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Ein Prophet Gottes bringt den Menschen LichtDie Prophezeiung Jesajas — Licht für alle Menschen II
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Wie viele Jesajas?
7. Inwiefern haben viele Gelehrte Jesaja als Schreiber infrage gestellt, und warum?
7 Der strittige Punkt der Prophetie ist etwas, was viele Gelehrte veranlasst hat, Jesaja als Schreiber infrage zu stellen. Diese Kritiker behaupten, der letzte Teil des Buches müsse von jemandem geschrieben worden sein, der im 6. Jahrhundert v. u. Z. lebte — entweder während oder nach dem Babylonischen Exil. Nach ihrer Auffassung sind die Prophezeiungen über die Verödung Judas nach ihrer Erfüllung aufgezeichnet worden, und daher handle es sich gar nicht um echte Voraussagen. Wie die Kritiker ebenfalls ausführen, ist im Buch Jesaja ab Kapitel 40 von Babylon als vorherrschender Macht die Rede und von den Israeliten, als seien sie dort in Gefangenschaft. Deshalb müsse der Schreiber — wer es auch immer gewesen sei — den letzten Teil des Buches Jesaja im 6. Jahrhundert v. u. Z. aufgezeichnet haben. Gibt es stichhaltige Gründe für diese Argumentation? Absolut nicht.
8. Wann hat man Jesaja als Schreiber erstmals infrage gestellt, und wie verbreitete sich dieses Gedankengut?
8 Dass Jesaja der Schreiber des Buches war, wurde erst im 12. Jahrhundert u. Z. infrage gestellt, und zwar von dem jüdischen Kommentator Abraham Ibn Esra. Dazu ist in der Encyclopaedia Judaica zu lesen: „In seinem Kommentar zu Jesaja erklärt ... [Abraham Ibn Esra], die zweite Hälfte, ab Kapitel 40, sei das Werk eines Propheten, der während des Babylonischen Exils lebte, bis kurz nach der Rückkehr nach Zion.“ Im 18. und 19. Jahrhundert übernahmen mehrere Gelehrte die Ansichten Ibn Esras. Einer von ihnen war Johann Christoph Döderlein, ein deutscher Theologe, der 1775 sein exegetisches Werk über Jesaja herausgab und die zweite Ausgabe 1789. In einem Bibelkommentar heißt es: „Alle, mit Ausnahme der konservativsten Gelehrten, übernehmen heute die Hypothese Döderleins ..., dass die in Kapitel 40 bis 66 des Buches Jesaja enthaltenen Prophezeiungen nicht Worte des Propheten Jesaja aus dem 8. Jahrhundert [v. u. Z.] sind, sondern aus späterer Zeit stammen“ (New Century Bible Commentary).
9. (a) Wie hat man das Buch Jesaja gewissermaßen zerstückelt? (b) Was schreibt ein Bibelkommentator zusammenfassend über die Kontroverse um die Frage, ob Jesaja das Buch geschrieben hat?
9 Die Fragen zur Niederschrift des Buches Jesaja hörten jedoch damit nicht auf. Die Theorie von einem zweiten Jesaja oder Deuterojesaja gebar die Vorstellung, dass es auch einen dritten Schreiber gegeben haben könnte.a Daraufhin zerstückelte man gewissermaßen das Buch Jesaja immer weiter; ein Gelehrter schrieb die Kapitel 15 und 16 einem unbekannten Propheten zu, während ein anderer anzweifelte, dass Jesaja die Kapitel 23 bis 27 schrieb. Wieder ein anderer meinte, Jesaja könne die Worte in Kapitel 34 und 35 nicht geschrieben haben. Wieso nicht? Weil der Stoff dem Inhalt der Kapitel 40 bis 66 sehr ähnlich sei — Kapitel, die man bereits jemand anders als dem Jesaja des 8. Jahrhunderts v. u. Z. zugeschrieben hatte. Der Bibelkommentator Charles C. Torrey fasst das Ergebnis dieser Überlegungen in kurzen Worten wie folgt zusammen: „Der einst große ‚Prophet des Exils‘ ist zu einer völlig unscheinbaren Figur zusammengeschrumpft und wird unter dem Wirrwarr von Bruchstücken fast begraben.“ Doch nicht alle Gelehrten stimmen dieser Zerstückelung des Buches Jesaja zu.
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Ein Prophet Gottes bringt den Menschen LichtDie Prophezeiung Jesajas — Licht für alle Menschen II
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a Den hypothetischen dritten Schreiber, von dem die Kapitel 56 bis 66 stammen sollen, bezeichnet man als Tritojesaja.
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