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  • Durch Insekten übertragene Krankheiten — Ein wachsendes Problem
    Erwachet! 2003 | 22. Mai
    • Durch Insekten übertragene Krankheiten — Ein wachsendes Problem

      EINE Wohnung in Mittelamerika: Zärtlich deckt eine Mutter ihren kleinen Sohn zu und sagt ihm Gute Nacht. In der Dunkelheit krabbelt eine schwarz glänzende, kaum 3 Zentimeter lange Raubwanze aus einem Deckenspalt über dem Bett. Das in Lateinamerika auch Kusswanze genannte Insekt lässt sich unbemerkt auf das Gesicht des schlafenden Kindes fallen und sticht seinen Rüssel kaum spürbar in die weiche Haut. Während das Insekt gierig Blut saugt, scheidet es parasitenhaltigen Kot aus. Im Schlaf kratzt sich der Junge am Gesicht und reibt den infizierten Kot in die Einstichstelle.

      Durch diesen einen Kontakt infiziert sich das Kind mit der Chagaskrankheit. Innerhalb von 1 bis 2 Wochen bekommt der Junge hohes Fieber und sein Körper schwillt an. Wenn er überlebt, werden die Parasiten möglicherweise in seinem Körper heimisch, wo sie Herz, Nerven und inneres Gewebe befallen. Darauf können immerhin 10 bis 20 symptomfreie Jahre folgen. Doch dann kommt es möglicherweise zu krankhaften Veränderungen im Verdauungstrakt, zu einer Gehirnentzündung und schließlich zum Tod durch Herzversagen.

      Die obige Geschichte ist zwar erfunden, aber sie beschreibt realistisch, wie sich jemand mit der Chagaskrankheit infizieren kann. In Lateinamerika stehen schätzungsweise Millionen von Menschen in der Gefahr, solch einen „tödlichen Kuss“ zu erhalten.

      Die vielbeinigen Begleiter des Menschen

      „Die meisten schweren Fieberkrankheiten bei Menschen werden von Mikroorganismen ausgelöst, die durch Insekten übertragen werden“, stellt die Encyclopædia Britannica fest. Viele verwenden das Wort „Insekt“ nicht nur für echte sechsbeinige Insekten wie Fliegen, Flöhe, Mücken, Läuse und Käfer, sondern auch für achtbeinige Tiere wie Milben und Zecken. Wissenschaftler rechnen sie alle zur umfassenderen Kategorie der Arthropoden oder Gliederfüßer, der mit mindestens einer Million bekannten Arten größten Gruppe im Tierreich.

      Das Gros der Insekten ist für den Menschen unschädlich, ja einige sind äußerst nützlich. Ohne sie würden viele Pflanzen und Bäume nicht bestäubt und könnten keine Nahrung für Mensch und Tier hervorbringen. Verschiedene Insekten helfen beim Abfallrecycling. Viele Insekten ernähren sich ausschließlich von Pflanzen, wohingegen bestimmte Arten sich von anderen Insekten ernähren.

      Manche Insekten fügen Mensch und Tier schmerzhafte Stiche oder Bisse zu oder sie sind einfach schon durch ihr massenhaftes Auftreten lästig. Einige zerstören auch Ernten. Doch noch schlimmer sind Insekten, die Krankheiten und Tod verbreiten. So haben laut Duane Gubler von den US-Zentren für Gesundheitsüberwachung durch Insekten übertragene Krankheiten „vom 17. bis ins frühe 20. Jahrhundert mehr Krankheits- und Todesfälle verursacht als alle anderen Ursachen zusammengenommen“.

      Gegenwärtig ist ungefähr jeder 6. Mensch mit einer durch Insekten übertragenen Krankheit infiziert. Solche Krankheiten verursachen ohnehin schon menschliches Leid, doch sie sind — gerade für Entwicklungsländer, die es sich am wenigsten leisten können — auch eine schwere finanzielle Bürde. Schon der Ausbruch einer einzigen Seuche kann teuer werden. Von einer Seuche, die 1994 den Westen Indiens heimsuchte, heißt es, sie habe die regionale und internationale Wirtschaft Milliarden gekostet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird es den ärmsten Ländern der Welt erst dann wirtschaftlich besser gehen, wenn derartige Gesundheitsprobleme unter Kontrolle sind.

      Wie Insekten uns krank machen

      Insekten werden vor allem auf zweierlei Weise zu Vektoren, das heißt zu Krankheitsüberträgern. Erstens durch mechanische Übertragung. Genau wie jemand mit unsauberen Schuhen Schmutz in eine Wohnung trägt, „können Stubenfliegen an ihren Füßen eventuell Millionen von Mikroorganismen tragen, die ab einer gewissen Menge Krankheiten verursachen“, so die Encyclopædia Britannica. Beispielsweise verunreinigen Fliegen, die mit Fäkalien in Berührung gekommen sind, Lebensmittel und Getränke, auf denen sie sich anschließend niederlassen. Auf diese Weise ziehen sich Menschen schwächende und teilweise tödlich verlaufende Krankheiten wie Typhus, Ruhr und sogar Cholera zu. Fliegen verbreiten außerdem das Trachom, weltweit die häufigste Erblindungsursache. Bei einem Trachom vernarbt die Bindehaut, die durchsichtige Haut vor dem Augapfel, was zur Erblindung führen kann. Weltweit leiden etwa 500 Millionen Menschen an dieser Geißel.

      Auch die im Schmutz lebenden Schaben (Kakerlaken) stehen im Verdacht, Krankheitserreger mechanisch zu übertragen. Überdies bringen Experten die gegenwärtige starke Zunahme von Asthma, besonders unter Kindern, mit Schabenallergien in Verbindung. Stellen wir uns einmal folgendes Bild vor: Wegen ihres Asthmas konnte die 15-jährige Ashley schon etliche Nächte kaum atmen. Als die Ärztin ihre Lunge abhören will, fällt eine Schabe aus Ashleys Hemdbluse und flitzt über den Untersuchungstisch.

      Krankheitserreger im Körperinneren

      Zweitens können Insekten auch Krankheiten verbreiten, indem sie Viren, Bakterien oder Parasiten, die sich in ihrem Körper befinden, durch einen Biss oder auf andere Weise weitergeben. Allerdings überträgt lediglich ein kleiner Prozentsatz der Insekten auf diesem Weg Krankheiten auf den Menschen. Beispielsweise gibt es zwar weit über 2 000 Stechmückenarten, aber nur die Mücken der Gattung Anopheles übertragen Malaria — nach Tuberkulose die tödlichste Infektionskrankheit der Welt.

      Doch andere Mückenarten übertragen etliche weitere Krankheiten. Ein WHO-Bericht lautet auszugsweise: „Unter allen krankheitsübertragenden Insekten sind Stechmücken die gefährlichsten, weil sie Malaria, Denguefieber und Gelbfieber verbreiten, die zusammen jährlich für mehrere Millionen Todesfälle und für Hunderte Millionen Infektionen verantwortlich sind.“ Malaria bedroht mindestens 40 Prozent der Weltbevölkerung und das Denguefieber ebenfalls etwa 40 Prozent. An vielen Orten kann man sich auch beide Krankheiten zuziehen.

      Natürlich sind Stechmücken nicht die einzigen Insekten, deren Körper Krankheitserreger birgt. Tsetsefliegen übertragen den Einzeller, der die Schlafkrankheit verursacht. Dieses Leiden betrifft Hunderttausende und zwingt die Bewohner ganzer Ortschaften, ihre fruchtbaren Felder aufzugeben. Kriebelmücken übertragen einen Parasiten, der Flussblindheit verursacht, wodurch schon etwa 400 000 Afrikaner ihres Augenlichts beraubt wurden. Schmetterlingsmücken können den Einzeller in sich tragen, der Leishmaniasen auslöst, eine Gruppe verschiedener entstellender Krankheiten, die zu Behinderungen führen und oft den Tod nach sich ziehen. Die Betroffenen sind in allen Altersgruppen zu finden; ihre Zahl geht in die Millionen. Und die allgegenwärtigen Flöhe können nicht nur Bandwürmer beherbergen, sondern auch die Erreger von Enzephalitis und Tularämie sowie Pesterreger. Die Pest, der so genannte Schwarze Tod, hat im Mittelalter in nur 6 Jahren mindestens ein Drittel der Bevölkerung Europas ausgelöscht.

      Läuse, Milben und Zecken übertragen unter anderem verschiedene Formen von Typhus. In gemäßigten Zonen können Zecken die Lyme-Borreliose übertragen, die ihr Opfer stark schwächen kann. In Europa und in den Vereinigten Staaten ist sie die häufigste durch Vektoren übertragene Krankheit. Wie eine schwedische Studie zeigte, können Zugvögel Zecken Tausende von Kilometern weit transportieren. Auf diese Weise gelangen die den Zecken innewohnenden Krankheitserreger unter Umständen in neue Gebiete. Laut der Encyclopædia Britannica „übertragen Zecken mehr Krankheiten auf Menschen als alle anderen Arthropoden, ausgenommen Stechmücken“. Tatsächlich kann eine einzige Zecke bis zu drei verschiedene Krankheitserreger beherbergen und sie alle mit einem einzigen Biss weitergeben.

      „Urlaub“ von Krankheiten

      Erst 1877 wurde nachgewiesen, dass Insekten Krankheiten übertragen. Seitdem hat man wiederholt in großem Maßstab versucht, krankheitsübertragende Insekten zu dezimieren oder völlig auszurotten. 1939 wurde das Arsenal der Insektenbekämpfungsmittel um das Insektizid DDT erweitert, und ab den 1960er Jahren galten außerhalb Afrikas durch Insekten übertragene Krankheiten nicht länger als eine echte Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Da man sich in der Folgezeit weniger auf die Eindämmung der Vektoren, sondern mehr auf die medikamentöse Behandlung schwerer Krankheitsfälle konzentrierte, schwand allmählich das Interesse an der Erforschung von Insekten und ihrem Lebensraum. Außerdem wurden ständig neue Medikamente entwickelt, und es schien, als ob die Wissenschaft bald gegen jede Krankheit ein Wundermittel parat haben würde. Es war, als hätte die Menschheit „Urlaub“ von Infektionskrankheiten. Dieser Urlaub sollte allerdings bald vorüber sein. Der folgende Artikel erläutert, warum.

      [Herausgestellter Text auf Seite 3]

      Gegenwärtig ist jeder 6. Mensch mit einer durch Insekten übertragenen Krankheit infiziert

      [Bild auf Seite 3]

      Eine Raubwanze

      [Bild auf Seite 4]

      Stubenfliegen tragen Krankheitserreger an ihren Füßen

      [Bilder auf Seite 5]

      Viele Insekten beherbergen Krankheitserreger in ihrem Körper

      Kriebelmücken übertragen Flussblindheit

      Stechmücken übertragen Malaria, Denguefieber und Gelbfieber

      Läuse können Typhus übertragen

      Flöhe beherbergen die Erreger von Enzephalitis und anderen Krankheiten

      Tsetsefliegen übertragen die Schlafkrankheit

      [Bildnachweis]

      WHO/TDR/LSTM

      CDC/James D. Gathany

      CDC/Dr. Dennis D. Juranek

      CDC/Janice Carr

      WHO/TDR/Fisher

      [Bildnachweis auf Seite 4]

      Clemson University - USDA Cooperative Extension Slide Bildfolge, www.insectimages.org

  • Warum kommen sie wieder?
    Erwachet! 2003 | 22. Mai
    • Warum kommen sie wieder?

      VOR ungefähr 40 Jahren galten die klassischen durch Insekten übertragenen Krankheiten wie Malaria, Gelbfieber und Denguefieber in weiten Teilen der Erde als so gut wie besiegt. Doch dann geschah etwas Unerwartetes: Durch Insekten übertragene Krankheiten kehrten zurück.

      Warum? Manche Insekten und die von ihnen transportierten Mikroben sind gegen Insektizide und Medikamente resistent geworden. Dieser natürliche Anpassungsprozess wurde nicht nur durch den übermäßigen Einsatz von Insektiziden verstärkt, sondern auch durch falsch verwendete Medikamente. In dem Buch Mosquito wird erklärt: „In zu vielen armen Haushalten besorgen sich die Leute zwar die Medikamente, nehmen dann aber nur so viel wie eben nötig, um die Symptome zu lindern, und heben den Rest für das nächste Mal auf.“ Die widerstandsfähigeren Mikroben im Körper des Patienten können diese unvollständige Behandlung überleben und ihrerseits eine neue Generation medikamentenresistenter Nachkommen hervorbringen.

      Klimawechsel

      Ein wichtiger Faktor beim Wiederauftreten von durch Insekten übertragenen Krankheiten ist die Veränderung der Umstände — sowohl in der Natur als auch in der Gesellschaft. Als Beispiel diene der weltweite Klimawechsel. Nach Ansicht einiger Forscher soll eine globale Erwärmung dazu führen, dass krankheitsübertragende Insekten auch in gegenwärtig kühleren Klimazonen auftreten. Offenbar ist das bereits der Fall. Dr. Paul R. Epstein vom Zentrum für Gesundheit und globale Umwelt der Harvarduniversität bemerkte dazu: „Mittlerweile wird vom Auftreten sowohl der Insekten als auch der durch sie übertragenen Krankheiten (einschließlich Malaria und Denguefieber) in den höheren Regionen von Afrika, Asien und Lateinamerika berichtet.“ In Costa Rica hat das Denguefieber vor kurzem die Berge überwunden, die es bisher auf die Region an der Pazifikküste begrenzten, und überzieht mittlerweile das ganze Land.

      Wärmeres Klima hat jedoch noch andere Auswirkungen. In einigen Gegenden macht es Flüsse zu Pfützen, während es anderswo für heftige Regenfälle und Fluten sorgt, durch die sich ebenfalls stehende Gewässer bilden. In beiden Fällen bieten die stehenden Gewässer Stechmücken ideale Brutstätten. Außerdem verkürzt Wärme die Brutzeit der Stechmücken, die Vermehrungsrate erhöht sich und die Mückensaison wird länger. Wenn es wärmer ist, sind Stechmücken obendrein aktiver. Höhere Temperaturen erreichen sogar den Darm der Stechmücken und fördern die Reproduktion von Krankheitserregern, womit die Wahrscheinlichkeit zunimmt, schon durch einen Stich infiziert zu werden. Das ist jedoch noch nicht alles.

      Ein Fallbeispiel

      Auch gesellschaftliche Veränderungen können durch Insekten übertragene Krankheiten fördern. Um das besser verstehen zu können, müssen wir die Rolle der Insekten etwas näher beleuchten. Bei vielen Krankheiten ist das Insekt nur eines von mehreren Gliedern in der Übertragungskette. Ein anderes Tier, beispielsweise ein Vogel, kann durch Insekten an seinem Körper oder durch Mikroorganismen in seinem Blut zum Wirt eines Krankheitserregers werden. Bleiben die Wirtstiere dabei am Leben, können sie zu Reservoirwirten des Krankheitserregers werden.

      Als Beispiel diene die Lyme-Borreliose. Sie wurde 1975 entdeckt und nach dem Ort Lyme in Connecticut (USA) benannt, wo sie zuerst festgestellt wurde. Der Erreger der Lyme-Borreliose ist ein Bakterium, das möglicherweise vor rund hundert Jahren per Schiff mit Ratten oder Nutztieren von Europa nach Nordamerika gelangte. Saugt eine winzige Zecke der Art Ixodes das Blut eines infizierten Tieres, bleiben die Bakterien bis zum Lebensende der Zecke in deren Darm. Wenn die Zecke später ein anderes Tier oder einen Menschen beißt, können die Bakterien in den Blutkreislauf des Opfers gelangen.

      Im Nordosten der Vereinigten Staaten ist die Lyme-Borreliose endemisch, das heißt örtlich begrenzt, und schon relativ lange verbreitet. Der hauptsächliche Reservoirwirt des Erregers der Lyme-Borreliose ist die Weißfußmaus (Peromyscus leucopus). Die Mäuse dienen auch den Zecken als Wirte, vor allem Zecken im Entwicklungsstadium. Ausgewachsene Zecken bevorzugen es, sich auf Hirschen niederzulassen, wo sie sich ernähren und sich paaren. Die ausgewachsene weibliche Zecke lässt sich, prall mit Blut gefüllt, auf den Boden fallen um dort ihre Eier abzulegen. Aus diesen schlüpfen bald Larven, die den Kreislauf von vorn beginnen.

      Veränderte Umstände

      Krankheitserreger haben jahrelang mit verschiedenen Tieren einschließlich Insekten koexistiert, ohne auf Menschen überzugehen. Aber veränderte Umstände können eine örtlich begrenzte Krankheit in eine Epidemie ausarten lassen. Was hatte sich im Fall der Lyme-Borreliose verändert?

      In der Vergangenheit dezimierten Raubtiere die Hirschpopulationen und trugen so dazu bei, den Kontakt zwischen Menschen und Zecken zu begrenzen. Als die ersten europäischen Siedler die Wälder abholzten, um Farmland zu schaffen, ging die Hirschpopulation noch weiter zurück, und die Raubtiere, die sich von Hirschen ernährt hatten, zogen fort. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurden allerdings viele Farmen aufgegeben; ihre Besitzer gingen nach Westen und der Wald dehnte sich allmählich wieder auf das Farmland aus. Die Hirsche kehrten zurück, ihre natürlichen Feinde blieben jedoch fern. Daher nahm die Hirschpopulation explosionsartig zu, und mit ihr die Zeckenpopulation.

      Einige Zeit danach trat der Erreger der Lyme-Borreliose auf den Plan und lebte jahrzehntelang in Wirtstieren, ohne den Menschen gefährlich zu werden. Doch als die Vorstädte den Waldrand erreichten, drangen immer mehr Kinder und Erwachsene in das Gebiet der Zecken ein. Die Zecken begannen sich an Menschen zu heften und diese bekamen die Lyme-Borreliose.

      Krankheiten in einer instabilen Welt

      Das hier Geschilderte beschreibt lediglich einen der vielen Verbreitungswege von Krankheiten und liefert nur ein Beispiel dafür, wie der Mensch ihr Auftreten beeinflusst. „So gut wie alle zurückgekehrten Krankheiten, die heute noch schwerer zu bekämpfen sind, verdanken ihr Comeback menschlichem Einwirken“, schreibt der Umweltforscher Eugene Linden in seinem Buch The Future in Plain Sight. Einige weitere Beispiele: Aufgrund des immensen Reiseaufkommens und der Geschwindigkeit des modernen Reiseverkehrs können sich Pathogene und ihre Träger auf dem ganzen Erdball verbreiten. Der an den Lebensräumen kleiner und größerer Lebewesen angerichtete Schaden bedroht die biologische Vielfalt. „Die Belastung von Luft und Wasser“, so Linden, „schwächt die Immunsysteme von Mensch und Tier gleichermaßen.“ Zusammenfassend zitiert er die Worte von Dr. Epstein: „Im Grunde hat der Mensch durch sein Eingreifen in die Ökologie das Immunsystem der Erde geschwächt und Bedingungen geschaffen, die für Mikroorganismen förderlich sind.“

      Politische Instabilität führt zu Kriegen. Dabei werden Ökosysteme beschädigt und Infrastrukturen zerstört, die für die Gesundheitsversorgung und die Verteilung von Lebensmitteln wichtig sind. Überdies heißt es im Biobulletin des Amerikanischen Museums für Naturgeschichte: „Unterernährte und geschwächte Flüchtlinge sind oft gezwungen, in überfüllten Lagern zu leben, wo sie aufgrund mangelnder Hygiene den verschiedensten Infektionskrankheiten ausgesetzt sind.“

      Instabile wirtschaftliche Verhältnisse zwingen die Menschen, ihren Wohnort zu wechseln und sowohl innerhalb als auch außerhalb ihres Landes vor allem in die dicht bevölkerten Stadtgebiete zu ziehen. „Krankheitserreger lieben Menschenansammlungen“, erklärt das Biobulletin. Doch mit dem rasanten Anwachsen der Stadtbevölkerung „können die wichtigsten Maßnahmen zur Erhaltung der öffentlichen Gesundheit, wie grundlegende Schulbildung sowie Ernährungs- und Impfprogramme, nicht Schritt halten“. Wo sich zu viele Menschen drängen, herrscht oft Wassermangel, und Abwassersysteme sowie Müllabfuhr sind oft überlastet. Das erschwert die persönliche Hygiene und schafft günstige Bedingungen für Insekten und andere Krankheitsüberträger. Dennoch ist die Situation nicht ausweglos, wie der folgende Artikel zeigen wird.

      [Herausgestellter Text auf Seite 11]

      „So gut wie alle zurückgekehrten Krankheiten, die heute noch schwerer zu bekämpfen sind, verdanken ihr Comeback menschlichem Einwirken“

      [Kasten/Bild auf Seite 7]

      Das West-Nil-Virus erreicht die Vereinigten Staaten

      Das West-Nil-Virus wird hauptsächlich durch Stechmücken auf Menschen übertragen. Es wurde zuerst 1937 in Uganda isoliert und später auch im Nahen Osten, in Asien, Ozeanien und Europa festgestellt. In der westlichen Hemisphäre hat man das Virus erst 1999 aufgespürt. Seitdem sind in den Vereinigten Staaten allerdings mehr als 3 000 Infektionen gemeldet worden und über 200 Menschen sind daran gestorben.

      Abgesehen von grippeähnlichen Symptomen, die bei manchen der Betroffenen auftreten, merken die meisten nichts von ihrer Infektion. Ein geringer Prozentsatz erkrankt jedoch ernstlich, beispielsweise an Gehirnentzündung oder Rückenmarkhautentzündung. Gegen das West-Nil-Virus existiert bisher weder ein Impfstoff noch gibt es eine spezielle Behandlungsmöglichkeit. Die US-Zentren für Gesundheitsüberwachung weisen darauf hin, dass dieses Virus auch durch Organtransplantationen oder durch Bluttransfusionen übertragen werden kann. „Derzeit gibt es keine Möglichkeit, Spenderblut auf das West-Nil-Virus zu prüfen“, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters im Jahr 2002.

      [Bildnachweis]

      CDC/James D. Gathany

      [Kasten/Bild auf Seite 8, 9]

      Wie kann ich mich schützen? Einige Vorschläge

      Erwachet! hat mit Bewohnern verschiedener von Insekten und Krankheiten geplagter Länder gesprochen und sie um Tipps gebeten, wie man gesund bleiben kann. Ihre Ratschläge sind sicherlich auch in anderen Regionen hilfreich.

      Der wichtigste Schutz: Sauberkeit

      ◼ Das Haus oder die Wohnung sauber halten

      Lebensmittelbehälter sollten stets geschlossen sein und warme Speisen sollten bis zum Servieren zugedeckt bleiben. Verschüttete Lebensmittel müssen gleich entfernt werden. Man sollte auch nicht den Abwasch über Nacht stehen lassen oder Speisereste ins Freie bringen, um sie am nächsten Tag zu beseitigen. Es ist besser, sie abzudecken oder zu vergraben, denn nachts gehen viele Insekten und Nagetiere auf Nahrungssuche. Wenn man den nackten Fußboden mit einer dünnen Betondecke überzieht, kann man sein Haus leichter sauber machen und insektenfrei halten (Afrika).

      Obst und anderes, was Insekten anzieht, lagert man besser nicht im Haus. Auch Nutztiere wie Ziegen, Schweine und Hühner haben im Haus nichts zu suchen. Toiletten im Freien müssen abgedeckt werden. Tierische Exkremente sollten zügig vergraben oder mit Kalk bestreut werden, um Fliegen fern zu halten. Selbst wenn die Nachbarn all das nicht praktizieren, hat man wahrscheinlich weniger Probleme mit Insekten und gibt anderen ein gutes Beispiel (Südamerika).

      [Bild]

      Wer Lebensmittel oder Abfall offen liegen lässt, lädt Insekten zum Mahl ein

      ◼ Persönliche Hygiene

      Seife ist nicht teuer. Deshalb sollte man seine Hände und seine Kleidung oft waschen, vor allem nach Kontakt mit anderen Leuten oder mit Tieren. Keine toten Tiere berühren. Auch sollte man vermeiden, sich an den Mund, an die Nase oder an die Augen zu fassen. Die Kleidung sollte regelmäßig gewaschen werden, selbst wenn sie noch sauber aussieht. Einige Duftstoffe ziehen allerdings Insekten an, deshalb empfiehlt es sich, parfümierte Seifen und Pflegeprodukte zu meiden (Afrika).

      Vorbeugung

      ◼ Brutstätten für Stechmücken beseitigen

      Man sollte Wasserbehälter und Waschschüsseln abdecken und dafür sorgen, dass sich kein Wasser in offenen Behältern sammeln kann. Topfpflanzen nicht im Wasser stehen lassen. Stechmücken können in jeder Pfütze brüten, die länger als vier Tage steht (Südostasien).

      ◼ Sich Insekten so wenig wie möglich aussetzen

      Man weiß ja, wann und wo Insekten mit Vorliebe aktiv werden, und kann diese Orte zu den entsprechenden Zeiten meiden. In den Tropen geht die Sonne früh unter. Daher fallen viele tägliche Verrichtungen in die Zeit der Dunkelheit, wenn zahlreiche Insekten aktiv werden. Wenn durch Insekten übertragene Krankheiten drohen, ist es umso riskanter, im Freien zu sitzen und zu schlafen (Afrika).

      [Bild]

      Wer in Stechmückengebieten im Freien schläft, braucht nicht lange auf Stechmücken zu warten

      Vor allem im Wald empfiehlt es sich, Kleidung zu tragen, die den Körper so gut wie möglich bedeckt. Man kann Kleidung und Haut mit einem Insektenmittel besprühen, sollte jedoch immer die Anweisungen auf dem Etikett beachten. Wer sich im Freien aufgehalten hat, sollte sich und gegebenenfalls seine Kinder nach Zecken absuchen. Auch sollte man darauf achten, dass die Haustiere gesund und insektenfrei sind (Nordamerika).

      Den Kontakt mit Nutztieren minimieren, da Insekten deren Krankheiten auf Menschen übertragen können (Südasien).

      Jeder in der Familie sollte ein Moskitonetz benutzen, und dieses am besten mit einem Insektizid präparieren. Die Fenster sollten Fliegengitter haben, die gut in Schuss gehalten werden. Es ist ratsam, offene Stellen unter dem Dach, wo Insekten eindringen können, abzudichten. Solche Vorbeugemaßnahmen kosten zwar etwas Geld, aber wenn man sein Kind ins Krankenhaus bringen muss oder man selbst zu krank wird, um Geld zu verdienen, kommt das noch teurer (Afrika).

      [Bild]

      Mit Insektiziden präparierte Moskitonetze sind billiger als Medikamente oder Krankenhausrechnungen

      Stellen im Haus, wo sich Insekten verstecken können, müssen beseitigt werden. Wände und Decken sollte man verputzen sowie Risse und Löcher abdichten. Die Unterseite von Strohdächern kann man mit für Insekten undurchlässigem Stoff bespannen. Alles, worin sich Insekten verstecken können, muss aufgeräumt werden, wie etwa Stapel von Papier oder Kleidung. Außerdem sollten die Wände nicht mit zu vielen Bildern beklebt sein (Südamerika).

      Mancher hält Insekten und Nagetiere für Mitbewohner. Das sind sie aber nicht! Sie haben nichts in der Wohnung zu suchen. Man kann Insektenschutzmittel und Insektizide einsetzen, sollte aber stets die Gebrauchsanweisung beachten. Außerdem gibt es Insektenfallen und Fliegenklatschen. Einige sind erfinderisch: Eine Frau machte sich einen Schlauch aus Stoff, füllte ihn mit Sand und legte ihn vor den Spalt unter der Tür, um die Insekten draußen zu halten (Afrika).

      [Bild]

      Insekten haben im Haus nichts zu suchen. Raus damit!

      ◼ Medizinische Vorbeugung

      Man sollte auf sein Immunsystem achten, es durch geeignete Ernährung, genügend Ruhe und Bewegung fit halten und Stress reduzieren (Afrika).

      Vor der Reise: Es empfiehlt sich, rechtzeitig aktuelle Informationen über Gesundheitsrisiken einzuholen. Diese Informationen findet man bei Gesundheitsbehörden und auf den Regierungswebsites. Vor der Reise sollte man die für das jeweilige Gebiet geeignete medizinische Vorsorge treffen.

      Im Krankheitsfall

      ◼ Schnellstmöglich ärztliche Hilfe suchen

      Die meisten Krankheiten sind umso leichter zu behandeln, je früher sie diagnostiziert werden.

      ◼ Die Gefahr von Fehldiagnosen

      Falls man tatsächlich in den Tropen war, empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen, der sich mit durch Insekten übertragenen Krankheiten oder mit Tropenkrankheiten auskennt. Man sollte dem Arzt nicht nur alle Symptome mitteilen, sondern auch, wo man überall — auch früher — auf Reisen war. Für Antibiotika gilt: nur bei Bedarf einnehmen und die Behandlung nicht vorzeitig beenden.

      [Bild]

      Durch Insekten übertragene Krankheiten ähneln oft anderen Krankheiten. Der Arzt muss vollständig informiert werden.

      [Bildnachweis]

      Globus: Mountain High Maps® Copyright © 1997 Digital Wisdom, Inc.

      [Kasten/Bild auf Seite 10]

      Können Insekten das Aidsvirus verbreiten?

      Nach mehr als einem Jahrzehnt der Forschung liegen Insektenforschern und medizinischen Wissenschaftlern keine Beweise dafür vor, dass Stechmücken oder irgendwelche anderen Insekten das Aidsvirus (HIV) verbreiten.

      Beispielsweise haben die Mundwerkzeuge von Stechmücken nicht wie eine Injektionsspritze nur einen Kanal, mit dem sie Blut saugen und möglicherweise wieder abgeben könnten. Stattdessen saugen Stechmücken durch einen Kanal das Blut an, während sie gleichzeitig durch einen anderen Kanal Speichel abgeben. Nach den Worten von Thomas Damasso, einem Aidsexperten der Gesundheitsbehörden in Mongu (Sambia), zersetzt das Verdauungssystem der Mücke anschließend das Blut und zerstört dabei das Virus. In den Ausscheidungen der Insekten ist das HI-Virus nicht zu finden. Und im Gegensatz zu dem parasitären Malariaerreger gelangt HIV auch nicht in die Speicheldrüsen des Insekts.

      Eine HIV-Infektion erfordert außerdem eine größere Menge an Erregern. Würde eine Stechmücke beim Saugen gestört werden und sofort zum nächsten Opfer fliegen, wären die an ihren Mundwerkzeugen verbleibenden Blutreste auf jeden Fall zu gering, um Schaden anzurichten. Selbst wenn man eine Stechmücke, die sich mit HIV-infiziertem Blut vollgesaugt hat, auf einer offenen Wunde erschlagen würde, entstünde dadurch nach Ansicht von Fachleuten keine HIV-Infektion.

      [Bildnachweis]

      CDC/James D. Gathany

      [Bilder auf Seite 7]

      Diese Zecke überträgt die Lyme-Borreliose auf Menschen (rechts vergrößert)

      Von links nach rechts: erwachsenes weibliches Tier, erwachsenes männliches Tier, Nymphe (jeweils in Originalgröße)

      [Bildnachweis]

      Alle Zecken: CDC

      [Bilder auf Seite 10, 11]

      Überschwemmungen, schlechte Sanitärversorgung und Migration tragen dazu bei, dass sich durch Insekten übertragene Krankheiten ausbreiten

      [Bildnachweis]

      FOTO UNACIONES (U.S. Army)

  • Wird es je besser werden?
    Erwachet! 2003 | 22. Mai
    • Wird es je besser werden?

      DIE Weltgesundheitsorganisation und andere Organisationen beobachten und analysieren heute die Ausbreitung von Krankheiten. Verschiedene Institutionen informieren die Öffentlichkeit und fördern die Arzneimittelforschung — alles, um den Vormarsch der durch Insekten übertragenen Krankheiten in den Griff zu bekommen. Aber auch der Einzelne und die Gemeinden können sich auf vielerlei Weise informieren und schützen. Der Schutz Einzelner ist allerdings etwas ganz anderes, als eine Krankheit weltweit in den Griff zu bekommen.

      Viele Fachleute sind überzeugt, dass Krankheiten nur durch weltweite, vertrauensvolle Zusammenarbeit bekämpft werden können. Die Pulitzerpreisträgerin Laurie Garrett schreibt in ihrem Buch Die kommenden Plagen. Neue Krankheiten in einer gefährdeten Welt: „Die rasche Globalisierung menschlicher Nischen macht es erforderlich, dass die Menschen überall auf dem Planeten die Neigung überwinden, ihre Nachbarschaft, ihre Provinz, ihr Land oder ihre Hemisphäre als die Gesamtsumme ihrer persönlichen Ökosphäre zu sehen. Mikroben und ihre Vektoren erkennen keine der künstlichen Grenzen an, welche die Menschen errichtet haben.“ Bricht in einem Land eine Seuche aus, reagieren nicht nur die Nachbarländer sofort mit Besorgnis, sondern die ganze Welt.

      Manche Regierungen und Nationen stehen jeglicher Intervention aus dem Ausland äußerst skeptisch gegenüber, selbst wenn es sich dabei um Hilfsprogramme zur Seuchenbekämpfung handelt. Gleichzeitig werden gemeinsame internationale Bemühungen oft durch politische Kurzsichtigkeit und durch Habgier behindert. Werden die Mikroorganismen im Kampf des Menschen gegen Krankheiten die Oberhand gewinnen? Der Autor Eugene Linden meint Ja und stellt fest: „Die Zeit ist schon fast abgelaufen.“

      Grund zur Hoffnung

      Im Wettlauf gegen Krankheiten hinken wissenschaftliche und technische Errungenschaften weit hinterher. Man sollte auch nicht vergessen, dass durch Insekten übertragene Krankheiten nur eines von vielen Gesundheitsrisiken sind. Es gibt jedoch Grund zur Hoffnung. Wissenschaftler verstehen die komplexen Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen bisher zwar nur bruchstückhaft, doch sie wissen um das Selbstheilungspotenzial der Erde. Unser Planet ist mit Mechanismen ausgestattet, die es den natürlichen Systemen erlauben, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Beispielsweise wachsen auf ehemals gerodetem Land oft wieder Wälder, und das Verhältnis zwischen Mikroorganismen, Insekten und anderen Tieren stabilisiert sich in der Regel mit der Zeit.

      Noch bedeutsamer ist, dass der ausgeklügelte Aufbau der Natur auf einen Schöpfer schließen lässt, einen Gott, der die Mechanismen der Erde ursprünglich in Gang gesetzt hat. Viele Wissenschaftler räumen ein, dass es eine höhere Intelligenz geben muss, die für die Erschaffung der Erde verantwortlich ist. Ja, wer ernsthaft nachdenkt, kann die Existenz Gottes nicht wirklich leugnen. Die Bibel beschreibt den Schöpfer, Jehova Gott, als allmächtig und liebevoll. Dieser Gott ist sehr am Glück der Menschen interessiert.

      Wie die Bibel außerdem erklärt, sind Unvollkommenheit, Krankheit und Tod auf die willentliche Sünde des ersten Menschen zurückzuführen. Heißt das, wir seien zu nie endendem Leid verurteilt? Keinesfalls! Gott hat die feste Absicht, die Erde zu einem Paradies zu machen, in dem die Menschen harmonisch mit allen anderen Geschöpfen, großen wie winzig kleinen, zusammenleben können. Die Bibel verheißt eine Welt, in der dem Menschen kein Tier mehr gefährlich werden wird, auch nicht winzige Insekten (Jesaja 11:6-9).

      Natürlich werden die Menschen ihren Beitrag dazu leisten, diese Verhältnisse zu bewahren. Das gilt sowohl für den Umgang mit ihresgleichen als auch mit der Umwelt. Gott hat den Menschen damit betraut, die Erde zu ‘pflegen’ (1. Mose 2:15). Im künftigen Paradies werden die Menschen diese Aufgabe perfekt erfüllen, weil jeder den Anweisungen des Schöpfers folgen wird. Wir können uns auf den Tag freuen, an dem niemand mehr sagen wird: „Ich bin krank“ (Jesaja 33:24).

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