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  • „Das kann nicht wahr sein!“
    Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist
    • „Das kann nicht wahr sein!“

      EIN New Yorker erzählt: „Jonathan, unser Sohn, war einige Kilometer weit weg zu Besuch bei Freunden. Valentina, meine Frau, sah es nicht gern, daß er dorthin fuhr. Sie hatte immer Angst wegen des Verkehrs. Aber er interessierte sich für Elektronik, und seine Freunde hatten eine Werkstatt, wo er praktische Erfahrungen sammeln konnte. Ich war zu Hause in West Manhattan. Meine Frau war auf Besuch bei ihren Angehörigen in Puerto Rico. ‚Jonathan wird bald zurück sein‘, dachte ich. Es klingelte an der Tür. ‚Das ist er sicher.‘ Er war es nicht. Es war die Polizei. ,Kennen Sie diesen Führerschein?‘ fragte der Polizeibeamte. ‚Ja, er gehört meinem Sohn Jonathan.‘ ‚Wir haben eine schlechte Nachricht für Sie. Es ist ein Unfall passiert, und . . . Ihr Sohn, . . . Ihr Sohn ist ums Leben gekommen.‘ Meine erste Reaktion war: ‚Das kann nicht wahr sein!‘ Diese Unglücksbotschaft hat unserem Herzen eine Wunde zugefügt, die heute, nach Jahren, noch nicht verheilt ist.“

      Ein Vater ist schockiert, als ein Polizist und zwei Rettungssanitäter ihm den Führerschein seines Sohnes zeigen, der gerade ums Leben gekommen ist

      „Wir haben eine schlechte Nachricht für Sie. Es ist ein Unfall passiert, und . . . Ihr Sohn, . . . Ihr Sohn ist ums Leben gekommen.“

      Ein Vater aus Barcelona (Spanien) schreibt: „Damals im Spanien der 60er Jahre waren wir eine glückliche Familie: María, meine Frau, und unsere drei Kinder, die 13, 11 und 9 Jahre alt waren: David, Paquito und Isabel.

      Als Paquito im März 1963 eines Tages aus der Schule nach Hause kam, klagte er über heftige Kopfschmerzen. Wir rätselten über die Ursache — doch nicht lange. Drei Stunden später war er tot. Eine Gehirnblutung hatte sein Leben ausgelöscht.

      Paquito starb vor über 30 Jahren. Dennoch ist der tiefe Schmerz bis heute geblieben. Wenn Eltern ein Kind verloren haben, ist es, als hätten sie ein Stück von sich selbst verloren — ganz gleich, wieviel Zeit verstreicht oder wie viele Kinder ihnen noch verbleiben.“

      Diese beiden Beispiele zeigen, welch tiefe und bleibende Wunden der Tod eines Kindes Eltern zufügen kann. Es ist so, wie ein Arzt schrieb: „Der Tod eines Kindes ist gewöhnlich tragischer und traumatischer als der Tod einer älteren Person, weil man in einer Familie am wenigsten damit rechnet, daß es stirbt. . . . Der Tod jedes Kindes bedeutet, daß Träume nicht in Erfüllung gehen, Verwandtschaftsverhältnisse [Sohn, Schwiegertochter, Enkel] und Erlebnisse . . . nicht zustande kommen.“ Und dieses Gefühl des schmerzlichen Verlusts kann auch in jeder Frau aufkommen, die ein Baby durch eine Fehlgeburt verloren hat.

      Eine Witwe berichtet: „Russell, mein Mann, hatte im Zweiten Weltkrieg als Sanitäter im pazifischen Raum gedient. Er hatte einige schreckliche Schlachten erlebt und überlebt. Er kehrte in die Vereinigten Staaten zurück und führte ein ruhigeres Leben. Später betätigte er sich als Diener des Wortes Gottes. Als er Anfang Sechzig war, stellten sich Symptome eines Herzproblems ein. Er versuchte, ein aktives Leben zu führen. Dann, im Juli 1988, erlitt er eines Tages einen schweren Herzinfarkt und starb. Der Verlust war für mich verheerend. Ich hatte mich nicht einmal von ihm verabschieden können. Er war nicht nur mein Mann gewesen. Er war mein bester Freund. Wir hatten 40 Jahre unseres Lebens miteinander geteilt. Jetzt schien es mir, als käme eine ganz besonders schlimme Einsamkeit auf mich zu.“

      Das sind nur einige der Tausende Tragödien, von denen Familien in der ganzen Welt täglich betroffen werden. Die meisten Trauernden werden sagen, daß der Tod — wenn er jemandem ein Kind, den Ehemann, die Ehefrau, die Eltern oder einen seiner Freunde raubt — tatsächlich der „letzte Feind“ ist, wie ihn der christliche Apostel Paulus nannte. Oft ist die erste natürliche Reaktion auf die Unglücksbotschaft: „Das kann nicht wahr sein! Das glaub’ ich nicht.“ Wie wir noch sehen werden, folgen oft weitere Reaktionen (1. Korinther 15:25, 26).

      Doch bevor wir die Gefühle der Trauer näher betrachten, möchten wir einige wichtige Fragen beantworten. Bedeutet der Tod das Ende für die betreffende Person? Können wir hoffen, unsere lieben Verstorbenen jemals wiederzusehen?

      Es gibt tatsächlich eine Hoffnung

      Gemäß dem Bibelschreiber Paulus besteht die Hoffnung auf eine Befreiung von diesem „letzten Feind“. Paulus schrieb: „Der Tod [wird] zunichte gemacht.“ „Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod“ (1. Korinther 15:26, Menge). Wieso konnte Paulus sich dessen so sicher sein? Weil er von jemandem belehrt worden war, der selbst von den Toten auferweckt wurde — von Jesus Christus (Apostelgeschichte 9:3-19). Deshalb konnte Paulus auch schreiben: „Denn da der Tod durch einen Menschen [Adam] gekommen ist, kommt auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen [Jesus Christus]. Denn so, wie in Adam alle sterben, so werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden“ (1. Korinther 15:21, 22).

      Als Jesus eine Witwe von Nain und ihren toten Sohn sah, wurde er tief bewegt. Die Bibel berichtet: „Als er [Jesus] sich nun dem Tor der Stadt [Nain] näherte, da, siehe, wurde ein Toter herausgetragen, der einziggezeugte Sohn seiner Mutter. Außerdem war sie eine Witwe. Auch war eine beträchtliche Volksmenge aus der Stadt bei ihr. Und als der Herr sie erblickte, wurde er von Mitleid mit ihr bewegt, und er sprach zu ihr: ,Hör auf zu weinen.‘ Darauf trat er hinzu und rührte die Bahre an, und die Träger standen still, und er sprach: ,Junger Mann, ich sage dir: Steh auf!‘ Und der Tote setzte sich auf und fing an zu reden, und er gab ihn seiner Mutter. Da wurden alle von Furcht ergriffen, und sie begannen, Gott zu verherrlichen, und sprachen: ,Ein großer Prophet ist unter uns erweckt worden‘ und: ,Gott hat seine Aufmerksamkeit seinem Volk zugewandt.‘ “ Jesus wurde so sehr von Mitleid bewegt, daß er den Sohn der Witwe auferweckte. Stellen wir uns vor, was das für die Zukunft bedeutet! (Lukas 7:12-16).

      Dort, vor vielen Augenzeugen, wirkte Jesus ein unvergeßliches Wunder — eine Auferstehung. Sie war ein Beweis für die Auferstehung, die er schon einige Zeit vor dieser Begebenheit vorhergesagt hatte — eine Wiederherstellung zum Leben auf der Erde unter einem „neuen Himmel“. Bei jener Gelegenheit hatte Jesus gesagt: „Wundert euch nicht darüber, denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden“ (Offenbarung 21:1, 3, 4; Johannes 5:28, 29; 2. Petrus 3:13).

      Petrus und einige andere der Zwölf, die Jesus jeweils auf seinen Reisen begleiteten, waren Zeugen einer weiteren Auferstehung. Am Galiläischen Meer hörten sie den auferstandenen Jesus reden. Der Bericht lautet: „Jesus sprach zu ihnen: ,Kommt her, frühstückt.‘ Keiner von den Jüngern hatte den Mut, sich bei ihm zu erkundigen: ,Wer bist du?‘, denn sie wußten, daß es der Herr war. Jesus kam und nahm das Brot und gab es ihnen und ebenso den Fisch. Das war nun das dritte Mal, daß Jesus den Jüngern erschien, nachdem er von den Toten auferweckt worden war“ (Johannes 21:12-14).

      Daher konnte Petrus mit fester Überzeugung schreiben: „Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, denn nach seiner großen Barmherzigkeit hat er uns eine neue Geburt zu einer lebendigen Hoffnung gegeben durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (1. Petrus 1:3).

      Der Apostel Paulus brachte seine untrügliche Hoffnung zum Ausdruck, als er sagte: „Ich . . . glaube [alles], was im GESETZ dargelegt ist und in den PROPHETEN geschrieben steht; und ich habe die Hoffnung zu Gott, welche diese Männer auch selbst hegen, daß es eine Auferstehung sowohl der Gerechten als auch der Ungerechten geben wird“ (Apostelgeschichte 24:14, 15).

      Millionen können daher die feste Hoffnung haben, ihre geliebten Verstorbenen eines Tages wieder lebend auf der Erde zu sehen, aber unter ganz anderen Verhältnissen. Unter welchen? Weitere Einzelheiten über die biblisch begründete Hoffnung für unsere lieben Verstorbenen werden im letzten Teil dieser Broschüre unter dem Titel „Eine sichere Hoffnung für die Toten“ behandelt.

      Doch zunächst wollen wir Fragen erörtern, die jemand haben mag, der um einen geliebten Verstorbenen trauert: Sind Gefühle der Trauer normal? Wie kann ich mit meiner Trauer leben? Wie können andere mir helfen, damit fertig zu werden? Wie kann ich Trauernden helfen? Und vor allem: Was sagt die Bibel über eine sichere Hoffnung für die Toten? Werde ich meine geliebten Verstorbenen jemals wiedersehen, und wo?

  • Sind solche Gefühle normal?
    Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist
    • Sind solche Gefühle normal?

      EIN Mann, der einen geliebten Menschen verloren hat, schreibt: „Ich bin in England aufgewachsen; mir wurde beigebracht, meine Empfindungen nicht öffentlich zu zeigen. Ich kann mich noch erinnern, daß mein Vater, ein ehemaliger Soldat, mit allem Nachdruck zu mir sagte: ‚Weine nicht!‘, wenn mir etwas weh tat. Ich kann mich nicht entsinnen, daß unsere Mutter jemals eines von uns vier Kindern küßte oder umarmte. Ich war 56, als ich meinen Vater sterben sah. Für mich war das ein enormer Verlust. Dennoch konnte ich zunächst nicht weinen.“

      In einigen Kulturen bringt man seine Gefühle offen zum Ausdruck. Ob man glücklich oder traurig ist, andere erkennen, wie einem zumute ist. In manchen Teilen der Welt dagegen, zum Beispiel in Nordeuropa und England, sind es die Menschen, besonders die Männer, gewohnt, ihre Gefühle zu verbergen, ihre Empfindungen zu unterdrücken, Haltung zu bewahren und das Herz nicht auf der Zunge zu haben. Ist es aber verkehrt, zu trauern, wenn man einen geliebten Menschen durch den Tod verloren hat? Was sagt die Bibel?

      Biblische Personen, die weinten

      Die Bibel wurde von Hebräern aus dem östlichen Mittelmeerraum geschrieben — ein Volk, das seine Gefühle nicht verbarg. Sie enthält viele Beispiele von Menschen, die ihre Trauer offen zum Ausdruck brachten. König David trauerte um seinen ermordeten Sohn Amnon. Ja, er brach „in sehr großes Weinen“ aus (2. Samuel 13:28-39). Er trauerte sogar über den Verlust seines verräterischen Sohnes Absalom, der versucht hatte, das Königtum an sich zu reißen. Der Bibelbericht lautet: „Da geriet der König [David] in Bestürzung und ging zum Dachgemach über dem Toreingang hinauf und brach in Weinen aus; und dies ist, was er im Gehen sprach: ‚Mein Sohn Absalom, mein Sohn, mein Sohn Absalom! O daß ich, ja ich, statt deiner gestorben wäre, Absalom, mein Sohn, mein Sohn!‘ “ (2. Samuel 18:33). David trauerte wie jeder andere Vater. Und wie oft haben sich Eltern schon gewünscht, sie hätten anstelle ihrer Kinder sterben können! Es scheint so unnatürlich zu sein, daß ein Kind vor seiner Mutter oder seinem Vater stirbt.

      Wie reagierte Jesus auf den Tod seines Freundes Lazarus? Er weinte, als er in die Nähe der Gruft kam (Johannes 11:30-38). Später weinte Maria Magdalene, als sie sich Jesu Grab näherte (Johannes 20:11-16). Freilich ist ein Christ, der ein Verständnis der biblischen Auferstehungshoffnung hat, nicht untröstlich wie viele, die für ihre Glaubensansichten über den Zustand der Toten keine richtige biblische Grundlage haben. Aber als ein Mensch mit normalen Empfindungen trauert ein wahrer Christ trotz der Hoffnung auf eine Auferstehung über den Verlust eines geliebten Menschen (1. Thessalonicher 4:13, 14).

      Weinen oder nicht weinen

      Wie reagieren wir heute? Findest du es schwierig oder peinlich, deine Gefühle zum Ausdruck zu bringen? Was empfehlen Berater? Ihre neuzeitlichen Ansichten sind oft nur das Echo der alten von Gott inspirierten Weisheit der Bibel. Sie sagen, wir sollten unsere Trauer zum Ausdruck bringen, nicht unterdrücken. Das erinnert uns an treue Männer der alten Zeit, wie Hiob, David und Jeremia, deren Äußerungen der Trauer in der Bibel aufgezeichnet sind. Sie unterdrückten ihre Gefühle wirklich nicht. Es ist deshalb nicht ratsam, sich von anderen Menschen abzusondern (Sprüche 18:1). Trauer wird je nach den Bräuchen und der Kultur sowie den vorherrschenden religiösen Ansichten unterschiedlich zum Ausdruck gebracht.a

      Und wenn dir zum Weinen zumute ist? Zu weinen ist eine natürliche Reaktion des Menschen. Denke nochmals an die Begebenheit, als Lazarus starb: Jesus „seufzte . . . im Geist und . . . brach in Tränen aus“ (Johannes 11:33, 35). Dadurch gab er zu verstehen, daß Weinen eine normale Reaktion auf den Tod eines geliebten Menschen ist.

      Trauernde Menschen

      Es ist normal, zu trauern und zu weinen, wenn man einen geliebten Menschen durch den Tod verloren hat

      Anne, eine Mutter, die Rachel, ihr Baby, durch den plötzlichen Kindstod (SIDS) verlor, ist dafür ein Beweis. Ihr Mann berichtet: „Überraschenderweise weinte weder Anne noch ich bei der Beerdigung. Alle weinten außer uns.“ Dann warf Anne ein: „Ja, aber ich habe für uns beide genug geweint. Ich denke, einige Wochen nach dem tragischen Vorfall kam es mir richtig zum Bewußtsein, als ich eines Tages allein zu Hause war. Ich weinte von morgens bis abends. Doch ich glaube, das half mir. Ich fühlte mich danach besser. Ich mußte über den Tod meines Babys trauern. Meiner Meinung nach sollte man Trauernde weinen lassen. Obgleich es ganz natürlich ist, daß andere sagen: ‚Weine nicht‘, hilft das nicht weiter.“

      Wie manche reagieren

      Wie reagieren manche auf den Verlust eines geliebten Menschen? Nehmen wir als Beispiel Juanita. Sie weiß, wie es ist, ein Baby zu verlieren. Sie hatte bereits fünf Fehlgeburten hinter sich und war wieder schwanger. Als sie nach einem Autounfall ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte, war sie verständlicherweise sehr beunruhigt. Zwei Wochen später setzten die Wehen ein — verfrüht. Kurz danach wurde die kleine Vanessa geboren. Sie wog nur 900 Gramm. „Ich war so aufgeregt“, erinnert sie sich. „Endlich war ich Mutter!“

      Aber ihr Glück war von kurzer Dauer. Vier Tage später starb Vanessa. Juanita sagt: „Ich fühlte mich so leer. Die Mutterschaft war mir genommen worden. Ich kam mir als nicht vollwertige Frau vor. Es war ein qualvoller Augenblick, als ich zu Hause in das Zimmer ging, das wir für Vanessa vorbereitet hatten, und die kleinen Hemdchen sah, die ich für sie gekauft hatte. In den nächsten Monaten durchlebte ich den Tag ihrer Geburt immer und immer wieder. Ich wollte mit niemandem mehr etwas zu tun haben.“

      Eine extreme Reaktion? Es mag für andere schwierig sein, dies zu verstehen, aber Frauen, die ähnliches wie Juanita durchgemacht haben, erklären, daß sie um ihr Baby genauso trauerten, wie sie um ein größeres Kind getrauert hätten. Das Kind wird, wie sie sagen, bereits lange vor der Geburt von den Eltern geliebt. Es besteht eine bestimmte Bindung zur Mutter. Wenn dieses Baby dann stirbt, hat die Mutter das Empfinden, eine richtige Person verloren zu haben. Und das sollten andere verstehen.

      Wie sich Zorn und Schuldgefühle auswirken können

      Eine andere Mutter erklärte, wie sie reagierte, als sie erfuhr, daß ihr sechsjähriger Junge, der einen angeborenen Herzfehler hatte, plötzlich gestorben war. „Ich machte die verschiedensten Reaktionen durch — Betäubtsein, Nichtwahrhabenwollen, Schuldgefühle und Zorn auf meinen Mann und auf den Arzt, weil sie den Ernst der Lage unterschätzt hatten.“

      Zorn kann also ein weiteres Symptom für Trauer sein. Vielleicht ist man über die Ärzte und Krankenschwestern zornig und denkt, sie hätten mehr für den Verstorbenen tun sollen. Oder man ist zornig über Freunde und Verwandte, die, wie es scheint, das Falsche sagen oder tun. Einige werden auf den Verstorbenen zornig, weil er ihrer Meinung nach seine Gesundheit vernachlässigt hat. Stella erzählt: „Ich erinnere mich, daß ich mich über meinen Mann ärgerte, weil ich wußte, daß es hätte anders sein können. Er war sehr krank, aber er gab nichts auf die Warnungen der Ärzte.“ Und manchmal ist man auf den Verstorbenen zornig wegen der Bürden, die sein Tod für die Hinterbliebenen mit sich bringt.

      Manche fühlen sich wegen ihres Zornes schuldig — sie machen sich Vorwürfe, weil sie ärgerlich sind. Andere geben sich selbst die Schuld am Tod ihres Angehörigen. „Er wäre nicht gestorben“, reden sie sich ein, „wenn ich nur dafür gesorgt hätte, daß er eher zum Arzt gegangen wäre.“ Oder: „. . . daß er zu einem anderen Arzt gegangen wäre.“ Oder: „. . . daß er sich mehr um seine Gesundheit gekümmert hätte.“

      Eine Mutter erinnert sich, wie sie ihr Kind im Arm hält

      Der Verlust eines Kindes führt zu einem schrecklichen Trauma — aufrichtiges Mitleid und Einfühlungsvermögen können den Eltern helfen

      Bei anderen sitzt das Schuldgefühl noch tiefer, besonders wenn der geliebte Mensch plötzlich, unerwartet gestorben ist. Sie beginnen, sich in den Sinn zurückzurufen, wann sie sich über den Verstorbenen geärgert oder sich mit ihm gestritten haben. Vielleicht denken sie auch, sie hätten sich ihm gegenüber nicht richtig verhalten. Sie quälen sich mit Gedanken darüber, was sie hätten tun sollen und was nicht.

      Die anhaltende Trauer vieler Mütter stützt die Ansicht vieler Experten, die sagen, daß der Tod eines Kindes bei den Eltern eine bleibende Lücke hinterläßt, besonders bei der Mutter.

      Wenn man den Ehegefährten verliert

      Der Verlust des Ehepartners kann zu einer anderen Art von Trauma führen, besonders wenn die beiden zusammen ein sehr aktives Leben geführt haben. Mit dem gemeinsamen Leben ist es nun zu Ende — mit den gemeinsamen Reisen, der Zusammenarbeit, der gemeinsamen Freizeitgestaltung und der gegenseitigen Abhängigkeit.

      Eunice erzählt, was geschah, als ihr Mann plötzlich an einem Herzinfarkt starb. „In der ersten Woche fühlte ich mich innerlich leer und war wie empfindungslos, so als ob bei mir nichts mehr funktionierte. Ich konnte nicht einmal mehr schmecken oder riechen. Unabhängig davon war ich weiterhin in der Lage, logisch zu denken. Da ich dabei war, als man versuchte, meinen Mann durch eine Herz-Lungen-Wiederbelebung zu retten, traten bei mir die üblichen Erscheinungen des Nichtwahrhabenwollens nicht auf. Trotzdem überkam mich ein Gefühl völliger Hilflosigkeit; mir war, als sähe ich ein Auto über den Rand eines Abgrundes fahren, und ich konnte es nicht aufhalten.“

      Weinte sie? „Natürlich weinte ich, besonders wenn ich die Hunderte von Beileidskarten las, die ich bekam. Ich weinte bei jeder. Das half mir, den Rest des Tages zu überstehen. Aber die so oft gestellte Frage, wie es mir gehe, war mir keine Hilfe. Ich fühlte mich einfach miserabel.“

      Was half Eunice, ihre Trauer durchzustehen? „Ohne mir dessen bewußt zu sein, faßte ich den Entschluß, einfach weiterzuleben“, sagt sie. „Was mir aber immer noch weh tut, ist der Gedanke, daß mein Mann, der das Leben so sehr geliebt hat, nicht mehr da ist, um sich daran zu erfreuen.“

      „Laß dir von anderen keine Vorschriften machen“

      Die Autoren des Buches Leavetaking—When and How to Say Goodbye geben folgenden Rat: „Man sollte sich von anderen nicht vorschreiben lassen, wie man handeln oder empfinden sollte. Der Prozeß des Trauerns vollzieht sich bei jedem Menschen anders. Manche mögen denken — und vielleicht sagen sie dir auch, was sie denken —, du würdest zuviel oder nicht genug trauern. Vergib ihnen, und vergiß es. Wenn du dich von anderen oder von der Gesellschaft als Ganzem in eine von ihr entworfene Form pressen läßt, beeinträchtigst du die Wiederherstellung deiner seelischen Gesundheit.“

      Natürlich versucht jeder auf seine Art, mit der Trauer fertig zu werden. Wir sagen nicht, daß die eine Art für jeden unbedingt besser ist als eine andere. Die Gefahr besteht jedoch, daß es zu einer Stagnation kommt und der Trauernde nicht mehr in der Lage ist, sich mit der Realität seiner Situation abzufinden. In diesem Fall ist die Hilfe mitfühlender Freunde nötig. Die Bibel sagt: „Ein wahrer Gefährte liebt allezeit und ist ein Bruder, der für die Zeit der Bedrängnis geboren ist.“ Scheue dich also nicht, Hilfe zu suchen, um zu reden und zu weinen (Sprüche 17:17).

      Trauer ist eine normale Reaktion auf einen Verlust, und es ist nicht verkehrt, anderen zu zeigen, daß man trauert. In Verbindung damit gibt es indes noch weitere Fragen, die beantwortet werden müssen, zum Beispiel: „Wie kann ich mit meiner Trauer leben? Ist es normal, Schuldgefühle zu haben und zornig zu sein? Wie soll ich mit diesen Reaktionen umgehen? Was kann mir helfen, den Verlust und die Trauer zu durchleben?“ Im nächsten Teil werden diese und andere Fragen beantwortet.

      a Die Yoruba in Nigeria beispielsweise glauben traditionsgemäß an die Reinkarnation. Wenn eine Mutter ein Kind verliert, macht sie nur eine kurze Zeit heftiger Trauer durch. Die Yoruba haben folgendes Sprichwort: „Das Wasser ist verschüttet, aber der Flaschenkürbis ist nicht zerbrochen.“ Das bedeutet gemäß den Yoruba, daß der mit Wasser gefüllte Flaschenkürbis, die Mutter, ein weiteres Kind austragen kann — vielleicht eine Reinkarnation des verstorbenen. Jehovas Zeugen halten nicht an Traditionen fest, die auf Aberglauben beruhen und denen die irrige unbiblische Ansicht von der Unsterblichkeit der Seele und der Reinkarnation zugrunde liegt (Prediger 9:5, 10; Hesekiel 18:4, 20).

      Fragen zum Nachdenken

      • Inwiefern wird die Trauer bei manchen Menschen von ihrer Kultur beeinflußt?

      • Welche Beispiele enthält die Bibel von Personen, die offen getrauert haben?

      • Wie haben manche auf den Verlust eines geliebten Menschen reagiert? Wie hast du in ähnlichen Situationen reagiert?

      • Wieso trifft einen der Verlust des Ehegefährten besonders hart?

      • Wie vollzieht sich der Prozeß des Trauerns? Ist es verkehrt zu trauern?

      • Wodurch zeichnet sich der Prozeß des Trauerns aus? (Siehe Kasten auf Seite 9.)

      • Wie wirkt sich der Verlust eines Kindes durch den plötzlichen Kindstod auf die Eltern aus? (Siehe Kasten auf Seite 12.)

      • Wie reagieren viele Mütter auf eine Fehlgeburt oder eine Totgeburt? (Siehe Kasten auf Seite 10.)

      Der Prozeß des Trauerns

      Mit dem Wort „Prozeß“ soll nicht gesagt werden, daß die Trauer nach einem festen Schema oder Programm verläuft. Trauerreaktionen sind von Fall zu Fall verschieden; sie können sich überschneiden und unterschiedlich lang andauern. Die angeführte Liste ist nicht vollständig. Es können sich auch andere Reaktionen einstellen. Nachstehend sind einige Symptome erwähnt, die sich zeigen können:

      Erste Reaktionen: Schock; Nichtwahrhabenwollen; Betäubtsein; Schuldgefühle; Zorn.

      Die akute Trauer kann folgendes einschließen: Gedächtnisverlust und Schlaflosigkeit; Übermüdung; plötzliche Stimmungsschwankungen; Fehlurteile und Fehleinschätzungen; Weinkrämpfe; Veränderung des Appetits mit Gewichtszunahme oder -abnahme; verschiedene Symptome für gesundheitliche Störungen; Teilnahmslosigkeit; verminderte Arbeitsfähigkeit; Halluzinationen, das heißt den Verstorbenen fühlen, hören oder sehen; unvernünftiger Groll auf den Ehepartner, bei dem Verlust eines Kindes.

      Die Phase des Sichabfindens: Mit Sehnsucht einhergehende Traurigkeit; überwiegend angenehme Erinnerungen an den Verstorbenen, zuweilen sogar mit Humor gefärbt.

      Die Trauer von Müttern nach einer Fehl- oder einer Totgeburt

      Monna, die bereits mehrere Kinder hatte, sah der Geburt ihres nächsten Sprößlings mit freudiger Erwartung entgegen. Vor der Geburt spielte sie mit ihm, sprach mit ihm und träumte von ihm.

      Die Bindung zwischen der Mutter und dem ungeborenen Kind war stark. Sie sagt: „Rachel Anne war ein Baby, das so kräftig gegen meinen Bauch trat, daß mir Bücher hinunterrutschten, und das mich nachts wach hielt. Ich kann mich noch an die ersten leichten Stöße erinnern — zaghafte, liebevolle Stupser. Immer wenn sie sich bewegte, wurde ich von Liebe erfüllt. Ich kannte sie so gut, daß ich wußte, wann sie Schmerzen hatte, wann es ihr schlechtging.“

      Monna erzählt weiter: „Der Arzt wollte mir nicht glauben, bis es zu spät war. Er sagte, ich solle mir keine Sorgen machen. Ich glaube, ich spürte, wie sie starb. Sie drehte sich plötzlich mit aller Kraft um. Am nächsten Tag war sie tot.“

      Monnas Erlebnis ist kein Einzelfall. Die Autorinnen R. Friedman und B. Gradstein schreiben in ihrem Buch Surviving Pregnancy Loss (Eine Fehlgeburt verwinden), daß allein in den Vereinigten Staaten jährlich rund eine Million Schwangere ihr Kind verlieren. Weltweit ist die Zahl natürlich weit größer.

      Oft erkennen andere nicht, daß eine Fehl- oder eine Totgeburt für eine Frau etwas äußerst Tragisches ist und daß sie trauert — vielleicht ihr Leben lang. Veronica aus New York zum Beispiel, die nun die Fünfzig überschritten hat, denkt immer noch an ihre Fehlgeburten, besonders an das totgeborene Baby, das bis zum neunten Monat lebte und bei der Geburt 12 Pfund wog. Mindestens zwei Wochen lang trug sie es tot im Leib. Sie sagt: „Ein totes Baby zur Welt zu bringen ist für eine Mutter etwas Schreckliches.“

      Die Reaktionen solcher verzweifelten Mütter werden selbst von anderen Frauen nicht immer verstanden. Eine Frau, die ihr Kind durch eine Fehlgeburt verloren hat, schreibt: „Ich lernte auf schmerzliche Weise, daß ich, ehe dies geschah, keine Ahnung hatte, was meine Freundinnen durchgemacht hatten. Ich war ihnen gegenüber so gefühllos, wie es nach meinem Empfinden andere Leute jetzt mir gegenüber sind.“

      Ein trauerndes Ehepaar hält sich im Arm

      Ein weiteres Problem für die trauernde Mutter ist der Eindruck, daß ihr Mann den Verlust nicht so empfindet wie sie. Eine Frau erzählt: „Damals war ich von meinem Mann tief enttäuscht. Er verhielt sich so, als ob ich gar nicht schwanger gewesen wäre. Er konnte nicht nachfühlen, welches Leid ich durchlitt. Er hatte sehr viel Verständnis für meine Ängste, aber nicht für meine Trauer.“

      Diese Reaktion ist für einen Ehemann vielleicht natürlich — er hat nicht wie seine schwangere Frau die körperliche und emotionelle Bindung zu dem Kind. Dennoch leidet er unter dem Verlust. Es ist für den Mann und die Frau wichtig, zu erkennen, daß sie gemeinsam leiden, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Sie sollten ihren Kummer teilen. Wenn der Mann seinen Kummer verbirgt, hält seine Frau ihn womöglich für gefühllos. Weint daher gemeinsam, und tauscht Gedanken und Zärtlichkeiten aus. Gebt zu erkennen, daß ihr einander braucht wie nie zuvor. Ja, ihr Ehemänner, bekundet Mitgefühl.

      Der plötzliche Kindstod — Die Trauer durchstehen

      Der plötzliche Tod eines Babys ist eine verheerende Tragödie. Ein offenbar normales, gesundes Baby wacht nicht mehr auf. Es ist etwas völlig Unerwartetes, denn wer rechnet schon damit, daß ein Kind eher als seine Eltern stirbt? Ein Baby, das von seiner Mutter mit endloser Liebe überschüttet worden ist, gibt der Mutter plötzlich Anlaß zu endloser Trauer.

      Schuldgefühle werden übermächtig. Die Eltern fühlen sich für den Tod verantwortlich, als hätten sie das Kind vernachlässigt. Sie fragen sich: „Was hätten wir dagegen tun können?“b Mitunter mag der Vater unbegründeterweise und unbewußt sogar seiner Frau die Schuld geben. Als er zur Arbeit ging, war das Baby lebendig und gesund. Als er nach Hause kam, war es in seinem Bettchen gestorben. Was war mit seiner Frau? Wo war sie zu der Zeit? Diese quälenden Fragen müssen geklärt werden, damit die Ehe nicht belastet wird.

      Unvorhergesehene und unvorherzusehende Umstände verursachten die Tragödie. In der Bibel heißt es: „Ich wandte mich, um unter der Sonne zu sehen, daß nicht den Schnellen der Wettlauf gehört noch den Starken die Schlacht, noch auch den Weisen die Speise, noch auch den Verständigen der Reichtum, noch selbst denen, die Kenntnisse haben, die Gunst, denn Zeit und unvorhergesehenes Geschehen trifft sie alle“ (Prediger 9:11).

      Wie können andere helfen, wenn eine Familie ein Baby auf diese Weise verliert? Eine betroffene Mutter antwortet: „Eine Freundin kam und putzte unsere Wohnung, ohne daß ich ein Wort zu sagen brauchte. Andere bereiteten Mahlzeiten für uns zu. Einige halfen mir einfach, indem sie mich umarmten — keine Worte, nur eine Umarmung. Ich wollte nicht reden. Ich wollte nicht immer und immer wieder erklären, was geschehen war. Ich wollte keine neugierigen Fragen hören, als hätte ich etwas zu tun versäumt. Ich war die Mutter; ich hätte alles Erdenkliche getan, um mein Baby zu retten.“

      b Vom plötzlichen Kindstod (SIDS) spricht man, wenn gesunde Babys im Alter von einem bis sechs Monaten plötzlich, ohne erklärliche Ursache sterben. Man nimmt an, daß die Möglichkeit vermieden werden könnte, wenn das Baby zum Schlafen auf den Rücken oder auf die Seite, nicht mit dem Gesicht nach unten hingelegt würde. Doch die Lage beim Schlafen wird den plötzlichen Kindstod nicht in jedem Fall verhindern.

  • Wie kann ich mit meiner Trauer leben?
    Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist
    • Wie kann ich mit meiner Trauer leben?

      „ICH war der Meinung, meine Gefühle unterdrücken zu müssen“, erklärt Mike, wenn er vom Tod seines Vaters spricht. Seine Trauer zu unterdrücken war in seinen Augen ein Zeichen von Männlichkeit. Später erkannte er jedoch, daß er im Irrtum war. Als daher sein Freund den Großvater verlor, wußte Mike, was er zu tun hatte. Er sagt: „Vor einigen Jahren hätte ich ihm auf die Schulter geklopft und ihn aufgefordert: ‚Sei ein Mann!‘ Aber nun faßte ich ihn am Arm und sagte: ‚Gib dich, wie dir zumute ist. Das wird dir helfen, damit fertig zu werden. Wenn du möchtest, daß ich gehe, dann gehe ich. Wenn du möchtest, daß ich bleibe, dann bleibe ich. Aber hab keine Hemmungen, deine Gefühle zu zeigen.‘ “

      Auch MaryAnne meinte, nachdem ihr Mann gestorben war, sie müsse ihre Gefühle unterdrücken. „Ich war so sehr darum besorgt, anderen ein gutes Beispiel zu geben“, erinnert sie sich, „daß ich meine wahren Gefühle verbarg. Aber schließlich merkte ich, daß es mir nicht weiterhalf, für andere eine Kraftquelle sein zu wollen. Ich analysierte meine Situation und sagte mir: ‚Weine, wenn du weinen mußt! Versuche nicht, zu stark zu sein! Befreie dein Inneres!‘ “

      Mikes und MaryAnnes Rat lautet daher: Durchlebe die Trauer! Und sie haben recht. Warum? Weil Trauern nötig ist, um von den Gefühlen frei zu werden. Es kann den Druck erleichtern, wenn man seinen Gefühlen Luft macht. Wenn die natürlichen Gefühlsäußerungen mit dem Wissen um die Trauer verbunden sind, helfen sie dem Betreffenden, seine Gefühle in der richtigen Perspektive zu sehen.

      Natürlich äußert sich die Trauer nicht bei jedem gleich. Außerdem spielt es für die emotionale Reaktion der Hinterbliebenen eine Rolle, ob der Tod plötzlich oder nach langer Krankheit eingetreten ist. Aber eines scheint sicher zu sein: Die Gefühle zu unterdrücken kann sowohl in physischer als auch in emotionaler Hinsicht schaden. Es ist viel heilsamer, die Trauer zu durchleben. Aber wie? Die Bibel enthält einige praktische Ratschläge.

      Die Trauer durchleben — Wie?

      Reden kann befreien. Nach dem Tod seiner zehn Kinder sowie einigen anderen tragischen Erlebnissen sagte der Patriarch Hiob: „Meine Seele empfindet bestimmt Ekel vor meinem Leben. Ich will meiner Besorgnis um mich freien Lauf lassen [hebräisch: „loslassen“]. Ich will in der Bitterkeit meiner Seele reden!“ (Hiob 1:2, 18, 19; 10:1). Hiob konnte seine Besorgnis nicht länger zurückhalten. Er mußte ihr freien Lauf lassen; er mußte „reden“. Etwas Ähnliches schrieb der englische Dramatiker Shakespeare in Macbeth: „Gib Worte deinem Schmerz; Gram, der nicht spricht, preßt das beladne Herz, bis daß es bricht.“

      Mit einem „wahren Gefährten“, der geduldig und mitfühlend zuhört, über seine Gefühle zu sprechen kann ein gewisses Maß an Erleichterung mit sich bringen (Sprüche 17:17). Wenn man Erfahrungen und Gefühle in Worte kleidet, kann man sie besser verstehen und eher damit fertig werden. Und sofern der Zuhörer selbst einen geliebten Menschen verloren hat und den Verlust erfolgreich überwunden hat, erhältst du vielleicht einige praktische Anregungen, die dir helfen, deinen Kummer zu bewältigen. Eine Mutter erklärte, warum ihr nach dem Tod ihres Kindes das Gespräch mit einer Frau, die in einer ähnlichen Lage war, geholfen hatte: „Zu wissen, daß jemand anders das gleiche durchgemacht und es unversehrt überlebt hat, ja daß er immer noch lebt und ein einigermaßen normales Leben führt, gab mir sehr viel Kraft.“

      Eine trauernde Frau schreibt ihre Gefühle auf

      Seine Gefühle niederzuschreiben kann einem helfen, der Trauer Ausdruck zu verleihen, wie es auch verschiedene biblische Beispiele zeigen

      Was aber, wenn dir nicht danach ist, über deine Gefühle zu sprechen? Nach dem Tod Sauls und Jonathans verfaßte David ein sehr gefühlvolles Totenklagelied, in dem er seine Trauer zum Ausdruck brachte. Dieses Klagelied wurde schließlich ein Bestandteil des zweiten Buches Samuel (2. Samuel 1:17-27; 2. Chronika 35:25). Einigen fällt es offensichtlich leichter, das, was sie bewegt, zu Papier zu bringen. Eine Witwe berichtete, daß sie ihre Gefühle niederschrieb und dann Tage später las, was sie geschrieben hatte. Sie fühlte sich dadurch erleichtert.

      Deine Gefühle mitzuteilen — ob mündlich oder schriftlich — kann dir helfen, mit deiner Trauer zu leben. Es kann auch dazu beitragen, Mißverständnisse zu beseitigen. Eine leidtragende Mutter erzählt: „Mein Mann und ich hörten, daß sich Ehepaare scheiden ließen, nachdem ein Kind gestorben war, und wir wollten nicht, daß es uns genauso erging. Immer wenn wir ärgerlich waren und uns gegenseitig Vorwürfe machen wollten, sprachen wir uns aus. Ich denke, wir sind dadurch zusammengewachsen.“ Wenn du über deine Gefühle redest, mag dir das erkennen helfen, daß andere — obwohl ihr den gleichen Verlust erlitten haben mögt — vielleicht anders trauern, was die Dauer und die Art der Trauer anbelangt.

      Etwas anderes, was das Durchleben der Trauer erleichtern kann, ist Weinen. Es gibt „eine Zeit zum Weinen“, sagt die Bibel (Prediger 3:1, 4). Bestimmt führt der Tod eines geliebten Menschen eine solche Zeit herbei. Das Vergießen von Tränen der Trauer scheint ein notwendiger Bestandteil des Heilungsprozesses zu sein.

      Eine junge Frau erklärt, wie ihr eine vertraute Freundin geholfen hat, mit dem Tod ihrer Mutter fertig zu werden. Sie erinnert sich: „Meine Freundin war immer für mich da. Sie weinte mit mir. Sie sprach mit mir. Ich konnte meine Gefühle ganz offen zeigen, und das war für mich wichtig. Ich brauchte mich nicht zu genieren, wenn mir die Tränen kamen.“ (Siehe Römer 12:15.) Auch du brauchst dich nicht zu schämen, wenn du weinen mußt. Wie wir gesehen haben, enthält die Bibel viele Beispiele von gottesfürchtigen Männern und Frauen — zu denen auch Jesus Christus gehörte —, die ganz offen Tränen vergossen und sich deswegen nicht schämten (1. Mose 50:3; 2. Samuel 1:11, 12; Johannes 11:33, 35).

      Trauernde Menschen werden von anderen getröstet

      In jeder Kultur schätzen es Trauernde, getröstet zu werden

      Vielleicht stellst du fest, daß deine Gefühle eine Zeitlang etwas unberechenbar sind. Die Tränen mögen dir ohne Vorwarnung kommen. Eine Witwe brach oft in Tränen aus, wenn sie in einem Supermarkt einkaufte (in den sie häufig mit ihrem Mann gegangen war) und aus lauter Gewohnheit nach etwas griff, was er besonders bevorzugt hatte. Sei geduldig mit dir selbst. Denke nicht, du müßtest die Tränen zurückhalten. Vergiß nicht, daß sie ein natürlicher und notwendiger Bestandteil des Trauerns sind.

      Mit Schuldgefühlen fertig werden

      Wie bereits erwähnt, haben einige nach dem Tod eines geliebten Menschen Schuldgefühle. Das erklärt vielleicht die heftige Trauer, die der gottesfürchtige Jakob empfand, als man ihn glauben machte, daß sein Sohn Joseph von einem „bösartigen wilden Tier“ getötet worden sei. Jakob hatte Joseph selbst zu dessen Brüdern geschickt, um sich nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen. Wahrscheinlich wurde Jakob deswegen von Schuldgefühlen geplagt; er fragte sich möglicherweise: „Warum sandte ich Joseph allein weg? Warum schickte ich ihn in eine Gegend, in der es von wilden Tieren wimmelt?“ (1. Mose 37:33-35).

      Vielleicht meinst du, irgendein Versäumnis deinerseits habe zum Tod deines lieben Angehörigen beigetragen. Zu erkennen, daß es ganz normal ist, Schuldgefühle — begründete oder unbegründete — zu haben, kann an sich schon eine Hilfe sein. Und auch hier gilt es wieder, solche Gefühle nicht für sich zu behalten. Darüber zu sprechen, wie schuldig man sich fühlt, kann eine große Erleichterung bedeuten.

      Sei dir jedoch bewußt, daß wir — ganz gleich, wie sehr wir jemand lieben — keine Macht über sein Leben haben. Auch können wir nichts daran ändern, daß „Zeit und unvorhergesehenes Geschehen“ diejenigen trifft, die wir lieben (Prediger 9:11). Außerdem hattest du bestimmt keine schlechten Beweggründe. Oder hattest du zum Beispiel damit, daß du nicht eher einen Arzttermin ausmachtest, beabsichtigt, daß der geliebte Mensch krank wurde und starb? Natürlich nicht. Bist du dann wirklich schuld daran, daß er starb? Nein.

      Eine Mutter lernte, ihr Schuldgefühl zu bewältigen, nachdem ihre Tochter bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Sie erklärt: „Ich fühlte mich schuldig, weil ich sie weggeschickt hatte. Aber allmählich wurde mir bewußt, daß es lächerlich ist, so zu denken. Es war nicht verkehrt, daß ich sie mit ihrem Vater wegschickte, um etwas zu erledigen. Es war einfach ein schrecklicher Unfall.“

      „Aber es gibt so vieles, was ich gern gesagt oder getan hätte“, klagst du vielleicht. Doch wer kann schon von sich sagen, daß er als Vater, Mutter oder Kind vollkommen ist? Die Bibel gibt zu bedenken: „Wir alle straucheln oft. Wer nicht im Wort strauchelt, der ist ein vollkommener Mann“ (Jakobus 3:2; Römer 5:12). Akzeptiere daher die Tatsache, daß du nicht vollkommen bist. Dadurch, daß du ständig dem Gedanken nachhängst: „Hätte ich doch nur . . .“, ändert sich nichts, aber es dauert wahrscheinlich länger, bis du dich wieder erholt hast.

      Wenn du der Meinung bist, daß die Schuld echt und nicht bloß eingebildet ist, dann denke an das, was am wichtigsten ist, wenn es darum geht, mit einem Schuldgefühl fertig zu werden — Gottes Vergebung. Die Bibel versichert uns: „Wären Vergehungen das, worauf du achtest, o Jah, o Jehova, wer könnte bestehen? Denn bei dir ist die wahre Vergebung“ (Psalm 130:3, 4). Du kannst das Rad der Zeit nicht zurückdrehen und noch einmal von vorn anfangen. Aber du kannst Gott darum bitten, dir Fehler, die du früher begangen hast, zu vergeben. Wenn Gott verspricht, Fehler auszulöschen, solltest du dann dir selbst nicht auch vergeben? (Sprüche 28:13; 1. Johannes 1:9).

      Mit Zorn fertig werden

      Bist du etwa zornig auf Ärzte, Krankenschwestern, Freunde oder sogar auf den Verstorbenen? Sei dir darüber im klaren, daß auch das eine übliche Reaktion auf den Verlust ist. Vielleicht ist dein Zorn eine Begleiterscheinung deines Schmerzes. Ein Autor schrieb: „Nur dadurch, daß man sich des Zornes bewußt wird — nicht indem man ihn an anderen ausläßt, sondern sich über dieses Gefühl im klaren ist —, kann man sich von seiner zerstörerischen Wirkung befreien.“

      Dem Zorn Luft zu machen kann allerdings eine Hilfe sein. Wie? Sicher nicht durch unbeherrschte Wutausbrüche. Die Bibel weist warnend darauf hin, daß länger anhaltender Zorn gefährlich ist (Sprüche 14:29, 30). Aber es tröstet dich vielleicht, mit einem verständnisvollen Freund darüber zu sprechen. Andere finden eine anstrengende sportliche Betätigung als hilfreich, Zorn zu bewältigen. (Siehe auch Epheser 4:25, 26.)

      So gut es ist, in bezug auf Gefühle offen und ehrlich zu sein, ist doch ein Wort der Vorsicht am Platz. Es besteht ein großer Unterschied darin, sich über Gefühle zu äußern oder sie an anderen auszulassen. Man sollte anderen nicht vorwerfen, sie hätten den Zorn und die Frustration verursacht. Man sollte sich also davor hüten, aggressiv zu werden, wenn man über seine Gefühle spricht (Sprüche 18:21). Auf eine weitere hervorragende Hilfe, die Trauer zu überwinden, werden wir im nachstehenden eingehen.

      Hilfe von Gott

      Die Bibel gibt uns die Zusicherung: „Jehova ist nahe denen, die gebrochenen Herzens sind; und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er“ (Psalm 34:18). Ja, ein Verhältnis zu Gott kann dir besser als alles andere helfen, mit dem Tod eines geliebten Menschen fertig zu werden. Wie? Alle bisher gegebenen praktischen Anregungen stützen sich auf Gottes Wort, die Bibel. Sie anzuwenden kann dir helfen, mit dem Verlust fertig zu werden.

      Außerdem sollte der Wert des Gebets nicht unterschätzt werden. Die Bibel fordert uns auf: „Wirf deine Bürde auf Jehova, und er selbst wird dich stützen“ (Psalm 55:22). Wenn es, wie bereits erwähnt, schon guttut, mit einem mitfühlenden Freund über seine Gefühle zu reden, wieviel mehr wird es dann helfen, dem „Gott allen Trostes“ sein Herz auszuschütten! (2. Korinther 1:3).

      Es ist nicht so, daß das Gebet lediglich bewirkt, daß man sich besser fühlt. Der „Hörer des Gebets“ hat verheißen, seinen Dienern heiligen Geist zu geben, sofern sie ihn aufrichtig darum bitten (Psalm 65:2; Lukas 11:13). Und Gottes heiliger Geist, das heißt seine wirksame Kraft, kann uns Tag für Tag „Kraft [geben], die über das Normale hinausgeht“ (2. Korinther 4:7). Vergessen wir nicht, daß Gott in der Lage ist, seinen treuen Dienern zu helfen, all ihren Problemen standzuhalten.

      Eine Frau, der ein Kind gestorben ist, erinnert sich, wie die Kraft des Gebets ihr und ihrem Mann geholfen hat, mit dem Verlust fertig zu werden. „Wenn wir abends zu Hause waren und der Kummer uns zu überwältigen drohte, beteten wir laut zusammen“, erzählt sie. Mußten wir etwas zum erstenmal ohne sie tun — die erste Zusammenkunft der Versammlung besuchen oder den ersten Kongreß —, so beteten wir um Kraft. Wenn wir am Morgen aufstanden und uns die Wirklichkeit untragbar erschien, beteten wir zu Jehova um Hilfe. Aus irgendeinem Grund war es für mich tatsächlich jedesmal ein Trauma, allein die Wohnung zu betreten. Deshalb betete ich jedesmal, wenn ich allein nach Hause kam, Jehova möge mir helfen, die Fassung zu bewahren.“ Diese gläubige Frau ist mit Recht fest davon überzeugt, daß diese Gebete ihr viel geholfen haben. Auch du wirst die Erfahrung machen, daß durch dein beharrliches Beten ‘der Frieden Gottes, der alles Denken übertrifft, dein Herz und deine Denkkraft durch Christus Jesus behüten wird’ (Philipper 4:6, 7; Römer 12:12).

      Die Hilfe, die Gott uns zuteil werden läßt, kann sehr viel bewirken. Der christliche Apostel Paulus erklärte, daß Gott „uns tröstet in all unserer Drangsal, damit wir die, die in allerlei Drangsal sind, zu trösten vermögen“. Diese göttliche Hilfe nimmt zwar den Schmerz nicht weg, doch sie kann ihn lindern. Das bedeutet nicht, daß du nicht mehr weinen oder den Verstorbenen vergessen wirst. Aber du kannst mit dem Verlust eher fertig werden. Und was du durchmachst, bis du diesen Punkt erreichst, kann dazu beitragen, daß du verständnisvoller und mitfühlender wirst, wenn du anderen hilfst, einen ähnlichen Verlust zu verkraften (2. Korinther 1:4).

      Fragen zum Nachdenken

      • Warum ist es wichtig, die Trauer zu durchleben?

      • Wie kannst du deine Trauer überwinden?

      • Inwiefern kann uns die Bibel helfen, von Schuldgefühlen und Zorn frei zu werden?

      • Auf welche Weise kann dir ein Verhältnis zu Gott helfen, mit dem Tod eines geliebten Menschen fertig zu werden?

      • Welche praktischen Anregungen zur Überwindung der Trauer werden gegeben?

      Einige praktische Anregungen

      Vertraue auf Freunde: Nimm die Hilfe, die dir andere anbieten, ruhig an, sofern du wirklich Hilfe brauchst. Habe Verständnis dafür, daß das für sie eine Möglichkeit ist, ihr Mitgefühl zu zeigen; vielleicht finden sie nicht die richtigen Worte (Sprüche 18:24).

      Achte auf deine Gesundheit: Die Trauer kann, besonders am Anfang, an deinen Kräften zehren. Dein Körper braucht mehr denn je genügend Ruhe, gesunde Betätigung und die richtige Nahrung. Es mag auch gut sein, regelmäßig den Hausarzt aufzusuchen.

      Schiebe größere Entscheidungen hinaus: Warte, wenn irgend möglich, einige Zeit, bis du wieder klarer denken kannst, ehe du dich entschließt, dein Haus zu verkaufen oder den Arbeitsplatz zu wechseln (Sprüche 21:5). Eine Witwe erinnerte sich, daß sie einige Tage nach dem Tod ihres Mannes viele seiner persönlichen Sachen weggab. Später merkte sie, daß darunter einige ihr lieb gewordene Andenken waren.

      Hab Geduld mit dir: Die Trauer hält oft länger an, als die meisten Menschen wahrhaben wollen. Bestimmte Tage im Jahr, die einen an den geliebten Verstorbenen erinnern, mögen den Schmerz wiederaufleben lassen. Besondere Bilder, Lieder oder sogar Gerüche können Tränen hervorrufen. In einer wissenschaftlichen Studie wird der Prozeß des Trauerns wie folgt geschildert: „Der Trauernde fällt mitunter drastisch und unvermittelt von einem Gemütszustand in einen anderen; einmal verdrängt er Erinnerungen an den Verstorbenen für längere Zeit, und dann gräbt er sie bewußt wieder hervor.“ Behalte Jehovas kostbare Verheißungen im Sinn (Philipper 4:8, 9).

      Sei nachsichtig mit anderen: Versuche, mit anderen geduldig zu sein. Sei dir darüber im klaren, daß die Situation für sie peinlich ist. Weil sie nicht wissen, was sie sagen sollen, sagen sie vielleicht etwas Verkehrtes (Kolosser 3:12, 13).

      Sei vorsichtig mit dem Gebrauch von Medikamenten oder Alkohol, um mit deiner Trauer fertig zu werden: Jede Erleichterung, die Medikamente oder Alkohol bietet, ist höchstens von vorübergehender Wirkung. Medikamente sollten nur unter der Aufsicht eines Arztes genommen werden. Man sollte jedoch vorsichtig sein, denn viele Mittel machen süchtig. Davon abgesehen können sie den Prozeß in die Länge ziehen. Ein Pathologe schreibt warnend: „Das tragische Geschehen muß durchgestanden, durchlitten und schließlich mit dem Verstand verarbeitet werden. Dies unnötig zu verzögern, indem man den Betreffenden mit Medikamenten betäubt, kann den Prozeß in die Länge ziehen oder verzerren.“ Bleibende Erleichterung wird durch das Nachsinnen über Jehovas großartige Verheißungen bewirkt (Psalm 1:2; 119:97).

      Kehre zu deiner alltäglichen Beschäftigung zurück: Du mußt dich vielleicht zunächst zwingen, zur Arbeit zu gehen, Einkäufe zu machen oder dich um andere Angelegenheiten zu kümmern. Aber du wirst feststellen, daß das normale Alltagsleben dir gut bekommt. Bleibe beschäftigt im christlichen Werk. (Vergleiche 1. Korinther 15:58.)

      Fürchte dich nicht, deine tiefe Trauer zu überwinden: So seltsam es auch erscheinen mag, aber einige Leidtragende fürchten sich, ihre Trauer zu überwinden, in der Meinung, sie könnten den Eindruck erwecken, daß ihre Liebe zu dem Verstorbenen geschwunden sei. Das ist jedoch nicht der Fall. Dadurch, daß man den Schmerz überwindet, macht man den Weg frei für wertvolle Erinnerungen, die unvergänglich sind (Prediger 3:1, 4).

      Sei nicht übermäßig besorgt: Du machst dir womöglich Gedanken darüber, was nun aus dir werden soll. Die Bibel rät uns, uns nur um das Heute zu kümmern. „Es hilft mir wirklich, von einem Tag zum anderen zu leben“, erklärte eine Witwe. Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Macht euch also niemals Sorgen um den nächsten Tag, denn der nächste Tag wird seine eigenen Sorgen haben“ (Matthäus 6:25-34).

  • Wie können andere helfen?
    Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist
    • Wie können andere helfen?

      „WENN ich irgend etwas für dich tun kann, sag mir bitte Bescheid.“ Dazu fordern viele von uns einen Freund oder Verwandten auf, dem gerade ein geliebter Mensch gestorben ist. Wir meinen es auch ernst. Wir würden alles tun, um ihm zu helfen. Wird uns der Hinterbliebene aber je anrufen und sagen: „Ich denke an etwas, wobei du mir helfen könntest.“? Wahrscheinlich nicht. Wir müssen die Initiative ergreifen, wenn wir einem Trauernden wirklich beistehen und ihn trösten möchten.

      Die Bibel sagt: „Wie goldene Äpfel in Silberziselierungen ist ein Wort, geredet zur rechten Zeit dafür“ (Sprüche 15:23; 25:11). Es zeugt von Weisheit, zu wissen, was man sagen sollte und was nicht, was man tun sollte und was nicht. Folgende biblische Anregungen fanden einige Trauernde hilfreich.

      Was man tun sollte

      Höre zu: ‘Sei schnell zum Hören’, heißt es in Jakobus 1:19. Eine der größten Hilfeleistungen besteht darin, am Leid des Trauernden Anteil zu nehmen, indem man ihm zuhört. Einige Trauernde haben vielleicht das Bedürfnis, über den geliebten Verstorbenen zu reden, über das Unglück oder die Krankheit, die seinen Tod verursachte, oder über das, was sie seither empfunden haben. Frage daher: „Möchtest du gern darüber reden?“ Laß die Betreffenden selbst entscheiden. Zurückblickend auf die Zeit nach dem Tod seines Vaters, sagte ein junger Mann: „Es half mir sehr, wenn andere fragten, was geschehen war, und dann wirklich zuhörten.“ Höre geduldig und teilnahmsvoll zu, ohne zu denken, du müßtest unbedingt Stellung nehmen oder Vorschläge machen. Laß die Trauernden einfach reden, worüber sie reden möchten.

      Sprich ihnen ermunternd zu: Versichere den Hinterbliebenen, daß sie ihr möglichstes getan haben (oder erwähne irgend etwas anderes, was wahr und positiv ist). Versichere ihnen, daß das, was sie empfinden — Trauer, Zorn, Gewissensbisse oder ähnliches —, keineswegs ungewöhnlich ist. Erzähle ihnen von Bekannten, die mit einem ähnlichen Verlust erfolgreich fertig geworden sind. Solche ‘lieblichen Reden’ sind „Heilung für das Gebein“ (Sprüche 16:24; 1. Thessalonicher 5:11, 14).

      Stell dich zur Verfügung: Stell dich nicht nur für die ersten Tage zur Verfügung, an denen viele Freunde und Verwandte da sind, sondern mache dich auch noch Monate später nützlich, wenn bei den anderen wieder der Alltag eingekehrt ist. Auf diese Weise zeigst du, daß du ein „wahrer Gefährte“ bist, jemand, der einem Freund in einer Zeit der „Bedrängnis“ beisteht (Sprüche 17:17). „Unsere Freunde sorgten dafür, daß wir an den Abenden ausgelastet waren, so daß wir nicht zuviel Zeit allein zu Hause verbringen mußten“, erzählt Teresea, deren Kind bei einem Autounfall ums Leben kam. „Das half uns, mit der Leere, die wir verspürten, fertig zu werden.“ Noch nach Jahren können Gedenktage — wie der Hochzeits- oder der Todestag — für die Hinterbliebenen eine Zeit der Betrübnis sein. Warum die betreffenden Daten in deinem Kalender nicht vermerken, damit du dich dann, wenn nötig, hilfsbereit zur Verfügung stellen kannst?

      Ein Ehepaar hilft einem Mann mit der Hausarbeit

      Wenn du ein echtes Bedürfnis erkennst, warte nicht, bis man auf dich zukommt — ergreife die Initiative

      Ergreife, wenn angebracht, die Initiative: Sind Besorgungen zu erledigen? Sollte jemand auf die Kinder achtgeben? Müssen Freunde und Verwandte, die zu Besuch kommen, untergebracht werden? Trauernde sind in der ersten Zeit oft so verwirrt, daß sie nicht einmal wissen, was sie tun sollten, geschweige denn, daß sie in der Lage wären, anderen zu sagen, wie sie helfen könnten. Wenn du also ein echtes Bedürfnis siehst, warte nicht, bis man dich um Hilfe bittet, sondern ergreife die Initiative (1. Korinther 10:24; vergleiche 1. Johannes 3:17, 18). Eine Frau, deren Mann gestorben war, erzählte: „Viele sagten: ‚Wenn ich irgend etwas für dich tun kann, sag mir bitte Bescheid.‘ Eine Freundin fragte jedoch nicht lange. Sie ging sofort ins Schlafzimmer, zog das Bett ab, in dem er gestorben war, und wusch die verschmutzten Laken. Eine andere nahm einen Eimer Wasser mit Reinigungsmittel und schrubbte den Teppich, wo sich mein Mann übergeben hatte. Einige Wochen später kam ein Versammlungsältester in seiner Arbeitskleidung und mit Werkzeug und sagte: ‚Ich weiß, daß es bestimmt etwas zu reparieren gibt. Aber was?‘ Ich bin dem Bruder heute noch von Herzen dankbar, daß er die Tür reparierte, die schief in den Angeln hing, und einige elektrische Geräte in Ordnung brachte.“ (Vergleiche Jakobus 1:27.)

      Sei gastfreundlich: „Die Gastfreundschaft vergeßt nicht“, erinnert uns die Bibel (Hebräer 13:2). Besonders Trauernden gegenüber sollten wir gastfreundlich sein. Statt zu sagen: „Du kannst jederzeit kommen“, setze für eine Einladung Datum und Uhrzeit fest. Gib nicht schnell auf, wenn sie zunächst ablehnen. Vielleicht müssen sie nur durch ein paar freundliche Worte ermuntert werden. Möglicherweise haben sie deine Einladung abgelehnt aus Angst, sie könnten ihre Gefühle vor anderen nicht beherrschen. Oder vielleicht läßt ihr Gewissen nicht zu, daß sie zu einer solchen Zeit gut essen und Geselligkeit pflegen. Denke an die gastfreundliche Lydia, die in der Bibel erwähnt wird. Über ihre Einladung schreibt Lukas: „Sie nötigte uns dazu“ (Apostelgeschichte 16:15).

      Sei geduldig und verständnisvoll: Sei über das, was Trauernde zunächst sagen, nicht allzu überrascht. Vergiß nicht, daß sie womöglich zornig sind und Gewissensbisse haben. Wenn sich Gefühlsausbrüche gegen dich richten, sind Einsicht und Mitgefühl erforderlich, um nicht verärgert zu reagieren. „Kleidet euch . . . mit der innigen Zuneigung des Erbarmens, mit Güte, Demut, Milde und Langmut“, empfiehlt die Bibel (Kolosser 3:12, 13).

      Schreibe einen Brief: Oft wird der Wert eines Beileidsbriefes oder einer Kondolenzkarte übersehen. Der Vorteil? Cindy, deren Mutter an Krebs gestorben war, erzählt: „Eine Freundin schrieb mir einen netten Brief. Das half mir wirklich, weil ich ihn immer wieder lesen konnte.“ Eine solche Beileidsbezeugung kann aus „wenigen Worten“ bestehen, aber sie sollte von Herzen kommen (Hebräer 13:22). Sie läßt vielleicht erkennen, daß du den Verstorbenen ins Herz geschlossen hattest und daß du ihn in guter Erinnerung behalten wirst; es kann auch daraus hervorgehen, in welchem Verhältnis der Verstorbene zu dir gestanden hat.

      Bete mit ihnen: Unterschätze nicht den Wert deiner Gebete mit Trauernden und für sie. Die Bibel sagt: „Das Flehen eines Gerechten hat . . . viel Kraft“ (Jakobus 5:16). Wenn sie zum Beispiel hören, wie du für sie betest, kann ihnen das helfen, negative Empfindungen wie Schuldgefühle zu überwinden. (Vergleiche Jakobus 5:13-15.)

      Was man nicht tun sollte

      In einem Krankenhaus trösten Freunde die Hinterbliebenen

      Deine Anwesenheit im Krankenhaus kann die Trauernden aufrichten

      Meide nicht den Umgang mit den Trauernden, weil du nicht weißt, was du sagen oder tun sollst: „Bestimmt möchten sie jetzt allein sein“, mögen wir uns einreden. In Wirklichkeit meiden wir ihren Umgang jedoch, weil wir befürchten, etwas Falsches zu sagen oder zu tun. Doch wenn der Leidtragende von Freunden, Verwandten oder Glaubensbrüdern gemieden wird, fühlt er sich erst recht einsam und leidet noch mehr. Denke daran, daß oft schon ein freundliches Wort oder eine kleine Aufmerksamkeit genügt (Epheser 4:32). Allein deine Gegenwart kann eine Ermunterung sein. (Vergleiche Apostelgeschichte 28:15.) Über den Tag, an dem ihre Tochter starb, erzählt Teresea: „Innerhalb einer Stunde war die Eingangshalle des Krankenhauses voll von unseren Brüdern und Schwestern; alle Ältesten und ihre Frauen waren da. Einige Frauen hatten noch Lockenwickler im Haar, und einige kamen in Arbeitskleidung. Sie ließen alles stehen und liegen und kamen. Viele sagten, sie hätten nicht gewußt, was sie sagen sollten, aber das war nicht so wichtig; Hauptsache, sie waren da.“

      Dränge Trauernde nicht, die Trauer zu unterdrücken: „Komm, wein doch nicht“, reden wir dem Hinterbliebenen vielleicht zu. Aber oft ist es besser, die Tränen fließen zu lassen. „Ich denke, daß es wichtig ist, einen Trauernden seine Gefühle zeigen zu lassen, damit er sich davon befreien kann“, sagt Katherine, rückblickend auf den Tod ihres Mannes. Widerstehe der Neigung, anderen zu sagen, wie sie empfinden sollten. Denke nicht, du müßtest deine Gefühle verbergen, um es ihnen leichter zu machen, sondern ‘weine mit den Weinenden’, wie die Bibel empfiehlt (Römer 12:15).

      Rate ihnen nicht, Kleidung oder andere persönliche Sachen des Verstorbenen wegzugeben, bevor sie dazu bereit sind: Wir denken vielleicht, es wäre für sie besser, Dinge, die sie immer wieder an den Verstorbenen erinnern, wegzugeben, damit die Trauer nicht so lange anhält. Aber das Sprichwort „Aus den Augen, aus dem Sinn“ trifft in diesem Fall wahrscheinlich nicht zu. Der Trauernde braucht möglicherweise etwas Zeit, um sich von dem Verstorbenen zu lösen. Erinnern wir uns nochmals daran, wie der Patriarch Jakob gemäß dem Bibelbericht reagierte, als man ihn glauben machte, daß sein jugendlicher Sohn Joseph von einem wilden Tier getötet worden sei. Nachdem man Jakob das blutbefleckte lange Gewand Josephs gezeigt hatte, „hielt [er] viele Tage Trauer um seinen Sohn. Und alle seine Söhne und alle seine Töchter machten sich wiederholt auf, ihn zu trösten, er aber weigerte sich immer wieder, sich trösten zu lassen“ (1. Mose 37:31-35).

      Sage nicht: „Du kannst doch wieder ein Baby bekommen“: „Ich nahm es anderen übel, wenn sie mir sagten, ich könne doch wieder ein Kind bekommen“, erinnert sich eine Mutter, die ein Kind durch den Tod verloren hat. Man meint es vielleicht gut, aber für trauernde Eltern können Worte, die darauf hinauslaufen, daß ein verstorbenes Kind zu ersetzen sei, wie „Schwertstiche“ sein (Sprüche 12:18). Ein Kind kann ein anderes nie völlig ersetzen. Warum? Weil jedes Kind einzigartig ist.

      Umgehe es nicht unbedingt, den Verstorbenen zu erwähnen: „Viele sprachen nicht über meinen Sohn Jimmy und erwähnten nicht einmal seinen Namen“, erinnert sich eine Mutter. „Ich muß zugeben, daß ich mich deswegen ein wenig verletzt fühlte.“ Wechsle daher nicht unbedingt das Thema, wenn die Rede auf den Verstorbenen kommt. Frage den Trauernden, ob er über ihn reden möchte. (Vergleiche Hiob 1:18, 19 und 10:1.) Manche Trauernde schätzen es, wenn Freunde über bestimmte Eigenschaften sprechen, die sie an dem Verstorbenen besonders mochten. (Vergleiche Apostelgeschichte 9:36-39.)

      Sage nicht vorschnell: „Es ist besser so“: Es ist nicht immer tröstend, wenn man versucht, etwas Positives an dem Todesfall zu entdecken (1. Thessalonicher 5:14). Zurückblickend auf den Tod ihrer Mutter, sagte eine junge unverheiratete Frau: „Andere sagten: ‚So muß sie nun nicht mehr leiden.‘ Oder: ‚Zumindest hat sie nun Frieden.‘ Aber das wollte ich nicht hören.“ Solche Bemerkungen können den Hinterbliebenen den Eindruck vermitteln, daß sie nicht traurig sein sollten oder daß der Verlust nicht so sehr von Belang war. Sie mögen aber sehr traurig sein, weil sie den innig geliebten Menschen wirklich vermissen.

      Es ist wahrscheinlich besser, nicht zu sagen: „Ich weiß, wie du fühlst“: Weißt du es wirklich? Kannst du dir zum Beispiel vorstellen, wie Eltern nach dem Tod eines Kindes empfinden, falls du das noch nicht erlebt hast? Und selbst wenn du ähnliches durchgemacht hast, muß das nicht heißen, daß andere genauso empfinden wie du. (Vergleiche Klagelieder 1:12.) Andererseits kann es unter Umständen vorteilhaft sein, zu erzählen, wie man selbst mit dem Verlust eines geliebten Menschen fertig geworden ist. Eine Frau, deren Tochter getötet worden war, wurde getröstet, als die Mutter eines anderen Mädchens, das gestorben war, ihr erzählte, wie sie ins normale Leben zurückgefunden hatte. Sie sagte: „Die Mutter des verstorbenen Mädchens begann ihre Geschichte nicht mit der Bemerkung: ‚Ich weiß, wie du dich fühlst.‘ Sie erzählte einfach, wie es in ihrem Fall war, und ließ mich selbst den Vergleich ziehen.“

      Einem Hinterbliebenen zu helfen erfordert Mitgefühl, Unterscheidungsvermögen und viel Liebe. Warte nicht, bis der Trauernde auf dich zukommt. Sage nicht einfach: „Wenn ich irgend etwas für dich tun kann . . .“ Suche selbst nach dem „etwas“, und ergreife dann die Initiative.

      Doch einige Fragen verbleiben noch: Wie verhält es sich mit der biblischen Auferstehungshoffnung? Was kann sie für dich und deinen geliebten Verstorbenen bedeuten? Können wir davon überzeugt sein, daß es eine sichere Hoffnung ist?

      Fragen zum Nachdenken

      • Warum ist es hilfreich, durch Zuhören am Leid des Trauernden Anteil zu nehmen?

      • Was kann man unter anderem tun, um einen Trauernden zu trösten?

      • Was sollte man einem Trauernden gegenüber weder sagen noch tun?

      Kindern helfen, mit dem Tod fertig zu werden

      Wenn sich in einer Familie ein Todesfall ereignet, wissen Eltern, Verwandte und Freunde oft nicht, was sie sagen oder tun könnten, um Kindern zu helfen, darüber hinwegzukommen. Doch Kinder brauchen die Hilfe von Erwachsenen, um mit dem Tod fertig zu werden. Im Folgenden betrachten wir einige Fragen, die gewöhnlich gestellt werden, wenn es darum geht, Kindern begreiflich zu machen, was man unter dem Tod versteht.

      Wie kann man Kindern den Tod erklären? Wichtig ist, daß man es in einfachen Worten tut, in Worten, die der Wahrheit entsprechen. Zögere nicht, die richtigen Worte zu gebrauchen, wie „tot“ und „tot sein“. Man könnte sich zum Beispiel hinsetzen, das Kind in die Arme nehmen und sagen: „Es ist etwas sehr, sehr Trauriges passiert: Vati hat eine seltene Krankheit bekommen [oder was auch immer der Fall ist] und ist daran gestorben. Es ist niemand schuld an seinem Tod. Wir werden ihn sehr vermissen, denn wir haben ihn liebgehabt, und er hat auch uns liebgehabt.“ Vielleicht sollte man dem Kind aber erklären, daß man nicht gleich stirbt, wenn man einmal krank wird.

      Geh auf die Fragen des Kindes ein. „Was ist denn ‚tot‘?“ fragt es vielleicht. Darauf könnte man antworten: „ ‚Tot‘ sein bedeutet, daß der Körper aufgehört hat zu arbeiten und der Mensch nichts mehr tun kann, was er früher getan hat — er kann nicht mehr sprechen, sehen oder hören und hat auch kein Gefühl mehr.“ Eine Mutter oder ein Vater, der an die biblische Auferstehungsverheißung glaubt, kann diese Gelegenheit benutzen, dem Kind zu erklären, daß Jehova Gott den Verstorbenen im Gedächtnis behält und daß er ihn im künftigen irdischen Paradies ins Leben zurückbringen kann (Lukas 23:43; Johannes 5:28, 29). (Siehe den Teil „Eine sichere Hoffnung für die Toten“.)

      Gibt es etwas, was man nicht sagen sollte? Es wäre nicht gut, zu sagen, der Verstorbene habe sich auf eine lange Reise begeben. Die Angst, verlassen worden zu sein, ist das, was ein Kind am meisten beschäftigt, besonders wenn es sich bei dem Verstorbenen um einen Elternteil handelt. Sagt man ihm, der Verstorbene sei verreist, kommt es sich womöglich erst recht verlassen vor; es sagt sich vielleicht: „Oma ist weggegangen, ohne sich von uns zu verabschieden!“ Man hüte sich auch davor, kleinen Kindern zu sagen, der Verstorbene sei schlafen gegangen. Kinder neigen dazu, alles buchstäblich aufzufassen. Wenn ein Kind den Schlaf mit dem Tod gleichsetzt, kann es so weit kommen, daß es Angst hat, abends ins Bett zu gehen.

      Sollten Kinder bei Begräbnissen dabeisein? Eltern sollten auf die Gefühle der Kinder Rücksicht nehmen. Möchten diese nicht mitgehen, sollte man sie nicht zwingen, aber man sollte in ihnen auch keine Gewissensbisse wecken, wenn sie nicht mitgehen. Sollten sie mitgehen wollen, dann müßte man ihnen genau erklären, was alles geschehen wird — ob ein Sarg vorhanden sein wird und ob er offen oder geschlossen sein wird. Außerdem sollte man sie darauf hinweisen, daß sie wahrscheinlich viele weinen sehen werden, weil sie traurig sind. Auch in diesem Fall lasse man sie Fragen stellen. Versichere ihnen, daß sie, sofern sie möchten, weggehen können.

      Wie reagieren Kinder auf den Tod? Kinder fühlen sich oft für den Tod eines geliebten Menschen verantwortlich. Ein Kind hat sich möglicherweise hin und wieder über den Verstorbenen geärgert und denkt nun, zornige Gedanken oder Worte könnten den Tod verursacht haben. Man mag ihm deshalb tröstend zureden und ihm vielleicht sagen müssen: „Deine Gedanken und deine Worte machen einen Menschen nicht krank, so daß er stirbt.“ Einem kleinen Kind muß man unter Umständen immer wieder auf diese Weise zureden.

      Sollte man seine Trauer vor Kindern verbergen? Vor Kindern zu weinen ist normal und auch heilsam. Außerdem kann man seine Gefühle vor Kindern kaum vollständig verbergen. Kinder sind im allgemeinen sehr scharfsinnig und merken schnell, wenn etwas nicht stimmt. Bringt man seine Trauer zum Ausdruck, sehen sie, daß es normal ist, zu trauern und seine Gefühle zu zeigen.

  • Eine sichere Hoffnung für die Toten
    Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist
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