Herbstlaub — Warum so zauberhaft schön?
VOR dem klaren, blauen Herbsthimmel erglühen die Berghänge in leuchtenden Farben — Rot, Violett, Gold, Orange, Gelb und Braun. Das jährliche Farbenschauspiel des herbstlichen Laubes in Gegenden wie dem Nordosten der Vereinigten Staaten und Ostkanada ist wahrhaftig ein Meisterstück ersten Ranges.
Was bewegt die Blätter dazu, sich in die vielen verschiedenen Farben zu kleiden? So manches Grundlegende bleibt zwar noch ein Geheimnis, doch weiß man inzwischen, daß es eher ein Scheiden denn ein Wechsel ist.
Das Chlorophyll, das die Blätter grün einfärbt, ist normalerweise an ein Protein gebunden. Aber die kalte, trockene Herbstluft sorgt im Baum für einige Veränderungen, wobei das Protein in Aminosäuren aufgespalten wird. Wie ein Landwirt für den Winter vorsorgt, so zieht der Baum die Aminosäuren in Stamm und Wurzeln, um sie dort einzulagern, bevor er die Blätter abwirft. Sobald das Protein entzogen wird, beginnt das Chlorophyll zu zerfallen, das Grün scheidet, und die eigentlichen Farben des Blattgewebes — Gelb, Orange oder Braun —, die schon die ganze Zeit über vorhanden waren, kommen zum Vorschein.
Doch wie sieht es mit dem flammenden Rot oder dem Scharlach des Zuckerahorns, des Sumachs und anderer Pflanzen aus? Dabei spielt, wie die Forscher festgestellt haben, etwas anderes eine Rolle. Die Kühle der Nächte verlangsamt den Fluß des Pflanzensaftes, und der Zuckertransport aus den Blättern wird erschwert. Die strahlende Herbstsonne verwandelt den zurückbleibenden Zucker in Anthozyane, Farbstoffe, die den Blättern die leuchtend rote Farbe schenken.
So ist das atemberaubende, mit der Hilfe der strahlenden Sonne und der kühlen Nächte des Herbstes dargebotene Schauspiel in Wirklichkeit ein Teil des jährlichen Kehraus, mit dem sich die Bäume auf das Ende einer jeden Wachstumsperiode vorbereiten. Die ganze Pracht dient uns zur Freude — und läßt uns dessen gedenken, der als großer Künstler und Gestalter hinter all diesem steht.