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  • „Wache beständig über den Dienst, den du im Herrn angenommen hast“
    Der Wachtturm 2008 | 15. Januar
    • „Wache beständig über den Dienst, den du im Herrn angenommen hast“

      „Wache beständig über den Dienst, den du im Herrn angenommen hast, um ihn zu erfüllen“ (KOL. 4:17).

      1, 2. Welche Verantwortung haben Christen gegenüber ihren Mitmenschen?

      WIR haben unseren Mitmenschen gegenüber eine große Verantwortung. Entscheidungen, die sie heute treffen, werden für sie in der „großen Drangsal“ Leben oder Tod bedeuten (Offb. 7:14). Der inspirierte Schreiber des Buches der Sprüche sagte: „Befrei die, die zum Tod weggeführt werden; und die, die zur Schlachtung wanken, o mögest du sie zurückhalten.“ Wahrhaft bedeutsame Worte! Wer sich der Verantwortung entzieht, die Menschen darauf hinzuweisen, welche Wahl sie haben, kann Blutschuld auf sich laden. Tatsächlich lautet der Bibeltext weiter: „Falls du sagen solltest: ‚Siehe! Wir haben dies nicht gewusst‘, wird nicht er selbst, der Herzen abschätzt, es bemerken und er selbst, der deine Seele beobachtet, es wissen und dem Erdenmenschen bestimmt nach seinem Tun erstatten?“ Jehovas Diener können bestimmt nicht sagen, sie ‘wüssten nicht’, welche Gefahr den Menschen droht (Spr. 24:11, 12).

      2 Jehova schätzt das Leben sehr. Er fordert seine Diener auf, sich rückhaltlos einzusetzen, um so vielen wie möglich zu helfen, ihr Leben zu retten. Jeder Diener Gottes muss die lebensrettende Botschaft aus Gottes Wort bekannt machen. Unsere Aufgabe ähnelt der eines Wächters, der warnt, sobald Gefahr droht. Wir möchten bestimmt nicht, dass wir für das Blut derjenigen, die in Lebensgefahr sind, zur Rechenschaft gezogen werden (Hes. 33:1-7). Wie wichtig ist es daher für uns, weiterhin beharrlich ‘das Wort zu predigen’! (Lies 2. Timotheus 4:1, 2, 5.)

      3. Um welche Themen geht es in diesem und in den beiden folgenden Artikeln?

      3 Dieser Artikel wird darauf eingehen, wie wir Hindernisse überwinden können, die sich unserem lebensrettenden Dienst entgegenstellen, und wie wir womöglich noch mehr Menschen helfen können. Im folgenden Artikel wird erläutert, wie man wichtige Wahrheiten noch geschickter lehren kann. Der dritte Studienartikel berichtet von einigen begeisternden Ergebnissen, die Königreichsverkündiger weltweit erzielt haben. Bevor wir diese Themen betrachten, ist es durchaus sinnvoll, darauf einzugehen, warum unsere Zeiten so kritisch sind.

      Warum viele ohne Hoffnung sind

      4, 5. Was erleben die Menschen, und wie reagieren viele darauf?

      4 Wie die Weltereignisse belegen, leben wir am ‘Abschluss des Systems der Dinge’, und das Ende ist sehr nahe. Die Menschen bekommen die Geschehnisse und die Verhältnisse zu spüren, die Jesus und seine Jünger als Kennzeichen der „letzten Tage“ anführten. „Bedrängniswehen“ wie Kriege, Lebensmittelknappheit, Erdbeben und andere Katastrophen plagen die Menschheit. Eine gesetzlose, selbstsüchtige, gottlose Haltung ist allgemein verbreitet. Sogar für Menschen, die sich bemühen, gemäß biblischen Maßstäben zu leben, sind es „kritische Zeiten . . ., mit denen man schwer fertig wird“ (Mat. 24:3, 6-8, 12; 2. Tim. 3:1-5).

      5 Der großen Mehrheit der Menschen ist jedoch nicht bewusst, was die Weltereignisse tatsächlich zu bedeuten haben. Viele sorgen sich allerdings um ihre eigene Sicherheit und die ihrer Angehörigen. Der Tod eines geliebten Menschen oder andere persönliche Tragödien stürzen manchen in Verzweiflung. Die Menschen haben keine Hoffnung, weil sie nicht recht wissen, warum das geschieht und wie sich daran etwas ändern soll (Eph. 2:12).

      6. Warum kann „Babylon die Große“ ihren Anhängern nicht helfen?

      6 „Babylon die Große“, das Weltimperium der falschen Religion, bietet der Allgemeinheit kaum einen Trost. Der „Wein ihrer Hurerei“ hat den Großteil der Menschheit vielmehr in religiöse Verwirrung gestürzt. Außerdem hat die falsche Religion dadurch, dass sie wie eine Hure handelt, „die Könige der Erde“ verführt und beherrscht sowie durch falsche Lehren und spiritistische Praktiken die Massen in blinder Unterwürfigkeit gegenüber ihren politischen Herren gehalten. Dadurch hat die falsche Religion zwar Macht und Einfluss erlangt, aber gleichzeitig die religiöse Wahrheit völlig verworfen (Offb. 17:1, 2, 5; 18:23).

      7. Was steht den meisten Menschen bevor, doch wie könnte zumindest einigen geholfen werden?

      7 Nach Jesu Worten gehen die meisten Menschen auf dem breiten Weg, der in die Vernichtung führt (Mat. 7:13, 14). Manche befinden sich zwar auf diesem Weg, weil sie bewusst das ablehnen, was die Bibel lehrt, aber viele andere sind darauf, weil sie sich täuschen ließen oder darüber im Dunkeln gelassen wurden, was Jehova tatsächlich von ihnen erwartet. Mancher wäre wohl schon bereit, seinen Lebensstil zu ändern, wenn man ihm vernünftige biblische Gründe dafür zeigen würde. Wer dagegen in Babylon der Großen bleibt und die biblischen Maßstäbe weiterhin ablehnt, wird in der „großen Drangsal“ nicht verschont werden (Offb. 7:14).

      „Ununterbrochen“ weiterpredigen

      8, 9. Wie reagierten die Christen des ersten Jahrhunderts auf Widerstand, und warum?

      8 Wie Jesus sagte, würden seine Jünger die gute Botschaft vom Königreich predigen und Jünger machen (Mat. 28:19, 20). Für echte Christen hat es daher schon immer mit der Loyalität gegenüber Gott zu tun, sich am Predigtdienst zu beteiligen, ja sie betrachten es als grundlegendes Erfordernis ihres Glaubens. Deshalb setzten die ersten Jünger Jesu ihren Dienst sogar trotz Widerstand fort. Sie vertrauten auf Kraft von Jehova und baten ihn, sie zu befähigen, ‘sein Wort fortgesetzt mit allem Freimut zu reden’. Daraufhin erfüllte Jehova sie mit heiligem Geist und sie predigten mutig Gottes Wort (Apg. 4:18, 29, 31).

      9 Wankten Jesu Nachfolger in ihrer Entschlossenheit, die gute Botschaft zu predigen, als der Widerstand brutale Züge annahm? Keineswegs. Erzürnt über ihr Predigen, verhafteten die religiösen Führer der Juden die Apostel, drohten ihnen und peitschten sie aus. Doch die Apostel „[fuhren] ununterbrochen fort, zu lehren und die gute Botschaft über den Christus, Jesus, zu verkündigen“. Ihnen war bewusst, dass sie ‘Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen mussten als den Menschen’ (Apg. 5:28, 29, 40-42).

      10. Vor welchen Problemen stehen heutige Christen, doch was kann ihr untadeliger Lebenswandel bewirken?

      10 Von Gottes heutigen Dienern haben die wenigsten wegen ihrer Predigttätigkeit Schläge oder Haft ertragen müssen. Mit Erprobungen und Problemen irgendwelcher Art müssen allerdings alle wahren Christen rechnen. Unser durch biblische Schulung geschärftes Gewissen drängt uns vielleicht zu einer Verhaltensweise, durch die wir uns nicht gerade beliebt machen oder durch die wir auffallen. Kollegen, Mitschüler oder Nachbarn halten uns womöglich für Sonderlinge, weil wir bei unseren Entscheidungen biblische Grundsätze berücksichtigen. Davon sollten wir uns durch ihre ablehnende Reaktion aber nicht abbringen lassen. Die Welt ist in geistiger Finsternis, Christen müssen dagegen ‘wie Lichtspender leuchten’ (Phil. 2:15). Vielleicht sehen ja einige Aufrichtige unsere vortrefflichen Werke und verherrlichen daraufhin Jehova. (Lies Matthäus 5:16.)

      11. (a) Wie reagieren manche auf unser Predigen? (b) Welche Gegnerschaft erlebte der Apostel Paulus, und wie reagierte er darauf?

      11 Es erfordert Mut, die Königreichsbotschaft weiterhin zu predigen. Manche Leute, sogar Verwandte, verspotten uns deshalb oder versuchen, uns auf andere Weise zu entmutigen (Mat. 10:36). Der Apostel Paulus wurde mehr als einmal geschlagen, weil er seinen Dienst treu durchführte. Beachten wir, wie er und andere auf solchen Widerstand reagierten: Nachdem sie ‘zuerst gelitten hatten und schmählich behandelt worden waren, brachten sie den Freimut auf, mit Gottes Hilfe mit viel Kampf die gute Botschaft Gottes zu reden’ (1. Thes. 2:2). Es war gewiss eine Herausforderung für Paulus, weiterhin über die gute Botschaft zu reden, nachdem er festgenommen, entkleidet, mit Ruten geschlagen und ins Gefängnis geworfen worden war (Apg. 16:19-24). Was gab ihm den Freimut weiterzupredigen? Es war der innige Wunsch, seinen von Gott erhaltenen Predigtauftrag auszuführen (1. Kor. 9:16).

      12, 13. Vor welchen Herausforderungen stehen einige, und wie versuchen sie, diese zu meistern?

      12 Es ist auch nicht leicht, in Gebieten, wo die Menschen selten zu Hause sind oder die Königreichsbotschaft auf wenig Resonanz stößt, den Eifer zu bewahren. Was können wir unter solchen Umständen tun? Vielleicht müssen wir vermehrt den Freimut aufbringen, die Menschen im informellen Rahmen anzusprechen. Manchmal bleibt einem nichts anderes übrig, als es zu anderen Zeiten zu versuchen oder das Predigen auf Bereiche zu konzentrieren, wo mehr Menschen zu erreichen sind. (Vergleiche Johannes 4:7-15; Apostelgeschichte 16:13; 17:17.)

      13 Andere Schwierigkeiten, mit denen viele fertig werden müssen, sind vorgerücktes Alter und eine schlechte Gesundheit, wodurch logischerweise ihre Möglichkeiten eingeschränkt sind, sich im Predigtdienst einzusetzen. Seien wir nicht entmutigt, wenn das auf uns zutrifft. Jehova kennt unsere Grenzen und schätzt das, was wir noch tun können. (Lies 2. Korinther 8:12.) Ungeachtet dessen, mit welchen Widrigkeiten wir zu kämpfen haben — Widerstand, Gleichgültigkeit oder schlechte Gesundheit —, wollen wir alles tun, was unsere persönlichen Umstände gestatten, um anderen die gute Botschaft zu verkündigen (Spr. 3:27; vergleiche Markus 12:41-44).

      ‘Beständig über unseren Dienst wachen’

      14. Welches Beispiel gab der Apostel Paulus Mitchristen, und welchen Rat gab er?

      14 Der Apostel Paulus nahm seinen Dienst sehr ernst und er ermunterte auch Mitchristen, das zu tun (Apg. 20:20, 21; 1. Kor. 11:1). An einen Glaubensbruder namens Archippus richtete Paulus seinerzeit eine besondere Ermunterung. Er schrieb in seinem Brief an die Kolosser: „Sagt dem Archippus: ‚Wache beständig über den Dienst, den du im Herrn angenommen hast, um ihn zu erfüllen‘ “ (Kol. 4:17). Wir wissen zwar nicht, wer Archippus war oder wie seine persönlichen Umstände aussahen, aber offensichtlich war er mit einer Dienstzuteilung betraut. Als Gott hingegebene Christen haben auch wir einen Dienst angenommen. Wachen wir beständig über diesen Dienst, um ihn zu erfüllen?

      15. Was bedeutet die christliche Hingabe, und welche Fragen ergeben sich daraus?

      15 Vor unserer Taufe haben wir uns Jehova in einem inbrünstigen Gebet hingegeben. Wir waren seinerzeit entschlossen, stets seinen Willen zu tun. Deshalb wäre es gut, uns heute zu fragen: Ist es tatsächlich das Wichtigste in meinem Leben, Gottes Willen zu tun? Wahrscheinlich haben wir verschiedene Verpflichtungen, die Jehova uns aufgetragen hat — beispielsweise für die Familie zu sorgen (1. Tim. 5:8). Doch worauf verwenden wir unsere übrige Zeit und Kraft? Was hat in unserem Leben Vorrang? (Lies 2. Korinther 5:14, 15.)

      16, 17. Welche Möglichkeiten können Christen in Betracht ziehen, die noch jung sind oder verhältnismäßig wenige Verpflichtungen haben?

      16 Bist du ein junger getaufter Christ, der seine Ausbildung beendet hat oder kurz vor dem Abschluss steht? Wahrscheinlich hast du noch keine größeren familiären Verpflichtungen. Was möchtest du aus deinem Leben machen? Welche Entscheidungen würden dich am ehesten befähigen, Jehovas Willen zu tun, wie du es versprochen hast? Viele haben ihre Angelegenheiten so geregelt, dass sie im Pionierdienst stehen können, was ihnen große Freude und tiefe Befriedigung einträgt (Ps. 110:3; Pred. 12:1).

      17 Vielleicht bist du schon ein junger Erwachsener. Du arbeitest ganztags, hast aber kaum Verpflichtungen, außer für dich selbst zu sorgen. Zweifellos beteiligst du dich gern an der Versammlungstätigkeit in dem Maß, wie es dein Zeitplan gestattet. Möchtest du noch mehr Freude erleben? Hast du darüber nachgedacht, dich vermehrt am Predigtdienst zu beteiligen? (Ps. 34:8; Spr. 10:22). In manchen Gebieten ist noch viel zu tun, um jeden mit der lebengebenden Botschaft der Wahrheit zu erreichen. Könntest du mit ein paar Änderungen in deinem Leben vielleicht in einem Gebiet tätig sein, wo ein größerer Bedarf an Königreichsverkündigern besteht? (Lies 1. Timotheus 6:6-8.)

      18. Welche Änderungen nahm ein junges Ehepaar vor, und wozu führte dies?

      18 Nehmen wir zum Beispiel Kevin und Elena aus den Vereinigten Staaten.a Wie viele junge Neuvermählte in ihrer Gegend meinten sie, sich ein Haus kaufen zu müssen. Beide arbeiteten ganztags und konnten sich einen angenehmen Lebensstil leisten. Ihre Arbeitszeit sowie die Haus- und Gartenarbeit ließen jedoch wenig Zeit für den Predigtdienst. Sie mussten einsehen, dass sie fast all ihre Zeit und Kraft für ihren Besitz einsetzten. Als Kevin und Elena der einfache Lebensstil eines glücklichen Pionierehepaars auffiel, entschieden sie, in ihrem Leben andere Prioritäten zu setzen. Nachdem sie um die Anleitung Jehovas gebetet hatten, verkauften sie ihr Haus und zogen in ein Apartment. Elena reduzierte ihre Arbeitszeit und wurde Pionier. Ermuntert durch das, was seine Frau erlebte, gab Kevin seine Ganztagsarbeit auf und wurde ebenfalls Pionier. Einige Zeit später zogen sie in ein südamerikanisches Land, um dort zu dienen, wo ein großer Bedarf an Königreichsverkündigern besteht. „Wir führten immer eine glückliche Ehe“, sagt Kevin, „doch als wir auf Ziele im Dienst für Gott hinarbeiteten, empfanden wir noch größere Freude.“ (Lies Matthäus 6:19-22.)

      19, 20. Warum ist das Predigen der guten Botschaft heute die wichtigste Tätigkeit überhaupt?

      19 Das Predigen der guten Botschaft ist die wichtigste Tätigkeit, die heute auf der Erde verrichtet wird (Offb. 14:6, 7). Sie trägt zur Heiligung des Namens Jehovas bei (Mat. 6:9). Jedes Jahr nehmen Tausende die Botschaft der Bibel an, was nicht nur ihre Lebensqualität verbessert, sondern für sie auch Rettung bedeuten kann. Der Apostel Paulus stellte allerdings die Frage: „Wie . . . werden sie hören, ohne dass jemand predigt?“ (Röm. 10:14, 15). Ja, wie wäre das wohl möglich? Wir sind daher entschlossen, alles zu tun, was wir können, um unseren Dienst durchzuführen.

      20 Auch dadurch, dass wir unsere Lehrfähigkeit verbessern, können wir den Menschen helfen, die Bedeutung der gegenwärtigen kritischen Zeiten zu verstehen und zu begreifen, wie sich ihre Entscheidungen auswirken können. Wie das zu erreichen ist, wird im folgenden Artikel besprochen.

      [Fußnote]

      a Die Namen wurden geändert.

  • Auf die „Kunst des Lehrens“ achten
    Der Wachtturm 2008 | 15. Januar
    • Auf die „Kunst des Lehrens“ achten

      „Predige das Wort . . ., weise zurecht, erteile Verweise, ermahne, mit aller Langmut und Kunst des Lehrens“ (2. TIM. 4:2).

      1. Was gebot Jesus seinen Jüngern, und was für ein Beispiel gab er?

      TROTZ der erstaunlichen Heilungen, die Jesus auf der Erde vollbrachte, war er in erster Linie als Lehrer bekannt, nicht als Heiler oder Wundertäter (Mar. 12:19; 13:1). Für Jesus hatte es Vorrang, die gute Botschaft vom Königreich zu verkündigen. Dasselbe trifft auf seine heutigen Nachfolger zu. Christen haben den Auftrag, das Werk des Jüngermachens fortzuführen, indem sie Menschen lehren, alles zu halten, was Jesus geboten hat (Mat. 28:19, 20).

      2. Was müssen wir tun, um unseren Predigtauftrag auszuführen?

      2 Da wir den Auftrag, Jünger zu machen, ausführen möchten, liegt uns auch daran, bessere Lehrer zu werden. Der Apostel Paulus unterstrich, wie wichtig diese Fertigkeit ist, als er an seinen Predigtdienstgefährten Timotheus schrieb: „Gib beständig acht auf dich selbst und auf dein Lehren. Bleibe bei diesen Dingen, denn dadurch, dass du dies tust, wirst du sowohl dich selbst als auch die retten, die auf dich hören“ (1. Tim. 4:16). Bei dem Lehren, das Paulus im Sinn hatte, geht es nicht um reine Wissensvermittlung. Wirkungsvolle Verkündiger sprechen das Herz der Menschen an und motivieren sie, in ihrem Leben Änderungen vorzunehmen. Das ist eine Kunst. Wie können wir die „Kunst des Lehrens“ erwerben, um mit ihrer Hilfe anderen die gute Botschaft vom Königreich darzulegen? (2. Tim. 4:2).

      Die „Kunst des Lehrens“ erwerben

      3, 4. (a) Wie können wir die „Kunst des Lehrens“ erwerben? (b) Wie hilft uns die Theokratische Predigtdienstschule, wirkungsvoll zu lehren?

      3 Ein Wörterbuch definiert diese Art von „Kunst“ als „Fertigkeit, die durch Studium, Übung oder Beobachtung erlangt wird“. Jeder dieser drei Aspekte ist zu berücksichtigen, wenn wir die gute Botschaft wirkungsvoll lehren möchten. Das richtige Verständnis des Themas, das wir behandeln, können wir nur erlangen, wenn wir es selbst unter Gebet studieren. (Lies Psalm 119:27, 34.) Wirkungsvolle Verkündiger beim Lehren zu beobachten kann uns helfen, ihre Methoden kennenzulernen und nachzuahmen. Und dadurch, dass wir das Gelernte regelmäßig anwenden, können wir unsere Fähigkeiten weiter verbessern (Luk. 6:40; 1. Tim. 4:13-15).

      4 Jehova ist unser Großer Unterweiser. Er lässt seinen irdischen Dienern durch den sichtbaren Teil seiner Organisation Anleitung zukommen, wie ihr Predigtauftrag auszuführen ist (Jes. 30:20, 21). Zu diesem Zweck führt jede Versammlung allwöchentlich die Theokratische Predigtdienstschule durch, die allen Teilnehmern helfen soll, wirkungsvolle Verkündiger des Königreiches Gottes zu werden. Das Hauptlehrbuch der Schule ist die Bibel. Das inspirierte Wort Jehovas sagt uns, was wir lehren sollen. Es zeigt sogar, welche Lehrmethoden wirkungsvoll und passend sind. In der Theokratischen Predigtdienstschule werden wir regelmäßig daran erinnert, dass wir geschickter lehren können, wenn wir uns dabei auf Gottes Wort stützen, wirkungsvoll Fragen einsetzen, einfach lehren und aufrichtiges Interesse an anderen zeigen. Wir wollen jeden dieser Punkte einmal für sich betrachten. Zudem wird behandelt, wie wir das Herz eines Studierenden erreichen können.

      Unser Lehren auf Gottes Wort stützen

      5. Worauf sollten wir unser Lehren stützen, und warum?

      5 Jesus, der größte aller menschlichen Lehrer, stützte sich beim Lehren auf die Schriften (Mat. 21:13; Joh. 6:45; 8:17). Er sprach nicht in seinem Namen, sondern im Namen desjenigen, der ihn gesandt hatte (Joh. 7:16-18). Wir halten uns an sein Vorbild. In unseren Aussagen im Haus-zu-Haus-Dienst oder bei Heimbibelstudien sollte Gottes Wort im Mittelpunkt stehen (2. Tim. 3:16, 17). Keine noch so klugen Überlegungen unsererseits könnten es mit der Wirkung und der Macht der inspirierten Heiligen Schrift aufnehmen. Die Bibel hat Autorität. Ganz gleich welchen Gedanken wir einem Studierenden näherbringen wollen, es gibt keine bessere Methode, als ihn selbst lesen zu lassen, was die Bibel dazu sagt. (Lies Hebräer 4:12.)

      6. Wie kann ein Lehrer sicherstellen, dass der Studierende den betrachteten Stoff versteht?

      6 Damit soll natürlich nicht gesagt werden, ein Lehrer brauche sich auf ein Bibelstudium gar nicht groß vorzubereiten. Im Gegenteil, er sollte sich vorher sogar gründlich überlegen, welche der angeführten Schriftstellen er selbst oder der Studierende beim Studium aus der Bibel vorlesen wird. Meistens ist es am besten, die Bibeltexte zu lesen, die die Grundlage für unseren Glauben bilden. Dem Studierenden sollte allerdings auch geholfen werden, den Sinn der Texte zu erfassen, die er liest (1. Kor. 14:8, 9).

      Fragen wirkungsvoll einsetzen

      7. Warum ist es eine gute Lehrmethode, Fragen zu stellen?

      7 Geschickt eingesetzte Fragen regen das Denken an und helfen dem Lehrer, das Herz des Studierenden zu erreichen. Statt ihm die Bibeltexte zu erklären, sollten wir ihn bitten, sie uns zu erklären. Manchmal kann eine Zusatzfrage oder sogar eine Reihe von Fragen nötig sein, um dem Studierenden einen Gedanken verständlich zu machen. Beziehen wir den Studierenden so in den Lernprozess ein, helfen wir ihm, nicht nur die Gründe für eine Schlussfolgerung zu verstehen, sondern von der Schlussfolgerung auch selbst überzeugt zu sein (Mat. 17:24-26; Luk. 10:36, 37).

      8. Wie können wir erfahren, was ein Studierender wirklich denkt?

      8 Die Studienmethode in unseren Publikationen beruht auf Fragen und Antworten. Die meisten, mit denen wir die Bibel studieren, können die gedruckten Fragen anhand der Gedanken in den dazugehörigen Absätzen schnell beantworten. Ein kluger Lehrer wird sich aber nicht damit zufriedengeben, dass treffende Antworten gegeben werden. Ein Beispiel: Der Studierende kann womöglich richtig erklären, was die Bibel über Hurerei sagt (1. Kor. 6:18). Durch taktvolle Fragen kann die persönliche Ansicht des Studierenden über das Gelernte ergründet werden. Der Lehrer könnte also fragen: „Warum verurteilt die Bibel Geschlechtsbeziehungen außerhalb der Ehe? Was halten Sie von dieser gottgewollten Einschränkung? Meinen Sie, dass es Vorteile hat, gemäß Gottes sittlichen Normen zu leben?“ Die Antworten auf solche Fragen können zeigen, wie der Studierende wirklich denkt. (Lies Matthäus 16:13-17.)

      Es einfach gestalten

      9. Was sollten wir im Sinn behalten, wenn wir biblischen Aufschluss vermitteln?

      9 Die meisten Wahrheiten in Gottes Wort sind an sich recht einfach. Es kann jedoch sein, dass manch einem, mit dem wir die Bibel studieren, bedingt durch die Lehren der falschen Religion, das eine oder andere nicht gleich klar ist. Unsere Rolle als Lehrer besteht nun darin, ihnen die Bibel näherzubringen. Wirkungsvolle Lehrer vermitteln Informationen einfach, deutlich und genau. Wenn wir uns an diese Richtschnur halten, werden wir die Wahrheit nicht komplizierter machen als nötig. Übergehen wir unnötige Details. Nicht jede Einzelheit in einem gelesenen Bibeltext muss kommentiert werden. Konzentrieren wir uns auf das, was wichtig ist, um den betreffenden Lehrpunkt zu verdeutlichen. Mit zunehmendem Wissen werden dem Studierenden die tieferen biblischen Wahrheiten allmählich verständlicher werden (Heb. 5:13, 14).

      10. Was bestimmt darüber, wie viel Stoff bei einem Bibelstudium behandelt wird?

      10 Wie viel Stoff sollte bei einem Studium behandelt werden? Mit etwas Überlegung lässt sich das leicht abschätzen. Die Fähigkeiten und die Umstände jedes Studierenden sind verschieden — genauso wie die von uns als Lehrern —, doch wir dürfen nie das Ziel aus den Augen verlieren, dem Studierenden zu einem festen Glauben zu verhelfen. Deshalb müssen wir ihm genügend Zeit lassen, um die Wahrheiten, die Gottes Wort enthält, zu lesen, zu verstehen und zu akzeptieren. Betrachten wir nicht mehr Stoff, als der Studierende aufnehmen kann, achten wir aber gleichzeitig darauf, dass das Studium vorwärtsgeht. Sobald der Studierende einen Gedanken verstanden hat, wenden wir uns dem nächsten zu (Kol. 2:6, 7).

      11. Was können wir vom Apostel Paulus darüber lernen, wie man andere unterweist?

      11 Wenn sich der Apostel Paulus an Neue wandte, legte er die gute Botschaft recht einfach dar. Er war zwar gebildet, vermied aber hochtrabende Worte. (Lies 1. Korinther 2:1, 2.) Die Einfachheit der biblischen Wahrheit zieht aufrichtige Menschen an und überzeugt sie. Niemand muss ein Intellektueller sein, um die Wahrheit zu verstehen (Mat. 11:25; Apg. 4:13; 1. Kor. 1:26, 27).

      Studierenden helfen, Gelerntes zu schätzen

      12, 13. Was könnte einen Studierenden veranlassen, Gelerntes umzusetzen? Veranschauliche es.

      12 Das, was wir lehren, muss das Herz des Studierenden berühren, damit es etwas bewirkt. Der Studierende muss verstehen, wie der Stoff ihn persönlich betrifft, welchen Nutzen er davon hat und wie sich sein Leben verbessern wird, wenn er sich an die biblische Anleitung hält (Jes. 48:17, 18).

      13 Angenommen, wir betrachten Hebräer 10:24, 25, wo Christen aufgefordert werden, zusammenzukommen, um sich aus der Bibel ermuntern zu lassen und liebevolle Gemeinschaft zu pflegen. Besucht der Studierende noch keine Zusammenkünfte, können wir kurz beschreiben, wie sie ablaufen und was besprochen wird. Wir könnten erwähnen, dass die Zusammenkünfte ein fester Bestandteil unserer Gottesanbetung sind, und zeigen, wie sie uns persönlich nützen. Dann bietet es sich an, den Studierenden dazu einzuladen. Er sollte sich allerdings an biblische Gebote halten, weil er Jehova gehorchen will, und nicht, weil er demjenigen, der mit ihm studiert, eine Freude machen möchte (Gal. 6:4, 5).

      14, 15. (a) Was kann jemand, der die Bibel studiert, über Jehova erfahren? (b) Von welchem Nutzen kann es für einen Studierenden sein, Gottes Persönlichkeit kennenzulernen?

      14 Jehova als Person kennenzulernen und zu schätzen ist der größte Nutzen, den Studierende daraus ziehen, dass sie die Bibel studieren und ihre Grundsätze anwenden (Jes. 42:8). Er ist wirklich ein liebevoller Vater sowie der Schöpfer und Eigentümer des Universums; denen, die ihn lieben und ihm dienen, gewährt er zudem, seine Persönlichkeit und seine Fähigkeiten zu erkennen. (Lies 2. Mose 34:6, 7.) Als Moses die Nation Israel aus der ägyptischen Knechtschaft führen sollte, beschrieb sich Jehova selbst mit den Worten: „Ich werde mich erweisen, als was ich mich erweisen werde“ (2. Mo. 3:13-15). Demgemäß würde Jehova alles werden, was immer nötig wäre, um das auszuführen, was er in Verbindung mit seinem auserwählten Volk vorgesehen hatte. Die Israeliten lernten Jehova deshalb in verschiedenen Rollen kennen: als Retter, als Kriegsmann, als Ernährer und als jemand, der hält, was er verspricht (2. Mo. 15:2, 3; 16:2-5; Jos. 23:14).

      15 Die Studierenden werden persönlich wahrscheinlich kein so dramatisches Eingreifen Jehovas erleben wie Moses. Doch wenn sie im Glauben wachsen und ihre Wertschätzung für das Gelernte groß genug ist, um es anzuwenden, begreifen sie bestimmt auch, dass sie auf Jehova vertrauen müssen, wenn sie Mut, Weisheit und Führung brauchen. Tun sie das, werden auch sie Jehova in der Rolle als weiser, verlässlicher Ratgeber und Beschützer kennenlernen, der großzügig für all ihre Bedürfnisse sorgt (Ps. 55:22; 63:7; Spr. 3:5, 6).

      Liebevolles Interesse zeigen

      16. Warum hängt es nicht in erster Linie von unserer Begabung ab, wie wirkungsvoll wir als Lehrer sind?

      16 Wer meint, beim Lehren nicht so geschickt zu sein, wie er es sich wünschen würde, braucht nicht entmutigt zu sein. Jehova und Jesus beaufsichtigen das Unterweisungsprogramm, das heute weltweit durchgeführt wird (Apg. 1:7, 8; Offb. 14:6). Sie können unsere Bemühungen segnen, sodass unsere Worte bei einer gerecht gesinnten Person das Richtige bewirken (Joh. 6:44). Liebt ein Lehrer den Studierenden aufrichtig, kann er dadurch jeden Mangel an Begabung mehr als ausgleichen. Dem Apostel Paulus war offenkundig bewusst, wie wichtig es ist, diejenigen zu lieben, die unterwiesen werden. (Lies 1. Thessalonicher 2:7, 8.)

      17. Wie können wir aufrichtiges Interesse an jemand zeigen, der die Bibel studiert?

      17 Aufrichtiges Interesse an jemand, der die Bibel studiert, können wir auch dadurch zeigen, dass wir uns Zeit nehmen, ihn kennenzulernen. Beim Besprechen biblischer Grundsätze erfahren wir wahrscheinlich Näheres über seine persönlichen Umstände. Womöglich stellen wir fest, dass er in seinem Leben bereits einiges umsetzt, was er aus der Bibel gelernt hat. Auf anderen Gebieten werden wohl noch Änderungen nötig sein. Führen wir dem Studierenden vor Augen, wie der im Bibelstudium betrachtete Aufschluss ihn persönlich betrifft. Dadurch können wir ihm liebevoll helfen, ein echter Jünger Christi zu werden.

      18. Warum ist es so wichtig, sowohl mit als auch für Studierende zu beten?

      18 Am wichtigsten ist allerdings, dass wir mit einem Studierenden beten und dabei auch für ihn beten können. Unseren Gebeten sollte er eindeutig entnehmen können, dass wir ihm helfen wollen, seinen Schöpfer besser kennenzulernen, ihm näherzukommen und sich seine Führung zunutze zu machen. (Lies Psalm 25:4, 5.) Wenn wir Jehova bitten, einen Studierenden zu segnen, der sich bemüht, Gelerntes anzuwenden, kann ihm das verdeutlichen, wie wichtig es ist, ein „Täter des Wortes“ zu werden (Jak. 1:22). Und wenn er unseren aufrichtigen Gebeten zuhört, lernt er außerdem, selbst zu beten. Welche Freude ist es doch, Personen, die die Bibel studieren, zu helfen, selbst ein Verhältnis zu Jehova zu entwickeln!

      19. Was wird im folgenden Artikel betrachtet?

      19 Wie ermunternd, dass weltweit mehr als sechseinhalb Millionen Zeugen Jehovas sich in der „Kunst des Lehrens“ üben, um aufrichtigen Menschen zu helfen, alles zu halten, was Jesus geboten hat. Was wird durch unser Predigen erreicht? Auf diese Frage geht der folgende Artikel ein.

  • ‘Richtig eingestellte’ Personen reagieren empfänglich
    Der Wachtturm 2008 | 15. Januar
    • ‘Richtig eingestellte’ Personen reagieren empfänglich

      „Alle, die zum ewigen Leben richtig eingestellt waren, wurden gläubig“ (APG. 13:48).

      1, 2. Was taten die ersten Christen der Voraussage Jesu gemäß, dass die gute Botschaft auf der ganzen bewohnten Erde verkündigt werden würde?

      DAS Bibelbuch Apostelgeschichte enthält den begeisternden Bericht über die ersten Christen, die der Voraussage Jesu gemäß darangingen, die gute Botschaft vom Königreich auf der ganzen bewohnten Erde zu verkündigen (Mat. 24:14). Eifrige Prediger gaben allen, die ihre Tätigkeit fortführen würden, ein Beispiel. Weil die Jünger Jesu in Jerusalem freimütig Zeugnis gaben, schlossen sich Tausende von Menschen, darunter „eine große Menge Priester“, der Versammlung des ersten Jahrhunderts an (Apg. 2:41; 4:4; 6:7).

      2 Die Missionare der damaligen Zeit halfen vielen weiteren Personen, das Christentum anzunehmen. Philippus ging zum Beispiel nach Samaria, wo seine Worte großen Anklang fanden (Apg. 8:5-8). Paulus unternahm mit verschiedenen Gefährten weite Reisen und verkündigte die christliche Botschaft auf Zypern, in Gebieten von Kleinasien, Mazedonien, Griechenland und Italien. Viele Juden und Griechen in den Städten, wo er predigte, wurden gläubig (Apg. 14:1; 16:5; 17:4). Titus führte seinen Dienst auf Kreta fort (Tit. 1:5). Petrus wirkte fleißig in Babylon, und als er zwischen 62 und 64 u. Z. seinen ersten Brief schrieb, war die Tätigkeit der Christen in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien allgemein bekannt (1. Pet. 1:1; 5:13). Wahrhaft aufregende Zeiten! Die christlichen Verkündiger des ersten Jahrhunderts waren so eifrig, dass ihre Feinde behaupteten, sie hätten „die bewohnte Erde aufgewiegelt“ (Apg. 17:6; 28:22).

      3. Was haben Königreichsverkündiger durch ihr Predigen in jüngster Zeit erreicht, und wie berührt uns das?

      3 Auch in unserer Zeit ist die Christenversammlung mit einem bemerkenswerten Wachstum gesegnet worden. Ermuntert es uns nicht immer wieder, den Jahresbericht der Zeugen Jehovas zu lesen und zu erfahren, was weltweit erreicht wurde? Freuen wir uns nicht von Herzen über die mehr als sechs Millionen Bibelstudien, die die Königreichsverkündiger im Dienstjahr 2007 durchführten? Wie die Zahl der Besucher bei der Feier zum Gedenken an den Tod Jesu Christi im vergangenen Jahr erkennen lässt, waren zudem etwa zehn Millionen Menschen, die keine Zeugen Jehovas sind, so sehr an der guten Botschaft interessiert, dass sie diesem wichtigen Anlass beiwohnten. Demnach gibt es noch viel zu tun.

      4. Wer reagiert empfänglich auf die Königreichsbotschaft?

      4 Wie im ersten Jahrhundert reagieren heute „alle, die zum ewigen Leben richtig eingestellt“ sind, empfänglich auf die Botschaft der Wahrheit (Apg. 13:48). Jehova zieht solche Menschen zu seiner Organisation. (Lies Haggai 2:7.) Wie müssten wir zum christlichen Predigtdienst eingestellt sein, damit wir dieses Einsammlungswerk wirklich rückhaltlos unterstützen?

      Vorurteilslos allen predigen

      5. Was für Menschen stehen in der Gunst Jehovas?

      5 Die Christen des ersten Jahrhunderts verstanden, dass „Gott nicht parteiisch ist, sondern dass für ihn in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, annehmbar ist“ (Apg. 10:34, 35). Ein gutes Verhältnis zu Jehova hängt allerdings davon ab, Glauben an Jesu Loskaufsopfer auszuüben (Joh. 3:16, 36). Und es ist der Wille Jehovas, dass „alle Arten von Menschen gerettet werden und zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim. 2:3, 4).

      6. Wovor müssen sich Königreichsverkündiger hüten, und warum?

      6 Für Verkündiger der guten Botschaft wäre es unangebracht, Menschen aufgrund ihrer Rasse, ihrer gesellschaftlichen Stellung, ihres Äußeren, ihrer Religionszugehörigkeit oder irgendeines anderen Umstands vorschnell zu beurteilen. Überlegen wir einmal: Sind wir nicht dankbar, dass die Person, die mit uns erstmals über biblische Wahrheiten gesprochen hat, uns gegenüber keine Vorurteile hatte? Wie kämen wir also dazu, jemand eine lebensrettende Botschaft vorzuenthalten, der vielleicht darauf hört? (Lies Matthäus 7:12.)

      7. Warum dürfen wir diejenigen nicht richten, denen wir predigen?

      7 Jehova hat Jesus zum Richter ernannt; wir haben daher kein Recht, irgendjemand zu richten. Das ist auch gut so, denn wir können — im Gegensatz zu Jesus — nur „nach dem bloßen Augenschein“ oder ‘gemäß dem, was unsere Ohren hören’, richten, während Jesus die geheimsten Gedanken und Überlegungen des Herzens lesen kann (Jes. 11:1-5; 2. Tim. 4:1).

      8, 9. (a) Was für ein Mensch war Saulus, bevor er ein Christ wurde? (b) Was sollte uns das Beispiel des Apostels Paulus lehren?

      8 Menschen mit praktisch jedem gesellschaftlichen Hintergrund sind schon Diener Jehovas geworden. Ein Musterbeispiel dafür ist Saulus von Tarsus, der als der Apostel Paulus bekannt wurde. Saulus, ein Pharisäer, war ein erbitterter Gegner der Christen. Da er aufrichtig davon überzeugt war, die Christen seien auf einem Irrweg, verfolgte er sie (Gal. 1:13). Vom rein menschlichen Standpunkt hätte man wohl als Letztes erwartet, dass aus ihm ein Christ wurde. Jesus sah jedoch etwas Gutes in Saulus’ Herz und wählte ihn für einen besonderen Auftrag aus. Saulus wurde tatsächlich eines der aktivsten und eifrigsten Glieder der Christenversammlung des ersten Jahrhunderts.

      9 Was lehrt uns das Beispiel des Apostels Paulus? In unserem Gebiet gibt es vielleicht Personen gewisser Kreise, die auf die Botschaft offenbar nicht gut zu sprechen sind. Ob jemand von ihnen jemals ein wahrer Christ werden wird, erscheint womöglich zweifelhaft, aber wir sollten es trotzdem nicht aufgeben, das Gespräch mit ihnen zu suchen. Manchmal erweisen sich gerade diejenigen als empfänglich, von denen man es am wenigsten erwartet hätte. Unser Auftrag besteht darin, nicht nachzulassen, allen zu predigen. (Lies Apostelgeschichte 5:42.)

      Diejenigen werden gesegnet, die nicht nachlassen zu predigen

      10. Warum sollten wir uns nicht zurückhalten, auch Menschen zu predigen, denen gegenüber wir uns eingeschüchtert fühlen? Hat jemand aus der Versammlung so etwas erlebt und kann es uns berichten?

      10 Wie sehr der Schein trügen kann, zeigt das Beispiel von Ignacio.a Zeugen Jehovas begannen mit ihm die Bibel zu studieren, als er in einem südamerikanischen Land im Gefängnis war. Man fürchtete ihn wegen seiner Neigung zur Gewalttätigkeit. Insassen, die etwas herstellten und an Mithäftlinge verkauften, beauftragten Ignacio, von säumigen Zahlern die Schulden einzutreiben. Als Ignacio gute Fortschritte machte und das Gelernte anwandte, wurde aus dem brutalen Schläger ein freundlicher Mensch. Niemand setzt Ignacio mehr ein, um Schulden einzutreiben, doch er ist froh, dass die biblischen Wahrheiten und Gottes Geist seine Persönlichkeit umgestaltet haben. Er ist auch dankbar für die Unvoreingenommenheit der Königreichsverkündiger, die sich die Mühe machten, mit ihm zu studieren.

      11. Warum sprechen wir immer wieder bei den Menschen vor?

      11 Warum suchen wir immer wieder die Menschen auf, denen die gute Botschaft nicht zusagt? Ein Grund ist, dass sich ihre persönlichen Umstände und ihre Haltung durchaus ändern können. Vielleicht ist seit unserem letzten Besuch der eine oder andere ernsthaft erkrankt, hat die Arbeit verloren oder beklagt den Tod eines nahestehenden Menschen. (Lies Prediger 9:11.) Die Weltereignisse könnten manchen veranlassen, ernsthaft über seine Zukunft nachzudenken. Solche Entwicklungen mögen jemand, der früher apathisch — oder sogar gegnerisch — war, empfänglich reagieren lassen. Halten wir uns daher nicht zurück, anderen bei jeder passenden Gelegenheit die gute Botschaft zu verkündigen.

      12. Wie sollten wir die Menschen sehen, denen wir predigen, und warum?

      12 Andere in Kategorien einzuordnen und sich schnell ein Urteil über sie zu bilden scheint eine menschliche Neigung zu sein. Jehova sieht dagegen jeden einzelnen Menschen. Er erkennt, welches Potenzial der Einzelne hat. (Lies 1. Samuel 16:7.) Bemühen wir uns daher, im Dienst dasselbe zu tun. Viele Erfahrungsberichte zeigen, von welchem Nutzen es ist, gegenüber allen, denen wir predigen, positiv eingestellt zu sein.

      13, 14. (a) Warum hatte eine Pionierin ein negatives Bild von einer Frau, die sie im Predigtdienst angetroffen hatte? (b) Was können wir aus dieser Begebenheit lernen?

      13 Sandra, eine Pionierin auf einer Karibikinsel, traf im Haus-zu-Haus-Dienst Ruth an, für die der Karneval ihr Ein und Alles war. Zweimal war Ruth schon zur nationalen Karnevalsprinzessin gewählt worden. Sie zeigte jedoch sehr großes Interesse an Sandras Worten; deshalb wurde ein Bibelstudium vereinbart. Sandra berichtet: „Als ich in Ruths Wohnzimmer kam, fiel mein erster Blick auf ein großes Foto, das sie in einem prächtigen Karnevalskostüm zeigte, und auf die Pokale, die sie gewonnen hatte. Ich nahm fälschlicherweise an, jemand, der so populär war und so im Karnevalfeiern aufging, habe wohl kaum ein anhaltendes Interesse an der Wahrheit. Deshalb besuchte ich sie nicht mehr.“

      14 Einige Zeit später kam Ruth in den Königreichssaal. Nach der Zusammenkunft fragte sie Sandra: „Warum kommst du denn nicht mehr, um mit mir zu studieren?“ Sandra entschuldigte sich und vereinbarte, das Studium fortzusetzen. Ruth machte schnell Fortschritte, nahm ihre Karnevalsbilder von der Wand ab, beteiligte sich an der gesamten Versammlungstätigkeit und gab sich Jehova hin. Sandra sah natürlich ein, wie verkehrt ihre anfängliche Reaktion war.

      15, 16. (a) Wozu führte es, dass eine Verkündigerin einem Verwandten Zeugnis gab? (b) Warum sollten uns die äußeren Umstände eines Verwandten nicht davon abhalten, ihm Zeugnis zu geben?

      15 Gute Ergebnisse konnten auch viele erzielen, die andersgläubigen Familienangehörigen Zeugnis gaben, obwohl es kaum wahrscheinlich schien, dass sie empfänglich reagieren würden. Nehmen wir zum Beispiel Joyce, eine Glaubensschwester in den Vereinigten Staaten. Ihr Schwager landete von Jugend an immer wieder im Gefängnis. „Die Leute sagten, sein Leben sei eigentlich nichts wert“, erzählte Joyce, „weil er mit Drogen handelte, ein Dieb war und eine Unmenge anderer schlimmer Sachen machte. Trotz allem sprach ich 37 Jahre lang immer wieder mit ihm über biblische Wahrheiten.“ Ihre geduldigen Bemühungen, ihrem Schwager zu helfen, wurden reich belohnt, als er schließlich einwilligte, mit Zeugen Jehovas die Bibel zu studieren, und drastische Änderungen in seinem Leben vornahm. Unlängst ließ er sich im Alter von 50 Jahren auf einem Bezirkskongress in Kalifornien (USA) taufen. Joyce sagte: „Ich weinte vor Freude. Wie froh bin ich doch, dass ich ihn nie aufgegeben habe!“

      16 Wir zögern vielleicht, bestimmte Verwandte wegen ihrer äußeren Umstände auf biblische Wahrheiten anzusprechen. Doch Joyce hatte keine solchen Vorbehalte, mit ihrem Schwager zu sprechen. Man kann ja schließlich nicht wissen, wie es im Herzen eines anderen aussieht. Womöglich sucht der Betreffende ja ganz aufrichtig nach Glaubenswahrheit. Halten wir uns daher nicht zurück, ihm die Gelegenheit zu geben, sie zu finden. (Lies Sprüche 3:27.)

      Ein wirkungsvolles Bibelstudienbuch

      17, 18. (a) Wie wird der Wert des Buches Was lehrt die Bibel wirklich? durch Berichte aus aller Welt bezeugt? (b) Welche schönen Erlebnisse können wir in Verbindung mit diesem Buch berichten?

      17 Berichte aus aller Welt zeigen, dass das Bibelstudienbuch Was lehrt die Bibel wirklich? von vielen aufrichtigen Personen gut angenommen wird. Penni, eine Pionierin in den Vereinigten Staaten, konnte mehrere Studien anhand dieser Publikation einrichten. Zwei davon führte sie mit älteren Menschen durch, die treue Kirchenmitglieder waren. Anfangs war sich Penni nicht sicher, wie sie auf die in dem Buch erklärten biblischen Wahrheiten reagieren würden. Sie schreibt jedoch: „Weil die Gedanken deutlich, logisch und prägnant dargelegt werden, fiel es ihnen leicht, das Gelernte als die Wahrheit anzunehmen — ohne Streit oder Gefühlschaos.“

      18 Pat, eine Verkündigerin in Großbritannien, begann ein Bibelstudium mit einer Frau aus einem asiatischen Land. Diese musste aus ihrer Heimat fliehen, nachdem ihr Mann und ihre Söhne von Soldaten einer Rebellenarmee verschleppt und nie wieder gesehen wurden. Das Leben der Frau wurde bedroht, man brannte ihr Haus nieder und mehrere Männer vergewaltigten sie nacheinander. All das gab ihr das Gefühl, nichts mehr zu haben, wofür es sich zu leben lohnte, und sie trug sich mehrfach mit Selbstmordgedanken. Das Bibelstudium gab ihr jedoch Hoffnung. „Die einfachen Erklärungen und Veranschaulichungen in dem Buch Was lehrt die Bibel wirklich? wirkten nachhaltig auf sie“, schreibt Pat. Die Studierende machte schnell Fortschritte, konnte eine ungetaufte Verkündigerin werden und äußerte den Wunsch, sich auf dem nächsten Kongress taufen zu lassen. Welch eine Freude ist es doch, aufrichtigen Menschen zu helfen, die biblische Hoffnung zu verstehen und zu schätzen!

      „Lasst uns nicht nachlassen, das zu tun, was vortrefflich ist“

      19. Warum ist das Predigen so dringend?

      19 Mit jedem Tag, der vergeht, wird unser Auftrag, zu predigen und Jünger zu machen, noch dringlicher. Tausende von richtig eingestellten Personen reagieren jedes Jahr empfänglich auf unser Predigen. Doch „der große Tag Jehovas ist nahe“, was bedeutet, dass diejenigen, die in geistiger Finsternis bleiben, „zur Schlachtung wanken“ (Zeph. 1:14; Spr. 24:11).

      20. Wozu sollte jeder von uns entschlossen sein?

      20 Noch können wir den Menschen helfen. Dabei müssen wir allerdings wie die Christen des ersten Jahrhunderts vorgehen, die „ununterbrochen fort[fuhren], zu lehren und die gute Botschaft über den Christus, Jesus, zu verkündigen“ (Apg. 5:42). Ahmen wir ihr Beispiel nach, indem wir trotz Widrigkeiten ausharren, auf unsere „Kunst des Lehrens“ achtgeben und allen ohne Parteilichkeit predigen! „Lasst uns nicht nachlassen, das zu tun, was vortrefflich ist“, denn wenn wir ausharren, werden wir den großartigen Segen ernten, Gott wohlzugefallen (2. Tim. 4:2). (Lies Galater 6:9.)

      [Fußnote]

      a Einige Namen wurden geändert.

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