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Die Interessen der Älteren ‘im Auge behalten’Der Wachtturm 1987 | 1. Juni
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1, 2. (a) Wodurch bewies die leitende Körperschaft im ersten Jahrhundert Interesse an den Bedürfnissen der Älteren? (b) Was beweist, daß das Predigtwerk nicht vernachlässigt wurde?
KURZ nach Pfingsten 33 u. Z. entstand in der Christenversammlung „ein Murren der griechisch sprechenden Juden gegen die hebräisch sprechenden Juden, weil ihre Witwen bei der täglichen Austeilung [von Lebensmitteln an die Bedürftigen] übersehen wurden“. Zweifellos waren etliche dieser Witwen schon im vorgerückten Alter und konnten sich daher nicht mehr selbst versorgen. Jedenfalls schritten die Apostel persönlich ein, indem sie sagten: „Sucht euch aus eurer Mitte sieben Männer aus, die ein gutes Zeugnis haben und mit Geist und Weisheit erfüllt sind, damit wir sie über dieses notwendige Geschäft setzen können“ (Apostelgeschichte 6:1-3).
2 Die ersten Christen betrachteten also die Sorge für die Bedürftigen als ein „notwendiges Geschäft“. Jahre später schrieb der Jünger Jakobus: „Die Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist, ist diese: nach Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sehen“ (Jakobus 1:27). Bedeutet das denn, daß das alles überragende Predigtwerk vernachlässigt wurde? Nein, denn nachdem das Hilfswerk für die Witwen richtig organisiert worden war, „wuchs“, wie es in der Apostelgeschichte heißt, „das Wort Gottes weiterhin, und die Zahl der Jünger mehrte sich in Jerusalem fortgesetzt sehr“ (Apostelgeschichte 6:7).
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Die Interessen der Älteren ‘im Auge behalten’Der Wachtturm 1987 | 1. Juni
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Witwen Ehre erweisen
4. (a) Warum und wie „ehrte“ die Versammlung im ersten Jahrhundert die Witwen? (b) Waren solche Vorkehrungen in jedem Fall notwendig?
4 In 1. Timotheus, Kapitel 5 lesen wir, wie sich die ersten Christen um ältere Witwen in der Versammlung kümmerten. Paulus ermahnte Timotheus: „Ehre Witwen, die wirklich Witwen sind“ (Vers 3). Hervorgehoben wurden ältere Witwen, da sie ganz besonders der Ehre in Form einer regelmäßigen finanziellen Unterstützung würdig waren. Sie waren offensichtlich von allen Einkommensmöglichkeiten abgeschnitten und konnten daher nur noch ‘ihre Hoffnung auf Gott setzen und Nacht und Tag im Flehen und in Gebeten verharren’ (Vers 5). Wie wurden ihre Gebete um Unterstützung erhört? Durch die Versammlung! Würdigen Witwen wurde auf organisierte Weise ein bescheidener Lebensunterhalt ermöglicht. Wenn natürlich eine Witwe finanzielle Mittel hatte oder Verwandte, die sie unterstützen konnten, waren solche Vorkehrungen unnötig (Vers 4, 16).
5. (a) Wie mögen einige Witwen an „sinnlicher Befriedigung Gefallen“ gefunden haben? (b) War die Versammlung verpflichtet, solche Witwen zu unterstützen?
5 „Diejenige [Witwe] aber, die an sinnlicher Befriedigung Gefallen findet“, warnte Paulus, „ist [in geistiger Hinsicht] tot, obwohl sie lebt“ (Vers 6). Paulus erklärte nicht, in welcher Hinsicht sich einige, wie es in der Kingdom Interlinear Translation wörtlich wiedergegeben wird, „wollüstig verhielten“. Manche hatten vielleicht mit ihren „sexuellen Regungen“ zu kämpfen (Vers 11). Doch gemäß Liddell & Scott’s Greek-English Lexicon kann sich der Ausdruck ‘wollüstig verhalten’ auch auf eine verweichlichte Lebensweise, auf übermäßigen Komfort oder auf Überfluß beziehen. Vielleicht wollten einige, daß die Versammlung sie bereicherte, ihnen ein extravagantes Leben der Unmäßigkeit finanzierte. Was auch immer der Fall war, Paulus ließ erkennen, daß solche Personen keine Unterstützung von seiten der Versammlung verdienten.
6, 7 (und Fußnote). (a) Was war die „Liste“? (b) Warum war für diejenigen, die noch nicht 60 Jahre alt waren, keine Unterstützung vorgesehen? (c) Wie trug Paulus dazu bei, daß über junge Witwen kein ungünstiges „Gericht“ kam?
6 Als nächstes sagte Paulus: „Eine Witwe trage man in die Liste [der Unterstützungsbedürftigen] ein, wenn sie nicht weniger als sechzig Jahre alt ist.“ Offensichtlich war man in den Tagen des Paulus der Auffassung, daß eine Frau über 60 sich nicht mehr selbst versorgen konnte und daß sie wahrscheinlich nicht mehr heiraten würde.a „Jüngere Witwen dagegen weise ab [trage nicht ein]“, sagte Paulus, „denn wenn sich ihre sexuellen Regungen zwischen sie und den Christus drängen, wollen sie heiraten und haben ein Gericht auf sich, weil sie ihre erste Äußerung des Glaubens mißachtet haben“ (Vers 9, 11, 12).
7 Wäre die „Liste“ auch für jüngere Witwen offen gewesen, hätten sie vielleicht übereilt erklärt, sie wollten ledig bleiben. Nach einiger Zeit wäre es einigen von ihnen aber womöglich schwergefallen, ihre „sexuellen Regungen“ unter Kontrolle zu halten, und sie hätten wieder heiraten wollen, wodurch ein „Gericht“ über sie gekommen wäre, weil sie „ihre erste Äußerung des Glaubens“, nämlich ledig zu bleiben, „mißachtet“ hätten. (Vergleiche Prediger 5:2-6.) Paulus beugte solchen Problemen vor, indem er erklärte: „Daher möchte ich, daß die jüngeren Witwen heiraten, Kinder gebären“ (Vers 14).
8. (a) Wie wurde die Versammlung durch die Richtlinien des Paulus geschützt? (b) Wurde auch für bedürftige jüngere Witwen oder ältere Männer gesorgt?
8 Außerdem beschränkte der Apostel die Eintragung auf diejenigen, die schon über längere Zeit vortreffliche christliche Werke verrichtet hatten (Vers 10). Die Versammlung war also kein Wohlfahrtsverein für Faule oder Habgierige (2. Thessalonicher 3:10, 11). Wie verhielt es sich jedoch mit älteren Männern oder jüngeren Witwen? Wenn sie in Not gerieten, sorgte die Versammlung zweifellos auf individuelle Weise für sie. (Vergleiche 1. Johannes 3:17, 18.)
9. (a) Warum sind die Vorkehrungen für Ältere heute anders als die im ersten Jahrhundert? (b) Was können wir heute aufgrund der Ausführungen des Paulus über Witwen gemäß 1. Timotheus, Kapitel 5 erkennen?
9 Solche Einrichtungen entsprachen durchaus den Bedürfnissen der Versammlungen im ersten Jahrhundert. Doch im Expositor’s Bible Commentary wird bemerkt: „Heute ist aufgrund des Versicherungswesens, der sozialen Sicherheit und der Arbeitsmöglichkeiten die Situation ganz anders.“ Wegen der veränderten sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse ist es in den Versammlungen heutzutage selten nötig, Listen für ältere Hilfsbedürftige zu führen. (Man berücksichtige auch die gesetzlichen Bestimmungen des Landes.) Nichtsdestoweniger helfen uns die Worte des Paulus an Timotheus, folgendes zu erkennen: 1. Die Probleme der Älteren gehen die gesamte Versammlung an — besonders die Ältesten. 2. Die Fürsorge für die Älteren sollte richtig organisiert werden. 3. Eine solche Fürsorge ist auf die wirklich Bedürftigen beschränkt.
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Die Interessen der Älteren ‘im Auge behalten’Der Wachtturm 1987 | 1. Juni
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14 (und Kasten). (a) Was können die Ältesten tun, wenn ein älterer Bruder oder eine ältere Schwester in finanzielle Not gerät? (b) Wie kommen manche Versammlungen den Bedürfnissen älterer Verkündiger nach?
14 ‘Geld dient zum Schutz’ (Prediger 7:12). Doch manche ältere Brüder oder Schwestern sind in finanzieller Bedrängnis und haben keine Verwandten, die willens sind, ihnen zu helfen. Aber in der Versammlung sind gewöhnlich einige bereit, Beistand zu leisten, wenn sie auf die Notlage aufmerksam gemacht werden (Jakobus 2:15-17). Die Ältesten können auch erkunden, welche Sozialleistungen, Versicherungen, Renten und dergleichen zur Verfügung stehen. In manchen Ländern sind solche Leistungen jedoch kaum verfügbar, und es mag keine andere Möglichkeit geben, als dem in 1. Timotheus, Kapitel 5 gegebenen Muster zu folgen und für die Versammlung als Ganzes ein Hilfsprogramm auszuarbeiten.
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