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  • Reicher Lohn für heiligen Dienst
    Der Wachtturm 1997 | 1. Dezember
    • In den warmen Sommermonaten hielten wir am späten Sonntagnachmittag ein Bibelstudium mit Hilfe einer der neueren Ausgaben des Wachtturms ab. Um acht Uhr abends trafen wir uns dann auf dem Marktplatz in Leicester, um einen öffentlichen Vortrag unter freiem Himmel zu hören. An solch einem Abend kamen einmal 200 Zuhörer. Diese Tätigkeit legte die Grundlage für die vielen Versammlungen, die heute in und um Leicester herum existieren.

  • Reicher Lohn für heiligen Dienst
    Der Wachtturm 1997 | 1. Dezember
    • Ein großer Kongreß während des Krieges

      Im September 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus und erreichte 1941 seinen Höhepunkt. Deutsche Bombenflugzeuge griffen Tag und Nacht an, weswegen landesweit alles verdunkelt werden mußte. Lebensmittel waren knapp, und das wenige, was vorhanden war, wurde streng rationiert. Die Verkehrsverbindungen waren ziemlich begrenzt, sogar mit dem Zug. Trotz dieser scheinbar unüberwindlichen Hindernisse hielten wir vom 3. bis 7. September 1941 einen fünftägigen nationalen Kongreß ab.

      Man hatte die De Montfort Hall in Leicester als Kongreßort ausgewählt, weil Leicester in der Mitte von England liegt. Da ich in der Holzindustrie tätig war, konnte ich bei der Anfertigung von Plakaten mithelfen, auf denen der Kongreß angekündigt wurde. Außerdem organisierte ich die Transportmöglichkeiten für die Kongreßbesucher vor Ort. Dadurch, daß wir die Fahrscheine im voraus kauften und einen höheren Preis als gewöhnlich zahlten, bewirkten wir, daß die Straßenbahnen in Leicester sogar am Sonntag fuhren.

      Da die Reisemöglichkeiten eingeschränkt waren, rechneten wir mit vielleicht 3 000 Zeugen. Man kann sich vorstellen, wie begeistert wir waren, als über 10 000 Delegierte sagten, sie würden kommen! Aber wo sollten sie übernachten? Die Bürger von Leicester waren so freundlich und luden viele der Delegierten ein, in ihrer Wohnung zu übernachten. Rund 1 000 weitere Delegierte wurden in Zelten untergebracht, die auf einem Feld, drei Kilometer vom Kongreßgelände entfernt, aufgestellt worden waren. Das Lager Gideon, wie wir es nannten, erregte in der Gemeinde ziemliches Aufsehen.

      Zur Unterbringung der einzelnen Kongreßabteilungen und der großen Menschenmassen wurden riesige weiße Zelte gemietet. Als uns bewußt wurde, daß die Zelte in einer hellen Mondnacht zum Zielobjekt der Bombenflugzeuge des nationalsozialistischen Deutschlands werden könnten, wurden sie hastig getarnt. Der Krieg und vor allem der Umstand, daß sich die Zeugen nicht daran beteiligten, war in der Öffentlichkeit ein wichtiges Thema. Hunderte von Zeugen kamen damals wegen ihres biblisch begründeten Standpunkts in der Frage der Neutralität ins Gefängnis (Jesaja 2:4; Johannes 17:16).

      In der Sunday Pictorial vom 7. September 1941 berichtete ein Reporter: „Es ist erstaunlich, zu sehen, wie 10 000 Menschen, zumeist junge Leute, eine Woche damit verbringen, über Religion zu sprechen, ohne ein Wort über den Krieg zu verlieren oder ihn zumindest nur am Rande zu erwähnen.

      Ich fragte, ob die Zeugen auch Anhänger in Deutschland hätten. Ja, sagte man mir, und nahezu alle, rund 6 000, befänden sich in Konzentrationslagern.“

      Dann erklärte er weiter: „O ja, die Nationalsozialisten sind der Feind, das stimmt, aber die Zeugen unternehmen herzlich wenig gegen sie, außer daß sie Traktate verkaufen und sich Reden anhören.“

      Die Kommentare über uns in den Zeitungen waren im allgemeinen negativ, und die Gegner versuchten sogar — wenn auch ohne Erfolg —, unseren Kongreß gewaltsam zu stören. Dennoch wurde in der Londoner Daily Mail, obschon widerstrebend, zugegeben: „Alles war auf unaufdringliche und effiziente Weise organisiert und verlief reibungslos.“

      Man warf uns vor, an der Zigarettenflaute in der Stadt schuld zu sein. In der Daily Mail wurde allerdings erklärt: „Weder Leicester noch die Tabakkontrollstelle können sich beschweren, die Zeugen würden Leicesters Zigarettenvorrat aufrauchen. Sie rauchen nicht.“ Auch die Klagen, Jehovas Zeugen würden der einheimischen Bevölkerung die Lebensmittel wegessen, wurden mit der Erklärung zurückgewiesen, daß sie den Großteil ihrer eigenen Ration mitgebracht hatten. Nach dem Kongreß wurden dem Krankenhaus von Leicester sogar 150 Brotlaibe geschenkt, die jeweils 1,8 Kilogramm wogen — eine beträchtliche Spende in Anbetracht der damaligen Lebensmittelknappheit.

      Der Kongreß gab den rund 11 000 Zeugen in Großbritannien in geistiger Hinsicht enormen Auftrieb. Sie waren begeistert, daß ungefähr 12 000 Personen anwesend waren. Freudig beteiligten sich die Delegierten am Straßendienst, der in Leicester nie zuvor in diesem Ausmaß durchgeführt worden war, und besuchten die umliegenden Dörfer mit dem Grammophon.

      Die wichtigsten Ansprachen des Kongresses waren Aufnahmen von Vorträgen, die im vorhergehenden Monat auf dem fünftägigen Kongreß der Zeugen Jehovas in St. Louis (Missouri, USA) gehalten worden waren. Die Aufnahme von Bruder Rutherfords Vortrag „Kinder des Königs“ bildete einen Höhepunkt des Kongresses. Da es nicht möglich war, das in St. Louis freigegebene Buch Kinder nach England einzuführen, wurde es dort später als Taschenbuch herausgebracht. Allen Kindern, die auf dem Kongreß gewesen waren, wurde ein Exemplar des Buches zugesandt.

      Eine einzigartige Jahresversammlung in Leicester

      Nach dem Krieg gab es ein hervorragendes Wachstum an Königreichsverkündigern in Großbritannien. Bis Anfang der 80er Jahre war die Zahl der Versammlungen in Leicester auf zehn angewachsen. Dann wurde uns mitgeteilt, daß die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas beschlossen hatte, im Jahr 1983 die Jahresversammlung der Watch Tower Bible and Tract Society in Leicester abzuhalten. Als Stadtaufseher von Leicester war ich bald mit den Vorbereitungen für dieses Ereignis beschäftigt, dazu gehörte auch, wieder die De Montfort Hall zu mieten.

      Zu diesem Anlaß kamen 13 Mitglieder der leitenden Körperschaft vom Hauptbüro der Gesellschaft in Brooklyn angereist. Insgesamt 3 671 Besucher — diesmal aus aller Welt und hauptsächlich langjährige Zeugen — saßen in der Zuhörerschaft. Weitere 1 500 hörten sich das Programm in einem nahe gelegenen Kongreßsaal an.

      Albert D. Schroeder, der während des Krieges, als wir den Kongreß in Leicester abhielten, im Zweigbüro der Watch Tower Society in London die Aufsicht innehatte, war der Vorsitzende dieser Jahresversammlung. Rückblickend auf den Kongreß im Jahr 1941, stellte Bruder Schroeder die Frage: „Wie viele von euch, die heute hier sind, waren damals zugegen?“ Über die Hälfte der Zuhörer hob die Hand. „Schau einer an! Wie schön, daß ihr treuen, loyalen Zeugen heute hier wieder vereint seid!“ rief er aus. Es war wirklich ein unvergeßliches Erlebnis!

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