-
„Weint mit den Weinenden“Der Wachtturm (Studienausgabe) 2017 | Juli
-
-
DIE VERSAMMLUNG — EINE QUELLE DES TROSTES
12. Wie können wir andere trösten?
12 Trauernde finden auch in der Christenversammlung Trost. (Lies 1. Thessalonicher 5:11.) Wie können wir jemand stärken und trösten, der niedergeschlagen ist? (Spr. 17:22). Denken wir daran: Es gibt „eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden“ (Pred. 3:7). Eine Witwe namens Dalene erklärt: „Für Trauernde ist es wichtig, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken. Das Beste ist, ihnen zuzuhören — und zwar, ohne sie zu unterbrechen.“ Junia, deren Bruder sich das Leben nahm, sagt: „Auch wenn man jemandes Trauer nicht völlig verstehen kann, ist es wichtig, dass man versucht zu verstehen, wie sich derjenige fühlt.“
13. Woran muss man beim Thema Trauer auch denken?
13 Denken wir auch daran, dass jeder die Trauer anders erlebt und anders damit umgeht. Nur der Trauernde weiß, wie tief der Schmerz ist, den er in sich trägt. Manchmal mag es ihm schwerfallen, seine innersten Gefühle auszudrücken. Wie Gottes Wort sagt, kennt nur das Herz seinen eigenen Schmerz und niemand kann seine Freude teilen (Spr. 14:10). Selbst wenn der Trauernde versucht, seine Gefühle in Worte zu fassen, ist es für andere nicht immer leicht zu verstehen, was er sagen will.
14. Wie können wir einen Trauernden trösten?
14 Es ist deshalb nur allzu verständlich, dass man manchmal nicht weiß, was man einem Trauernden sagen soll. Und doch heißt es in der Bibel: „Die Zunge der Weisen ist Heilung“ (Spr. 12:18). Viele haben in der Broschüre Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist Gedanken gefunden, mit denen sie andere trösten können.c Oft können wir jedoch am besten helfen, wenn wir die Worte beherzigen: „Weint mit den Weinenden“ (Röm. 12:15). „Tränen sind die Sprache meines Herzens geworden“, erklärt Gaby, die ihren Mann verloren hat. „Deshalb tröstet es mich, wenn Freunde mit mir weinen. In dem Moment fühle ich mich in meiner Trauer nicht ganz so allein.“
15. Wie können wir unser Beileid ausdrücken, wenn wir nicht wissen, was wir sagen sollen? (Siehe den Kasten „Worte des Trostes“.)
15 Fällt es dir schwer, jemandem in einem Gespräch dein Beileid auszudrücken? Vielleicht tust du dich dann mit einer Karte, einer E-Mail, einer Textnachricht oder einem Brief leichter. Was könntest du schreiben? Suche doch einen tröstenden Bibeltext heraus oder erwähne, was du an dem Verstorbenen besonders geschätzt hast oder was ihr Schönes zusammen erlebt habt. „Ein paar liebe Zeilen oder eine Einladung zu bekommen hilft mehr, als man vielleicht denkt“, erzählt Junia. „Solche kleinen Aufmerksamkeiten geben mir das Gefühl, geliebt und umsorgt zu werden.“
16. Wie kann man jemand auf besonders wirksame Weise trösten?
16 Unterschätzen wir auch nicht den Wert unserer Gebete für einen trauernden Mitchristen. Wir können für ihn und mit ihm beten. Natürlich mag es in so einer emotionalen Situation nicht leicht sein, die richtigen Worte zu finden. Doch unser inniges Flehen — vielleicht sogar unter Tränen und mit einer zitternden Stimme — hat enorme Kraft. Dalene erinnert sich: „Wenn Schwestern gekommen sind, um mich zu trösten, habe ich sie manchmal gefragt, ob sie mit mir beten würden. Die ersten Worte fallen ihnen oft schwer, aber nach ein paar Sätzen wird ihre Stimme dann fester. Am Ende sind es wunderschöne Gebete. Ihr starker Glaube, ihre Liebe und ihr persönliches Interesse haben mich sehr im Glauben gestärkt.“
WEITER TROST SPENDEN
17—19. Warum ist Trost über längere Zeit nötig?
17 Der Trauerprozess ist bei jedem unterschiedlich lang. In den ersten Tagen kümmern sich viele Freunde und Verwandte um den Trauernden. Vielleicht können wir auch in den folgenden Monaten für ihn da sein, wenn bei anderen wieder der Alltag eingekehrt ist. „Ein wahrer Gefährte liebt allezeit und ist ein Bruder, der für die Zeit der Bedrängnis geboren ist“ (Spr. 17:17). Es ist gut, wenn Glaubensbrüder einem Trauernden so lange treu zur Seite stehen, bis er mit seiner Trauer zurechtkommt. (Lies 1. Thessalonicher 3:7.)
18 Vergessen wir nicht, dass einiges die Trauer verschlimmern kann: Jahrestage, manche Musikstücke, Fotos, Tätigkeiten, sogar Gerüche, Geräusche oder eine Jahreszeit. Für einen trauernden Ehepartner ist es besonders schmerzlich, manches zum ersten Mal allein zu erleben, wie einen Kongress oder das Abendmahl. Ein Bruder erzählt: „Ich hatte richtig Angst vor dem ersten Hochzeitstag ohne meine Frau. Und er war auch nicht leicht. Doch ein paar Brüder und Schwestern haben mich und meine besten Freunde eingeladen, damit ich nicht allein bin.“
19 Trauernde brauchen aber nicht nur bei speziellen Anlässen Ermunterung. Junia erklärt: „Besonders gut tut es mir, wenn jemand auch dann für mich da ist, wenn kein Jahrestag ist. Diese spontanen Augenblicke genieße ich sehr. Ich schöpfe viel Kraft daraus.“ Natürlich können wir dem Betreffenden die Trauer nicht vollständig nehmen noch die Leere füllen. Aber wir können ihn tatkräftig unterstützen und ihm diese schwere Zeit erleichtern (1. Joh. 3:18). Gaby sagt: „Ich danke Jehova von Herzen für die lieben Ältesten, die mich Schritt für Schritt begleitet haben. Sie haben mir wirklich das Gefühl gegeben, dass mich Jehova fest in seinen Armen hält.“
-