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  • Ein Volk, das eindeutig „sein eigen ist, eifrig für vortreffliche Werke“
    Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes
    • Abschnitt 7

      Ein Volk, das eindeutig „sein eigen ist, eifrig für vortreffliche Werke“

      Warum glauben Jehovas Zeugen, daß sie von Gott geleitet werden? Was kennzeichnet sie als wahre Jünger Jesu Christi? Nach welchem weiteren großen Ereignis halten sie Ausschau, da sie doch verkündigen, daß Gottes Königreich bereits vom Himmel aus herrscht? Diese Fragen werden im letzten Abschnitt (Kapitel 31 bis 33) beantwortet.

  • Von Gott auserwählt und geleitet — Wie?
    Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes
    • Kapitel 31

      Von Gott auserwählt und geleitet — Wie?

      „ES IST ganz logisch, daß es nur e i n e wahre Religion geben kann. Dies ist in Übereinstimmung mit der Tatsache, daß der wahre Gott ‚nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens‘ ist (1. Korinther 14:33). Die Bibel sagt, daß es in Wirklichkeit nur ‘e i n e n Glauben’ gibt (Epheser 4:5). Wer bildet denn heute die Gemeinschaft der wahren Anbeter? Wir sagen ohne Zögern, daß es Jehovas Zeugen sind.“ So heißt es in dem Buch Du kannst für immer im Paradies auf Erden lebena.

      „Wieso sind Sie sich so sicher, daß Sie die wahre Religion haben?“ mögen manche fragen. „Sie haben keine übernatürlichen Beweise — wie zum Beispiel Wundergaben. Und mußten Sie nicht im Laufe der Jahre Ihre Ansichten und Lehren ändern? Worauf beruht also Ihre Überzeugung, daß Sie von Gott geleitet werden?“

      Diese Fragen lassen sich besser beantworten, wenn wir zunächst betrachten, wie Jehova sein Volk in alter Zeit auserwählt und geleitet hat.

      Von Gott auserwählt — in biblischer Zeit

      Im 16. Jahrhundert v. u. Z. versammelte Jehova die Israeliten am Berg Sinai und ermunterte sie, sein auserwähltes Volk zu werden. Zuerst teilte Jehova ihnen jedoch mit, daß sie bestimmte Bedingungen erfüllen müßten. Er sagte zu ihnen: „Wenn ihr meiner Stimme genau gehorchen ... werdet, dann werdet ihr bestimmt mein besonderes Eigentum ... werden“ (2. Mo. 19:5). Durch Moses legte Jehova die Bedingungen deutlich dar, worauf das Volk antwortete: „Alle Worte, die Jehova geredet hat, wollen wir tun.“ Danach schloß Jehova mit den Israeliten einen Bund und gab ihnen sein Gesetz (2. Mo. 24:3-8, 12).

      Von Gott auserwählt — welch ein erhabenes Vorrecht! Aber dieses Vorrecht brachte für die Israeliten die Verpflichtung mit sich, dem Gesetz Gottes genau zu gehorchen. Ungehorsam würde dazu führen, daß sie als Nation verworfen würden. Um ihnen eine heilsame Furcht einzuflößen, damit sie ihm gehorchen würden, bewirkte Jehova höchst eindrucksvolle übernatürliche Zeichen — „ein Donnern und Blitzen begann“, und „der ganze Berg zitterte sehr“ (2. Mo. 19:9, 16-18; 20:18, 20). Während der nächsten ungefähr 1 500 Jahre hatten die Israeliten eine einzigartige Stellung — sie waren Gottes auserwähltes Volk.

      Im ersten Jahrhundert u. Z. trat jedoch eine Wende ein. Israel verlor seine bevorrechtigte Stellung, als Jehova sich von ihm abwandte, weil es seinen Sohn verworfen hatte (Mat. 21:43; 23:37, 38; Apg. 4:24-28). Damals brachte Jehova die auf Christus gegründete frühe Christenversammlung hervor. Zu Pfingsten 33 u. Z. goß Jehova seinen heiligen Geist auf Jesu Nachfolger in Jerusalem aus und machte sie zu einem ‘auserwählten Geschlecht, einer heiligen Nation, einem Volk zum besonderen Besitz’ (1. Pet. 2:9; Apg. 2:1-4; Eph. 2:19, 20). Sie wurden „Gottes Auserwählte“ (Kol. 3:12).

      Nur unter bestimmten Voraussetzungen konnte man dieser auserwählten Nation angehören. Jehova legte genau fest, welchen Erfordernissen auf sittlichem und geistigem Gebiet man entsprechen mußte (Gal. 5:19-24). Wer die Bedingungen erfüllte, konnte von ihm auserwählt werden. War man einmal von Gott auserwählt, kam es allerdings darauf an, daß man fortfuhr, Gottes Gesetzen zu gehorchen. Nur diejenigen, die ‘ihm als dem Herrscher gehorchten’, würden weiterhin seinen heiligen Geist empfangen (Apg. 5:32). Personen, die ihm nicht gehorchten, liefen Gefahr, aus der Versammlung hinausgetan zu werden und ihr Erbe im Königreich Gottes zu verlieren (1. Kor. 5:11-13; 6:9, 10).

      Aber was würde anderen die Gewißheit geben, daß Gott die frühe Christenversammlung dazu auserwählt hatte, Israel als „die Versammlung Gottes“ abzulösen? (Apg. 20:28). Die Wahl, die Gott getroffen hatte, war offenkundig. Nach dem Tod Jesu verlieh er den Gliedern der frühen Christenversammlung Wundergaben und zeigte dadurch, daß sie nun seine Auserwählten waren (Heb. 2:3, 4).

      Bedurfte es in biblischer Zeit immer übernatürlicher Zeichen oder Wunder, damit man erkennen konnte, wer von Gott auserwählt und geleitet wurde? Nein, keineswegs. Wundertaten gehörten nicht zum Alltag der biblischen Geschichte. Die meisten Menschen, die in biblischer Zeit lebten, wurden niemals Zeuge eines Wunders. Die Mehrzahl der Wunder, von denen die Bibel berichtet, ereigneten sich zur Zeit Mose und Josuas (16. und 15. Jahrhundert v. u. Z.), Elias und Elisas (10. und 9. Jahrhundert v. u. Z.) und Jesu und seiner Apostel (1. Jahrhundert u. Z.). Andere treue Menschen, die von Gott zu einem bestimmten Zweck auserwählt wurden — zum Beispiel Abraham und David —, beobachteten oder erlebten Kundgebungen der Macht Gottes, aber es gibt keine Beweise dafür, daß sie selbst Wunder wirkten (1. Mo. 18:14; 19:27-29; 21:1-3; vergleiche 2. Samuel 6:21; Nehemia 9:7). Von den Wundergaben im ersten Jahrhundert wurde in der Bibel vorhergesagt, daß sie „weggetan“ würden (1. Kor. 13:8). Und das geschah, als die letzten von den 12 Aposteln und von denen, die durch sie die Wundergaben empfangen hatten, starben. (Vergleiche Apostelgeschichte 8:14-20.)

      Von Gott auserwählt in unserer Zeit?

      Nach dem ersten Jahrhundert breitete sich der vorhergesagte Abfall ungehindert aus (Apg. 20:29, 30; 2. Thes. 2:7-12). Viele Jahrhunderte lang leuchtete die Lampe des wahren Christentums nur spärlich. (Vergleiche Matthäus 5:14-16.) In einem Gleichnis wies Jesus jedoch darauf hin, daß sich beim ‘Abschluß des Systems der Dinge’ der „Weizen“ (wahre Christen) deutlich vom „Unkraut“ (Scheinchristen) unterscheiden würde. Der Weizen, das heißt die „Auserwählten“, würden wie im ersten Jahrhundert in e i n e wahre Christenversammlung eingesammelt werden (Mat. 13:24-30, 36-43; 24:31). Jesus bezeichnete die gesalbten Glieder dieser Versammlung auch als den ‘treuen und verständigen Sklaven’ und wies darauf hin, daß sie in der Zeit des Endes geistige Speise austeilen würden (Mat. 24:3, 45-47). Dem treuen Sklaven würde sich „eine große Volksmenge“ wahrer Anbeter aus allen Nationen anschließen (Offb. 7:9, 10; vergleiche Micha 4:1-4).

      Woran wären wahre Anbeter in der Zeit des Endes zu erkennen? Würden sie immer recht haben, und wären ihre Ansichten unfehlbar? Jesu Apostel waren nicht über jede Korrektur erhaben (Luk. 22:24-27; Gal. 2:11-14). Wie die Apostel, so müssen wahre Nachfolger Christi auch heute demütig sein, bereit, Zucht anzunehmen und wenn nötig Änderungen vorzunehmen, um ihre Gedanken immer mehr mit Gottes Gedanken in Übereinstimmung zu bringen (1. Pet. 5:5, 6).

      Welche Gruppe erwies sich als die eine wahre christliche Organisation, als die Welt 1914 in die letzten Tage eintrat? In der Christenheit gab es zahlreiche Kirchen, die behaupteten, Christus zu vertreten. Doch die Frage ist: Welche von ihnen — wenn überhaupt eine — genügte den biblischen Anforderungen?

      Die eine wahre Christenversammlung mußte eine Organisation sein, die sich nach der Bibel als ihrer ersten Autorität ausrichtet, eine Organisation, die nicht lediglich einzelne Verse zitiert und das übrige verwirft, wenn es nicht ihrer derzeitigen Theologie entspricht (Joh. 17:17; 2. Tim. 3:16, 17). Sie mußte eine Organisation sein, deren Angehörige — nicht nur einige, sondern alle — Christus wirklich darin nachahmen, kein Teil der Welt zu sein. Wie hätte sie also, so wie die Kirchen der Christenheit es wiederholt getan haben, sich politisch betätigen können? (Joh. 15:19; 17:16). Die wahre Christenversammlung mußte für den göttlichen Namen, Jehova, Zeugnis ablegen und das Werk verrichten, das Jesus geboten hatte — das Predigen der guten Botschaft von Gottes Königreich. Wie im ersten Jahrhundert wären nicht nur einige wenige, sondern alle, die der Versammlung angehören, eifrige Evangeliumsverkündiger (Jes. 43:10-12; Mat. 24:14; 28:19, 20; Kol. 3:23). Wahre Anbeter wären außerdem für ihre aufopferungsvolle Liebe zueinander bekannt, eine Liebe, die sie über Rassenunterschiede und Landesgrenzen hinweg zu einer weltweiten Bruderschaft vereint. Es würde nicht genügen, wenn diese Liebe in einzelnen Fällen zu erkennen wäre; sie mußte ein auffallendes Merkmal der gesamten Organisation sein (Joh. 13:34, 35).

      Als 1914 die Zeit des Endes begann, wurde offensichtlich keine der Kirchen der Christenheit den biblischen Maßstäben für die e i n e wahre Christenversammlung gerecht. Wie stand es jedoch mit den damals als Bibelforscher bekannten Zeugen Jehovas?

      Erfolgreiche Suche nach Wahrheit

      Als junger Mann kam C. T. Russell zu der Überzeugung, daß die Lehren der Bibel in der Christenheit in großem Maße entstellt wurden. Er glaubte ferner, daß die Zeit gekommen war, wo Gottes Wort verstanden werden sollte, und daß Menschen, die die Bibel aufrichtig studierten und sie in ihrem Leben anwandten, Verständnis erhalten würden.

      In einer Biographie von Russell, die kurz nach seinem Tod erschien, hieß es: „Er war nicht Gründer einer neuen Religion und machte auch nie einen solchen Anspruch. Er belebte nur die großen Wahrheiten, die Jesus und die Apostel gelehrt hatten, wieder und stellte sie in das Licht des zwanzigsten Jahrhunderts. Er sagte nicht, daß er eine besondere Offenbarung von Gott empfangen habe, sondern er hielt dafür, daß die von Gott bestimmte Zeit zum Verstehen der Bibel herbeigekommen wäre und daß er, da er dem Herrn und seinem Dienst völlig geweiht war, gewürdigt worden war, sie zu verstehen. Da er sich der Entwicklung der Früchte und Gnaden des Heiligen Geistes widmete, erfüllte sich bei ihm auch die Verheißung Gottes: ‚Denn wenn diese Dinge bei euch sind und reichlich vorhanden, so stellen sie euch nicht träge noch fruchtleer hin in bezug auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesu Christi‘ (2. Pet. 1:5-8)“ (Der Wacht-Turm, Februar 1917, S. 20).

      Die von C. T. Russell und seinen Gefährten unternommene Suche nach dem Verständnis der Bibel war erfolgreich. Sie liebten die Wahrheit und glaubten, daß die Bibel das inspirierte Wort Gottes ist (2. Tim. 3:16, 17). Sie verwarfen sowohl die evolutionistischen Vorstellungen Darwins als auch die den Glauben zerstörenden Ansichten der Bibelkritiker. Da sie die Heilige Schrift als höchste Autorität anerkannten, lehnten sie außerdem die unbiblischen Lehren von der Dreieinigkeit, von der Unsterblichkeit der Seele und von der ewigen Qual ab — Lehren, die in heidnischen Religionen wurzeln. Einige der „großen Wahrheiten“, die sie annahmen, waren folgende: Jehova ist der Schöpfer aller Dinge; Jesus Christus ist Gottes Sohn, der sein Leben als ein Lösegeld für andere hingegeben hat; bei seiner Wiederkunft würde Jesus als Geistgeschöpf unsichtbar gegenwärtig sein (Mat. 20:28; Joh. 3:16; 14:19; Offb. 4:11). Ihnen war auch klar, daß der Mensch eine sterbliche Seele ist (1. Mo. 2:7; Hes. 18:20).

      Zwar wurden nicht alle diese Wahrheiten von den mit Russell verbundenen Bibelforschern enthüllt; vieles davon wurde schon vorher von aufrichtigen Personen, die sich als Christen bekannten, verstanden, und manche bezogen für ihre Glaubensansichten Stellung, obwohl diese unbeliebt waren. Erfüllten sie aber alle biblischen Erfordernisse für die wahre Anbetung? Waren sie beispielsweise wirklich kein Teil der Welt, wie Jesus es von seinen wahren Nachfolgern vorhergesagt hatte?

      Wodurch unterschieden sich die ersten mit Russell verbundenen Bibelforscher, außer durch ihre Einstellung zur Bibel, noch von anderen? Zweifellos dadurch, daß sie ihre Glaubensansichten eifrig verbreiteten und großen Wert auf die Verkündigung des Namens und des Königreiches Gottes legten. Obwohl sie relativ wenige waren, predigten sie die gute Botschaft bald in zahlreichen Ländern und Inselgebieten. Und waren sie wirklich kein Teil der Welt als Nachfolger Christi? In gewisser Hinsicht schon. Aber vom Ersten Weltkrieg an erkannten sie ihre diesbezügliche Verantwortung immer deutlicher, und heute ist die Entschlossenheit, kein Teil der Welt zu sein, ein charakteristisches Merkmal der Zeugen Jehovas. Man bedenke, daß sie, als andere religiöse Gruppen den Völkerbund und später die Vereinten Nationen willkommen hießen, das Königreich Gottes und nicht eine von Menschen geschaffene Organisation als die einzige Hoffnung für die Menschheit verkündigten.

      Wurden aber nicht einige Glaubenslehren der Zeugen Jehovas im Laufe der Jahre geändert? Weshalb waren solche Änderungen nötig, wenn Jehovas Zeugen wirklich von Gott auserwählt und geleitet wurden und wenn ihre Lehren sich von Anfang an auf die Bibel stützten?

      Wie Jehova sein Volk leitet

      Die Angehörigen der einen wahren christlichen Organisation empfangen heute weder Offenbarungen von Engeln, noch sind sie von Gott inspiriert. Was ihnen jedoch zur Verfügung steht, ist die inspirierte Heilige Schrift, in der Gottes Gedanken und sein Wille geoffenbart werden. Als Organisation und als einzelne müssen sie die Bibel als die göttliche Wahrheit annehmen, sie sorgfältig studieren und sie in sich wirksam werden lassen (1. Thes. 2:13). Doch wie gelangen sie zu dem richtigen Verständnis des Wortes Gottes?

      In der Bibel selbst heißt es: „Sind Deutungen nicht Sache Gottes?“ (1. Mo. 40:8). Wenn sie beim Bibelstudium auf eine schwerverständliche Textstelle stoßen, müssen sie nach anderen inspirierten Textstellen forschen, in denen das betreffende Thema näher beleuchtet wird. Somit lassen sie die Bibel sich selbst auslegen, und auf diesem Weg suchen sie das in Gottes Wort dargelegte „Muster“ der Wahrheit zu verstehen (2. Tim. 1:13). Durch seinen heiligen Geist leitet oder führt Jehova sie zu einem solchen Verständnis. Damit sein Geist sie aber führen kann, müssen sie dessen Früchte hervorbringen; sie dürfen ihn nicht betrüben oder ihm entgegenwirken, und sie müssen für sein Drängen empfänglich bleiben (Gal. 5:22, 23, 25; Eph. 4:30). Überdies stärken sie ihren Glauben fortgesetzt durch die eifrige Anwendung des Gelernten, und das trägt dazu bei, daß sie ein immer klareres Verständnis darüber erlangen, wie sie in der Welt, von der sie kein Teil sind, Gottes Willen tun müssen (Luk. 17:5; Phil. 1:9, 10).

      Jehova hat sein Volk stets zu einem klareren Verständnis seines Willens geführt (Ps. 43:3). Sein Vorgehen könnte folgendermaßen veranschaulicht werden: Für jemand, der längere Zeit in einem dunklen Raum war, ist es gewiß am besten, wenn er dem Licht allmählich ausgesetzt wird. In ähnlicher Weise hat Jehova seine Diener dem Licht der Wahrheit ausgesetzt; er hat sie fortschreitend erleuchtet. (Vergleiche Johannes 16:12, 13.) Der Spruch hat sich bewahrheitet: „Der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Licht, das heller und heller wird, bis es voller Tag ist“ (Spr. 4:18).

      Daß ein klares Verständnis des Willens und der Vorsätze Jehovas sich oft allmählich einstellt, wird durch Jehovas Handlungsweise mit seinen auserwählten Dienern in biblischer Zeit bestätigt. So verstand Abraham nicht völlig, wie Jehovas Vorsatz in Verbindung mit dem „Samen“ verwirklicht werden würde (1. Mo. 12:1-3, 7; 15:2-4; vergleiche Hebräer 11:8). Daniel erfaßte nicht, wie sich die von ihm aufgezeichneten Prophezeiungen schließlich erfüllen würden (Dan. 12:8, 9). Als Jesus auf der Erde war, gab er zu, daß er nicht wußte, an welchem Tag und zu welcher Stunde das gegenwärtige System der Dinge enden würde (Mat. 24:36). Die Apostel begriffen zunächst nicht, daß Jesu Königreich ein himmlisches Königreich sein würde, daß es nicht im ersten Jahrhundert aufgerichtet werden sollte und daß sogar Nichtjuden es erben könnten (Luk. 19:11; Apg. 1:6, 7; 10:9-16, 34, 35; 2. Tim. 4:18; Offb. 5:9, 10).

      Es sollte uns nicht überraschen, daß Jehova auch in neuerer Zeit sein Volk oft als eine voranschreitende Organisation geleitet und es in bezug auf biblische Wahrheiten schrittweise erleuchtet hat. Die Wahrheiten selbst ändern sich nicht. Wahrheit bleibt Wahrheit. Jehovas Wille und sein Vorsatz — dargelegt in der Bibel — stehen unveränderlich fest (Jes. 46:10). Aber das Verständnis, das seine Diener von diesen Wahrheiten haben, wird nach und nach klarer, und zwar zu der von Jehova vorgesehenen Zeit, „zur rechten Zeit“ (Mat. 24:45; vergleiche Daniel 12:4, 9). Es kann daher vorkommen, daß Gottes Diener wegen eines menschlichen Irrtums oder wegen einer auf falschen Annahmen beruhenden Begeisterung ihren Standpunkt ändern müssen.

      Zum Beispiel haben Jehovas Zeugen aus Eifer und Begeisterung für die Rechtfertigung der Souveränität Jehovas mehrmals in ihrer neuzeitlichen Geschichte verfrühte Erwartungen gehegt, was die Zeit anbelangt, wann Satans böses System der Dinge enden würde (Hes. 38:21-23). Jehova hat die genaue Zeit jedoch nicht im voraus geoffenbart (Apg. 1:7). Deshalb mußte Jehovas Volk seine Ansichten in diesem Punkt berichtigen.

      Solche Berichtigungen des Standpunkts bedeuten nicht, daß sich Gottes Vorsatz geändert hat. Auch besteht deswegen kein Grund zu der Annahme, das Ende dieses Systems liege noch in ferner Zukunft. Im Gegenteil! Die Erfüllung biblischer Prophezeiungen über den ‘Abschluß des Systems der Dinge’ bestätigt, daß das Ende nahe ist (Mat. 24:3). Läßt demnach die Tatsache, daß Jehovas Zeugen verfrühte Erwartungen gehegt haben, darauf schließen, daß sie nicht von Gott geleitet werden? Nein, genausowenig wie die Frage der Jünger, ob das Königreich in ihren Tagen unmittelbar bevorstünde, darauf schließen ließ, daß sie nicht von Gott auserwählt worden waren und nicht von ihm geleitet wurden (Apg. 1:6; vergleiche Apostelgeschichte 2:47; 6:7).

      Warum sind sich Jehovas Zeugen so sicher, daß sie die wahre Religion haben? Weil sie das, was die Bibel über die Erkennungsmerkmale wahrer Anbeter sagt, glauben und annehmen. Ihre neuzeitliche Geschichte, die in vorhergehenden Kapiteln der vorliegenden Veröffentlichung behandelt wurde, zeigt, daß sie nicht lediglich als einzelne, sondern als Organisation die Erfordernisse erfüllen: Sie treten für die Bibel als Gottes heiliges Wort der Wahrheit ein (Joh. 17:17), sie halten sich völlig von weltlichen Angelegenheiten getrennt (Jak. 1:27; 4:4), sie legen für den göttlichen Namen Jehova Zeugnis ab und verkündigen Gottes Königreich als die einzige Hoffnung der Menschheit (Mat. 6:9; 24:14; Joh. 17:26), und sie haben echte Liebe zueinander (Joh. 13:34, 35).

      Wieso ist Liebe ein hervorragendes Erkennungsmerkmal von Anbetern des wahren Gottes? An welcher Art Liebe sind wahre Christen zu erkennen?

      [Fußnote]

      a Herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.

  • „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid“
    Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes
    • Kapitel 32

      „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid“

      ES WAR am 14. Nisan 33 u. Z., am letzten Abend des irdischen Lebens Jesu. Er wußte, daß sein Tod nahe bevorstand, doch er dachte nicht an sich, sondern nutzte die Gelegenheit, seine Jünger zu stärken.

      Jesus wußte, daß die Jünger nach seinem Weggang Schwierigkeiten haben würden. Sie würden um seines Namens willen „Gegenstand des Hasses aller Nationen“ sein (Mat. 24:9). Satan würde versuchen, sie zu entzweien und zu verderben (Luk. 22:31). Als Folge des Abfalls würden plötzlich Scheinchristen auftreten (Mat. 13:24-30, 36-43). Und ‘wegen der zunehmenden Gesetzlosigkeit würde die Liebe der meisten erkalten’ (Mat. 24:12). Was würde nun seine wahren Jünger angesichts all dessen zusammenhalten? In erster Linie ihre Liebe zu Jehova, sie würde als einigendes Band dienen (Mat. 22:37, 38). Doch sie sollten auch einander lieben, und zwar auf eine Weise, wie es in der Welt nicht üblich wäre (Kol. 3:14; 1. Joh. 4:20). An welcher Art Liebe wären Jesu wahre Nachfolger gemäß seinen Worten deutlich zu erkennen?

      An jenem letzten Abend auferlegte Jesus seinen Jüngern folgendes Gebot: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe, daß auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt“ (Joh. 13:34, 35). An jenem Abend erwähnte Jesus die Liebe mehr als 20mal, und dreimal sprach er von dem Gebot, ‘einander zu lieben’ (Joh. 15:12, 17). Natürlich dachte Jesus nicht nur an seine 11 treuen Apostel, die an dem betreffenden Abend bei ihm waren, sondern an alle, die sich im Laufe der Zeit zum wahren Christentum bekennen würden. (Vergleiche Johannes 17:20, 21.) Das Gebot, einander zu lieben, würde für echte Christen „alle Tage bis zum Abschluß des Systems der Dinge“ bindend sein (Mat. 28:20).

      Doch meinte Jesus, daß irgend jemand, ganz gleich, wo er lebt, allein schon dadurch zu einem wahren Jünger wird, daß er seinen Mitmenschen freundlich und liebevoll begegnet?

      ‘Habt Liebe unter euch’

      An diesem Abend sprach Jesus auch viel über die Einheit. „Bleibt in Gemeinschaft mit mir“, forderte er seine Jünger auf (Joh. 15:4). Er betete darum, daß seine Nachfolger „alle eins seien“, und fügte hinzu, „so wie du, Vater, in Gemeinschaft bist mit mir und ich in Gemeinschaft bin mit dir, daß auch sie in Gemeinschaft mit uns seien“ (Joh. 17:21). In diesem Zusammenhang gebot er ihnen: ‘Habt Liebe unter euch’ (Joh. 13:35). Diese Liebe sollten sie also nicht nur gegenüber einigen guten Freunden oder innerhalb einer einzigen Versammlung bekunden. Der Apostel Petrus wiederholte Jesu Gebot, als er später schrieb: „Habt Liebe zur ganzen Bruderschaft“ (1. Pet. 2:17; vergleiche 1. Petrus 5:9). Sie sollten also eine festgefügte, internationale Bruderschaft bilden. Besondere Liebe müßte allen innerhalb der weltweiten Familie von Gläubigen zuteil werden, weil sie als Brüder und Schwestern betrachtet würden.

      Wie würde sich diese Liebe zeigen? Was wäre so einmalig, so anders an ihrer Liebe zueinander, daß man darin den klaren Beweis für echtes Christentum erkennen könnte?

      „So wie ich euch geliebt habe“

      „Du sollst deinen Mitmenschen lieben wie dich selbst“, hieß es in Gottes Gesetz, das er Israel mehr als 1 500 Jahre vor dem irdischen Dasein Jesu gegeben hatte (3. Mo. 19:18). Diese Nächstenliebe war jedoch nicht die Art Liebe, durch die sich Jesu Nachfolger von anderen unterscheiden sollten. Jesus dachte an eine Liebe, die sich durch weit mehr auszeichnen würde, als andere so zu lieben wie sich selbst.

      Das Gebot, einander zu lieben, war, wie Jesus sagte, „ein neues Gebot“. Neu nicht deshalb, weil es jüngeren Datums war als das Gesetz Mose, sondern neu, was das Ausmaß betrifft, in dem die Liebe geübt werden sollte. Liebt einander, „so wie ich euch geliebt habe“, hatte Jesus erklärt (Joh. 13:34). Jesu Liebe zu seinen Jüngern war stark und beständig. Sie war aufopferungsvoll. Jesus offenbarte diese Liebe, indem er mehr als nur einige gute Taten für sie vollbrachte. Er war um ihr geistiges Wohl besorgt, und wenn nötig, kümmerte er sich auch um ihre physischen Bedürfnisse (Mat. 15:32-38; Mar. 6:30-34). Der größte Beweis seiner Liebe bestand darin, daß er sein Leben für sie hingab (Joh. 15:13).

      Das ist die alles übertreffende Liebe, die das „neue Gebot“ fordert, die Liebe, die unter treuen Nachfolgern Jesu herrschen sollte (1. Joh. 3:16). Wer erbringt heute den unverkennbaren Nachweis, dem „neuen Gebot“ zu gehorchen? Die in der vorliegenden Publikation unterbreiteten Beweise deuten unmißverständlich auf eine einzige weltweite Gemeinschaft von Christen hin.

      Sie sind weder für eine besondere Kleidung noch für ungewöhnliche Bräuche bekannt, sondern für ein starkes und herzliches Zusammengehörigkeitsgefühl. Sie haben sich den Ruf erworben, daß ihre Liebe Rassenunterschiede und Landesgrenzen überwindet. Man weiß von ihnen, daß sie sich weigern, gegeneinander zu kämpfen, selbst wenn sich die Staaten, in denen sie leben, an Kriegen beteiligen. Außenstehende sind beeindruckt, wie sehr sie sich in Notzeiten füreinander einsetzen, zum Beispiel bei Naturkatastrophen oder wenn einige ihrer Glaubensbrüder verfolgt werden, weil sie Gott gegenüber die Lauterkeit bewahren möchten. Sie sind bereit, Härten zu ertragen und Gefahren auf sich zu nehmen, um ihren Brüdern und Schwestern beizustehen, für die Christus sein Leben niedergelegt hat. Ja, sie sind bereit, füreinander zu sterben. Die Liebe, die sie an den Tag legen, ist unvergleichlich in einer Welt zunehmender Selbstsucht. Es handelt sich um Jehovas Zeugen.a

      Diese Liebe war zum Beispiel zu beobachten, nachdem der Hurrikan „Andrew“ am Montag, den 24. August 1992 in den frühen Morgenstunden die Küste Floridas (USA) verwüstet hatte. Durch den Sturm waren etwa 250 000 Menschen obdachlos geworden. Zu den Betroffenen gehörten auch Tausende von Zeugen Jehovas. Innerhalb kürzester Zeit unternahm die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas Schritte, indem sie ein Hilfskomitee einsetzte und Hilfsgelder zur Verfügung stellte. Christliche Aufseher in dem betroffenen Gebiet suchten eilends die einzelnen Zeugen auf, um deren Bedürfnisse zu ermitteln und um ihnen beizustehen. Bereits am Montagmorgen, am Tag des Sturms, schickten Zeugen in Südkarolina einen Lastwagen mit Generatoren, Kettensägen und Trinkwasser auf den Weg zu dem Hunderte von Kilometern entfernten Katastrophengebiet. Zusammen mit weiteren Hilfsgütern, die gespendet worden waren, trafen am Dienstag Hunderte von auswärtigen Freiwilligen ein, die ihre Brüder beim Reparieren von Königreichssälen und Wohnhäusern unterstützten. Eine Frau, die keine Zeugin war und die in der Nähe eines Königreichssaals wohnte, bemerkte zu den Hilfsmaßnahmen: „Das kann nur die christliche Liebe sein, von der die Bibel spricht.“

      Wäre es mit dieser Liebe schon nach ein oder zwei freundlichen Handlungen zu Ende? Würde sie nur gegenüber Menschen der eigenen Rasse oder Nationalität geübt werden? Keineswegs! Aufgrund instabiler politischer und wirtschaftlicher Verhältnisse verloren 1992 in Zaire über 1 200 Zeugen Jehovas ihre ganze Habe. Andere Zeugen in Zaire kamen ihnen schnell zu Hilfe. Obwohl selbst hart bedrängt, unterstützten sie Flüchtlinge, die aus dem Sudan nach Zaire gekommen waren. Bald trafen Hilfsgüter aus Südafrika und Frankreich ein; unter anderem Maismehl, gesalzener Fisch und Medikamente — Waren, die sie wirklich gebrauchen konnten. Immer wieder wurde geholfen, je nachdem wie die Lage es erforderte. Unterdessen wurde in vielen anderen Ländern auf ähnliche Weise Hilfe geleistet.

      Diese Liebe macht Jehovas Zeugen jedoch nicht selbstgefällig. Ihnen ist klar, daß sie als Nachfolger Jesu beständig auf der Hut sein müssen.

      [Fußnote]

      a Siehe Kapitel 19: „In Liebe zusammenwachsen“.

      [Herausgestellter Text auf Seite 710]

      An welcher Art Liebe wären Jesu wahre Nachfolger gemäß seinen Worten deutlich zu erkennen?

      [Herausgestellter Text auf Seite 711]

      Sie sollten eine festgefügte, internationale Bruderschaft bilden

      [Kasten auf Seite 712]

      „Zeugen kümmern sich umeinander — und um andere“

      Unter dieser Überschrift berichtete der „Miami Herald“ über die Hilfsmaßnahmen der Zeugen Jehovas in Südflorida, nachdem der Hurrikan „Andrew“ im August 1992 schwere Verwüstungen angerichtet hatte. In dem Artikel hieß es: „Diese Woche schlägt niemand in Homestead den Zeugen die Tür vor der Nase zu — selbst wenn jemand noch eine Tür haben sollte. Etwa 3 000 freiwillige Helfer, Zeugen Jehovas, sind aus dem ganzen Land in das Katastrophengebiet gekommen, um vor allem ihren Mitgläubigen zu helfen, aber auch anderen. ... Rund 150 Tonnen an Lebensmitteln und sonstigen Hilfsgütern wurden über das Organisationszentrum, das sich im Kongreßsaal im Westen des Bezirks Broward befindet, zu zwei Königreichssälen im Raum Homestead geschleust. Von den Sälen schwärmen jeden Morgen Hilfstrupps aus, die die beschädigten Häuser von Mitzeugen wieder instand setzen. ... Eine in dem betroffenen Gebiet vorübergehend eingerichtete Küche gibt dreimal täglich Mahlzeiten für bis zu 1 500 Personen aus. Es gibt aber nicht nur heiße Würstchen und andere Schnellgerichte. Die Helfer erhalten selbstgebackenes Brot, selbstgemachte Lasagne, frische Salate, Eintopf, Pfannkuchen und ‚arme Ritter‘ — alles aus gespendeten Zutaten“ (31. August 1992, Seite 15A).

  • Weiterhin beständig wachen
    Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes
    • Kapitel 33

      Weiterhin beständig wachen

      „DA Jesus deutlich sagte, daß kein Mensch Kenntnis hat von ‚jenem Tage oder der Stunde‘, in der der Vater seinem Sohn die Anweisung geben wird, gegen Satans böses System der Dinge zu ‘kommen’, mögen sich manche fragen: ‚Warum ist es so dringlich, in Erwartung des Endes zu leben?‘ Es ist deshalb so dringlich, weil Jesus sozusagen im gleichen Atemzug sagte: ‚Haltet ständig Ausschau, bleibt wach ... Wacht also beharrlich‘ (Markus 13:32-35)“ (Der Wachtturm, 1. Dezember 1984).

      Jehovas Zeugen haben nun schon jahrzehntelang Ausschau gehalten. Wonach? Danach, daß Jesus mit Königreichsmacht kommen würde, um an Satans bösem System der Dinge Gericht zu üben und der ganzen Erde den vollen Nutzen seiner Königreichsregierung zukommen zu lassen (Mat. 6:9, 10; 24:30; Luk. 21:28; 2. Thes. 1:7-10). Als beständig Wachende wissen sie, daß das „Zeichen“ der Gegenwart Jesu seit 1914 zu sehen ist und daß für das gegenwärtige System der Dinge in jenem Jahr die letzten Tage angebrochen sind (Mat. 24:3 bis 25:46).

      Doch bis jetzt ist Jesus noch nicht als Urteilsvollstrecker und Befreier gekommen. Wie sehen Jehovas Zeugen also ihre gegenwärtige Situation?

      ‘Die volle Gewißheit ihres Verständnisses’

      Als weltumspannende Versammlung haben sie ‘die volle Gewißheit ihres Verständnisses’ (Kol. 2:2). Das heißt nicht, daß sie der Meinung sind, sie würden jede Einzelheit der Vorsätze Jehovas verstehen. Sie durchforschen die Bibel weiterhin aufmerksam und lernen immer hinzu. Das, was sie lernen, ändert an ihrer Grundeinstellung zu den fundamentalen Wahrheiten des Wortes Gottes jedoch nichts. Sie haben, was diese Grundwahrheiten betrifft, ‘volle Gewißheit’; sie haben sie erkannt und haben nun schon jahrzehntelang daran festgehalten. Doch durch das, was sie lernen, verstehen sie immer besser, wie gewisse Schrifttexte in das Gesamtbild der biblischen Wahrheit hineinpassen und wie sie den Rat aus Gottes Wort in ihrem Leben noch vollständiger anwenden können.

      Jehovas Zeugen haben auch ‘volle Gewißheit’, was Gottes Verheißungen betrifft. Sie vertrauen darauf, daß sie sich alle bis in die kleinste Einzelheit erfüllen werden, und zwar zu der von Gott bestimmten Zeit. Sie haben gesehen und erlebt, wie sich biblische Prophezeiungen erfüllt haben, und das gibt ihnen die volle Gewißheit, daß für die gegenwärtige Welt die „Zeit des Endes“ angebrochen ist und daß sich Gottes Verheißung einer gerechten neuen Welt bald erfüllen wird (Dan. 12:4, 9; Offb. 21:1-5).

      Was sollten sie also tun? „Haltet ständig Ausschau, bleibt wach“, gebot Jesus, „denn ihr wißt nicht, wann die bestimmte Zeit da ist. ... Wacht also beharrlich, ... damit er [der Herr] euch, wenn er plötzlich eintrifft, nicht schlafend finde. Was ich aber euch sage, sage ich allen: Wacht beständig“ (Mar. 13:33, 35-37). Jehovas Zeugen sind sich der Notwendigkeit, beständig zu wachen, völlig bewußt.

      Der Übereifer, den sie gelegentlich in bezug auf die Erfüllung gewisser Prophezeiungen gezeigt haben, ändert nichts an der Tatsache, daß sich die Beweise dafür, daß wir in der Zeit des Abschlusses des Systems der Dinge leben, seit dem Ersten Weltkrieg gehäuft haben. Bestimmt ist es weit besser, der Verwirklichung der Vorsätze Gottes eifrig — oder gar übereifrig — entgegenzusehen, als geistig zu schlafen und sie nicht wahrzunehmen. (Vergleiche Lukas 19:11; Apostelgeschichte 1:6; 1. Thessalonicher 5:1, 2, 6.)

      Was setzt beständiges Wachen voraus?

      Beständig wachen — Wie?

      Wachsame Christen legen ihre Hände nicht einfach abwartend in den Schoß. Weit davon entfernt! Sie müssen geistig fit bleiben, damit Jesus, wenn er als Urteilsvollstrecker kommt, für sie als Befreier kommt (Luk. 21:28). „Gebt ... auf euch selbst acht“, sagte Jesus warnend, „damit euer Herz niemals durch unmäßiges Essen und unmäßiges Trinken und Sorgen des Lebens beschwert wird und jener Tag plötzlich, in einem Augenblick, über euch kommt wie eine Schlinge. ... Bleibt also wach“ (Luk. 21:34-36). Wachsame Christen müssen also in erster Linie ‘auf sich selbst achtgeben’, mit anderen Worten, sie müssen sorgfältig darauf achten, daß sie täglich so leben, wie ein Christ leben sollte. Sie müssen sich ihrer christlichen Verpflichtungen voll bewußt sein und dürfen nicht unchristlich handeln wie die Welt, ‘die in der Macht dessen liegt, der böse ist’ (1. Joh. 5:19; Röm. 13:11-14). Sie müssen bereit sein, wenn Christus kommt.

      Wer ist bisher wirklich wachsam und geistig fit geblieben? Gemäß dem Geschichtsbericht in den vorausgehenden Kapiteln des vorliegenden Buches sind es Jehovas Zeugen. Sie nehmen die für Christen verbindlichen Verpflichtungen offensichtlich ernst. In Kriegszeiten sind sie zum Beispiel bereit gewesen, Gefängnisstrafen, ja sogar den Tod auf sich zu nehmen, weil sie sich ihrer Verpflichtung, kein Teil der Welt zu sein und einander aufopfernde Liebe zu erweisen, voll bewußt waren (Joh. 13:34, 35; 17:14, 16). Personen, die sie in ihren Königreichssälen, bei ihren großen Kongressen oder am Arbeitsplatz beobachten, sind von ihrem ‘vortrefflichen Wandel’ beeindruckt (1. Pet. 2:12). In der heutigen Welt, die „jedes sittliche Gefühl verloren“ hat, sind Jehovas Zeugen dafür bekannt, daß sie ein ehrliches, sittenreines Leben führen (Eph. 4:19-24; 5:3-5).

      Beständig zu wachen bedeutet jedoch mehr, als nur ‘auf sich selbst achtzugeben’. Ein Wächter muß anderen mitteilen, was er sieht. Ebenso müssen wachsame Christen, die in der gegenwärtigen Zeit des Endes das Zeichen der Gegenwart Christi deutlich sehen, anderen die „gute Botschaft vom Königreich“ verkündigen und sie warnend darauf hinweisen, daß Christus bald kommen und an dem gegenwärtigen bösen System der Dinge Gericht üben wird (Mat. 24:14, 30, 44). Auf diese Weise helfen sie anderen, sich als solche zu erweisen, denen die „Befreiung“ in Aussicht steht (Luk. 21:28).

      Wer hat durch die Verkündigung der Warnung seine Wachsamkeit bewiesen? Jehovas Zeugen sind für ihren Eifer, mit dem sie den Namen und das Königreich Gottes verkündigen, in der ganzen Welt bekannt. Sie überlassen das Predigen nicht einer auserwählten Klasse von Geistlichen. Sie haben erkannt, daß alle Gläubigen verpflichtet sind zu predigen. Sie betrachten es als einen wesentlichen Bestandteil ihres Gottesdienstes (Röm. 10:9, 10; 1. Kor. 9:16). Zu welchen Ergebnissen hat das geführt?

      Daß sie heute eine ständig wachsende Versammlung bilden, zu der Millionen von Verkündigern in über 220 Ländern und Inselgebieten gehören (Jes. 60:22; vergleiche Apostelgeschichte 2:47; 6:7; 16:5). Einige der mächtigsten Regierungen der Geschichte haben ihr Werk verboten, haben sie sogar verhaftet und eingesperrt. Aber Jehovas Zeugen haben nicht aufgehört, Gottes Königreich zu verkündigen. Ihre Entschlossenheit gleicht der der Apostel, die, als man ihnen befahl, nicht mehr zu predigen, erklärten: „Wir aber, wir können nicht aufhören, von den Dingen zu reden, die wir gesehen und gehört haben.“ „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg. 4:18-20; 5:27-29).

      „Harre ihrer“

      Jehovas Zeugen befinden sich heute in einer ähnlichen Lage wie die judäischen Christen im ersten Jahrhundert. Jesus hatte ihnen ein Zeichen gegeben, an dem sie erkennen konnten, wann es an der Zeit war, aus Jerusalem zu fliehen, um der Vernichtung zu entgehen. Wenn sie Jerusalem von Heeren umlagert sehen würden, sollten sie zu fliehen beginnen, sagte Jesus (Luk. 21:20-23). Etwas mehr als 30 Jahre später (66 u. Z.) war Jerusalem von römischen Heeren umlagert. Als sich die römischen Streitkräfte aus unerklärlichen Gründen plötzlich zurückzogen, befolgten die judäischen Christen die Anweisung Jesu und flohen — nicht nur aus Jerusalem, sondern aus ganz Judäa — nach Pella, einer Stadt in Peräa.

      Dort, in Sicherheit, warteten sie. Das Jahr 67 u. Z. kam und ging. Das Jahr 69 löste das Jahr 68 ab. Noch immer war Jerusalem frei. Sollten sie zurückkehren? Schließlich hatte Jesus ihnen nicht gesagt, wie lange sie warten sollten. Falls jemand zurückkehrte, so war er zu bedauern, denn im Jahre 70 u. Z. kamen die römischen Heere wieder, und zwar so zahlreich, daß sie einer nicht aufzuhaltenden Flut glichen, und diesmal zogen sie sich nicht wieder zurück. Sie zerstörten die Stadt und töteten über eine Million Menschen. Wie glücklich müssen jene judäischen Christen in Pella doch gewesen sein, daß sie Jehovas bestimmte Zeit für die Urteilsvollstreckung abgewartet hatten.

      Ähnlich verhält es sich mit denen, die heute beständig wachen. Sie sind sich dessen voll bewußt, daß es immer schwieriger wird, auf das Kommen Jesu zu harren, je länger die Zeit des Endes andauert. Sie haben aber den Glauben an die Worte Jesu nicht verloren: „Wahrlich, ich sage euch, daß diese Generation auf keinen Fall vergehen wird, bis alle diese Dinge geschehen“ (Mat. 24:34). Mit dem Ausdruck „diese Dinge“ sind die verschiedenen Bestandteile des kombinierten „Zeichens“ gemeint. Dieses Zeichen ist seit 1914 zu sehen und wird in der „großen Drangsal“ seinen Höhepunkt erreichen (Mat. 24:21). Die „Generation“, die 1914 am Leben war, schwindet nun sehr schnell dahin. Das Ende kann nicht allzuweit entfernt sein.

      Währenddessen sind Jehovas Zeugen fest entschlossen, beständig zu wachen, in dem vollen Vertrauen darauf, daß Gott alle seine Verheißungen zu der von ihm bestimmten Zeit erfüllen wird. Sie nehmen sich das zu Herzen, was Jehova zu dem Propheten Habakuk sagte. Weil es den Anschein hatte, als würde er die Bosheit, die im Königreich Juda in der letzten Hälfte des siebten Jahrhunderts v. u. Z. vorherrschte, dulden, sagte er zu Habakuk: „Schreib die Vision [über das Ende der bedrückenden Zustände] auf, und leg sie deutlich auf Tafeln dar, damit der davon Vorlesende es geläufig tun kann. Denn die Vision ist noch für die bestimmte Zeit, und sie geht keuchend dem Ende zu, und sie wird keine Lüge mitteilen. Selbst wenn sie [scheinbar] säumen sollte, so harre ihrer; denn sie wird sich ganz bestimmt bewahrheiten. Sie wird sich nicht verspäten“ (Hab. 1:2, 3; 2:2, 3). Jehovas Zeugen vertrauen auch darauf, daß Jehova gerecht ist, und das hilft ihnen, das Gleichgewicht zu bewahren und seine „bestimmte Zeit“ abzuwarten.

      F. W. Franz (der sich 1913 taufen ließ) brachte die Empfindungen der Zeugen Jehovas deutlich zum Ausdruck. Er sagte 1991 als Präsident der Watch Tower Society:

      „Unsere Hoffnung ist etwas Gesichertes, und sie wird sich an jedem einzelnen der 144 000, die zur kleinen Herde gehören, in einem Ausmaß erfüllen, wie wir es uns nicht vorgestellt haben. Wir vom Überrest, die wir 1914 bereits gelebt haben, als wir alle erwarteten, in den Himmel zu kommen, haben unsere Wertschätzung für diese Hoffnung nicht verloren, sondern sind genauso davon überzeugt wie eh und je und schätzen sie um so mehr, je länger wir auf ihre Verwirklichung warten. Darauf zu warten lohnt sich, selbst wenn es eine Million Jahre dauern würde. Ich schätze unsere Hoffnung höher ein als je zuvor, und ich möchte meine Wertschätzung dafür nie verlieren. Die Hoffnung der kleinen Herde ist auch eine Zusicherung dafür, daß sich die Erwartung der großen Volksmenge anderer Schafe auf eine Weise verwirklichen wird, die unsere kühnsten Vorstellungen übertrifft, wobei auch nicht die geringste Möglichkeit eines Fehlschlags besteht. Deshalb halten wir bis zur Stunde an dieser Hoffnung fest, und wir werden weiterhin daran festhalten, bis Gott bewiesen hat, daß er seine ,kostbaren und überaus großen Verheißungen‘ erfüllt“ (2. Pet. 1:4; 4. Mo. 23:19; Röm. 5:5).

      Wir gehen mit Riesenschritten der Zeit entgegen, in der Christi Gegenwart in Königreichsmacht für die ganze Menschheit deutlich erkennbar werden wird. Dann werden die Wachsamen „die Erfüllung der Verheißung empfangen“ (Heb. 10:36). Ihre Erwartungen werden sich auf eine Weise erfüllen, wie sie es sich nie vorgestellt hätten. Wie glücklich und wie dankbar werden sie dann dafür sein, daß sie in den letzten Tagen des gegenwärtigen Systems der Dinge beständig gewacht und Gottes Königreich eifrig verkündigt haben!

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