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Warum man raucht, warum man damit aufhören sollteErwachet! 1986 | 22. Juli
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Jedes Jahr sterben Millionen Menschen an Krankheiten, die auf das Rauchen zurückzuführen sind.
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Warum man raucht, warum man damit aufhören sollteErwachet! 1986 | 22. Juli
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Je länger man die Auswirkungen des Tabakgenusses erforscht, desto mehr kommt ans Tageslicht, wie verhängnisvoll er ist. Jedes Jahr sterben über zwei Millionen Raucher an Herzkrankheiten, Lungenkrebs und Emphysemen. Das Herz eines Rauchers muß eine höhere Leistung erbringen als das eines Nichtrauchers. Am Tage sind durchschnittlich acht bis zehn und im Schlaf drei bis fünf Schläge in der Minute mehr zu verzeichnen. Die Zeitschrift Science veröffentlichte folgendes: „Das Zigarettenrauchen ist die häufigste bekannte Einzelursache für die Krebs-Mortalität in den Vereinigten Staaten. Schätzungsweise 30 Prozent der Krebstoten gehen zu Lasten des Tabaks.“ Den Hauptanteil der 30 Prozent stellt der Lungenkrebs. Ein Raucher in Südafrika, der 90 Zigaretten am Tag rauchte, erblindete aufgrund einer toxischen Amblyopia, einer Sehnervschädigung.
Befreit für die Sklaverei?
Die moderne, jetzt befreite Frau greift immer häufiger zur Zigarette und bekommt die Folgen auch mehr und mehr zu spüren. Todesursache Nummer eins bei den Amerikanerinnen war bisher der Brustkrebs — jetzt ist es der Lungenkrebs. Die Zahl der Fälle ist seit 1950 um 500 Prozent in die Höhe geschnellt. Im vorigen Jahr sind in den USA allein 38 000 Frauen an Lungenkrebs gestorben. Auch die Herzkrankheiten nehmen bei den Frauen zu. Das Rauchen strapaziert Herz und Kreislauf, so daß jährlich 800 000 Frauen entweder einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall bekommen. Raucherinnen mit chronischer Bronchitis haben nun die traurige Berühmtheit erlangt, den Männern mit einem Vorsprung von einer Million Fällen den Rang abgelaufen zu haben. Des weiteren verursachen die im Zigarettenrauch enthaltenen Substanzen genetische Veränderungen, die bei einer Schwangeren oder bei ihrem ungeborenen Kind Krebs auslösen können. Sind die modernen Frauen befreit worden? Sind sie jetzt frei, um sich wie ihre männlichen Zeitgenossen in die Sklaverei des Tabaks zu verkaufen?
Um das Risiko zu mindern, wechseln manche Raucher von der Zigarette zur Pfeife oder zur Zigarre. Im letzten Dezember ließ die Zeitschrift Journal of the American Medical Association diesen Traum in Rauch aufgehen. Der Pfeifen- und Zigarrentabak enthält mehr Nikotin, mehr krebserregenden Teer und im Rauch mehr Kohlenmonoxyd als der Zigarettentabak. Befragungen haben ergeben, daß Kau- und Schnupftabak in weiten Kreisen, vor allem unter Jugendlichen, als gefahrlose Alternative zur Zigarette gilt. Diese Ansicht ist grundverkehrt. Im vergangenen Jahr starb in den Vereinigten Staaten ein Neunzehnjähriger an Mundhöhlenkrebs. Vor einem Unterausschuß des Kongresses sagte die Mutter, ihr Sohn habe im Alter von 12 Jahren begonnen, Tabak zu schnupfen, und habe sich geweigert, damit aufzuhören, weil Schnupftabak in Verpackungen ohne Warnaufdruck verkauft werde und weil Sportgrößen dafür Reklame machten.
Ob jemand nun Tabak kaut oder schnupft, er setzt sich Gefahren aus wie Mundhöhlenkrebs, Zahnfleischerkrankungen und der Nikotinabhängigkeit. Der Krebs entsteht dort, wo der Tabak mit der Mundschleimhaut und dem Zahnfleisch in Kontakt kommt, und breitet sich oft auf andere Teile des Körpers aus. Kau- und Schnupftabak enthält mindestens 20 verschiedene krebserregende Nitrosamine und polyzyklische Aromaten. Im Worldwatch-Bericht heißt es, daß der Verbrauch von Kau- und Schnupftabak in den letzten 20 Jahren um 40 Prozent gestiegen sei und parallel dazu die Fälle von Mundhöhlenkrebs.
Gefährdung durch passives Rauchen
Raucher setzen nicht nur ihre eigene Gesundheit aufs Spiel. Mehr als zehn Studien, die weniger als ein Jahr zurückliegen, beweisen, daß passives Rauchen — das Einatmen des Zigarettenrauches, den andere erzeugen — bei nicht rauchenden Ehepartnern von Rauchern Lungenkrebs ausgelöst hat. Forschungen in Japan, in den Vereinigten Staaten, in Griechenland und in der Bundesrepublik Deutschland deuten an, daß „Ehepartner von Rauchern im Vergleich zu Partnern von Nichtrauchern mit einem doppelten bis dreifachen Lungenkrebsrisiko belastet sind“. Nach einer Studie „hat das passive Rauchen in den Vereinigten Staaten mehr Krebstote zur Folge als alle gesetzlich erfaßten Schadstoffe, die die Industrie in die Luft bläst“. Kanadische Wissenschaftler berichten, daß für Rauch „aus zweiter Hand“ keine untere Gefahrengrenze existiert. Der Rauch enthält „über 50 als karzinogen bekannte Stoffe sowie 3 800 weitere chemische Verbindungen“. Eine medizinische Fachzeitschrift schrieb: „Je höher die Zahl der Raucher ist, mit denen man zusammen wohnt, desto höher ist das Krebsrisiko.“
Nicht nur der ausgeatmete Rauch verpestet die Luft, denn auch wenn jemand die Zigarette in der Hand hält oder im Aschenbecher abgelegt hat, steigt Rauch auf, der außerdem ungefiltert ist. Dieser nebenher entstehende Rauch macht 85 Prozent des Rauches in einem Raum aus, in dem geraucht wird. Der „Qualm“ enthält Stoffe wie Formaldehyd, Ammoniak, Acrylaldehyd, Distickstoffoxyd und Kohlenwasserstoffe. Diese verfünfzigfachen den Anteil der Karzinogene, die ein Nichtraucher, der sich in einem solchen Raum aufhält, einatmet.
Kinder in Raucherfamilien sind häufiger erkältet und erkranken öfter an Grippe, Bronchitis, Asthma oder Lungenentzündung. Außerdem ist die Auffassungsgabe der Kinder von Raucherinnen herabgesetzt. Studien haben gezeigt, daß die fraglichen Kinder langsamer lesen und daß sie in der Schule gegenüber Kindern von Nichtraucherinnen um Monate zurück sind. Raucherinnen bringen auch doppelt so oft untergewichtige Kinder zur Welt wie Nichtraucherinnen. In Indien kauen 39 Prozent der Frauen Tabak. Die Folge ist, daß Schwangere untergewichtige Babys zur Welt bringen. In den Gesundheitsnachrichten der medizinischen Fakultät der Harvarduniversität erschien im Juli 1985 ein Artikel mit dem Titel „Der letzte Zug?“, in dem man sich mit den Folgen des passiven Rauchens beschäftigte. Abschließend hieß es: „Erwachsene, die sich in Gegenwart kleiner Kinder eine Zigarette anzünden, sollten wissen, daß sie sich auf eine nicht gerade milde Form der Kindesmißhandlung einlassen.“ Und der Tatbestand der Mißhandlung trifft außer auf die Kinder auch auf alle anderen in ihrer Umgebung zu.
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