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    Erwachet! 1990 | 22. November
    • Schon der Fetus ist kampfbereit

      Bereits Monate vor der Geburt trifft der Fetus Kriegsvorbereitungen. Er produziert Waffen für das Immunsystem. Zur Zeit der Geburt sind seine Verteidiger bereit, fremde Stoffe aufzuspüren und zu neutralisieren. Im Blut des Kindes befinden sich Antikörper der Mutter, und zwar in höheren Konzentrationen als in ihrem Blut. Phagozyten warten in seinem Gewebe auf irgendwelche Eindringlinge, um sie zu verschlingen. Diese und andere Verteidiger haben schon die Schützengräben ausgehoben, bereit für die Schlacht. Und das ist gut so, denn von dem Moment der Geburt an ist das Neugeborene dem massiven Angriff der immer und überall vorhandenen Mikroorganismen ausgesetzt.

      Kurz nach der Geburt bekommt der Säugling starke Schützenhilfe für den Kampf gegen die Eindringlinge: die entscheidende Schlagkraft, die mit den ersten Schlucken Muttermilch hinzukommt. Die Milch, die in den ersten Tagen abgesondert wird und Kolostrum heißt, ist angereichert mit einer Vielzahl von Antikörpern. Damit ist der Säugling gut gerüstet zur Schlacht.

      Wenn er „zwei oder drei Monate alt ist“, arbeiten „die Waffenproduzenten im Knochenmark und im Thymus ... rund um die Uhr. Im Alter von zehn Jahren ist das Immunsystem am stärksten; es ist dann bis an die Zähne bewaffnet. Danach nimmt seine Stärke langsam ab“ (Eine Reise in das Innere unseres Körpers: Das Abwehrsystem des menschlichen Organismus, Seite 34—35).

      Mit dem Beginn des Lebens beginnt der Krieg; und er wird bis zum letzten Atemzug nie mehr aufhören.

      [Bildnachweis auf Seite 2]

      Lennart Nilsson

  • Unser Immunsystem — Ein Wunder der Schöpfung
    Erwachet! 1990 | 22. November
    • Unser Immunsystem — Ein Wunder der Schöpfung

      Wir können sie nicht sehen, aber sie sind da. Millionen von ihnen wimmeln um uns herum, hängen sich an uns, versessen darauf, in uns hineinzugelangen. Sie sehnen sich nach der feuchten Wärme und der Nahrung in unserem Innern. Und sind sie erst einmal dort, wächst ihre Zahl alarmierend. Ließe man sie gewähren, würden sie binnen kurzem in uns die Oberhand gewinnen. Die einzige Möglichkeit, diesen zerstörerischen Scharen zu begegnen, ist Krieg — ein Krieg in unserm Innern. Es muß ein sofortiger und totaler Krieg zwischen den krankheitserregenden Eindringlingen und dem Immunsystem unseres Körpers mit seinen zwei Billionen Verteidigern sein.a Gnade gibt es nicht. Unser Leben steht auf dem Spiel. Entweder sie oder wir. Normalerweise gewinnen wir. Aber nicht immer. Der Ausgang hängt davon ab, wie schnell und vollständig unser Immunsystem zum Kampf bereit ist.

      DAS Immunsystem ist mit das Phantastischste und Komplexeste, was man in unserem auf erstaunliche und wunderbare Weise geschaffenen Körper entdeckt hat. Daher wird es passenderweise mit dem komplexesten aller Organe verglichen, dem menschlichen Gehirn. Der Immunologe William Paul von den amerikanischen Gesundheitsinstituten erklärt dazu: „Das Immunsystem hat die phänomenale Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten, zu lernen und sich zu erinnern, Informationen zu schaffen, zu speichern und zu gebrauchen.“ Ein wahrhaft großes Lob, doch berechtigt. Dr. Stephen Sherwin, Direktor der klinischen Forschung bei Genentech, Inc., sagte anerkennend: „Es ist ein unglaubliches System. Es erkennt Moleküle, die nie zuvor im Körper waren. Es kann unterscheiden, ob etwas in den Körper gehört oder nicht.“ Und wenn nicht, heißt es Krieg!

      Woher weiß unser Immunsystem, was in den Körper gehört und was nicht? Auf der Oberfläche fast aller Zellen des Körpers sitzen spezielle Proteinmoleküle des Haupthistokompatibilitäts-Komplexes (MHC). Sie sind sozusagen der Ausweis der Zelle, der dem Immunsystem sagt, daß die Zelle ein Freund ist, ein Teil von uns, ausschließlich zu uns gehörend. So erkennt das Immunsystem unsere eigenen Zellen und läßt sie in Ruhe, während es jede Zelle angreift, die auf der Oberfläche andere Moleküle aufweist — und jede Zelle, die nicht zu uns gehört, weist mit Sicherheit an der Oberfläche andere Moleküle auf als unsere Zellen.

      Somit identifiziert unser Immunsystem anhand der Oberflächenmoleküle jede Zelle entweder als „wir“ oder „sie“, als „selbst“ oder „fremd“. Wird eine Zelle als fremd erkannt, so löst das eine Reaktion des Immunsystems aus. „Der Gedanke, daß das Immunsystem ständig zwischen selbst und fremd unterscheiden muß, ist ein Grundstein der theoretischen Immunologie“, heißt es in dem Buch Immunology. In die Kategorie der Fremden gehören Krankheitserreger wie Viren, Parasiten, Pilze und Bakterien.

      Die Haut — mehr als nur eine passive Hülle

      Die Haut ist die erste Verteidigungslinie gegen die Eindringlinge. Sie ist nicht nur eine passive Schutzhülle, sondern beherbergt Zellen, die das Immunsystem vor eindringenden Mikroorganismen warnen. Auf der Haut leben Milliarden von friedlichen Bakterien — an manchen Stellen fast 3 Millionen pro Quadratzentimeter. Einige produzieren Fettsäuren, die schädliche Bakterien- und Pilzarten in ihrem Wachstum hemmen. Im Spektrum der Wissenschaft (August 1985) wird die Haut ein „aktiver Teil des Immunsystems“ genannt, der mit spezialisierten Zellen eine „aktive Rolle bei der Immunabwehr“ spielt.

      Zu der Schutzhülle des Körpers zählen auch die Schleimhäute im Körperinnern. Sie sondern ein Sekret ab, das Mikroben fängt. Speichel, Nasenschleim und Tränen enthalten antimikrobielle Substanzen. Flimmerhärchen, Zilien genannt, schieben Schleim und unerwünschte Teilchen aus den unteren Atemwegen in den Schlund, von wo aus sie durch Niesen oder Husten hinausbefördert werden. Erreicht ein Eindringling den Magen, wird er entweder von den darin befindlichen Säuren getötet, von Verdauungsenzymen zerlegt oder von dem Schleim der Magen- und Darmschleimhäute abgefangen und anschließend mit anderen Abfallstoffen ausgeschieden.

      Phagozyten und Lymphozyten — die schwere Artillerie

      Doch das sind nur Scharmützel im Vergleich zu den Schlachten, die hin und her toben, sobald Fremdorganismen die äußere Verteidigung durchbrochen haben und in den Blutstrom und das Körpergewebe oder in Körperflüssigkeiten eingedrungen sind. Sie haben das Reich der schweren Artillerie des Immunsystems betreten — der zwei Billionen starken Armee der weißen Blutkörperchen. Sie werden im Knochenmark geboren — jede Sekunde etwa eine Million — und bilden dann nach der Reifung drei verschiedene Divisionen: Phagozyten und zwei Arten von Lymphozyten, nämlich T-Zellen (drei Hauptgruppen: Helfer-, Suppressor- und Killerzellen) und B-Zellen.

      Nun verfügt das Immunsystem also über ein Billionenheer, doch jeder Soldat kann nur eine einzige Sorte von Eindringlingen bekämpfen. Während einer Krankheit können Millionen von Krankheitserregern erzeugt werden, von denen jeder die gleiche Art Antigen aufweist. Aber verschiedene Krankheiten oder auch nur verschiedene Variationen der gleichen Krankheit haben unterschiedliche Antigene. Damit die T- und B-Zellen die Eindringlinge angreifen können, müssen sie Rezeptoren haben, die sich an ihr spezielles Antigen anbinden können. Daher muß es bei den T- und B-Zellen sehr viele verschiedene Rezeptoren geben, Rezeptoren, die zu jeder nur denkbaren Krankheit passen. Doch jede einzelne T- oder B-Zelle hat nur Rezeptoren für ein spezielles Antigen.

      Daniel E. Koshland jr., Redakteur der Zeitschrift Science, erklärt zu diesem Punkt: „Das Immunsystem ist dazu geschaffen, fremde Eindringlinge zu erkennen. Um dazu in der Lage zu sein, produziert es eine Anzahl verschiedener Arten immunologischer Rezeptoren, die in der Größenordnung von 1011 (100 000 000 000) liegt. Welche Form ein Eindringling auch immer haben mag, es gibt einen passenden Rezeptor, mit dem er erkannt und seine Vernichtung veranlaßt werden kann“ (Science, 15. Juni 1990, Seite 1273). Es gibt also für jedes Antigen, das in unseren Körper gelangt, Gruppen von T- und B-Zellen, die dazu passen — so wie ein Schlüssel ins Schloß paßt.

      Man könnte das so veranschaulichen: Zwei Schlosser arbeiten völlig unabhängig voneinander. Der eine stellt Millionen von verschiedensten Schlössern her, aber keine Schlüssel. Der andere fertigt Millionen von Schlüsseln unterschiedlichster Form, aber keine Schlösser. Nun werden die Abermillionen Schlösser und Schlüssel in einen riesigen Behälter geschüttet, der gut durchgeschüttelt wird, und jeder Schlüssel findet ein passendes Schloß und steckt sich dort hinein. Unmöglich? Ein Wunder? Es hätte den Anschein.

      Millionen von Krankheitserregern, vergleichbar mit den Schlössern und ihren Schlüssellöchern, gelangen in unseren Körper und zirkulieren im Blutstrom und im lymphatischen System. Und wie Millionen von Schlüsseln zirkulieren unsere Immunzellen mit ihren Rezeptoren ebenfalls dort und lagern sich an die passenden Antigene der Krankheitserreger an. Unmöglich? Ein Wunder? Es sieht so aus. Doch das Immunsystem leistet genau das.

      Jede Art von Lymphozyten hat im Kampf gegen Infektionen ihre eigene Rolle zu spielen. Die Helfer-T-Zellen (eine der drei Hauptgruppen der T-Zellen) sind von besonderer Bedeutung. Sie koordinieren die verschiedenen Reaktionen des Immunsystems und legen die Strategie fest. Durch die Anwesenheit feindlicher Antigene alarmiert, sammeln die Helfer-T-Zellen mittels chemischer Signale (Proteine, die Lymphokine genannt werden) die Truppen des Immunsystems und vermehren ihre Truppenstärke um Millionen. Ausgerechnet die Helfer-T-Zellen sind es, die sich das Aidsvirus für den Angriff aussucht. Wenn sie erst einmal lahmgelegt sind, ist das Immunsystem praktisch hilflos, so daß der Infizierte allen Arten von Krankheiten ausgeliefert ist.

      Betrachten wir nun die Rolle, die die Helfer-T-Zellen in Verbindung mit den Phagozyten, den Müllmännern des Körpers, spielen. Ihr Name bedeutet „Freßzelle“. Sie sind nicht wählerisch, sondern fressen alles, was ihnen verdächtig vorkommt, ob es nun fremde Mikroorganismen, tote Zellen oder andere Abfallstoffe sind. Sie wirken sowohl als Verteidigungsarmee gegen Krankheitskeime wie auch als Müllabfuhr, die den Abfall verschlingt. Sie fressen sogar die Verunreinigung von Zigarettenrauch, der die Lunge schwarz macht. Wenn jedoch über eine längere Zeit geraucht wird, zerstört der Rauch die Phagozyten schneller, als sie ersetzt werden können. Einige der Mahlzeiten dieser Freßzellen sind für sie allerdings unverdaulich, ja sogar tödlich, wie z. B. Quarzstaub und Asbestfasern.

      Zu den Phagozyten gehören neutrophile Granulozyten und Makrophagen. Das Knochenmark gibt jeden Tag etwa hundert Milliarden neutrophile Granulozyten ab. Sie leben nur wenige Tage, doch während einer Infektion schnellt ihre Zahl auf das Fünffache. Jeder von ihnen kann vielleicht 25 Bakterien verschlingen und zerstören, bevor er stirbt. Doch in einem stetigen Strom wird für Nachschub gesorgt. Makrophagen hingegen zerstören vielleicht einhundert Eindringlinge, bevor sie selbst sterben. Sie sind größer, stärker und leben länger. Sie verfahren sowohl mit Eindringlingen wie auch mit Abfallteilchen auf die gleiche Weise: Sie fressen sie auf. Es wäre jedoch falsch, sich die Makrophagen nur als Abfallbehälter vorzustellen. Sie „können bis zu 50 verschiedene Arten von Enzymen und antibakteriellen Wirkstoffen herstellen“ und als Informationsträger nicht nur zwischen „den Zellen des Immunsystems, sondern auch zwischen hormonproduzierenden Zellen, Nervenzellen und sogar Gehirnzellen“ dienen.

      Hilfe, ein Feind in unserer Mitte!

      Wenn ein Makrophage einen feindlichen Mikroorganismus verschlingt, frißt er ihn nicht nur einfach auf. Wie praktisch alle Körperzellen trägt der Makrophage die MHC-Moleküle, die ihn als zu uns gehörend identifizieren. Doch wenn er einen Keim auffrißt, dehnt sich das MHC-Molekül aus und zeigt in einer Ausbuchtung seiner Oberfläche einen Teil des feindlichen Antigens. Dieses Stück des Antigens wirkt dann auf das Immunsystem wie eine rote Fahne und gibt Alarm: Ein fremder Organismus ist in unserm Innern auf freiem Fuß!

      Mit dem Alarm ruft der Makrophage nach Verstärkung, nach mehr Makrophagen, Millionen von ihnen. Und hier kommen die Helfer-T-Zellen ins Spiel. Milliarden von ihnen zirkulieren in unserem Körper, doch der Makrophage muß eine spezielle Art rekrutieren. Er braucht solche, deren Rezeptor zu dem speziellen Antigen paßt, das er präsentiert.

      Trifft eine Helfer-T-Zelle dieser Art ein und bindet sich an das feindliche Antigen, tauschen Makrophage und Helfer-T-Zelle chemische Signale aus. Diese hormonartigen Stoffe oder Lymphokine sind ganz besondere Proteine, die eine verblüffende Vielfalt von Funktionen in Verbindung mit der Steuerung und der Verstärkung der Immunantwort erfüllen. Jetzt fängt sowohl der Makrophage wie auch die Helfer-T-Zelle an, sich phänomenal zu vermehren. Das bedeutet mehr Makrophagen, die die Eindringlinge auffressen, und mehr von der richtigen Art Helfer-T-Zellen, die sich an die Antigene anbinden, die diese Makrophagen präsentieren. So schwellen die Reihen der Immunkräfte rasant an, und ganze Truppen der betreffenden Krankheitskeime werden überwältigt.

      [Fußnote]

      a Bei der Anzahl der weißen Blutkörperchen reichen die Schätzungen von ein bis zu zwei Billionen. Ihre Zahl variiert stark.

      [Kasten auf Seite 4, 5]

      Vorgefertigte Waffen gegen jeden denkbaren Eindringling

      Das Immunsystem unterhält ein „Arsenal von vorgefertigten Waffen gegen jeden denkbaren Eindringling“. Diese Fülle an Waffen „wird, soviel man weiß, in einem komplexen genetischen Prozeß erzeugt, bei dem Genteile durcheinandergemischt und rekombiniert werden“. Der Bericht über eine kürzlich gemachte bedeutsame Entdeckung wirft Licht auf das Wie.

      „Man glaubt, daß das neuentdeckte Gen eine wichtige Rolle bei diesem genetischen Rekombinationsprozeß spielt. Die Wissenschaftler haben das Gen RAG-1 (für rekombinations­aktivierendes Gen) genannt.“ Über diese Entdeckung berichtete die Zeitschrift Cell vom 22. Dezember 1989. Doch die Wissenschaftler vom Whitehead-Institut für biomedizinische Forschung in Cambridge (Massachusetts, Vereinigte Staaten), die das RAG-1 entdeckt haben, befürchteten, daß „das Rekombinationsgen zu wirkungsschwach und zu langsam ist, als daß man damit erklären könnte, wie der Körper so kontinuierlich solch eine verwirrende Vielfalt von Immunglobulinen produzieren kann. Um jeder möglichen Art der Invasion begegnen zu können, muß der Körper viele Millionen von Antikörpern und T-Zellen-Rezeptoren verfügbar halten, alle gerade unterschiedlich genug, daß zumindest einige selbst eine völlig neue Art von Pathogenen [Krankheitserreger] erkennen würden“ (The New York Times, 26. Juni 1990).

      So begannen die gleichen Wissenschaftler, nach einem anderen Gen Ausschau zu halten, das diese Schwierigkeit beseitigen würde. Sechs Monate später meldete die Zeitschrift Science (22. Juni 1990) die Entdeckung eines solchen Gens. „Den Wissenschaftlern zufolge arbeitet das neue Gen, RAG-2, mit dem ersten Gen zusammen, um so Antikörper und Rezeptor-Proteine schneller zusammenzubauen. Als Team sollten die beiden Gene Teile des Immunsystems zwischen 1 000- und 1 000 000mal wirkungsvoller rekombinieren können, als es jedes einzelne Gen tun könnte.“ Gemeinschaftlich sorgen RAG-1 und RAG-2 für die benötigten Millionen von Antikörpern und T-Zellen-Rezeptoren.

      Diese Forschung ist „ein erstklassiges Stück Wissenschaft“ genannt worden. Es handelt sich um eine wichtige Entdeckung, die vielleicht die Tür zu einem besseren Verständnis einiger genetisch bedingter Krankheiten öffnet, bei denen das Verteidigungssystem des Körpers versagt (The New York Times, 22. Dezember 1989).

  • T-Zellen und B-Zellen gehen zur Schule
    Erwachet! 1990 | 22. November
    • T-Zellen und B-Zellen gehen zur Schule

      DIE T- und B-Zellen können nicht einfach aus dem Knochenmark schnurstracks in den Krieg ziehen. Ihre Bewaffnung ist ultramodern. Eine Ausbildung in modernster Technik ist Pflicht, bevor sie aufs Schlachtfeld geschickt werden. Die T-Zellen werden sich an biologischer Kriegsführung beteiligen. B-Zellen sind auf Lenkwaffen spezialisiert. Sie bekommen ihre Ausbildung dafür an der Technischen Hochschule des Immunsystems.

      Die Hälfte der Millionen von Lymphozyten, die jede Minute im Knochenmark produziert werden, wandern zur Thymusdrüse — einer kleinen Drüse hinter dem Brustbein —, um dort ihre T-Zellen-Ausbildung zu erhalten. Darüber heißt es in dem Buch Eine Reise in das Innere unseres Körpers: „Die Lymphozyten, die die Technische Hochschule des Thymus durchlaufen, heißen T-Lymphozyten (T-Zellen) und agieren als Helferzellen, als Suppressorzellen und als Killerzellen. Sie gehören zu den unverzichtbaren Kräften des Immunsystems.“

      Antikörper — pro Zelle 10 000 in der Sekunde

      Die andere „Hälfte der ungeschulten Lymphozyten“ sind, wie das Buch erklärt, B-Zellen, die zu den Lymphknoten und damit verwandtem Gewebe wandern, wo sie für ihre Aufgabe geschult werden, Lenkwaffen — die Antikörper — herzustellen und abzuschießen. Wenn sich die B-Zellen „in diesen Geweben sammeln, sind sie wie leere Seiten: Sie wissen nichts und müssen alles von Grund auf lernen“, um so die Fähigkeit zu erwerben, „spezifisch auf Substanzen zu reagieren, die für den Körper fremd sind“. In den Lymphknoten vermehrt sich eine reife B-Zelle, die von Helfer-T-Zellen und entsprechenden Antigenen aktiviert wird, „und differenziert sich unter anderem zu Plasmazellen, die identische Antikörper mit der gleichen Spezifität abgeben, und zwar pro Zelle etwa 10 000 Moleküle in der Sekunde“ (Immunology).

      Damit man sich ein Bild davon machen kann, was das Immunsystem leistet, wird in einem Artikel der Zeitschrift National Geographic (Juni 1986) näher auf die Probleme eingegangen, denen sich die Thymusdrüse gegenübersieht: „Während die T-Zellen reifen, lernt eine von ihnen irgendwie, die Antigene, sagen wir, des Hepatitisvirus zu erkennen, eine andere die eines Grippestammes, die dritte die des Rhinovirus 14 [das Erkältungen hervorruft] und so weiter.“ Nachdem der Artikel die „gewaltige Aufgabe, vor der die Thymusdrüse steht“, kommentiert hat, wird darin weiter erklärt, daß in der Natur „Antigene in Hunderten von Millionen Formen vorkommen. Die Thymusdrüse muß ein T-Zellen-Heer antreten lassen, das jedes einzelne erkennt. ... Die Thymusdrüse pumpt die T-Zellen zu Zigmillionen in den Körper. Zwar mögen nur einige wenige von ihnen ein bestimmtes Antigen erkennen, doch die kollektiven Aufklärungskräfte sind groß genug, um die fast unendlich große Vielfalt von Antigenen, die die Natur produziert, zu identifizieren.“

      Während einige der Helfer-T-Zellen die Makrophagen anregen, sich zu vervielfachen, koppeln sich andere in den Lymphknoten an dort stationierte B-Zellen an und veranlassen diese, sich zu vermehren. Viele dieser B-Zellen werden zu Plasmazellen. Und wieder muß die Helfer-T-Zelle über die richtigen Rezeptoren verfügen, damit sie sich an die B-Zellen anbinden und sie dazu veranlassen kann, Plasmazellen herzustellen. Die Plasmazellen sind es dann, die damit beginnen, wie am Fließband Tausende von Antikörpern in der Sekunde zu produzieren.

      Da jede Plasmazelle nur eine Art von Antikörpern herstellt mit einem spezifischen Rezeptor für genau ein Antigen eines Krankheitserregers, sind bald Milliarden dieser Antikörper an der Front und steuern die speziellen Antigene des Krankheitserregers an. Sie hängen sich an die Eindringlinge, verlangsamen deren Bewegungen, bewirken, daß sie zusammenklumpen, und machen sie zu appetitlichen Leckerbissen für die Phagozyten. Dies, zusammen mit der Ausschüttung von gewissen chemischen Stoffen durch die T-Zellen, stürzt die Makrophagen in eine Freßorgie, bei der sie Millionen von eindringenden Mikroorganismen verschlingen.

      Darüber hinaus können auch die Antikörper selbst den Mikroorganismen den Tod bringen. Sobald sie sich an deren Oberflächenantigene geheftet haben, versammeln sich spezielle Proteine, sogenannte Komplementkomponenten, auf dem Krankheitserreger. Wenn alle erforderlichen Komponenten zusammen sind, durchlöchern sie die Membran des Mikroorganismus. In die Zelle fließt Flüssigkeit, sie platzt und stirbt.

      Die Antikörper müssen natürlich auch die richtigen Rezeptoren aufweisen, um sich an die Eindringlinge anheften zu können. Zu diesem Punkt erklärt das medizinische Jahrbuch 1989 der Encyclopædia Britannica (Seite 278), daß die B-Zellen in der Lage sind, „zwischen 100 Millionen und einer Milliarde verschiedener Antikörper zu produzieren“.

      Killer-T-Zellen und biologische Kriegsführung

      Bis dahin haben die Helfer-T-Zellen Millionen von Makrophagen-Müllmännern antreten lassen, um den Feind aufzufressen, sowie B-Zellen stimuliert, sich mit ihren Antikörpern an der Jagd auf die Eindringlinge zu beteiligen. Doch es gibt noch andere Truppen, die die Helfer-​T-Zellen in die Schlacht führen. Sie lassen zusätzlich Millionen der todbringendsten Kämpfer aufmarschieren: die Killer-T-Zellen.

      Das Ziel der Viren, Bakterien und Parasiten ist es, in das Innere von Körperzellen zu gelangen. Denn wenn sie das erst einmal geschafft haben, sind sie vor Makrophagen und den B-Zellen mit ihren Antikörpern sicher — jedoch nicht vor den Killerzellen. Eine der infizierten Zellen braucht nur eine Killerzelle zu streifen, und schon geht diese zum Angriff über: Aus allen Rohren schießt sie mit tödlichen Proteinen auf den Eindringling, zerstört seine DNS und zerstreut die Bestandteile der toten Zelle. Auf diese Weise können Killerzellen sogar mutierte Zellen oder Zellen, die zu Tumorzellen geworden sind, angreifen und zerstören.

      Zusätzlich zu den Killer-T-Zellen gibt es noch andere Killerzellen im Waffenarsenal des Immunsystems, nämlich die natürlichen Killerzellen. Anders als die T- und B-Zellen müssen diese nicht durch spezifische Antigene angeregt werden. Sie greifen Krebszellen an sowie Zellen, in die sich Viren eingenistet haben. Doch ihr Wirkungsbereich ist nicht nur auf Viren beschränkt. In der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft (März 1988) heißt es: „Ihr Hauptangriffsziel sind vermutlich Tumorzellen und vielleicht auch Zellen, die mit nicht-viralen Erregern infiziert sind.“

      Wie treffen die Krankheitsbekämpfer auf die eindringenden Mikroorganismen? Geschieht das einfach nur auf gut Glück? Nein. Nichts wird dem Zufall überlassen. Sowohl die Antigene der Krankheitserreger wie auch die T-Zellen, B-Zellen, Phagozyten und Antikörper zirkulieren im Blutstrom und im lymphatischen System des Körpers. Die sekundären lymphoiden Organe wie Lymphknoten, Milz, Mandeln, Nasenpolypen und Bereiche mit spezialisiertem Gewebe im Dünndarm und Blinddarm sind Stellen, von denen aus die Immunantwort in die Wege geleitet wird. Die Lymphknoten spielen dabei eine besondere Rolle. Die Lymphe ist die Flüssigkeit, in der die Zellen unseres Gewebes eingebettet sind. Sie stammt aus dem Gewebe, wird in dünnwandigen Gefäßen gesammelt, fließt zu den Lymphknoten, von da aus durch den Rest des lymphatischen Systems und beendet schließlich ihre Reise, indem sie sich in die großen Venen ergießt, die zum Herzen führen.

      Passieren die Antigene von Krankheitserregern die Lymphknoten, werden sie ausgefiltert und eingefangen. Die Krankheitsbekämpfer des Immunsystems benötigen 24 Stunden, um einmal das gesamte lymphatische System zu durchlaufen. Doch von dieser Zeit verbringen sie 6 Stunden in den Lymphknoten. Dort treffen sie auf die gefangengenommenen Antigene, und die große Schlacht kann beginnen. Feindliche Antigene, die im Blutstrom reisen, entkommen genausowenig. Sie werden zur Milz geleitet, wo Krankheitsbekämpfer schon auf sie warten.

      Der Krieg in unserem Innern ist nun vorbei. Die Invasionstruppen sind geschlagen. Das Immunsystem mit seinen Billionen oder mehr Zellen hat gesiegt. Jetzt ist es für eine andere Art von T-Zellen, nämlich für die Suppressorzellen, an der Zeit, das Schlachtfeld zu übernehmen. Wenn sie sehen, daß der Krieg gewonnen ist, erklären sie die Schlacht für beendet und rufen die Kampftruppen des Immunsystems zurück.

      Gedächtniszellen und Immunität — mit Schwierigkeiten

      Zu dieser Zeit haben jedoch die B- und T-Zellen schon eine andere wichtige Arbeit geleistet. Sie haben Gedächtniszellen produziert, die viele Jahre lang — in einigen Fällen ein Leben lang — im Blut und in den Lymphgefäßen zirkulieren. Sollten wir je wieder mit dem gleichen Stamm von Grippe- oder Erkältungsviren oder mit anderen Fremdsubstanzen, die uns in der Vergangenheit begegnet sind, infiziert werden, entdecken die Gedächtniszellen die Eindringlinge sofort und bringen das Immunsystem auf Trab, so daß der Feind in einer schnellen Attacke überwältigt wird. Die Gedächtniszellen stellen sofort eine Flut spezifischer B- und T-Zellen her, die die erste Angriffswelle dieses speziellen Angreifers bekämpfen. Die erneute Invasion wird im Keim erstickt, noch ehe sie Fuß fassen kann. Wo die ursprüngliche Schlacht vielleicht drei Wochen gedauert hat, kommt es jetzt erst gar nicht dazu. Die vorhergehende Infektion mit diesem speziellen Eindringling hat uns ihm gegenüber immun werden lassen.

      Die Sache wird jedoch dadurch komplizierter, daß es unterschiedliche Grippevirenstämme gibt, die oft aus verschiedenen Teilen der Welt stammen. Daneben gibt es etwa 200 Stämme von Erkältungsviren, und jeder Stamm hat sein spezielles Antigen. Daher müssen 200 verschiedene Formen von Helfer-T-Zellen vorhanden sein, von denen jede einen Rezeptor hat, der zu dem Antigen von einem der 200 Erkältungsviren paßt. Doch das ist nicht alles. Die Erkältungs- und Grippeviren mutieren fortwährend. Jedesmal, wenn dies geschieht, gibt es ein neues Antigen, das einen neuen passenden T-Zellen-Rezeptor erfordert. Die Erkältungsviren verändern andauernd die Schlösser. So müssen auch die T-Zellen andauernd die Schlüssel wechseln.

      Bevor man sich also über die Ärzte lustig macht, weil sie die gewöhnliche Erkältung nicht besiegen können, sollte man sich das Problem vor Augen führen. Die spezielle Erkältung, die wir haben, mag zwar heilen und uns nie wieder belästigen, doch dann kommt ein neu mutiertes Erkältungsvirus, und schon muß unser Immunsystem völlig andere Helfer-T-Zellen aufbieten, die dann die Truppen des Immunsystems aufmarschieren lassen. Sobald eine Schlacht gewonnen ist, fängt die nächste an. Der Krieg ist endlos.

      Gehirn und Immunsystem kommunizieren

      Es ist kein Wunder, daß das Immunsystem mit dem Gehirn verglichen wurde. Die Forschung ist dabei, zu zeigen, daß unser Immunsystem mit dem Gehirn über unsere Gesundheit „spricht“ und daß unser Sinn unseren Körper einschließlich unseres Immunsystems beeinflußt. Die folgenden Zitate weisen auf eine Verbindung zwischen Gehirn und Immunsystem hin. Es ist ein Fall von wechselseitiger Kontrolle.

      „Immunologen entdecken immer mehr über die Zusammenhänge zwischen Sinn und Körper, die Mechanismen der psychosomatischen Krankheiten“ (National Geographic, Juni 1986, Seite 733).

      Die Verbindung von Immunsystem und Gehirn ist zwar erkannt, aber wird noch wenig verstanden. Streß, der Tod eines nahestehenden Menschen, Einsamkeit und Depressionen beeinflussen die Arbeit der weißen Blutkörperchen oder Lymphozyten und setzen damit auch die Tätigkeit der T-Zellen herab. „Die biologische Grundlage dieser Wechselwirkung bleibt immer noch zum größten Teil ein Geheimnis. Es ist jedoch klar, daß das Nerven- und das Immunsystem anatomisch wie auch chemisch untrennbar vernetzt sind“ (The Incredible Machine, Seite 217, 219).

      „Das Immunsystem ... wetteifert mit dem Zentralnervensystem auf den Gebieten der Empfindlichkeit, Spezifität und Komplexität“ (Immunology, Seite 283).

      Die Zeitschrift Science schreibt über die Verbindung zwischen dem Gehirn und dem Immunsystem folgendes: „Viele Beweise zeigen, daß die zwei Systeme untrennbar vernetzt sind. ... Das sich abzeichnende Bild läßt erkennen, daß das Immun- und das Nervensystem eine hohe Integration aufweisen und in der Lage sind, untereinander Informationen auszutauschen, um ihre Aktivitäten zu koordinieren“ (8. März 1985, Seite 1190—1192).

      All das spiegelt die unendliche Weisheit dessen wider, der sowohl das Immunsystem wie auch das Gehirn erschaffen hat. Und das wiederum bringt uns zu der Frage, ob unser Schöpfer uns zum Sterben programmiert hat, nachdem er uns so erstaunliche Wunder wie das Gehirn und das Immunsystem eingebaut hatte. Die Antwort darauf lautet: Nein. Es sind die Wissenschaftler, die sagen, wir seien so gemacht. Uns wird gesagt, daß sich die Zellen teilen — jede Minute entstehen in unserem Körper mehr als 200 Millionen —, um verletzte und verbrauchte Zellen zu ersetzen. Doch unsere Zellen, so die Wissenschaftler, teilen sich nicht öfter als 50mal. Bald verlieren wir mehr Zellen, als wir ersetzen; das Altern beginnt, und der Tod folgt.

      Aber so wurde der Mensch nicht geschaffen. Er brachte das selbst über sich. Er wurde geschaffen, um zu leben, fruchtbar zu sein, viele zu werden, die Erde zu füllen und sich um die Erde zu kümmern — solange er seinem Schöpfer gehorsam war. Er wurde jedoch auch gewarnt: Sündige, und du wirst „ein Sterben sterben“. Der erste Mensch war ungehorsam, bekam Schuldgefühle und versteckte sich. Von diesem Moment an war die Menschheit dem Prozeß des Sterbens unterworfen (1. Mose 1:26-28; 2:15-17, NW, Stud., Fußnote; 3:8-10). Starke negative Gefühle werden mit der Zeit zu „Knochenfraß“, und „ein niedergeschlagenes Gemüt vertrocknet die Knochen“. Das Ergebnis ist ein Immunsystem mit verringerter Leistungsfähigkeit, da gesundes, feuchtes Knochenmark eine Voraussetzung ist für die Produktion von genügend krankheitsbekämpfenden weißen Blutkörperchen (Sprüche 14:30; 17:22, Zunz).

      Doch der Prozeß des Sterbens wird durch einen lebenserhaltenden Prozeß ersetzt werden. Ein vollkommen funktionierendes Immunsystem wird entscheidend dazu beitragen. Jehovas Vorsatz, eine paradiesische Erde mit gerechten, gehorsamen Menschen zu füllen, wird durch das Loskaufsopfer Jesu Christi verwirklicht. Niemand wird mehr krank sein, der Tod wird vernichtet, und alles Fleisch wird „frischer als in der Jugend“ werden (Hiob 33:25; Jesaja 33:24; Matthäus 20:28; Johannes 17:3; Offenbarung 21:4). Dann wird das von Jehova geschaffene erstaunliche Immunsystem nie mehr eine Schlacht gegen irgendwelche eindringenden Stoffe verlieren.

      Selbst heute ist das Immunsystem, trotz all seiner Unzulänglichkeiten, ein Wunder der Schöpfung. Je mehr wir darüber lernen, desto ehrfurchtsvoller stehen wir vor seinem großen Schöpfer, Jehova Gott, und wir schließen uns dem Psalmisten David in seiner inspirierten Äußerung an, der sagte: „Ich werde dich lobpreisen, weil ich auf furchteinflößende Weise wunderbar gemacht bin. Deine Werke sind wunderbar, wie meine Seele es sehr wohl weiß“ (Psalm 139:14).

      [Kasten/Diagramme auf Seite 8, 9]

      (Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

      Verteidiger des Immunsystems

      1. Phagozyten Freßzellen in zwei Arten: neutrophile Granulozyten und Makrophagen. Bei beiden handelt es sich um „Müllmänner“, die anorganischen Müll, tote Zellen und anderen Abfall sowie riesige Mengen eindringender Mikroben fressen. Makrophagen sind größer, robuster und stärker als die neutrophilen Granulozyten, sie leben länger und fressen wesentlich mehr Mikroorganismen. Sie sind weit mehr als bloße Abfallbehälter und stellen verschiedene Enzyme und antibakterielle Wirkstoffe her. Außerdem dienen sie als Informationsträger zwischen anderen Zellen des Immunsystems und sogar des Gehirns.

      2. MHC (Haupthistokompatibilitäts-Komplex) Moleküle auf der Zelloberfläche, die eine Zelle als zum Körper gehörend ausweisen. Bei Makrophagen präsentiert der MHC einen Teil der Antigene des gefressenen Opfers, wodurch sowohl Helfer-T-Zellen als auch Makrophagen zu einer ungeheuren Vermehrung angeregt werden, um so ihre Reihen für den Kampf gegen die Infektion zu verstärken.

      3. Helfer-T-Zellen Sie sind die Operationschefs des Immunsystems; sie identifizieren den Feind, regen die Produktion der anderen Krieger des Immunsystems an und sammeln sie für die Schlacht gegen die Eindringlinge. Sie fordern Verstärkung bei den Makrophagen und anderen T-Zellen sowie bei den B-Zellen an und stimulieren die Produktion von Plasmazellen.

      4. Lymphokine Hormonartige Proteine, zu denen Interleukine und Gamma-Interferon gehören und mit deren Hilfe die Zellen des Immunsystems Informationen austauschen. Sie lösen viele wichtige Reaktionen des Immunsystems aus und verstärken so die Immunantwort.

      5. Killer-T-Zellen Diese T-Zellen zerstören Körperzellen, in denen sich Viren und Mikroben versteckt halten. Sie schießen tödliche Proteine in eine solche Zelle und durchlöchern so deren Membran, worauf die Zelle zerplatzt. Sie zerstören auch Zellen, die zu Tumorzellen geworden sind.

      6. B-Zellen Von den Helfer-T-Zellen angeregt, vermehren sich die B-Zellen durch Teilung, wobei einige zu Plasmazellen heranreifen.

      7. Plasmazellen Diese Zellen produzieren Antikörper zu Millionen, die dann wie Lenkwaffen durch den Körper zirkulieren.

      8. Antikörper Wenn Antikörper auf Antigene treffen, können sie sich mit ihren Rezeptoren an die Antigene der Mikroben anlagern, die Mikroben festhalten, ihre Bewegungen verlangsamen und deren Verklumpen bewirken, wodurch diese zu appetitlichen Leckerbissen für die Phagozyten werden. Oder sie erledigen die Arbeit mit Hilfe der Komplementkomponenten selbst.

      9. Komplementproteine Haben sich erst einmal Antikörper an die Oberfläche von Mikroorganismen angelagert, finden sich dort auch Proteine ein, die Komplementkomponenten genannt werden. Diese lassen Flüssigkeit in die Zelle dringen und bringen sie so zum Platzen und Absterben.

      10. Suppressor-T-Zellen Ist die Infektion gebändigt und hat das Immunsystem gewonnen, treten die Suppressor-T-Zellen in Aktion. Mittels chemischer Signale stoppen sie sämtliche Prozesse der Immunantwort. Die Schlacht ist gewonnen.

      11. Gedächtniszellen Inzwischen haben die B- und T-Zellen Gedächtniszellen produziert, die viele Jahre lang — in einigen Fällen ein Leben lang — im Blut und in den Lymphgefäßen zirkulieren. Starten Organismen einer Art, die schon einmal bekämpft wurde, zu einer Invasion, leiten die Gedächtniszellen einen überwältigenden Angriff ein, so daß diese erneute Invasion rasch zurückgeschlagen wird. Der Körper ist jetzt gegen diesen speziellen Mikroorganismus immun. Dieser Mechanismus ist es, der Impfungen wirkungsvoll macht, durch die Krankheiten besiegt werden konnten, die einst Geißeln der Menschheit waren, wie z. B. Masern, Pocken, Typhus und Diphtherie.

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      Trotz Erkenntnisexplosion weiterhin ein Geheimnis

      Seitdem das Aidsvirus zugeschlagen und sich auf das Immunsystem eingeschossen hat, sind in der Forschung einige Gänge zugelegt worden. Das Wissen ist gewaltig angewachsen. Dennoch ist das Immunsystem so erstaunlich komplex, daß vieles davon immer noch ein Geheimnis ist, wie die folgenden Äußerungen von Immunologen zeigen.

      Der Immunologe John Kappler erklärte: „Auf diesem Gebiet gibt es so rasante Fortschritte, daß die Zeitschriften veraltet sind, bevor sie gedruckt werden“ (Time, 23. Mai 1988, Seite 56).

      Leroy Hood, Immunologe am Technologischen Institut von Kalifornien, führte aus: „Wir haben ein gutes Verständnis der Hardware des Immunsystems gewonnen, aber wir wissen noch so gut wie nichts über die Software, die das System steuert — die Gene, die unseren Zellen sagen, was zu tun ist.“ Über die hormonartigen reaktionsauslösenden chemischen Signale, die Lymphokine, sagte Hood, die bisher entdeckten, seien „nur die Spitze des Eisberges“ (National Geographic, Juni 1986, Seite 732; Time, 23. Mai 1988, Seite 64).

      Der Forscher Edward Bradley: „Wir wissen wahrscheinlich genausowenig über das Immunsystem wie Kolumbus über Amerika nach seiner ersten Reise“ (National Geographic, Juni 1986, Seite 732).

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      Das Rauchen von Marihuana „spielt eine bedeutende Rolle bei der Schwächung des Immunsystems, da es die Entwicklung gewisser weißer Blutkörperchen behindert“ (Industrial Chemist, November 1987, Seite 14).

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      Wenn aus dem Krieg ein Bürgerkrieg wird

      „Die Fähigkeit, zwischen ‚selbst‘ und ‚fremd‘ zu unterscheiden, ist ein besonderes Merkmal des Immunsystems“ (Immunology, Seite 368). Doch wenn das System sich irrt — was manchmal vorkommt —, unterscheidet es nicht mehr richtig zwischen „selbst“ und „fremd“ und bekämpft sich dann sozusagen in einem Bürgerkrieg selbst. Die daraus resultierenden Krankheiten nennt man Autoimmunkrankheiten. Zu ihnen gehören nach herrschender Auffassung Gelenkrheumatismus, Arthritis, multiple Sklerose, Typ-I-Diabetes, Myasthenia gravis und systemischer Lupus erythematodes.

      Außerdem irrt das Immunsystem manchmal, wenn es harmlose Eindringlinge für gefährliche Feinde hält. Zum Beispiel können Pollen, Hausstaub, Tierschuppen oder ein Bissen Krebsfleisch eine allergische Reaktion auslösen. Übermäßig viele Wirkstoffe wie beispielsweise Histamin werden für den Kampf gegen etwas produziert, was an sich harmlos ist. Die Symptome solcher allergischen Reaktionen können sehr quälend sein — Atembeschwerden, Niesen, Schniefen, eine laufende Nase und tränende Augen. In extremen Fällen können die allergischen Reaktionen zu einem anaphylaktischen Schock und sogar zum Tod führen.

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      Die Beweise häufen sich, daß Bluttransfusionen für das Immunsystem schädlich sind. Hunderte von wissenschaftlichen Veröffentlichungen der letzten Jahre haben Bluttransfusionen mit einer Schwächung des Immunsystems in Verbindung gebracht. „Schon bei einer einzigen Vollblutkonserve konnte eine Immunsuppression beobachtet werden“, heißt es in einem Bericht (Medical World News, 11. Dezember 1989, Seite 28).

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