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Niemand vergibt wie JehovaDer Wachtturm (Studienausgabe) 2022 | Juni
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STUDIENARTIKEL 24
Niemand vergibt wie Jehova
„Du, o Jehova, bist … gut und vergibst gern. Du bist reich an loyaler Liebe für alle, die dich anrufen“ (PS. 86:5)
LIED 42 Gebet der Diener Gottes
VORSCHAUa
1. Welche Tatsache hielt König Salomo in Prediger 7:20 fest?
KÖNIG Salomo schrieb: „Es gibt keinen gerechten Menschen auf der Erde, der immer nur Gutes tut und nie sündigt“ (Pred. 7:20). Das ist so wahr! Wir alle sind Sünder (1. Joh. 1:8). Deshalb brauchen wir die Vergebung Gottes und unserer Mitmenschen.
2. Wie fühlt es sich an, wenn ein guter Freund einem verzeiht?
2 Hast du schon einmal einen guten Freund verletzt? Dann wolltest du die Sache bestimmt in Ordnung bringen und hast dich aufrichtig entschuldigt. Wie hast du dich gefühlt, als er dir verziehen hat? Warst du erleichtert? Sicher ist dir ein Stein vom Herzen gefallen.
3. Worum geht es in diesem Artikel?
3 Wir möchten, dass Jehova unser bester Freund ist. Trotzdem tun wir ihm ab und zu durch unsere Worte oder unser Verhalten weh. Wieso können wir sicher sein, dass er uns gern vergibt? Warum ist seine Art zu vergeben einzigartig? Und wer kann auf seine Vergebung zählen?
JEHOVA VERGIBT GERN
4. Warum können wir sicher sein, dass Jehova gern vergibt?
4 Gottes Wort versichert uns, dass Jehova gern vergibt. Als Moses am Berg Sinai war, beschrieb sich Jehova durch einen Engel mit folgenden Worten: „Jehova, Jehova, ein Gott, der barmherzig und mitfühlend ist, der nicht schnell zornig wird und reich ist an loyaler Liebe und Wahrheit. Er zeigt Tausenden loyale Liebe und verzeiht Vergehen, Übertretung und Sünde“ (2. Mo. 34:6, 7). Jehova ist ein warmherziger, mitfühlender Gott, der reumütigen Sündern immer gern vergibt (Neh. 9:17; Ps. 86:15).
Jehova weiß, was uns alles geprägt hat (Siehe Absatz 5)
5. Was löst es gemäß Psalm 103:13, 14 bei Jehova aus, dass er uns durch und durch kennt?
5 Als unser Schöpfer weiß Jehova alles über uns. Er weiß jede Einzelheit über jeden Menschen auf der Erde (Ps. 139:15-17). Er kennt alle Schwächen und Eigenarten, die wir von unseren Eltern geerbt haben. Auch weiß er, welche Erlebnisse und Erfahrungen uns geprägt haben. Was löst es bei Jehova aus, dass er uns so gut kennt? Er geht barmherzig mit uns um (Ps. 78:39; lies Psalm 103:13, 14).
6. Wie hat Jehova seine Bereitschaft zu vergeben unter Beweis gestellt?
6 Jehova hat seine Bereitschaft zu vergeben unter Beweis gestellt. Ihm ist bewusst, dass wir durch Adams Verschulden unter den Fluch von Sünde und Tod gekommen sind (Röm. 5:12). Niemand von uns kann sich selbst oder einen anderen Menschen von diesem Fluch befreien (Ps. 49:7-9). Doch aus Liebe und Mitgefühl hat Jehova dafür gesorgt, dass wir davon erlöst werden können. Wie wir aus Johannes 3:16 erfahren, hat er seinen einziggezeugten Sohn gesandt, damit er für uns stirbt (Mat. 20:28; Röm. 5:19). Jesus hat die über uns verhängte Todesstrafe auf sich genommen, um jeden zu befreien, der an ihn glaubt (Heb. 2:9). Er starb einen qualvollen, demütigenden Tod. Wie sehr muss es Jehova geschmerzt haben, das mit anzusehen! Wenn er uns nicht wirklich vergeben wollte, hätte er das alles niemals zugelassen.
7. Wem vergab Jehova großzügig?
7 Die Bibel berichtet von vielen Menschen, denen Jehova großzügig vergeben hat (Eph. 4:32). Wer fällt dir dabei ein? Vielleicht König Manasse? Er beging schreckliche Sünden. Er förderte den Götzenkult, verbrannte seine eigenen Kinder als Opfer für falsche Götter und brachte es sogar fertig, in Jehovas heiligem Tempel einen Götzen aufzustellen. Die Bibel sagt über ihn: „In großem Ausmaß tat er, was in Jehovas Augen schlecht war, und kränkte ihn damit“ (2. Chr. 33:2-7). Doch als er von Herzen bereute, vergab Jehova ihm großzügig. Er durfte sogar auf seinen Thron zurück (2. Chr. 33:12, 13). Vielleicht kommt dir auch König David in den Sinn. Zu seinen schweren Sünden gehörten Ehebruch und Mord. Doch als er seine Fehler zugab und aufrichtig bereute, vergab Jehova auch ihm (2. Sam. 12:9, 10, 13, 14). Jehova vergibt wirklich gern. Und wie wir sehen werden, ist seine Vergebung einzigartig. Kein Mensch kann so vergeben wie er.
JEHOVAS VERGEBUNG IST EINZIGARTIG
8. Wie beeinflussen Jehovas einzigartige Fähigkeiten als Richter seine Vergebung?
8 Jehova ist „der Richter der ganzen Erde“ (1. Mo. 18:25). Ein guter Richter braucht ein tiefes Verständnis des Gesetzes. Das trifft mit Sicherheit auf Jehova zu, denn er ist nicht nur unser Richter, sondern auch unser Gesetzgeber (Jes. 33:22). Niemand hat so einen ausgeprägten Sinn für Richtig und Falsch wie er. Was muss ein guter Richter noch mitbringen? Er muss in der Lage sein, alle relevanten Fakten zu berücksichtigen, bevor er ein Urteil fällt. Was das angeht, ist Jehovas Qualifikation als Richter unübertroffen.
9. Über welche Informationen verfügt Jehova, um zu entscheiden, ob er jemandem vergibt?
9 Anders als Richter auf der Erde hat Jehova bei jedem Rechtsfall immer perfekten Einblick in alle Fakten (1. Mo. 18:20, 21; Ps. 90:8). Menschen sind auf das angewiesen, was sie sehen und hören. Jehovas Wahrnehmungsvermögen dagegen reicht weit darüber hinaus. Er weiß genau, wie die Gene, die Erziehung, das Umfeld und die emotionale und mentale Verfassung eines Menschen sein Verhalten beeinflussen. Außerdem kann Jehova ins Herz sehen. Er nimmt die Beweggründe, Absichten und Wünsche jedes Einzelnen voll und ganz wahr. Vor ihm ist nichts verborgen (Heb. 4:13). Jehovas Vergebung beruht also immer auf einem vollständigen Verständnis der Situation.
Jehova ist gerecht, fair und unparteiisch. Er lässt sich nicht bestechen (Siehe Absatz 10)
10. Warum sind Jehovas Urteile immer gerecht und fair? (5. Mose 32:4).
10 Jehovas Urteile sind ausnahmslos gerecht und fair. Er ist vollkommen unparteiisch. Beim Vergeben lässt er sich nicht von Aussehen, Reichtum, Berühmtheit oder Fähigkeiten beeinflussen (1. Sam. 16:7; Jak. 2:1-4). Niemand kann ihn unter Druck setzen oder bestechen (2. Chr. 19:7). Seine Entscheidungen sind nie von Frustration oder Sentimentalität gefärbt (2. Mo. 34:7). Jehovas umfassendes Wissen und seine tiefen Einblicke in die menschliche Natur machen ihn zum besten Richter, den man sich vorstellen kann. (Lies 5. Mose 32:4.)
11. Was ist an Jehovas Vergebung einzigartig?
11 In den Hebräischen Schriften wird deutlich, dass Jehovas Vergebung einzigartig ist. Manchmal benutzten die Schreiber ein Wort, von dem ein Nachschlagewerk sagt: „Es ist für die Vergebung reserviert, die Sündern von Gott gewährt wird, und bezeichnet nie die in Art und Ausmaß unterlegene Vergebung, die Menschen einander gewähren.“ Einem reumütigen Sünder vollständig zu vergeben steht allein in Jehovas Macht. Was ist das Ergebnis, wenn Jehova uns vergibt?
12, 13. (a) Was bewirkt Jehovas Vergebung? (b) Wie endgültig ist Jehovas Vergebung?
12 Wenn wir akzeptieren, dass Jehova uns vergeben hat, erleben wir „Zeiten der Erholung“. Wir haben dann inneren Frieden und ein gutes Gewissen. So eine Vergebung kann nicht von Menschen kommen, sondern nur „von Jehova“ (Apg. 3:19). Wenn er uns verzeiht, dann ist unsere Freundschaft zu ihm so unbelastet, als hätten wir nie gesündigt.
13 Jehova wird uns eine Sünde, die er vergeben hat, nie wieder vorhalten oder uns dafür bestrafen (Jes. 43:25; Jer. 31:34). „So weit weg, wie der Sonnenaufgang vom Sonnenuntergang ist“, so weit entfernt er unsere Sünden von uns (Ps. 103:12).b Darüber nachzudenken, wie umfassend Jehova vergibt, erfüllt uns mit Dankbarkeit und Ehrfurcht (Ps. 130:4). Aber wem vergibt er?
WEM VERGIBT JEHOVA?
14. Was haben wir bis hierhin über Jehovas Vergebung gelernt?
14 Wie wir gesehen haben, hängt Jehovas Vergebung nicht davon ab, wie schlimm eine Sünde war. Wir haben auch erfahren, dass Jehova sein Wissen als Schöpfer, Gesetzgeber und Richter nutzt, um zu entscheiden, ob er vergibt. Welche Faktoren berücksichtigt er?
15. Welchen Faktor berücksichtigt Jehova gemäß Lukas 12:47, 48?
15 Ein Faktor, den Jehova berücksichtigt, ist, ob der Sünder wusste, dass sein Verhalten verkehrt ist. Das macht Jesus in Lukas 12:47, 48 deutlich. (Lies.) Wer ganz bewusst etwas Schlechtes plant, obwohl er genau weiß, wie sehr Jehova dieses Verhalten missbilligt, begeht eine schwerwiegende Sünde. Er läuft Gefahr, dass ihm nicht vergeben wird (Mar. 3:29; Joh. 9:41). Wir müssen allerdings zugeben, dass wir manchmal etwas tun, obwohl wir wissen, dass es falsch ist. Gibt es dann Hoffnung für uns? Ja. Und das bringt uns zu einem weiteren Faktor, den Jehova in Erwägung zieht.
Wir können darauf vertrauen, dass Jehova uns vergibt, wenn wir aufrichtig bereuen (Siehe Absatz 16, 17)
16. Was ist Reue, und warum ist sie die Voraussetzung für Vergebung?
16 Ein anderer Faktor ist, ob der Sünder aufrichtig bereut. Was ist mit Bereuen gemeint? Reue bezeichnet „eine Sinnesänderung, eine Änderung des Standpunktes oder der Absicht“. Sie schließt Bedauern und tiefe Traurigkeit über das ein, was man getan beziehungsweise unterlassen hat. Ein reumütiger Mensch ist nicht nur traurig, weil er etwas verkehrt gemacht hat, sondern auch, weil seine Freundschaft zu Jehova so schwach war, dass es zu dem Fehlverhalten kommen konnte. Sowohl Manasse als auch David hatten schwer gesündigt. Trotzdem vergab Jehova ihnen, weil sie aufrichtig bereuten (1. Kö. 14:8). Jehova kann nur vergeben, wenn er Anzeichen von Reue erkennt. Es reicht allerdings nicht aus, wenn uns unser Verhalten leidtut. Wir müssen auch bereit sein, etwas zu unternehmen.c Damit kommen wir zu einem weiteren Faktor, den Jehova berücksichtigt.
17. Was bedeutet es umzukehren, und warum ist das so wichtig, damit wir vergangene Fehler nicht wiederholen? (Jesaja 55:7).
17 Ein weiterer Faktor, den Jehova berücksichtigt, ist, ob der Sünder bereit ist „umzukehren“, das heißt, seinen verkehrten Weg zu verlassen und den Weg Jehovas zu gehen. (Lies Jesaja 55:7.) Dazu muss er sein Denken ändern und sich vom Denken Jehovas leiten lassen (Röm. 12:2; Eph. 4:23). Er muss entschlossen sein, seine früheren verkehrten Ansichten und Verhaltensweisen hinter sich zu lassen (Kol. 3:7-10). Die eigentliche Grundlage dafür, dass Jehova uns vergibt und von Sünde reinigt, ist natürlich unser Glaube an das Opfer Jesu. Wenn Jehova sieht, dass wir uns anstrengen uns zu ändern, wird er uns auf der Grundlage dieses Opfers vergeben (1. Joh. 1:7).
VERTRAUE AUF JEHOVAS VERGEBUNG
18. Was haben wir über Jehovas Vergebung gelernt?
18 Wiederholen wir noch einmal kurz die wichtigsten Punkte. Niemand vergibt wie Jehova. Wieso können wir das sagen? Erstens vergibt er immer gern. Zweitens kennt er uns durch und durch. Er weiß genau, was uns geprägt hat, und kann perfekt beurteilen, ob wir wirklich bereuen. Und drittens löscht er unsere Sünden aus, wenn er vergibt – so als würde er sie von einer Tafel wegwischen. Das schenkt uns ein reines Gewissen und das Bewusstsein, dass wir seine Anerkennung haben.
19. Warum brauchen wir nicht die Freude zu verlieren, obwohl wir wegen unserer Unvollkommenheit immer wieder Fehler machen?
19 Solange wir unvollkommen sind, werden wir natürlich immer wieder Fehler machen. Ein Trost ist das, was in Einsichten über die Heilige Schrift, Band 2, Seite 693 steht: „Da Jehova die fleischlichen Schwächen seiner Diener barmherzigerweise berücksichtigt, brauchen sie sich nicht ständig Gewissensbisse über die Fehler zu machen, die sie zufolge der ererbten Unvollkommenheit begehen (Ps 103:8-14; 130:3). Wenn sie gewissenhaft auf Gottes Wegen wandeln, können sie sich freuen (Php 4:4-6; 1Jo 3:19-22).“ Dieser Gedanke macht wirklich Mut.
20. Worum geht es im nächsten Artikel?
20 Wir sind dankbar, dass Jehova uns gern vergibt, wenn uns unsere Sünden wirklich leidtun. Aber wie können wir Jehovas Vergebung nachahmen? Welche Ähnlichkeiten gibt es zwischen unserer und seiner Vergebung? Und welche Unterschiede? Warum ist es wichtig, diese Unterschiede zu verstehen? Darauf geht der nächste Artikel ein.
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Jehova segnet die, die vergebenDer Wachtturm (Studienausgabe) 2022 | Juni
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STUDIENARTIKEL 25
Jehova segnet die, die vergeben
„So wie Jehova euch großzügig vergeben hat, sollt auch ihr es tun“ (KOL. 3:13)
LIED 130 Gerne verzeihen
VORSCHAUa
1. Was sichert Jehova uns zu, wenn wir bereuen?
JEHOVA ist nicht nur unser Schöpfer, Gesetzgeber und Richter, er ist auch unser liebevoller himmlischer Vater (Ps. 100:3; Jes. 33:22). Wenn wir gegen ihn sündigen und wirklich bereuen, ist er nicht nur in der Lage, uns zu vergeben, er hat auch den tiefen Wunsch, das zu tun (Ps. 86:5). Durch den Propheten Jesaja versichert er uns: „Wenn eure Sünden auch scharlachrot sind, werden sie so weiß werden wie Schnee“ (Jes. 1:18).
2. Was müssen wir tun, um mit anderen gut auszukommen?
2 Weil wir unvollkommen sind, sagen und tun wir alle manchmal etwas, das andere verletzt (Jak. 3:2). Trotzdem ist es möglich, enge Freundschaften zu pflegen, wenn wir lernen zu vergeben (Spr. 17:9; 19:11; Mat. 18:21, 22). Jehova möchte, dass wir einander unsere kleinen Fehler und Schwächen verzeihen (Kol. 3:13). Dazu haben wir allen Grund. Schließlich vergibt Jehova auch uns „in großem Maß“ (Jes. 55:7, Fn.).
3. Worum geht es im Artikel?
3 In diesem Artikel geht es darum, wie unvollkommene Menschen die Vergebung Jehovas nachahmen können. Über welche Sünden müssen wir die Ältesten informieren? Warum möchte Jehova, dass wir anderen vergeben? Und was können wir von Brüdern und Schwestern lernen, denen großes Leid zugefügt wurde?
WENN EIN CHRIST EINE SCHWERE SÜNDE BEGEHT
4. (a) Was muss ein Christ tun, wenn er schwer gesündigt hat? (b) Was ist die Aufgabe der Ältesten, die den Fall behandeln?
4 Von schweren Sünden müssen die Ältesten erfahren. Beispiele für solches Fehlverhalten findet man in 1. Korinther 6:9, 10. Schwere Sünden sind grobe Verstöße gegen Gottes Gesetz. Begeht ein Christ eine solche Sünde, muss er sie Jehova im Gebet bekennen und sich an die Ältesten wenden (Ps. 32:5; Jak. 5:14). Welche Aufgabe haben die Ältesten? Nur Jehova kann Sünden vollständig vergeben, und zwar auf der Grundlage des Lösegelds.b Allerdings hat er den Ältesten die Verantwortung übertragen, anhand der Bibel festzustellen, ob ein Sünder in der Versammlung bleiben kann (1. Kor. 5:12). Unter anderem werden sie versuchen, folgende Fragen zu klären: Hat derjenige vorsätzlich gesündigt? Hat er das Fehlverhalten geplant? Hat er über einen längeren Zeitraum gesündigt? Und vor allem: Ist erkennbar, dass er wirklich bereut? Gibt es Anzeichen dafür, dass Jehova ihm vergeben hat? (Apg. 3:19).
5. Was wird durch das Vorgehen der Ältesten erreicht?
5 Wenn die Ältesten mit einem Sünder zusammenkommen, haben sie das Ziel, zu der Entscheidung zu gelangen, die bereits im Himmel getroffen wurde (Mat. 18:18). Durch dieses Vorgehen wird gewährleistet, dass reuelose Sünder, die den kostbaren Schafen Jehovas schaden könnten, nicht in der Versammlung bleiben (1. Kor. 5:6, 7, 11-13; Tit. 3:10, 11). Außerdem wird der Sünder dadurch vielleicht zur Reue bewegt, sodass Jehova ihm vergeben kann (Luk. 5:32). Die Ältesten beten für einen reumütigen Sünder und bitten Jehova, dass er ihm hilft, wieder im Glauben stark zu werden (Jak. 5:15).
6. Wann ist für einen Ausgeschlossenen Vergebung möglich?
6 Was, wenn jemand zu dem Zeitpunkt, wenn sich die Ältesten mit ihm treffen, keine Reue zeigt? Er wird aus der Versammlung ausgeschlossen. Hat er gegen die Gesetze des Staates verstoßen, werden die Ältesten ihn nicht vor den Konsequenzen schützen. Jehova gesteht dem Staat zu, jeden, der das Gesetz übertritt, zu verurteilen und zu bestrafen, ganz gleich ob er bereut oder nicht (Röm. 13:4). Doch wenn so jemand später zur Besinnung kommt, von Herzen bereut und sich ändert, ist Jehova bereit ihm zu vergeben (Luk. 15:17-24). Das gilt auch bei sehr schweren Sünden (2. Chr. 33:9, 12, 13; 1. Tim. 1:15).
7. In welchem Sinn können wir jemandem vergeben, der gegen uns gesündigt hat?
7 Was für ein beruhigender Gedanke, dass wir nicht zu entscheiden brauchen, ob ein Sünder die Vergebung Jehovas verdient oder nicht. Aber eine andere Entscheidung liegt sehr wohl bei uns. Es kann sein, dass jemand gegen uns gesündigt hat – vielleicht sogar schwer –, sich dann aber entschuldigt und um Vergebung bittet. Womöglich tut er das aber auch nicht. Trotzdem können wir uns entscheiden, in dem Sinn zu vergeben, dass wir Verbitterung und Ärger loslassen. Realistischerweise kann das Zeit und Mühe kosten, besonders wenn wir tief verletzt wurden. Im Wachtturm vom 15. September 1994 hieß es: „Seien wir uns auch dessen bewusst, dass es nicht bedeutet, eine Sünde zu billigen, wenn man dem Sünder vergibt. Vergebung heißt für einen Christen, die Angelegenheit vertrauensvoll in der Hand Jehovas zu lassen. Er ist der gerechte Richter des ganzen Universums, und er wird dem Recht zur richtigen Zeit Geltung verschaffen.“ Warum fordert Jehova uns auf, zu vergeben und es ihm zu überlassen, für Gerechtigkeit zu sorgen?
WARUM JEHOVA UNS AUFFORDERT ZU VERGEBEN
8. Warum zeugt Vergeben von Dankbarkeit für Jehovas Barmherzigkeit?
8 Vergeben zeugt von Dankbarkeit. Jesus verglich Jehova einmal mit einem König, der einem seiner Sklaven eine riesige Schuld erließ, die dieser nie hätte zurückzahlen können. Derselbe Sklave behandelte einen anderen Sklaven, der ihm einen viel kleineren Betrag schuldete, jedoch hartherzig (Mat. 18:23-35). Was wollte Jesus mit dieser Geschichte verdeutlichen? Wenn wir wirklich dankbar dafür sind, wie viel Jehova uns schon vergeben hat, motiviert uns das, anderen ebenfalls zu vergeben (Ps. 103:9). Vor vielen Jahren drückte es der Wachtturm einmal so aus: „Ungeachtet, wie viele Male wir unsern Mitmenschen vergeben, erreicht dies doch nie das Maß, in welchem Gott uns durch Christus Vergebung und Barmherzigkeit widerfahren lässt.“
9. Wem zeigt Jehova Barmherzigkeit? (Matthäus 6:14, 15).
9 Wer vergibt, dem wird selbst auch vergeben. Jehova behandelt die Barmherzigen barmherzig (Mat. 5:7; Jak. 2:13). Diesen Gedanken unterstrich Jesus, als er seinen Jüngern beibrachte, wie sie beten sollten. (Lies Matthäus 6:14, 15.) Etwas Ähnliches hat Jehova schon früher im Zusammenhang mit Hiob verdeutlicht. Die beißenden Bemerkungen von Eliphas, Bildad und Zophar hatten den treuen Hiob sehr verletzt. Dennoch forderte Jehova ihn auf, für sie zu beten. Und als er das tat, wurde er von Jehova gesegnet (Hiob 42:8-10).
10. Warum schadet man sich selbst, wenn man nachtragend ist? (Epheser 4:31, 32).
10 Wer nachtragend ist, schadet sich selbst. Jehova möchte, dass wir verspüren, wie erleichternd es ist, uns von unserer Verärgerung zu befreien. (Lies Epheser 4:31, 32.) Er rät uns dringend: „Lass die Wut gehen und gib den Zorn auf“ (Ps. 37:8). Das ist wirklich ein weiser Rat. Anhaltende Verärgerung kann unserer körperlichen und psychischen Gesundheit schaden (Spr. 14:30). Nachtragend zu sein ist so, als würden wir selbst Gift trinken und erwarten, dass es dem anderen schadet. Wenn wir anderen vergeben, machen wir uns also selbst ein Geschenk (Spr. 11:17). Wir kommen innerlich zur Ruhe und können im Dienst für Jehova wieder nach vorne schauen.
11. Was erfahren wir aus Römer 12:19-21 über Rache?
11 Es steht nur Jehova zu, Rache zu nehmen. Jehova hat uns nicht berechtigt, uns an anderen zu rächen. (Lies Römer 12:19-21.) Mit unserer eingeschränkten, unvollkommenen Wahrnehmung sind wir einfach nicht in der Lage, Dinge richtig zu beurteilen. Das kann nur Gott (Heb. 4:13). Außerdem trüben manchmal unsere Gefühle unsere Urteilskraft. Jakobus schrieb: „Der Zorn eines Menschen führt nicht zu dem, was in Gottes Augen gerecht ist“ (Jak. 1:20). Wir können sicher sein, dass Jehova richtig handeln und für echte Gerechtigkeit sorgen wird.
Lass Ärger und Verbitterung los und überlass die Sache Jehova. Er wird allen Schaden, der durch die Sünde verursacht wurde, wiedergutmachen (Siehe Absatz 12)
12. Wie können wir zeigen, dass wir auf Jehovas Gerechtigkeit vertrauen?
12 Vergeben zeugt von Vertrauen auf Jehovas Gerechtigkeit. Wenn wir eine Sache Jehova überlassen, zeigt das unser Vertrauen darauf, dass er allen durch die Sünde angerichteten Schaden wiedergutmachen wird. In der neuen Welt werden wir uns an das, was emotionalen Schmerz verursacht hat, „nicht mehr erinnern, noch wird es im Herzen hochkommen“ (Jes. 65:17). Aber ist es wirklich möglich, Ärger und Verbitterung hinter uns zu lassen, wenn uns schlimmes Unrecht widerfahren ist? Sehen wir uns an, wie einige das geschafft haben.
WAS ES UNS BRINGT ZU VERGEBEN
13, 14. Was macht das Beispiel von Tony und José über Vergebung deutlich?
13 Viele unserer Brüder und Schwestern haben sich entschieden zu vergeben, obwohl ihnen schlimmes Leid zugefügt wurde. Wie hat sich das auf sie ausgewirkt?
14 Tonyc lebt auf den Philippinen. Lange bevor er die Wahrheit kennenlernte, wurde einer seiner älteren Brüder von einem Mann namens José umgebracht. Tony war ein aggressiver, gewalttätiger Mann und wollte Rache. Als José seine Haftstrafe verbüßt hatte, schwor Tony, ihn aufzuspüren und umzubringen. Er hatte sich dafür extra eine Schusswaffe gekauft. Gleichzeitig fing er ein Bibelstudium an. Er sagt: „Durch das Studium wurde mir klar, dass ich mich ändern musste. Dazu gehörte auch, meine Wut zu überwinden.“ Tony ließ sich taufen und wurde schließlich zum Ältesten ernannt. Eines Tages erfuhr er zu seiner großen Überraschung, dass auch José ein Zeuge Jehovas geworden war. Als sie sich das erste Mal trafen, fielen sie sich in die Arme, und Tony versicherte José, dass er ihm verziehen hatte. Tony sagt, dass er kaum beschreiben kann, wie glücklich es ihn gemacht hat zu vergeben. Jehova hat ihn für seine Bereitschaft zu vergeben wirklich gesegnet.
Das Beispiel von Peter und Sue zeigt, dass man Wut und Verbitterung überwinden kann (Siehe Absatz 15, 16)
15, 16. Was macht das Beispiel von Peter und Sue über Vergebung deutlich?
15 1985 besuchten Peter und Sue gerade eine Zusammenkunft, als es zu einer gewaltigen Explosion kam. Ein Außenstehender hatte im Königreichssaal eine Bombe gelegt. Dabei erlitt Sue schwere Verletzungen. Ihr Seh- und Hörvermögen wurde dauerhaft geschädigt und sie verlor ihren Geruchssinn.d Peter und Sue haben sich oft gefragt: „Was für ein Mensch tut so etwas?“ Viele Jahre später wurde der Bombenleger festgenommen und zu lebenslanger Haft verurteilt. Auf die Frage, ob sie diesem Mann vergeben haben, sagten Peter und Sue: „Jehova lässt uns wissen, dass Ärger und Verbitterung uns körperlich, emotional und psychisch schaden können. Deshalb haben wir ihn schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt gebeten, dass er uns hilft, diese Gefühle loszulassen und nach vorne zu sehen.“
16 War es für die beiden leicht zu vergeben? Nicht unbedingt. Sie erzählen: „Manchmal, wenn sich Sues gesundheitliche Probleme besonders stark bemerkbar machen, kommt Wut in uns hoch. Aber wir versuchen dann, nicht länger darüber nachzudenken, und deswegen gehen diese Gefühle auch schnell wieder weg. Wir können ehrlich sagen: Falls der Attentäter eines Tages unser Bruder wird, werden wir ihn von Herzen willkommen heißen. Dieses Erlebnis hat uns gezeigt, wie befreiend biblische Grundsätze sind. Sie machen uns auf eine Weise frei, die wir uns nie hätten vorstellen können. Und natürlich ist es auch ein großer Trost zu wissen, dass Jehova bald allen Schaden wiedergutmachen wird.“
17. Was macht das Beispiel von Myra über Vergebung deutlich?
17 Als Myra die Wahrheit kennenlernte, war sie bereits verheiratet und hatte zwei kleine Kinder. Ihr Mann wurde kein Zeuge Jehovas. Irgendwann betrog er sie und ließ die Familie im Stich. Myra sagt: „Als mein Mann mich und unsere beiden Kinder verließ, durchlebte ich die gleichen Gefühle wie viele andere, die betrogen wurden: Schock, Fassungslosigkeit, Trauer, Bedauern, Selbstvorwürfe und Wut.“ Die Ehe endete, aber der Schmerz blieb. Myra erzählt weiter: „Diese Gefühle haben mich monatelang aufgewühlt und ich habe gemerkt, wie meine Beziehung zu Jehova und anderen darunter gelitten hat.“ Heute sagt sie, dass sie ihre Wut überwunden hat und ihrem Ex-Mann nichts Schlechtes wünscht. Sie hofft, dass er sich eines Tages für Jehova entscheidet. Myra hat es geschafft, sich auf die Zukunft zu konzentrieren. Sie ist als Alleinerziehende erfolgreich ihren Weg gegangen und freut sich, dass ihre Kinder und deren Familien Anbeter Jehovas sind.
JEHOVAS GERECHTIGKEIT IST VOLLKOMMEN
18. Worauf können wir uns bei Jehova, dem höchsten Richter, verlassen?
18 Wie gut, dass nicht wir entscheiden müssen, welches Urteil andere verdienen. Als höchster Richter wird das Jehova übernehmen (Röm. 14:10-12). Wir können uns voll und ganz darauf verlassen, dass er sich immer an seine vollkommenen Maßstäbe für Richtig und Falsch hält (1. Mo. 18:25; 1. Kö. 8:32). Er handelt nie ungerecht.
19. Was wird durch Jehovas vollkommene Gerechtigkeit möglich?
19 Wir sehnen uns nach der Zeit, in der Jehova die Auswirkungen von Unvollkommenheit und Sünde restlos beseitigen wird. Dann werden alle unsere Wunden für immer geheilt (Ps. 72:12-14; Offb. 21:3, 4). Schmerzliche Erinnerungen werden nie mehr in uns hochkommen. Bis es so weit ist, können wir so dankbar sein, dass Jehova uns die Fähigkeit gegeben hat, ihn nachzuahmen und anderen zu vergeben.
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