltern eine vernünftige Ansicht über materielle Güter haben und dem Königreich den Vorrang einräumen (Prediger 7:12; Matthäus 6:31-33).
Das regelmäßige Bibelstudium ist für die Familie wichtig
12, 13. Was muß berücksichtigt werden, wenn das Familienstudium seinen Zweck erfüllen soll?
12 Ein wöchentliches Familienbibelstudium ist eine ausgezeichnete Hilfe, jungen Leuten geistige Werte zu vermitteln (Psalm 119:33, 34; Sprüche 4:20-23). Entscheidend ist, ein solches Studium regelmäßig durchzuführen (Psalm 1:1-3). Eltern und Kinder sollten erkennen, daß andere Dinge abhängig vom Familienstudium geplant werden müssen, nicht umgekehrt. Damit das Familienstudium wirkungsvoll ist, ist die richtige Einstellung wichtig. Ein Vater sagte: „Das Geheimnis liegt darin, daß der Leiter eine entspannte und dennoch würdige Atmosphäre während des Familienstudiums schafft — ungezwungen, aber ohne Alberei. Das rechte Gleichgewicht zu bewahren ist nicht immer leicht, und die Einstellung der Jugendlichen wird hin und wieder korrigiert werden müssen. Läuft es ein- oder zweimal nicht so gut ab, heißt es, beharrlich zu sein und seinen Blick auf das nächste Mal gerichtet zu halten.“ Derselbe Vater sagte, daß er vor dem Studium im Gebet Jehova besonders darum bat, daß sie alle die richtige Gesinnung haben mögen (Psalm 119:66).
13 Ein Familienstudium durchzuführen ist die Aufgabe gläubiger Eltern. Doch nicht alle Eltern sind begabte Lehrer, und für einige mag es schwierig sein, Wege zu finden, um das Familienstudium interessant zu gestalten. Wenn man seine Kinder jedoch „in Tat und Wahrheit“ liebt, möchte man ihnen auf demütige und ehrliche Weise helfen, in geistiger Hinsicht Fortschritte zu machen (1. Johannes 3:18). Sie beschweren sich vielleicht von Zeit zu Zeit, aber wahrscheinlich werden sie spüren, daß man an ihrem Wohlergehen interessiert ist.
14. Wie kann 5. Mose 11:18, 19 angewandt werden, wenn Eltern Jugendlichen geistige Dinge vermitteln?
14 Das Familienstudium ist nicht die einzige Gelegenheit, bei der man Angelegenheiten behandeln kann, die in geistiger Hinsicht wichtig sind. Wie lautete noch das Gebot, das Jehova Eltern gab? Er sagte: „Ihr sollt diese meine Worte auf euer Herz und eure Seele legen und sie als ein Zeichen auf eure Hand binden, und sie sollen als ein Stirnband zwischen euren Augen dienen. Ihr sollt sie auch eure Söhne lehren, so daß du davon redest, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du unterwegs bist und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst“ (5. Mose 11:18, 19; siehe auch 5. Mose 6:6, 7). Das bedeutet nicht, daß Eltern ihren Kindern ständig predigen müßten. Ein liebevolles Familienoberhaupt sollte jedoch immer nach Gelegenheiten Ausschau halten, die geistige Einstellung der Familie zu fördern.
ZUCHT UND RESPEKT
15, 16. (a) Was ist Zucht? (b) Wem ist die Aufgabe, Zucht zu erteilen, übertragen worden, und wer hat die Verantwortung, darauf zu achten, daß sie beachtet wird?
15 Zucht ist Schulung, durch die Fehler korrigiert werden, und dazu gehört der Gedankenaustausch. Mit Zucht ist eher Berichtigung als Bestrafung gemeint — obgleich Strafe nötig sein mag. Die Kinder benötigten Zucht, als sie noch jünger waren, und jetzt, wo sie Teenager sind, benötigen sie sie in gewisser Form immer noch, vielleicht sogar noch mehr. Einsichtige Jugendliche wissen, daß das stimmt.
16 In der Bibel heißt es: „Ein Törichter mißachtet die Zucht seines Vaters, wer aber die Zurechtweisung beachtet, ist klug“ (Sprüche 15:5). Diesem Bibelvers können wir viel entnehmen. Er läßt darauf schließen, daß Zucht erteilt wird. Ein Jugendlicher kann keine ‘Zurechtweisung beachten’, sofern sie nicht erteilt wird. Die Aufgabe, Zucht zu erteilen, hat Jehova den Eltern übertragen, vor allem dem Vater. Doch die Verantwortung, auf diese Zucht zu hören, hat der Jugendliche. Er lernt mehr und macht weniger Fehler, wenn er der vernünftigen Zucht seines Vaters und seiner Mutter Beachtung schenkt (Sprüche 1:8). In der Bibel heißt es: „Wer Zucht unbeachtet läßt, kommt zu Armut und Unehre, aber wer Zurechtweisung bewahrt, der wird geehrt“ (Sprüche 13:18).
17. In welcher Hinsicht müssen Eltern Ausgewogenheit beim Erteilen von Zucht anstreben?
17 Eltern müssen ausgeglichen sein, während sie Jugendliche in Zucht nehmen. Sie sollten nicht so streng sein, daß sie damit ihre Kinder zum Zorn reizen und vielleicht deren Selbstbewußtsein schaden (Kolosser 3:21). Doch Eltern sollten auch nicht so tolerant sein, daß ihren Kindern ein wichtiger Teil der Erziehung vorenthalten wird. Eine solche Toleranz kann sich verheerend auswirken. In Sprüche 29:17 heißt es: „Züchtige deinen Sohn, und er wird dir Ruhe bringen und deiner Seele Wonne schenken.“ In Vers 21 wird jedoch gesagt: „Wenn einer seinen Knecht von Jugend an verzärtelt, wird er in seinem späteren Leben sogar ein Undankbarer werden.“ In diesem Vers ist zwar von einem Knecht die Rede, aber er ist gleichermaßen auf jedes Kind in der Familie anwendbar.
18. Wofür ist Zucht ein Beweis, und was wird verhindert, wenn Eltern konsequent Zucht erteilen?
18 In Wahrheit ist angemessene Zucht ein Beweis der Liebe der Eltern zu ihrem Kind (Hebräer 12:6, 11). Wer Kinder hat, weiß, daß es schwierig ist, Zucht konsequent und vernünftig zu erteilen. Es mag leichter erscheinen, den eigensinnigen Jugendlichen um des Friedens willen tun zu lassen, was er will. Auf lange Sicht werden Eltern, die den letztgenannten Lauf einschlagen, aber den Preis dafür bezahlen müssen — eine Hausgemeinschaft, die außer Kontrolle geraten ist (Sprüche 29:15; Galater 6:9).
ARBEIT UND SPIEL
19, 20. Wie können Eltern weise vorgehen, was die Entspannung ihrer Kinder betrifft?
19 Früher wurde von Kindern gewöhnlich erwartet, daß sie im Haus oder auf dem Hof mithalfen. Heute verfügen Teenager über viel Freizeit, in der sie unbeaufsichtigt sind. Die Geschäftswelt bietet Freizeitartikel und Freizeitbeschäftigungen in Hülle und Fülle an, damit diese Zeit ausgefüllt werden kann. Hinzu kommt, daß die Welt kaum Wert auf biblische Sittenmaßstäbe legt, und somit entsteht eine unheilvolle Mischung.
20 Umsichtige Eltern behalten sich daher in bezug auf die Art der Entspannung das letzte Wort vor. Man muß bedenken, daß der Jugendliche im Wachstum begriffen ist. Mit jedem Jahr möchte sie oder er wahrscheinlich mehr wie ein Erwachsener behandelt werden. Deshalb ist es vernünftig, wenn Eltern dem Jugendlichen mit zunehmendem Alter einen größeren Entscheidungsspielraum in der Wahl der Entspannung gewähren — sofern die getroffene Wahl von größerer geistiger Reife zeugt. Manchmal mag der Jugendliche zum Beispiel eine unkluge Entscheidung treffen, was Musik und Bekannte angeht. Wenn das geschieht, sollte die Sache mit ihm besprochen werden, damit er künftig eine bessere Wahl trifft.
21. Inwiefern ist Vernünftigkeit hinsichtlich der für Entspannung verwendeten Zeit ein Schutz für einen Jugendlichen?
21 Wieviel Zeit sollte für Entspannung eingeräumt werden? In manchen Ländern werden Jugendliche zu der Meinung verleitet, sie hätten ein Anrecht auf ununterbrochene Unterhaltung. Es kann vorkommen, daß ein Jugendlicher ein Freizeitvergnügen nach dem anderen plant. Dann obliegt es den Eltern, den Gedanken zu vermitteln, daß die Zeit auch mit anderen Dingen verbracht werden sollte, zum Beispiel mit der Familie, für das persönliche Studium, in der Gemeinschaft mit geistig reifen Personen, in christlichen Zusammenkünften und mit Arbeiten im Haushalt. Das wird verhindern, daß die „Vergnügungen dieses Lebens“ das Wort Gottes ersticken (Lukas 8:11-15).
22. Womit sollte sich die Entspannung im Leben eines Jugendlichen die Waage halten?
22 König Salomo sagte: „Ich habe erkannt, daß es nichts Besseres für sie gibt, als sich zu freuen und zeitlebens Gutes zu tun, und auch, daß jeder Mensch essen und trinken und Gutes sehen sollte für all seine harte Arbeit. Es ist die Gabe Gottes“ (Prediger 3:12, 13). Ja, sich zu freuen ist Teil eines ausgeglichenen Lebens. Harte Arbeit gehört aber auch dazu. Viele Jugendliche lernen heute nicht die Befriedigung kennen, die harte Arbeit mit sich bringt, oder die Selbstachtung, die daraus entspringt, ein Problem anzugehen und es zu lösen. Manchen Jugendlichen wird nicht die Möglichkeit eingeräumt, sich eine Fertigkeit anzueignen oder ein Handwerk zu erlernen, mit dem sie sich später den Lebensunterhalt verdienen können. Das ist eine echte Herausforderung für die Eltern. Werden sie dafür sorgen, daß ihr Sohn oder ihre Tochter die Gelegenheit dazu erhält? Wenn es Eltern gelingt, ihrem Kind beizubringen, harte Arbeit zu schätzen und sogar Freude daran zu haben, wird es eine gute Einstellung entwickeln, die ihm sein Leben lang von Nutzen ist.
VOM JUGENDLICHEN ZUM ERWACHSENEN
Zeige den Kindern Liebe und Wertschätzung
23. Wie können Eltern ihre Kinder im Teenageralter ermuntern?
23 Selbst wenn man mit seinem Kind im Teenageralter Probleme hat, gilt nach wie vor der Bibelvers: „Die Liebe versagt nie“ (1. Korinther 13:8). Man sollte nie aufhören, die Liebe zu zeigen, die man ohne Zweifel empfindet. Man frage sich: „Lobe ich jedes meiner Kinder, wenn es ihm gelungen ist, Probleme zu lösen oder Hindernisse zu überwinden? Nehme ich die Gelegenheiten wahr, meine Liebe und Wertschätzung für meine Kinder auszudrücken, bevor sie vorüber sind?“ Zuweilen mag es zwar zu Mißverständnissen kommen, aber Jugendliche, die spüren, daß sie geliebt werden, werden wahrscheinlich eher diese Liebe erwidern.
24. Welcher biblische Grundsatz gilt als allgemeine Regel in der Kindererziehung, aber woran muß man denken?
24 Natürlich werden Kinder, während sie heranwachsen, schließlich sehr gewichtige Entscheidungen für sich treffen. In manchen Fällen mögen den Eltern diese Entscheidungen nicht gefallen. Was ist, wenn sich ihr Kind dazu entschließt, Jehova nicht mehr zu dienen? Das kann vorkommen. Selbst einige der Geistsöhne Jehovas verwarfen seinen Rat und erwiesen sich als rebellisch (1. Mose 6:2; Judas 6). Kinder sind keine Computer, die programmiert werden können, so zu handeln, wie man es wünscht. Sie sind Geschöpfe mit Willensfreiheit und tragen vor Jehova die Verantwortung für ihre Entscheidungen. Dennoch gilt Sprüche 22:6 als allgemeine Regel: „Erzieh einen Knaben gemäß dem Weg für ihn; auch wenn er alt wird, wird er nicht davon abweichen.“
25. Wie können sich Eltern für das Vorrecht, Kinder zu haben, gegenüber Jehova am besten als dankbar erweisen?
25 Erweisen wir den Kindern also viel Liebe. Tun wir unser Bestes, bei ihrer Erziehung biblischen Grundsätzen zu folgen. Geben wir ein vorzügliches Beispiel für einen gottgefälligen Lebenswandel. Auf diese Weise bieten wir den Kindern die beste Gelegenheit, verantwortungsbewußte, gottesfürchtige Erwachsene zu werden. Das ist die vortrefflichste Art und Weise, wie Eltern sich gegenüber Jehova für das Vorrecht, Kinder zu haben, als dankbar erweisen können.
-
-
Ist ein rebellisches Kind im Haus?Das Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL SIEBEN
Ist ein rebellisches Kind im Haus?
1, 2. (a) Durch welches Gleichnis hob Jesus die Untreue der jüdischen Geistlichkeit hervor? (b) Was können wir aus dem Gleichnis Jesu über Jugendliche lernen?
WENIGE Tage bevor Jesus starb, warf er vor einer Gruppe von jüdischen Geistlichen eine zum Nachdenken anregende Frage auf. Er sagte: „Was denkt ihr? Ein Mensch hatte zwei Kinder. Er ging zu dem ersten hin und sprach: ‚Kind, geh heute im Weingarten arbeiten.‘ Als Antwort sagte dieser: ‚Ich will, Herr‘, ging aber nicht hin. Da trat er zum zweiten hin und sagte das gleiche. In Erwiderung sagte dieser: ‚Ich will nicht.‘ Nachher gereute es ihn, und er ging hin. Welcher von den beiden hat den Willen seines Vaters getan?“ Die jüdischen Führer sprachen: „Der letztere“ (Matthäus 21:28-31).
2 Jesus hob hier die Untreue der jüdischen Führer hervor. Sie glichen dem ersten Sohn, indem sie versprachen, den Willen Gottes zu tun, und dann ihr Versprechen nicht einhielten. Viele Eltern werden erkennen, daß Jesu Gleichnis auf einem guten Verständnis des Familienlebens beruhte. Wie er treffend veranschaulichte, ist es oft schwer zu sagen, was junge Leute denken oder was sie tun werden. Ein junger Mensch verursacht in seiner Jugend vielleicht viele Probleme und wird dann doch ein verantwortungsbewußter, geachteter Erwachsener. Daran sollten wir denken, wenn wir das Problem der Widerspenstigkeit im Jugendalter behandeln.
WAS IST EIN REBELLISCHES KIND?
3. Warum sollten Eltern ihr Kind nicht voreilig als rebellisch abstempeln?
3 Von Zeit zu Zeit hört man, daß sich Jugendliche gegenüber ihren Eltern ausgesprochen rebellisch aufführen. Vielleicht kennt man sogar selbst eine Familie, in der ein Jugendlicher nicht kontrollierbar zu sein scheint. Es ist jedoch nicht immer einfach zu beurteilen, ob ein Kind wirklich als rebellisch zu bezeichnen ist. Überdies mag es schwer zu verstehen sein, warum manche Kinder rebellisch sind und andere — selbst aus ein und derselben Familie — wiederum nicht. Was sollten Eltern tun, wenn sie vermuten, daß eines ihrer Kinder ausgesprochen widerspenstig zu werden droht? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst einmal betrachten, was ein rebellisches Kind ist.
4—6. (a) Was ist ein rebellisches Kind? (b) Was sollten Eltern im Sinn behalten, wenn ihr Kind hin und wieder ungehorsam ist?
4 Ein Widerspenstiger oder Rebell ist, einfach ausgedrückt, jemand, der vorsätzlich und hartnäckig gegenüber einer höheren Gewalt ungehorsam ist und sich ihr widersetzt oder ihr trotzt. Natürlich ‘ist Torheit an das Herz eines Knaben geknüpft’ (Sprüche 22:15). Daher widersetzen sich alle Kinder hin und wieder der elterlichen Autorität oder der Autorität anderer. Das gilt besonders für die Zeit der körperlichen und emotionellen Entwicklung von Heranwachsenden. Bei jedem Menschen rufen Veränderungen im Leben Streß hervor, und die Zeit des Heranwachsens ist sogar eine Zeit ständigen Wechsels. Der Sohn oder die Tochter im Teenageralter befindet sich in der Phase des Übergangs von der Kindheit zum Erwachsenenalter. Deshalb fällt es manchen Eltern und Kindern schwer, in den Jahren der Endphase des Jugendalters miteinander auszukommen. Während die Eltern oft den Übergang zu bremsen versuchen, wollen die Teenager ihn beschleunigen.
5 Ein widerspenstiger Jugendlicher verwirft die elterlichen Wertmaßstäbe. Man beachte jedoch, daß ein paar ungehorsame Taten jemand noch nicht zum Widerspenstigen abstempeln. Was geistige Belange angeht, kann es sein, daß einigen Kindern anfangs wenig oder gar nichts an der biblischen Wahrheit liegt, doch deswegen sind sie nicht als widerspenstig zu bezeichnen. Eltern sollten ihr Kind nicht vorschnell mit einem Etikett versehen.
6 Zeichnen sich die Jugendjahre bei allen durch rebellisches Handeln gegen die Autorität der Eltern aus? Keineswegs. Alles deutet sogar darauf hin, daß nur eine Minderheit von Teenagern in der Zeit des Heranwachsens ein ernstzunehmendes Maß an Widerspenstigkeit aufweist. Wie verhält es sich aber mit einem Kind, das hartnäckig immer wieder rebelliert? Wodurch wird eine solche Widerspenstigkeit ausgelöst?
URSACHEN DER WIDERSPENSTIGKEIT
7. Inwiefern kann die satanische Umgebung ein Kind zu rebellischem Handeln veranlassen?
7 Die teuflischen Einflüsse der Welt sind eine wesentliche Ursache der Widerspenstigkeit. „Die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist“ (1. Johannes 5:19). Die in der Macht Satans liegende Welt hat eine schädliche Kulturform entwickelt, gegen die Christen ankämpfen müssen (Johannes 17:15). Diese Kulturform ist heute meist rauher, gefährlicher und übt mehr schlechte Einflüsse aus als früher (2. Timotheus 3:1-5, 13). Wenn Eltern ihre Kinder nicht entsprechend erziehen, warnen und schützen, kann der „Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist“, diese leicht überwältigen (Epheser 2:2). Damit verbunden ist der Gruppenzwang. Die Bibel sagt: „Wer sich ... mit den Unvernünftigen einläßt, dem wird es schlecht ergehen“ (Sprüche 13:20). Wer sich in der Gemeinschaft von Personen aufhält, die von dem Geist der Welt durchdrungen sind, wird wahrscheinlich von jenem Geist auch beeinflußt werden. Junge Leute benötigen fortgesetzt Hilfe, damit sie erkennen, daß der Gehorsam gegenüber göttlichen Grundsätzen die Grundlage des allerbesten Lebensweges ist (Jesaja 48:17, 18).
8. Welche Faktoren mögen ein Kind rebellisch werden lassen?
8 Eine weitere Ursache der Widerspenstigkeit kann die Atmosphäre sein, die zu Hause herrscht. Wenn zum Beispiel ein Elternteil alkoholsüchtig ist, Drogen nimmt oder dem Ehepartner gegenüber gewalttätig ist, kann die Lebensanschauung eines Jugendlichen verdreht werden. Selbst in verhältnismäßig ruhigen Familien mag es bei einem Kind zum Aufruhr kommen, wenn es spürt, daß den Eltern nichts an ihm liegt. Rebellisches Handeln im Jugendalter hat allerdings nicht immer äußere Ursachen. Manche Kinder wenden sich von den Wertmaßstäben der Eltern ab, obwohl ihre Eltern göttliche Grundsätze beachten und sie weitgehend vor den bestehenden Gefahren abschirmen. Warum ist das so? Vielleicht weil das Problem noch woanders liegt: in der menschlichen Unvollkommenheit. Paulus sagte: ‘Durch e i n e n Menschen [Adam] ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod, und so hat sich der Tod zu allen Menschen verbreitet, weil sie alle gesündigt hatten’ (Römer 5:12). Adam handelte selbstsüchtig und rebellisch und hinterließ seinen Nachkommen ein schlechtes Erbe. Einige Jugendliche entscheiden sich einfach dafür zu rebellieren, wie ihr Vorvater es tat.
DER TOLERANTE ELI UND DER STRENGE REHABEAM
9. Welche Extreme in der Kindererziehung können bei einem Kind rebellisches Handeln hervorrufen?
9 Etwas anderes, was zur Widerspenstigkeit im Jugendalter geführt hat, ist die unausgewogene Ansicht der Eltern über die Kindererziehung (Kolosser 3:21). Einige gewissenhafte Eltern erlegen ihren Kindern starke Einschränkungen auf und ergreifen strenge erzieherische Maßnahmen. Andere dagegen sind zu tolerant und geben keine Richtlinien, die ihrem unerfahrenen heranwachsenden Kind zum Schutz dienen würden. Es ist nicht immer leicht, zwischen diesen beiden Extremen das Mittelmaß zu finden. Verschiedenartige Kinder haben auch verschiedenartige Bedürfnisse. Ein Kind muß vielleicht mehr beaufsichtigt werden als das andere. Dennoch mögen zwei biblische Beispiele zeigen, wie gefährlich es ist, zu tolerant oder zu streng zu sein.
10. Warum war Eli, obwohl er wahrscheinlich ein treuer Hoherpriester war, ein schlechter Vater?
10 Der Hohepriester Eli im alten Israel war ein Vater. Er diente 40 Jahre in seinem Amt und kannte sich zweifellos im Gesetz Gottes gut aus. Eli kam wahrscheinlich seinen regulären Priesterpflichten ziemlich treu nach, und er mag seine Söhne Hophni und Pinehas sogar gründlich im Gesetz Gottes unterwiesen haben. Eli war gegenüber seinen Söhnen jedoch zu tolerant. Hophni und Pinehas amtierten als Priester, aber sie waren „nichtsnutzige Männer“, die nur ihr eigenes Verlangen und ihre unsittlichen Begierden befriedigten. Und obwohl sie auf heiligem Boden schändliche Handlungen verübten, fehlte Eli der Mut, sie aus ihrem Amt zu entlassen. Er erteilte ihnen nur einen schwachen Verweis. Durch seine Toleranz ehrte Eli seine Söhne mehr als Gott. Demzufolge rebellierten sie gegen Jehovas reine Anbetung, und dem gesamten Haus Elis widerfuhr Unheil (1. Samuel 2:12-17, 22-25, 29; 3:13, 14; 4:11-22).
11. Was können Eltern aus dem nicht vorbildlichen Verhalten Elis lernen?
11 Elis Kinder waren zwar schon erwachsen, als sich diese Ereignisse zutrugen, aber der Bericht unterstreicht, wie gefährlich es ist, mit Zucht zurückzuhalten. (Vergleiche Sprüche 29:21.) Einige Eltern mögen Liebe mit zu großer Toleranz verwechseln und es unterlassen, klare, konsequente und vernünftige Regeln aufzustellen und diese auch durchzusetzen. Sie unterlassen selbst dann liebevolle Erziehungsmaßnahmen, wenn göttliche Grundsätze übertreten werden. Eine derartige Toleranz kann dazu führen, daß ihre Kinder die elterliche Autorität oder jede andere Art von Autorität mißachten. (Vergleiche Prediger 8:11.)
12. Welchen Fehler beging Rehabeam bei der Ausübung seiner Autorität?
12 Rehabeam ist ein Beispiel für das andere Extrem in der Ausübung von Autorität. Er war der letzte König des vereinten Königreiches Israel, aber er war kein guter König. Rehabeam übernahm ein Land, dessen Bewohner angesichts der Bürden unzufrieden waren, die ihnen Salomo, sein Vater, auferlegt hatte. Zeigte Rehabeam Verständnis? Nein. Als eine Abordnung ihn ersuchte, einige der bedrückenden Maßnahmen rückgängig zu machen, mißachtete er den durchdachten Rat seiner älteren Ratgeber und befahl, das Joch des Volkes noch zu erschweren. Seine Arroganz löste eine Rebellion der zehn nördlichen Stämme aus, und das Königreich zerfiel in zwei Teile (1. Könige 12:1-21; 2. Chronika 10:19).
13. Wie können Eltern vermeiden, den gleichen Fehler wie Rehabeam zu machen?
13 Eltern können aus dem Bibelbericht über Rehabeam einige wichtige Lehren ziehen. Sie müssen im Gebet ‘nach Jehova forschen’ und ihre Methoden der Kindererziehung im Licht biblischer Grundsätze untersuchen (Psalm 105:4). „Allein Bedrückung kann bewirken, daß ein Weiser unsinnig handelt“, heißt es in Prediger 7:7. Wohlüberlegt gezogene Grenzen lassen heranwachsenden Jugendlichen Raum, sich zu entfalten, und bewahren sie gleichzeitig vor Schaden. Kinder sollten aber nicht in einer so strengen, einengenden Atmosphäre leben, daß sie kein vernünftiges Maß an Selbstsicherheit und Selbstvertrauen entwickeln können. Wenn Eltern darauf achten, daß sich ein angemessener Entscheidungsspielraum und feste, klar definierte Grenzen die Waage halten, werden die meisten Jugendlichen weniger zur Widerspenstigkeit neigen.
DIE BEFRIEDIGUNG DER GRUNDBEDÜRFNISSE KANN WIDERSPENSTIGKEIT VERHINDERN
Kinder werden wahrscheinlich gefestigtere Menschen, wenn ihre Eltern ihnen helfen, die Probleme des Jugendalters zu meistern
14, 15. Wie sollten Eltern die Entwicklung ihres Kindes betrachten?
14 Eltern freuen sich zwar, zu sehen, wie ihr kleines Kind wächst und schließlich erwachsen wird, aber sie mögen etwas beunruhigt sein, wenn sich bei ihrem herangewachsenen Kind der Übergang von der Abhängigkeit zur angemessenen Selbstsicherheit vollzieht. In dieser Übergangsphase braucht man nicht überrascht zu sein, wenn ein Jugendlicher zuweilen ziemlich eigensinnig und nicht zur Zusammenarbeit bereit ist. Man darf nicht vergessen, daß christliche Eltern das Ziel haben sollten, ihre Kinder zu reifen, gefestigten und verantwortungsbewußten Christen zu erziehen. (Vergleiche 1. Korinther 13:11; Epheser 4:13, 14.)
15 So schwer es auch sein mag, Eltern müssen mit der Gewohnheit brechen, stets abweisend zu reagieren, wenn ihr heranwachsendes Kind um mehr Unabhängigkeit bittet. Ein Kind muß auf vernünftige Weise als Einzelperson wachsen können. Einige Jugendliche beginnen schon relativ früh, wie Erwachsene zu denken und zu handeln. In der Bibel wird zum Beispiel über den jungen König Josia gesagt: „Während er noch ein Knabe [im Alter von etwa 15 Jahren] war, begann er, den Gott Davids ... zu suchen.“ Zweifellos war dieser hervorragende Jugendliche eine verantwortungsbewußte Person (2. Chronika 34:1-3).
16. Was sollten Kinder akzeptieren, wenn sie mehr Verantwortung erhalten?
16 Freiheit bringt jedoch auch Rechenschaftspflicht mit sich. Deshalb sollten Eltern dem Heranwachsenden die Folgen einiger seiner Entscheidungen und Handlungen spüren lassen. Der Grundsatz „Was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ gilt für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen (Galater 6:7). Kinder können nicht allezeit beschützt werden. Wie verhält es sich aber, wenn ein Kind etwas tun möchte, was völlig unvertretbar ist? Verantwortungsbewußte Eltern müssen dazu nein sagen. Sie mögen zwar die Gründe erklären, aber nichts darf ihr Nein in ein Ja verwandeln. (Vergleiche Matthäus 5:37.) Dennoch sollten sie sich bemühen, auf ruhige und vernünftige Weise nein zu sagen, denn „eine Antwort, wenn milde, wendet Grimm ab“ (Sprüche 15:1).
17. Welche Bedürfnisse eines Jugendlichen sollten Eltern unter anderem stillen?
17 Junge Leute brauchen die Sicherheit, die einer beständigen Zucht entspringt, obgleich sie mit den Einschränkungen und Regeln nicht immer gleich einverstanden sein mögen. Es ist allerdings für sie frustrierend, wenn Regeln je nach Laune der Eltern dauernd geändert werden. Erhalten Jugendliche außerdem nach Bedarf Zuspruch und Hilfe, um Schüchternheit, Scheu oder einen Mangel an Selbstvertrauen zu überwinden, werden sie wahrscheinlich gefestigtere Menschen werden. Jugendliche schätzen es auch, wenn ihnen das Vertrauen entgegengebracht wird, das ihnen zusteht. (Vergleiche Jesaja 35:3, 4; Lukas 16:10; 19:17.)
18. Was sind einige ermutigende Tatsachen über Teenager?
18 Für Eltern ist es beruhigend, zu wissen, daß die Kinder sich gewöhnlich gut entwickeln, solange in der Familie Frieden, Ruhe und Liebe herrschen (Epheser 4:31, 32; Jakobus 3:17, 18). Viele Jugendliche sind sogar besser geworden, als ihr schlechtes Elternhaus vermuten ließ, und geben vortreffliche Erwachsene ab, obwohl sie aus Familien kommen, die von Alkoholismus, Gewalt oder anderen schädlichen Einflüssen geprägt sind. Wenn daher Jugendliche ein Zuhause haben, wo sie sich geborgen fühlen, und wenn sie wissen, daß ihnen Liebe, Zuneigung und Aufmerksamkeit geschenkt wird — selbst wenn jener Beistand von vernünftigen Einschränkungen begleitet ist sowie von Zucht, die biblischen Grundsätzen entspricht —, werden sie höchstwahrscheinlich Erwachsene, auf die man stolz sein kann. (Vergleiche Sprüche 27:11.)
WENN KINDER IN SCHWIERIGKEITEN GERATEN
19. Welche Verantwortung ruht auf dem Kind, während Eltern ihren Knaben gemäß dem Weg für ihn erziehen?
19 Eine gute Erziehung spielt gewiß eine große Rolle. In Sprüche 22:6 wird gesagt: „Erzieh einen Knaben gemäß dem Weg für ihn; auch wenn er alt wird, wird er nicht davon abweichen.“ Wie ist es aber mit Kindern, die trotz eines guten Elternhauses ernste Probleme haben? Ist so etwas möglich? Ja. Die Worte aus Sprüche müssen im Licht anderer Verse verstanden werden, die die Verantwortung des Kindes betonen, auf die Eltern zu ‘hören’ und ihnen zu gehorchen (Sprüche 1:8). Eltern und Kinder müssen beim Anwenden biblischer Grundsätze zusammenarbeiten, damit in der Familie Eintracht herrschen kann. Arbeiten sie nicht zusammen, werden Schwierigkeiten auftreten.
20. Wie können Eltern umsichtig vorgehen, wenn Kinder aus Gedankenlosigkeit einen Fehltritt begehen?
20 Wie sollten Eltern reagieren, falls ein Jugendlicher auf Abwege und in Schwierigkeiten gerät? Dann braucht er erst recht Hilfe. Wenn Eltern berücksichtigen, daß sie es mit einem unerfahrenen Jugendlichen zu tun haben, fällt es ihnen leichter, der Neigung zu widerstehen überzureagieren. Paulus gab reifen Christen in der Versammlung den Rat: „Wenn auch ein Mensch einen Fehltritt tut, ehe er es gewahr wird, so versucht ihr, die geistig Befähigten, einen solchen Menschen im Geist der Milde wieder zurechtzubringen“ (Galater 6:1). Eltern können ebenso bei einem jungen Menschen vorgehen, der aus Gedankenlosigkeit einen Fehltritt begeht. Dadurch, daß die Eltern genau erklären, warum sein Verhalten verkehrt war und wie er den Fehler künftig vermeiden kann, sollten sie deutlich machen, daß nicht der Jugendliche schlecht ist, sondern das falsche Verhalten. (Vergleiche Judas 22, 23.)
21. Wie sollten Eltern gemäß dem Beispiel der Christenversammlung reagieren, wenn ihr Kind eine schwerwiegende Sünde begeht?
21 Was ist aber, wenn sich der Jugendliche eines ernsten Vergehens schuldig macht? In diesem Fall benötigt er besondere Hilfe und geschickte Lenkung. Begeht jemand, der zur Christenversammlung gehört, eine schwerwiegende Sünde, wird er ermuntert, zu bereuen und die Ältesten um Hilfe zu bitten (Jakobus 5:14-16). Bereut der Betreffende, arbeiten die Ältesten mit ihm daran, sein Geistiggesinntsein wiederherzustellen. In der Familie liegt die Verantwortung, dem auf Abwege geratenen Jugendlichen zu helfen, bei den Eltern, obgleich sie die Sache eventuell mit den Ältesten besprechen sollten. Es wäre verkehrt, irgendwelche schweren Sünden ihrer Kinder vor der Ältestenschaft verbergen zu wollen.
22. Welche Einstellung werden Eltern, die Jehova nachahmen, zu bewahren suchen, wenn sich ihr Kind eines schweren Vergehens schuldig macht?
22 Wenn die eigenen Kinder ein ernstes Problem haben, ist das eine große Erprobung. Die Eltern sind innerlich aufgewühlt und würden ihrem ungeratenen Kind am liebsten erbost die Meinung sagen; aber das würde es wahrscheinlich nur verbittern. Sie sollten daran denken, daß die Zukunft des jungen Menschen davon abhängen kann, wie er in dieser kritischen Zeit behandelt wird. Sie mögen sich auch erinnern, daß Jehova, wenn sein Volk vom rechten Weg abwich, zur Vergebung bereit war — wenn sie nur bereuten. Achten wir als Eltern auf seine liebevollen Worte: „ ‚Kommt nun, und laßt uns die Dinge zwischen uns richtigstellen‘, spricht Jehova. ‚Wenn sich eure Sünden auch wie Scharlach erweisen sollten, werden sie so weiß werden wie Schnee; wenn sie auch rot sein sollten wie Karmesintuch, werden sie sogar wie Wolle werden‘ “ (Jesaja 1:18). Welch ein vorzügliches Beispiel für Eltern!
23. Wie sollten Eltern angesichts einer schwerwiegenden Sünde eines ihrer Kinder vorgehen, und was sollten sie vermeiden?
23 Folglich gilt es, den Widerspenstigen zu ermuntern, seine Handlungsweise zu ändern. Guter Rat von erfahrenen Eltern und von Versammlungsältesten sollte eingeholt werden (Sprüche 11:14). Es wäre nicht ratsam, spontan irgend etwas zu sagen oder zu tun, was dem Kind den Rückweg erschweren würde. Unbeherrschter Zorn und Verbitterung sollten vermieden werden (Kolosser 3:8). Eltern dürfen nicht vorschnell aufgeben (1. Korinther 13:4, 7). Sie sollten das Schlechte zwar hassen, dürfen aber gegenüber ihrem Kind weder gefühllos werden, noch dürfen sie es verbittern. Das wichtigste ist, daß Eltern sich bemühen, ihrem Kind ein gutes Vorbild zu sein und ihren eigenen Glauben an Gott stark zu erhalten.
MIT EINEM UNVERBESSERLICHEN REBELLEN UMGEHEN
24. Welche bedauerliche Situation tritt manchmal in einer christlichen Familie auf, und wie sollten die Eltern darauf reagieren?
24 In manchen Fällen wird klar, daß ein Jugendlicher sich endgültig entschieden hat zu rebellieren und daß er christliche Wertmaßstäbe völlig ablehnt. Dann sollten sich die Bemühungen hauptsächlich darauf konzentrieren, das Familienleben der übrigen aufrechtzuerhalten oder wiederaufzubauen. Man darf nicht die ganze Energie für den Rebellen verbrauchen, so daß die anderen Kinder vernachlässigt werden. Statt zu versuchen, die Schwierigkeiten vor den übrigen Kindern zu verbergen, sollte die Sache mit ihnen in einem angemessenen Maß und auf beruhigende Weise besprochen werden. (Vergleiche Sprüche 20:18.)
25. (a) Wie mögen Eltern entsprechend dem Muster der Christenversammlung vorgehen müssen, wenn ein Kind unverbesserlich widerspenstig wird? (b) Was sollten Eltern im Sinn behalten, wenn eines ihrer Kinder rebellisch handelt?
25 Der Apostel Johannes sagte über jemand, der in der Versammlung ein unverbesserlich Widerspenstiger wird: „Nehmt ihn niemals in euer Haus auf, noch entbietet ihm einen Gruß“ (2. Johannes 10). Eltern mögen es für notwendig erachten, eine ähnliche Haltung gegenüber ihrem eigenen Kind einzunehmen, wenn es volljährig ist und durch und durch rebellisch wird. So schwierig und schmerzlich ein solcher Schritt auch sein mag, ist er doch in manchen Fällen unumgänglich, um den Rest der Familie zu schützen. Die Familie braucht weiterhin Schutz und Aufsicht. Daher müssen klar definierte, doch vernünftige Verhaltensgrenzen beibehalten werden. Eltern werden mit den anderen Kindern Gedankenaustausch pflegen. Sie interessieren sich dafür, wie sie in der Schule und in der Versammlung vorankommen. Den Kindern sollte auch gesagt werden, daß man zwar die Handlungen des rebellischen Kindes nicht billigt, man es aber trotzdem nicht haßt. Nicht das Kind, sondern das schlechte Handeln ist zu verurteilen. Als zwei Söhne Jakobs die Familie durch ihre grausame Tat in Verruf gebracht hatten, verfluchte Jakob ihren Zornausbruch, nicht die Söhne selbst (1. Mose 34:1-31; 49:5-7).
26. Woraus können Eltern Trost schöpfen, wenn eines der Kinder rebellisch handelt?
26 Eltern fühlen sich womöglich wegen dem, was in der Familie geschehen ist, schuldig. Sofern sie aber alles getan haben, was sie als Eltern tun konnten, um den Rat Jehovas zu beachten, und das unter Gebet, brauchen sie sich keine Vorwürfe zu machen. Man kann sich damit trösten, daß kein Vater und keine Mutter vollkommen ist, daß man aber gewissenhaft bemüht war, ein guter Vater oder eine gute Mutter zu sein. (Vergleiche Apostelgeschichte 20:26.) Ein ausgesprochen rebellisch handelndes Kind in der Familie zu haben ist herzzerreißend, aber Eltern, denen so etwas widerfährt, können darauf vertrauen, daß Gott sie versteht und daß er seine ihm ergebenen Diener nie verlassen wird (Psalm 27:10). Sie sollten entschieden darauf achten, daß das Zuhause ein sicherer geistiger Hafen für die übrigen Kinder bleibt.
27. Worauf können Eltern eines widerspenstigen Kindes immer hoffen, wenn man an das Gleichnis vom verlorenen Sohn denkt?
27 Außerdem sollten sie nie die Hoffnung aufgeben. Die einstigen Bemühungen in bezug auf eine gute Erziehung mögen schließlich das Herz des auf Abwege geratenen Kindes beeinflussen und es zur Besinnung bringen (Prediger 11:6). Einer Anzahl christlicher Familien ist es so ergangen, und manche Eltern haben erlebt, daß ihr ungeratenes Kind zurückgekehrt ist, so wie es der Vater in Jesu Gleichnis vom verlorenen Sohn erlebte (Lukas 15:11-32). Das kann auch in der eigenen Familie so geschehen.
-
-
Die Familie vor verderblichen Einflüssen schützenDas Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL ACHT
Die Familie vor verderblichen Einflüssen schützen
1—3. (a) Woher stammen die verderblichen Einflüsse, die die Familie bedrohen? (b) Worin müssen Eltern ausgewogen sein, wenn sie ihre Kinder schützen wollen?
DER kleine Junge muß gleich zur Schule geschickt werden, und draußen regnet es in Strömen. Was würde man als Mutter oder als Vater tun? Würde man ihn ohne Regenkleidung aus dem Haus lassen? Oder würde man ihm so viele verschiedene Kleidungsstücke zum Schutz vor dem Regen anziehen, daß er sich kaum bewegen könnte? Natürlich keines von beidem. Man stattet ihn nur mit dem aus, was er braucht, um trocken zu bleiben.
2 Ähnlich müssen Eltern ihre Kinder auf ausgeglichene Weise vor den verderblichen Einflüssen schützen, die aus vielen „Wolken“ auf sie herabregnen — die Unterhaltungsindustrie, die Massenmedien, Gleichaltrige und manchmal sogar die Schule. Manche Eltern tun wenig oder gar nichts, um ihre Kinder zu schützen. Andere halten fast alle äußeren Einflüsse für schädlich und engen die Kinder so stark ein, daß sie das Empfinden haben, sie würden unterdrückt. Ist Ausgewogenheit hier möglich?
3 Ja. Extrem zu sein trägt nichts ein und kann sich sogar verheerend auswirken (Prediger 7:16, 17). Wie finden christliche Eltern aber das richtige Maß, was den Schutz ihrer Kinder betrifft? Betrachten wir drei Bereiche: Bildung, Umgang und Entspannung.
WER WIRD DIE KINDER BELEHREN?
4. Wie sollten christliche Eltern Bildung betrachten?
4 Christliche Eltern legen großen Wert auf Bildung. Sie wissen, daß die Kinder im Schulunterricht lernen, zu lesen, zu schreiben, Gespräche zu führen und Probleme zu lösen. Sie sollten in der Schule auch lernen, wie man lernt. Die Fertigkeiten, die sich Kinder in der Schule aneignen, können ihnen helfen, trotz der Herausforderungen der Welt von heute zu bestehen. Außerdem kann eine gute Bildung dazu beitragen, daß sie anspruchsvolle Aufgaben ausführen können (Sprüche 22:29).
5, 6. Auf welche Weise können Kinder in der Schule verdrehte Auskünfte über die Sexualität erhalten?
5 Allerdings kommen Kinder durch die Schule auch mit anderen Kindern in Berührung, von denen viele verdrehte Ansichten haben. Man betrachte beispielsweise ihre Ansichten über Sexualität und Moral. In einer nigerianischen Schule gab ein Mädchen, das häufig den Partner wechselte, ihren Mitschülerinnen Ratschläge über Sex. Diese hörten ihr begierig zu, obwohl ihre Vorstellungen voll von Unsinn waren, den sie pornographischen Schriften entnommen hatte. Einige der Mädchen probierten ihren Rat aus. Die Folge war, daß ein Mädchen ein uneheliches Kind erwartete und zufolge eines selbst herbeigeführten Schwangerschaftsabbruchs starb.
6 Bedauerlicherweise wird an den Schulen ein Teil der Fehlinformationen über die Sexualität nicht von Kindern, sondern von Lehrern verbreitet. Viele Eltern sind entsetzt, wenn Kindern in der Schule Sexualkundeunterricht erteilt wird und dabei nichts über sittliche Maßstäbe und Verantwortung gesagt wird. Die Mutter eines zwölfjährigen Mädchens erzählte: „Wir wohnen in einer Gegend, in der die Menschen sehr fromm sind und am Hergebrachten festhalten, und trotzdem verteilt man hier an der Schule Kondome an die Kinder.“ Sie und ihr Mann machten sich Sorgen, als ihrer Tochter von gleichaltrigen Jungen unsittliche Anträge gemacht wurden. Wie können Eltern ihre Kinder vor solch verkehrten Einflüssen schützen?
7. Wie kann man Fehlinformationen über sexuelle Angelegenheiten am besten entgegenwirken?
7 Schirmt man die Kinder am besten vor allen Äußerungen über sexuelle Angelegenheiten ab? Nein. Besser ist es, die Kinder selbst über Sexualität zu unterrichten (Sprüche 5:1). Es stimmt, daß in Europa und in Nordamerika viele Eltern dieses Thema scheuen. Auch in einigen afrikanischen Ländern reden die Eltern mit den Kindern kaum über Fragen der Sexualität. „Die afrikanische Kultur kennt so etwas nicht“, sagt ein Vater in Sierra Leone. Manche Eltern meinen, es würde ihre Kinder auf Gedanken bringen, die zu Unsittlichkeit führen, wenn sie mit ihnen über das Geschlechtsleben sprechen. Aber welche Ansicht vertritt Gott?
GOTTES ANSICHT ÜBER SEXUALITÄT
8, 9. Welchen vorzüglichen Aufschluß über Sexualität finden wir in der Bibel?
8 Aus der Bibel geht deutlich hervor, daß nichts Unanständiges daran ist, in einem geeigneten Rahmen über Sexualität zu reden. In Israel wurde das Volk Gottes aufgefordert, sich zu versammeln — die „Kleinen“ eingeschlossen —, um den Vorlesungen aus dem mosaischen Gesetz zuzuhören (5. Mose 31:10-12; Josua 8:35). Im Gesetz wurde eine Reihe sexueller Angelegenheiten offen erwähnt, darunter Menstruation, Samenergüsse, Hurerei, Ehebruch, Homosexualität, Blutschande und Verkehr mit Tieren (3. Mose 15:16, 19; 18:6, 22, 23; 5. Mose 22:22). Nach solchen Vorlesungen hatten die Eltern ihren wißbegierigen Kindern bestimmt viel zu erklären.
9 Im fünften, sechsten und siebten Kapitel des Buches Sprüche sind Passagen enthalten, in denen liebevoller elterlicher Rat in bezug auf die Gefahren der Unsittlichkeit gegeben wird. Diese Verse zeigen, daß Unmoral zuweilen verlockend sein kann (Sprüche 5:3; 6:24, 25; 7:14-21). Aber sie lehren auch, daß Unmoral verkehrt ist und verheerende Folgen hat, und sie enthalten Anleitung, die jungen Leuten zeigt, wie sie es vermeiden können, unsittlich zu handeln (Sprüche 5:1-14, 21-23; 6:27-35; 7:22-27). Außerdem wird die Unsittlichkeit der sexuellen Befriedigung in ihrem gebührenden Rahmen, der Ehe, gegenübergestellt (Sprüche 5:15-20). Welch ein vorzügliches Lehrbeispiel für Eltern!
10. Warum führt es nicht dazu, daß Kinder unsittlich handeln, wenn ihnen göttliche Erkenntnis über die Sexualität vermittelt wird?
10 Werden Kinder durch eine solche Belehrung auf den Gedanken gebracht, unsittlich zu handeln? Im Gegenteil, denn die Bibel lehrt: „Durch Erkenntnis werden die Gerechten befreit“ (Sprüche 11:9). Wollen wir als Eltern unsere Kinder denn nicht von den Einflüssen der Welt befreien? Ein Vater sagte: „Schon als die Kinder noch klein waren, haben wir uns bemüht, ihnen gegenüber in bezug auf Sexualität völlig offen zu sein. Deswegen sind sie nicht neugierig, wenn sie andere Kinder über sexuelle Angelegenheiten reden hören. Es gibt kein großes Geheimnis.“
11. Wie können Kinder nach und nach über intime Dinge des Lebens belehrt werden?
11 Wie in früheren Kapiteln erwähnt wird, sollte die Sexualerziehung früh einsetzen. Wenn Kinder die Bezeichnungen für die Körperteile gelehrt werden, dann dürfen die Geschlechtsteile nicht übergangen werden, als ob es sich dabei um etwas Unanständiges handle. Sie müssen die richtigen Bezeichnungen lernen. Mit der Zeit werden Belehrungen über die Intimsphäre und über gewisse Grenzen wichtig. Vorzugsweise sollten beide Eltern die Kinder lehren, daß diese Körperteile etwas Besonderes sind und im allgemeinen nicht von anderen berührt oder gesehen werden dürfen und daß darüber nie unanständig gesprochen werden darf. Mit zunehmendem Alter sollten die Kinder unterrichtet werden, wie ein Mann und eine Frau zusammenkommen, um Nachwuchs zu bekommen. Wenn bei den Kindern die Pubertät einsetzt, sollten sie bereits genau wissen, welche Veränderungen bevorstehen. Wie in Kapitel 5 behandelt wurde, kann eine solche Erziehung auch zum Schutz vor sexuellem Mißbrauch beitragen (Sprüche 2:10-14).
HAUSAUFGABEN DER ELTERN
12. Welche verdrehten Ansichten werden oft an den Schulen gelehrt?
12 Eltern müssen darauf vorbereitet sein, noch anderem falschem Gedankengut entgegenzuwirken, das in der Schule vermittelt werden mag: weltlichen Philosophien wie der Evolutionslehre, dem Nationalismus oder der Vorstellung, daß keine Wahrheit absolut ist (1. Korinther 3:19; vergleiche 1. Mose 1:27; 3. Mose 26:1; Johannes 4:24; 17:17). Viele aufrichtige Lehrer stufen die Weiterbildung ungebührlich hoch ein. Obwohl die Weiterbildung eine persönliche Sache ist, meinen manche Lehrer, sie sei der einzige Weg zu persönlichem Erfolg (Psalm 146:3-6).a
13. Wie können Kinder, die zur Schule gehen, vor falschem Gedankengut bewahrt werden?
13 Wenn Eltern falschen oder verdrehten Lehren entgegenwirken wollen, dann müssen sie wissen, welche Unterweisung die Kinder gerade erhalten. Eltern dürfen also nicht vergessen, daß sie ebenfalls Hausaufgaben zu machen haben. Sie sollten echtes Interesse am Schulunterricht ihrer Kinder haben. Sie tun gut daran, mit ihnen nach der Schule zu reden und sie zu fragen, was gerade im Unterricht durchgenommen wird, was sie am meisten mögen und was für sie am schwierigsten ist. Eltern müssen sich auch ihre Hausaufgaben, Notizen und die Benotung von Klassenarbeiten ansehen. Sie sollten versuchen, die Lehrer kennenzulernen, und sie wissen lassen, daß sie ihre Arbeit schätzen und sie auf jede nur mögliche Weise unterstützen möchten.
DIE FREUNDE DER KINDER
14. Warum ist es wichtig, daß sich gottgefällige Kinder gute Freunde suchen?
14 „Wo hast du denn das gelernt?“ Wie viele Eltern doch schon diese Frage gestellt haben, als sie über etwas entsetzt waren, was ihr Kind gesagt oder getan hat und was gar nicht seine Art war. Und wie oft doch in der Antwort irgendein neuer Freund aus der Schule oder aus der Nachbarschaft vorkommt. Ja, Gefährten beeinflussen uns erheblich, ob wir alt oder jung sind. Der Apostel Paulus sagte warnend: „Laßt euch nicht irreführen. Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten“ (1. Korinther 15:33; Sprüche 13:20). Jugendliche reagieren empfindlicher als andere auf Gruppenzwang. Sie neigen zu einem Mangel an Selbstsicherheit und werden oft von dem Wunsch übermannt, ihren Gefährten zu gefallen und ihnen zu imponieren. Wie wichtig es doch ist, daß sie sich gute Freunde suchen!
15. Wie können Eltern ihre Kinder bei der Wahl von Freunden anleiten?
15 Wie alle Eltern wissen, werden Kinder nicht immer eine gute Wahl treffen; sie benötigen etwas Anleitung. Das heißt nicht, für sie die Freunde auszusuchen. Es ist besser, ihnen, während sie heranwachsen, Unterscheidungsvermögen zu vermitteln und ihnen erkennen zu helfen, welche Eigenschaften sie bei einem Freund schätzen sollten. Die Haupteigenschaft ist die Liebe zu Jehova und der Wunsch, das zu tun, was in seinen Augen recht ist (Markus 12:28-30). Kinder sollten gelehrt werden, diejenigen zu lieben und zu achten, die ehrlich, freundlich, großzügig und fleißig sind. Es empfiehlt sich, ihnen im Rahmen des Familienstudiums zu helfen, solche Eigenschaften bei biblischen Gestalten auszumachen und dann die gleichen Merkmale bei anderen in der Versammlung zu suchen. Eltern werden mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie bei der Wahl ihrer Freunde die gleichen Maßstäbe anlegen.
16. Wie können Eltern überwachen, was für Freunde sich ihre Kinder suchen?
16 Kennen wir als Vater oder als Mutter die Freunde unserer Kinder? Warum nicht unsere Kinder bitten, ihre Freunde mit nach Hause zu bringen, so daß man sie kennenlernen kann? Warum nicht unsere Kinder fragen, was andere Kinder von diesen Freunden halten? Sind sie wegen ihres guten Rufs bekannt oder wegen ihres Doppellebens? Wenn letzteres zutrifft, muß den Kindern geholfen werden, darüber nachzudenken, warum ein solcher Umgang schädlich für sie ist (Psalm 26:4, 5, 9-12). Wenn einem bei dem Kind unerwünschte Veränderungen im Verhalten, in der Kleidung, der Einstellung oder in der Sprache auffallen, mag es nötig sein, mit ihm über seine Freunde oder Freundinnen zu sprechen. Es kann sein, daß das Kind mit jemand befreundet ist, der einen negativen Einfluß ausübt. (Vergleiche 1. Mose 34:1, 2.)
17, 18. Welche praktische Hilfe können Eltern bieten, außer vor schlechten Gefährten zu warnen?
17 Es reicht jedoch nicht, unsere Kinder nur zu lehren, schlechte Gefährten zu meiden. Man muß ihnen helfen, guten Umgang zu finden. Ein Vater sagte: „Wir haben immer versucht, einen Ersatz zu schaffen. Als die Schule wollte, daß unser Sohn in der Footballmannschaft mitspielt, haben wir, meine Frau und ich, uns mit ihm hingesetzt und besprochen, warum das nicht gut wäre — wegen der neuen Gefährten, die hinzukämen. Aber dann schlugen wir ihm vor, einige Kinder aus der Versammlung herbeizuholen und sie alle in den Park mitzunehmen, um dort Ball zu spielen. Und das hat gut funktioniert.“
18 Kluge Eltern helfen ihren Kindern, gute Freunde zu finden und dann mit ihnen die Freizeit förderlich zu gestalten. Für viele Eltern bringt die Wahl der Freizeitgestaltung jedoch ihre eigenen Schwierigkeiten mit sich.
WELCHE ART DER ENTSPANNUNG?
19. Welche biblischen Beispiele zeigen, daß es keine Sünde ist, wenn Familien sich vergnügen?
19 Verurteilt die Bibel, sich zu vergnügen? Bestimmt nicht. Gemäß der Bibel gibt es „eine Zeit zum Lachen ... und eine Zeit zum Herumhüpfen“ (Prediger 3:4).b Im alten Israel erfreute sich das Volk Gottes an Musik und Tanz sowie an Spielen und Rätseln. Jesus besuchte ein großes Hochzeitsfest und „einen großen Empfang“, den Matthäus Levi für ihn bereitet hatte (Lukas 5:29; Johannes 2:1, 2). Jesus war bestimmt kein Spielverderber. Möge Lachen und Spaß bei uns zu Hause niemals als Sünde gelten!
Eine gut gewählte Freizeitgestaltung wie ein Campingausflug kann Kindern helfen, zu lernen und geistig zu wachsen
20. Woran sollten Eltern denken, wenn sie sich um die Freizeitgestaltung der Familie kümmern?
20 Jehova ist ‘der glückliche Gott’ (1. Timotheus 1:11). Die Anbetung Jehovas sollte daher das Leben nicht mit Freudlosigkeit überschatten, sondern Freude bereiten. (Vergleiche 5. Mose 16:15.) Kinder sind von Natur aus ausgelassen und stecken voller Energie, die beim Spielen und bei anderen Freizeitbetätigungen freigesetzt werden kann. Eine gut gewählte Freizeitgestaltung ist mehr, als Spaß zu haben. Sie bietet dem Kind die Möglichkeit, zu lernen und heranzureifen. Ein Familienoberhaupt ist verantwortlich, in jeder Hinsicht für die Bedürfnisse seiner Familie zu sorgen, was die Entspannung einschließt. Allerdings ist Ausgewogenheit nötig.
21. Welche Fallgruben birgt die heutige Entspannung in sich?
21 In den heutigen unruhigen „letzten Tagen“ gibt es in der menschlichen Gesellschaft eine Fülle von Leuten, die, genau wie in der Bibel vorhergesagt wurde, „Vergnügungen mehr lieben als Gott“ (2. Timotheus 3:1-5). Für viele sind Spiel, Sport und Entspannung das Wichtigste im Leben. Das Unterhaltungsangebot ist so groß, daß Wichtigeres unversehens verdrängt werden kann. Außerdem werden im Rahmen eines großen Teils der heutigen Unterhaltung Unsittlichkeit, Gewalt, Drogenmißbrauch und andere äußerst schädliche Praktiken dargeboten (Sprüche 3:31). Was kann getan werden, um Kinder und Jugendliche vor einer solch schädlichen Unterhaltung zu schützen?
22. Wie können Eltern ihre Kinder schulen, in bezug auf Entspannung vernünftige Entscheidungen zu treffen?
22 Eltern müssen Grenzen festlegen und Beschränkungen auferlegen. Doch darüber hinaus müssen sie ihre Kinder lehren, wie sie selbst beurteilen können, welche Art der Entspannung schädlich ist und wann das normale Maß überschritten wird. Eine solche Schulung kostet Zeit und Mühe. Betrachten wir ein Beispiel. Einem Vater von zwei Jungen fiel auf, daß sein älterer Sohn ziemlich oft einen neuen Rundfunksender einschaltete. Als der Vater eines Tages mit seinem Lastwagen zur Arbeit fuhr, schaltete er diesen Sender ein. Bei einigen Gelegenheiten hielt er an und schrieb den Text bestimmter Lieder auf. Später setzte er sich mit seinen Söhnen hin und besprach mit ihnen, was er gehört hatte. Er erkundigte sich nach ihrem Standpunkt, begann also mit der Frage „Wie denkt ihr darüber?“ und hörte ihnen dann geduldig zu. Nachdem er die Angelegenheit an Hand der Bibel erörtert hatte, waren die Jungen damit einverstanden, diesen Sender nicht mehr einzuschalten.
23. Wie können Eltern ihre Kinder vor schädlicher Unterhaltung schützen?
23 Weise christliche Eltern überprüfen, für welche Musik, Fernsehsendungen, Videos, Comichefte, Videospiele oder Kinofilme sich ihre Kinder interessieren. Sie werfen einen Blick auf die Gestaltung der Titelseite, den Text und die Verpackung, und sie lesen Kritiken in Zeitungen und sehen sich Ausschnitte an. Viele sind darüber schockiert, was manchmal in der „Unterhaltung“ vorkommt, die für Kinder gedacht ist. Wer seine Kinder vor unreinen Einflüssen schützen möchte, setzt sich mit ihnen hin und spricht über die Gefahren, und zwar an Hand der Bibel und biblischer Literatur wie des Buches Fragen junger Leute — Praktische Antworten und Artikel in den Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet!c Wenn Eltern feste Grenzen setzen, konsequent und vernünftig sind, erzielen sie gewöhnlich gute Ergebnisse (Matthäus 5:37; Philipper 4:5).
24, 25. Was sind einige förderliche Arten der Entspannung, deren sich Familien gemeinsam erfreuen können?
24 Natürlich ist mit Beschränkungen hinsichtlich schädlicher Formen der Freizeitgestaltung die Schlacht noch nicht gewonnen. Das Schlechte muß mit dem Guten aufgewogen werden, da Kinder andernfalls abgleiten könnten. Viele christliche Familien erinnern sich an zahllose fröhliche Begebenheiten, bei denen sie ihre Freizeit gemeinsam gestalteten: Picknicks, Wandern, Zelten, Spiele, Sport und Reisen, um Verwandte oder Freunde zu besuchen. Einige haben festgestellt, daß lautes Lesen in Gemeinschaft mit anderen — einfach nur zur Entspannung — Vergnügen bereitet und Behaglichkeit erzeugt. Andere erzählen gern lustige oder interessante Geschichten. Wieder andere gehen gemeinsam einem Hobby nach wie der Holzbearbeitung oder sonstigen handwerklichen Arbeiten, sie machen Musik, malen oder studieren die Schöpfungswerke Gottes. Kinder, die lernen, sich auf diese Art und Weise zu zerstreuen, sind weitgehend vor unreiner Unterhaltung geschützt, und sie lernen, daß es mit Entspannung mehr auf sich hat, als nur passiv dazusitzen und sich unterhalten zu lassen. Mitzumachen bereitet oft mehr Spaß, als zuzusehen.
25 Auch ein geselliges Beisammensein kann eine lohnende Form der Entspannung sein. Wenn es gut beaufsichtigt wird und nicht ausgefallen groß oder zeitaufwendig ist, kann es den Kindern mehr als nur Spaß bereiten. Es kann bewirken, daß die Bande der Liebe in der Versammlung fester geknüpft werden. (Vergleiche Lukas 14:13, 14; Judas 12.)
ALS FAMILIE KANN MAN DIE WELT BESIEGEN
26. Was ist die wichtigste Eigenschaft, wenn es darum geht, die Kinder vor schädlichen Einflüssen zu schützen?
26 Es erfordert ohne Zweifel harte Arbeit, seine Familie vor den verderblichen Einflüssen der Welt zu bewahren. Aber es gibt etwas, was mehr als alles andere den Erfolg ermöglicht. Es ist die Liebe. Enge, liebevolle Familienbande machen aus dem Zuhause einen sicheren Hafen und fördern den Gedankenaustausch, was ein großer Schutz vor schlechten Einflüssen ist. Darüber hinaus ist es noch wichtiger, auf eine andere Art der Liebe Wert zu legen: die Liebe zu Jehova. Wenn die Familie von dieser Liebe durchdrungen ist, werden die Kinder wahrscheinlich eher mit der Abneigung aufwachsen, Gott dadurch zu mißfallen, daß sie weltlichen Einflüssen erliegen. Und Eltern, die Jehova von Herzen lieben, sind bemüht, sich seine liebevolle, vernünftige und ausgeglichene Persönlichkeit zum Vorbild zu nehmen (Epheser 5:1; Jakobus 3:17). Eltern, die das tun, geben ihren Kindern keinen Grund, die Anbetung Jehovas lediglich wie eine Verbotsliste zu betrachten oder als einen Lebensweg ohne Vergnügen oder Lachen, einen Weg, den sie so bald wie möglich verlassen möchten. Statt dessen werden sie erleben, daß das glücklichste und befriedigendste Leben darin besteht, Gott anzubeten.
27. Wie kann eine Familie die Welt besiegen?
27 Familien, die in einem freudigen, ausgeglichenen Dienst für Gott vereint bleiben und sich von ganzem Herzen bemühen, angesichts der verderblichen Einflüsse der Welt „fleckenlos und makellos“ zu bleiben, bereiten Jehova Freude (2. Petrus 3:14; Sprüche 27:11). Solche Familien treten in die Fußstapfen Jesu Christi, der jedem Bemühen der Welt Satans widerstand, ihn zu verunreinigen. Gegen Ende seines menschlichen Lebens konnte Jesus sagen: „Ich habe die Welt besiegt“ (Johannes 16:33). Möge unsere eigene Familie ebenso die Welt besiegen und ewiges Leben erlangen!
a Eine Abhandlung über Weiterbildung ist in der von der Wachtturm-Gesellschaft herausgegebenen Broschüre Jehovas Zeugen und Schulbildung, Seite 4—7 zu finden.
b Das hebräische Wort, das hier mit „Lachen“ wiedergegeben wird, kann in anderen Formen mit „spielen“, „etwas Belustigung darbieten“, „feiern“ oder sogar mit „Spaß haben“ wiedergegeben werden.
c Herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.
-
-
Einelternfamilien können Gelingen habenDas Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL NEUN
Einelternfamilien können Gelingen haben
1—3. Was hat zu der hohen Wachstumsrate bei Einelternfamilien geführt, und wie wirkt sich das auf die Beteiligten aus?
EINELTERNFAMILIEN sind in den Vereinigten Staaten als „die Form des familiären Zusammenlebens mit der höchsten Wachstumsrate“ bezeichnet worden. In vielen anderen Ländern ist die Lage ähnlich. Ein Rekord an Scheidungen, Fällen von böswilligem Verlassen, Trennungen und unehelichen Geburten hat für Millionen von Eltern und Kindern weitreichende Folgen gehabt.
2 „Ich bin eine 28jährige Witwe und habe zwei Kinder“, schrieb eine alleinstehende Mutter. „Da ich nicht möchte, daß sie ohne Vater erzogen werden, bin ich sehr bedrückt. Mir scheint, daß sich niemand um mich kümmert. Meine Kinder sehen mich oft weinen, und sie leiden darunter.“ Außer dem Kampf, den alleinerziehende Eltern mit Gefühlen wie Zorn, Schuld und Einsamkeit führen, stehen sie vor der doppelten Aufgabe, berufstätig zu sein und die Arbeiten im Haushalt zu verrichten. Eine Frau sagte: „Als Alleinerziehende kommt man sich vor wie ein Jongleur. Nach sechs Monaten Training ist man schließlich imstande, mit vier Bällen gleichzeitig zu jonglieren. Doch sobald man das kann, wirft einem jemand einen neuen Ball zu.“
3 Kinder in Einelternfamilien müssen oft ihren eigenen Kampf führen. Sie mögen nach dem Auszug oder dem Tod eines Elternteils heftige Gefühlsregungen überwinden müssen. Auf viele Jugendliche scheint sich die Abwesenheit eines Elternteils äußerst nachteilig auszuwirken.
4. Inwiefern wissen wir, daß Jehova um Einelternfamilien besorgt ist?
4 Einelternfamilien gab es schon in biblischer Zeit. In der Heiligen Schrift ist wiederholt von dem „vaterlosen Knaben“ und der „Witwe“ die Rede (2. Mose 22:22; 5. Mose 24:19-21; Hiob 31:16-22). Jehova Gott war ihre mißliche Lage nicht gleichgültig. Der Psalmist nannte Gott einen „Vater von vaterlosen Knaben und ein[en] Richter von Witwen“ (Psalm 68:5). Bestimmt ist Jehova heute ebenso um Einelternfamilien besorgt. Sein Wort enthält sogar Grundsätze, die zu ihrem Gelingen beitragen können.
DIE TÄGLICHE HAUSARBEIT BEWÄLTIGEN
5. Welche Anfangsschwierigkeiten haben Alleinerziehende?
5 Betrachten wir die Aufgabe, einen Haushalt zu führen. „Es gibt viele Situationen, in denen man gern einen Mann um sich hätte“, räumt eine geschiedene Frau ein, „wenn zum Beispiel am Auto plötzlich Geräusche auftreten und man nicht weiß, woher sie kommen.“ Auch für Männer, die noch nicht lange geschieden oder verwitwet sind, mag die Menge an Hausarbeiten, die sie jetzt zu bewältigen haben, verwirrend sein. Durch Unordnung im Haus fühlen sich die Kinder unausgeglichener und unsicherer.
Arbeite als Jugendlicher mit deiner alleinstehenden Mutter zusammen
6, 7. (a) Welches vorzügliche Beispiel gab die „tüchtige Ehefrau“ aus dem Bibelbuch Sprüche? (b) Inwiefern ist Fleiß bei der Hausarbeit in Einelternhaushalten eine Hilfe?
6 Was kann hier helfen? Beachten wir das Beispiel der ‘tüchtigen Ehefrau’ aus Sprüche 31:10-31. Das Ausmaß dessen, was sie erledigte, ist beachtlich: Kaufen, Verkaufen, Nähen, Kochen, Anlage in Grundeigentum, Landwirtschaft und das Abwickeln von Geschäften. Worin bestand ihr Geheimnis? Sie war fleißig, arbeitete bis spätabends und stand früh auf, um ihren Tätigkeiten nachzugehen. Sie hatte einen guten Überblick und delegierte einige ihrer Aufgaben, um mit eigenen Händen anderen zu helfen. Kein Wunder, daß sie Lob erntete!
7 Als alleinerziehender Elternteil sollte man seine häuslichen Aufgaben gewissenhaft verrichten und bemüht sein, in dieser Arbeit Befriedigung zu finden, denn das trägt sehr zum Glück der Kinder bei. Allerdings ist gute Planung und Einteilung nötig. In der Bibel heißt es: „Die Pläne des Fleißigen gereichen sicherlich zum Vorteil“ (Sprüche 21:5). Ein alleinerziehender Vater gab zu: „Ich neige dazu, erst an Mahlzeiten zu denken, wenn ich Hunger verspüre.“ Im voraus festgelegte Mahlzeiten werden wahrscheinlich nahrhafter und appetitlicher sein als solche, die eilig aus dem zubereitet werden, was gerade vorrätig ist. Man wird es auch lernen müssen, seine Hände auf bisher ungewohnte Weise zu gebrauchen. Manche alleinerziehende Mütter haben Freunde gefragt, in Handbüchern nachgelesen oder sich an hilfsbereite Fachleute gewandt und konnten dann selbst etwas anstreichen, Installationsarbeiten verrichten oder einfache Autoreparaturen ausführen.
8. Wobei können Kinder von alleinerziehenden Eltern zu Hause mithelfen?
8 Ist es richtig, die Kinder um Mithilfe zu bitten? Eine alleinstehende Mutter äußerte folgende Überlegung: „Man möchte die Kinder für die Abwesenheit des Vaters entschädigen, indem man ihnen ein bequemes Leben möglich macht.“ Das ist verständlich, mag aber für das Kind nicht immer vorteilhaft sein. Gottesfürchtigen Jugendlichen wurden in biblischer Zeit geeignete Arbeiten zugeteilt (1. Mose 37:2; Hoheslied 1:6). Obwohl man also darauf achtet, die Kinder nicht zu überlasten, sollte man ihnen vernünftigerweise Aufgaben übertragen wie das Geschirrspülen und das Sauberhalten ihres Zimmers. Warum einige Arbeiten nicht gemeinsam verrichten? Das kann viel Freude bereiten.
DIE SCHWIERIGE AUFGABE, DEN UNTERHALT ZU VERDIENEN
Verbringe soviel Zeit wie möglich mit den Kindern
9. Warum sehen sich alleinerziehende Mütter oft wirtschaftlichen Härten gegenüber?
9 Vielen alleinerziehenden Eltern fällt es schwer, ihre Ausgaben zu bestreiten, vor allem jungen, unverheirateten Müttern.a In Ländern, in denen staatliche Unterstützung geboten wird, mag es vernünftig sein, diese zu nutzen — zumindest bis man eine Arbeit gefunden hat. Gemäß der Bibel ist es Christen gestattet, solche Hilfen in Anspruch zu nehmen, wenn es nötig ist (Römer 13:1, 6). Witwen und geschiedene Frauen stehen ähnlich schwierigen Situationen gegenüber. Vielen bleibt nichts anderes übrig, als eine Stelle anzunehmen, und sie finden nach jahrelanger Arbeit als Hausfrau oft nur eine niedrig bezahlte Beschäftigung. Einigen gelingt es, ihre Lage zu verbessern, indem sie Programme zur beruflichen Schulung nutzen oder kurzzeitige Schulkurse belegen.
10. Wie kann eine alleinstehende Mutter ihren Kindern erklären, warum sie sich eine Arbeit suchen muß?
10 Eine Mutter sollte es nicht überraschen, wenn die Kinder darüber betrübt sind, daß sie sich eine Arbeit sucht, und sie braucht sich deswegen nicht schuldig zu fühlen. Besser ist es, daß sie ihnen erklärt, warum sie arbeiten gehen muß, und ihnen verstehen hilft, daß Jehova von ihr verlangt, für sie zu sorgen (1. Timotheus 5:8). Mit der Zeit stellen sich die Kinder meistens darauf ein. Allerdings sollte sie versuchen, so viel mit den Kindern zusammenzusein, wie es ihr ausgefüllter Zeitplan erlaubt. Eine solch liebevolle Zuwendung kann auch dazu beitragen, daß sich irgendwelche finanziellen Einschränkungen, denen die Familie unterliegt, so gering wie möglich auswirken (Sprüche 15:16, 17).
WER KÜMMERT SICH UM WEN?
Die Versammlung übersieht nicht die „Witwen“ und die „vaterlosen Knaben“
11, 12. Welche Grenzen müssen alleinerziehende Eltern bewahren, und wie können sie das tun?
11 Für alleinerziehende Eltern ist es nur natürlich, ein besonders enges Verhältnis zu ihren Kindern zu haben, doch sie sollten sorgfältig darauf achten, daß die von Gott festgelegten Grenzen zwischen Eltern und Kindern nicht verwischt werden. Es kann zum Beispiel ernste Probleme heraufbeschwören, wenn eine alleinstehende Mutter von ihrem Sohn erwartet, daß er die Aufgaben des Hausherrn übernimmt, oder wenn sie ihre Tochter als Vertraute behandelt und sie mit vertraulichsten Problemen belastet. Das zu tun wäre unangebracht, für ein Kind belastend und vielleicht sogar verwirrend.
12 Der Vater oder die Mutter sollte den Kindern versichern, daß er oder sie für sie sorgt — nicht umgekehrt. (Vergleiche 2. Korinther 12:14.) Gelegentlich wird man selbst Rat und Unterstützung benötigen. Diese Hilfe ist bei christlichen Ältesten zu suchen oder bei christlichen Frauen, nicht aber bei minderjährigen Kindern (Titus 2:3).
DIE ZUCHT NICHT AUFGEBEN
13. Welches Problem in bezug auf Zucht mag eine alleinerziehende Mutter haben?
13 Ein Mann mag, wenn er Zuchtmaßnahmen ergreift, keine Sorgen damit haben, ernst genommen zu werden; aber bei einer Frau mag das der Fall sein. Daher sagte eine alleinerziehende Mutter: „Meine Söhne sehen aus wie Männer und haben eine Stimme wie Männer. Zuweilen ist es schwer, im Vergleich dazu nicht unentschlossen oder schwach zu klingen.“ Hinzu kommt eventuell die Trauer um den Tod des geliebten Ehepartners oder Schuldgefühle wegen der zerbrochenen Ehe oder Zorn darüber. Bei gemeinsamem Sorgerecht fürchtet man vielleicht, daß das Kind lieber bei dem früheren Ehepartner bleibt. Solche Situationen können es erschweren, Zucht in ausgewogenem Maße zu erteilen.
14. Wie können alleinerziehende Eltern eine ausgeglichene Ansicht über Zucht bewahren?
14 „Ein Knabe, dem freier Lauf gelassen wird“, so heißt es in der Bibel, „wird seiner Mutter Schande bereiten“ (Sprüche 29:15). Jehova Gott gibt einem Rückhalt, wenn Familienregeln aufgestellt und durchgesetzt werden; daher ist es nicht ratsam, auf Grund von Schuld, Gewissensbissen oder Angst nachzugeben (Sprüche 1:8). Wenn es um biblische Grundsätze geht, dürfen niemals Zugeständnisse gemacht werden (Sprüche 13:24). Man sollte versuchen, vernünftig zu sein, konsequent und bestimmt. Mit der Zeit werden die meisten Kinder günstig reagieren. Dennoch sollten ihre Gefühle berücksichtigt werden. Ein alleinerziehender Vater sagt: „Bei meinen Erziehungsmaßnahmen muß ich ihnen wegen des Schocks, den sie durch den Verlust ihrer Mutter erlitten haben, mehr Verständnis entgegenbringen. Ich spreche mit ihnen bei jeder Gelegenheit. Die schönste Zeit haben wir beim Zubereiten des Abendessens. Dann sprechen sie sich wirklich bei mir aus.“
15. Was sollte ein geschiedener Elternteil vermeiden, wenn er über den früheren Ehepartner spricht?
15 Ein geschiedener Elternteil bewirkt nichts Gutes, wenn er die Achtung vor dem früheren Partner untergräbt. Gezänk zwischen den Eltern tut Kindern weh und untergräbt letzten Endes ihren Respekt vor beiden Elternteilen. Deshalb sollten kränkende Bemerkungen vermieden werden, wie zum Beispiel: „Du bist genau wie dein Vater!“ Welchen Schmerz einem der frühere Ehepartner auch zugefügt haben mag, er oder sie ist nach wie vor der Vater oder die Mutter des Kindes, das die Liebe, die Aufmerksamkeit und die Zucht beider Eltern braucht.b
16. Welche geistigen Vorkehrungen sollten ein normaler Bestandteil der Erziehung in einer Einelternfamilie sein?
16 Wie in vorangehenden Kapiteln behandelt wurde, gehört zur Zucht Schulung und Unterweisung, nicht nur Bestrafung. Viele Probleme können durch ein gutes geistiges Schulungsprogramm abgewendet werden (Philipper 3:16). Der regelmäßige Besuch der Zusammenkünfte ist unerläßlich (Hebräer 10:24, 25). Das gleiche trifft auf das Familienbibelstudium zu. Es stimmt, daß es nicht einfach ist, ein solches Studium in Gang zu halten. „Nach einem arbeitsreichen Tag will man sich entspannen“, sagte eine gewissenhafte Mutter. „Doch ich stelle mich darauf ein, mit meiner Tochter zu studieren, weil ich weiß, daß es sein muß. Sie hat wirklich Freude an unserem Familienstudium.“
17. Was lehrt die vorzügliche Erziehung, die Timotheus, ein Gefährte des Paulus, genoß?
17 Timotheus, ein Gefährte des Apostels Paulus, war offensichtlich von seiner Mutter und seiner Großmutter über biblische Grundsätze belehrt worden — aber offenbar nicht von seinem Vater. Doch welch ein hervorragender Christ aus ihm wurde! (Apostelgeschichte 16:1, 2; 2. Timotheus 1:5; 3:14, 15). Ebenso kann man auf günstige Ergebnisse hoffen, wenn man sich bemüht, seine Kinder „in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas“ zu erziehen (Epheser 6:4).
EINSAMKEIT ÜBERWINDEN
18, 19. (a) Wie kann sich Einsamkeit bei einem alleinerziehenden Elternteil äußern? (b) Welcher Rat wird gegeben, um fleischliche Begierden zu beherrschen?
18 Eine alleinstehende Mutter seufzte: „Wenn ich nach Hause komme und die vier Wände sehe und besonders wenn die Kinder im Bett sind, überfällt mich die Einsamkeit.“ Ja, Einsamkeit ist für alleinstehende Eltern meistens das größte Problem. Es ist nur natürlich, daß sie sich nach der innigen Gemeinschaft und Vertrautheit der Ehe sehnen. Sollten sie dieses Problem aber um jeden Preis lösen wollen? In den Tagen des Apostels Paulus gestatteten einige jüngere Witwen, daß ‘sich ihre sexuellen Regungen zwischen sie und den Christus drängten’ (1. Timotheus 5:11, 12). Zuzulassen, daß geistige Interessen von fleischlichen Begierden überschattet werden, würde sich schädlich auswirken (1. Timotheus 5:6).
19 Ein Christ sagte: „Der Geschlechtstrieb ist sehr stark, aber er ist zu beherrschen. Kommt einem solch ein Gedanke in den Sinn, darf man sich nicht weiter damit beschäftigen. Man muß ihn verbannen. Es hilft auch, an sein Kind zu denken.“ Gottes Wort enthält den Rat: ‘Ertötet die Glieder eures Leibes in bezug auf sexuelle Gelüste’ (Kolosser 3:5). Wenn jemand seinen Appetit auf Speisen sozusagen ertöten sollte, würde er sich dann Zeitschriften ansehen, in denen köstliche Speisen abgebildet sind, oder würde er sich bei Personen aufhalten, die ständig über das Essen sprechen? Wohl kaum! Dasselbe trifft auf fleischliche Begierden zu.
20. (a) Welche Gefahr lauert auf diejenigen, die mit Ungläubigen ausgehen? (b) Wie haben Alleinstehende sowohl im ersten Jahrhundert als auch heute Einsamkeit bekämpft?
20 Einige Christen sind mit Ungläubigen ausgegangen (1. Korinther 7:39). Ist ihr Problem dadurch gelöst worden? Nein. Eine geschiedene Christin machte auf folgendes aufmerksam: „Es gibt etwas viel Schlimmeres, als allein zu sein, nämlich mit der falschen Person verheiratet zu sein.“ Christliche Witwen im ersten Jahrhundert hatten gewiß Zeiten, in denen sie sich einsam fühlten, aber die weisen unter ihnen ‘nahmen Fremde gastlich auf, wuschen Heiligen die Füße und leisteten Bedrängten Hilfe’ (1. Timotheus 5:10). Treue Christen von heute, die viele Jahre gewartet haben, um einen gottesfürchtigen Partner zu finden, haben sich auf ähnliche Weise beschäftigt gehalten. Eine 68jährige Witwe begann, andere Witwen zu besuchen, wann immer sie sich einsam fühlte. Sie sagte: „Ich stelle fest, daß ich keine Zeit mehr habe, einsam zu sein, wenn ich diese Besuche mache, meine Hausarbeit verrichte und auf meine geistige Gesundheit achte.“ Andere über Gottes Königreich zu belehren ist ein besonders nützliches gutes Werk (Matthäus 28:19, 20).
21. Auf welche Weise tragen das Gebet und guter Umgang zur Überwindung der Einsamkeit bei?
21 Zugegeben, es gibt kein Wundermittel gegen Einsamkeit. Aber sie kann durch die Kraft von Jehova ertragen werden. Ein Christ erhält diese Kraft dadurch, daß er „Nacht und Tag im Flehen und in Gebeten“ verharrt (1. Timotheus 5:5). Flehen heißt, eindringlich zu bitten, ja um Hilfe zu rufen, womöglich mit starkem Schreien und Tränen. (Vergleiche Hebräer 5:7.) Jehova „Nacht und Tag“ sein Herz auszuschütten kann wirklich helfen. Förderliche Gemeinschaft mit anderen mag viel dazu beitragen, die Leere zu füllen, die mit der Einsamkeit verbunden ist. Durch guten Umgang kann man, wie in Sprüche 12:25 beschrieben, „das gute Wort“ der Ermunterung erhalten.
22. Welche Erwägungen sind eine Hilfe, wenn von Zeit zu Zeit Gefühle der Einsamkeit aufkommen?
22 Sollten von Zeit zu Zeit Gefühle der Einsamkeit aufkommen — was wahrscheinlich ist —, wäre es gut, sich daran zu erinnern, daß niemand ein problemloses Leben führt. Tatsächlich leidet die ‘ganze Bruderschaft’ auf die eine oder andere Weise (1. Petrus 5:9). Man sollte nicht über die Vergangenheit nachgrübeln (Prediger 7:10). Es ist besser, über die Vorteile nachzudenken, die man hat. Vor allem muß man entschlossen sein, seine Lauterkeit zu bewahren und das Herz Jehovas zu erfreuen (Sprüche 27:11).
WIE ANDERE HELFEN KÖNNEN
23. Welche Verantwortung haben Mitchristen gegenüber alleinerziehenden Eltern in der Versammlung?
23 Die Unterstützung und Hilfe von Mitchristen ist von unschätzbarem Wert. In Jakobus 1:27 heißt es: „Die Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist, ist diese: nach Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sehen.“ Ja, Christen sind moralisch verpflichtet, Einelternfamilien beizustehen. Wie könnte das in der Praxis aussehen?
24. Auf welche Weise kann bedürftigen Einelternfamilien geholfen werden?
24 Es kann materielle Hilfe geleistet werden. Die Bibel sagt: „Wer immer aber die Mittel dieser Welt zum Lebensunterhalt hat und seinen Bruder Not leiden sieht und dennoch die Tür seiner Gefühle innigen Erbarmens vor ihm verschließt, wie bleibt da die Liebe Gottes in ihm?“ (1. Johannes 3:17). Das mit „sieht“ wiedergegebene griechische Wort bezeichnet nicht einfach einen flüchtigen Blick, sondern ein bewußtes, dauerndes Hinsehen oder Zuschauen. Das bedeutet, daß sich ein liebevoller Christ zuerst mit den Umständen und Bedürfnissen einer Familie vertraut macht. Vielleicht fehlt es an Geld. Andere brauchen vielleicht Hilfe bei Reparaturen im Haushalt. Wieder andere mögen es einfach schätzen, wenn sie zum Essen oder zu einem geselligen Beisammensein eingeladen werden.
25. Wie können Mitchristen gegenüber alleinerziehenden Eltern Mitgefühl bekunden?
25 In 1. Petrus 3:8 wird ferner gesagt: „Seid alle gleich gesinnt, bekundet Mitgefühl, habt brüderliche Zuneigung, zartes Erbarmen.“ Eine alleinerziehende Mutter von sechs Kindern sagte: „Es ist schwer, und manchmal werde ich fast erdrückt. Doch hin und wieder sagt ein Bruder oder eine Schwester zu mir: ‚Joan, du machst es schon richtig. Es wird sich bestimmt lohnen.‘ Allein zu wissen, daß andere an einen denken und sich um einen kümmern, ist schon eine Hilfe.“ Ältere christliche Frauen mögen besonders gut jungen alleinstehenden Frauen helfen können und ihnen zuhören, wenn sie Probleme haben, die sie nur ungern mit einem Mann besprechen würden.
26. Wie können reife christliche Männer vaterlosen Kindern helfen?
26 Christliche Männer können auf noch andere Weise behilflich sein. Der gerechte Mann Hiob sagte: „Stets befreite ich ... den vaterlosen Knaben und den, der keinen Helfer hatte“ (Hiob 29:12). Einige christliche Männer kümmern sich ebenfalls auf förderliche Weise um vaterlose Kinder, indem sie „Liebe aus reinem Herzen“ bekunden und keine versteckten Absichten haben (1. Timotheus 1:5). Ohne die eigene Familie zu vernachlässigen, könnten sie sich gelegentlich mit solchen jungen Leuten für den christlichen Predigtdienst verabreden und sie zum Familienstudium oder zu ihren Freizeitbeschäftigungen einladen. Eine solche Freundlichkeit mag verhindern, daß ein vaterloses Kind auf Abwege gerät.
27. Welcher Unterstützung können sich alleinerziehende Eltern sicher sein?
27 Letztendlich müssen alleinerziehende Eltern ‘ihre eigene Last’ der Verantwortung tragen (Galater 6:5). Dennoch können sie der Liebe ihrer Glaubensbrüder und -schwestern gewiß sein und auch der Liebe Jehovas Gottes. Die Bibel sagt über ihn: „Dem vaterlosen Knaben und der Witwe hilft er auf “ (Psalm 146:9). Mit seiner liebevollen Unterstützung können Einelternfamilien Gelingen haben.
a Wenn eine junge Christin zufolge unsittlichen Verhaltens schwanger geworden ist, heißt die Christenversammlung in keiner Weise das, was sie getan hat, gut. Hat sie aber bereut, würden Versammlungsälteste und andere ihr persönliche Hilfe anbieten.
b Dies bezieht sich nicht auf Situationen, in denen ein Kind vor Mißhandlungen durch einen Elternteil geschützt werden muß. Wenn der andere Elternteil die Autorität des Alleinerziehenden untergräbt, vielleicht auf die Weise, daß er das Kind dazu überredet, von dem Alleinerziehenden fortzugehen, dann mag es ratsam sein, sich an erfahrene Freunde wie die Ältesten der Christenversammlung um Rat zu wenden, wie man sich in dieser Situation verhalten sollte.
-
-
Wenn jemand in der Familie krank istDas Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL ZEHN
Wenn jemand in der Familie krank ist
1, 2. Wie versuchte Satan, Hiob durch Unheil und Krankheit zur Aufgabe seiner Lauterkeit zu veranlassen?
DER Mann Hiob zählt bestimmt zu denen, die ein glückliches Familienleben führten. In der Bibel wird er „der größte von allen Orientalen“ genannt. Insgesamt hatte er zehn Kinder — sieben Söhne und drei Töchter. Auch besaß er die Mittel, um für seine Familie gut zu sorgen. Vor allem übernahm er die Führung bei geistigen Tätigkeiten und war darauf bedacht, daß seine Kinder bei Jehova in gutem Ruf standen. All das führte dazu, daß die Familienbande eng geknüpft waren und eine gute Atmosphäre herrschte (Hiob 1:1-5).
2 Die gute Lage, in der sich Hiob befand, war Satan, dem Erzfeind Jehovas Gottes, nicht entgangen. Satan, der ständig danach sucht, wie er Gottes Diener dazu bewegen kann, ihre Lauterkeit aufzugeben, griff Hiob an, indem er seine Kinder ums Leben brachte. Danach „schlug [er] Hiob von seiner Fußsohle bis zu seinem Scheitel mit bösartigen entzündeten Beulen“. Satan hoffte, er könne Hiob durch Unheil und Krankheit dazu veranlassen, seine Lauterkeit aufzugeben (Hiob 2:6, 7).
3. Worin bestanden die Symptome der Krankheit Hiobs?
3 In der Bibel wird keine medizinische Bezeichnung für das Leiden Hiobs angegeben. Aber die Symptome werden genannt. Sein Fleisch war mit Maden übersät, und seine Haut verkrustete und verweste. Hiobs Atem war widerlich, und sein Körper roch übel. Schmerzen plagten ihn (Hiob 7:5; 19:17; 30:17, 30). In seiner Qual saß Hiob inmitten der Asche und schabte sich mit einer Tonscherbe (Hiob 2:8). Ein wirklich mitleiderregender Anblick!
4. Was widerfährt jeder Familie von Zeit zu Zeit?
4 Wie würden wir reagieren, wenn wir an einer derart ernsten Krankheit litten? Heute schlägt Satan Gottes Diener nicht mit Krankheit wie bei Hiob. Doch zufolge der Unvollkommenheit, der Belastungen des Alltags und der sich verschlechternden Umwelt, in der wir leben, ist es nur zu erwarten, daß Familienangehörige ab und zu erkranken. Trotz der vorbeugenden Maßnahmen, die wir treffen mögen, kann ein jeder von uns krank werden, obgleich nur wenige so leiden müssen wie Hiob. Wenn sich eine Krankheit in der Familie einstellt, kann das eine echte Herausforderung sein. Sehen wir uns daher an, wie uns die Bibel helfen kann, mit dem allgegenwärtigen Feind der Menschheit fertig zu werden (Prediger 9:11; 2. Timotheus 3:16).
WIE REAGIEREN WIR DARAUF?
5. Wie reagieren Familienmitglieder gewöhnlich in Fällen von vorübergehender Krankheit?
5 Eine Beeinträchtigung des normalen Lebensablaufs, ganz gleich aus welchem Grund, bringt immer Schwierigkeiten mit sich, vor allem wenn die Beeinträchtigung durch anhaltende Krankheit verursacht wird. Selbst eine vorübergehende Krankheit erfordert Umstellungen, Zugeständnisse und Opfer. Die gesunden Familienmitglieder müssen sich vielleicht leise verhalten, damit der Kranke die nötige Ruhe bekommt. Sie mögen auf bestimmte Tätigkeiten verzichten müssen. Kleine Kinder müssen zwar gelegentlich daran erinnert werden, rücksichtsvoll zu sein, aber in den meisten Familien ist es so, daß sie Mitleid empfinden, wenn eines der anderen Kinder, der Vater oder die Mutter krank ist (Kolosser 3:12). Bei vorübergehender Krankheit ist die Familie gewöhnlich bereit, das Nötige zu tun. Nebenbei bemerkt würde jeder in der Familie die gleiche Rücksichtnahme erwarten, wenn er krank werden sollte (Matthäus 7:12).
6. Welche Reaktionen sind manchmal zu beobachten, wenn ein Familienangehöriger von einer schweren, unheilbaren Krankheit befallen wird?
6 Wie verhält es sich indes, wenn die Krankheit sehr ernst und die Beeinträchtigungen einschneidend und anhaltend sind? Was ist zum Beispiel, wenn jemand in der Familie nach einem Schlaganfall gelähmt, zufolge der Alzheimer-Krankheit behindert oder durch eine andere Krankheit geschwächt ist? Oder wie verhält es sich, wenn jemand in der Familie an einer Geisteskrankheit wie Schizophrenie leidet? Am Anfang reagiert man gewöhnlich mit Bedauern, man ist traurig darüber, daß der Angehörige so sehr leidet. Dem Mitleid mögen jedoch andere Reaktionen folgen. Wenn Familienmitglieder feststellen, daß ihr Leben sehr stark beeinträchtigt und ihre Freiheit durch die Krankheit einer Person stark eingeschränkt ist, kann das Unmut hervorrufen. Sie mögen sich fragen: „Warum muß gerade mir so etwas widerfahren?“
7. Wie reagierte Hiobs Frau auf seine Krankheit, und was hatte sie offensichtlich vergessen?
7 Etwas Ähnliches muß Hiobs Frau durch den Kopf gegangen sein. Bedenken wir, daß sie bereits ihre Kinder verloren hatte. Während diese tragischen Ereignisse ihren Lauf nahmen, kamen ihr gewiß immer mehr Zweifel. Als sie dann sah, daß ihr einst so tatkräftiger, kerngesunder Mann an einer schmerzhaften, widerlichen Krankheit litt, verlor sie offensichtlich den wichtigen Faktor aus dem Auge, der alle tragischen Ereignisse überragte — das Verhältnis, das sie und ihr Mann zu Jehova hatten. In der Bibel heißt es: „Schließlich sprach ... [Hiobs] Frau zu ihm: ‚Hältst du noch an deiner unversehrten Lauterkeit fest? Fluche Gott und stirb!‘ “ (Hiob 2:9).
Christen zeigen, wie tief ihre Liebe ist, wenn ihr Ehepartner krank wird
8. Welcher Schrifttext hilft den anderen Familienmitgliedern, den richtigen Standpunkt einzunehmen, wenn ein Familienmitglied schwer erkrankt ist?
8 Viele sind frustriert oder sogar verärgert, wenn sich ihr Leben durch die Krankheit eines anderen radikal verändert. Ein Christ, der über die Situation nachdenkt, müßte indes schließlich einsehen, daß ihm dies die Gelegenheit bietet, die Echtheit seiner Liebe zu beweisen. Wahre Liebe „ist langmütig und gütig ... und blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus ... Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles“ (1. Korinther 13:4-7). Statt sich von negativen Gefühlen beherrschen zu lassen, ist es wichtig, alles daranzusetzen, sie zu beherrschen (Sprüche 3:21).
9. Welche Zusicherungen können einer Familie geistig und emotionell helfen, wenn eines der Familienmitglieder ernstlich krank ist?
9 Was kann getan werden, um das geistige und emotionelle Wohl einer Familie zu schützen, wenn ein Familienmitglied ernstlich krank ist? Natürlich erfordert jede Krankheit eine entsprechende besondere Pflege und Behandlung, und es wäre an dieser Stelle nicht passend, irgendwelche medizinischen oder häuslichen Pflegemethoden zu empfehlen. In geistiger Hinsicht ‘richtet Jehova alle Niedergebeugten auf ’ (Psalm 145:14). König David schrieb: „Glücklich ist jeder, der mit Rücksicht auf den Geringen handelt; am Tag des Unglücks wird Jehova für sein Entrinnen sorgen. Jehova selbst wird ihn behüten und ihn am Leben erhalten. ... Jehova selbst wird ihn auf einem Krankenlager stützen“ (Psalm 41:1-3). Jehova erhält seine Diener geistig am Leben, selbst wenn sie emotionell über ihre Grenzen hinaus erprobt werden (2. Korinther 4:7). Viele Familienmitglieder, die mit schwerer Krankheit in der Familie zu tun haben, stimmen in die Worte des Psalmisten ein: „Ich bin in großem Maße niedergebeugt worden. O Jehova, erhalte mich am Leben gemäß deinem Wort“ (Psalm 119:107).
EIN HEILSAMER GEIST
10, 11. (a) Was ist unerläßlich, wenn eine Familie mit Krankheit fertig werden soll? (b) Wie bewältigte eine Frau die Krankheit ihres Mannes?
10 „Der Geist eines Mannes kann seine langwierige Krankheit ertragen“, lautet ein biblischer Spruch, „was aber einen niedergeschlagenen Geist betrifft, wer kann ihn tragen?“ (Sprüche 18:14). Ein Trauma kann sich niederdrückend auf den Geist einer Familie sowie den „Geist eines Mannes“ auswirken. Doch „ein gelassenes Herz ist das Leben des fleischlichen Organismus“ (Sprüche 14:30). Ob es einer Familie gelingt, mit schwerer Krankheit fertig zu werden oder nicht, hängt weitgehend von der Einstellung oder dem Geist derer ab, die ihr angehören. (Vergleiche Sprüche 17:22.)
11 Eine Christin mußte mit ansehen, daß ihr Mann nur sechs Jahre nach der Heirat einen Schlaganfall erlitt und danach behindert war. „Auf Grund der Sprechstörungen meines Mannes war es fast unmöglich, mit ihm ein Gespräch zu führen“, erinnert sie sich. „Herauszufinden, was er unter großen Anstrengungen sagen wollte, war jedesmal eine große psychische Belastung.“ Man denke auch an den Schmerz und die Frustration, die der Mann durchgemacht haben muß. Was hat das Ehepaar getan? Obwohl sie von der Versammlung weit entfernt wohnten, tat die Frau ihr Bestes, um geistig stark zu bleiben, indem sie mit den neusten organisatorischen Informationen sowie mit der geistigen Speise auf dem laufenden blieb, die ihr regelmäßig in Form der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! zukam. Daraus schöpfte sie die geistige Kraft, die sie brauchte, um ihren lieben Mann zu pflegen, bis er vier Jahre später verstarb.
12. Welchen Beitrag leistet manchmal der Kranke selbst, wie es im Fall Hiobs zu sehen ist?
12 In Hiobs Fall war er es, der Kranke, der stark blieb. „Sollen wir nur, was gut ist, von dem wahren Gott annehmen und nicht auch annehmen, was schlecht ist?“ fragte er seine Frau (Hiob 2:10). Kein Wunder, daß der Jünger Jakobus Hiob später als ein hervorragendes Beispiel der Geduld und des Ausharrens anführte! In Jakobus 5:11 lesen wir: „Ihr habt vom Ausharren Hiobs gehört und habt gesehen, welchen Ausgang Jehova gab, daß Jehova voll inniger Zuneigung und barmherzig ist.“ Ebenso hat auch heute oft die zuversichtliche Einstellung des Kranken den anderen in der Familie geholfen, positiv eingestellt zu bleiben.
13. Welchen Vergleich sollte eine Familie nicht anstellen, wenn ein Familienmitglied schwer krank ist?
13 Die meisten, die mit Krankheit in der Familie zu tun hatten, bestätigen, daß es Familienangehörigen anfangs gewöhnlich schwerfällt, sich mit den Tatsachen abzufinden. Sie weisen auch darauf hin, daß die Art und Weise, wie man seine Situation betrachtet, höchst wichtig ist. Am Anfang mögen Veränderungen und Umstellungen im Tagesablauf schwierig sein. Wenn sich aber jemand wirklich anstrengt, kann er sich auf die neue Situation einstellen. Dabei kommt es darauf an, daß man die eigenen Umstände nicht mit denen anderer vergleicht, die keinen Krankheitsfall in der Familie haben, und daß man nicht denkt, sie hätten es leichter im Leben und dies sei einfach ungerecht. In Wirklichkeit weiß niemand, welche Belastungen andere zu tragen haben. Doch alle Christen finden Trost in Jesu Worten: „Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid, und ich will euch erquicken“ (Matthäus 11:28).
SCHWERPUNKTE FESTLEGEN
14. Wie können richtige Schwerpunkte festgelegt werden?
14 Angesichts schwerer Krankheit tut eine Familie gut daran, sich an folgende inspirierte Worte zu erinnern: „Bei der Menge der Ratgeber kommt etwas zustande“ (Sprüche 15:22). Kann die gesamte Familie vielleicht zusammenkommen und die Situation, die durch die Krankheit entstanden ist, besprechen? Es wäre bestimmt angebracht, dies unter Gebet zu tun und Gottes Wort als Anleitung zu benutzen (Psalm 25:4). Was sollte zum Gegenstand einer solchen Besprechung gemacht werden? Nun, es sind Entscheidungen medizinischer, finanzieller und familiärer Natur zu treffen. Wer wird in erster Linie die Pflege übernehmen? Wie kann die Familie zusammenarbeiten, um diese Betreuung zu unterstützen? Wie werden sich die getroffenen Regelungen auf die Familienmitglieder als einzelne auswirken? Wie wird für geistige und auch für andere Bedürfnisse des Pflegenden gesorgt werden?
15. Wie unterstützt Jehova Familien, die mit schwerer Krankheit zu tun haben?
15 Das innige Gebet um Jehovas Leitung, das Nachsinnen über sein Wort und mutig den Weg zu gehen, der in der Bibel vorgezeichnet wird — all das führt oft zu Segnungen, die alle Erwartungen übertreffen. Die Krankheit eines Familienangehörigen mag nicht immer abklingen. Sich jedoch auf Jehova zu stützen schafft in jeder Situation den besten Ausgang (Psalm 55:22). Der Psalmist schrieb: „Deine eigene liebende Güte, o Jehova, [stützte mich] fortwährend. Als meiner beunruhigenden Gedanken in meinem Innern viele wurden, begannen deine eigenen Tröstungen meine Seele zu liebkosen“ (Psalm 94:18, 19; siehe auch Psalm 63:6-8).
DEN KINDERN HELFEN
Wenn die Familie zusammenarbeitet, können Probleme bewältigt werden
16, 17. Worauf kann hingewiesen werden, wenn man mit kleinen Kindern über die Krankheit eines ihrer Geschwister spricht?
16 Schwere Krankheit kann in der Familie zu Problemen für die Kinder führen. Daher ist es wichtig, daß Eltern den Kindern erklären, welche Bedürfnisse entstanden sind und wie sie behilflich sein können. Wenn es sich bei dem Erkrankten um ein Kind handelt, muß den Geschwistern verständlich gemacht werden, daß dem Kranken nicht deshalb mehr Beachtung geschenkt wird, weil man sie weniger liebhat. Statt Verstimmung oder Rivalität Vorschub zu leisten, können Eltern den anderen Kindern helfen, untereinander ein engeres Verhältnis zu entwickeln und echte Zuneigung zueinander zu haben, während sie gemeinsam die Situation, die durch die Krankheit entstanden ist, bewältigen.
17 Kleine Kinder reagieren in der Regel bereitwilliger, wenn Eltern an ihr Gefühl appellieren, statt ausführliche oder komplizierte Erklärungen über Krankheiten abzugeben. Man könnte ihnen also eine gewisse Vorstellung davon vermitteln, was der Kranke durchmacht. Wenn die gesunden Kinder sehen, wie sehr das Leiden den Kranken daran hindert, vieles von dem zu tun, was sie für selbstverständlich halten, haben sie wahrscheinlich mehr „brüderliche Zuneigung“ und „zartes Erbarmen“ (1. Petrus 3:8).
18. Wie kann älteren Kindern geholfen werden, die Probleme zu verstehen, die durch Krankheit entstanden sind, und inwiefern könnte ihnen das nützen?
18 Älteren Kindern sollte verständlich gemacht werden, daß eine schwierige Situation besteht, die von jedem in der Familie Opfer verlangt. Angesichts der Ausgaben für Ärzte und Medikamente kann es sein, daß die Eltern nicht das für die anderen Kinder tun können, was sie gern tun möchten. Werden die Kinder deswegen verärgert sein und meinen, es werde ihnen etwas vorenthalten? Oder werden sie die Situation verstehen und bereit sein, die nötigen Opfer zu bringen? Das hängt sehr davon ab, auf welche Weise die Angelegenheit besprochen wird und welcher Geist in der Familie gefördert wird. Tatsächlich hat in vielen Familien die Krankheit eines Familienmitglieds es erleichtert, die Kinder dazu zu erziehen, den Rat des Paulus zu beachten: ‘Tut nichts aus Streitsucht oder aus Ichsucht, sondern achtet in Demut die anderen höher als euch selbst, indem ihr nicht nur die eigenen Dinge in eurem Interesse im Auge behaltet, sondern auch persönlich Interesse zeigt für die der anderen’ (Philipper 2:3, 4).
DIE RICHTIGE ANSICHT ÜBER MEDIZINISCHE BEHANDLUNG
19, 20. (a) Welche Verantwortlichkeiten hat ein Familienoberhaupt, wenn jemand in der Familie krank ist? (b) Auf welche Weise gibt die Bibel Anleitung in bezug auf den Umgang mit Krankheiten, obwohl sie kein Lehrbuch der Medizin ist?
19 Ausgeglichene Christen haben nichts gegen medizinische Behandlung, sofern sie dem Gesetz Gottes nicht zuwiderläuft. Wenn jemand in der Familie krank wird, sind sie darauf bedacht, Hilfe in Anspruch zu nehmen, damit der Kranke von seinem Leiden befreit wird. Natürlich kann es sein, daß sich widersprechende Behandlungsempfehlungen gegeneinander abgewogen werden müssen. Außerdem sind in den letzten Jahren unvermittelt neue Krankheiten und Störungen aufgetreten, für die es noch keine allgemein anerkannte Behandlungsmethode gibt. Manchmal ist es sogar schwer, eine genaue Diagnose zu stellen. Was sollte ein Christ dann tun?
20 Ein Bibelschreiber war zwar Arzt und auch der Apostel Paulus gab seinem Freund Timotheus einen medizinischen Rat, aber die Bibel ist deswegen kein Lehrbuch der Medizin, sondern ein Leitfaden in moralischer und geistiger Hinsicht (Kolosser 4:14; 1. Timotheus 5:23). In Fragen der medizinischen Behandlung muß der Mann als christliches Familienoberhaupt seine eigene ausgewogene Entscheidung treffen. Vielleicht hat er das Empfinden, daß Rat von mehreren Fachleuten eingeholt werden sollte. (Vergleiche Sprüche 18:17.) Er will bestimmt, daß der kranke Familienangehörige die beste verfügbare medizinische Versorgung erhält, und meistens sucht man dazu einen Arzt auf. Einige bevorzugen alternative Behandlungsmethoden. Auch das ist eine persönliche Entscheidung. Im Umgang mit gesundheitlichen Problemen bleibt für Christen nach wie vor ‘Gottes Wort eine Leuchte ihrem Fuß und ein Licht für ihren Pfad’ (Psalm 119:105). Sie halten sich weiterhin an die Richtlinien der Bibel (Jesaja 55:8, 9). Daher meiden sie Diagnoseverfahren, die auf Spiritismus hindeuten, und lehnen Behandlungen ab, durch die biblische Grundsätze verletzt werden (Psalm 36:9; Apostelgeschichte 15:28, 29; Offenbarung 21:8).
21, 22. Welchen Schluß zog eine Asiatin aus einem biblischen Grundsatz, und wieso erwies sich ihre Entscheidung in ihrem Fall als richtig?
21 Betrachten wir den Fall einer jungen Asiatin. Kurz nachdem sie damit begonnen hatte, die Bibel durch ein Studium mit Jehovas Zeugen kennenzulernen, hatte sie eine Frühgeburt und wurde von einem Mädchen entbunden, das nur 1 470 Gramm wog. Der Frau ging es wie ein Stich durchs Herz, als sie vom Arzt erfuhr, daß ihr Kind stark zurückgeblieben sei und nie laufen könne. Er gab ihr den Rat, das Kind in ein Pflegeheim zu geben. Selbst ihr Mann wußte nicht so recht, was er tun sollte. An wen konnte sie sich wenden?
22 Sie sagte: „Ich erinnerte mich, daß ich aus der Bibel gelernt hatte, daß ‘Söhne ein Erbe von Jehova sind und die Leibesfrucht eine Belohnung ist’ “ (Psalm 127:3). Sie entschloß sich, dieses „Erbe“ mit nach Hause zu nehmen und dafür zu sorgen. Anfangs war es schwierig, aber mit der Hilfe von Mitgläubigen der Ortsversammlung der Zeugen Jehovas konnte die Frau zurechtkommen und das Kind mit der besonderen Pflege betreuen, die es benötigte. Zwölf Jahre später besuchte das Kind stets die Zusammenkünfte im Königreichssaal und freute sich, dort mit anderen Kindern zusammenzusein. Die Mutter sagte: „Ich bin so dankbar, daß ich mich auf Grund biblischer Grundsätze dazu bewogen fühlte, das Rechte zu tun. Die Bibel half mir, ein reines Gewissen vor Jehova Gott zu behalten, und bewahrte mich vor Gewissensbissen, die mich den Rest meines Lebens geplagt hätten.“
23. Welchen Trost gibt die Bibel Kranken und denjenigen, die sich um sie kümmern?
23 Krankheiten wird es nicht für immer geben. Der Prophet Jesaja wies auf eine Zeit hin, wo ‘kein Bewohner sagen wird: „Ich bin krank“ ’ (Jesaja 33:24). Dieses Versprechen wird in der schnell herannahenden neuen Welt eingelöst werden. Bis dahin müssen wir jedoch mit Krankheit und Tod leben. Erfreulicherweise gibt uns das Wort Gottes Anleitung und Hilfe. Die Grundregeln des Benehmens, die die Bibel enthält, sind von Bestand, und sie überragen die sich ständig ändernden Ansichten unvollkommener Menschen. Daher stimmt ein einsichtiger Mensch dem Psalmisten zu, der schrieb: „Das Gesetz Jehovas ist vollkommen, bringt die Seele zurück. Die Mahnung Jehovas ist zuverlässig, macht den Unerfahrenen weise. ... Die richterlichen Entscheidungen Jehovas sind wahr; sie haben sich allesamt als gerecht erwiesen. ... sie zu halten bringt große Belohnung“ (Psalm 19:7, 9, 11).
-
-
Den häuslichen Frieden bewahrenDas Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL ELF
Den häuslichen Frieden bewahren
1. Was kann in einer Familie Entzweiung verursachen?
GLÜCKLICH sind die, in deren Familie Liebe, Verständnis und Frieden herrschen. Hoffentlich ist das in unserer Familie so. Es ist traurig, daß zahllose Familien dieser Beschreibung nicht entsprechen und aus dem einen oder anderen Grund entzweit sind. Was entzweit eine Hausgemeinschaft? Wir werden in diesem Kapitel auf drei Gründe näher eingehen. In manchen Familien haben nicht alle denselben Glauben. In anderen haben die Kinder nicht dieselben leiblichen Eltern. In noch anderen Familien scheint der Kampf um den Erwerb des Lebensunterhalts oder der Wunsch nach mehr materiellen Gütern einen Keil zwischen die Familienmitglieder zu treiben. Doch die Umstände, die in der einen Familie zu einer Entzweiung führen, mögen dies in der anderen nicht bewirken. Worauf kommt es also an?
2. Wo suchen manche nach Anleitung, aber was ist die beste Quelle?
2 Ein Faktor ist der Standpunkt. Wenn man aufrichtig bemüht ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen, wird es einem wahrscheinlich leichter fallen, zu erkennen, wie man die Einheit in der Familie bewahren kann. Der zweite Faktor ist die Quelle des Rates, von dem man sich leiten läßt. Viele beachten den Rat von Arbeitskollegen, Nachbarn und Zeitungskolumnisten oder von anderen menschlichen Ratgebern. Andere haben indes nachgesehen, was in Gottes Wort über ihre Situation gesagt wird, und wenden dann das an, was sie daraus entnommen haben. Inwiefern kann eine Familie den häuslichen Frieden bewahren, wenn sie so vorgeht? (2. Timotheus 3:16, 17).
WENN DER EHEMANN EINEN ANDEREN GLAUBEN HAT
Versuche den Standpunkt des anderen zu verstehen
3. (a) Wie lautet der biblische Rat für diejenigen, die vorhaben, einen Andersgläubigen zu heiraten? (b) Welche Grundsätze gelten, wenn ein Ehepartner gläubig ist und der andere nicht?
3 Die Bibel rät entschieden davon ab, jemand zu heiraten, der einen anderen Glauben hat (5. Mose 7:3, 4; 1. Korinther 7:39). Es kann jedoch sein, daß die Ehefrau nach der Heirat die Wahrheit aus der Bibel kennengelernt hat, nicht aber der Ehemann. Was dann? Natürlich gilt das Ehegelübde weiterhin (1. Korinther 7:10). Die Bibel betont die Dauerhaftigkeit des Ehebundes und rät somit Verheirateten, ihre Differenzen beizulegen, statt ihnen davonzulaufen (Epheser 5:28-31; Titus 2:4, 5). Wie verhält es sich jedoch, wenn der Ehemann strikt dagegen ist, daß seine Frau den Glauben der Bibel ausübt? Er mag sie daran hindern, die Versammlungszusammenkünfte zu besuchen, oder sagen, daß er es nicht möchte, daß seine Frau von Haus zu Haus geht, um über ihren Glauben zu sprechen. Was wird sie dann tun?
4. Auf welche Weise kann eine Frau gegenüber ihrem Mann, der ihren Glauben nicht teilt, Einfühlungsvermögen bekunden?
4 Sie sollte sich fragen: „Warum empfindet mein Mann so?“ (Sprüche 16:20, 23). Solange er nicht richtig versteht, was sie tut, wird er um sie besorgt sein. Verwandte setzen ihn vielleicht unter Druck, weil seine Frau manche Bräuche nicht mehr mitmacht, die für sie wichtig sind. „Wenn ich allein zu Hause war, kam ich mir verlassen vor“, sagte ein Ehemann. Dieser Mann hatte das Gefühl, er habe seine Frau an eine Religion verloren. Doch er war zu stolz, um zuzugeben, daß er sich einsam fühlte. Ein Ehemann braucht eventuell die Zusicherung, daß die Liebe seiner Frau zu Jehova nicht bedeutet, daß sie ihren Mann jetzt nicht mehr so liebt wie früher. Deshalb sollte sie sich unbedingt Zeit für ihn nehmen.
5. In welcher Hinsicht muß die Ehefrau das Gleichgewicht bewahren, wenn ihr Mann andersgläubig ist?
5 Es muß jedoch noch etwas Wichtigeres berücksichtigt werden, wenn man in dieser Situation vernünftig vorgehen will. In Gottes Wort ergeht an Ehefrauen die Aufforderung: „Seid euren Männern untertan, wie es sich schickt im Herrn“ (Kolosser 3:18). Demnach warnt die Bibel vor einem Geist der Unabhängigkeit. Dadurch, daß es in dem Bibeltext außerdem heißt: „... wie es sich schickt im Herrn“, wird angezeigt, daß bei der Unterwerfung unter den Ehemann auch die Unterwerfung unter den „Herrn“ berücksichtigt werden sollte. Es muß Gleichgewicht herrschen.
6. Welche Grundsätze sollte eine christliche Ehefrau im Sinn behalten?
6 Für einen Christen sind der Besuch der Zusammenkünfte und das Zeugnisgeben über seinen biblisch begründeten Glauben wichtige Bestandteile der wahren Anbetung, die er nicht vernachlässigen darf (Römer 10:9, 10, 14; Hebräer 10:24, 25). Wie würde man reagieren, wenn einem jemand ausdrücklich befehlen würde, ein besonderes göttliches Erfordernis zu mißachten? Die Apostel Jesu Christi erklärten: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5:29). Ihr Beispiel liefert einen Präzedenzfall, der auf viele Situationen im Leben übertragbar ist. Wird die Liebe zu Jehova Ehefrauen dazu bewegen, ihm die Ergebenheit zu zollen, die ihm rechtmäßig zusteht? Wird die Liebe zu ihrem Mann und Achtung vor ihm sie gleichzeitig dazu veranlassen, dies auf eine für ihn annehmbare Weise zu tun? (Matthäus 4:10; 1. Johannes 5:3).
7. Wozu muß eine christliche Ehefrau entschlossen sein?
7 Jesus sagte, das sei nicht immer möglich. Er machte darauf aufmerksam, daß sich in manchen Familien gläubige Angehörige auf Grund von Widerstand gegen die wahre Anbetung wie abgeschnitten fühlen würden; es sei, als ob ein Schwert zwischen sie und die anderen in der Familie gefahren wäre (Matthäus 10:34-36). Eine Frau in Japan erlebte so etwas. Ihr Mann setzte ihr 11 Jahre lang Widerstand entgegen. Er mißhandelte sie grob und sperrte sie öfter aus dem Haus aus. Aber sie harrte aus. Freunde aus der Christenversammlung halfen ihr. Sie betete unablässig und fühlte sich sehr durch die Worte aus 1. Petrus 2:20 ermuntert. Diese Christin war überzeugt, daß ihr Mann, sofern sie standhaft bliebe, sich ihr eines Tages im Dienst für Jehova anschließen würde. Und so geschah es auch.
8, 9. Wie sollte eine Ehefrau vorgehen, damit sie ihrem Mann keine unnötigen Hindernisse in den Weg legt?
8 Es gibt viele praktische Dinge, wodurch eine Frau die Einstellung ihres Mannes beeinflussen kann. Wenn er zum Beispiel Einwände gegen ihren Glauben hat, sollte sie ihm auf anderen Gebieten keinen Grund zu einer berechtigten Klage geben. Deshalb hält sie die Wohnung sauber, achtet auf ihr Äußeres und geizt nicht mit Äußerungen der Liebe und Wertschätzung. Statt ihn zu kritisieren, unterstützt sie ihn. Sie sollte ihren Mann erkennen lassen, daß sie ihn als Haupt betrachtet. Falls sie meint, er habe ihr unrecht getan, darf sie nicht mit gleicher Münze heimzahlen (1. Petrus 2:21, 23). Sie sollte seine Unvollkommenheit berücksichtigen und sich demütig als erste entschuldigen, wenn ein Wortstreit entstanden ist (Epheser 4:26).
9 Die Zusammenkünfte brauchen kein Grund zu sein, daß der Mann sein Essen zu spät bekommt. Die Frau mag sich ferner entscheiden, den christlichen Predigtdienst durchzuführen, wenn ihr Mann nicht zu Hause ist. Es ist weise, daß sich eine christliche Ehefrau davon zurückhält, ihrem Mann zu predigen, wenn er das nicht möchte. Statt dessen beachtet sie den Rat des Apostels Petrus: „Ihr Frauen, seid den eigenen Männern untertan, damit sie, wenn irgendwelche dem Wort ungehorsam sind, durch den Wandel ihrer Frauen ohne ein Wort gewonnen werden mögen, weil sie Augenzeugen eures keuschen Wandels, verbunden mit tiefem Respekt, gewesen sind“ (1. Petrus 3:1, 2). Christliche Ehefrauen arbeiten daran, die Frucht des Geistes Gottes in noch vollerem Maße hervorzubringen (Galater 5:22, 23).
WENN DIE EHEFRAU KEINE PRAKTIZIERENDE CHRISTIN IST
10. Wie sollte ein gläubiger Ehemann gegenüber seiner Frau handeln, wenn sie eine andere religiöse Überzeugung hat?
10 Was ist zu tun, wenn der Ehemann der praktizierende Christ ist, nicht aber seine Frau? Die Bibel enthält auch Anweisungen für solche Situationen. Sie sagt: „Wenn irgendein Bruder eine ungläubige Frau hat und sie dennoch einverstanden ist, bei ihm zu wohnen, so verlasse er sie nicht“ (1. Korinther 7:12). Ferner enthält sie für Ehemänner die Ermahnung: „Liebt eure Frauen weiterhin“ (Kolosser 3:19).
11. Wie kann ein Ehemann Unterscheidungsvermögen bekunden und als Haupt gegenüber seiner Frau taktvoll vorgehen, wenn sie keine praktizierende Christin ist?
11 Wer eine andersgläubige Frau hat, sollte besonders darauf achten, ihr Respekt zu erweisen und auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen. Als erwachsener Frau steht ihr ein Maß an Freiheit zu, ihren Glauben auszuüben, selbst wenn ihr Ehemann ihn nicht teilt. Bei dem ersten Gespräch, das man mit ihr über den eigenen Glauben führt, ist es nicht vernünftig, zu erwarten, daß sie sogleich ihre lang gehegten Ansichten zugunsten von etwas Neuem aufgibt. Statt schroff zu sagen, daß religiöse Bräuche, die sie und ihre Familie seit langem lieben, falsch sind, ist es besser, sich mit ihr an Hand der Schriften zu unterhalten. Vielleicht fühlt sie sich vernachlässigt, weil ihr Mann viel Zeit für die Versammlung aufwendet. Sie widersteht möglicherweise den Bemühungen ihres Mannes, Jehova zu dienen, doch im Grunde könnte das einfach bedeuten: „Ich will dich öfter bei mir haben.“ Es heißt also, geduldig zu sein. Bei liebevoller Rücksichtnahme kann ihr mit der Zeit eventuell geholfen werden, die wahre Anbetung anzunehmen (Kolosser 3:12-14; 1. Petrus 3:8, 9).
DIE ERZIEHUNG DER KINDER
12. Wie sollten bei der Erziehung der Kinder biblische Grundsätze angewandt werden, selbst wenn Mann und Frau einen unterschiedlichen Glauben haben?
12 In einer Familie, die nicht in der wahren Anbetung vereint ist, wird die religiöse Unterweisung der Kinder manchmal zu einer Streitfrage. Wie sollten die biblischen Grundsätze hier angewandt werden? Gemäß der Bibel hat zwar der Vater die Verantwortung, die Kinder zu unterweisen, aber die Mutter spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle (Sprüche 1:8; vergleiche 1. Mose 18:19; 5. Mose 11:18, 19). Auch wenn der Vater Christus nicht als sein Haupt anerkennt, ist er dennoch das Familienoberhaupt.
13, 14. Was kann eine Frau tun, wenn ihr Mann ihr verbietet, die Kinder zu den Zusammenkünften mitzunehmen oder mit ihnen zu studieren?
13 Einige ungläubige Väter haben nichts dagegen, daß die Mutter die Kinder religiös unterweist, andere wohl. Was ist zu tun, falls der Mann seiner Frau nicht gestattet, die Kinder zu den Versammlungszusammenkünften mitzunehmen, oder ihr sogar verbietet, mit ihnen zu Hause die Bibel zu studieren? Nun, es gilt, eine Reihe von Verpflichtungen im Gleichgewicht zu halten: die Verpflichtung gegenüber Jehova Gott, gegenüber dem Ehemann als Haupt und gegenüber den Kindern. Wie kann die Frau all das miteinander in Einklang bringen?
14 Gewiß wird sie die Angelegenheit im Gebet erwähnen (Philipper 4:6, 7; 1. Johannes 5:14). Aber letztendlich muß sie selbst entscheiden, welchen Weg sie verfolgt. Wenn sie taktvoll vorgeht und ihrem Mann verständlich macht, daß sie seine Stellung als Familienoberhaupt nicht in Frage stellt, kann sein Widerstand schließlich nachlassen. Selbst wenn er ihr verbietet, die Kinder zu den Zusammenkünften mitzunehmen oder mit ihnen ein formelles Bibelstudium durchzuführen, ist es ihr immer noch möglich, sie zu belehren. Durch tägliche Gespräche und ein gutes Beispiel kann sie versuchen, ihnen ein gewisses Maß an Liebe zu Jehova, Glauben an sein Wort, Respekt vor den Eltern — auch vor dem Vater —, liebevolles Interesse an anderen und Wertschätzung für gewissenhaftes Arbeiten einzuschärfen. Mit der Zeit werden dem Vater die guten Ergebnisse auffallen, und er mag den Wert ihrer Bemühungen erkennen (Sprüche 23:24).
15. Welche Verantwortung hat ein gläubiger Vater in bezug auf die Erziehung der Kinder?
15 Wenn der Ehemann gläubig ist und seine Frau nicht, dann muß er die Verantwortung übernehmen, die Kinder „in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas aufzuziehen“ (Epheser 6:4). Dabei sollte er natürlich freundlich, liebevoll und vernünftig gegenüber seiner Frau sein.
WENN DIE ELTERN EINEN ANDEREN GLAUBEN HABEN
16, 17. Welche biblischen Grundsätze dürfen Kinder nicht außer acht lassen, wenn sie einen anderen Glauben annehmen als den ihrer Eltern?
16 Es ist keine Ausnahme mehr, daß Minderjährige Glaubensansichten annehmen, die sich von denen ihrer Eltern unterscheiden. Ist das bei dir als Minderjährigem so gewesen? Wenn ja, dann hält die Bibel Rat für dich bereit.
17 Gottes Wort fordert Kinder auf: „Gehorcht euren Eltern in Gemeinschaft mit dem Herrn, denn das ist gerecht: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter‘ “ (Epheser 6:1, 2). Das schließt angebrachten Respekt vor den Eltern ein. Den Eltern zu gehorchen ist zwar wichtig, aber dabei darf der wahre Gott nicht unberücksichtigt bleiben. Ist ein Kind alt genug, um Entscheidungen zu treffen, trägt es zunehmend mehr Verantwortung für seine Taten. Das trifft nicht nur auf das weltliche Gesetz zu, sondern vor allem auf das göttliche. „Jeder von uns [wird] für sich selbst Gott Rechenschaft ablegen“, heißt es in der Bibel (Römer 14:12).
18, 19. Was kann ein Kind tun, damit seine andersgläubigen Eltern seinen Glauben besser verstehen?
18 Wenn du als Kind auf Grund deiner Glaubensansichten Änderungen in deinem Leben vornimmst, dann versuche den Standpunkt deiner Eltern zu verstehen. Es gefällt ihnen wahrscheinlich, daß du, weil du biblische Lehren kennengelernt hast und danach handelst, respektvoller, gehorsamer und fleißiger das tust, was sie von dir verlangen. Wenn allerdings dein neuer Glaube dich ferner dazu veranlaßt, Glaubensansichten und Bräuche aufzugeben, die ihnen persönlich viel bedeuten, dann mögen sie meinen, du verschmähtest das geistige Erbe, das sie dir hinterlassen wollten. Sie mögen auch um dein Wohl besorgt sein, wenn das, was du tust, an deinem Ort nicht beliebt ist oder es dich von Bestrebungen ablenkt, die ihrer Meinung nach eine Hilfe wären, in materieller Hinsicht voranzukommen. Stolz könnte ein Hindernis sein. Sie mögen das Gefühl haben, daß du im Grunde genommen sagst, du hättest recht und sie würden sich irren.
19 Versuche daher so bald wie möglich, eine Begegnung zwischen deinen Eltern und einigen der Ältesten oder anderen reifen Zeugen der Ortsversammlung herbeizuführen. Ermuntere deine Eltern, mit dir in den Königreichssaal zu gehen, damit sie selbst hören, was dort besprochen wird, und sehen, was für Menschen Jehovas Zeugen sind. Mit der Zeit wird sich die Einstellung deiner Eltern vielleicht ändern. Selbst wenn Eltern ihren Kindern unerbittlich Widerstand leisten, biblische Literatur vernichten und ihnen verbieten, christliche Zusammenkünfte zu besuchen, gibt es doch für sie Gelegenheiten, woanders zu lesen, mit Mitchristen zu sprechen und anderen informell Zeugnis zu geben und zu helfen. Du kannst auch zu Jehova beten. Einige Jugendliche müssen, bevor sie mehr tun können, warten, bis sie ein entsprechendes Alter erreicht haben und nicht mehr im Elternhaus zu wohnen brauchen. Welche Situation bei dir zu Hause auch immer herrschen mag, vergiß eines nicht: „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ Trage deinen Teil zum Frieden im Haus bei (Römer 12:17, 18). Suche vor allem den Frieden mit Gott.
DIE SCHWIERIGE AUFGABE VON STIEFELTERN
20. Was mögen Kinder empfinden, wenn sie einen Stiefvater oder eine Stiefmutter haben?
20 In vielen Familien ist die schwierigste Situation nicht religiöser, sondern verwandtschaftlicher Natur. Oft leben heute Kinder aus der früheren Ehe des Vaters oder der Mutter oder aus früheren Ehen beider Eltern in einem Haushalt. In einer solchen Familie mögen Kinder Eifersucht, Unwillen oder vielleicht einen Loyalitätskonflikt erleben. Demzufolge mögen sie es zurückweisen, wenn ein Stiefelternteil sich aufrichtig bemüht, ihnen ein guter Vater oder eine gute Mutter zu sein. Was kann einem helfen, das Leben in einer Stieffamilie zu meistern?
Stütze dich als leiblicher Elternteil oder als Stiefelternteil in bezug auf Anleitung auf die Bibel
21. Warum sollten sich Stiefeltern trotz ihrer besonderen Umstände von biblischen Grundsätzen leiten lassen?
21 Man muß sich vergegenwärtigen, daß trotz der besonderen Umstände die biblischen Grundsätze, die in anderen Familien zum Erfolg führen, auch hier gelten. Solche Grundsätze außer acht zu lassen scheint zwar vorübergehend ein Problem zu lösen, aber es wird später zu Kummer führen (Psalm 127:1; Sprüche 29:15). Es gilt, Wert auf Weisheit und Unterscheidungsvermögen zu legen — auf Weisheit, um göttliche Grundsätze anzuwenden, die langfristig Nutzen bringen, und auf Unterscheidungsvermögen, um herauszufinden, warum Familienmitglieder etwas sagen oder tun. Auch ist Einfühlungsvermögen erforderlich (Sprüche 16:21; 24:3; 1. Petrus 3:8).
22. Warum mag es Kindern schwerfallen, einen Stiefelternteil zu akzeptieren?
22 Als Stiefvater oder Stiefmutter erinnert man sich vielleicht daran, daß man als Freund oder Freundin der Familie den Kindern willkommen war. Ihre Einstellung mag sich jedoch geändert haben, sobald man ihr Stiefvater oder ihre Stiefmutter wurde. Die Kinder denken an den leiblichen Vater oder die leibliche Mutter, die nicht mehr bei ihnen wohnt, und kämpfen mit einem Loyalitätskonflikt, wobei sie möglicherweise meinen, daß man ihnen als Stiefelternteil die Zuneigung stehlen will, die sie zu dem abwesenden Elternteil haben. Manchmal mögen sie einen unverblümt daran erinnern, daß man nicht ihr Vater oder ihre Mutter ist. Solche Äußerungen tun weh. Doch „sei nicht eilig in deinem Geist, gekränkt zu werden“ (Prediger 7:9). Unterscheidungsvermögen und Einfühlungsvermögen sind nötig, um mit den Gefühlen der Kinder richtig umzugehen.
23. Wie kann in einer Familie mit Stiefkindern Zucht erteilt werden?
23 Diese Eigenschaften sind entscheidend, wenn Zuchtmaßnahmen ergriffen werden. Wichtig ist, daß Zucht konsequent erteilt wird (Sprüche 6:20; 13:1). Und da jedes Kind anders ist, werden sich die Zuchtmaßnahmen von Fall zu Fall unterscheiden. Einige Stiefeltern stellen fest, daß es zumindest am Anfang besser ist, wenn der leibliche Elternteil diesen Bereich der elterlichen Verantwortung übernimmt. Es ist jedoch von Bedeutung, daß sich beide Eltern über die Zucht einig sind, dazu stehen und die leiblichen Kinder nicht besser behandeln als die Stiefkinder (Sprüche 24:23). Gehorsam ist zwar wichtig, aber die Unvollkommenheit muß berücksichtigt werden. Man sollte nicht überreagieren, sondern Zucht liebevoll erteilen (Kolosser 3:21).
24. Wie kann in einer Stieffamilie sittlichen Problemen zwischen Familienmitgliedern unterschiedlichen Geschlechts vorgebeugt werden?
24 Familiengespräche beugen Problemen wirksam vor. Sie können der Familie helfen, sich auf das Wichtigste im Leben zu konzentrieren. (Vergleiche Philipper 1:9-11.) Sie können auch jedem einzelnen erkennen helfen, was er zur Verwirklichung von Familienzielen beitragen kann. Außerdem können durch offene Familiengespräche sittliche Probleme abgewendet werden. Mädchen müssen lernen, sich schicklich zu kleiden und sich im Umgang mit ihrem Stiefvater und den Stiefbrüdern anständig zu benehmen, und Jungen benötigen Rat, damit sie sich gegenüber ihrer Stiefmutter und irgendwelchen ihrer Stiefschwestern richtig verhalten (1. Thessalonicher 4:3-8).
25. Welche Eigenschaften können es erleichtern, den Frieden in einer Stieffamilie zu bewahren?
25 Es erfordert Geduld, die besonderen Aufgaben zu erfüllen, die an Stiefeltern gestellt werden. Neue Beziehungen aufzubauen kostet Zeit. Die Liebe und die Achtung der Kinder zu erwerben, mit denen man nicht leiblich verwandt ist, kann eine schwierige Aufgabe sein. Aber sie kann bewältigt werden. Ein weises und verständiges Herz, gepaart mit dem innigen Wunsch, Jehova zu gefallen, ist der Schlüssel zum Frieden in einer Stieffamilie (Sprüche 16:20). Solche Eigenschaften können es einem auch erleichtern, mit anderen Situationen fertig zu werden.
WIRD DIE FAMILIE DURCH MATERIELLE BESTREBUNGEN ENTZWEIT?
26. Auf welche Weise können Probleme und Ansichten in bezug auf materielle Dinge eine Familie entzweien?
26 Probleme und Ansichten in bezug auf materielle Dinge können Familien auf vielerlei Weise entzweien. Leider brechen manche Familien wegen Geldstreitigkeiten auseinander oder weil man reich werden möchte — zumindest etwas reicher. Es kann zu Entzweiungen führen, wenn beide Ehepartner berufstätig sind und nach der Devise leben: „Mein Geld ist mein Geld, und dein Geld ist dein Geld.“ Selbst wenn Streit vermieden wird, stellen sie vielleicht fest, daß sie kaum füreinander Zeit haben, weil sie beide berufstätig sind. Weltweit wird es immer üblicher, daß Väter für längere Zeit — über Monate oder sogar Jahre — weit entfernt von ihrer Familie wohnen und arbeiten, weil sie so mehr Geld verdienen, als es ihnen zu Hause je möglich wäre. Das kann ernste Schwierigkeiten heraufbeschwören.
27. Welche Grundsätze können für eine Familie nützlich sein, die hohe finanzielle Belastungen hat?
27 Für diese Situationen können keine Regeln aufgestellt werden, zumal Familien mit verschiedenen Belastungen fertig werden müssen und verschiedene Bedürfnisse haben. Dennoch kann biblischer Rat Abhilfe schaffen. Zum Beispiel wird in Sprüche 13:10 darauf hingewiesen, daß manchmal unnötige Auseinandersetzungen vermieden werden können, wenn man sich ‘miteinander berät’. Das bedeutet, nicht nur die eigenen Ansichten zu äußern, sondern Rat zu suchen und herauszufinden, wie der andere die Angelegenheit ansieht. Darüber hinaus können die Bemühungen der Familie vereint werden, wenn ein realistischer Haushaltsplan aufgestellt wird. Manchmal ist es unumgänglich, daß beide Eltern — vielleicht vorübergehend — berufstätig sind, um zusätzliche Ausgaben vor allem für Kinder oder andere Abhängige zu bestreiten. In diesem Fall kann der Mann seiner Frau versichern, daß er immer noch Zeit für sie hat. Gemeinsam mit den Kindern kann er sie bei einem Teil der Arbeit, die sie normalerweise allein verrichten würde, liebevoll unterstützen (Philipper 2:1-4).
28. Welche Ermahnungen werden, wenn beachtet, einer Familie helfen, auf Einheit hinzuarbeiten?
28 Man darf nicht vergessen, daß Geld im gegenwärtigen System der Dinge zwar notwendig ist, aber nicht glücklich macht. Es gibt einem mit Sicherheit kein Leben (Prediger 7:12). Die Überbetonung materieller Dinge kann sogar zum geistigen und moralischen Untergang führen (1. Timotheus 6:9-12). Wieviel besser ist es doch, zuerst das Königreich Gottes und seine Gerechtigkeit zu suchen und zu wissen, daß sein Segen auf den Bemühungen ruht, das zu beschaffen, was man zum Leben braucht (Matthäus 6:25-33; Hebräer 13:5). Wenn man geistige Interessen im Vordergrund behält und vor allem Frieden mit Gott sucht, wird man feststellen, daß die Familie trotz gewisser trennender Umstände auf den wichtigsten Gebieten wirklich vereint ist.
-
-
Probleme, die eine Familie schädigen, sind überwindbarDas Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL ZWÖLF
Probleme, die eine Familie schädigen, sind überwindbar
1. Welche verborgenen Probleme bestehen in manchen Familien?
DAS alte Auto ist gerade gewaschen und gewachst worden. Für Vorübergehende sieht es glänzend und wie neu aus. Aber unter der Oberfläche zerfrißt der Rost die Karosserie des Fahrzeugs. Bei manchen Familien ist es nicht anders. Von außen sieht zwar alles tadellos aus, aber hinter den lächelnden Gesichtern verbergen sich Angst und Schmerz. Hinter verschlossenen Türen zerfressen korrosive Elemente den Familienfrieden. Zwei Probleme, die sich so auswirken können, sind Alkoholismus und Gewalt.
DER SCHADEN, DER DURCH ALKOHOLISMUS ENTSTEHT
2. (a) Was ist die biblische Ansicht über den Genuß von alkoholischen Getränken? (b) Was ist Alkoholismus?
2 In der Bibel wird der mäßige Genuß von alkoholischen Getränken nicht verurteilt, wohl aber Trunkenheit (Sprüche 23:20, 21; 1. Korinther 6:9, 10; 1. Timotheus 5:23; Titus 2:2, 3). Alkoholismus ist jedoch mehr als Trunkenheit; es ist eine chronische Hauptbeschäftigung mit alkoholischen Getränken und ein Verlust der Konsumkontrolle. Alkoholiker können Erwachsene sein. Traurigerweise kann es sich aber auch um Jugendliche handeln.
3, 4. Beschreibe die Auswirkungen, die der Alkoholismus auf den Ehepartner und auf die Kinder hat.
3 In der Bibel wurde schon vor langer Zeit darauf hingewiesen, daß Alkoholmißbrauch den Familienfrieden zerstören kann (5. Mose 21:18-21). Die korrosive Wirkung bekommt die ganze Familie zu spüren. Die Frau mag es ganz in Anspruch nehmen, den Alkoholiker vom Trinken abzuhalten oder mit seinem unberechenbaren Verhalten fertig zu werden.a Sie versucht, die Spirituosen zu verstecken, wirft sie weg, versteckt sein Geld, sie appelliert an seine Liebe zur Familie, zu seinem Leben oder sogar an seine Liebe zu Gott — aber der Alkoholiker trinkt weiter. Da ihre Bemühungen, sein Trinken einzudämmen, wiederholt fehlschlagen, ist sie frustriert und fühlt sich überfordert. Wahrscheinlich beginnt sie, unter Angst, Zorn, Schuld, Nervosität, Unruhe und einem Mangel an Selbstachtung zu leiden.
4 Kinder bleiben von den Auswirkungen des Alkoholismus eines Elternteils nicht verschont. Einige von ihnen werden tätlich angegriffen. Andere werden sexuell belästigt. Sie mögen sich sogar selbst die Schuld an der Trunksucht des Vaters oder der Mutter geben. Häufig ist ihre Fähigkeit, anderen zu vertrauen, durch das unbeständige Verhalten des Alkoholikers erschüttert. Da die Kinder nicht frei darüber reden können, was zu Hause vor sich geht, mögen sie es lernen, ihre Gefühle zu unterdrücken, und das wirkt sich oft schädlich auf den Körper aus (Sprüche 17:22). Solche Kinder können noch als Erwachsene diesen Mangel an Selbstvertrauen oder Selbstachtung haben.
WAS KANN DIE FAMILIE UNTERNEHMEN?
5. Wie kann man mit dem Problem Alkoholismus umgehen, und warum ist das schwierig?
5 Viele Fachleute sagen zwar, daß Alkoholismus nicht heilbar ist, aber sie stimmen weitgehend darin überein, daß eine gewisse Besserung durch totale Abstinenz möglich ist. (Vergleiche Matthäus 5:29.) Es ist jedoch leichter gesagt als getan, einen Alkoholiker dazu zu bringen, daß er Hilfe annimmt, denn gewöhnlich streitet er ab, daß er ein Problem hat. Wenn allerdings Familienmitglieder gegen die Folgen angehen, die seine Trunksucht für sie hat, könnte der Alkoholiker sich seines Problems bewußt werden. Ein Arzt, der Erfahrung damit hat, Alkoholikern und ihrer Familie zu helfen, sagte: „Das wichtigste ist, wie ich glaube, daß die Familie so gut wie möglich ihren normalen Tagesablauf beibehält und vernünftig lebt. Der Alkoholiker wird immer mehr damit konfrontiert, wie groß der Gegensatz zwischen ihm und seinen Angehörigen ist.“
6. Wohin können sich Familien am besten um Rat wenden, wenn sie einen Alkoholiker im Haus haben?
6 Wenn ein Alkoholiker in der Familie ist, kann der inspirierte Rat der Bibel einem helfen, so vernünftig wie möglich zu leben (Jesaja 48:17; 2. Timotheus 3:16, 17). Betrachten wir einige Grundsätze, die Familien eine Hilfe waren, erfolgreich mit dem Problem Alkoholismus umzugehen.
7. Wer ist dafür verantwortlich, wenn ein Familienmitglied Alkoholiker ist?
7 Aufhören, die ganze Schuld auf sich zu nehmen. In der Bibel heißt es: „Jeder wird seine eigene Last tragen“ und: „Jeder von uns [wird] für sich selbst Gott Rechenschaft ablegen“ (Galater 6:5; Römer 14:12). Der Alkoholiker versucht vielleicht, die Schuld auf andere in der Familie abzuwälzen. Zum Beispiel könnte er sagen: „Würdet ihr mich besser behandeln, brauchte ich nicht zu trinken.“ Wenn andere ihm zuzustimmen scheinen, ermuntern sie ihn dadurch weiterzutrinken. Doch selbst diejenigen, die ein Opfer der Umstände oder ein Opfer anderer Personen sind — Alkoholiker eingeschlossen —, sind für ihr Tun verantwortlich. (Vergleiche Philipper 2:12.)
8. Wie kann man vorgehen, um den Alkoholiker mit den Folgen seines Problems zu konfrontieren?
8 Den Alkoholiker nicht immer vor den Folgen seines Trinkens schützen. Ein biblischer Spruch, der sich auf jemand bezieht, der erzürnt ist, könnte genausogut auf einen Alkoholiker angewandt werden: „Wenn du ihn befreien würdest, wirst du auch fortfahren, es immer wieder zu tun“ (Sprüche 19:19). Der Alkoholiker sollte die Auswirkungen seines Trinkens zu spüren bekommen. Deshalb ist es gut, ihn das, was er verschmutzt hat, wieder saubermachen zu lassen oder ihn am Morgen nach dem alkoholischen Exzeß seinen Arbeitgeber selbst anrufen zu lassen.
Christliche Älteste können eine große Hilfe bei der Lösung von Familienproblemen sein
9, 10. Warum sollten Angehörige von Alkoholikern Hilfe annehmen, und an wen im besonderen sollten sie sich um Hilfe wenden?
9 Die Hilfe anderer annehmen. In Sprüche 17:17 heißt es: „Ein wahrer Gefährte liebt allezeit und ist ein Bruder, der für die Zeit der Bedrängnis geboren ist.“ Wo ein Alkoholiker in der Familie ist, da ist Bedrängnis. Hilfe von anderen ist nötig. Und man darf nicht zögern, sich auf ‘wahre Gefährten’ zu stützen (Sprüche 18:24). Das Gespräch mit Personen, die das Problem verstehen oder die sich in einer ähnlichen Lage befanden, kann einem praktische Hinweise dafür liefern, was zu tun und was zu lassen ist. Allerdings ist Ausgeglichenheit nötig. Man spricht am besten mit denjenigen, die „vertraulich Gesprochenes“ vertraulich behandeln (Sprüche 11:13).
10 Lernen, christlichen Ältesten zu vertrauen. Die Ältesten der Christenversammlung können eine große Hilfe sein. Diese reifen Männer sind mit Gottes Wort und der Anwendung der biblischen Grundsätze vertraut. Sie können „sich wie ein Bergungsort vor dem Wind und ein Versteck vor dem Regensturm erweisen, wie Wasserbäche in einem wasserlosen Land, wie der Schatten eines wuchtigen zerklüfteten Felsens in einem erschöpften Land“ (Jesaja 32:2). Christliche Älteste schützen nicht nur die Christenversammlung als Ganzes vor schädlichen Einflüssen, sondern sie trösten und erquicken auch Einzelpersonen, die Probleme haben, und sind persönlich an ihnen interessiert. Ihre Hilfe sollte man sich voll und ganz zunutze machen.
11, 12. Wer leistet Familienangehörigen eines Alkoholikers die größte Hilfe, und wie wird dieser Beistand geleistet?
11 Vor allem Kraft von Jehova erlangen. In der Bibel wird die herzerwärmende Zusicherung gegeben: „Jehova ist nahe denen, die gebrochenen Herzens sind; und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er“ (Psalm 34:18). Wer mit einem alkoholabhängigen Familienangehörigen zusammenlebt und wegen der Belastungen gebrochenen Herzens oder zerschlagenen Geistes ist, weiß, daß Jehova ihm nahe ist. Jehova kennt die schwierige Situation in seiner Familie (1. Petrus 5:6, 7).
12 Zu glauben, was Jehova in seinem Wort sagt, kann einem helfen, mit seinen Sorgen fertig zu werden (Psalm 130:3, 4; Matthäus 6:25-34; 1. Johannes 3:19, 20). Gottes Wort zu studieren und nach biblischen Grundsätzen zu leben erschließt einem die Hilfe des heiligen Geistes Gottes, der einem die „Kraft, die über das Normale hinausgeht“, verleihen kann, um einen Tag nach dem anderen zu meistern (2. Korinther 4:7).b
13. Was ist ein zweites Problem, durch das viele Familien Schaden erleiden?
13 Alkoholmißbrauch kann zu einem weiteren Problem führen, durch das viele Familien Schaden erleiden: häusliche Gewalt.
DER SCHADEN, DER DURCH HÄUSLICHE GEWALT ENTSTEHT
14. Wann nahm häusliche Gewalt ihren Anfang, und wie ist die Lage heute?
14 Die erste Gewalttat in der Menschheitsgeschichte war ein Fall von häuslicher Gewalt bei zwei Brüdern — Kain und Abel (1. Mose 4:8). Seitdem hat die Menschheit unter allen Arten von häuslicher Gewalt zu leiden. Männer schlagen ihre Frau, Frauen greifen ihren Mann an, Eltern verprügeln brutal ihre kleinen Kinder, und erwachsene Kinder mißhandeln ihre an Jahren vorgerückten Eltern.
15. Wie wird das Gefühlsleben der Familienmitglieder durch häusliche Gewalt beeinträchtigt?
15 Der Schaden, den häusliche Gewalt verursacht, geht weit über Narben am Körper hinaus. Eine mißhandelte Ehefrau sagte: „Man hat mit viel Schuld- und Schamgefühlen zu kämpfen. Morgens möchte man am liebsten im Bett bleiben in der Hoffnung, alles sei nur ein böser Traum gewesen.“ Kinder, die Zeuge häuslicher Gewalt sind oder sie an sich erleben, können selbst gewalttätig werden, wenn sie erwachsen sind und eine eigene Familie haben.
16, 17. Was ist unter emotioneller Mißhandlung zu verstehen, und wie wirkt sie sich auf Familienmitglieder aus?
16 Häusliche Gewalt ist nicht auf körperliche Mißhandlungen beschränkt. Oft erfolgt die Mißhandlung mit Worten. In Sprüche 12:18 heißt es: „Da ist einer, der gedankenlos redet wie mit Schwertstichen, aber die Zunge der Weisen ist Heilung.“ Zu diesen für häusliche Gewalt charakteristischen „Stichen“ gehören Schimpfwörter und Schreien sowie ständige Kritik, herabwürdigende Kränkungen und Androhung von körperlicher Gewalt. Die Wunden emotioneller Gewalt sind unsichtbar und werden oft von anderen nicht bemerkt.
17 Besonders traurig ist die emotionelle Mißhandlung eines Kindes: die ständige Kritik und Herabwürdigung der Fähigkeiten, der Intelligenz oder des Wertes als Person. Eine solche verbale Mißhandlung kann das Selbstvertrauen eines Kindes zerstören. Es stimmt, daß alle Kinder Zucht brauchen. Aber in der Bibel wird Vätern geraten: „Reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden“ (Kolosser 3:21).
WIE HÄUSLICHE GEWALT ZU VERMEIDEN IST
Christliche Ehegefährten, die einander lieben und achten, legen Unstimmigkeiten schnell bei
18. Wo hat häusliche Gewalt ihren Ursprung, und wie wird ihr gemäß der Bibel Einhalt geboten?
18 Häusliche Gewalt hat ihren Ursprung in Herz und Sinn; die Art und Weise, wie wir handeln, wird von unserer Denkweise bestimmt (Jakobus 1:14, 15). Um der Gewalt Einhalt zu gebieten, muß der Mißhandelnde seine Denkweise neugestalten (Römer 12:2). Ist das möglich? Ja, Gottes Wort hat die Macht, Menschen zu ändern. Es kann sogar ‘stark verschanzte’ zerstörerische Ansichten entwurzeln (2. Korinther 10:4; Hebräer 4:12). Eine genaue Erkenntnis der Bibel kann zu einem so vollständigen Wechsel bei Menschen beitragen, daß man sagt, sie hätten eine neue Persönlichkeit angezogen (Epheser 4:22-24; Kolosser 3:8-10).
19. Wie sollte ein Christ seinen Ehepartner betrachten und behandeln?
19 Die Ansicht über den Ehepartner. Gottes Wort sagt: „Die Männer [sind] verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst“ (Epheser 5:28). In der Bibel heißt es ferner, daß ein Mann seiner Frau ‘als einem schwächeren Gefäß Ehre zuteil werden lassen’ sollte (1. Petrus 3:7). Ehefrauen sollten „ihre Männer lieben“ und „tiefen Respekt“ vor ihnen haben (Titus 2:4; Epheser 5:33). Bestimmt kann kein gottesfürchtiger Mann mit Recht ins Feld führen, daß er seine Frau wirklich ehrt, wenn er sie mit Worten oder tätlich angreift. Und keine Frau, die ihren Mann anschreit, in sarkastischem Ton mit ihm spricht oder ihn ständig ausschimpft, kann sagen, sie liebe und respektiere ihn wirklich.
20. Wem gegenüber sind Eltern für ihre Kinder verantwortlich, und warum sollten Eltern in bezug auf ihre Kinder keine unrealistischen Erwartungen hegen?
20 Die richtige Ansicht über Kinder. Kinder verdienen, ja sie benötigen die Liebe und die Aufmerksamkeit ihrer Eltern. In Gottes Wort werden Kinder als „ein Erbe von Jehova“ und als „eine Belohnung“ bezeichnet (Psalm 127:3). Eltern sind gegenüber Jehova verantwortlich, sich um dieses Erbe zu kümmern. Die Bibel spricht von den ‘Merkmalen eines Unmündigen’ und der „Torheit“ des Knabenalters (1. Korinther 13:11; Sprüche 22:15). Eltern sollte es nicht überraschen, wenn ihnen bei ihren Kindern Torheit auffällt. Kinder sind keine Erwachsenen. Eltern dürfen daher nicht mehr verlangen, als das Alter des Kindes, die familiären Umstände und seine Fähigkeiten es für angemessen erscheinen lassen. (Siehe 1. Mose 33:12-14.)
21. Was ist die gottgefällige Ansicht über betagte Eltern und den Umgang mit ihnen?
21 Die Ansicht über betagte Eltern. In 3. Mose 19:32 heißt es: „Vor grauem Haar solltest du aufstehen, und du sollst Rücksicht nehmen auf die Person eines alten Mannes.“ Gottes Gesetz förderte Respekt und hohe Achtung vor Betagten. Das kann schwierig sein, wenn ein betagter Elternteil fordernd oder krank ist und sich vielleicht nicht schnell bewegen und nicht schnell denken kann. Dennoch werden Kinder daran erinnert, „Eltern ... beständig eine gebührende Vergütung zu erstatten“ (1. Timotheus 5:4). Das bedeutet, sie mit Würde und Respekt zu behandeln und sie eventuell sogar finanziell zu unterstützen. Betagte Eltern körperlich oder auf eine andere Weise zu mißhandeln widerspricht ganz und gar der Art, wie die Bibel uns zu handeln gebietet.
22. Was ist die Haupteigenschaft bei der Überwindung von häuslicher Gewalt, und wie kann sie bekundet werden?
22 Selbstbeherrschung entwickeln. Sprüche 29:11 lautet: „All seinen Geist läßt ein Unvernünftiger herausfahren, aber wer weise ist, hält ihn bis zuletzt ruhig.“ Wie kann man seinen Geist beherrschen? Statt Frustrationen aufkommen zu lassen, gilt es, unverzüglich zu handeln, um entstandene Schwierigkeiten zu beheben (Epheser 4:26, 27). Man geht am besten woandershin, wenn man meint, man verliere die Beherrschung. Es ist gut, um den heiligen Geist Gottes zu beten, damit dieser in einem Selbstbeherrschung hervorruft (Galater 5:22, 23). Einen Spaziergang zu machen oder sich auf andere Weise Bewegung zu verschaffen kann dazu beitragen, seine Gefühle zu beherrschen (Sprüche 17:14, 27). Man sollte sich bemühen, ‘langsam zum Zorn’ zu sein (Sprüche 14:29).
SICH TRENNEN ODER ZUSAMMENBLEIBEN?
23. Wozu kann es führen, wenn jemand, der zur Christenversammlung gehört, wiederholt und reuelos Wutausbrüchen erliegt, bei denen es womöglich zu körperlicher Mißhandlung von Familienmitgliedern kommt?
23 In der Bibel werden „Feindschaften, Streit, ... Wutausbrüche“ zu den von Gott verurteilten Werken gerechnet, und es wird gesagt, daß „die, die solche Dinge treiben, Gottes Königreich nicht erben werden“ (Galater 5:19-21). Jemandem, der vorgibt, ein Christ zu sein, und wiederholt und reuelos gewalttätigen Wutausbrüchen erliegt, was die körperliche Mißhandlung des Ehepartners oder der Kinder einschließen mag, kann somit die Gemeinschaft entzogen werden. (Vergleiche 2. Johannes 9, 10.) Auf diese Weise wird die Versammlung von Personen, die andere mißhandeln, rein erhalten (1. Korinther 5:6, 7; Galater 5:9).
24. (a) Wozu mag sich ein mißhandelter Ehepartner entschließen? (b) Wie können besorgte Freunde und Älteste einem mißhandelten Ehepartner beistehen, aber was sollten sie vermeiden?
24 Wie verhält es sich mit christlichen Männern und Frauen, die gegenwärtig von ihrem Ehepartner mißhandelt werden, ohne daß er erkennen läßt, daß er sich ändern wird? Einige haben sich aus dem einen oder anderen Grund entschieden, bei dem mißhandelnden Ehepartner zu bleiben. Andere dagegen haben sich entschieden, sich zu trennen, weil sie meinen, daß ihre körperliche, emotionelle und geistige Gesundheit — vielleicht sogar ihr Leben — gefährdet ist. Wozu sich jemand, der unter häuslicher Gewalt zu leiden hat, unter diesen Umständen entschließt, ist eine persönliche Entscheidung vor Jehova (1. Korinther 7:10, 11). Freunde, Verwandte oder christliche Älteste, die es gut mit der betreffenden Person meinen, mögen Hilfe und Rat anbieten, aber sie sollten sie nicht zu einer bestimmten Vorgehensweise drängen. Diese Entscheidung muß der Mann oder die Frau selbst treffen (Römer 14:4; Galater 6:5).
DAS ENDE VON SCHÄDIGENDEN PROBLEMEN
25. Worin besteht Jehovas Vorsatz für die Familie?
25 Als Jehova Adam und Eva durch die Ehe zusammenbrachte, wollte er nicht, daß Familien durch schädigende Probleme wie Alkoholismus und Gewalt zerbrechen (Epheser 3:14, 15). Die Familie sollte ein Ort sein, wo Liebe und Frieden gedeihen und die mentalen, emotionellen und geistigen Bedürfnisse eines jeden befriedigt würden. Seit dem Auftreten der Sünde hat sich jedoch das Familienleben rapide verschlechtert. (Vergleiche Prediger 8:9.)
26. Was für eine Zukunft erwartet diejenigen, die sich bemühen, den Anforderungen Jehovas gemäß zu leben?
26 Glücklicherweise hat Jehova seinen Vorsatz hinsichtlich der Familie nicht aufgegeben. Er hat verheißen, eine friedliche neue Welt herbeizuführen, in der die Menschen „in Sicherheit wohnen, ohne daß jemand sie aufschreckt“ (Hesekiel 34:28). Zu jener Zeit werden Alkoholismus, häusliche Gewalt und alles andere, was heute Familien schadet, der Vergangenheit angehören. Wenn die Menschen lächeln, lächeln sie nicht, um dahinter Angst und Schmerz zu verbergen, sondern weil sie „Wonne haben an der Fülle des Friedens“ (Psalm 37:11).
a Es wird zwar auf einen männlichen Alkoholiker Bezug genommen, doch gelten die gleichen Grundsätze, wenn es sich um eine Alkoholikerin handelt.
b In manchen Ländern gibt es Behandlungszentren, Krankenhäuser und Entziehungsprogramme, die darauf spezialisiert sind, Alkoholikern und deren Familie zu helfen. Ob man diese Hilfe in Anspruch nimmt oder nicht, ist eine persönliche Entscheidung. Die Watch Tower Society befürwortet keine bestimmte Behandlung. Es muß jedoch sorgfältig darauf geachtet werden, daß man bei Inanspruchnahme von Hilfe nicht in Tätigkeiten verwickelt wird, durch die biblische Grundsätze verletzt werden.
-
-
Wenn die Ehe zu scheitern drohtDas Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL DREIZEHN
Wenn die Ehe zu scheitern droht
1, 2. Welche Frage sollte gestellt werden, wenn eine Ehe belastet ist?
EINE Italienerin namens Lucia war im Jahre 1988 sehr deprimiert.a Ihre Ehe drohte nach zehn Jahren zu scheitern. Viele Male hatte sie versucht, sich mit ihrem Mann auszusöhnen, aber ohne Erfolg. Daher trennte sie sich von ihm auf Grund von unüberwindlicher Abneigung und mußte zwei Töchter allein aufziehen. Rückblickend sagt Lucia: „Für mich stand es fest, daß unsere Ehe nicht mehr zu retten war.“
2 Wer Eheprobleme hat, weiß, wovon Lucia spricht. Auch in der eigenen Ehe mag es Schwierigkeiten geben, und man mag sich fragen, ob sie noch gerettet werden kann. In einem solchen Fall ist es nützlich, die folgende Frage in Betracht zu ziehen: „Habe ich den ganzen guten Rat beachtet, den Gott durch die Bibel gegeben hat, um das Führen einer erfolgreichen Ehe zu erleichtern?“ (Psalm 119:105).
3. Von welcher Reaktion vieler geschiedener Personen und ihrer Familien wird berichtet, obwohl Scheidungen an der Tagesordnung sind?
3 Wenn das Verhältnis zwischen Mann und Frau gespannt ist, scheint die Auflösung der Ehe der einfachste Ausweg zu sein. In vielen Ländern ist die Zahl der zerrütteten Familien zwar alarmierend angestiegen, aber man hat auch festgestellt, daß ein großer Prozentsatz der geschiedenen Männer und Frauen ihr Auseinandergehen bedauern. Eine ganze Anzahl von ihnen leidet öfter an physischen und psychischen Störungen als diejenigen, die ihre Ehe aufrechterhalten haben. Kinder aus geschiedenen Ehen sind noch nach Jahren verstört und unglücklich. Eltern und Freunde der Familie leiden mit. Und wie betrachtet Gott, der Stifter der Ehe, die Situation?
4. Wie sollten Eheprobleme behandelt werden?
4 Wie in früheren Kapiteln erwähnt, hatte Gott vorgesehen, daß die Ehe eine lebenslange Verbindung ist (1. Mose 2:24). Warum werden dann so viele Ehen wieder aufgelöst? So etwas geschieht wahrscheinlich nicht über Nacht. In der Regel treten Warnzeichen auf. Kleine Eheprobleme können sich ausweiten und erscheinen schließlich unüberwindbar. Werden sie aber sofort an Hand der Bibel behandelt, kann ein Scheitern der Ehe oft verhindert werden.
REALISTISCH SEIN
5. Vor welcher realistischen Situation steht man wahrscheinlich in jeder Ehe?
5 Ein Faktor, der gelegentlich Probleme bereitet, sind unrealistische Erwartungen eines oder beider Ehepartner. Liebesromane, Illustrierte, Fernsehsendungen und Filme können Hoffnungen und Wunschvorstellungen wecken, die von der Realität weit entfernt sind. Wenn diese Träume nicht wahr werden, kann sich jemand betrogen fühlen und unzufrieden oder sogar verbittert sein. Wie können jedoch zwei unvollkommene Menschen auf Dauer glücklich sein? Ein gutes Verhältnis zueinander zu haben kostet Mühe.
6. (a) Welche ausgewogene Ansicht über die Ehe wird in der Bibel vermittelt? (b) Was sind einige Gründe für Unstimmigkeiten in der Ehe?
6 In der Bibel werden die Dinge so beschrieben, wie sie sind. Sie bestätigt, daß mit der Ehe Freuden verbunden sind, macht aber auch darauf aufmerksam, daß diejenigen, die heiraten, ‘Drangsal im Fleisch haben werden’ (1. Korinther 7:28). Wie bereits erwähnt, sind beide Partner unvollkommen und neigen zur Sünde. Auch die geistige und emotionelle Beschaffenheit sowie die Erziehung sind bei beiden verschieden. Ehepaare haben zuweilen Unstimmigkeiten wegen des Geldes, der Kinder oder der Schwiegereltern und anderer angeheirateter Verwandter. Zuwenig Zeit für gemeinsame Tätigkeiten sowie sexuelle Probleme können ebenfalls einen Konflikt herbeiführen.b Es kostet Zeit, solche Angelegenheiten anzugehen, aber nur Mut! Die meisten Ehepaare überwinden solche Probleme und finden Lösungen, die für beide Partner annehmbar sind.
ÜBER UNSTIMMIGKEITEN REDEN
Behandelt Probleme schnell. Laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen.
7, 8. Was ist die biblische Vorgehensweise, wenn es zwischen den Ehepartnern zu Kränkungen oder Mißverständnissen gekommen ist?
7 Vielen fällt es schwer, ruhig zu bleiben, wenn sie über Kränkungen, Mißverständnisse oder persönliche Fehler sprechen. Statt freiheraus zu sagen: „Ich fühle mich mißverstanden“, mag einer der Ehepartner in Aufregung geraten und das Problem hochspielen. Oft wird gesagt: „Du bist nur an dir selbst interessiert“ oder: „Du liebst mich nicht.“ Weil der andere keinen Streit möchte, mag er sich weigern, darauf einzugehen.
8 Besser ist es, den biblischen Rat zu befolgen: „Seid erzürnt, und doch sündigt nicht; laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen“ (Epheser 4:26). Ein glücklich verheiratetes Paar wurde an seinem 60. Hochzeitstag nach dem Geheimnis des Erfolgs in seiner Ehe gefragt. Der Mann sagte: „Wir haben es uns angewöhnt, nicht zu Bett zu gehen, bevor wir irgendwelche Unstimmigkeiten beigelegt haben, wie geringfügig sie auch sein mögen.“
9. (a) Was wird in der Bibel als ein wichtiger Teil des Gedankenaustauschs bezeichnet? (b) Was müssen Ehepartner oft tun, selbst wenn es Mut und Demut erfordert?
9 Wenn Mann und Frau unterschiedlicher Meinung sind, muß jeder „schnell sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ (Jakobus 1:19). Nachdem die Ehepartner einander gut zugehört haben, erkennen sie vielleicht, daß beide sich entschuldigen müssen (Jakobus 5:16). Aufrichtig zu sagen: „Es tut mir leid, daß ich dir weh getan habe“ erfordert Demut und Mut zugleich. Unstimmigkeiten auf diese Weise zu bereinigen wird einem Ehepaar jedoch nicht nur sehr helfen, seine Probleme zu lösen, sondern wird es ihm auch erleichtern, eine herzliche und vertraute Atmosphäre zu schaffen, die die Anwesenheit des anderen angenehmer macht.
DIE EHELICHE PFLICHT LEISTEN
10. Welche Schutzmaßnahme, die Paulus Christen in Korinth empfahl, könnte für einen Christen heute anwendbar sein?
10 Als der Apostel Paulus an die Korinther schrieb, sprach er sich „wegen der weitverbreiteten Hurerei“ für die Ehe aus (1. Korinther 7:2). Die Welt ist heute genauso schlecht wie im alten Korinth, wenn nicht noch schlechter. Die unmoralischen Themen, über die die Menschen in der Welt offen reden, die schamlose Art, wie sie sich kleiden, und die sinnlichen Geschichten in Zeitschriften, Büchern, im Fernsehen und in Filmen erregen allesamt unerlaubte sexuelle Gelüste. Den Korinthern, die in einem ähnlichen Milieu lebten, sagte der Apostel Paulus: „Es ist besser, zu heiraten, als von Leidenschaft entbrannt zu sein“ (1. Korinther 7:9).
11, 12. (a) Was schulden sich Mann und Frau, und mit welcher Einstellung sollten sie es einander leisten? (b) Wie ist vorzugehen, wenn die eheliche Pflicht vorübergehend nicht geleistet werden kann?
11 Daher gebietet die Bibel verheirateten Christen: „Der Mann leiste seiner Frau das, was ihr zusteht, doch gleicherweise auch die Frau ihrem Mann“ (1. Korinther 7:3). Man beachte, daß hier das Geben betont wird — nicht das Fordern. Das Intimleben ist nur dann wirklich befriedigend, wenn beide Partner auf das Wohl des anderen bedacht sind. Die Bibel gebietet zum Beispiel Männern, ihre Frau „gemäß Erkenntnis“ zu behandeln (1. Petrus 3:7). Das trifft vor allem auf das Geben und Nehmen in Verbindung mit der ehelichen Pflicht zu. Wenn eine Frau nicht zärtlich behandelt wird, mag es ihr schwerfallen, an diesem Aspekt der Ehe Freude zu finden.
12 Es gibt Umstände, unter denen Ehepartner einander die eheliche Pflicht entziehen müssen. Das mag bei der Ehefrau zu bestimmten Zeiten des Monats sein oder wenn sie sehr müde ist. (Vergleiche 3. Mose 18:19.) Auf den Mann kann es zutreffen, wenn er ein ernstes Problem am Arbeitsplatz hat und emotionell erschöpft ist. Wird in solchen Fällen die eheliche Pflicht vorübergehend nicht geleistet, sollten beide Partner am besten offen miteinander über die Situation reden, um zu einer ‘gegenseitigen Einwilligung’ zu gelangen (1. Korinther 7:5). Dadurch wird verhindert, daß einer der Partner voreilig falsche Schlüsse zieht. Wenn eine Frau sich ihrem Mann vorsätzlich verweigert oder wenn ein Mann absichtlich die eheliche Pflicht nicht auf liebevolle Weise leistet, mag der Partner der Versuchung ausgesetzt sein. In einem solchen Fall können in einer Ehe Probleme auftreten.
13. Wie können Christen ihr Denken rein erhalten?
13 Verheiratete Diener Gottes müssen wie alle anderen Christen Pornographie meiden, denn sie kann unreine und widernatürliche Begierden wecken (Kolosser 3:5). Sie müssen auch im Umgang mit allen Personen vom anderen Geschlecht auf ihre Gedanken und Handlungen achten. Jesus sagte warnend: „Jeder, der fortwährend eine Frau ansieht, um so in Leidenschaft zu ihr zu entbrennen, [hat] in seinem Herzen schon mit ihr Ehebruch begangen“ (Matthäus 5:28). Ehepaare müßten es mit Hilfe des biblischen Rates über die Sexualität verhindern können, daß sie in Versuchung geraten und Ehebruch begehen. Sie dürfen sich fortwährend eines Intimlebens in einer Ehe erfreuen, in der die Sexualität als eine gute Gabe Jehovas, des Stifters der Ehe, geschätzt wird (Sprüche 5:15-19).
DER BIBLISCHE SCHEIDUNGSGRUND
14. Welche traurige Situation entsteht manchmal? Warum?
14 Erfreulicherweise können in den meisten christlichen Ehen die aufkommenden Schwierigkeiten gelöst werden. Doch manchmal ist es anders. Da die Menschen unvollkommen sind und in einer sündigen Welt leben, die von Satan beherrscht wird, stehen manche Ehen kurz vor dem Scheitern (1. Johannes 5:19). Wie sollten Christen in einer derart prüfungsreichen Situation vorgehen?
15. (a) Was ist die einzige schriftgemäße Grundlage für eine Scheidung, die eine Wiederverheiratung erlaubt? (b) Warum haben sich manche dagegen entschieden, sich von einem untreuen Ehepartner scheiden zu lassen?
15 Wie im zweiten Kapitel dieses Buches erwähnt, ist Hurerei der einzige schriftgemäße Scheidungsgrund mit der Möglichkeit der Wiederverheiratung (Matthäus 19:9).c Wenn eindeutig bewiesen ist, daß der Ehepartner untreu war, steht man vor einer schwierigen Entscheidung. Soll die Ehe aufrechterhalten oder die Scheidung eingereicht werden? Dafür gibt es keine Regeln. Manche Christen haben ihrem Partner völlig verziehen, weil er echte Reue bekundete, und die aufrechterhaltene Ehe verlief gut. Andere haben sich der Kinder wegen nicht scheiden lassen.
16. (a) Welches sind einige der Faktoren, die manche dazu bewogen haben, sich von ihrem auf Abwege geratenen Ehepartner scheiden zu lassen? (b) Warum sollte niemand die Entscheidung eines unschuldigen Ehepartners kritisieren, ganz gleich, ob er sich entschließt, sich scheiden zu lassen oder nicht?
16 Die sündige Handlung kann aber auch zu einer Schwangerschaft oder einer sexuell übertragbaren Krankheit geführt haben. Vielleicht müssen die Kinder vor einem Elternteil geschützt werden, der sie sexuell mißbrauchen würde. Ohne Frage ist vieles zu berücksichtigen, bevor man eine Entscheidung trifft. Wer jedoch von der Untreue seines Ehepartners erfahren hat und danach die Geschlechtsbeziehungen mit ihm wiederaufnimmt, bringt dadurch zum Ausdruck, daß er ihm verziehen hat und die Ehe weiterführen möchte. Der Grund für eine Scheidung mit der schriftgemäßen Möglichkeit der Wiederverheiratung existiert dann nicht mehr. Niemand sollte sich in die Angelegenheiten anderer einmischen, und niemand sollte versuchen, eine Entscheidung zu beeinflussen oder zu kritisieren. Jeder wird selbst mit den Folgen seiner Entscheidung leben müssen. „Jeder wird seine eigene Last tragen“ (Galater 6:5).
GRÜNDE FÜR EINE TRENNUNG
17. Welche Einschränkung ist gemäß der Bibel mit einer Trennung oder Scheidung verbunden, wenn keine Hurerei vorliegt?
17 Gibt es Umstände, die es rechtfertigen mögen, daß man sich von seinem Ehepartner trennt oder sich eventuell scheiden läßt, selbst wenn er keine Hurerei begangen hat? Ja, aber in einem solchen Fall ist ein Christ nicht frei, eine andere Person für eine Wiederverheiratung in Betracht zu ziehen (Matthäus 5:32). Die Bibel räumt zwar die Möglichkeit einer Trennung ein, fordert aber, daß derjenige, der weggeht, ‘unverheiratet bleibt oder sich wieder aussöhnt’ (1. Korinther 7:11). Was sind einige extreme Umstände, die eine Trennung ratsam erscheinen lassen?
18, 19. Welche außergewöhnlichen Umstände mögen einen Ehepartner zu der Überlegung veranlassen, ob es ratsam ist, eine gesetzliche Trennung oder Scheidung zu erwirken, selbst wenn eine Wiederverheiratung ausgeschlossen ist?
18 Nun, eine Familie mag völlig verarmen, weil der Ehemann überaus faul ist und schlechte Gewohnheiten hat.d Vielleicht verspielt oder vertrinkt er das Familieneinkommen oder finanziert damit seine Drogensucht. In der Bibel heißt es: „Jemand, der ... für seine Hausgenossen nicht sorgt, [hat] den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger“ (1. Timotheus 5:8). Wenn ein solcher Mann sich weigert, sein Verhalten zu ändern, und seine Laster möglicherweise sogar mit dem Geld, das seine Frau verdient hat, finanziert, dann mag die Frau sich dafür entscheiden, ihr eigenes Wohl und das ihrer Kinder zu schützen, indem sie eine gesetzliche Trennung erwirkt.
19 Ein solcher gesetzlicher Schritt kann ferner erwogen werden, wenn ein Ehepartner den anderen äußerst gewalttätig behandelt, indem er den Betreffenden wiederholt in einem solchen Ausmaß schlägt, daß dessen Gesundheit oder sogar dessen Leben bedroht ist. Auch wenn ein Ehepartner den anderen ständig zu zwingen versucht, Gottes Gebote auf irgendeine Weise zu übertreten, könnte der bedrohte Partner eine Trennung erwägen, vor allem wenn der Punkt erreicht wird, wo das Glaubensleben gefährdet ist. Der Partner, der dieser Gefahr ausgesetzt ist, mag zu dem Schluß kommen, daß eine gesetzliche Trennung die einzige Möglichkeit ist, „Gott, dem Herrscher, mehr [zu] gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5:29).
20. (a) Was können reife Freunde und Älteste tun, wenn eine Familie auseinandergeht, und was sollten sie unterlassen? (b) Wofür sollten Verheiratete die Bezugnahmen der Bibel auf Trennung und Scheidung nicht zum Vorwand nehmen?
20 Bei extremer Mißhandlung durch den Ehepartner sollte niemand den unschuldigen Partner je zu etwas drängen — weder dazu, sich von dem anderen zu trennen, noch dazu, bei ihm zu bleiben. Reife Freunde und Älteste mögen zwar Beistand leisten und biblischen Rat geben, aber sie können nicht alle Einzelheiten über das kennen, was sich zwischen einem Ehemann und einer Ehefrau abspielt. Nur Jehova kann es sehen. Natürlich würde eine christliche Ehefrau die göttliche Institution der Ehe nicht ehren, wenn sie die Ehegemeinschaft unter fadenscheinigen Vorwänden verließe. Sofern aber eine extrem gefährliche Situation anhält, sollte niemand die Ehefrau kritisieren, wenn sie sich für eine Trennung entscheidet. Genau das gleiche gilt für einen christlichen Ehemann, der eine Trennung beabsichtigt. „Wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen“ (Römer 14:10).
WIE EINE ZERRÜTTETE EHE GERETTET WURDE
21. Welche Erfahrung zeigt, daß der biblische Rat in bezug auf die Ehe brauchbar ist?
21 Drei Monate nachdem sich Lucia, die anfangs erwähnt wurde, von ihrem Mann getrennt hatte, lernte sie Jehovas Zeugen kennen und studierte mit ihrer Hilfe die Bibel. „Zu meiner großen Überraschung“, erklärt sie, „enthielt die Bibel brauchbare Lösungen für mein Problem. Nach nur einer Woche Studium wollte ich mich mit meinem Mann wieder aussöhnen. Heute kann ich sagen, daß Jehova weiß, wie eine Ehe, in der es kriselt, zu retten ist; seine Lehren sind Ehepartnern eine Hilfe, zu lernen, wie man sich gegenseitig Achtung erweist. Es stimmt nicht, daß Jehovas Zeugen, wie einige sagen, die Familien entzweien. In meinem Fall traf genau das Gegenteil zu.“ Lucia lernte, in ihrem Leben biblische Grundsätze anzuwenden.
22. Worauf sollten alle Ehepaare vertrauen?
22 Lucia bildet keine Ausnahme. Die Ehe sollte ein Segen sein und nicht eine Belastung. Zu diesem Zweck hat Jehova das vorzüglichste Nachschlagewerk mit Rat für die Ehe zur Verfügung gestellt: sein kostbares Wort. Die Bibel kann „den Unerfahrenen weise“ machen (Psalm 19:7-11). Mit ihrer Hilfe sind zahlreiche Ehen, die zu scheitern drohten, gerettet worden, und in vielen anderen Ehen, die durch schwere Probleme belastet waren, hat sich die Lage gebessert. Mögen doch alle Ehepaare dem Rat, den Jehova Gott anbietet, ihr volles Vertrauen schenken! Das hilft wirklich.
a Der Name wurde geändert.
b Einige dieser Bereiche wurden in früheren Kapiteln behandelt.
c Der biblische Ausdruck „Hurerei“ schließt Ehebruch, Homosexualität, Sodomie und andere vorsätzliche unerlaubte Handlungen ein, die den Gebrauch der Geschlechtsorgane einschließen.
d Das bezieht sich nicht auf Situationen, in denen ein Mann trotz guter Absichten und aus Gründen, die er nicht beeinflussen kann, wie Krankheit und fehlende Erwerbsmöglichkeiten, nicht in der Lage ist, für seine Familie zu sorgen.
-
-
Gemeinsam älter werdenDas Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL VIERZEHN
Gemeinsam älter werden
1, 2. (a) Welche Veränderungen stellen sich mit zunehmendem Alter ein? (b) Wie fanden gottgefällige Männer in biblischen Zeiten Befriedigung im Alter?
MIT zunehmendem Alter stellen sich zahlreiche Veränderungen ein. Körperliche Schwächen zehren an der Vitalität. Ein Blick in den Spiegel läßt neue Falten erkennen und einen allmählichen Verlust der Haarfarbe — sogar der Haare selbst. Das Gedächtnis mag nachlassen. Neue Beziehungen entstehen, wenn die Kinder heiraten, und wieder andere, wenn Enkel kommen. Für viele bringt das Ausscheiden aus dem Berufsleben eine Veränderung im Alltagsleben mit sich.
2 Mit zunehmendem Alter können wahrhaftig prüfungsreiche Zeiten eintreten (Prediger 12:1-8). Betrachten wir jedoch Gottes Diener in biblischen Zeiten. Obwohl sie schließlich starben, hatten sie sowohl Weisheit als auch Verständnis erworben, und das brachte ihnen im Alter große Befriedigung (1. Mose 25:8; 35:29; Hiob 12:12; 42:17). Wie gelang es ihnen, älter zu werden, ohne die Freude zu verlieren? Bestimmt war ihnen das möglich, weil sie nach den Grundsätzen lebten, die wir heute in der Bibel aufgezeichnet finden (Psalm 119:105; 2. Timotheus 3:16, 17).
3. Welchen Rat gab der Apostel Paulus älteren Männern und Frauen?
3 In seinem Brief an Titus gab der Apostel Paulus denen eine vernünftige Anleitung, die im vorgerückten Alter sind. Er schrieb: „Mögen die betagten Männer mäßig sein in den Gewohnheiten, ernsthaft, gesunden Sinnes, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren. Ebenso seien die betagten Frauen von ehrerbietigem Benehmen, nicht verleumderisch, auch nicht vielem Wein versklavt, Lehrerinnen des Guten“ (Titus 2:2, 3). Diese Worte zu beachten kann einem helfen, den Schwierigkeiten des Älterwerdens zu begegnen.
SICH DER EIGENSTÄNDIGKEIT DER KINDER ANPASSEN
4, 5. Wie reagieren viele Eltern, wenn die Kinder aus dem Haus gehen, und wie passen sich einige der neuen Situation an?
4 Veränderte Rollen erfordern Anpassungsfähigkeit. Wie wahr das doch ist, wenn die Kinder groß sind, das Haus verlassen und heiraten! Für viele Eltern ist das der erste Hinweis darauf, daß sie allmählich älter werden. Eltern sind zwar froh, daß ihre Kinder erwachsen sind, aber oft sind sie besorgt, ob sie alles ihnen Mögliche getan haben, um die Kinder auf ihre Eigenständigkeit vorzubereiten. Und sie mögen es vermissen, sie um sich zu haben.
5 Verständlicherweise machen sich die Eltern weiterhin Sorgen um das Wohlergehen ihrer Kinder, selbst wenn sie aus dem Haus sind. „Mich würde es freuen“, sagt eine Mutter, „wenn sie nur öfter etwas von sich hören ließen, damit ich weiß, daß ihnen nichts fehlt.“ Ein Vater berichtet: „Es war sehr schwer für mich, als unsere Tochter aus dem Haus ging. Es hinterließ in unserer Familie eine große Lücke, denn wir haben immer alles gemeinsam getan.“ Wie sind Eltern wie diese mit der Abwesenheit ihrer Kinder fertig geworden? Oft, indem sie sich bemühten, anderen zu helfen.
6. Was trägt dazu bei, die Familienbeziehungen aus dem richtigen Blickwinkel zu betrachten?
6 Wenn die Kinder heiraten, wechselt die Rolle der Eltern. In 1. Mose 2:24 heißt es: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen, und er soll fest zu seiner Frau halten, und sie sollen e i n Fleisch werden.“ Die Anerkennung des göttlichen Grundsatzes der Leitung durch ein Haupt und des Grundsatzes, daß Jehova ein Gott der Ordnung ist, wird Eltern helfen, die Dinge aus dem richtigen Blickwinkel zu betrachten (1. Korinther 11:3; 14:33, 40).
7. Welch vorzügliche Einstellung eignete sich ein Vater an, dessen Töchter das Haus verließen, um zu heiraten?
7 Nachdem beide Töchter eines Ehepaares geheiratet hatten und weggezogen waren, fühlte das Paar eine Leere in seinem Leben. Zuerst ärgerte sich der Mann über seine Schwiegersöhne. Als er aber über den Grundsatz der Leitung durch ein Haupt nachdachte, sah er ein, daß die Männer seiner Töchter jetzt für ihren Haushalt verantwortlich waren. Wenn seine Töchter ihn um Rat baten, fragte er sie deshalb zuerst, wie ihr Mann darüber denke, und dann achtete er darauf, soviel Beistand zu leisten wie möglich. Seine Schwiegersöhne betrachten ihn jetzt als Freund und begrüßen seinen Rat.
8, 9. Wie haben sich einige Eltern auf die Eigenständigkeit ihrer erwachsenen Kinder eingestellt?
8 Wie verhält es sich, wenn Neuverheiratete zwar nichts Schriftwidriges tun, sich aber nicht nach dem ausrichten, was die Eltern für das Beste halten? „Wir helfen ihnen immer, Jehovas Standpunkt zu erkennen“, erklärt ein Ehepaar, dessen Kinder verheiratet sind, „aber wenn wir mit einer ihrer Entscheidungen nicht einverstanden sind, nehmen wir es hin und unterstützen und ermuntern die beiden.“
9 In bestimmten Ländern Asiens finden es manche Mütter besonders schwer, die Eigenständigkeit ihrer Söhne zu akzeptieren. Wenn sie jedoch die christliche Ordnung und die Leitung durch ein Haupt respektieren, stellen sie fest, daß sich die Spannungen zwischen ihnen und den Schwiegertöchtern stark verringern. Eine Christin meint, daß sich der Auszug ihrer Söhne aus dem Elternhaus als ein „Quell ständig wachsender Dankbarkeit“ erwiesen hat. Es begeistert sie, zu sehen, wie gut sie ihrem neuen Haushalt vorstehen. Andererseits bedeutet dies eine physische und geistige Entlastung für die Zeit, in der sie und ihr Mann älter werden.
DIE EHEBANDE ERNEUT STÄRKEN
Versichert euch, während ihr älter werdet, eurer Liebe zueinander
10, 11. Welcher biblische Rat erleichtert es, einigen Schlingen des mittleren Alters zu entgehen?
10 Die Menschen reagieren unterschiedlich, wenn sie in das mittlere Lebensalter kommen. Manche Männer kleiden sich anders, um jünger auszusehen. Viele Frauen machen sich Sorgen wegen der Veränderungen, die die Wechseljahre mit sich bringen. Bedauerlicherweise verärgern manche im mittleren Alter ihren Ehepartner und machen ihn eifersüchtig, indem sie mit jüngeren Personen vom anderen Geschlecht flirten. Gottergebene ältere Männer sind jedoch „gesunden Sinnes“ und beherrschen solche unrechten Wünsche (1. Petrus 4:7). Reife Frauen bemühen sich ebenfalls um die Stabilität ihrer Ehe, und zwar aus Liebe zu ihrem Mann und aus dem Wunsch heraus, Jehova zu gefallen.
11 Unter Inspiration zeichnete König Lemuel ein Lob für die „tüchtige Ehefrau“ auf, die ihren Mann „mit Gutem belohnt und nicht mit Bösem alle Tage ihres Lebens“. Ein christlicher Ehemann schätzt bestimmt die Bemühungen seiner Frau, mit irgendwelchen emotionalen Tiefs fertig zu werden, die sie im mittleren Alter durchmacht. Seine Liebe veranlaßt ihn dazu, sie zu ‘preisen’ (Sprüche 31:10, 12, 28).
12. Wie können sich Ehepartner näherkommen, während die Jahre vergehen?
12 In den geschäftigen Jahren, in denen die Kinder aufwuchsen, haben beide Eltern gern die persönlichen Wünsche zurückgestellt, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Nachdem die Kinder das Haus verlassen haben, ist es an der Zeit, das eigene Eheleben neu zu ordnen. „Als meine Töchter aus dem Haus gingen“, sagt ein Ehemann, „begann ich erneut, um meine Frau zu werben.“ Ein anderer Ehemann sagt: „Wir achten gegenseitig auf unsere Gesundheit und erinnern uns gegenseitig daran, daß wir Bewegung brauchen.“ Um nicht einsam zu sein, erweisen er und seine Frau anderen aus der Versammlung Gastfreundschaft. Ja, Interesse an anderen zu zeigen trägt Segen ein. Außerdem gefällt es Jehova (Philipper 2:4; Hebräer 13:2, 16).
13. Welche Rolle spielen Offenheit und Ehrlichkeit, wenn ein Paar gemeinsam älter wird?
13 Ehepartner sollten verhindern, daß der Gedankenaustausch zwischen ihnen abreißt. Es ist gut, ungezwungen miteinander zu reden (Sprüche 17:27). „Wir sind fürsorglich und rücksichtsvoll dem anderen gegenüber und verstehen uns deshalb immer besser“, bemerkt ein Ehemann. Seine Frau stimmt ihm mit den Worten zu: „Als wir älter wurden, hat es uns immer mehr Freude gemacht, miteinander Tee zu trinken, uns zu unterhalten und uns gegenseitig zu unterstützen.“ Offen und ehrlich zu sein kann die Ehebande festigen und sie so widerstandsfähig machen, daß alle Angriffe Satans, des Ehezerrütters, abgewehrt werden.
FREUDE AN DEN ENKELN HABEN
14. Welchen Anteil hatte die Großmutter des Timotheus offenbar an seinem Aufwachsen als Christ?
14 Enkel sind die „Krone“ der Älteren (Sprüche 17:6). Die Enkel um sich zu haben kann wirklich eine Freude sein — belebend und erfrischend. Die Bibel spricht lobend von Lois, einer Großmutter, die gemeinsam mit ihrer Tochter Eunike ihre Glaubensansichten an ihren kleinen Enkel Timotheus weitergab. Dieser Junge wuchs in dem Bewußtsein auf, daß seine Mutter und seine Großmutter die biblische Wahrheit schätzten (2. Timotheus 1:5; 3:14, 15).
15. Welchen wertvollen Beitrag können Großeltern im Hinblick auf die Enkel leisten, aber was sollten sie vermeiden?
15 Hier ist ein besonderes Betätigungsfeld, auf dem Großeltern einen überaus wertvollen Beitrag leisten können. Großeltern haben bereits ihre Erkenntnis über Jehovas Vorsätze ihren Kindern übermittelt. Jetzt können sie es noch bei einer weiteren Generation tun. Viele kleine Kinder sind begeistert, wenn ihnen die Großeltern biblische Geschichten erzählen. Natürlich übernehmen sie nicht die Aufgabe des Vaters, den Kindern die biblische Wahrheit einzuprägen (5. Mose 6:7). Sie spielen eine ergänzende Rolle. Großeltern mögen wie der Psalmist beten: „Selbst bis ins Alter und bis zum Ergrauen, o Gott, verlaß mich nicht, bis ich von deinem Arm der Generation berichte, all denen, die kommen sollen, von deiner Macht“ (Psalm 71:18; 78:5, 6).
16. Wie können Großeltern vermeiden, Spannungen in ihrer Familie zu verursachen?
16 Leider verwöhnen manche Großeltern die Kleinen so sehr, daß zwischen den Großeltern und ihren erwachsenen Kindern Spannungen entstehen. Aber vielleicht fällt es den Enkeln wegen der aufrichtigen Freundlichkeit ihrer Großeltern leichter, sich ihnen anzuvertrauen, wenn es ihnen unangenehm ist, etwas ihren Eltern zu offenbaren. Manchmal hoffen die Kleinen, daß ihre toleranten Großeltern bei den Eltern für sie Partei ergreifen. Was dann? Dann gilt es, weise zu handeln und die Enkel zu ermuntern, gegenüber ihren Eltern offen zu sein. Man kann erklären, daß dies Jehova gefällt (Epheser 6:1-3). Wenn nötig, kann man sich bereit erklären, dem Kind den Weg für ein Gespräch zu ebnen, indem man vorher mit den Eltern spricht. Es ist gut, mit den Enkeln über das zu reden, was man im Laufe der Jahre gelernt hat. Ehrlichkeit und Offenheit kann ihnen nützen.
SICH DEM FORTSCHREITENDEN ALTER ANPASSEN
17. Welche Entschlossenheit des Psalmisten sollten Christen nachahmen, wenn sie älter werden?
17 Während die Jahre vorübergehen, stellt man fest, daß man nicht mehr alles tun kann, was man möchte oder früher tun konnte. Wie paßt man sich dem Alterungsprozeß am besten an? Man fühlt sich vielleicht wie 30, aber ein Blick in den Spiegel verrät, daß die Wirklichkeit anders aussieht. Das ist kein Grund, entmutigt zu sein. Der Psalmist flehte zu Jehova: „Wirf mich nicht weg in der Zeit des Alters; gerade wenn meine Kraft versagt, verlaß mich nicht.“ Man sollte sich vornehmen, die Entschlossenheit des Psalmisten nachzuahmen. Er sagte: „Ich werde beständig harren, und ich will noch hinzufügen zu all deinem Lobpreis“ (Psalm 71:9, 14).
18. Wie kann ein reifer Christ die Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben nutzen?
18 Viele haben sich darauf vorbereitet, Jehova vermehrt zu preisen, wenn sie aus dem Berufsleben ausscheiden. „Ich plante im voraus, was ich tun würde, wenn unsere Tochter aus der Schule käme“, erklärt ein Vater, der jetzt aus dem Berufsleben ausgeschieden ist. „Ich beschloß, den Vollzeitpredigtdienst aufzunehmen, und verkaufte mein Geschäft, damit ich frei wäre, Jehova in noch vollerem Maße zu dienen. Ich betete zu Gott um Leitung.“ Wer sich dem Rentenalter nähert, kann aus dem, was der große Schöpfer erklärte, Trost schöpfen: „Auch bis zu jemandes Alter bin ich derselbe; und bis zu jemandes Grauköpfigkeit werde ich selbst fortfahren, euch zu ertragen“ (Jesaja 46:4).
19. Welcher Rat wird denen gegeben, die jetzt älter werden?
19 Es mag nicht leicht sein, sich nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben auf die neue Situation einzustellen. Gemäß dem Rat des Apostels Paulus sollten betagte Männer „mäßig sein in den Gewohnheiten“. Das erfordert, daß man sich allgemein unter Kontrolle hat und nicht der Neigung nachgibt, ein bequemes Leben zu führen. Nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben kann es sogar noch nötiger sein, einen bestimmten Rhythmus beizubehalten und Selbstdisziplin zu üben. Uns wird geraten, ‘allezeit reichlich beschäftigt zu sein im Werk des Herrn, da wir wissen, daß unsere mühevolle Arbeit in Verbindung mit dem Herrn nicht vergeblich ist’ (1. Korinther 15:58). Wir sollten die Hilfe, die wir anderen leisten, ausweiten (2. Korinther 6:13). Viele Christen tun dies, indem sie die gute Botschaft mit angepaßtem Tempo eifrig verkündigen. Mit zunehmendem Alter gilt es, ‘gesund im Glauben, in der Liebe und im Ausharren’ zu bleiben (Titus 2:2).
DEN VERLUST DES EHEPARTNERS ÜBERWINDEN
20, 21. (a) Wodurch werden Ehepaare im gegenwärtigen System der Dinge schließlich getrennt? (b) Inwiefern ist Anna ein vorzügliches Beispiel für einen hinterbliebenen Ehepartner?
20 Es ist traurig, aber wahr, daß Eheleute im gegenwärtigen System der Dinge schließlich durch den Tod voneinander getrennt werden. Jemand, der seinen Ehepartner verloren hat, weiß, daß der geliebte Partner sich in einem Schlaf befindet, und er vertraut darauf, daß er ihn wiedersehen wird (Johannes 11:11, 25). Doch der Verlust macht ihn tieftraurig. Wie kann der Hinterbliebene damit zurechtkommen?a
21 Eine Hilfe ist es, an das zu denken, was eine Frau tat, die in der Bibel erwähnt wird. Anna wurde nach nur sieben Ehejahren Witwe, und das, was wir über sie lesen, trug sich zu, als sie 84 Jahre alt war. Wir können sicher sein, daß sie trauerte, als sie ihren Mann verlor. Wie kam sie damit zurecht? Sie verbrachte Tag und Nacht im Tempel und brachte Jehova Gott heiligen Dienst dar (Lukas 2:36-38). Annas Leben in diesem Dienst, das sich durch viele Gebete auszeichnete, war zweifellos ein wirksames Mittel gegen den Kummer und die Einsamkeit, die sie als Witwe verspürte.
22. Wie haben einige Witwen und Witwer die Einsamkeit überwunden?
22 „Für mich war es am schwierigsten, daß ich niemand mehr um mich hatte, mit dem ich reden konnte“, erklärt eine 72jährige Frau, die seit zehn Jahren Witwe ist. „Mein Mann hat mir immer gut zugehört. Wir redeten über die Versammlung und über das, was wir im Predigtdienst taten.“ Eine andere Witwe sagt: „Die Zeit heilt zwar Wunden, aber ich habe festgestellt, daß eigentlich das heilt, was man mit seiner Zeit anfängt. Man kann jetzt anderen besser helfen.“ Ein 67jähriger Witwer stimmt dem zu, indem er sagt: „Eine wunderbare Art und Weise, mit dem Verlust fertig zu werden, besteht darin, andere zu trösten.“
IM ALTER VON GOTT GESCHÄTZT
23, 24. Welchen großartigen Trost gibt die Bibel Betagten, vor allem denen, die verwitwet sind?
23 Auch wenn der Tod einen des geliebten Ehepartners beraubt, so bleibt Jehova doch für immer treu und zuverlässig. „Eines habe ich von Jehova erbeten“, sang König David in alter Zeit, „danach werde ich suchen: daß ich im Haus Jehovas wohne alle Tage meines Lebens, um anzuschauen die Lieblichkeit Jehovas und mit Wertschätzung seinen Tempel zu betrachten“ (Psalm 27:4).
24 „Ehre Witwen, die wirklich Witwen sind“, betonte der Apostel Paulus (1. Timotheus 5:3). Der Rat, der dieser Anweisung folgt, zeigt an, daß würdige Witwen ohne nahe Verwandte materielle Unterstützung von der Versammlung benötigt haben mögen. Dennoch schließt der Sinn der Anweisung, sie zu „ehren“, den Gedanken ein, sie zu schätzen. Welch einen Trost gottgefällige Witwen und Witwer doch aus der Erkenntnis ziehen können, daß Jehova sie schätzt und sie stützen wird! (Jakobus 1:27).
25. Welches Ziel haben Betagte weiterhin?
25 In Gottes inspiriertem Wort heißt es: „Die Pracht der Alten ist ihr graues Haupt.“ Es ist ‘eine Krone der Schönheit, wenn sie auf dem Weg der Gerechtigkeit gefunden wird’ (Sprüche 16:31; 20:29). Ob wir verheiratet sind oder wieder alleinstehend, wir sollten weiterhin dem Dienst für Jehova in unserem Leben den Vorrang geben. Wir werden dadurch heute bei Gott einen guten Namen erlangen und die Aussicht auf ewiges Leben in einer Welt, wo es Altersbeschwerden nicht mehr geben wird (Psalm 37:3-5; Jesaja 65:20).
a Eine eingehendere Betrachtung dieses Themas enthält die Broschüre Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.
-
-
Die betagten Eltern ehrenDas Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL FÜNFZEHN
Die betagten Eltern ehren
1. Was schulden wir unseren Eltern, und wie sollten wir daher ihnen gegenüber empfinden und handeln?
„HÖRE auf deinen Vater, der deine Geburt verursacht hat, und verachte nicht deine Mutter, nur weil sie alt geworden ist“, riet ein weiser Mann vor langer Zeit (Sprüche 23:22). „Das würde ich nie tun!“ mögen wir sagen. Statt unsere Mutter oder auch unseren Vater zu verachten, empfinden die meisten von uns eine tiefe Liebe zu den Eltern. Wir erkennen, daß wir ihnen viel zu verdanken haben. Vor allem haben uns die Eltern das Leben geschenkt. Jehova ist zwar der Quell des Lebens, aber ohne unsere Eltern gäbe es uns nicht. Nichts von dem, was wir unseren Eltern geben könnten, ist so wertvoll wie das Leben an sich. Denken wir auch an die Selbstaufopferung, die angstvolle Besorgtheit, die Kosten und die liebevolle Aufmerksamkeit, die damit verbunden sind, ein Kind auf dem Weg vom Kleinkind zum Erwachsenen zu leiten. Wie vernünftig ist daher der Rat in Gottes Wort: „Ehre deinen Vater und deine Mutter ... Damit es dir gutgeht und du lange Zeit auf der Erde bleibst“ (Epheser 6:2, 3).
DIE EMOTIONELLEN BEDÜRFNISSE ERKENNEN
2. Wie können erwachsene Kinder ihren Eltern eine „gebührende Vergütung“ erstatten?
2 Der Apostel Paulus schrieb an Christen: „Laß ... [Kinder oder Enkel] zuerst lernen, in ihrem eigenen Hause Gottergebenheit zu pflegen und ihren Eltern und Großeltern beständig eine gebührende Vergütung zu erstatten, denn das ist in Gottes Augen annehmbar“ (1. Timotheus 5:4). Erwachsene Kinder erstatten diese „gebührende Vergütung“, indem sie Wertschätzung für die Jahre der Liebe, der Arbeit und der Fürsorge zeigen, die ihre Eltern und Großeltern für sie eingesetzt haben. Eine Möglichkeit, wie Kinder das tun können, besteht darin, anzuerkennen, daß Ältere wie alle anderen auch — oft sogar sehr dringend — Liebe und Zuspruch brauchen. Wie jeder von uns müssen sie sich geschätzt fühlen. Sie müssen spüren, daß ihr Leben lohnenswert ist.
3. Wie können wir Eltern und Großeltern ehren?
3 Wir können also unsere Eltern und Großeltern ehren, indem wir sie wissen lassen, daß wir sie lieben (1. Korinther 16:14). Wohnen unsere Eltern nicht bei uns, sollten wir daran denken, daß es viel für sie bedeuten kann, wenn wir etwas von uns hören lassen. Ein gern geschriebener Brief, ein Anruf oder ein Besuch kann sehr zu ihrer Freude beitragen. Miyo, die in Japan lebt, schrieb im Alter von 82 Jahren: „Meine Tochter [ihr Mann ist ein reisender Diener] sagt mir: ‚Mutter, „reise“ doch bitte mit uns.‘ Sie schickt mir die Reiseroute und die jeweilige Telefonnummer, unter der sie jede Woche zu erreichen sind. Ich kann auf die Karte schauen und sagen: ‚Ah, jetzt sind sie hier!‘ Ich danke Jehova stets dafür, daß ich so ein Kind habe.“
MATERIELLEN BEISTAND LEISTEN
4. Inwiefern förderte die religiöse jüdische Überlieferung die Gefühllosigkeit gegenüber betagten Eltern?
4 Könnte die Sorge um die materiellen Bedürfnisse der Eltern dazu gehören, daß man sie ehrt? Ja. Oft gehört das dazu. In den Tagen Jesu hielten die geistlichen Führer der Juden an der Überlieferung fest, daß jemand von der Verantwortung, mit seinem Geld oder seinem Besitz für seine Eltern zu sorgen, befreit sei, wenn er erklärte, es sei „eine Gott gewidmete Gabe“ (Matthäus 15:3-6). Wie gefühllos! In Wirklichkeit ermunterten die geistlichen Führer die Leute nicht dazu, ihre Eltern zu ehren, sondern sie mit Verachtung zu behandeln und ihnen aus Eigennutz das vorzuenthalten, was sie benötigten. Das sollten wir nie tun! (5. Mose 27:16).
5. Warum gehört manchmal die finanzielle Hilfeleistung dazu, die Eltern zu ehren, obwohl in manchen Ländern staatliche Unterstützung vorhanden ist?
5 In vielen Ländern gibt es heute soziale Einrichtungen, durch die für einen Teil der materiellen Bedürfnisse betagter Menschen gesorgt wird, wie zum Beispiel für Nahrung, Kleidung und Obdach. Zusätzlich mögen die Betagten eine Vorsorge fürs Alter getroffen haben. Aber wenn das alles nicht mehr vorhanden ist oder sich als unzureichend erweist, dann ehren Kinder ihre Eltern, indem sie tun, was sie können, um die Bedürfnisse der Eltern zu stillen. Sich um betagte Eltern zu kümmern ist in Wirklichkeit ein Beweis für Gottergebenheit, das heißt der Ergebenheit gegenüber Jehova Gott, dem Urheber der Familieneinrichtung.
LIEBE UND SELBSTAUFOPFERUNG
6. Welche Regelungen in bezug auf die Wohnung haben manche getroffen, um für die Bedürfnisse der Eltern zu sorgen?
6 Viele erwachsene Kinder haben auf die Bedürfnisse ihrer kranken Eltern mit Liebe und Selbstaufopferung reagiert. Einige haben die Eltern in ihre Wohnung aufgenommen oder sind in ihre Nähe gezogen. Andere sind bei ihren Eltern eingezogen. Oft haben sich solche Regelungen sowohl für die Eltern als auch für die Kinder als ein Segen erwiesen.
7. Warum ist es nicht gut, in bezug auf betagte Eltern übereilte Entscheidungen zu treffen?
7 Gelegentlich nimmt ein solcher Umzug jedoch keinen guten Ausgang. Warum nicht? Vielleicht weil Entscheidungen übereilt getroffen werden oder nur auf Gefühlen beruhen. Die Bibel mahnt mit den folgenden weisen Worten zur Vorsicht: „Der Kluge achtet auf seine Schritte“ (Sprüche 14:15). Nehmen wir zum Beispiel an, einer betagten Mutter fällt es schwer, allein zu sein, und man denkt, es würde ihr nützen, wenn man sie zu sich nähme. Um klug zu sein und auf seine Schritte zu achten, könnte man folgendes in Betracht ziehen: Worin bestehen ihre wirklichen Bedürfnisse? Gibt es private oder staatlich geförderte Dienste, die eine annehmbare alternative Lösung darstellen? Möchte sie umziehen? Wenn ja, wie wird es ihr Leben berühren? Muß sie Freunde zurücklassen? Wie wird sie das gefühlsmäßig beeinflussen? Hat man diese Angelegenheiten mit ihr besprochen? Wie könnte sich ein solcher Umzug auf einen selbst, auf den Ehepartner und auf die eigenen Kinder auswirken? Wenn die Mutter Pflege benötigt, wer wird dies übernehmen? Können die Aufgaben aufgeteilt werden? Ist die Sache mit allen unmittelbar Beteiligten besprochen worden?
8. Wen kann man zu Rate ziehen, wenn man vor der Entscheidung steht, wie man den betagten Eltern helfen sollte?
8 Da die Verantwortung für die Betreuung bei allen Kindern einer Familie liegt, mag eine Familienkonferenz ratsam sein, damit alle an den Entscheidungen beteiligt sind. Mit den Ältesten in der Versammlung zu sprechen oder mit Freunden, die in einer vergleichbaren Situation gestanden haben, kann ebenfalls hilfreich sein. „Pläne scheitern, wo es kein vertrauliches Gespräch gibt“, heißt es warnend in der Bibel, „aber bei der Menge der Ratgeber kommt etwas zustande“ (Sprüche 15:22).
MITFÜHLEND UND VERSTÄNDNISVOLL SEIN
Es ist nicht vernünftig, Entscheidungen für einen Elternteil zu treffen, ohne zuvor mit ihm zu reden
9, 10. (a) Welche Rücksichtnahme sollte Betagten trotz ihres vorgerückten Alters entgegengebracht werden? (b) Was sollte ein erwachsenes Kind seinen Eltern immer erweisen, ganz gleich, welche Schritte es ihretwegen unternimmt?
9 Betagte Eltern zu ehren erfordert Mitgefühl und Verständnis. Während das Alter seinen Tribut fordert, mögen Ältere es immer schwieriger finden, zu gehen, zu essen und sich etwas zu merken. Sie mögen Hilfe benötigen. Oft werden die Kinder dann beschützerisch und versuchen, ihnen zu sagen, was sie tun sollen. Aber die Betagten sind Erwachsene, die ein Leben lang Erfahrungen gesammelt und Weisheit erworben haben; sie haben ein Leben lang für sich selbst gesorgt und Entscheidungen selbst getroffen. Ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstachtung mögen hauptsächlich auf ihrer Rolle als Eltern und Erwachsene beruhen. Eltern, die das Gefühl haben, sie müßten ihre Selbständigkeit an ihre Kinder abgeben, können depressiv oder auch zornig werden. Einige sind verstimmt und wehren sich gegen alles, was sie ihrer Selbständigkeit zu berauben scheint.
10 Für solche Probleme gibt es keine Patentlösung, aber es zeugt von Güte, wenn man es betagten Eltern zubilligt, sich um sich selbst zu kümmern und soweit wie möglich ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Es ist nicht vernünftig, Entscheidungen in bezug auf das, was das Beste für die Eltern ist, zu treffen, ohne vorher mit ihnen darüber gesprochen zu haben. Sie mögen vieles nicht mehr tun können. Deshalb sollte man ihnen nicht das abnehmen, was sie noch tun können. Man wird feststellen, daß das Verhältnis zu den Eltern um so besser ist, je weniger man versucht, ihr Leben zu beherrschen. Sie werden glücklicher sein und man selbst auch. Selbst wenn es nötig ist, um ihres Wohls willen auf gewissen Dingen zu bestehen, sollte Eltern die Würde und Achtung zuteil werden, die sie verdienen, denn das ist erforderlich, um seine Eltern zu ehren. Gottes Wort enthält den Rat: „Vor grauem Haar solltest du aufstehen, und du sollst Rücksicht nehmen auf die Person eines alten Mannes“ (3. Mose 19:32).
DIE RECHTE EINSTELLUNG BEWAHREN
11—13. Wie kann ein erwachsenes Kind die schwierige Aufgabe übernehmen, sich um seine betagten Eltern zu kümmern, selbst wenn das Verhältnis zueinander in der Vergangenheit nicht gut gewesen ist?
11 Zuweilen stehen erwachsene Kinder vor einem Problem, das mit dem Verhältnis zu tun hat, das sie früher zu ihren Eltern hatten. Vielleicht war der Vater unfreundlich und lieblos und die Mutter herrisch und barsch. Man mag immer noch frustriert sein, zornig oder gekränkt, weil sie nicht gerade die Eltern waren, die man sich gewünscht hätte. Kann man solche Gefühle überwinden?a
12 Basse, der in Finnland aufwuchs, berichtet: „Mein Stiefvater war im nationalsozialistischen Deutschland bei der SS gewesen. Er wurde schnell wütend, und dann war es gefährlich. Er verprügelte meine Mutter viele Male in meinem Beisein. Als er einmal auf mich wütend war, holte er mit seinem Gürtel aus und schlug mir mit der Schnalle ins Gesicht. Er schlug mich so fest, daß ich über das ganze Bett rollte.“
13 Doch das war nur eine Seite. Basse erzählt weiter: „Andererseits arbeitete er sehr hart und schonte sich nicht, um für die Familie materiell zu sorgen. Er zeigte mir nie väterliche Zuneigung, aber ich wußte, daß er emotionelle Narben hatte. Seine Mutter hatte ihn aus dem Haus geworfen, als er noch ein kleiner Junge war. Während er aufwuchs, mußte er sich allein durchkämpfen, und als junger Mann zog er in den Krieg. Ich konnte ihn gewissermaßen verstehen und gab ihm keine Schuld. Als ich älter wurde, wollte ich ihm bis zu seinem Tod so viel helfen wie nur möglich. Es war nicht einfach, aber ich tat, was ich konnte. Ich versuchte, ihm bis zuletzt ein guter Sohn zu sein, und ich glaube, er hat mich für einen solchen gehalten.“
14. Welche Bibelstelle gilt in allen Situationen, auch in denen, die entstehen, wenn man für betagte Eltern sorgt?
14 In Familienangelegenheiten sowie in anderen Situationen gilt der biblische Rat: „Kleidet euch somit als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte, mit der innigen Zuneigung des Erbarmens, mit Güte, Demut, Milde und Langmut. Fahrt fort, einander zu ertragen und einander bereitwillig zu vergeben, wenn jemand Ursache zu einer Klage gegen einen anderen hat. So, wie Jehova euch bereitwillig vergeben hat, so tut auch ihr“ (Kolosser 3:12, 13).
PFLEGENDE BENÖTIGEN AUCH PFLEGE
15. Warum ist es manchmal bedrückend, sich um die Pflege der Eltern zu kümmern?
15 Für eine kranke Mutter oder einen kranken Vater zu sorgen ist schwere Arbeit, die viele Aufgaben und viel Verantwortung umfaßt und viel Zeit kostet. Der schwierigste Teil ist jedoch meistens emotioneller Art. Es ist bedrückend, zu sehen, wie die Gesundheit der Eltern nachläßt sowie ihr Gedächtnis und ihre Selbständigkeit. Sandy, die aus Puerto Rico stammt, berichtet: „In unserer Familie drehte sich alles um unsere Mutter. Die Zeit der Pflege war sehr schmerzlich für mich. Erst fing sie an zu hinken, darauf benutzte sie einen Stock und dann eine Gehhilfe, und darauf saß sie im Rollstuhl. Von da an ging es bergab, bis sie verstarb. Sie erkrankte an Knochenkrebs und brauchte ständige Pflege — Tag und Nacht. Wir badeten sie, fütterten sie und lasen ihr vor. Es war äußerst schwierig, vor allem gefühlsmäßig. Als ich erkannte, daß meine Mutter sterben würde, weinte ich, weil ich sie sehr liebte.“
16, 17. Welcher Rat mag einer Person, die jemanden pflegt, helfen, eine ausgeglichene Ansicht zu bewahren?
16 Was kann man, falls man sich selbst in einer solchen Lage befindet, tun, um mit der Situation fertig zu werden? Durch das Lesen der Bibel Jehova zuzuhören und mit ihm im Gebet zu sprechen ist eine große Hilfe (Philipper 4:6, 7). Von der praktischen Seite aus gesehen, ist es gut, ausgewogene Mahlzeiten zu sich zu nehmen und zu versuchen, ausreichend Schlaf zu bekommen. Das wird einen sowohl emotionell als auch körperlich in eine bessere Verfassung versetzen, sich um den lieben Angehörigen zu kümmern. Vielleicht kann man eine gelegentliche Unterbrechung des täglichen Rhythmus vorsehen. Selbst wenn kein Urlaub möglich ist, ist es dennoch vernünftig, Zeit für Entspannung einzuplanen. Man mag es einrichten können, daß jemand anders bei dem kranken Elternteil bleibt, damit man selbst für eine gewisse Zeit weggehen kann.
17 Es ist nicht ungewöhnlich, daß Erwachsene, die jemand pflegen, sich unvernünftig viel zumuten. Man sollte sich aber nicht schuldig fühlen, wenn man etwas nicht tun kann. Unter gewissen Umständen mag man den lieben Angehörigen zur Pflege einem Altenheim anvertrauen müssen. Wer jemand pflegt, sollte vernünftige Anforderungen an sich stellen. Es gilt, die Bedürfnisse der Eltern, der Kinder und des Ehepartners sowie die eigenen in gleicher Weise zu berücksichtigen.
KRAFT, DIE ÜBER DAS NORMALE HINAUSGEHT
18, 19. Was hat Jehova in bezug auf Unterstützung versprochen, und welche Erfahrung zeigt, daß er sein Versprechen hält?
18 Durch sein Wort, die Bibel, hat Jehova liebevolle Anleitung gegeben, die jemandem, der sich um betagte Eltern kümmert, eine enorme Hilfe sein kann; doch das ist nicht die einzige Hilfe, die er bereithält. „Jehova ist nahe allen, die ihn anrufen“, schrieb der Psalmist unter Inspiration. „Ihren Hilferuf wird er hören, und er wird sie retten.“ Jehova wird seine Treuen selbst angesichts schwierigster Umstände retten oder bewahren (Psalm 145:18, 19).
19 Myrna, die auf den Philippinen lebt, machte diese Erfahrung, als sie sich um ihre Mutter kümmerte, die sich nach einem Schlaganfall überhaupt nicht mehr helfen konnte. „Es gibt nichts Deprimierenderes, als seine Mutter leiden zu sehen, ohne daß sie einem sagen kann, wo es ihr weh tut“, schreibt Myrna. „Es ist, als müsse man hilflos zusehen, wie jemand allmählich ertrinkt. Viele Male kniete ich nieder, um mit Jehova darüber zu sprechen, wie müde ich war. Ich weinte wie David, der Jehova anflehte, seine Tränen in einen Schlauch zu tun und seiner zu gedenken [Psalm 56:8]. Und wie Jehova versprochen hat, gab er mir die nötige Kraft. ‚Jehova wurde mir zur Stütze‘ “ (Psalm 18:18).
20. Welche biblischen Verheißungen helfen Personen, die jemand pflegen, optimistisch zu bleiben, selbst wenn derjenige, um den sie sich kümmern, sterben sollte?
20 Man sagt, die Pflege betagter Eltern sei eine „Geschichte ohne glückliches Ende“. Trotz aller Anstrengungen bei der Pflege mögen ältere Menschen sterben wie Myrnas Mutter. Aber wer auf Jehova vertraut, weiß, daß es sich beim Tod nicht um das unglückliche Ende einer Geschichte handelt. Der Apostel Paulus sagte: „Ich habe die Hoffnung zu Gott, ... daß es eine Auferstehung sowohl der Gerechten als auch der Ungerechten geben wird“ (Apostelgeschichte 24:15). Wer betagte Eltern durch den Tod verloren hat, kann Trost aus der Auferstehungshoffnung schöpfen und daraus, daß Gott eine wunderbare neue Welt verheißen hat, die er auf seine Art gestaltet und wo ‘der Tod nicht mehr sein wird’ (Offenbarung 21:4).
21. Zu welchen guten Ergebnissen führt es, wenn man betagte Eltern ehrt?
21 Diener Gottes haben hohe Achtung vor ihren Eltern, auch wenn diese alt geworden sind (Sprüche 23:22-24). Sie ehren sie. Wenn sie das tun, erleben sie, was in dem inspirierten Spruch zum Ausdruck kommt: „Dein Vater und deine Mutter werden sich freuen, und die dich geboren hat, wird frohlocken“ (Sprüche 23:25). Und vor allem gefallen und ehren diejenigen, die ihre betagten Eltern ehren, auch Jehova Gott.
a Hier geht es nicht um Situationen, in denen Eltern sich eines derart extremen Mißbrauchs ihrer Macht und des in sie gesetzten Vertrauens schuldig gemacht haben, daß es als eine Straftat angesehen werden könnte.
-
-
Der Familie eine dauerhafte Zukunft sichernDas Geheimnis des Familienglücks
-
-
KAPITEL SECHZEHN
Der Familie eine dauerhafte Zukunft sichern
1. Worin bestand Jehovas Vorsatz hinsichtlich der Familieneinrichtung?
ALS Jehova Adam und Eva durch die Ehe vereinte, gab Adam seiner Freude Ausdruck, indem er die ersten schriftlich aufgezeichneten Worte hebräischer Poesie äußerte (1. Mose 2:22, 23). Der Schöpfer hatte jedoch mehr im Sinn, als den Menschenkindern Vergnügen zu bereiten. Er wollte, daß Ehepaare und Familien seinen Willen tun. Dem ersten Paar sagte er: „Seid fruchtbar, und werdet viele, und füllt die Erde, und unterwerft sie euch, und haltet euch die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel untertan und jedes lebende Geschöpf, das sich auf der Erde regt“ (1. Mose 1:28). Welch eine großartige, lohnende Aufgabe das doch war! Wie glücklich Adam, Eva und ihre künftigen Kinder doch gewesen wären, wenn sie Jehovas Willen getan und ihm uneingeschränkt gehorcht hätten!
2, 3. Wie können Familien heute das größte Glück finden?
2 Auch heute sind die Familien am glücklichsten, die vereint Gottes Willen tun. Der Apostel Paulus schrieb: „Gottergebenheit ist für alle Dinge nützlich, da sie eine Verheißung auf gegenwärtiges und künftiges Leben hat“ (1. Timotheus 4:8). Eine Familie, die in Gottergebenheit lebt und der Leitung Jehovas folgt, die in der Bibel enthalten ist, wird im ‘gegenwärtigen Leben’ Glück finden (Psalm 1:1-3; 119:105; 2. Timotheus 3:16). Selbst wenn nur einer in der Familie biblische Grundsätze anwendet, ist die Lage besser, als wenn keiner es tut.
3 In diesem Buch sind viele biblische Grundsätze erörtert worden, die zum Familienglück beitragen. Wahrscheinlich ist uns aufgefallen, daß einige davon in dem Buch mehrmals vorkommen. Warum? Weil sie machtvolle Wahrheiten darstellen, die sich in den verschiedenen Bereichen des Familienlebens zum Guten aller auswirken. Eine Familie, die bemüht ist, diese biblischen Grundsätze anzuwenden, wird feststellen, daß Gottergebenheit wahrhaftig ‘eine Verheißung auf gegenwärtiges Leben hat’. Sehen wir uns erneut vier dieser wichtigen Grundsätze an.
DER WERT DER SELBSTBEHERRSCHUNG
4. Warum ist Selbstbeherrschung in der Ehe wichtig?
4 König Salomo sagte: „Wie eine erbrochene Stadt ohne Mauer ist der Mann, der seinen Geist nicht im Zaum hält“ (Sprüche 25:28; 29:11). ‘Seinen Geist im Zaum zu halten’, also Selbstbeherrschung zu üben, ist unerläßlich, wenn man eine glückliche Ehe führen möchte. Zerstörerischen Gefühlen wie Zorn und unsittlichen Gelüsten nachzugeben richtet einen Schaden an, der erst nach Jahren wiedergutzumachen ist, wenn überhaupt.
5. Wie kann ein unvollkommener Mensch Selbstbeherrschung üben, und welchen Nutzen hat dies?
5 Natürlich kann kein Nachkomme Adams sein unvollkommenes Fleisch völlig beherrschen (Römer 7:21, 22). Doch die Selbstbeherrschung ist eine Frucht des Geistes (Galater 5:22, 23). Daher wird der Geist Gottes in uns Selbstbeherrschung hervorrufen, sofern wir um diese Eigenschaft beten, entsprechend dem passenden Rat aus der Bibel handeln, mit anderen zusammenkommen, die Selbstbeherrschung bekunden, und die meiden, die es nicht tun (Psalm 119:100, 101, 130; Sprüche 13:20; 1. Petrus 4:7). Ein solcher Lauf wird uns sogar helfen, ‘vor der Hurerei zu fliehen’, wenn wir versucht werden (1. Korinther 6:18). Wir lehnen Gewalt ab und meiden oder überwinden Alkoholismus. Und wir gehen dann gelassener mit Provokationen und schwierigen Situationen um. Mögen alle — auch die Kinder — diese wichtige Frucht des Geistes entwickeln (Psalm 119:1, 2).
DIE RICHTIGE ANSICHT ÜBER DIE LEITUNG DURCH EIN HAUPT
6. (a) Was ist die von Gott festgesetzte Reihenfolge bei der Leitung durch ein Haupt? (b) Was muß ein Mann berücksichtigen, wenn seine Stellung als Haupt zum Familienglück beitragen soll?
6 Der zweite wichtige Grundsatz ist die Anerkennung der Leitung durch ein Haupt. Paulus beschrieb die richtige Reihenfolge, als er sagte: „Ich will indes, daß ihr wißt, daß das Haupt jedes Mannes der Christus ist; das Haupt einer Frau aber ist der Mann; das Haupt des Christus aber ist Gott“ (1. Korinther 11:3). Das bedeutet, daß der Mann in der Familie die Führung übernimmt, seine Frau ihn treu unterstützt und die Kinder den Eltern gehorchen (Epheser 5:22-25, 28-33; 6:1-4). Man beachte jedoch, daß die Leitung durch ein Haupt nur dann zum Glück führt, wenn sie richtig ausgeübt wird. Ehemänner, die in Gottergebenheit leben, wissen, daß ihre Stellung als Haupt nicht die eines Diktators ist. Sie ahmen Jesus als ihr Haupt nach. Obwohl Jesus das „Haupt über alle Dinge“ werden sollte, war er „nicht gekommen ..., um bedient zu werden, sondern um zu dienen“ (Epheser 1:22; Matthäus 20:28). In ähnlicher Weise hat ein christlicher Mann seine Stellung als Haupt nicht zu seinem eigenen Vorteil inne, sondern um sich um das Wohl seiner Frau und seiner Kinder zu kümmern (1. Korinther 13:4, 5).
7. Welche biblischen Grundsätze sind einer Ehefrau eine Hilfe, die ihr von Gott zugewiesene Rolle in der Familie zu übernehmen?
7 Die Ehefrau, die in Gottergebenheit lebt, konkurriert ihrerseits nicht mit ihrem Mann und versucht auch nicht, ihn zu beherrschen. Es ist eine Freude für sie, ihn zu unterstützen und mit ihm zusammenzuarbeiten. Die Bibel sagt manchmal von der Ehefrau, sie sei dem Ehemann „zu eigen“, was keinen Zweifel daran läßt, daß er ihr Haupt ist (1. Mose 20:3). Durch die Heirat kommt sie unter das „Gesetz ihres Mannes“ (Römer 7:2). Gleichzeitig wird sie in der Bibel aber auch als „Gehilfin“ und „Gegenstück“ bezeichnet (1. Mose 2:20). Sie bringt Eigenschaften und Fähigkeiten mit, an denen es ihrem Mann mangelt, und sie leistet ihm die nötige Unterstützung (Sprüche 31:10-31). Die Bibel bezeichnet die Ehefrau auch als „Mitgenossin“, die Seite an Seite mit ihrem Mann zusammenwirkt (Maleachi 2:14). Diese biblischen Grundsätze helfen dem Ehemann und der Ehefrau, die Stellung des anderen zu verstehen und sich gegenseitig mit angemessener Achtung und Würde zu behandeln.
„SCHNELL SEIN ZUM HÖREN“
8, 9. Erkläre einige Grundsätze, die allen in der Familie dienlich sind, um den Gedankenaustausch zu verbessern.
8 In diesem Buch wird oft hervorgehoben, daß Gedankenaustausch nötig ist. Warum? Weil alles besser abläuft, wenn man miteinander redet und einer dem anderen wirklich zuhört. Wiederholt wurde betont, daß Kommunikation keine Einbahnstraße ist. Der Jünger Jakobus formulierte dies wie folgt: „Jeder Mensch soll schnell sein zum Hören, langsam zum Reden“ (Jakobus 1:19).
9 Es ist auch gut, darauf zu achten, wie wir sprechen. Übereiltes, zänkisches oder sehr kritisches Reden macht keine erfolgreiche Kommunikation aus (Sprüche 15:1; 21:9; 29:11, 20). Selbst wenn das, was wir sagen, richtig ist, wird mehr Schaden als Gutes bewirkt, wenn es auf verletzende, stolze oder gefühllose Weise geäußert wird. Unsere Rede sollte geschmackvoll sein, „mit Salz gewürzt“ (Kolosser 4:6). Unsere Worte sollten wie „goldene Äpfel in Silberziselierungen“ sein (Sprüche 25:11). Familien, in denen die einzelnen lernen, gut miteinander zu reden, sind dem Glück einen großen Schritt näher gekommen.
DIE WICHTIGE ROLLE DER LIEBE
10. Welche Art der Liebe ist in der Ehe unerläßlich?
10 Das ganze Buch hindurch erscheint das Wort „Liebe“. Auf welche Art Liebe wird hauptsächlich Bezug genommen? Es stimmt, daß die erotische Liebe (griechisch: érōs) in der Ehe eine wichtige Rolle spielt, und in einer erfolgreichen Ehe entsteht auch eine tiefe Zuneigung und Freundschaft (griechisch: philía) zwischen Mann und Frau. Aber noch wichtiger ist die Liebe, die dem griechischen Wort agápē entspricht. Das ist die Liebe, die wir zu Jehova, zu Jesus und zu unserem Nächsten entwickeln (Matthäus 22:37-39). Jehova bringt diese Art der Liebe gegenüber der Menschheit zum Ausdruck (Johannes 3:16). Wie wunderbar es doch ist, daß wir unserem Ehepartner und unseren Kindern dieselbe Art Liebe erweisen können! (1. Johannes 4:19).
11. Inwiefern dient die Liebe in einer Ehe zum Guten?
11 In der Ehe ist diese erhabene Liebe wirklich „ein vollkommenes Band der Einheit“ (Kolosser 3:14). Sie bindet die Ehepartner aneinander und veranlaßt sie, für ihren Partner und für ihre Kinder das zu tun, was für sie am besten ist. Wenn Familien vor schwierigen Situationen stehen, ist ihnen die Liebe eine Hilfe, die Angelegenheiten vereint zu erledigen. Wird ein Ehepaar älter, hilft ihm die Liebe, sich gegenseitig zu unterstützen und sich weiterhin zu schätzen. „Die Liebe ... blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus ... Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles. Die Liebe versagt nie“ (1. Korinther 13:4-8).
12. Warum wird die Ehe gefestigt, wenn das Ehepaar Gott liebt?
12 Die Ehegemeinschaft ist besonders fest, wenn sie nicht nur durch die Liebe zwischen den Ehepartnern zusammengehalten wird, sondern vor allem durch die Liebe zu Jehova (Prediger 4:9-12). Warum? Nun, der Apostel Johannes schrieb: „Darin besteht die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten“ (1. Johannes 5:3). Ein Ehepaar sollte daher seine Kinder nicht nur deshalb in Gottergebenheit unterweisen, weil es sie sehr liebt, sondern auch, weil dies ein Gebot Jehovas ist (5. Mose 6:6, 7). Ehepartner sollten Unsittlichkeit nicht nur deswegen meiden, weil sie sich lieben, sondern hauptsächlich deshalb, weil sie Jehova lieben, der „Hurer und Ehebrecher richten“ wird (Hebräer 13:4). Selbst wenn ein Partner schwere Probleme in der Ehe verursacht, wird der andere aus Liebe zu Jehova weiterhin gemäß biblischen Grundsätzen handeln. Die Familien, in denen die Liebe zueinander durch die Liebe zu Jehova verstärkt ist, sind wirklich glücklich zu nennen!
DIE FAMILIE, DIE DEN WILLEN GOTTES TUT
13. Inwiefern hilft Entschlossenheit, den Willen Gottes zu tun, dem einzelnen, das Augenmerk auf die wirklich wichtigen Dinge zu richten?
13 Das ganze Leben eines Christen dreht sich darum, den Willen Gottes zu tun (Psalm 143:10). Das ist es, was Gottergebenheit eigentlich bedeutet. Gottes Willen zu tun hilft Familien, ihr Augenmerk auf die wirklich wichtigen Dinge zu richten (Philipper 1:9, 10). Jesus sagte zum Beispiel warnend: „Ich bin gekommen, um zu entzweien: einen Menschen mit seinem Vater und eine Tochter mit ihrer Mutter und eine junge Ehefrau mit ihrer Schwiegermutter. In der Tat, eines Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein“ (Matthäus 10:35, 36). Gemäß Jesu Warnung sind viele seiner Nachfolger von Familienangehörigen verfolgt worden. Welch eine traurige, schmerzliche Situation! Dennoch sollte auf Grund familiärer Bindungen unsere Liebe zu Jehova und zu Jesus Christus nicht zweitrangig werden (Matthäus 10:37-39). Wenn jemand trotz Widerstand seitens der Familie ausharrt, mögen sich die Gegner ändern, weil sie die guten Auswirkungen der Gottergebenheit erkennen (1. Korinther 7:12-16; 1. Petrus 3:1, 2). Selbst wenn es nicht dazu kommt, wird auf Dauer nichts dadurch gewonnen, daß man wegen des Widerstands aufhört, Gott zu dienen.
14. Wieso fällt es Eltern, die den Wunsch haben, Gott zu dienen, leichter, für ihre Kinder das Beste zu tun?
14 Den Willen Gottes zu tun hilft Eltern, richtige Entscheidungen zu treffen. In manchen Kulturkreisen neigen die Eltern zum Beispiel dazu, die Kinder als eine Investition zu betrachten, und sie vertrauen darauf, daß sich die Kinder im Alter um sie kümmern. Es ist zwar richtig und angebracht, daß erwachsene Kinder sich um ihre älter werdenden Eltern kümmern, aber eine solche Erwägung sollte Eltern nicht dazu bewegen, ihre Kinder auf ein materialistisches Gleis zu lenken. Eltern tun ihren Kindern keinen Gefallen, wenn sie sie so erziehen, daß sie materiellen Besitz mehr schätzen als geistige Dinge (1. Timotheus 6:9).
15. Inwiefern war Eunike, die Mutter des Timotheus, ein ausgezeichnetes Beispiel für einen Elternteil, der Gottes Willen tat?
15 Ein gutes Beispiel ist Eunike, die Mutter des Timotheus, des jungen Freundes von Paulus (2. Timotheus 1:5). Obwohl Eunike mit einem Ungläubigen verheiratet war, erzog sie Timotheus gemeinsam mit Lois, seiner Großmutter, erfolgreich dazu, einen Lauf der Gottergebenheit zu verfolgen (2. Timotheus 3:14, 15). Als Timotheus alt genug war, hielt Eunike ihn nicht davon zurück, das Elternhaus zu verlassen und als Missionargefährte des Paulus die Verkündigung des Königreiches aufzunehmen (Apostelgeschichte 16:1-5). Wie begeistert sie doch gewesen sein muß, als ihr Sohn ein hervorragender Missionar wurde! Seine Gottergebenheit, die er als Erwachsener bekundete, warf ein gutes Licht auf seine Erziehung in jungen Jahren. Gewiß erfüllte es Eunike mit Befriedigung und Freude, wenn sie Berichte über den treuen Dienst des Timotheus hörte, obwohl er ihr zu Hause vermutlich fehlte (Philipper 2:19, 20).
DIE FAMILIE UND DIE ZUKUNFT
16. Welche angemessene Sorge bekundete Jesus als Sohn, aber was war sein Hauptziel?
16 Jesus wuchs in einer gottgefälligen Familie auf, und als Erwachsener sorgte er auf eine Weise für seine Mutter, wie es von einem Sohn erwartet wird (Lukas 2:51, 52; Johannes 19:26). Jesu Hauptziel war jedoch, den Willen Gottes zu tun, und das schloß ein, daß er Menschen den Weg zu ewigem Leben eröffnete. Dies tat er, als er sein vollkommenes menschliches Leben als Lösegeld für die sündige Menschheit gab (Markus 10:45; Johannes 5:28, 29).
17. Welch herrliche Aussichten wurden durch den treuen Lauf Jesu all denen erschlossen, die Gottes Willen tun?
17 Nachdem Jesus gestorben war, auferweckte Jehova ihn zu himmlischem Leben und verlieh ihm große Gewalt, indem er ihn schließlich als König im himmlischen Königreich einsetzte (Matthäus 28:18; Römer 14:9; Offenbarung 11:15). Jesu Opfer ermöglichte es einer Anzahl Menschen, dazu auserwählt zu werden, mit ihm in diesem Königreich zu herrschen. Es öffnete auch den Weg für die übrigen aufrichtiggesinnten Menschen, sich vollkommenen Lebens auf einer Erde zu erfreuen, auf der paradiesische Zustände wiederhergestellt sein werden (Offenbarung 5:9, 10; 14:1, 4; 21:3-5; 22:1-4). Eines der größten Vorrechte, die es heute gibt, besteht darin, unseren Mitmenschen diese wunderbare gute Botschaft zu überbringen (Matthäus 24:14).
18. Welche Ermahnung und welche Ermunterung wird sowohl Familien als auch Einzelpersonen gegeben?
18 Wie der Apostel Paulus zeigte, beinhaltet ein Leben in Gottergebenheit die Verheißung, daß man jene Segnungen in dem ‘künftigen’ Leben erben kann. Eine solche Lebensweise ist gewiß die beste Art, das Glück zu finden! Man beachte: „Die Welt vergeht und ebenso ihre Begierde, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt immerdar“ (1. Johannes 2:17). Daher gilt es, den Willen Gottes zu tun — ob als Kind oder als Eltern, als Ehemann oder als Ehefrau oder als Alleinstehender mit oder ohne Kinder. Selbst wenn wir unter Belastungen stehen oder vor extremen Schwierigkeiten, dürfen wir nie vergessen, daß wir Diener des lebendigen Gottes sind. Mögen daher unsere Handlungen Jehova erfreuen (Sprüche 27:11). Und möge unser Lebenswandel für uns heute zum Glück führen und zu ewigem Leben in der kommenden neuen Welt!
-