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  • Schwere Zeiten für Betagte
    Der Wachtturm 1997 | 1. September
    • Schwere Zeiten für Betagte

      MAMA ONIYAN ist 68 Jahre alt und lebt in einer westafrikanischen Großstadt. Als sie noch jünger war, hatte sie immer davon geträumt, sich irgendwann zur Ruhe zu setzen und ihren Lebensabend im Kreis ihrer Kinder und Enkel zu genießen. Statt dessen verbringt sie nun ihre Tage damit, in der heißen Tropensonne gekühltes Trinkwasser zu verkaufen. Von dem wenigen, was sie dabei verdient, bestreitet sie ihren Lebensunterhalt. Ihre beiden Söhne leben im fernen Ausland. Und es ist schon lange her, daß sie ihr das letztemal Geld geschickt haben.

      Früher genossen ältere Menschen in Afrika hohes Ansehen. Man achtete sie wegen ihrer Lebenserfahrung und ihres Wissens sowie wegen der häufig damit verbundenen Weisheit und des Urteilsvermögens. Die Älteren halfen mit, ihre Enkel zu erziehen. Jüngere Menschen suchten bei ihnen Rat und Zustimmung. Die Menschen lebten im Einklang mit dem biblischen Rat: „Vor grauem Haar solltest du aufstehen, und du sollst Rücksicht nehmen auf die Person eines alten Mannes [oder einer alten Frau]“ (3. Mose 19:32).

      Die Zeiten haben sich geändert. Infolge von Armut, Inflation, Arbeitslosigkeit und Landflucht müssen viele ältere Personen zusehen, wie sie allein zurechtkommen. Camillus Were, Direktor von HelpAge Kenya, erklärt: „Die traditionelle Unterstützung und Fürsorge für Ältere nimmt immer mehr ab.“

      Daß die Familienbande immer schwächer werden, ist freilich nicht nur in afrikanischen Ländern zu beobachten. In einem Bericht über Japan stand im Guardian Weekly zu lesen: „Die hingebungsvolle Fürsorge der Kinder für ihre Eltern, einst der Grundpfeiler eines vom Konfuzianismus überlieferten japanischen Wertesystems, hat die Entwicklung zur Verstädterung und die Schwächung der Familienbande nicht überlebt: Heutzutage sterben 85 Prozent der Japaner in Krankenhäusern oder Altersheimen.“

      Ungeachtet dessen sind alle, die Gott wirklich gefallen möchten, darum bemüht, ihre Eltern zu ehren. Sie befolgen den biblischen Rat: ‘Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit es dir gutgeht und du lange Zeit auf der Erde bleibst’ (Epheser 6:2, 3). Betagte Eltern zu ehren und für sie zu sorgen ist zwar nicht immer leicht, aber es kann sehr lohnend sein.

  • Betagte Eltern ehren — eine lohnende Aufgabe
    Der Wachtturm 1997 | 1. September
    • Betagte Eltern ehren — eine lohnende Aufgabe

      ECHTE Anbeter Gottes achten und ehren ihre betagten Eltern und sorgen für sie, weil sie sie lieben. Es gehört zu ihrer Anbetung, das zu tun. Die Bibel sagt über Kinder und Enkel: „Laß diese zuerst lernen, in ihrem eigenen Hause Gottergebenheit zu pflegen und ihren Eltern und Großeltern beständig eine gebührende Vergütung zu erstatten, denn das ist in Gottes Augen annehmbar“ (1. Timotheus 5:4). Ob wir nun jung oder alt sind, es ist angebracht, daß wir unseren Eltern und Großeltern eine „gebührende Vergütung“ darbieten. Auf diese Weise zeigen wir unsere Wertschätzung für ihre Liebe, ihre harte Arbeit und die Fürsorge, die sie uns so viele Jahre lang entgegengebracht haben. Schließlich verdanken wir es ja unseren Eltern, daß wir überhaupt am Leben sind!

      Ist uns aufgefallen, daß es „in Gottes Augen annehmbar“ ist, unseren Eltern und Großeltern eine gebührende Vergütung zu erstatten? Dies ist mit unserer „Gottergebenheit“ verbunden. Demnach werden wir belohnt, wenn wir diesen Rat befolgen, denn wir wissen, daß wir tun, was Gott gefällt. Das trägt uns Freude ein.

      Anderen zu geben macht Freude, besonders wenn wir denen geben, die uns gegenüber großzügig im Geben waren (Apostelgeschichte 20:35). Es bringt daher großen Lohn, in Übereinstimmung mit dem biblischen Grundsatz zu handeln: „Mach deinem Vater und deiner Mutter Freude. Sie, die dich geboren hat, soll doch stolz auf dich sein!“ (Sprüche 23:25, Gute Nachricht Bibel).

      Wie können wir unseren Eltern und Großeltern eine gebührende Vergütung zukommen lassen? In dreierlei Hinsicht: materiell, emotionell und geistig. In jeder Hinsicht ist dies lohnend.

      In materieller Hinsicht geben

      Wer Gott dient, weiß, daß es wichtig ist, materiell für enge Familienangehörige zu sorgen. Der Apostel Paulus mahnte: „Bestimmt hat jemand, der für die Seinigen und besonders für seine Hausgenossen nicht sorgt, den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger“ (1. Timotheus 5:8).

      Tunji und Joy leben in Westafrika. Obwohl ihre finanzielle Lage schwierig ist, luden sie Joys betagte Eltern ein, zu ihnen zu ziehen. Der Vater war krank und starb schließlich. Tunji erinnert sich: „Als Papa starb, umarmte Mama meine Frau und sagte: ‚Du hast alles Menschenmögliche getan. Du solltest dich in keiner Weise an Papas Tod schuldig fühlen.‘ Wir vermissen Papa zwar, aber wir wissen auch, daß wir ihm die besten Medikamente gekauft und uns immer bemüht haben, ihn spüren zu lassen, daß wir ihn schätzen und brauchen. Wir haben uns nach besten Kräften angestrengt, der uns von Gott verliehenen Verantwortung nachzukommen, und das befriedigt uns.“

      Natürlich ist nicht jeder in der Lage, anderen in materieller Hinsicht zu helfen. So sagte ein Mann, der in Nigeria lebt: „Wenn jemand nicht einmal für sich selbst sorgen kann, wie kann er dann noch für einen anderen sorgen?“ In vielen Ländern wird sich die Lage in den kommenden Jahren womöglich noch verschlimmern. Gemäß einer Prognose der Vereinten Nationen wird bald die Hälfte der Bevölkerung in südlich der Sahara liegenden Gebieten Afrikas in absoluter Armut leben.

      Wer selbst in ärmlichen Verhältnissen leben muß, kann aus der wahren Geschichte einer bedürftigen Witwe Trost schöpfen. Als Jesus auf der Erde war, fiel ihm eine Witwe auf, die eine kleine Spende in einen der Schatzkästen im Tempel warf. Sie gab nur „zwei kleine Münzen von ganz geringem Wert“. Dennoch sagte Jesus, der um ihre Lage wußte: „Ich sage euch in Wahrheit: Diese Witwe hat, obwohl sie arm ist, mehr eingeworfen als sie alle. Denn alle diese warfen Gaben von ihrem Überfluß ein, diese Frau aber hat aus ihrem Mangel alles eingeworfen, was sie für den Lebensunterhalt besaß“ (Lukas 21:1-4).

      Daraus können wir ableiten, daß Jehova es beobachtet und schätzt, wenn wir unser Bestes tun, für unsere Eltern oder Großeltern in materieller Hinsicht zu sorgen, auch wenn es nur wenig ist. Jehova erwartet nicht von uns, mehr zu tun, als wir zu tun vermögen. Unsere Eltern und Großeltern werden wahrscheinlich ähnlich empfinden.

      In emotioneller Hinsicht geben

      Für unsere Eltern und Großeltern zu sorgen schließt mehr ein, als sich nur um ihre materiellen Bedürfnisse zu kümmern. Wir alle haben emotionelle Bedürfnisse. Jeder Mensch, auch wenn er älter ist, wünscht sich, geliebt zu werden und zu spüren, daß er gebraucht und geschätzt wird und ein wertvolles Familienmitglied ist.

      Mary, die in Kenia lebt, pflegt seit drei Jahren ihre betagte Schwiegermutter. Mary erzählt: „Außer für ihre materiellen Bedürfnisse zu sorgen, reden wir immer mit ihr. Mutter kann nur wenig im Haus tun, aber wir unterhalten uns und sind enge Freunde geworden. Manchmal sprechen wir über Gott, manchmal über die Menschen in der Heimat. Obwohl sie schon über neunzig ist, hat sie noch ein hervorragendes Gedächtnis. Sie erinnert sich noch an die Zeit vor 1914, als sie ein kleines Mädchen war, und erzählt davon.“

      Weiter sagt Mary: „Einen älteren Menschen zu pflegen ist nicht einfach, aber sie bei uns zu haben ist für uns sehr lohnend. In unserer Familie herrscht eine friedliche, harmonische Atmosphäre. Dadurch, daß ich für Mutter da bin, sind andere in der Familie angespornt worden, ebenfalls freigebig zu sein. Mein Mann bringt mir größeren Respekt entgegen. Und wenn Mutter mitbekommt, daß irgend jemand barsch mit mir redet, geht sie sofort dazwischen und verteidigt mich. In ihrer Gegenwart kann es sich keiner erlauben, mich zusammenzustauchen!“

      In geistiger Hinsicht geben

      In geistiger Hinsicht zu geben lohnt sich für den Geber ebenso wie in materieller und emotioneller Hinsicht. Der Apostel Paulus schrieb an die Christenversammlung in Rom: „Ich sehne mich danach, euch zu sehen, um euch irgendeine geistige Gabe mitzuteilen, damit ihr befestigt werdet, oder vielmehr zum Austausch von Ermunterung unter euch, indem jeder durch den Glauben des anderen, sowohl des euren wie des meinen, ermuntert werde“ (Römer 1:11, 12).

      In gleicher Weise dient es häufig der gegenseitigen Ermunterung, älteren Personen, die Gott dienen, in geistiger Hinsicht zu geben. Osondu aus Nigeria berichtet: „Am meisten interessiert mich an meinen Großeltern, daß sie mir Gelegenheit bieten, etwas aus der Vergangenheit zu erfahren. Mein Großvater erzählt immer von dem Gebiet, in dem er in den 50er und 60er Jahren als Vollzeitprediger tätig war, und strahlt dabei. Er erzählt, wie die Versammlungen zu der Zeit aufgebaut waren, als er in die Wahrheit kam, im Vergleich zu heute. Diese Erfahrungen helfen mir in meinem Dienst als Pionier.“

      Auch Glieder der Christenversammlung, die nicht unmittelbar zur Familie gehören, können sich daran beteiligen, Älteren zu geben. Tunji, von dem schon die Rede war, berichtet, was in seiner Versammlung getan wurde: „Ein junger Pionier, der einen öffentlichen Vortrag halten sollte, kam mit dem Redeplan zu Papa, damit die beiden ihn zusammen ausarbeiten konnten. Der Wachtturm-Studienleiter kam und sagte zu Papa: ‚Du hast viel Erfahrung. Kannst du mir helfen, mich zu verbessern?‘ Papa konnte diesem Ältesten praktischen Rat geben. Die Brüder erwähnten Papa mehrmals mit Namen in den Gebeten vor der Versammlung. All das gab ihm das Gefühl, gebraucht zu werden.“

      Vortrefflicher Wandel veranlaßt Menschen, sich Gott zu nahen

      Manchmal veranlassen wir dadurch, daß wir unseren Eltern und Großeltern Ehre und Liebe erweisen, andere Menschen, sich Gott zu nahen. Der Apostel Petrus schrieb: „Führt euren Wandel vortrefflich unter den Nationen, damit sie in dem, worin sie gegen euch als von Übeltätern reden, zufolge eurer vortrefflichen Werke, von denen sie Augenzeugen sind, Gott verherrlichen mögen“ (1. Petrus 2:12).

      Andrew, ein christlicher Ältester aus Westafrika, fuhr zweimal in der Woche fast 100 Kilometer weit, um seinen kranken Vater zu pflegen, der nicht gläubig war. Er berichtet: „Als ich ein Zeuge Jehovas wurde, war mein Vater sehr dagegen. Aber als er sah, wie ich mich um ihn kümmerte, während er krank war, forderte er meine jüngeren Geschwister immer wieder auf: ‚Ihr müßt euch der Religion eures Bruders anschließen!‘ Das spornte sie an, und jetzt sind alle neun Kinder meines Vaters Zeugen Jehovas.“

      Unsere betagten Eltern zu ehren und für sie zu sorgen kann gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine Herausforderung sein. Doch in dem Maß, wie Christen sich darum bemühen, werden sie in vielerlei Hinsicht belohnt. Vor allem wird ihnen die Freude zuteil, die das Geben mit sich bringt, sowie die Befriedigung, zu wissen, daß sie Jehova Gott gefallen, der selbst der „Vater aller“ ist (Epheser 4:6).

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