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Leben in einer WegwerfgesellschaftErwachet! 2002 | 22. August
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Leben in einer Wegwerfgesellschaft
IN DEN Industrienationen wird bergeweise Abfall weggeworfen. Beispielsweise fällt in den Vereinigten Staaten jährlich so viel Müll an, dass „man mit der entsprechenden Wassermenge 68 000 Olympiabecken füllen könnte“. Allein die Bewohner von New York produzierten bereits vor einigen Jahren jährlich einen Müllberg, der groß genug wäre, um den riesigen Central Park der Stadt etwa 4 Meter hoch mit Abfall zuzuschütten!a
Kein Wunder, dass die „Konsum- und Wegwerfgesellschaft“ der Vereinigten Staaten „ein abschreckendes Beispiel für den Rest der Welt“ genannt wurde. Das gilt allerdings nicht nur für die USA. Mit der jährlich in Deutschland anfallenden Abfallmenge könnte man ohne weiteres einen Güterzug beladen, der von Berlin bis zur etwa 1 800 Kilometer entfernten Küste Afrikas reicht. Nach einer britischen Schätzung wirft eine vierköpfige Durchschnittsfamilie in Großbritannien jährlich so viel Papier weg, wie aus 6 Bäumen hergestellt wird.
Auch die Entwicklungsländer bleiben von der Müllschwemme nicht verschont, was ein bekanntes Nachrichtenmagazin wie folgt kommentierte: „Die wirklich schlechte Nachricht ist die, dass die Mehrheit der 6 Milliarden Menschen erst begonnen hat, in die müllübersäten Fußstapfen der USA und anderer Industrienationen zu treten.“ Ob es uns gefällt oder nicht, die meisten von uns sind Teil einer Wegwerfgesellschaft.
Natürlich haben die Leute schon immer gewisse Dinge weggeworfen. Doch heute sind Konserven sowie abgepackte Lebensmittel und Waren weitaus üblicher als vor Jahren, weshalb Einwegverpackungen einfach überall zu finden sind. Die Menge der Zeitungen, Zeitschriften, Prospekte und anderer Drucksachen hat ebenfalls drastisch zugenommen.
Unsere von Industrie und Technik bestimmte Gesellschaft bringt außerdem ganz neue Formen von Müll hervor. So hieß es beispielsweise in der Hamburger Zeitung Die Welt: „Rund neun Millionen Autos werden jährlich in der EU verschrottet.“ All diese Autos zu beseitigen ist nicht einfach. Noch problematischer ist allerdings die Frage der sicheren Entsorgung von Atommüll oder Chemieabfällen. Wie berichtet wird, saßen die USA 1991 auf „Bergen gefährlichen Abfalls, ohne zu wissen, wo man ihn dauerhaft lagern kann“. Angeblich waren eine Millionen Fässer mit tödlichen Substanzen lediglich zwischengelagert, wobei ständig „Verlust, Diebstahl und Umweltschäden aufgrund unsachgemäßer Handhabung“ drohten. Allein 1999 produzierten etwa 20 000 Betriebe in den Vereinigten Staaten mehr als 40 Millionen Tonnen Sondermüll.
Ein anderer Faktor ist das dramatische Bevölkerungswachstum im 20. Jahrhundert. Mehr Menschen bedeuten mehr Müll. Dazu lebt ein erheblicher Teil der Weltbevölkerung ausgesprochen konsumorientiert. Kürzlich kam das Worldwatch-Institut zu folgendem Schluss: „Seit 1950 haben wir mehr Waren verbraucht und Gas, Wasser und Strom intensiver genutzt als in der gesamten Menschheitsgeschichte davor.“
Es ist klar, dass in den Industrienationen kaum jemand auf all diese Güter und Dienstleistungen verzichten möchte. Man denke nur einmal daran, wie bequem es ist, einfach in ein Geschäft zu gehen, abgepackte Lebensmittel zu kaufen und diese dann in Papier- oder Plastiktüten aus dem Geschäft nach Hause zu tragen. Wer von heute auf morgen ohne moderne Verpackungstechnik auskommen müsste, würde wohl bald merken, wie sehr er darauf angewiesen ist. Und insofern als abgepackte Waren hygienischer sind, tragen die Verpackungen zumindest indirekt zu einer besseren Gesundheit bei.
Ist trotz dieser Vorteile die Sorge berechtigt, die heutige Wegwerfgesellschaft könnte vielleicht schon zu weit gegangen sein? Offensichtlich schon, denn ungeachtet verschiedener Anläufe, der Müllflut Herr zu werden, ist der Müllberg kaum geschrumpft. Weit bedenklicher ist allerdings die Geisteshaltung, die der heutigen Wegwerfgesellschaft zugrunde liegt und die zu noch ernsteren Sorgen Anlass gibt.
[Fußnote]
a Dieser Park ist 341 Hektar groß. Das entspricht 6 Prozent der Fläche des Stadtteils Manhattan.
[Bild auf Seite 4]
Die sichere Entsorgung von Sondermüll bereitet ernste Schwierigkeiten
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Gibt es eine Lösung?Erwachet! 2002 | 22. August
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Gibt es eine Lösung?
SOLL man einen unerwünschten Gegenstand einfach wegwerfen? So einfach und nahe liegend das klingen mag, ganz so leicht ist die Entsorgung von Müll nicht immer. Also fragt man sich: „Wohin damit?“ Nach Angaben einer italienischen Umweltorganisation benötigt eine ins Meer geworfene Glasflasche vermutlich 1 000 Jahre, um sich zu zersetzen. Papiertücher hingegen zerfallen in nur 3 Monaten. Ein Zigarettenfilter verschmutzt das Meer bis zu 5 Jahre lang, Plastiktüten 10 bis 20 Jahre, Nylonartikel 30 bis 40 Jahre, Konservendosen 500 Jahre und Styropor 1 000 Jahre.
Derartige Abfälle haben enorm zugenommen. Der heutige Markt bietet viel, und die Werbung möchte uns einreden, wir würden das alles benötigen. Die britische Zeitung The Guardian brachte es wie folgt auf den Punkt: „Die Werbeleute helfen uns, Bedürfnisse zu befriedigen, von denen wir nicht einmal wussten, dass wir sie hatten.“ Aus Angst, etwas zu verpassen, lässt man sich dazu verführen, das Neueste zu kaufen, was der Markt zu bieten hat. Und in der Sprache der Werbung heißt „neu“ natürlich so viel wie „besser und überlegen“, wohingegen „alt“ für „minderwertig und überholt“ steht.
Daher fühlt man sich oft gezwungen, etwas Neues zu kaufen, anstatt einen gebrauchten Gegenstand reparieren zu lassen. Als Begründung wird angeführt, dass es praktischer und billiger ist, alte Dinge zu ersetzen, als sie zu reparieren. Manchmal stimmt das. Oft ist es allerdings unnötig und teuer, etwas wegzuwerfen und sich stattdessen etwas Neues zu kaufen.
Heute sind viele Waren als Wegwerfprodukte ausgelegt. Eventuell lassen sie sich nur schwer reparieren — ein Punkt, den man beim Kauf beachten sollte. In einer deutschen Verbraucherbroschüre heißt es dazu: „Die Lebensdauer einzelner Produkte [wird] immer kürzer. Was gestern noch ‚in‘ war, ist heute ‚out‘ — und landet nicht selten im Müll. Auf diese Weise werden täglich wertvolle Rohstoffe zu wertlosem Abfall!“
Sind es wirklich die Kunden, die von einem derart ungehemmten Kaufverhalten profitieren? In Wirklichkeit profitieren doch vor allem die Unternehmen, denen es darum geht, ihre Kassen zu füllen. Die Schweizer Weltwoche argumentiert: „Würden alle Menschen ihre Möbel und Autos lebenslang oder nur doppelt so lang wie bisher gebrauchen, wäre der Kollaps der Wirtschaft garantiert.“ Mit einem Wirtschaftskollaps wäre natürlich auch niemandem gedient, denn dadurch würden auch die Konsumenten ihre Arbeitsplätze verlieren. Welche Möglichkeiten gibt es denn, der Müllflut Herr zu werden?
Wegwerfen, recyceln oder reduzieren?
Manche Industrienationen machen es sich leicht und laden ihren Müll einfach in Entwicklungsländern ab. Aus Nigeria wird beispielsweise von einer „berüchtigten Müllkippe“ berichtet, „auf der 3 500 Tonnen Giftmüll in mehr als 8 000 verrotteten und rostenden Fässern gelagert sind. Das austretende Gift verseucht den Boden und das Grundwasser.“ Diese Art der Müllbeseitigung ist weder eine wirkliche Lösung noch ein leuchtendes Beispiel für Rücksichtnahme auf andere.
Lassen sich unerwünschte Gegenstände denn nicht recyceln, statt sie einfach wegzuwerfen? Recyclingprogramme erfordern natürlich die Mitarbeit der Verbraucher, die ihren Müll trennen müssen, wie es in einigen Ländern bereits Vorschrift ist. Dementsprechend wird möglicherweise verlangt, den Abfall in Kategorien wie Papiermüll, Pappe, Metall, Glas und Biomüll zu sortieren. Glas wiederum muss vielleicht nach Farbe sortiert werden.
Recycling hat zweifellos Vorteile. In dem Buch 5000 Days to Save the Planet heißt es über das Recycling von Aluminium, dadurch könne man „sehr viel Energie sparen“ und „Umweltschäden verringern, die durch den Bauxittagebau entstehen“. Die Autoren führen weiter aus: „Die Herstellung von Recyclingpapier erfordert im Vergleich nur halb so viel Energie und ein Zehntel der Wassermenge. ... Etliche Abfallprodukte können wiedergewonnen, recycelt und wiederverwendet werden. ... Selbst wenn manche Unternehmen ihre eigenen Abfälle nicht wiederverwenden können, lassen sich diese manchmal für andere Firmen recyceln ... In Holland existiert schon seit Beginn der 1970er Jahre ein effektives Netzwerk für den Austausch von Wertstoffen.“
Andernorts steht nicht die Abfallbeseitigung im Mittelpunkt, sondern die Frage, wie man von vornherein weniger Abfall produziert. In dem oben erwähnten Buch wird eindringlich darauf hingewiesen, dass „umgehend gehandelt werden muss“, wenn sich die Menschheit „von der Wegwerfwirtschaft lösen ... und sich zu einer Gesellschaft wandeln soll, die Abfälle minimiert und ihren Rohstoffverbrauch reduziert“.
Allerdings müssten diejenigen, die sich „von der Wegwerfwirtschaft lösen“ wollen, bereit sein, das, was sie kaufen, möglichst lange zu benutzen und etwas erst dann wegzuwerfen, wenn man es nicht mehr reparieren kann. Unerwünschte Gegenstände, die noch brauchbar sind, müssten anderen zur Weiterverwendung überlassen werden. Wie das Darmstädter Öko-Institut berechnete, würde ein Haushalt, in dem man sich konsequent an die Devise „Nutzen statt verbrauchen“ hält, 75 Prozent weniger Abfall produzieren als ein Durchschnittshaushalt.
Aber werden sich genügend Haushalte nach derartigen Grundsätzen ausrichten? Dies ist eher unwahrscheinlich. Das weltweite Abfallproblem ist nur ein Symptom für gravierendere Probleme. In der heutigen Wegwerfgesellschaft herrscht bei immer mehr Menschen eine Einstellung, die man als Wegwerfmentalität bezeichnen könnte. Beschäftigen wir uns einmal mit dieser Einstellung und einigen Extremen, zu denen sie führen kann.
Die Gefahren einer Wegwerfmentalität
Eine Wegwerfmentalität kann leicht zu Schlimmerem führen als einfach etwas verschwenderisch zu sein. Sie kann Menschen so undankbar und gedankenlos werden lassen, dass sie massenhaft ungenutzte Lebensmittel oder andere Waren „mal eben“ wegwerfen. Wer egozentrisch ist, jedem Trend folgen will und übertriebenen Wert auf eigene Vorlieben und Abneigungen legt, sieht sich möglicherweise ständig gezwungen, einwandfreie Kleidung, Möbel und andere Dinge einfach durch neue Waren zu ersetzen.
Doch die Wegwerfmentalität erstreckt sich unter Umständen nicht nur auf Gegenstände. Eine deutsche Initiative für die Weiterverwendung von Haushaltsartikeln schrieb vor kurzem: „Unser Umgang mit der Polstergarnitur, die nicht mehr dem Geschmack entspricht und nach fünf Jahren weggeworfen und durch eine neue ersetzt wird, übertragen wir auf Menschen. Die Frage ist nur, wie lange dies eine Gesellschaft aushält.“ In dem Bericht wird erklärt: „Sobald ein Mensch derzeit nicht mehr als 100 % Leistung bringt, wird er ersetzt — da ja genügend Arbeitskräfte vorhanden sind!“
In seinem Buch Wege zum Gleichgewicht fragt der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore diesbezüglich: „Wenn wir also heute unsere Gebrauchsgegenstände als wegwerfbar betrachten, haben wir uns womöglich eine ähnliche Einstellung zu unseren Mitmenschen angeeignet? ... Haben wir dabei die Wertschätzung für das Einzigartige in jedem Einzelnen verloren?“
Wer andere nicht mehr schätzt und respektiert, wird womöglich weniger Hemmungen haben — und es weniger tadelnswert finden —, Freunde oder Ehepartner fallen zu lassen. Die Süddeutsche Zeitung kommentierte diese Haltung mit den Worten: „Wir kaufen uns zweimal im Jahr neue Kleider, alle vier Jahre ein neues Auto, alle zehn Jahre ein neues Wohnzimmer, suchen uns jedes Jahr ein anderes Urlaubsziel; wir wechseln den Wohnort, den Beruf, das Unternehmen — und nur den Ehepartner nicht?“
Heute scheinen manche bereit zu sein, sich von allem zu trennen, sobald es ihnen lästig wird. 1999 wurden beispielsweise in einem europäischen Land schätzungsweise 100 000 Katzen und 96 000 Hunde ausgesetzt. Eine Tierschützerin aus diesem Land sagte, ihre Mitbürger würden „den Besitz eines Haustieres nicht als langfristige Verpflichtung betrachten. Sie kaufen sich im September einen jungen Hund und setzen ihn [zur nächsten Urlaubssaison] im August wieder aus.“ Was noch schlimmer ist: Die Wegwerfmentalität macht auch vor dem menschlichen Leben nicht Halt.
Mangelnde Achtung vor dem Leben
Viele scheinen heute zu denken, ihr eigenes Leben habe kaum wirklichen Wert. Wieso kann man das sagen? Beispielsweise stellte ein europäisches Magazin vor kurzem fest, dass junge Leute seit einigen Jahren immer bereitwilliger Risiken eingehen. Das lässt sich an ihrer zunehmenden Bereitschaft ablesen, eine Extremsportart auszuüben. Für einen kurzen Nervenkitzel riskieren sie es sogar, ihr Leben wegzuwerfen! Profithungrige Geschäftsleute schlagen aus diesem Trend ohne zu zögern Kapital. Nach Ansicht eines deutschen Politikers ist für die Veranstalter von Extremsportarten „das Geldverdienen oft wichtiger als Gesundheit und Leben der Menschen“.
Wird nicht auch ungeborenes menschliches Leben weggeworfen? Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation werden „weltweit pro Jahr etwa 75 Millionen Kinder gezeugt ..., die eigentlich niemand haben will. Vielen Frauen bleibt nur die Abtreibung.“ Selbst nach der Geburt sind viele kleine Kinder noch nicht in Sicherheit. Gemäß der brasilianischen Zeitung O Estado de S. Paulo „werden immer mehr Babys auf der Straße ausgesetzt“. Ist das auch in unserem Land der Fall?
Sieht man sich um, wird mehr als deutlich, dass ein Menschenleben heutzutage oftmals wenig oder gar nichts zählt und als etwas gilt, was man sozusagen „mal eben“ wegwerfen kann. Das beweist die gewalttätige Unterhaltung mit ihren so genannten Helden, die innerhalb eines einzigen Films scharenweise angebliche Schurken massakrieren. Das beweist auch die weltweit anhaltende Flut von Gewaltverbrechen, bei denen wegen minimaler Beträge oder gar völlig grundlos gemordet wird. Das beweisen ebenfalls die Nachrichten von widerlichen Terrorakten, so genannten ethnischen Säuberungen und regelrechten Völkermorden. Jedes Mal werden Menschen unterschiedslos und unbarmherzig umgebracht — kostbares Leben, weggeworfen wie Müll.
Man kann vielleicht nichts daran ändern, in einer Wegwerfgesellschaft zu leben, aber man braucht die Wegwerfmentalität nicht zu übernehmen. Im nächsten Artikel geht es darum, welche negativen Einstellungen in einer Wegwerfgesellschaft herrschen und wie man sich selbst verhalten kann.
[Bild auf Seite 6]
Vielerorts ist Recycling Pflicht
[Bilder auf Seite 7]
Werfen wir einwandfreie Kleidungsstücke weg und kaufen uns neue, sobald die Mode wechselt?
[Bild auf Seite 8]
Das ungeborene Leben sollte geschätzt und nicht weggeworfen werden
[Bildnachweis]
Index Stock Photography Inc./BSIP Agency
[Bild auf Seite 8]
Das Leben ist zu wertvoll, um es für Nervenkitzel wegzuwerfen
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Wie verhält man sich in einer Wegwerfgesellschaft?Erwachet! 2002 | 22. August
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Wie verhält man sich in einer Wegwerfgesellschaft?
„DIE Natur kennt keinen Abfall.“ Mit diesen Worten zitierte die Zeitschrift Time einen anerkannten Recyclingfachmann. Seine Äußerung bezog sich auf die bemerkenswerten Mechanismen der Natur, durch die totes oder übriges Material stets anderen Teilen eines Ökosystems nützt. Laut Time geht der gleiche Experte davon aus, dass „die Menschheit die abfallfreie Natur nachahmen kann“, dies erfordere aber „innovative Technologie und eine völlig neue Einstellung“.
Die meisten von uns werden wahrscheinlich wenig zur Entwicklung innovativer Technologien beitragen können. Aber unsere Einstellung können wir sehr wohl beeinflussen! Und die richtige Einstellung zu
bestimmten Grundsätzen guten Benehmens wird uns helfen, mit den Tücken des Lebens in einer Wegwerfgesellschaft besser zurechtzukommen.
Verschwendung meiden
Jeder fünfte Mensch geht abends hungrig schlafen. Das zu wissen sollte uns veranlassen, Lebensmittel wirklich zu schätzen und sie nicht zu verschwenden. Ein Missionarehepaar, das nach 28 Jahren aus Afrika nach Europa zurückgekehrt war, erklärte, was es ihnen besonders erschwert habe, sich im Heimatland wieder einzugewöhnen: zu beobachten, „wie schnell die Menschen Lebensmittel wegwerfen“.
Vernünftige Eltern bringen ihren Kindern bei, sich bei Tisch nur so viel zu nehmen, wie sie auch essen können. Das spart Abfall und es wird weniger verschwendet. Es empfiehlt sich, mit kleinen Portionen anzufangen und eventuell noch einmal nachzunehmen. Hierin müssen die Eltern natürlich mit gutem Beispiel vorangehen. Jesus schätzte sowohl die materiellen als auch die geistigen Gaben aus Gottes Hand wirklich, wodurch er uns allen ein Beispiel gab. Wie die Bibel zeigt, achtete Jesus sorgfältig darauf, keine Lebensmittel zu verschwenden — selbst wenn diese durch ein Wunder reichlich vorhanden waren (Johannes 6:11-13).
Der Grundsatz, Verschwendung zu vermeiden, kann auch auf Kleidung, Möbel und Maschinen angewendet werden. Wer seine Sachen in gutem Zustand hält und sie so lange benutzt, wie es sinnvoll ist, zeigt, dass er sie schätzt. Wir müssen nicht der Werbung auf den Leim gehen, die versucht, unsere materielle Zufriedenheit zu untergraben, indem sie ständig etwas Größeres, Besseres, Schnelleres oder Stärkeres anpreist. Natürlich haben wir das Recht, Dinge auszutauschen, obwohl sie noch brauchbar sind. Doch vorher wäre es vielleicht gut, unsere Einstellung und unsere Beweggründe zu durchdenken.
Habgier meiden
Während die Israeliten auf dem Weg in das Land der Verheißung in der Wildnis umherwanderten, erhielten sie Nahrung in Form von Manna. Wie die Bibel berichtet, war reichlich Manna vorhanden. Dennoch wurden die Israeliten gewarnt, nicht habgierig zu werden; sie sollten nur so viel nehmen, wie sie unmittelbar benötigten. Wer ungehorsam war, stellte bald fest, dass Habgier sich nicht lohnte, denn das übrig gebliebene Manna wurde von Würmern befallen und begann zu stinken (2. Mose 16:16-20). In der Bibel wird Habgier wiederholt und mit allem Nachdruck verurteilt (Epheser 5:3).
Dieser Standpunkt wird jedoch nicht allein in der Bibel vertreten. Beispielsweise erkannte Seneca, ein römischer Philosoph und Dichter des ersten Jahrhunderts u. Z., dass ein habgieriger Mensch niemals zufrieden sein wird. Nach seinen Worten ist „für Habgier die gesamte Schöpfung zu klein“. Erich Fromm, ein Denker des 20. Jahrhunderts, kam zu einem ähnlichen Schluss: „Die Gier ist ein Fass ohne Boden. Der Gierige erschöpft sich in der nie endenden Anstrengung, seine Bedürfnisse zu befriedigen, ohne dass ihm dies je gelingt.“ Habgier und Verschwendung zu vermeiden ist eine Sache. Darüber hinaus haben sich schon viele auch für andere gute Ansätze entschieden.
Teilen lernen
Bevor man einen Gegenstand wegwirft, der noch völlig in Ordnung ist, könnte man überlegen, wer sich vielleicht über ihn freuen würde. Wenn beispielsweise Kinderkleidung zu klein geworden ist, können andere Kinder diese oft noch gut gebrauchen. Ließe sich mit anderen Sachen, die noch brauchbar sind, die man aber kaum noch benutzt, eventuell ähnlich verfahren? Warum nicht die Freude teilen, die uns gewisse Dinge bereitet haben, und sie jemand anders geben? Der amerikanische Schriftsteller und Humorist Mark Twain schrieb einmal: „Um eine Freude ganz auszukosten, muss man sie mit jemandem teilen können.“ Vielleicht haben wir selbst schon einmal erlebt, dass geteilte Freude doppelte Freude ist. Nicht zu vergessen, dass jemand, der auf diese Weise teilt, auch den negativen Folgen der Wegwerfmentalität entgegenwirkt.
Mit anderen zu teilen ist eine Tugend, die in der Bibel hohen Stellenwert genießt (Lukas 3:11; Römer 12:13; 2. Korinther 8:14, 15; 1. Timotheus 6:18). Kein Zweifel: Wenn jeder bereitwillig teilen würde, sähe die Welt ganz anders aus!
Mit dem Lebensnotwendigen zufrieden sein
Ein zufriedener Mensch ist ein glücklicher Mensch. Das ist eine Wahrheit, die immer und überall gültig ist. Ein griechisches Sprichwort lautet: „Wer nicht mit wenig zufrieden ist, kann durch nichts zufrieden gestellt werden.“ Und in Japan sagt man: „Wer keine Zufriedenheit kennt, ist wirklich arm.“ Zufriedenheit wird auch in der Bibel mit den folgenden Worten sehr gelobt: „Gewiss ist sie ein Mittel zu großem Gewinn, diese Gottergebenheit zusammen mit Selbstgenügsamkeit. Denn wir haben nichts in die Welt hineingebracht, und wir können auch nichts mit hinaustragen. Wenn wir also Lebensunterhalt und Bedeckung haben, werden wir mit diesen Dingen zufrieden sein“ (1. Timotheus 6:6-8; Philipper 4:11).
Es stimmt schon — mit dem, was wir haben, zufrieden zu sein, erfordert wahrscheinlich „eine völlig neue Einstellung“. Vor kurzem wurde einer jungen Frau namens Susanne klar, dass sie sich in dieser Hinsicht ändern musste. Sie sagte: „Ich konnte nicht alles haben, was ich wollte. Deshalb beschloss ich zu lernen, das zu wollen, was ich hatte. Jetzt bin ich glücklich und zufrieden.“
Zufriedenheit macht tatsächlich glücklich. Nach Ansicht des bulgarischen Altersforschers Professor Argir Chadzsichristev besteht „das Grundübel überhaupt ... darin, nicht mit dem wenigen zufrieden zu sein, was man hat“. Über die günstigen Auswirkungen der Zufriedenheit auf die Gesundheit sagte er: „Wer nicht besser leben will als sein Nachbar, wer nicht immer mehr und immer mehr haben will, der lebt ohne Konkurrenz und folglich ohne Stress. Und das ist gut für das Nervensystem.“
Offensichtlich kann eine Wegwerfgesellschaft niemals wahres Glück bieten. Und eine Wegwerfmentalität schon gar nicht! Offenbar wird das immer mehr Menschen klar. Uns auch?
[Bild auf Seite 9]
Kinder müssen lernen, wie man Verschwendung von Lebensmitteln vermeiden kann
[Bild auf Seite 9]
Jesus gab ein gutes Beispiel dafür, nichts zu verschwenden
[Bild auf Seite 10]
Warum nicht anderen etwas geben, was wir nicht mehr benutzen, anstatt es wegzuwerfen?
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