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Die Kluft zwischen Ärzten und Patienten, die Zeugen Jehovas sind, überwindenErwachet! 1990 | 22. November
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Krankenhausverbindungskomitees
Zu diesem Zweck hat die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas veranlaßt, daß in größeren Städten mit umfangreichen medizinischen Einrichtungen Krankenhausverbindungskomitees eingerichtet werden. In den Vereinigten Staaten bemühen sich bereits etwa einhundert Komitees, die durchschnittlich aus fünf Predigern bestehen, die Kluft zwischen den Medizinern und den Zeugen zu überbrücken. Anfang des Jahres wurde diese Vorkehrung auf andere Länder ausgedehnt. Vom 19. Februar bis 27. März besuchten drei Mitarbeiter des Krankenhausinformationsdienstes in Brooklyn acht Zweigbüros der Zeugen Jehovas im pazifischen Raum.
Die Reise diente einem dreifachen Zweck: Erstens sollten Seminare durchgeführt werden, um ausgewählte Prediger der Zeugen Jehovas für die Tätigkeit in Krankenhausverbindungskomitees zu schulen. Zweitens sollten Mitarbeiter der Zweigbüros geschult werden, um in jedem Zweigbüro eine Abteilung für den Krankenhausinformationsdienst aufzubauen. Und drittens sollten Krankenhäuser und Ärzte aufgesucht werden, um sie zu ermuntern, die Behandlung von Zeugen Jehovas ohne Blut fortzusetzen und auszuweiten. Die vier Seminare fanden in Sydney für Australien und Neuseeland statt, in Manila für die Philippinen, Hongkong und Taiwan, in Ebina für Japan und Korea und abschließend in Honolulu für Hawaii.
Während des Programms wurden Lichtbilder und ein Videofilm gezeigt, um die Funktion und die Zusammensetzung des Blutes sowie die wachsende Zahl von medizinischen Alternativen zum Fremdblut zu erklären. In Besprechungen wurde behandelt, wie Zeugen Jehovas bei Problemen in Verbindung mit Blut geholfen werden kann. Während des Seminars wurde auch der Wert der Zusammenarbeit mit Ärzten und Krankenhäusern hervorgehoben, da sie aufgrund dessen eher geneigt sind, die Haltung der Zeugen zu respektieren. Ein Mitglied eines japanischen Komitees sagte: „Durch das Programm haben wir das nötige Rüstzeug erhalten, um für ein besseres Verständnis sorgen zu können.“ Mehr als 350 Zeugen aus allen Lebensbereichen wurden in den vier Seminaren geschult.
Die Zweigbüros hatten im voraus Termine mit bekannten Chirurgen und leitenden Angestellten von großen Krankenhäusern vereinbart, um mit ihnen über die blutlose Behandlung von Zeugen Jehovas zu sprechen. In jedem Zweigbüro wurden drei Gruppen, die jeweils unter der Leitung eines der Vertreter aus Brooklyn standen, beauftragt, diese Besuche durchzuführen. Das war für die neuernannten Mitglieder der Krankenhauskomitees nicht nur eine sofortige Schulung, sondern trug auch dazu bei, daß sie entspannter mit Ärzten und Vertretern der Gesundheitsfürsorge reden konnten. Im Verlauf der sechs Wochen wurden mehr als 55 solcher Gespräche geführt.
Brücken der Zusammenarbeit
Die Ergebnisse waren erfreulich. In Australien suchte eine der Gruppen den Stellvertreter des Gesundheitsministers von Neusüdwales auf. Man unterhielt sich über die Durchführung blutloser operativer Eingriffe in vielen Krankenhäusern und machte den Vorschlag, Australien zum südpazifischen Zentrum für solche Operationen an Zeugen Jehovas zu machen. Seiner Ansicht nach spricht nichts dagegen, Ärzteteams zusammenzustellen, die derartige Operationen durchführen. In Australien wurden 22 Besuche gemacht. Der Direktor eines Krankenhauses sagte: „Sie wissen mehr über das Thema Blut und alternative Behandlungen als wir.“ Der Geschäftsführer eines Verbunds von sieben Krankenhäusern gab die Zusicherung, daß er einen Professor der Chirurgie beauftragen werde, die Idee zu verwirklichen, in einem ihrer Krankenhäuser ein Chirurgenteam zu bilden, um für Zeugen Jehovas eine blutlose Behandlung zu ermöglichen.
Im Herzzentrum in Manila — das von vielen als das beste im Fernen Osten betrachtet wird — wurde die medizinische Direktorin darauf aufmerksam gemacht, daß etwa hundert Zeugen Jehovas, die auf eine Herzoperation warten, hintenangestellt wurden, weil sie Blut ablehnen. Sie versprach, diesem Vorgehen ein Ende zu machen. Dem medizinischen Direktor des Krankenhauses St. Luke’s, das auf den Philippinen höchstes Ansehen genießt, wurde gezeigt, was die aktuelle medizinische Literatur über die blutlose Chirurgie sagt, und er ging mit uns einig, daß sie sicherer ist. „Das ist die kommende Sache“, gestand er ein. „Es ist die einzige Möglichkeit, Aids und Hepatitis auszuschließen.“ Der Direktor, der außerdem Präsident der Blutbank des Krankenhauses ist, gab zu verstehen, daß er darauf vorbereitet sei, Zeugen in seinem Haus eine blutlose Behandlung zu ermöglichen.
Bei dem dreitägigen Seminar in Japan war auch Korea mit einer Delegation von 44 Zeugen Jehovas vertreten, darunter 5 Ärzte. Aus Japan kamen 255 Zeugen, davon 41 Ärzte — einige von ihnen Neurochirurgen und Anästhesisten — und zwei Rechtsanwälte. Man bildete in Japan 20 und in Korea 7 Komitees.
Im Anschluß an das Seminar suchten die Unterweiser mit einheimischen Mitgliedern der Krankenhauskomitees zur Förderung einer guten Kooperation Ärzte und Krankenhäuser im Raum Tokio auf. „Wir besuchten einen Lehrbeauftragten für Geburtshilfe an einem Universitätskrankenhaus“, berichtete ein japanischer Zeuge. „Er hatte wenigstens zehn Frauen entbunden, die Zeuginnen Jehovas sind. Eine von ihnen verlor 2 800 Kubikzentimeter Blut, und ihr Hämoglobinwert sank auf 3,5 Gramm/Deziliter. [Der Durchschnittswert beträgt bei Frauen 14 Gramm/Deziliter.] Trotzdem führte der Arzt die Entbindung ohne Blut durch. Er ist zwar Buddhist, möchte jedoch die Glaubensansichten seiner Patienten respektieren. Er erklärte sich bereit, weiterhin Zeugen Jehovas aufzunehmen.“
Ein medizinischer Direktor in Jokohama war einverstanden, daß sein Krankenhaus in das Verzeichnis jener Einrichtungen aufgenommen wurde, die zur Zusammenarbeit bereit sind, und sagte, daß er gern Zeugen aufnehmen wird, die von anderen Krankenhäusern abgewiesen werden. „Jehovas Zeugen ohne Blut zu behandeln“, sagte der Arzt, „ist eine echte Herausforderung, aber ich schätze die Zeugen, weil sie mir die Gelegenheit geben, mich in meiner Geschicklichkeit als Arzt zu verbessern.“ Ebenfalls in Jokohama sagte ein Gynäkologe: „Ich würde vor Gericht für die Rechte des Patienten kämpfen, wenn man mich verklagte, weil ich den Willen eines Patienten respektiert hätte, keine Blutübertragung vorzunehmen.“
Die Komitees, die für Korea eingesetzt wurden, konnten bereits Erfolge berichten. Am 26. Mai wurde dem Krankenhaus der Universität Yonsei ein Besuch abgestattet. Es ist in ganz Korea bekannt und hat drei Nebenstellen. Insgesamt 62 Mitarbeiter aus allen Einrichtungen waren zugegen. Ein Professor für Anästhesiologie sprach über das Thema „Anästhesie bei Patienten, die Zeugen Jehovas sind“. Die von ihm dargelegten Informationen werden in einer koreanischen Zeitschrift für Anästhesiologie erscheinen. Da es sich um eines der namhaftesten Krankenhäuser von Korea handelt, sollte dies nachhaltigen Einfluß auf andere Krankenhäuser und Ärzte haben. Es wurde keine Frage aufgeworfen, die beim Seminar in Japan nicht behandelt worden wäre.
Fünf Verbindungskomitees wurden für Hawaii eingesetzt, und sämtliche Mitglieder kamen zum Seminar nach Honolulu. Die meisten von ihnen wurden zu Besuchen von Krankenhäusern mitgenommen. Der Direktor des Hawaii Healthcare Center sagte, er werde im Mitteilungsblatt seines Hauses einen Artikel über uns schreiben und es an alle Krankenhäuser auf Hawaii senden.
Im größten medizinischen Versorgungszentrum, dem Queen’s in Honolulu, wies das Komitee darauf hin, daß der vom Zentrum verwendete Vordruck der Willenserklärung eine unkorrekte Formulierung enthielt, durch die Jehovas Zeugen falsch dargestellt wurden. Sie besagte, daß die Zeugen lieber sterben würden, als eine „lebensrettende“ Bluttransfusion anzunehmen. Es wurde klargestellt, daß wir keineswegs so eingestellt sind, sondern ins Krankenhaus gehen, um unsere Gesundheit und unser Leben zu bewahren. Die Formulierung vermittelte den Eindruck, Blut sei in jedem Fall gut und kein Blut bedeute den sicheren Tod. Die Möglichkeit des Todes zufolge einer Transfusion wurde völlig außer acht gelassen, und der Patient konnte daher nicht nach hinreichender Aufklärung eine Entscheidung treffen, welches Risiko er auf sich nehmen wollte. Der Rechtsanwalt des Krankenhauses wünschte das Formular zu sehen. Als er es gelesen hatte, sagte er: „Das habe ich nicht verfaßt.“ Beim Gehen meinte der Verwalter zum Rechtsanwalt: „Ich glaube, wir müssen das Dokument einmal zusammen durchgehen.“
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Die Kluft zwischen Ärzten und Patienten, die Zeugen Jehovas sind, überwindenErwachet! 1990 | 22. November
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[Bild auf Seite 23]
Hospital Committee Seminar—March 12, 1990
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