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Fälschungen — Ein weltweites ProblemErwachet! 1996 | 22. März
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Fälschungen — Ein weltweites Problem
In Frankreich wurde man für dieses Vergehen noch Ende des 18. Jahrhunderts zum Tode verurteilt und in eine kochende Flüssigkeit geworfen. In England galt es von 1697 bis 1832 als Kapitalverbrechen und zudem als Landesverrat. Mehr als 300 Engländer wurden dafür gehängt, und unzählige andere wurden zur Strafe verbannt und mußten in einer Strafkolonie in Australien Zwangsarbeit leisten.
BEREITS seit über 130 Jahren weist die amerikanische Regierung diejenigen, die sich dieses Vergehens schuldig machen, für bis zu 15 Jahre in Bundesstrafanstalten ein. Zusätzlich zu den Gefängnisstrafen werden Geldstrafen in Höhe von Tausenden von Dollar verhängt. In Rußland und in China steht noch heute darauf die Todesstrafe.
Trotz der schweren Strafen, die viele Staaten dafür aussprechen, nimmt diese Form der Kriminalität immer größere Ausmaße an. Selbst die Angst vor dem Tod schreckt Personen mit den nötigen technischen Fertigkeiten nicht von ihrem Vorhaben ab, schnell zu Geld zu kommen. Regierungsvertreter sind sprachlos. „Ein wirksames Abschreckungsmittel zu finden wird schwierig werden, das war schon in den vergangenen Jahrhunderten so“, sagen sie.
Das Fälschungsgeschäft! Es ist eine der ältesten Erscheinungsformen der Kriminalität. Gegen Ende unseres Jahrhunderts hat es sich zu einem globalen Problem entwickelt, das eskaliert. Robert H. Jackson, Bundesrichter am Obersten Bundesgericht der Vereinigten Staaten, sagte diesbezüglich: „Das Fälschen ist ein Vergehen, das weder aus Versehen noch aus Unwissenheit, noch aus Leidenschaft, noch wegen extremer Armut begangen wird. Es ist eine Straftat, die von jemandem fachmännisch ausgeführt wird, der die technischen Fertigkeiten dafür besitzt und der beträchtliche Summen für die Ausrüstung ausgibt.“
Die amerikanische Währung zum Beispiel wird rund um den Globus illegal nachgemacht, und das in Mengen wie nie zuvor. „Die US-Währung“, so ein Sprecher des Finanzministeriums, „ist nicht nur die begehrteste aller Währungen. Sie ist auch die Währung, die am leichtesten zu fälschen ist.“ Was die amerikanische Regierung verblüfft, ist die Tatsache, daß der größte Teil des gefälschten Papiergeldes außerhalb der Vereinigten Staaten hergestellt wird.
Man beachte: Nach einem Bericht der Time wurde 1992 Falschgeld im Nennwert von 30 Millionen Dollar außerhalb der Vereinigten Staaten beschlagnahmt. „Im letzten Jahr waren es insgesamt 120 Millionen Dollar, und man rechnet damit, daß dieser Rekord 1994 gebrochen wird. Ein Vielfaches dieser Summe an Falschgeld ist im Umlauf, ohne daß es entdeckt wird“, hieß es in der Zeitschrift. Diese Zahlen bieten jedoch kein vollständiges Bild. Falschgeldexperten nehmen an, daß sich die tatsächliche Summe der Dollarblüten, die außerhalb der Vereinigten Staaten im Umlauf sind, auf 10 Milliarden belaufen könnte.
Die Tatsache, daß die amerikanische Währung in vielen Staaten begehrt — sogar begehrter als die jeweilige Landeswährung — und einfacher zu imitieren ist, wird von etlichen Ländern und von Elementen der Unterwelt ausgenutzt. In Südamerika haben kolumbianische Drogenkartelle jahrelang US-Dollars gefälscht, um ihre illegalen Einkünfte aufzubessern. Wie die Zeitschrift U.S.News & World Report meldete, spielen einige Länder des Mittleren Ostens inzwischen ebenfalls eine Hauptrolle in der internationalen Falschmünzerei. Eines dieser Länder, so die Zeitschrift, „soll sich komplizierter Drucktechnik bedienen, die die Drucktechnik des amerikanischen Finanzministeriums imitiert. Die Folge davon ist, daß praktisch nicht nachweisbare Fälschungen von 100-Dollar-Noten hergestellt werden können, bekannt als ‚Supernoten‘.“
In Rußland, in China und in anderen asiatischen Ländern steigt man ebenfalls in das Geschäft mit der Falschmünzerei ein, vor allem was den US-Dollar angeht. Es wird angenommen, daß 50 Prozent des heute in Moskau im Umlauf befindlichen amerikanischen Geldes gefälscht sind.
Nach Beendigung des Golfkrieges im Jahr 1991 waren plötzlich Hunderte von Millionen US-Dollar im Umlauf. „Bankiers des internationalen Bankwesens waren schockiert, als sie feststellen mußten, daß etwa 40 Prozent der 100-Dollar-Noten gefälscht waren“, wußte Reader’s Digest zu berichten.
Auch Frankreich hat seine Last mit der Falschmünzerei, genau wie zahlreiche andere europäische Staaten. Wie Länder in der ganzen Welt bestätigen können, ist das Fälschen von Geld kein rein amerikanisches Problem.
Falschmünzerei leichtgemacht
Bis vor wenigen Jahren kostete es handwerklich versierte Personen — Künstler, Meistergraveure, Kupferstecher und Drucker — Stunden heimlicher und sorgfältiger Arbeit, um die Währung irgendeines Landes nachzumachen, und bestenfalls erreichten sie eine mindere Fälschungsqualität. Durch High-Tech-Farbkopierer, Laserdrucker, die Papier beidseitig bedrucken, und Scanner, die in Büros und Privatwohnungen stehen, ist es praktisch für jeden technisch möglich, die Währung seiner Wahl zu fälschen.
Die Zeit der „Schreibtischfälschungen“ ist angebrochen! Was früher die Fertigkeiten von professionellen Graveuren und Druckern erforderte, kann nunmehr von Büroangestellten oder von Computerbesitzern vollbracht werden. Mit Hilfe von PC-gestützter Drucktechnik, die weniger als 5 000 Dollar kostet, läßt sich Falschgeld herstellen, das unter Umständen sogar für wirklich erfahrene Experten schwer zu entdecken ist. Das bedeutet, wer auch immer in Geldnot ist, könnte sich den Gang zum nächsten Geldautomaten ersparen, indem er sein eigenes Geld druckt — und zwar in einer Stückelung, wie er sie gerade benötigt. Schon jetzt sind solche Druckverfahren mächtige Waffen in den Händen der Fälscher. „Dabei entwischen die raffinierten Kriminellen den Strafverfolgungsbehörden immer wieder, und eines Tages könnten sie eine Bedrohung für die maßgeblichen Währungen darstellen“, schrieb die U.S.News & World Report.
In Frankreich wurden beispielsweise 18 Prozent des Falschgeldes im Nennwert von 30 Millionen Franc, das 1992 sichergestellt wurde, mit Büromaschinen hergestellt. Ein Angestellter der Banque de France sieht darin nicht nur eine Bedrohung der Wirtschaft, sondern auch des öffentlichen Vertrauens. „Wenn die Leute erfahren, daß es durch technische Geräte, die einem Großteil der Bevölkerung zugänglich sind, möglich ist, einen echten Geldschein nachzumachen, kann das zu einem Vertrauensverlust führen“, klagte er.
Zur Bekämpfung der Flut von Falschgeld in den Vereinigten Staaten und in anderen Ländern gehören Entwürfe für ein neues Design der Geldscheine, und in einigen Ländern sind bereits neue Banknoten im Umlauf. Das Porträt von Benjamin Franklin auf dem 100-Dollar-Schein soll zum Beispiel um die Hälfte vergrößert und etwa 2 Zentimeter nach links versetzt werden. „Es werden noch 14 weitere Änderungen in Verbindung mit der Druckform und den unsichtbaren Sicherheitsmerkmalen erfolgen“ war in Reader’s Digest zu lesen. Eine Menge anderer Änderungen wie changierende Wasserzeichen oder Druckfarben werden in Betracht gezogen.
Vor einiger Zeit hat Frankreich einige neue Abschreckungsmittel in das Design seiner Banknoten einbauen lassen; es ist zu hoffen, daß den Fälschern dadurch wenigstens bis zu einem gewissen Grad ein Strich durch die Rechnung gemacht wird. Ein Sprecher der Banque de France räumte jedoch ein, daß „es nach wie vor kein absolut sicheres technisches Verfahren gibt, um Fälschungen zu verhindern, aber immerhin ist man heute in der Lage, so viele Hindernisse in die Banknoten einzubauen, daß das Fälschen eine ... [schwierige] und sehr teure Angelegenheit ist“. Seiner Ansicht nach bilden die Fälschungshindernisse den „wichtigsten Schutz vor der Falschmünzerei“.
Deutschland und Großbritannien haben die Sicherheitsmerkmale ihrer Währung schon vor einiger Zeit verstärkt, indem ein Sicherheitsfaden in die Geldnoten eingefügt wurde, was das Nachmachen erschwert. Der kanadische 20-Dollar-Schein weist ein kleines schimmerndes Quadrat auf, optisches Sicherheitsmerkmal genannt, das mit einem Kopierer nicht nachgemacht werden kann. In Australien begann man 1988 mit dem Drucken von Geldscheinen aus Kunststoff, weil sich darin Sicherheitsmerkmale einbauen lassen, die bei Papier nicht möglich sind. Finnland und Österreich arbeiten in ihr Papiergeld eine Art Metallfolie ein, die wie ein Hologramm in verschiedenen Farben schimmert. Regierungsbehörden befürchten allerdings, daß die Fälscher nicht lange brauchen werden, bis sie sich auf diese Änderungen eingestellt haben und ihr kriminelles Treiben fortsetzen; sie befürchten zudem, daß sich ihre Bemühungen — ganz gleich, welche verbesserten Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden — letztendlich als ineffektiv erweisen könnten, wie das schon in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Ein Beamter des Finanzministeriums sagte: „Es ist so, wie ein altes Sprichwort sagt: Man errichtet eine zweieinhalb Meter hohe Mauer, und die bösen Buben bauen sich eine drei Meter lange Leiter.“
Wie in den nächsten beiden Artikeln erörtert wird, beschränkt sich der Einfallsreichtum der Fälscher jedoch nicht nur auf das Drucken von Falschgeld.
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Kreditkarten und Gehaltsschecks — Echt oder gefälscht?Erwachet! 1996 | 22. März
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Kreditkarten und Gehaltsschecks — Echt oder gefälscht?
WIE praktisch sie sind! So klein und so problemlos mitzunehmen. Sie passen hervorragend in eine Herrenbrieftasche oder auch in eine Damenhandtasche. Sie ermöglichen bargeldlosen Einkauf unterschiedlichster Waren. Ob von Flug- oder Schiffahrtsgesellschaften, in Hotels oder am Urlaubsort — überall in der Welt wird zum Gebrauch von Kreditkarten aufgefordert und dafür Werbung gemacht. „Verlassen Sie das Haus nicht ohne!“ lautet die Empfehlung. In einigen Geschäften sind Kreditkarten lieber gesehen als Bargeld. Im Gegensatz zu Bargeld können verlorengegangene oder gestohlene Kreditkarten ersetzt werden. Eine Kreditkarte ist für ihren Inhaber, dessen Name und Kontonummer auf der Vorderseite eingeprägt ist, gleichbedeutend mit Bargeld.
Man kennt sie unter dem Namen Plastikgeld — Kreditkarten. 1985 führten einige Banken raffinierte Laserhologramme ein, die dreidimensional schillern, sowie andere Sicherheitsmerkmale — zum Beispiel ein besonderer Kode im Magnetstreifen auf der Rückseite der Karte oder ein Zeichen, das nur unter ultraviolettem Licht sichtbar wird. All das soll Betrügern zur Abschreckung dienen. Es wird geschätzt, daß weltweit über 600 Millionen Kreditkarten im Umlauf sind.
Anfang der 90er Jahre soll sich der Totalverlust, der durch die verschiedenen Formen des Kreditkartenbetrugs entstand, auf mindestens eine Milliarde Dollar belaufen haben. Von allen Formen dieses Betrugs soll die Fälschung von Kreditkarten am schnellsten zunehmen — sie macht mindestens 10 Prozent des Gesamtschadens aus.
Im Jahre 1993 zum Beispiel kosteten Kreditkartenfälschungen die Banken, die einer der größten Kreditkartengesellschaften angeschlossen sind, 133,8 Millionen Dollar, eine Steigerung von 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eine andere führende Kreditkartengesellschaft im internationalen Geschäft berichtete ebenfalls über schwindelerregende Verluste infolge von Kreditkartenfälschungen. „Damit wird die Kreditkartenfälschung nicht nur für die Banken, die Kreditkartenunternehmen und die Geschäftsleute, die Kreditkarten akzeptieren, zu einem großen Problem, sondern auch für die Verbraucher in der ganzen Welt“, schrieb eine neuseeländische Zeitung. Der rechtmäßige Karteninhaber ist zwar nicht verantwortlich für die Verluste, aber für die Kosten muß zwangsläufig der Verbraucher aufkommen.
Was ist zu den eingebauten Sicherheitsmerkmalen zu sagen, die für Fälscher ein Hindernis darstellten — Laserhologramme oder Magnetstreifen mit speziellen Kodes? Innerhalb eines Jahres nachdem sie eingeführt worden waren, tauchten die ersten primitiven Fälschungen auf. Kurz darauf wurden alle Sicherheitsmerkmale entweder nachgemacht, oder sie garantierten keine Fälschungssicherheit mehr. „Die Sicherheitsmaßnahmen müssen ständig verbessert werden“, sagte ein Bankangestellter in Hongkong. „Die Betrüger versuchen stets, uns einen Schritt voraus zu sein.“
Nach Aussage von Experten entstand Anfang der 90er Jahre die Hälfte des gesamten Schadens durch Kreditkartenfälschung interessanterweise in Asien, und nahezu die Hälfte davon ließ sich nach Hongkong zurückverfolgen. „Hongkong ist im Kreditkartenfälschungsgeschäft das, was Paris für die Haute Couture ist“, erklärte ein Fachmann. Andere bezichtigen Hongkong, die Welthauptstadt der Kreditkartenfälschung zu sein, „die Drehscheibe des Kreditkartenfälschungsgeschäfts, des ‚Plastikdreiecks‘, das Thailand, Malaysia und jetzt auch Südchina einschließt“. „Nach Aussage der Polizei in Hongkong besorgen lokale Syndikate, die mit chinesischen Triaden in Verbindung stehen, das Prägen oder Stanzen von gefälschten Kreditkarten und versehen sie mit Kodes, wobei sie die Nummern von korrupten Einzelhändlern erhalten. Dann schicken sie die gefälschten Karten einfach ins Ausland“, wußte eine neuseeländische Zeitung zu berichten.
„Eine Prägemaschine für Kreditkarten, die ... [in Kanada] von Mitgliedern einer asiatischen Bande gekauft wurde, ist jetzt zum Herstellen unechter Kreditkarten im Einsatz. Die Maschine produziert stündlich 250 Kreditkarten, und die Polizei nimmt an, daß sie für einen Millionenschwindel gebraucht wurde“, schrieb die kanadische Zeitung Globe & Mail. In den letzten paar Jahren sind in mindestens 22 Ländern — von Österreich bis nach Australien, einschließlich Guams, Malaysias und der Schweiz — Hongkong-Chinesen wegen der Benutzung gefälschter Kreditkarten verhaftet worden. Japanische Kreditkarten sind besonders begehrt, weil sie dem Benutzer den höchstmöglichen Kredit einräumen.
Der Anstieg der Gaunereien und der Fälschungen in Verbindung mit Kreditkarten hat zur Folge, daß „die Aussteller gezwungen sind, die durch die zunehmenden Betrügereien entstehenden Kosten auf die Karteninhaber umzulegen“, sagte ein kanadischer Bankangestellter. Und das geschieht auch. Wer gerade nicht genug Geld dabeihat, für den kann sich eine Kreditkarte als praktisch erweisen und ihm aus der Not helfen. Man sollte jedoch daran denken, daß Fälscher lediglich die persönliche Kartennummer und das Ablaufdatum zu wissen brauchen. „Es ist zwar Plastikgeld, aber dennoch müssen die Leute lernen, damit genauso umsichtig umzugehen wie mit Bargeld“, meinte ein Sicherheitschef von American Express International warnend.
„Das Kreditkartensystem weist etliche Schwachstellen auf“, sagte ein Polizeipräsident. „Und die Verbrecher finden sie alle heraus. Und eins ist gewiß, sie nutzen diese Schwachstellen schamlos aus.“
Scheckbetrug
Das „Drucken am Schreibtisch“, das das perfekte Nachmachen von praktisch jeder Papierwährung möglich machte, hatte schon nach kurzer Zeit eine unausweichliche Folge. Fälscher waren nun in der Lage, eine ganze Reihe von Dokumenten nachzumachen: Reisepässe, Geburtsurkunden, Einwanderungsdokumente, Aktienzertifikate, Kaufaufträge, Rezepte und vieles mehr. Mit dem Kopieren von Gehaltsschecks läßt sich jedoch das meiste Geld machen.
Die Technik ist erstaunlich simpel. Gelangt ein Gehaltsscheck, ausgestellt von einem großen Unternehmen, das bei einer oder mehreren Banken Einlagen in Millionenhöhe hat, in die Hände eines Fälschers, macht er sich an die Arbeit. Mit Hilfe eines Druckers, eines Scanners und anderer elektronischer Geräte, die leicht erhältlich sind, kann er den Scheck nach seinen Wünschen abändern — ein anderes Datum eintragen, den Namen des Zahlungsempfängers löschen und seinen eigenen einsetzen oder an den Betrag einige Nullen hängen. Dann druckt er den abgeänderten Scheck auf einem Laserdrucker, wobei er Papier aus dem nächsten Schreibwarengeschäft verwendet, das die gleiche Farbe hat wie der Scheck. Er kann Dutzende von „Schecks“ auf einmal drucken und sie später in einer Filiale der Bank in irgendeiner Stadt einlösen.
Diese einfache und erschwingliche Methode des Scheckbetrugs hat solche Ausmaße angenommen, daß die Banken und die Strafverfolgungsbehörden die dadurch entstehenden Kosten für die Wirtschaft auf 1 Milliarde Dollar schätzen. Die New York Times berichtete über einen Fall besonderer Unverfrorenheit: Eine von Los Angeles aus operierende Bande unternahm einen Streifzug durch die Vereinigten Staaten und löste bei Banken Tausende von gefälschten Gehaltsschecks ein; die Gesamtsumme belief sich auf über 2 Millionen Dollar. Industriestatistiker schätzen die durch Scheckbetrug entstehenden jährlichen Kosten auf insgesamt 10 Milliarden Dollar allein in den Vereinigten Staaten. „Das Fälschen von bankfähigen Dokumenten, zum Beispiel Scheckbetrug oder Fälschung von Zahlungsanweisungen, ist für die Geldinstitute das Kriminalitätsproblem Nummer eins“, sagte ein Angehöriger des FBI.
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Käufer, aufgepaßt! Fälschungen können das Leben kostenErwachet! 1996 | 22. März
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Käufer, aufgepaßt! Fälschungen können das Leben kosten
DIE unerfahrenen und ahnungslosen Opfer können leicht getäuscht werden. Die teuer aussehende Uhr, die der Straßenhändler weit unter dem Normalpreis anbietet — ist sie echt oder gefälscht? Kaufen wir sie? In einer Seitenstraße bietet uns jemand aus dem Fenster eines Autos heraus einen edlen Pelzmantel an, und er behauptet, es sei ein Nerz. Werden der Reiz des Mantels und der günstige Preis unsere Urteilskraft schwächen? Der Diamantring am Finger der erst vor kurzem geschiedenen Frau, die jetzt arm und obdachlos ist und in einer New Yorker U-Bahn-Station auf den Zug wartet — für einen Spottpreis ist er unser. Sollen wir ein so sensationelles Angebot etwa ausschlagen? Da diese Fragen in einem Artikel gestellt werden, in dem es um Fälschungen geht, und auch unter Berücksichtigung der geschilderten Umstände werden wir wahrscheinlich entschieden „NIEMALS!“ antworten.
Gut, wechseln wir nun Ort und Umstände des Geschehens, und sehen wir, wie unsere Antwort jetzt lautet. Wie sieht es mit der begehrten, normalerweise teuren Designerhandtasche aus, die in einem Discountgeschäft zu einem attraktiven Preis angeboten wird? Oder was ist zu dem Whisky einer bekannten Marke zu sagen, den das Spirituosengeschäft an der Straßenecke anbietet? In diesen Fällen hätten wir bestimmt weniger Bedenken, genauso wie bei einem verbilligten Film mit einem bekannten Markennamen aus einem Fotogeschäft. Dieses Mal wird uns die Uhr, die normalerweise einige Tausender kostet, nicht von einem Straßenhändler angeboten, sondern in einem renommierten Geschäft, und das zu einem drastisch reduzierten Preis. Würden wir sie kaufen, wenn wir auf der Suche nach einer teuren Uhr wären? Nicht zu vergessen die Markenschuhe, die in einem bestimmten Geschäft zu Schleuderpreisen verkauft werden, wie uns Freunde erzählt haben. Sind wir sicher, daß es nicht minderwertige Falsifikate sind?
In der Welt der Kunst werden in modernen Gemäldegalerien oftmals Versteigerungen für die Sammler teurer Kunstwerke veranstaltet. „Seien Sie auf der Hut!“ warnte ein Experte. „Kunstkenner mit jahrelanger Erfahrung sind schon hereingefallen, auch Kunsthändler und Museumsdirektoren.“ Sind wir so erfahren, daß wir uns mit Fälschern messen könnten? Aufgepaßt! Jedes der aufgeführten Produkte könnte eine Fälschung sein. Das ist oft der Fall. Wenn es irgend etwas Wertvolles nur selten gibt, wird irgend jemand irgendwo versuchen, es zu fälschen — denken wir daran.
Die Markenpiraterie ist eine 200-Milliarden-Dollar-Branche internationalen Ausmaßes, die „schneller wächst als viele der Industriezweige, auf die sie es abgesehen hat“, schrieb die Zeitschrift Forbes. Weltweit gehen amerikanischen Automobilherstellern und -händlern auf Grund von gefälschten Autoersatzteilen jährlich 12 Milliarden Dollar an Einnahmen verloren. „Nach Aussage der US-Automobilindustrie könnten weitere 210 000 Arbeiter eingestellt werden, wenn es gelänge, die Lieferanten der gefälschten Teile auszuschalten“ war in der Zeitschrift zu lesen. Wie es heißt, befindet sich etwa die Hälfte der Fälscherfabriken außerhalb der Vereinigten Staaten — sie sind praktisch überall zu finden.
Fälschungen mit tödlichen Folgen
Einige gefälschte Produkte sind alles andere als ungefährlich. Von den Schrauben, Muttern und Bolzen, mit denen in den Vereinigten Staaten ein Umsatz von 6 Milliarden Dollar gemacht wird, werden 87 Prozent importiert. Wie die bis jetzt vorliegenden Beweise jedoch erkennen lassen, tragen 62 Prozent all dieser Befestigungsmittel gefälschte Markennamen oder ein falsches Gütezeichen. In einem Bericht des General Accounting Office (GAO) von 1990 hieß es, daß in mindestens 72 amerikanischen „Atomkraftwerken unvorschriftsmäßige Befestigungsmittel verwandt worden waren, manche in Systemen, die im Fall eines Atomunfalls zur Abschaltung des Reaktors dienen. Das Problem verschlimmere sich, ließ die GAO verlauten. ... Die Schwere des Problems, die Kosten für den Steuerzahler sowie die potentiellen Gefahren, die von der Verwendung solch ... [minderwertiger] Produkte ausgehen, sind unbekannt“, berichtete die Zeitschrift Forbes.
Gefälschte Stahlbolzen, deren Stärke für den vorgesehenen Verwendungszweck unzureichend ist, sind von skrupellosen Bauunternehmern in die Vereinigten Staaten geschmuggelt worden. „Sie könnten die Sicherheit von Bürogebäuden, Kraftwerken, Brücken und von militärischer Ausrüstung gefährden“, schrieb die Zeitschrift American Way.
Nachgemachte Bremsbeläge galten als Ursache für einen Busunfall, der sich vor mehreren Jahren in Kanada ereignete und bei dem 15 Menschen ums Leben kamen. So unwahrscheinlich es auch klingt, doch selbst in Militärhubschraubern und amerikanischen Raumfähren sollen gefälschte Teile entdeckt worden sein. „Wenn es um eine unechte Cartier oder Rolex geht, ist der Durchschnittsverbraucher noch gelassen, aber wenn Sicherheit und Gesundheit gefährdet sind, sieht die Sache schon anders aus“, sagte ein bekannter Fälschungsermittler.
Auf der Liste der potentiell gefährlichen Fälschungen stehen unter anderem Herzschrittmacher, die an 266 amerikanische Krankenhäuser verkauft wurden; nachgemachte Antibabypillen, die 1984 auf dem amerikanischen Markt auftauchten; Fungizide, die hauptsächlich aus Kalk bestanden und 1979 die Kaffee-Ernte in Kenia ruinierten. Imitierte Pharmazeutika, die möglicherweise das Leben der Konsumenten gefährden, sind weit verbreitet. Die Zahl der auf gefälschte Arzneimittel zurückzuführenden Todesfälle könnte, weltweit gesehen, schwindelerregend sein.
Wachsende Besorgnis besteht auch über Fälschungen kleiner elektrischer Haushaltsgeräte. „Einige dieser Produkte tragen unrechtmäßigerweise bestimmte Markennamen oder Prüfzeichen, zum Beispiel des Underwriters Laboratory [ein Warentestinstitut]“, berichtete die Zeitschrift American Way. „Die Geräte wurden jedoch nicht nach den gleichen Sicherheitsnormen hergestellt, demzufolge explodieren sie, verursachen Wohnungsbrände oder stellen eine Gefahr für die gesamte Elektroinstallation dar“, sagte ein Sicherheitsingenieur.
Luftfahrtgesellschaften in den Vereinigten Staaten und in Europa sind ebenfalls alarmiert. In Deutschland haben Fluglinien in ihren Lagerbeständen gefälschte Motor- und Bremszubehörteile entdeckt. Untersuchungen werden „in Europa, in Kanada und im Vereinigten Königreich durchgeführt, wo nicht zugelassene Teile (Heckrotorwellenmuttern) mit einem Hubschrauberabsturz in Zusammenhang gebracht wurden, der sich kürzlich ereignete und bei dem Menschen ums Leben kamen“, sagten Verkehrsexperten. „Ermittler haben eine ganze Reihe gefälschter Bauteile von Düsentriebwerken sichergestellt, gefälschte Bremszubehörteile, Bolzen und andere Befestigungselemente von minderwertiger Qualität, unbrauchbare Teile von Kraftstoffanlagen und defekte Steuerungsteile sowie nicht zugelassene Cockpitinstrumente und Bordcomputerteile, die für die Flugsicherheit wichtig sind“, hieß es in Flight Safety Digest.
Im Jahre 1989 stürzte ein Charterflugzeug, das auf dem Weg von Norwegen nach Deutschland war, aus einer Reiseflughöhe von 6 600 Metern jäh ab. Das Heck war abgerissen, wodurch das Flugzeug mit einer solchen Wucht in die Tiefe gerissen wurde, daß beide Tragflächen abbrachen. Alle 55 Passagiere kamen ums Leben. Nach einer drei Jahre dauernden Untersuchung fanden norwegische Luftfahrtexperten heraus, daß der Absturz auf fehlerhafte Bolzen, Verschlußbolzen genannt, zurückzuführen war, die das Heck mit dem Flugzeugrumpf verbunden hatten. Ermüdungstests ergaben, daß die Bolzen aus einem Metall gefertigt waren, das viel zu weich war, um den Flatterschwingungen standzuhalten. Die fehlerhaften Verschlußbolzen waren eine Fälschung — dieses Wort ist jedem Flugsicherungsspezialisten nur allzu vertraut, denn Fälschungen sind ein wachsendes Problem, das eine Gefahr für das Leben von Flugpersonal und Passagieren darstellt.
In einem Interview des staatlichen Fernsehens sagte die Generalinspekteurin des amerikanischen Verkehrsministeriums: „Jede Fluggesellschaft hat gefälschte Teile erhalten. Aber auch jede. Und jede hat damit Probleme.“ Wie sie hinzufügte, habe die Flugzeugindustrie zugegeben, daß sie wahrscheinlich unbrauchbare Lagerbestände im Wert von schätzungsweise 2 bis 3 Milliarden Dollar habe.
In demselben Interview kam ein Flugsicherungsberater zu Wort, der das FBI bei verschiedenen Geheimoperationen in Verbindung mit gefälschten Bauteilen beraten hat; er wies warnend darauf hin, daß gefälschte Teile eine echte Gefahr sind. „Meiner Ansicht nach ist mit Sicherheit auf Grund dessen in der nächsten Zeit mit einer großen Flugzeugkatastrophe zu rechnen“, sagte er.
Der Tag ist nahe, wo mit denjenigen abgerechnet werden wird, deren Habgier dazu führt, daß sie ihre eigenen selbstsüchtigen Wünsche höher bewerten als das Leben anderer. Gottes inspiriertes Wort sagt ausdrücklich, daß Habgierige Gottes Königreich nicht erben werden (1. Korinther 6:9, 10).
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