-
In den heutigen turbulenten Zeiten mit Gott wandelnDer Wachtturm 2005 | 1. September
-
-
In den heutigen turbulenten Zeiten mit Gott wandeln
„Henoch wandelte beständig mit dem wahren Gott. Dann war er nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg“ (1. MOSE 5:24).
1. Was macht unsere Zeit so unheilvoll?
TURBULENTE Zeiten! Treffender sind die Jahre der Unruhen und der Gewalt kaum zu bezeichnen, die die Menschen seit der Aufrichtung des messianischen Königreiches im Jahre 1914 durchgemacht haben. Seither lebt die Menschheit in den „letzten Tagen“. Ereignisse wie Hungersnöte, Seuchen, Erdbeben und Kriege haben die Weltbevölkerung in einem beispiellosen Ausmaß heimgesucht (2. Timotheus 3:1; Offenbarung 6:1-8). Anbeter Jehovas sind davon nicht ausgenommen. Mehr oder weniger haben wir alle mit den heutigen Nöten und Unwägbarkeiten zu kämpfen. Probleme wie finanzielle Belastungen, politische Unruhen, Kriminalität und Krankheit erschweren das Leben sehr.
2. Welchen schwierigen Situationen sind Jehovas Diener begegnet?
2 Außerdem haben Jehovas Diener eine heftige Verfolgungswelle nach der anderen erdulden müssen, da Satan diejenigen ständig bekriegt, die „die Gebote Gottes halten und das Werk des Zeugnisgebens für Jesus innehaben“ (Offenbarung 12:17). Zwar hat nicht jeder von ihnen die Verfolgung unmittelbar zu spüren bekommen, aber alle wahren Christen müssen gegen Satan, den Teufel, und den Geist ankämpfen, den er unter den Menschen fördert (Epheser 2:2; 6:12). Ständige Wachsamkeit ist erforderlich, damit diese weltliche Gesinnung nicht auf uns abfärbt, denn sie ist am Arbeitsplatz anzutreffen, in der Schule und überall dort, wo wir mit Personen in Berührung kommen, denen die wahre Anbetung gleichgültig ist.
Mit Gott wandeln, nicht mit den Nationen
3, 4. Worin unterscheiden sich Christen von der Welt?
3 Im ersten Jahrhundert kämpften die Christen ebenfalls hart gegen den Geist der Welt an. Das machte sie zu ganz anderen Menschen im Vergleich zu denen, die nicht zur Christenversammlung gehörten. Paulus schilderte den Unterschied, als er schrieb: „Daher sage ich dies und lege Zeugnis dafür ab im Herrn, dass ihr nicht mehr so weiterwandelt, wie auch die Nationen wandeln in der Nutzlosigkeit ihres Sinnes, während sie wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Gefühllosigkeit ihres Herzens in geistiger Finsternis und dem Leben, das Gott gehört, entfremdet sind. Da sie jedes sittliche Gefühl verloren haben, haben sie sich einem zügellosen Wandel hingegeben, um mit Gier jede Art Unreinheit zu verüben“ (Epheser 4:17-19).
4 Wie klar und deutlich diese Worte doch formuliert sind, mit denen die tiefe geistige Finsternis beschrieben wird sowie der moralische Tiefstand in den Tagen des Paulus und heute! Wie im ersten Jahrhundert wandeln Christen heute nicht mehr so weiter, wie die Nationen wandeln. Sie wandeln lieber mit Gott und betrachten dies als ein wunderbares Vorrecht. Manche halten zwar die Aussage, der niedrige, unvollkommene Mensch könne mit Jehova wandeln, für etwas überzogen. Die Bibel spricht jedoch davon. Jehova erwartet es sogar von den Menschen. Im achten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung schrieb der Prophet Micha unter Inspiration: „Was fordert Jehova von dir zurück, als Recht zu üben und Güte zu lieben und bescheiden zu wandeln mit deinem Gott?“ (Micha 6:8).
Mit Gott wandeln — Wie und warum?
5. Wie kann ein unvollkommener Mensch mit Gott wandeln?
5 Wie können wir mit dem allmächtigen, unsichtbaren Gott wandeln? Offenbar nicht so wie mit Menschen. Der Ausdruck „wandeln“ kann in der Bibel auch „eine bestimmte Handlungsweise verfolgen“ bedeuten.a Demnach verfolgt jemand, der mit Gott wandelt, einen Lebensweg, den Gott vorgeschrieben hat und der Gott wohlgefällt. Durch diesen Lebensweg heben wir uns von den meisten Menschen um uns herum ab. Es ist aber die einzig richtige Wahl, die ein Christ treffen kann. Warum? Aus mehreren Gründen.
6, 7. Warum ist es das Allerbeste, mit Gott zu wandeln?
6 Erstens ist Jehova der Schöpfer des Menschen und der Quell des Lebens, und er sorgt für alles, was wir zum Leben brauchen (Offenbarung 4:11). Demnach steht es nur ihm zu, uns zu sagen, wie wir wandeln sollten. Auch ist es der denkbar beste Lebensweg, mit Gott zu wandeln. Allen, die mit Jehova wandeln, können die Sünden vergeben werden, und er stellt ihnen ewiges Leben in Aussicht. Unser lieber himmlischer Vater sorgt auch für guten Rat; und wer mit ihm wandelt, kann das Leben besser meistern, obwohl er unvollkommen ist und in einer Welt lebt, die in der Macht des Teufels liegt (Johannes 3:16; 2. Timotheus 3:15, 16; 1. Johannes 1:8; 2:25; 5:19). Zweitens fördert die Bereitschaft, mit Gott zu wandeln, den Frieden und die Einheit in der Versammlung (Kolosser 3:15, 16).
7 Letztlich zeigen wir — und das ist am wichtigsten —, auf wessen Seite wir in dem großen Streitfall stehen, der damals im Garten Eden aufgetreten ist: die Streitfrage der Souveränität (1. Mose 3:1-6). Unser Lebensweg soll deutlich verraten, dass wir fest auf der Seite Jehovas stehen, und wir wollen furchtlos verkündigen, dass er allein der rechtmäßige Souverän ist (Psalm 83:18). Wir handeln somit im Einklang mit unserem Gebet, dass der Name Gottes geheiligt werde und sein Wille geschehe (Matthäus 6:9, 10). Wie weise es doch ist, mit Gott zu wandeln! Wir sind dann sicher, dass wir die richtige Richtung eingeschlagen haben, denn Jehova ist der „allein Weise“. Er macht nie einen Fehler (Römer 16:27).
8. Worin ähnelten die Tage Henochs und die Tage Noahs unserer Zeit?
8 Wie kann man aber in sehr turbulenten Zeiten, wo kaum jemand Jehova dienen möchte, wie ein Christ leben? Die Antwort finden wir, wenn wir uns genau ansehen, wie treue Männer der alten Zeit in überaus schwierigen Zeiten auf ihre Lauterkeit achteten. Zwei von ihnen waren Henoch und Noah. Beide lebten in Zeiten, die den unseren stark ähnelten. Die Bosheit nahm überhand. In den Tagen Noahs war die Erde voller Gewalt und Unmoral. Dennoch widerstanden Henoch und Noah dem damaligen Zeitgeist und wandelten mit Jehova. Wie war ihnen das möglich? Um diese Frage zu beantworten, befassen wir uns in diesem Artikel mit Henoch und in dem nächsten Artikel mit Noah.
Henoch wandelte in turbulenten Zeiten mit Gott
9. Was ist uns über Henoch bekannt?
9 Henoch ist der Erste, von dem in der Bibel gesagt wird, dass er mit Gott wandelte. Über ihn heißt es: „Nachdem Henoch der Vater Methusalahs geworden war, wandelte er weiterhin . . . mit dem wahren Gott“ (1. Mose 5:22). Anschließend wird berichtet, welches Alter Henoch erreichte — ein hohes im Vergleich zu heute, aber ein geringes im Vergleich zu damals —, und gesagt: „Henoch wandelte beständig mit dem wahren Gott. Dann war er nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg“ (1. Mose 5:24). Jehova versetzte ihn offenbar in den Todesschlaf, bevor seine Gegner ihm etwas antun konnten (Hebräer 11:5, 13). Außer diesen kurzen Versen gibt es in der Bibel nur wenige Bezugnahmen auf Henoch. Dennoch ist es aufgrund der vorhandenen Angaben und anderer Hinweise gut begründet, zu sagen, dass Henochs Zeiten turbulent waren.
10, 11. (a) Wie kam es nach der Rebellion Adams und Evas zum Verfall? (b) Welche prophetische Botschaft verkündete Henoch, und wie reagierte man mit Sicherheit darauf?
10 Betrachten wir beispielsweise, wie schnell sich nach der Sünde Adams der moralische und gesellschaftliche Verfall ausbreitete. Aus der Bibel erfahren wir, dass Kain, der Erstgeborene Adams, seinen Bruder Abel tötete und er dadurch der erste Mörder auf der Erde wurde (1. Mose 4:8-10). Nach dem gewaltsamen Tod Abels bekamen Adam und Eva einen weiteren Sohn, Seth. Über ihn lesen wir: „Dem Seth wurde ein Sohn geboren, und er gab ihm dann den Namen Enosch. Zu jener Zeit fing man an, den Namen Jehovas anzurufen“ (1. Mose 4:25, 26). Leider rief man den Namen Jehovas auf abtrünnige Weise an.b Viele Jahre nach der Geburt Enoschs verfasste Lamech, ein Nachkomme Kains, für seine beiden Frauen ein Lied, in dem es hieß, dass er einen jungen Mann getötet habe, weil dieser ihn verwundet hatte. Dann ließ er noch den Hinweis folgen: „Wenn Kain siebenmal zu rächen ist, dann Lamech siebenundsiebzigmal“ (1. Mose 4:10, 19, 23, 24).
11 Diese kurzen Angaben lassen vermuten, dass der Verfall, den Satan im Garten Eden einleitete, unter den Nachkommen Adams schnell zur Ausbreitung von Bosheit führte. In einer solchen Welt wirkte Henoch als Prophet Jehovas. Seine machtvollen inspirierten Worte hallen noch heute nach. Wie Judas berichtet, prophezeite Henoch: „Siehe! Jehova kam mit seinen heiligen Myriaden, um an allen das Gericht zu vollziehen und alle Gottlosen all ihrer gottlosen Taten zu überführen, die sie auf gottlose Weise begingen, und all der anstößigen Dinge, die gottlose Sünder gegen ihn geredet haben“ (Judas 14, 15). Diese Worte werden sich endgültig in Harmagedon erfüllen (Offenbarung 16:14, 16). Dennoch können wir sicher sein, dass schon in Henochs Tagen viele „gottlose Sünder“ über Henochs prophetische Worte verärgert waren. Wie liebevoll es von Jehova war, den Propheten ihrem Zugriff zu entziehen!
Woher hatte Henoch die Kraft mit Gott zu wandeln?
12. Worin unterschied sich Henoch von seinen Zeitgenossen?
12 Im Garten Eden hörten Adam und Eva auf Satan, und Adam rebellierte gegen Jehova (1. Mose 3:1-6). Ihr Sohn Abel schlug einen anderen Lauf ein, und Jehova blickte mit Gunst auf ihn (1. Mose 4:3, 4). Leider waren die meisten Nachkommen Adams nicht so wie Abel. Henoch, der Hunderte von Jahren später geboren wurde, war eine Ausnahme. Worin unterschied er sich von den vielen anderen Nachkommen Adams? Der Apostel Paulus beantwortete die Frage, als er schrieb: „Durch Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehen sollte, und er war nirgends zu finden, weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor seiner Entrückung hatte er das Zeugnis, dass er Gott wohlgefallen habe“ (Hebräer 11:5). Henoch gehörte zu der „großen Wolke von [vorchristlichen] Zeugen“, die einen wirklich vorbildlichen Glauben hatten (Hebräer 12:1). Gerade dieser Glaube ermöglichte es Henoch, in den über 300 Jahren seines Lebens einen aufrechten Lebenswandel zu führen — über dreimal so lang, wie die meisten von uns heute leben.
13. Was für einen Glauben hatte Henoch?
13 Paulus beschrieb den Glauben Henochs und anderer Zeugen mit den Worten: „Der Glaube ist die gesicherte Erwartung erhoffter Dinge, der offenkundige Erweis von Wirklichkeiten, obwohl man sie nicht sieht“ (Hebräer 11:1). Ja, der Glaube ist die auf Zusicherungen beruhende sichere Erwartung, dass sich unsere Hoffnungen erfüllen werden. Die Erwartung ist so fest, dass sie bestimmt, worum sich unser Leben dreht. Ein solcher Glaube befähigte Henoch, im Gegensatz zu der Welt, in der er lebte, mit Gott zu wandeln.
14. Auf welcher genauen Erkenntnis könnte Henochs Glaube beruht haben?
14 Echter Glaube beruht auf genauer Erkenntnis. Was war Henoch damals bekannt? (Römer 10:14, 17; 1. Timotheus 2:4). Zweifellos wusste er von den Ereignissen in Eden. Wahrscheinlich hatte er auch davon gehört, wie es sich im Garten Eden lebte — den es wohl noch gab, auch wenn kein Mensch Zutritt erhielt (1. Mose 3:23, 24). Henoch kannte zudem den Vorsatz Gottes: Adams Nachkommen sollten die Erde füllen und das Paradies über die ganze Erde ausdehnen (1. Mose 1:28). Außerdem schätzte Henoch bestimmt Jehovas Verheißung, einen Samen hervorzubringen, der Satan den Kopf zermalmen und alle Auswirkungen der von Satan verursachten Täuschung ungeschehen machen würde (1. Mose 3:15). Sogar Henochs inspirierte Prophezeiung, die im Judasbrief aufgezeichnet ist, hat mit der Vernichtung des Samens Satans zu tun. Da Henoch Glauben hatte, wissen wir, dass er Jehova als einen Gott anbetete, der „denen, die ihn ernstlich suchen, ein Belohner wird“ (Hebräer 11:6). Folglich wusste Henoch genug, um eine Grundlage für einen festen Glauben zu haben, wenngleich ihm nicht alles bekannt war, was wir heute wissen. Mit solch einem Glauben konnte er in turbulenten Zeiten die Lauterkeit bewahren.
Henochs Beispiel nachahmen
15, 16. Wie können wir dem Beispiel Henochs folgen?
15 Da wir in den heutigen turbulenten Zeiten Jehova wohlgefallen möchten wie einst Henoch, ist es ratsam, seinem Beispiel zu folgen. Wir müssen uns eine genaue Erkenntnis über Jehova und seinen Vorsatz aneignen und sie uns bewahren. Damit ist es jedoch nicht getan. Wir müssen uns von dieser genauen Erkenntnis auch leiten lassen (Psalm 119:101; 2. Petrus 1:19). Gottes Denkweise muss uns als Anleitung dienen, sodass wir uns immer bemühen, ihm in allem, was wir denken und tun, zu gefallen.
16 Uns liegt nichts darüber vor, wer sonst noch in den Tagen Henochs Jehova diente, aber fest steht, dass Henoch entweder der Einzige war oder zu einer kleinen Minderheit gehörte. Auch wir bilden heute eine Minderheit in der Welt, aber das macht uns nicht betroffen. Jehova wird uns unterstützen, ganz gleich wer gegen uns ist (Römer 8:31). Henoch warnte mutig vor der kommenden Vernichtung gottloser Menschen. Auch wir sind mutig, wenn wir „diese gute Botschaft vom Königreich“ trotz Spott, Widerstand und Verfolgung verkündigen (Matthäus 24:14). Henoch lebte nicht so lange wie viele seiner Zeitgenossen. Seine Hoffnung war aber nicht auf die damalige Welt gerichtet. Sein Auge war auf etwas weit Größeres gerichtet (Hebräer 11:10, 35). Auch wir richten unser Auge auf die Verwirklichung des Vorsatzes Jehovas. Deswegen machen wir nicht vollen Gebrauch von der Welt (1. Korinther 7:31). Wir setzen unsere Kraft und unsere Mittel hauptsächlich im Dienst für Jehova ein.
17. Was ist uns heute bekannt, was Henoch nicht wusste, und was sollten wir deshalb tun?
17 Henoch glaubte fest daran, dass der von Gott verheißene Same zu der von Jehova bestimmten Zeit kommen würde. Vor nun fast 2 000 Jahren erschien jener Same, Jesus Christus. Er erbrachte das Lösegeld und ermöglichte es uns sowie anderen treuen Zeugen der alten Zeit wie Henoch, ewiges Leben zu erben. Der Same, der jetzt als König des Königreiches Gottes eingesetzt ist, schleuderte Satan zur Erde hinab, und überall beobachten wir die sich daraus ergebenden Bedrängnisse (Offenbarung 12:12). Wir wissen heute weit mehr, als Henoch damals wissen konnte. Bewahren wir uns daher wie er einen festen Glauben. Möge die Zuversicht, dass sich die Verheißungen Gottes erfüllen werden, alles, was wir tun, beeinflussen. Auch in turbulenten Zeiten wollen wir wie Henoch mit Gott wandeln.
[Fußnoten]
a Siehe Einsichten über die Heilige Schrift, Band 1, Seite 924, Absatz 8, herausgegeben von Jehovas Zeugen.
b Vor den Tagen Enoschs sprach Jehova mit Adam. Abel brachte Jehova ein annehmbares Opfer dar. Gott redete sogar mit Kain, bevor dieser aus Eifersucht und Zorn einen Mord beging. Dass ‘man anfing, den Namen Jehovas anzurufen’, kann demnach nicht im Rahmen wahrer Anbetung geschehen sein, sondern es muss auf andere Weise erfolgt sein.
-
-
Wir werden im Namen Jehovas, unseres Gottes, wandelnDer Wachtturm 2005 | 1. September
-
-
Wir werden im Namen Jehovas, unseres Gottes, wandeln
„Wir . . . unsererseits werden im Namen Jehovas, unseres Gottes, wandeln auf unabsehbare Zeit, ja immerdar“ (MICHA 4:5).
1. Wie war es in den Tagen Noahs um die Moral bestellt, und inwiefern war Noah anders?
DER erste Mensch, von dem die Bibel sagt, er sei mit Gott gewandelt, war Henoch. Der zweite war Noah. Über ihn heißt es: „Noah war ein gerechter Mann. Er erwies sich als untadelig unter seinen Zeitgenossen. Noah wandelte mit dem wahren Gott“ (1. Mose 6:9). In Noahs Tagen waren die Menschen im Allgemeinen bereits von der wahren Anbetung abgewichen. Die Lage verschlimmerte sich noch, als untreue Engel mit Frauen widernatürliche Beziehungen hatten, aus denen die so genannten Nephilim hervorgingen, „die Starken“ oder „die Männer von Ruhm“ jener Tage. Kein Wunder, dass die Erde von Gewalt erfüllt war! (1. Mose 6:2, 4, 11). Dennoch erwies sich Noah als untadelig und war ein „Prediger der Gerechtigkeit“ (2. Petrus 2:5). Als Gott ihm gebot, zur Rettung von Leben eine Arche zu bauen, „ging [Noah] daran, gemäß allem zu tun, was Gott ihm geboten hatte. Geradeso tat er“ (1. Mose 6:22). Ohne Zweifel wandelte Noah mit Gott.
2, 3. Welches vorzügliche Beispiel hat Noah für uns heute hinterlassen?
2 Paulus reihte Noah unter die treuen Zeugen ein, als er schrieb: „Durch Glauben bekundete Noah Gottesfurcht, nachdem er eine göttliche Warnung vor Dingen erhalten hatte, die noch nicht zu sehen waren, und errichtete eine Arche zur Rettung seiner Hausgemeinschaft; und durch diesen Glauben verurteilte er die Welt, und er wurde ein Erbe der Gerechtigkeit, die gemäß dem Glauben ist“ (Hebräer 11:7). Welch ein leuchtendes Beispiel! Noah war sich sicher: Jehovas Worte würden wahr werden. Deshalb setzte er Zeit, Kraft und Mittel ein, um Gottes Geboten nachzukommen. Heute verhalten sich viele ähnlich und schlagen günstige Angebote der Welt aus, weil sie ihre Zeit, Kraft und Mittel einsetzen wollen, um den Geboten Jehovas nachzukommen. Ihr Glaube ist bemerkenswert und gereicht zu ihrer eigenen Rettung, aber auch zur Rettung anderer (Lukas 16:9; 1. Timotheus 4:16).
3 Gemäß Glauben zu leben muss für Noah und seine Familie ebenso schwierig gewesen sein wie für Henoch, Noahs Urgroßvater, um den es im vorangehenden Artikel ging. In Noahs wie in Henochs Tagen bildeten wahre Anbeter eine kleine Minderheit — nur acht Personen erwiesen sich als treu und überlebten die Sintflut. Noah predigte Gerechtigkeit in einer gewalttätigen und unmoralischen Welt. Außerdem baute er zusammen mit seiner Familie eine riesige hölzerne Arche, um sich auf eine weltweite Flut vorzubereiten, obwohl niemand jemals eine solche Flut erlebt hatte. Das muss allen, die den Bau beobachteten, sehr fremdartig erschienen sein.
4. Was bemängelte Jesus an den Zeitgenossen Noahs?
4 Als Jesus auf die Tage Noahs Bezug nahm, sagte er interessanterweise nichts über Gewalt, falsche Religion oder Unmoral — so schlimm das alles war. Jesus bemängelte, dass man die Warnung, die gegeben wurde, außer Acht ließ. Er sagte: „Sie aßen und tranken, Männer heirateten und Frauen wurden verheiratet bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche hineinging.“ Was war daran verkehrt, zu essen, zu trinken, zu heiraten und verheiratet zu werden? Sie führten doch nur ein „normales“ Leben! Das schon, aber es sollte eine Flut kommen, und Noah predigte Gerechtigkeit. Seine Worte und sein Wandel hätten ihnen zu denken geben müssen. Dennoch „nahmen [sie] keine Kenntnis davon, bis die Sintflut kam und sie alle wegraffte“ (Matthäus 24:38, 39).
5. Welche Eigenschaft brauchten Noah und seine Familie?
5 Ein Rückblick auf jene Zeit verrät, wie weise Noahs Lebensweg war. Allerdings erforderte es in den Tagen vor der Sintflut Mut, anders zu sein als all die anderen. Noah und seine Familie brauchten eine starke Überzeugung, um die riesige Arche zu bauen und sie mit Vertretern der Tierarten zu füllen. Ob sich diese treuen Menschen wohl manchmal wünschten, weniger aufzufallen und einfach nur ein „normales“ Leben zu führen? Selbst wenn ihnen solche Gedanken gekommen sein sollten, litt ihre Lauterkeit nicht darunter. Nach vielen Jahren — länger als wohl irgendeiner von uns in dem gegenwärtigen System der Dinge noch ausharren muss — führte der Glaube Noahs für ihn zum Überleben der Sintflut. Jehova vollstreckte jedoch sein Strafgericht an allen, die ein „normales“ Leben führten und an denen die Bedeutung der Zeit, in der sie lebten, völlig vorbeiging.
Menschen leiden wieder unter Gewalt
6. Welche Lage herrschte auch noch nach der Sintflut?
6 Als sich das Wasser der Sintflut verlaufen hatte, nahm die Menschheit einen neuen Anfang. Der Mensch war jedoch nach wie vor unvollkommen und weiterhin war „die Neigung des Menschenherzens böse . . . von seiner Jugend an“ (1. Mose 8:21). Außerdem waren die Dämonen immer noch sehr aktiv, obwohl sie sich nicht mehr materialisieren konnten. Sehr schnell ließ die Welt gottloser Menschen erkennen, dass sie ‘in der Macht dessen liegt, der böse ist’, und genau wie heute mussten wahre Anbeter gegen „die Machenschaften des Teufels“ ankämpfen (1. Johannes 5:19; Epheser 6:11, 12).
7. In welchem Ausmaß nahm die Gewalt in der Welt nach der Sintflut zu?
7 Nach der Sintflut wurde die Erde spätestens zur Zeit Nimrods wieder zum Schauplatz der von Menschen ausgeübten Gewalt. Parallel zu der wachsenden Bevölkerung und dem größeren technischen Fortschritt eskalierte diese Gewalt im Laufe der Zeit. Früher kannte man Schwert, Speer, Pfeil und Bogen sowie Streitwagen. In jüngerer Zeit gab es Musketen und Kanonen, dann Gewehre und die hoch entwickelten schweren Geschütze Anfang des 20. Jahrhunderts. Im 1. Weltkrieg wurden noch schrecklichere Waffen eingesetzt wie Flugzeuge, Panzer, Unterseeboote und Giftgas. Durch diese Waffen starben in jenem Krieg Millionen von Menschen. Kam all das unerwartet? Nein.
8. Wie hat sich Offenbarung 6:1-4 erfüllt?
8 Im Jahr 1914 wurde Jesus zum König des himmlischen Königreiches Gottes eingesetzt und der „Tag des Herrn“ begann (Offenbarung 1:10). In einer Vision aus dem Bibelbuch Offenbarung ist Jesus als König zu sehen, der siegreich auf einem weißen Pferd reitet. Andere Reiter folgen ihm; jeder Reiter bedeutet eine Plage für die Menschheit. Einer reitet auf einem feuerfarbenen Pferd. Es wurde ihm gewährt, „den Frieden von der Erde wegzunehmen, sodass sie einander hinschlachten würden, und ein großes Schwert wurde ihm gegeben“ (Offenbarung 6:1-4). Das Pferd und sein Reiter versinnbildlichen Krieg und das große Schwert steht für die modernen Kriegswaffen mit bis dahin ungekannter Schlagkraft. Dazu zählen heute Kernwaffen, die von Trägerraketen in Tausende von Kilometern entfernte Ziele befördert werden und mit nur einem Einschlag Zehntausende von Menschenleben auslöschen können. Hinzu kommen noch hoch entwickelte chemische und biologische Massenvernichtungswaffen.
Wir beachten Jehovas Warnungen
9. Was zeigt ein Vergleich der Welt von heute mit der Welt vor der Sintflut?
9 In den Tagen Noahs vernichtete Jehova die Menschen wegen der extremen Gewaltakte, die sie zusammen mit den Nephilim verübten. Wie verhält es sich heute? Ist die Welt weniger gewalttätig, als sie es damals war? Kaum! Überdies gehen die Menschen heute wie in Noahs Tagen den alltäglichen Beschäftigungen nach, versuchen ein „normales“ Leben zu führen und schlagen alle Warnungen, die verkündet werden, in den Wind (Lukas 17:26, 27). Gibt es also irgendeinen Grund, daran zu zweifeln, dass Jehova wiederum eine Vernichtung über die Menschheit bringen wird? Nein.
10. (a) Wovor wird in biblischen Prophezeiungen immer wieder gewarnt? (b) Was zu tun ist heute das einzig Vernünftige?
10 Hunderte von Jahren vor der Sintflut kündigte Henoch die Vernichtung an, die für unsere Zeit vorgesehen ist (Judas 14, 15). Auch Jesus sprach von der kommenden „großen Drangsal“ (Matthäus 24:21). Andere Propheten wiesen ebenfalls warnend auf diese Zeit hin (Hesekiel 38:18-23; Daniel 12:1; Joel 2:31, 32). Und im Bibelbuch Offenbarung wird jene endgültige Vernichtung anschaulich geschildert (Offenbarung 19:11-21). Als Einzelne nehmen wir uns Noah zum Vorbild und sind im Predigen von Gerechtigkeit genauso eifrig wie er. Wir beachten die Warnungen Jehovas und helfen anderen, es auch zu tun. Demnach wandeln wir wie Noah mit Gott. Es ist wirklich wichtig, dass jeder, der leben möchte, weiterhin mit Gott wandelt. Wie ist das trotz aller täglichen Belastungen möglich? Wir müssen einen starken Glauben an die Verwirklichung des Vorsatzes Gottes entwickeln (Hebräer 11:6).
Trotz turbulenter Zeiten weiterhin mit Gott wandeln
11. Wie ahmen wir die Christen aus dem ersten Jahrhundert nach?
11 Die gesalbten Christen des ersten Jahrhunderts gehörten zu dem „WEG“, wie man damals sagte (Apostelgeschichte 9:2). Ihr ganzes Leben war vom Glauben an Jehova und Jesus Christus geprägt. Sie gingen den gleichen Weg wie ihr Herr. Treue Christen heute tun es ebenfalls.
12. Was geschah, nachdem Jesus eine Menschenmenge durch ein Wunder gespeist hatte?
12 Wie wichtig der Glaube ist, zeigt ein Ereignis im Dienst Jesu. Einmal speiste Jesus eine große Menschenmenge. Die etwa 5 000 Männer sowie Frauen und Kinder waren erstaunt und zugleich hocherfreut. Beachten wir jedoch, was darauf geschah. Wir lesen: „Als somit die Menschen die Zeichen sahen, die er tat, begannen sie zu sagen: ,Dieser ist bestimmt der Prophet, der in die Welt kommen soll.‘ Als nun Jesus erkannte, dass sie im Begriff waren, zu kommen und ihn zu ergreifen, um ihn zum König zu machen, zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein“ (Johannes 6:10-15). An jenem Abend begab er sich an einen anderen Ort. Viele waren wahrscheinlich enttäuscht, weil Jesus das Königtum ablehnte. Schließlich hatte er bewiesen, dass er die für einen König nötige Weisheit besaß und die Macht, die leiblichen Bedürfnisse der Menschen zu stillen. Es war aber noch nicht die Zeit gekommen, die Jehova für den Beginn des Königtums Jesu vorgesehen hatte. Außerdem sollte das Königreich Jesu nicht irdischer, sondern himmlischer Natur sein.
13, 14. Welche Denkweise war bei vielen zu erkennen, und wodurch wurde ihr Glaube auf eine Probe gestellt?
13 Dennoch folgten die vielen Menschen Jesus unbeirrt und sie fanden ihn, wie Johannes sagt, „auf der anderen Seite des Meeres“. Warum folgten sie ihm, obwohl er auf ihre Bemühungen, ihn zum König zu machen, nicht eingegangen war? Viele dachten fleischlich und sprachen eindringlich von den materiellen Gaben, die die Israeliten in Moses’ Tagen von Jehova in der Wildnis erhalten hatten. Sie wollten damit andeuten, Jesus solle sie weiterhin materiell versorgen. Er erkannte ihre falschen Beweggründe und lehrte sie dann geistige Wahrheiten, die sie zum Umdenken bewegen sollten (Johannes 6:17, 24, 25, 30, 31, 35-40). Darauf reagierten einige unwillig, vor allem als er gleichnishaft Folgendes äußerte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohnes esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst. Wer sich von meinem Fleisch nährt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn am letzten Tag zur Auferstehung bringen“ (Johannes 6:53, 54).
14 Jesu Veranschaulichungen bewirkten oft, dass die Menschen zeigten, ob sie wirklich mit Gott wandeln wollten. Letztere bildete keine Ausnahme. Sie löste heftige Reaktionen aus. Wir lesen: „Daher sagten viele von seinen Jüngern, als sie dies hörten: ,Diese Rede ist anstößig; wer kann sie anhören?‘ “ Jesus erklärte dann, sie sollten auf die geistige Bedeutung seiner Worte achten. Er sagte: „Der Geist ist es, der Leben gibt; das Fleisch ist von gar keinem Nutzen. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“ Trotzdem wollten viele nichts mehr hören, wie es der Bericht weiter zeigt: „Deswegen wandten sich viele seiner Jünger ab, den hinter ihnen liegenden Dingen zu, und gingen nicht mehr mit ihm“ (Johannes 6:60, 63, 66).
15. Welche richtige Ansicht hatten einige Nachfolger Jesu?
15 So reagierten allerdings nicht alle Jünger Jesu. Die loyalen Jünger hatten zwar auch nicht alles ganz verstanden, was Jesus gesagt hatte, aber ihr Vertrauen in ihn blieb unerschüttert. Petrus, einer der loyalen Jünger, sprach für alle, die bei Jesus blieben, als er sagte: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens“ (Johannes 6:68). Welch eine herausragende Einstellung und was für ein vorzügliches Beispiel!
16. Was könnte für uns eine Prüfung sein, und welche Denkweise sollten wir richtigerweise anstreben oder beibehalten?
16 Wir heute könnten ebenso auf die Probe gestellt werden wie damals die Jünger. Wir könnten zum Beispiel enttäuscht sein, weil sich Jehovas Verheißungen nicht so schnell erfüllen, wie wir es persönlich gern hätten. Wir meinen vielleicht, in unseren biblischen Veröffentlichungen seien gewisse Erklärungen von Bibeltexten schwer verständlich. Das Verhalten eines Mitchristen könnte uns enttäuschen. Wäre es richtig, aus diesen oder ähnlichen Gründen nicht mehr mit Gott zu wandeln? Natürlich nicht! Die Jünger, die Jesus verließen, verrieten eine fleischliche Denkweise. Wir dürfen es ihnen nicht gleichtun.
‘Wir sind nicht von denen, die zur Vernichtung zurückweichen’
17. Was kann uns helfen, weiterhin mit Gott zu wandeln?
17 Der Apostel Paulus schrieb: „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert“ (2. Timotheus 3:16). Durch die Bibel sagt uns Jehova unmissverständlich: „Dies ist der Weg. Wandelt darauf“ (Jesaja 30:21). Wenn wir dem Wort Gottes gehorchen, ist es für uns leichter, streng darüber zu wachen, wie wir wandeln (Epheser 5:15). Die Bibel zu studieren und über das, was wir lernen, nachzudenken befähigt uns, weiterhin in der Wahrheit zu wandeln (3. Johannes 3). „Der Geist ist es, der Leben gibt“, wie Jesus treffend sagte, „das Fleisch ist von gar keinem Nutzen.“ Die einzige zuverlässige Anleitung für unsere Schritte ist die geistige Anleitung durch Jehovas Wort, durch seinen Geist und durch seine Organisation.
18. (a) Was tun manche unklugerweise? (b) Was für einen Glauben erhalten wir uns?
18 Diejenigen, die heute aufgrund fleischlichen Denkens oder enttäuschter Erwartungen verstimmt sind, gehen meistens dazu über, so viel wie möglich von den Angeboten der Welt mitzunehmen. Da sie das Empfinden dafür verlieren, dass die Zeit drängt, halten sie es nicht für nötig, ‘beharrlich zu wachen’, und verfolgen lieber eigennützige Ziele, als die Königreichsinteressen allem voranzustellen (Matthäus 24:42). Sich so zu verhalten ist überaus unklug. Beachten wir die Worte des Paulus: „Wir . . . sind nicht von denen, die zur Vernichtung zurückweichen, sondern von denen, die Glauben haben zum Lebendigerhalten der Seele“ (Hebräer 10:39). Wir leben zwar wie Henoch und Noah in turbulenten Zeiten, aber wie sie haben wir das Vorrecht, mit Gott zu wandeln. Wenn wir mit Jehova wandeln, haben wir die gesicherte Erwartung, dass wir erleben, wie sich seine Verheißungen erfüllen, wie das Böse vernichtet wird und eine gerechte neue Welt entsteht. Welch eine wunderbare Aussicht!
19. Wie beschreibt Micha den Lauf, den wahre Anbeter einschlagen?
19 Der Prophet Micha sagte unter Inspiration über die Völker der Welt, dass „jedes im Namen seines Gottes wandeln“ würde. Dann sprach er von sich und anderen treuen Anbetern und sagte: „Wir aber unsererseits werden im Namen Jehovas, unseres Gottes, wandeln auf unabsehbare Zeit, ja immerdar“ (Micha 4:5). Wenn wir genauso entschlossen sind wie Micha, dann wollen wir Jehova nahe bleiben, ganz gleich wie turbulent die Zeiten noch werden (Jakobus 4:8). Mögen wir alle es uns von Herzen wünschen, mit Jehova, unserem Gott, zu wandeln — jetzt und bis auf unabsehbare Zeit, ja immerdar!
-