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GroßbritannienJahrbuch der Zeugen Jehovas 2000
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Ein Mammutunternehmen
Im Juni 1982 nahm die leitende Körperschaft die Einladung des britischen Zweigkomitees an, die Jahresversammlung der Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania 1983 in Großbritannien abzuhalten. Dieses Ereignis würde in zweifacher Hinsicht von Bedeutung sein. Am gleichen Wochenende sollte nämlich auch der Erweiterungsbau des Londoner Bethels eingeweiht werden.
„Eines Morgens erhielt ich so gegen acht Uhr einen Anruf von Peter Ellis aus dem Bethel“, erinnert sich Dennis Loft. „Er bat mich, die De Montfort Hall für den 1. Oktober anzumieten.“ Dort hatte vom 2. bis 10. September 1941 der denkwürdige Kongreß stattgefunden, auf dem das Buch Kinder freigegeben worden war. Das war damals mitten im Zweiten Weltkrieg, zu der Zeit, als unsere Brüder mutig für die christliche Neutralität eingestanden waren. Albert D. Schroeder, der jetzt zur leitenden Körperschaft gehört, war zu jener Zeit der Zweigdiener von Großbritannien. Nun sollte diese Jahresversammlung für die Älteren eine wunderbare Gelegenheit werden, ihre langjährigen Freundschaften mit treuen Dienern Jehovas aus alter Zeit aufzufrischen.
Die Jahresversammlung von 1983 war die erste Zusammenkunft dieser Art, die nicht in Nordamerika stattfand. Es wurde geplant, das Programm von Leicester in den Kongreßsaal in Dudley (Mittelengland) zu übertragen, damit mehr Brüder die Darbietungen mitverfolgen konnten. Die Einladung erging in erster Linie an diejenigen, die Jehova bereits 40 oder mehr Jahre gedient hatten. Man benachrichtigte alle europäischen Zweigbüros, um Glieder der Bethelfamilien zu diesem Wochenende einzuladen. Schon bald wurde klar, daß im Londoner Bethel nicht genug Platz für alle Delegierten aus Europa vorhanden sein würde. Deshalb wurde eine Unterkunftsabteilung eingerichtet, die dafür sorgen sollte, daß alle Besucher eine Unterkunft haben.
In der Zwischenzeit hatte Bruder Loft mit dem Stadtrat von Leicester Kontakt aufgenommen, nur um zu erfahren, daß eine der größten Firmen der Stadt ihren jährlichen Galaabend ausgerechnet an dem Wochenende geplant hatte, für das wir die Halle mieten wollten. Als sich Dennis etwas genauer erkundigte, erfuhr er, daß diese Feier eigentlich für den 30. September geplant war. Da aber anschließend gewöhnlich umfangreiche Reinigungsarbeiten anfallen, hatte man die Halle auch noch für den nächsten Tag gemietet. „Angenommen, wir übernehmen die Verantwortung für die Reinigung“, sagte Dennis, „könnten wir dann die Halle für den 1. Oktober mieten?“ Der Hallenverwalter war damit einverstanden, und Dennis stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, obgleich er zu dem Zeitpunkt noch kein rechtes Bild davon hatte, wie viel Arbeit damit verbunden sein würde.
Am 30. September gegen Mitternacht machten sich 400 Brüder, die in Gruppen organisiert waren, denen jeweils ein Bruder vorstand, an die Arbeit, um all den Müll von der Festveranstaltung zu beseitigen. An Stelle der Tische stellten sie in Vorbereitung auf die Zusammenkunft auch 3 000 Stühle auf. Da diese Aufgabe in nur acht Stunden erledigt sein mußte, konnte es einem schon etwas bange werden. Dennis meint dazu: „Bemerkenswert war, daß nur ganz wenige dieser Brüder zur Jahresversammlung eingeladen worden waren, und trotzdem reden sie noch heute von dieser Aktion, wenngleich sie lediglich an den Vorbereitungsarbeiten beteiligt gewesen waren.“ Die Brüder legten auf der Bühne Teppichboden aus und stellten ringsum Blumen auf. Um 8 Uhr morgens war der Saal für den Anlaß vollständig hergerichtet. Das Hallenpersonal kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Den Brüdern wurde bewußt, daß diese Zusammenkunft zu etwas ganz Besonderem werden würde. Sie wurden nicht enttäuscht.
Eine unvergeßliche Zusammenkunft
Unter den 3 671 Personen, die bei diesem geistigen Fest in Leicester anwesend waren, befanden sich auch 693 Delegierte aus 37 anderen Zweigen. Viele der Anwesenden waren Gesalbte. Reg Kellond aus Telford und Emma Burnell aus Paignton waren mit ihren 99 Jahren die ältesten britischen Delegierten. Janet Tait aus Glasgow sowie Mary Grant, Edith Guiver und Robert Warden, die in ihren Achtzigern oder sogar Neunzigern waren, hatten die Wahrheit schon vor dem Ersten Weltkrieg kennengelernt. Jeder von ihnen konnte auf ein Leben zurückblicken, das reich an Erfahrungen war, die sie im Dienst Jehovas gemacht hatten. Während sie sich am Predigtwerk beteiligten, durften sie miterleben, wie die Zahl der Lobpreiser Jehovas in Großbritannien von ein paar tausend auf 92 320 anstieg. Sie waren wirklich gespannt darauf, was die Glieder der leitenden Körperschaft zu ihrer Ermunterung zu sagen hätten.
Albert D. Schroeder sprach über das Thema „Hofft weiterhin auf Jehova, damit ihr nicht ermattet“, gestützt auf Jesaja 40:31. Er interviewte auch einige treue Brüder, wie zum Beispiel Robert Warden und Harold Rabson, die beide aus Glasgow kamen und sich 1913 beziehungsweise 1914 hatten taufen lassen; dann auch Robert Anderson, der 51 Jahre lang im Pionierdienst gestanden hatte, sowie Ernie Beavor, der siebzehn Jahre als Kreisaufseher gedient hatte und dessen drei Kinder im Missionardienst gewesen waren. Sie alle erzählten voller Enthusiasmus von den vielen Jahren im Dienst Jehovas. Daniel Sydlik, ebenfalls ein Glied der leitenden Körperschaft, sprach über das Thema „Das Beste kommt erst noch“. An diesen Vortrag können sich die Brüder noch heute erinnern.
„Als wir unsere Einladung erhielten“, schrieb ein Bruder, „wurden viele Erinnerungen an diesen wunderbaren Kongreß in der De Montfort Hall wach, der 1941 mitten im Krieg stattgefunden hatte. Natürlich war jener Kongreß, der wie durch ein Wunder in dem vom Krieg zerrissenen Großbritannien abgehalten wurde, der beste gewesen, den wir bis dahin erlebt hatten — aber das Beste sollte erst noch kommen. Als wir von dieser Zusammenkunft weggingen, flossen unsere Herzen über vor Dankbarkeit gegenüber Jehova, und wir waren entschlossen, unserem Schöpfer treu zu bleiben; ebenso auch seinem König, Christus Jesus, und seiner Organisation, deren er sich ganz offensichtlich bedient.“
Nach diesem Ereignis reisten viele der Delegierten nach London, um dort dem Programm zur Bestimmungsübergabe des Bethelerweiterungsbaus beizuwohnen. Die Programmteile wurden per Telefonleitung in den North-London-Kongreßsaal übertragen, so daß noch viele andere die Gelegenheit hatten, dem Vortrag zur Bestimmungsübergabe zuzuhören, der von Frederick Franz, dem damaligen Präsidenten der Gesellschaft, gehalten wurde.
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[Bild auf Seite 116, 117]
A. D. Schroeder interviewt anläßlich der Jahresversammlung in Leicester (1983) einige „Oldtimer“
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