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„Ihr sollt heilig sein ...“Der Wachtturm 1987 | 1. November
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‘Das Gesetz ist heilig, gerecht und gut’
7, 8. (a) Wie konnten sich die Israeliten „als heilig erweisen“? (b) Vergleiche das Gesetz Jehovas mit dem Kodex Hammurabi.
7 ‘Sich als heilig zu erweisen’ bedeutete weder Vollkommenheit noch Scheinheiligkeit; es bedeutete Gehorsam gegenüber einer umfangreichen Gesetzessammlung, die den Israeliten durch Moses gegeben worden war (2. Mose 19:5, 6). Im Unterschied zum Gesetz irgendeiner anderen Nation konnte das Gesetz Gottes als „heilig und gerecht und gut“ bezeichnet werden (Römer 7:12).
8 Es stimmt zwar, daß der Kodex Hammurabi (eine babylonische Gesetzessammlung, die angeblich weiter zurückgeht als das mosaische Gesetz) ähnliche Themen behandelt. Einige seiner Gesetze — wie zum Beispiel das Gesetz, das „Auge um Auge“ fordert, das heißt das Vergeltungsprinzip — gleichen durchaus den Grundsätzen des mosaischen Gesetzes. Daher behaupten Kritiker, Moses habe lediglich vom Kodex Hammurabi abgeschrieben. Aber der Kodex diente im Grunde genommen nur der Verherrlichung Hammurabis und den politischen Interessen dieses Herrschers. Gottes Gesetz dagegen wurde den Israeliten gegeben, ‘ihnen allezeit zum Guten, damit sie am Leben bleiben könnten’ (5. Mose 6:24). Zudem gibt es kaum Beweise dafür, daß Hammurabis Gesetze in Babylon je rechtsverbindlich waren; wahrscheinlich dienten sie nur als „Rechtshilfe für Ratsuchende“ (The New Encyclopædia Britannica, Ausgabe 1985, Band 21, Seite 921). Das mosaische Gesetz war indes bindend, und wer es nicht befolgte, mußte mit einer gerechten Strafe rechnen. Der Kodex Hammurabi handelte letzten Endes hauptsächlich davon, wie mit Übertretern zu verfahren war; nur 5 seiner 280 Gesetze waren direkte Verbote. Gottes Gesetz legte hingegen Nachdruck auf das Verhüten von Übertretungen, nicht auf deren Bestrafung.
9. Welchen Einfluß hatte das mosaische Gesetz auf das Leben der Juden?
9 Da das mosaische Gesetz ‘heilig, gerecht und gut’ war, beeinflußte es das persönliche Leben der Juden auf nachhaltige Weise. Es regelte ihre Anbetung, ordnete Sabbate oder arbeitsfreie Tage an, bestimmte die Wirtschaftsstruktur der Nation, enthielt Kleidungsvorschriften und bot nützliche Anleitung in bezug auf Speisen, sexuelle Handlungen und Hygiene. Selbst normale Körperfunktionen unterlagen der Beurteilung durch das mosaische Gesetz.
„Das Gebot Jehovas ist rein“
10. (a) Warum befaßte sich das Gesetz mit so vielen Lebensbereichen? (b) Inwiefern trug das Gesetz zu physischer Reinheit und guter Gesundheit bei? (Berücksichtige auch die Fußnote.)
10 Diese detaillierten, für das Alltagsleben geltenden Vorschriften dienten einem erhabenen Zweck: die Israeliten zu reinigen — physisch, geistig, im Denken und sittlich. Zum Beispiel dienten Gesetze, die verlangten, daß sie sich badeten, ihre Exkremente vergruben, Personen mit einer ansteckenden Krankheit unter Quarantäne stellten und sich bestimmter Speisen enthielten, alle der Gesundheit und der physischen Reinheita (2. Mose 30:18-20; 3. Mose, Kapitel 11; 13:4, 5, 21, 26; 15:16-18, 21-23; 5. Mose 23:12-14).
11. Was bedeutete es, rituell unrein zu sein?
11 Doch eine gute Gesundheit und die Hygiene waren gegenüber der geistigen Reinheit eigentlich zweitrangig. Deshalb wurde jemand, der eine verbotene Speise aß, Geschlechtsbeziehungen hatte oder eine Leiche berührte, auch für rituell unrein erklärt (3. Mose, Kapitel 11, 15; 4. Mose, Kapitel 19). Ein solcher Unreiner war somit von der Anbetung ausgeschlossen — in einigen Fällen sogar unter Androhung der Todesstrafe (3. Mose 15:31; 22:3-8). Aber was hatten derartige Verbote mit geistiger Reinheit zu tun?
12. Inwiefern trugen die Gesetze bezüglich ritueller Reinheit zu geistiger Reinheit bei?
12 Die von Nichtisraeliten praktizierte Anbetung stand im Zeichen der Prostitution, der Totenverehrung und lärmender Festlichkeiten. In dem Werk The International Standard Bible Encyclopedia ist zu lesen: „Ein Geschlechtsakt kam als eine Möglichkeit der Anbetung Jahwes nicht in Frage. Durch alle Handlungen dieser Art wurde man daher unrein. ... Die Toten wurden in Israel gebührend geehrt, aber es wurde ihnen keinesfalls ungebührliche Verehrung zuteil, noch waren sie ein Gegenstand der Anbetung ... Engere Gemeinschaft mit heidnischen Nachbarn auf deren Festen, bei denen Festmähler abgehalten wurden, war für einen Israeliten unmöglich, weil ihre Speisen unrein waren.“ Die Vorschriften des mosaischen Gesetzes bildeten somit eine „Zwischenwand“, die unreine religiöse Elemente fernhielt (Epheser 2:14).
13. Inwiefern förderte das Gesetz die Reinheit im Denken?
13 Das Gesetz förderte bei den Israeliten auch die Reinheit im Denken. Durch seine Bestimmungen hinsichtlich des ehelichen Intimverkehrs wurde zum Beispiel das Niveau des menschlichen Denkens gehoben (3. Mose 15:16-33). Die Israeliten lernten, im Geschlechtsleben Selbstbeherrschung zu üben und sich nicht wie die Kanaaniter zügelloser Leidenschaft hinzugeben. Das Gesetz lehrte seine Anhänger sogar, ihre Gefühle und Begierden zu beherrschen, und verurteilte begehrliche Gedanken (2. Mose 20:17).
14. Inwiefern trug Gottes Gesetz auf einzigartige Weise zu sittlicher Reinheit bei?
14 Am bemerkenswertesten war jedoch, daß das Gesetz Nachdruck auf sittliche Reinheit legte. Es stimmt zwar, daß auch in Hammurabis Gesetzen Vergehen wie Ehebruch verurteilt wurden. In einem Artikel der Zeitschrift The Biblical Archaeologist heißt es aber: „Im Unterschied zu den Babyloniern und den Assyrern, die Ehebruch lediglich als ein Verbrechen gegen die Besitzrechte des Ehemanns ansahen, gilt der Ehebruch in den Gesetzen des Alten Testaments auch als ein schwerer Verstoß gegen die Sittlichkeit.“
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„Ihr sollt heilig sein ...“Der Wachtturm 1987 | 1. November
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a Hammurabis Gesetze enthielten keine derartigen Vorkehrungen. Auch ist kein vergleichbarer Hygienekodex der alten Ägypter entdeckt worden, obwohl sie eine verhältnismäßig fortgeschrittene Form der Medizin praktizierten. In dem Buch Ancient Egypt (Das alte Ägypten) heißt es: „Vernünftige Rezepte sind [in ägyptischen medizinischen Texten] reichlich mit magischen Bannsprüchen und Formeln durchsetzt.“ Gottes Gesetz dagegen hatte keinen dämonischen Beigeschmack, sondern war, wissenschaftlich betrachtet, stichhaltig. Erst in neuerer Zeit haben die Ärzte die Notwendigkeit erkannt, sich nach dem Berühren einer Leiche die Hände zu waschen — eine Forderung, die das mosaische Gesetz schon vor Tausenden von Jahren erhob (4. Mose, Kapitel 19).
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