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Ewiges Leben auf der Erde: Eine Hoffnung, die Gott gibtDer Wachtturm 2009 | 15. August
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Ewiges Leben auf der Erde: Eine Hoffnung, die Gott gibt
„Die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen worden . . . aufgrund der Hoffnung“ (RÖM. 8:20).
1, 2. (a) Was bedeutet uns die Hoffnung, einmal ewig auf der Erde zu leben? (b) Warum fällt es vielen Menschen schwer, sich ewiges Leben auf der Erde vorzustellen?
SO MANCHER von uns weiß bestimmt noch, wie sehr es ihn gefreut hat, als er zum ersten Mal von der Aussicht erfuhr, nicht mehr altern und sterben zu müssen, sondern ewig auf der Erde zu leben (Joh. 17:3; Offb. 21:3, 4). Sicher sprechen wir gern mit anderen über die biblische Hoffnung auf ewiges Leben. Schließlich ist sie ein wesentlicher Aspekt der guten Botschaft. Außerdem beeinflusst sie unsere gesamte Einstellung zum Leben.
2 In den Kirchen der Christenheit dagegen ist die Hoffnung, ewig auf der Erde zu leben, so gut wie kein Thema. Die Bibel lehrt, dass die Seele sterblich ist. Die meisten Konfessionen behaupten das Gegenteil: Der Mensch habe eine unsterbliche Seele, die nach dem Tod im Jenseits weiterlebe (Hes. 18:20). Ewiges Leben auf der Erde ist daher für viele kaum vorstellbar. Deshalb die Frage an uns: Wie lässt sich diese Hoffnung anhand der Bibel begründen? Wann hat Gott sie den Menschen erstmals in Aussicht gestellt?
„Der Nichtigkeit unterworfen . . . aufgrund der Hoffnung“
3. Was hatte Gott von Anfang an für die Menschen vorgesehen? Woraus ist das zu ersehen?
3 Was Jehova für die Menschen vorgesehen hatte, machte er von Anfang an deutlich: Adam sollte für immer leben, vorausgesetzt er blieb gehorsam (1. Mo. 2:9, 17; 3:22). Die Nachkommen Adams erfuhren zweifellos, dass der Mensch durch die Sünde seine Vollkommenheit verloren hatte. Dafür gab es sichtbare Beweise: Der Zugang zum Garten Eden war versperrt und die Menschen alterten und starben (1. Mo. 3:23, 24). Außerdem wurde ihre Lebensspanne immer kürzer: Adam wurde 930 Jahre alt. Sem, ein Überlebender der Flut, lebte nur noch 600 Jahre, sein Sohn Arpachschad 438 Jahre. Abrahams Vater Terach starb mit 205 Jahren. Abraham wurde 175 Jahre alt, sein Sohn Isaak 180 Jahre und Jakob 147 Jahre (1. Mo. 5:5; 11:10-13, 32; 25:7; 35:28; 47:28). Damit wurde eines klar: Ewiges Leben war in unerreichbare Ferne gerückt. Gab es eine begründete Hoffnung, künftig einmal ewig zu leben?
4. Wieso vertrauten die Treuen der alten Zeit darauf, dass Gott all das wiederherstellen würde, was Adam verlor?
4 In Gottes Wort heißt es: „Die Schöpfung [d. h. der Mensch] ist der Nichtigkeit unterworfen worden . . . aufgrund der Hoffnung“ (Röm. 8:20). Welche Hoffnung? In der ersten Prophezeiung der Bibel wurde ein „Same“ angekündigt, der der Schlange „den Kopf zermalmen“ würde. (Lies 1. Mose 3:1-5, 15.) Die Verheißung dieses Samens ließ treue Menschen auf eines hoffen: Gott würde auf jeden Fall an dem festhalten, was er ursprünglich für die Menschen vorgesehen hatte. Deshalb hatten Männer wie Abel und Noah allen Grund, darauf zu vertrauen, dass Gott die glücklichen Verhältnisse wiederherstellen würde, die durch Adam verloren gegangen waren. Diesen Männern wurde womöglich auch bewusst, dass Blut vergossen werden würde, da von einer Fersenwunde des Samens die Rede war (1. Mo. 4:4; 8:20; Heb. 11:4).
5. Was zeigt, dass Abraham an eine Auferstehung glaubte?
5 Die Bibel berichtet, dass „Abraham, als er auf die Probe gestellt wurde, Isaak so gut wie als Opfer dar[brachte]“ (Heb. 11:17). Wieso war er bereit, seinen einziggezeugten Sohn zu opfern? (Lies Hebräer 11:19.) Abraham glaubte an eine Auferstehung, und das nicht ohne Grund. Schließlich hatte Jehova seine Fortpflanzungsfähigkeit wiederhergestellt und ihm und seiner Frau Sara ermöglicht, in hohem Alter einen Sohn zu bekommen (1. Mo. 18:10-14; 21:1-3; Röm. 4:19-21). Außerdem hatte Abraham Jehovas Wort: „Durch Isaak wird sein, was dein Same genannt werden wird“ (1. Mo. 21:12). Er konnte also fest darauf bauen, dass Gott Isaak auferwecken würde.
6, 7. (a) Welchen Bund schloss Jehova mit Abraham? (b) Welche Hoffnung vermittelt die Verheißung, die Jehova Abraham gab?
6 Weil Abraham so großen Glauben hatte, schloss Jehova einen Bund mit ihm, der seine Nachkommenschaft oder seinen „Samen“ betraf. (Lies 1. Mose 22:18.) Jesus Christus erwies sich schließlich als der primäre Teil des „Samens“ (Gal. 3:16). Jehova versprach Abraham, seinen „Samen bestimmt [zu] mehren . . . wie die Sterne der Himmel und wie die Sandkörner, die am Ufer des Meeres sind“ — eine für Abraham nicht fassbare Menge (1. Mo. 22:17). Später wurde dann die genaue Zahl offenbart. Den „Samen“ bilden Jesus Christus und die 144 000, die mit ihm in seinem Königreich herrschen werden (Gal. 3:29; Offb. 7:4; 14:1). Das messianische Königreich ist das Mittel, durch das sich „alle Nationen der Erde . . . segnen“ werden.
7 Abraham konnte die ganze Tragweite des Bundes, den Jehova mit ihm schloss, sicher nicht verstehen. Doch „er wartete auf die Stadt, die wahre Grundlagen hat“, heißt es in der Bibel (Heb. 11:10). Bei dieser Stadt handelt es sich um das Königreich Gottes. Damit Abraham die Segnungen des Königreiches zugutekommen können, muss er allerdings wieder leben. Durch eine Auferstehung wird es ihm möglich sein, für immer auf der Erde zu leben. Ewiges Leben können auch diejenigen erlangen, die Harmagedon überleben oder die von den Toten auferstehen werden (Offb. 7:9, 14; 20:12-14).
„Geist hat mich gedrängt“
8, 9. Wieso ist das Buch Hiob weit mehr als der Bericht über die Leiden eines Menschen?
8 In der Zeit nach dem Tod von Abrahams Urenkel Joseph und wohl noch vor der Geburt des Propheten Moses lebte Hiob. Aus dem gleichnamigen Bibelbuch, das wahrscheinlich von Moses geschrieben wurde, erfahren wir, warum Jehova Hiobs Leiden zuließ und wie die Sache ausging. Es berichtet aber nicht nur davon, was ein einzelner Mann alles durchmachte, sondern beleuchtet sogar Streitfragen von universeller Bedeutung. Wie das Buch zeigt, übt Jehova seine Souveränität absolut gerecht aus; weiter geht daraus hervor, dass die in Eden aufgeworfene Streitfrage auch die vollständige Ergebenheit und die Lebensaussichten aller Diener Gottes auf der Erde berührt. Hiob wusste zwar nichts von dieser Streitfrage, aber er ließ sich von seinen drei Gefährten nicht einreden, er sei Gott nicht vollständig ergeben geblieben (Hiob 27:5). Für uns ist das Geschehen zweifellos glaubensstärkend und es gibt uns die Zuversicht, dass auch wir Jehova stets vollständig ergeben bleiben und für seine Souveränität eintreten können.
9 Nachdem die drei angeblichen Tröster Hiobs ausgeredet hatten, schaltete sich „Elihu, der Sohn Barachels, der Busiter“, ein. Was veranlasste ihn dazu? „Ich bin voll von Worten geworden; Geist hat mich gedrängt in meinem Leib“, sagte er (Hiob 32:5, 6, 18). Was Elihu unter Inspiration äußerte, erfüllte sich dadurch, dass Jehova Hiob völlig wiederherstellte. Darüber hinaus geben seine Worte auch jedem anderen Hoffnung, der Gott vollständig ergeben ist.
10. Was zeigt, dass Jehova manchmal einer einzelnen Person etwas mitgeteilt hat, was in der erweiterten Anwendung die gesamte Menschheit betrifft?
10 Manchmal hat Jehova einer einzelnen Person etwas mitgeteilt, was in der erweiterten Anwendung die gesamte Menschheit betrifft. Ein Beispiel ist Daniels prophetische Erklärung zu König Nebukadnezars Traum von dem riesigen Baum, der gefällt wurde (Dan. 4:10-27). Der Traum erfüllte sich zwar auch an Nebukadnezar, aber eigentlich wies er auf etwas weit Größeres hin: Gott würde seine Souveränität über die Erde, die lange durch ein Königtum aus der Linie Davids zum Ausdruck kam, wieder geltend machen, und zwar nach genau 2 520 Jahren, die von 607 v. u. Z. bis 1914 u. Z. zählten.a In diesem Jahr wurde Jesus Christus als himmlischer König eingesetzt. Stellen wir uns nur einmal vor, wie sich unter der Königreichsherrschaft bald all das erfüllen wird, worauf gehorsame Menschen hoffen!
„Erlass es ihm, in die Grube hinabzufahren!“
11. Wozu war Gott bereit, wie Elihus Worte andeuteten?
11 In seiner Entgegnung auf Hiobs Worte erwähnte Elihu „einen Boten . . ., einen Wortführer, einen aus tausend, um dem Menschen seine Geradheit mitzuteilen“. Angenommen, dieser Bote würde zu Gott flehen, „dass er an ihm Gefallen finde“? Elihu sagte: „Dann erweist er [Gott] ihm Gunst und spricht: ,Erlass es ihm, in die Grube hinabzufahren! Ich habe ein Lösegeld gefunden! Sein Fleisch werde frischer als in der Jugend; er kehre zurück zu den Tagen seiner Jugendkraft‘ “ (Hiob 33:23-26). Aus diesen Worten spricht Gottes Bereitschaft, zugunsten von reumütigen Menschen „ein Lösegeld“ [„eine Deckung“, Fn., Vers 24] anzunehmen.
12. Welche Hoffnung spricht aus den Worten Elihus?
12 Wahrscheinlich verstand Elihu nicht völlig, was es mit dem Lösegeld auf sich hatte, so wie auch die Propheten nicht alles verstanden, was sie niederschrieben (Dan. 12:8; 1. Pet. 1:10-12). In jedem Fall ließen Elihus Worte darauf hoffen, dass Gott einmal ein Lösegeld annehmen und Menschen davon erlösen würde, zu altern und zu sterben. Seine Worte vermittelten die wunderbare Hoffnung, einmal ewig zu leben. Außerdem wird im Buch Hiob eine Auferstehung in Aussicht gestellt (Hiob 14:14, 15).
13. Was bedeuten Elihus Worte für Christen?
13 Für Millionen Christen, die zuversichtlich hoffen, den Untergang des gegenwärtigen Systems zu überleben, sind Elihus Worte noch heute sehr bedeutungsvoll. Die Älteren unter den Überlebenden werden zu den Tagen ihrer Jugendkraft zurückkehren (Offb. 7:9, 10, 14-17). Die Aussicht, dass auch die Auferstandenen wieder ihre volle Jugendkraft erhalten werden, ist für treue Menschen ein Grund zur Freude. Damit gesalbten Christen unvergängliches Leben im Himmel und Jesu „anderen Schafen“ ewiges Leben auf der Erde gewährt werden kann, müssen sie natürlich alle an das Loskaufsopfer Christi glauben (Joh. 10:16; Röm. 6:23).
Der Tod wird verschlungen
14. Was zeigt, dass die Israeliten etwas Größeres benötigten als das Gesetz des Moses, um auf ewiges Leben hoffen zu können?
14 Die Nachkommen Abrahams wurden eine eigenständige Nation, als sie in ein Bundesverhältnis mit Gott eintraten. Als Jehova ihnen dieses Gesetz gab, erklärte er: „Ihr sollt meine Satzungen und meine richterlichen Entscheidungen beobachten, durch die ein Mensch, wenn er sie tut, auch leben soll“ (3. Mo. 18:5). Doch den Israeliten war es gar nicht möglich, den vollkommenen Maßstäben des Gesetzes zu entsprechen. Deshalb standen sie ständig verurteilt da und benötigten Befreiung aus diesem Dilemma (Gal. 3:13).
15. Welchen künftigen Segen erwähnte David unter Inspiration?
15 Nach Moses inspirierte Jehova weitere Bibelschreiber, sich über die Hoffnung auf ewiges Leben zu äußern (Ps. 21:4; 37:29). Der Psalmist David sagte beispielsweise am Ende eines Psalms über die Einheit der in Zion versammelten Anbeter des wahren Gottes: „Dass dort der Segen sei, hat Jehova geboten, ja Leben bis auf unabsehbare Zeit“ (Ps. 133:3).
16. Was verhieß Jehova durch Jesaja für die „ganze Erde“?
16 Jehova inspirierte auch den Propheten Jesaja, vom ewigen Leben auf der Erde zu sprechen. (Lies Jesaja 25:7, 8.) Wie eine alles erstickende „Umhüllung“ lasten Sünde und Tod auf der Menschheit. Jehova sichert seinen Dienern zu, dass Sünde und Tod „von der ganzen Erde“ verschlungen, also beseitigt werden.
17. Wodurch würde der angekündigte Messias den Weg zu ewigem Leben bahnen?
17 Bedeutsam ist auch, wie gemäß dem Gesetz des Moses mit dem Bock für Asasel verfahren werden musste. Einmal im Jahr, am Sühnetag, sollte der Hohe Priester „seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes legen und über ihm alle Vergehungen der Söhne Israels . . . bekennen, und er soll sie auf den Kopf des Bockes tun . . . Und der Bock soll auf sich alle ihre Vergehungen in ein wüstes Land tragen“ (3. Mo. 16:7-10, 21, 22). Der von Jesaja vorausgesagte Messias würde eine ähnliche Rolle spielen und „Krankheiten“, „Schmerzen“ und „die Sünde vieler“ tragen, um so den Weg zu ewigem Leben zu bahnen. (Lies Jesaja 53:4-6, 12.)
18, 19. Welche Hoffnung geht aus Jesaja 26:19 und Daniel 12:13 hervor?
18 Jehova sagte durch Jesaja zu seinem Volk Israel: „Deine Toten werden leben, die Leichen stehen wieder auf; wer in der Erde liegt, wird erwachen und jubeln. Denn der Tau, den du sendest, ist ein Tau des Lichts; die Erde gibt die Toten heraus“ (Jes. 26:19, Einheitsübersetzung). Die Hebräischen Schriften vermitteln somit deutlich die Hoffnung auf eine Auferstehung und Leben auf der Erde. Auch dem fast hundertjährigen Daniel sicherte Jehova zu: „Du wirst ruhen, aber du wirst aufstehen zu deinem Los am Ende der Tage“ (Dan. 12:13).
19 Die Auferstehungshoffnung war auch Martha bekannt. Deshalb sagte sie zu Jesus über ihren verstorbenen Bruder: „Ich weiß, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tag“ (Joh. 11:24). Änderte sich durch die Lehren Jesu und die inspirierten Schriften seiner Jünger etwas an dieser Hoffnung? Stellt Jehova den Menschen immer noch ewiges Leben auf der Erde in Aussicht? Diese Fragen werden im nächsten Artikel beantwortet.
[Fußnote]
a Siehe das Buch Die Prophezeiung Daniels — achte darauf!, Kapitel 6.
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Ewiges Leben auf der Erde: Eine christliche Hoffnung?Der Wachtturm 2009 | 15. August
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Ewiges Leben auf der Erde: Eine christliche Hoffnung?
„[Gott] wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein“ (OFFB. 21:4).
1, 2. Woher wissen wir, dass viele Juden des 1. Jahrhunderts erwarteten, einmal ewig auf der Erde zu leben?
EIN reicher, geachteter junger Mann fiel vor Jesus auf die Knie und fragte: „Guter Lehrer, was soll ich tun, um ewiges Leben zu erben?“ (Mar. 10:17). Der junge Mann wollte wissen, wie ewiges Leben zu erlangen sei. Doch wo sollte das sein? Wie im vorigen Artikel besprochen, hatte Gott den Juden Jahrhunderte zuvor eine Auferstehung und ewiges Leben auf der Erde in Aussicht gestellt. Diese Hoffnung hegten auch viele Juden des 1. Jahrhunderts.
2 Martha, die zu Jesu Freunden zählte, dachte offensichtlich an künftiges Leben auf der Erde, als sie über ihren verstorbenen Bruder sagte: „Ich weiß, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tag“ (Joh. 11:24). Die Sadduzäer jener Tage bestritten zwar eine Auferstehung (Mar. 12:18). Aber George Foot Moore sagte in seinem Buch über den Judaismus der damaligen Zeit: „Schriften aus dem zweiten oder ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zeugen von dem Glauben, dass an dem erwarteten Wendepunkt der Weltgeschichte die Toten früherer Generationen zum Leben auf der Erde zurückgebracht werden“ (Judaism in the First Centuries of the Christian Era). Der Reiche, der zu Jesus kam, wollte also ewiges Leben auf der Erde erlangen.
3. Um welche Fragen geht es in diesem Artikel?
3 Heute bestreiten viele Konfessionen und Bibelgelehrte, dass die Hoffnung, ewig auf der Erde zu leben, eine christliche Lehre ist. Die meisten Menschen erwarten, im Jenseits weiterzuleben. Wenn sie die Christlichen Griechischen Schriften lesen und auf den Ausdruck „ewiges Leben“ stoßen, denken sie automatisch an ein Leben im Himmel. Ist das aber immer gemeint? Was meinte Jesus denn, wenn er von ewigem Leben sprach? Was glaubten seine Jünger? Wird auch noch in den Christlichen Griechischen Schriften ewiges Leben auf der Erde in Aussicht gestellt?
Ewig leben „in der Wiedererschaffung“
4. Was wird „in der Wiedererschaffung“ geschehen?
4 Wie die Bibel lehrt, werden gesalbte Christen auferweckt, um vom Himmel aus über die Erde zu herrschen (Luk. 12:32; Offb. 5:9, 10; 14:1-3). Wenn Jesus vom ewigen Leben sprach, hatte er allerdings nicht immer nur diese eine Gruppe im Sinn. Schauen wir uns einmal an, was er zu seinen Jüngern sagte, nachdem der reiche junge Mann, den er eingeladen hatte, seinen gesamten Besitz aufzugeben und ihm nachzufolgen, betrübt weggegangen war. (Lies Matthäus 19:28, 29.) Zunächst sagte Jesus seinen Aposteln, sie würden zur Gruppe derjenigen gehören, die im Himmel als Könige regieren und „die zwölf Stämme Israels“, die übrige Menschheit, richten werden (1. Kor. 6:2). Danach sprach er davon, dass „jeder“, der ihm nachfolgt, eine Belohnung erhalten würde, nämlich „ewiges Leben“. All das wird „in der Wiedererschaffung“ geschehen.
5. Was ist mit der „Wiedererschaffung“ gemeint?
5 Was meinte Jesus mit der „Wiedererschaffung“? Der Ausdruck wird in anderen Bibeln wie folgt wiedergegeben: „Welterneuerung“ (Pfäfflin), „Neugestaltung der Welt“ (Katholische Familienbibel) oder „Erneuerung der Welt“ (Fotobibel). Da Jesus den Begriff verwendete, ohne ihn zu erklären, bezog er sich offensichtlich auf eine jahrhundertealte jüdische Hoffnung: eine Wiedererschaffung von Verhältnissen auf der Erde, wie sie im Garten Eden herrschten, bevor Adam und Eva sündigten. Durch diese „Wiedererschaffung“ wird sich Gottes Verheißung auf „neue Himmel und eine neue Erde“ erfüllen (Jes. 65:17).
6. Was zeigt das Gleichnis von den Schafen und Böcken über die Hoffnung auf ewiges Leben?
6 Als Jesus über den Abschluss des Systems der Dinge sprach, ging er auch wieder auf das ewige Leben ein (Mat. 24:1-3). Er sagte: „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit gekommen sein wird und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf seinen Thron der Herrlichkeit setzen. Und alle Nationen werden vor ihm versammelt werden, und er wird die Menschen voneinander trennen, so wie ein Hirt die Schafe von den Ziegenböcken trennt.“ Letztere werden verurteilt und „in die ewige Abschneidung weggehen, die Gerechten aber in das ewige Leben“. Bei den „Gerechten“, die ewiges Leben erhalten, handelt es sich um treue Unterstützer der gesalbten „Brüder“ Christi (Mat. 25:31-34, 40, 41, 45, 46). Da die Gesalbten im himmlischen Königreich herrschen sollen, muss es sich bei den „Gerechten“ um die irdischen Untertanen dieses Königreiches handeln. Eine biblische Voraussage lautet: „[Jehovas König] wird Untertanen haben von Meer zu Meer und von dem STROM bis zu den Enden der Erde“ (Ps. 72:8). Diese werden ewig auf der Erde leben.
Was zeigt das Johannesevangelium?
7, 8. Erwähnte Jesus gegenüber Nikodemus nur e i n e Hoffnung?
7 Nachdem wir gesehen haben, bei welchen Gelegenheiten Jesus gemäß Matthäus, Markus und Lukas vom „ewigen Leben“ sprach, wenden wir uns dem Johannesevangelium zu. Darin gibt es mindestens 17 Bezugnahmen Jesu auf ewiges Leben. Was sagte Jesus dort über die Hoffnung, ewig auf der Erde zu leben? Gehen wir auf einige Texte näher ein.
8 Die erste Bezugnahme Jesu auf ewiges Leben, die Johannes aufzeichnete, finden wir im Gespräch mit dem Pharisäer Nikodemus. Jesus erklärte ihm: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Königreich Gottes eingehen.“ Jeder, der in das Königreich der Himmel eingeht, muss „wiedergeboren“ werden (Joh. 3:3-5). Damit ließ Jesus es aber nicht bewenden, sondern er ging anschließend auf die Hoffnung für die ganze Welt ein. (Lies Johannes 3:16.) Jesus sprach von der Hoffnung auf ewiges Leben, das seine gesalbten Nachfolger im Himmel und andere auf der Erde erhalten sollten.
9. Worüber sprach Jesus mit einer Samariterin?
9 Nach seinem Gespräch mit Nikodemus in Jerusalem reiste Jesus nordwärts nach Galiläa. Unterwegs traf er eine Frau am Jakobsbrunnen bei der Stadt Sychar in Samaria. Er sagte zu ihr: „Wer auch immer von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben will, der wird überhaupt nie durstig werden, sondern das Wasser, das ich ihm geben will, wird in ihm zu einer Wasserquelle werden, die hervorsprudelt, um ewiges Leben zu vermitteln“ (Joh. 4:5, 6, 14). Dieses Wasser stellt all das dar, was Gott vorgesehen hat, um den Menschen wieder ewiges Leben zu ermöglichen — auch auf der Erde. In der Offenbarung verspricht Gott nämlich: „Wen dürstet, dem will ich kostenfrei vom Quell des Wassers des Lebens geben“ (Offb. 21:5, 6; 22:17). Als Jesus mit der Samariterin sprach, meinte er also nicht nur ewiges Leben für die gesalbten Königreichserben, sondern auch für gläubige Menschen, die die irdische Hoffnung haben.
10. Was sagte Jesus religiösen Gegnern über das ewige Leben, nachdem er am Teich von Bethzatha einen Kranken geheilt hatte?
10 Im Jahr darauf war Jesus wieder in Jerusalem. Dort heilte er am Teich von Bethzatha einen kranken Mann. Den Juden, die ihn dafür kritisierten, sagte Jesus: „Der Sohn kann gar nichts aus sich selbst tun, sondern nur das, was er den Vater tun sieht.“ Nach dem Hinweis, dass der Vater „das gesamte Gericht dem Sohn übergeben“ hat, fuhr er fort: „Wer auf mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben.“ Weiter erklärte Jesus mit Bezug auf sich, den Menschensohn: „Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden, die, welche Gutes getan haben, zu einer Auferstehung des Lebens, die, welche Schlechtes getrieben haben, zu einer Auferstehung des Gerichts“ (Joh. 5:1-9, 19, 22, 24-29). Jesus machte den feindseligen Juden klar: Er war derjenige, den Gott vorgesehen hatte, die Hoffnung der Juden zu erfüllen, ewig auf der Erde zu leben, und zwar durch eine Auferstehung der Toten.
11. Woher wissen wir, dass sich Jesu Worte in Johannes 6:48-51 auch auf die Hoffnung beziehen, ewig auf der Erde zu leben?
11 In Galiläa suchten Tausende nach Jesus, weil sie hofften, er würde ihnen durch ein Wunder erneut Brot beschaffen. Stattdessen sprach Jesus mit ihnen über eine andere Art Brot, das „Brot des Lebens“. (Lies Johannes 6:40, 48-51.) „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch“, sagte er. Jesus gab sein Leben nicht nur für diejenigen, die mit ihm in seinem himmlischen Königreich regieren werden, sondern auch „zugunsten des Lebens der Welt“, also auch für andere Menschen, die erlöst werden können. „Wenn jemand von diesem Brot isst“, das heißt Glauben an die Erlösungskraft des Opfers Jesu ausübt, steht ihm ewiges Leben in Aussicht. Jesu Worte, „immerdar [zu] leben“, bezogen sich auch auf die seit Langem gehegte Hoffnung der Juden, unter der Herrschaft des Messias ewig auf der Erde zu leben.
12. Welche Hoffnung hatte Jesus im Sinn, als er zu Gegnern sagte, er werde seinen Schafen ewiges Leben geben?
12 Später beim Fest der Einweihung in Jerusalem sagte Jesus zu seinen Gegnern: „Ihr glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört. Meine Schafe hören auf meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Und ich gebe ihnen ewiges Leben“ (Joh. 10:26-28). Sprach Jesus hier nur vom Leben im Himmel, oder dachte er auch an das ewige Leben in einem irdischen Paradies? Jesus hatte seine Nachfolger kurz zuvor mit folgenden Worten getröstet: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Königreich zu geben“ (Luk. 12:32). Während des erwähnten Festes erklärte Jesus außerdem: „Ich habe andere Schafe, die nicht aus dieser Hürde sind; auch diese muss ich bringen“ (Joh. 10:16). Bei der Diskussion mit seinen Gegnern hatte Jesus also sowohl die Hoffnung auf Leben im Himmel für die „kleine Herde“ im Sinn als auch die Hoffnung von Millionen „anderen Schafen“, ewig auf der Erde zu leben.
Eine Hoffnung, die keiner Erklärung bedurfte
13. Was meinte Jesus mit seinen Worten: „Du wirst mit mir im Paradies sein“?
13 Während Jesus am Pfahl litt, bestätigte er unwiderlegbar die wahre Hoffnung für die Menschen. Ein Verbrecher, der neben ihm am Pfahl hing, bat: „Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Königreich kommst.“ Jesus versprach ihm: „Wahrlich, ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein“ (Luk. 23:42, 43). Der Mann war offensichtlich ein Jude, der keine Erklärung zu dem Begriff „Paradies“ benötigte. Ihm war die Hoffnung auf künftiges ewiges Leben auf der Erde bekannt.
14. (a) Was zeigt, dass es den Aposteln schwerfiel, den Gedanken einer himmlischen Hoffnung zu verstehen? (b) Ab wann konnten Jesu Nachfolger wirklich verstehen, was die himmlische Hoffnung bedeutet?
14 Wie war es jedoch, wenn Jesus von der himmlischen Hoffnung sprach? Dann war eine Erklärung nötig. Als er seinen Jüngern beispielsweise ankündigte, er werde eine Stätte im Himmel für sie bereiten, begriffen sie überhaupt nicht, was er damit meinte. (Lies Johannes 14:2-5.) „Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen“, sagte Jesus später zu ihnen. „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten“ (Joh. 16:12, 13). Erst nachdem die Jünger Pfingsten 33 u. Z. mit Gottes Geist zu voraussichtlichen Königen gesalbt worden waren, verstanden sie, dass sich ihre Throne im Himmel befinden würden (1. Kor. 15:49; Kol. 1:5; 1. Pet. 1:3, 4). Die Hoffnung auf ein himmlisches Erbe war somit eine Offenbarung, und sie rückte in den inspirierten Briefen der Christlichen Griechischen Schriften in den Vordergrund. Wird in diesen Schriften aber auch die Hoffnung bestätigt, ewig auf der Erde zu leben?
Was sagen weitere inspirierte Schriften?
15, 16. Wie kommt die Hoffnung, ewig auf der Erde zu leben, im inspirierten Brief an die Hebräer und im Petrusbrief zum Ausdruck?
15 Der Apostel Paulus sprach im Hebräerbrief seine Glaubensbrüder wie folgt an: „heilige Brüder, Mitgenossen der himmlischen Berufung“. Er erwähnte allerdings auch die „künftige bewohnte Erde“, die Gott Jesus unterworfen hat (Heb. 2:3, 5; 3:1). In den Christlichen Griechischen Schriften bezieht sich das griechische Wort für „bewohnte Erde“ immer auf die buchstäbliche, von Menschen bewohnte Erde. Bei der „künftigen bewohnten Erde“ handelt es sich somit um die neue Welt unter der Herrschaft Jesu Christi. Dann wird sich die von Gott gegebene Verheißung erfüllen: „Die Gerechten selbst werden die Erde besitzen, und sie werden immerdar darauf wohnen“ (Ps. 37:29).
16 Der Apostel Petrus äußerte sich unter Inspiration ebenfalls über die Zukunft der Menschheit. Er schrieb: „Die Himmel und die Erde, die jetzt sind, [sind] aufgespart für das Feuer und sind aufbehalten für den Tag des Gerichts und der Vernichtung der gottlosen Menschen“ (2. Pet. 3:7). Was tritt an die Stelle der heutigen Himmel oder Regierungen und der gottlosen Menschheit? (Lies 2. Petrus 3:13.) „Neue Himmel“ — Gottes messianisches Königreich — und eine „neue Erde“ — eine gerechte menschliche Gesellschaft von Anbetern des wahren Gottes.
17. Wie beschreibt Offenbarung 21:1-4 die Hoffnung der Menschen?
17 Das letzte Buch der Bibel enthält die zu Herzen gehende Vision von einer Menschheit, die Vollkommenheit erlangt hat. (Lies Offenbarung 21:1-4.) Diese Hoffnung hegen aufrichtige, gläubige Menschen, seit im Garten Eden die Vollkommenheit verloren ging. Im Paradies auf der Erde werden sie, ohne zu altern, endlos leben können. Das geht sowohl aus den Hebräischen Schriften als auch aus den Christlichen Griechischen Schriften deutlich hervor. Und diese Aussicht stärkt die treuen Diener Jehovas bis auf den heutigen Tag (Offb. 22:1, 2).
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Ewiges Leben auf der Erde: Eine wiederentdeckte HoffnungDer Wachtturm 2009 | 15. August
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Ewiges Leben auf der Erde: Eine wiederentdeckte Hoffnung
„O Daniel, halte die Worte geheim . . . bis zur Zeit des Endes. Viele werden umherstreifen, und die wahre Erkenntnis wird überströmend werden“ (DAN. 12:4).
1, 2. Um welche Fragen geht es in diesem Artikel?
HEUTE kennen Millionen die biblische Grundlage für die Hoffnung, einmal ewig auf einer paradiesischen Erde zu leben (Offb. 7:9, 17). Bereits in Eden machte Gott deutlich, wozu der Mensch geschaffen war: Er sollte ewig leben, und nicht nach wenigen Jahren sterben (1. Mo. 1:26-28).
2 Das Volk Israel erwartete, dass die Menschen eines Tages die Vollkommenheit zurückerlangen würden, die Adam verloren hatte. Die Christlichen Griechischen Schriften erklären, wodurch Gott der Menschheit ewiges Leben im Paradies auf der Erde ermöglichen wird. Wie kam es, dass diese Hoffnung verloren ging? Wie wurde sie wiederentdeckt und Millionen nahegebracht?
Die Hoffnung verdunkelt
3. Warum überrascht es nicht, dass die Hoffnung, ewig auf der Erde zu leben, verdunkelt wurde?
3 Jesus hatte falsche Propheten vorausgesagt, die seine Lehren entstellen und viele irreführen würden (Mat. 24:11). „Auch unter euch [wird es] falsche Lehrer geben“, warnte der Apostel Petrus seine Glaubensbrüder (2. Pet. 2:1). Und Paulus schrieb, es werde eine Zeit geben, in der die Menschen „die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich nach ihren eigenen Begierden Lehrer aufhäufen werden, um sich die Ohren kitzeln zu lassen“ (2. Tim. 4:3, 4). Dahinter steckte meist Satan, der Menschen irreführt und der abtrünnige Christen benutzt hat, um die wertvolle, tröstende Wahrheit über Gottes Vorsatz mit den Menschen und der Erde zu verdunkeln. (Lies 2. Korinther 4:3, 4.)
4. Welche Hoffnung verwarf der abtrünnige Klerus?
4 Wie die Bibel deutlich lehrt, ist Gottes Königreich eine himmlische Regierung, die sämtliche Formen der Menschenherrschaft beseitigen wird (Dan. 2:44). Während der anschließenden Tausendjahrherrschaft Christi wird Satan in einem Abgrund gefangen sein, die Toten werden auferweckt und die Menschen auf der Erde zur Vollkommenheit gebracht (Offb. 20:1-3, 6, 12; 21:1-4). Der abtrünnige Klerus der Christenheit entwickelte jedoch ganz eigene Vorstellungen. Der Kirchenvater Origenes von Alexandria beispielsweise verdammte alle, die an die irdischen Segnungen des Millenniums glaubten. Und der katholische Theologe Augustinus von Hippo (354—430 u. Z.) „gelangte schließlich zu der Überzeugung, dass es kein Millennium geben werde“, so die Catholic Encyclopedia.a
5, 6. Warum lehnten Origenes und Augustinus die Lehre von einer tausendjährigen Herrschaft Christi ab?
5 Warum verwarfen Origenes und Augustinus die Lehre von einer tausendjährigen Herrschaft Christi? Origenes war ein Schüler des Klemens von Alexandria; dieser hatte die Vorstellung einer unsterblichen Seele aus der griechischen Mythologie übernommen. Origenes, der stark von dem platonischen Gedankengut über die Seele beeinflusst war, „baute in die christliche Lehre die gesamte Dramatik von der Seele ein, die er durch Platon kennengelernt hatte“, so der Theologe Werner Jaeger. Das erklärt, warum Origenes die irdischen Segnungen des Millenniums in eine geistige Welt verlegte.
6 Bevor Augustinus mit 33 Jahren ein „Christ“ wurde, war er Neuplatoniker, ein Anhänger der von Plotin (3. Jh.) entwickelten Richtung platonischer Philosophie. Auch nach seiner Bekehrung blieb Augustinus’ Denken von neuplatonischen Ansichten geprägt. In der New Encyclopædia Britannica heißt es über ihn: „In seinem Geist verschmolz die Religion des Neuen Testaments am vollständigsten mit der platonischen Überlieferung der griechischen Philosophie.“ Augustinus erklärte die im 20. Kapitel der Offenbarung beschriebene Tausendjahrherrschaft „in symbolischem Sinne“. Seine Erklärung „wurde von späteren westlichen Theologen übernommen, und der frühere Millenarismus fand keine Unterstützung mehr“ (The Catholic Encyclopedia).
7. Welche Irrlehre verdrängte die Hoffnung, ewig auf der Erde zu leben? Wie kam es dazu?
7 Die Hoffnung, einmal ewig auf der Erde zu leben, wurde von einer Vorstellung verdrängt, die bereits im alten Babylon aufkam und sich schließlich weltweit verbreitete: die Lehre, dass dem Menschen etwas Unsterbliches innewohnt, was als Seele oder Geist bezeichnet wird. Als auch die Christenheit diese Vorstellung übernahm, legten die Theologen die Bibeltexte, in denen es um die himmlische Hoffnung geht, fälschlich so aus, als würden alle guten Menschen in den Himmel kommen. Nach dieser Ansicht wäre das Leben auf der Erde nur ein Übergangsstadium, um festzustellen, wer würdig ist, in den Himmel zu kommen. Etwas Ähnliches geschah mit der ursprünglichen Hoffnung der Juden, einmal ewig auf der Erde zu leben. Als die Juden nach und nach die griechische Vorstellung einer unsterblichen Seele übernahmen, verblasste ihre Hoffnung auf irdisches Leben. Das hatte mit dem Menschenbild der Bibel überhaupt nichts mehr zu tun! Schließlich wurde der Mensch als stoffliches Wesen erschaffen, nicht als eine Art Geistwesen. Jehova hatte zu dem ersten Menschen gesagt: „Staub bist du“ (1. Mo. 3:19). Die ewige Heimat des Menschen ist die Erde, nicht der Himmel. (Lies Psalm 104:5; 115:16.)
Das Licht der Wahrheit in der Finsternis
8. Was schrieben einige Gelehrte im 17. Jahrhundert über die Hoffnung für die Menschen?
8 Die meisten „christlichen“ Konfessionen leugnen, dass der Mensch einmal ewig auf der Erde leben soll. Dennoch konnte Satan die Wahrheit nicht auf Dauer verdunkeln. Im Lauf der Jahrhunderte stießen einige aufmerksame Bibelleser auf das Licht der Wahrheit: Sie verstanden, wenn auch nicht in allen Einzelheiten, dass Gott die Menschen zur Vollkommenheit zurückführen wird (Ps. 97:11; Mat. 7:13, 14; 13:37-39). Ab dem 17. Jahrhundert wurde die Bibel in immer mehr Sprachen übersetzt und gedruckt und war damit mehr Menschen zugänglich. 1651 schrieb ein Gelehrter: „Denn hat Adam das Paradies und das ewige Leben auf der Erde verlohren; so hat Christus denen, die an ihn glauben, auch das Paradies und ewige Leben auf derselben — und kein anderes erworben.“ (Lies 1. Korinther 15:21, 22.) Der bekannte englischsprachige Dichter John Milton (1608 bis 1674) schrieb Das verlorene Paradies und die Fortsetzung Das wiedergewonnene Paradies. In seinen Werken schildert Milton, wie treue Menschen in einem irdischen Paradies belohnt werden. Obwohl Milton sich lange mit der Bibel beschäftigte, war ihm klar, dass man sich erst dann ein vollständiges Bild von der biblischen Wahrheit machen könnte, wenn Christus gegenwärtig wäre.
9, 10. (a) Was schrieb Isaac Newton über die biblische Hoffnung? (b) Warum rechnete Newton erst in ferner Zukunft mit Christi Gegenwart?
9 Auch der große Mathematiker Sir Isaac Newton (1642—1727) interessierte sich lebhaft für die Bibel. Er verstand, dass die Heiligen zu himmlischem Leben auferweckt und für Menschen unsichtbar mit Christus regieren werden (Offb. 5:9, 10). Über die Untertanen des Reiches Gottes schrieb er: „Die Erde wird nach dem Gerichtstage weiter von Sterblichen bevölkert sein, und das nicht lediglich für 1 000 Jahre, sondern vielmehr für immer.“
10 Newton sah die Parusie Christi noch Jahrhunderte entfernt. „Ein Grund, warum Newton das Reich Gottes erst so spät in der Zukunft erwartete, war sein tiefer Pessimismus angesichts der allgegenwärtigen Häresie durch die Trinitarier“, sagte der Historiker Stephen Snobelen. Das Verständnis der guten Botschaft war immer noch verdunkelt. Und Newton kannte keine christliche Gemeinschaft, die sie hätte verkündigen können. Er schrieb: „Diese Prophezeiungen Daniels und Johannis [letztere im Bibelbuch Offenbarung] sollten erst in der Zeit des Endes verstanden werden.“ Weiter erklärte er: „Dann, so sagt Daniel, werden viele hin und her schweifen, und die Erkenntnis wird zunehmen. Denn das Evangelium muss vor der großen Trübsal und dem Ende der Welt allen Völkern gepredigt werden. Die Schar mit Palmzweigen, die aus dieser großen Trübsal kommt, kann nur unzählbar sein und aus allen Völkern kommen, wenn sie vor Eintreten der Trübsal durch das Predigen des Evangeliums dazu gemacht wird“ (Dan. 12:4; Mat. 24:14; Offb. 7:9, 10).
11. Warum war die biblische Hoffnung den meisten Zeitgenossen von Milton und Newton unbekannt?
11 Zur Zeit von Milton und Newton war es riskant, Ansichten zu äußern, die von der kirchlichen Lehrmeinung abwichen. Deshalb wurden die Ergebnisse ihrer Bibelforschung größtenteils erst nach ihrem Tod veröffentlicht. Die Reformation des 16. Jahrhunderts hatte es versäumt, die Lehre von der unsterblichen Seele richtigzustellen, und die großen protestantischen Kirchen lehrten wie Augustinus, das Millennium liege nicht in der Zukunft, sondern habe bereits begonnen. Hat die Erkenntnis in der Zeit des Endes tatsächlich zugenommen?
„Die wahre Erkenntnis wird überströmend werden“
12. Wann sollte die wahre Erkenntnis überströmen?
12 Für die „Zeit des Endes“ kündigte das Bibelbuch Daniel eine äußerst positive Entwicklung an. (Lies Daniel 12:3, 4, 9, 10.) Und Jesus sagte: „Zu jener Zeit werden die Gerechten so hell leuchten wie die Sonne“ (Mat. 13:43). Wie kam es dazu, dass in der Zeit des Endes die wahre Erkenntnis überströmte? Befassen wir uns mit einigen bemerkenswerten Entwicklungen in den Jahrzehnten vor 1914, dem Jahr, in dem die Zeit des Endes begann.
13. Was schrieb Charles Taze Russell, nachdem man sich mit dem Thema der Wiederherstellung befasst hatte?
13 In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es manche aufrichtige Menschen, die versuchten „das Muster gesunder Worte“ richtig zu verstehen (2. Tim. 1:13). Einer von ihnen war Charles Taze Russell. 1870 tat er sich mit anderen Wahrheitssuchern zusammen, um die Bibel zu studieren. 1872 beschäftigten sie sich mit dem Thema der Wiederherstellung. Rückblickend schrieb Russell dazu: „So hatten wir doch bis dahin verfehlt, den großen Unterschied klar zu erkennen, der zwischen der Belohnung der jetzt in der Erprobung befindlichen Kirche und der Belohnung der Treuen des Zeitalters nach dieser Erprobung besteht.“ Die Belohnung der letztgenannten Gruppe wäre die „Wiederherstellung zu der Vollkommenheit der menschlichen Natur, deren sich einst unser Stammvater und Haupt, Adam, in Eden erfreute“. Russell würdigte die Rolle derer, die ihm bei seinem Studium der Bibel geholfen hatten. An wen dachte er?
14. (a) Wie verstand Henry Dunn Apostelgeschichte 3:21? (b) Wer sollte seiner Meinung nach ewig auf der Erde leben?
14 Einer dieser Männer war Henry Dunn. Er befasste sich mit den „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten der alten Zeit geredet hat“ (Apg. 3:21). Außerdem wandte er sich einer Frage zu, die viele beschäftigte, nämlich: Wer wird ewig auf der Erde leben? Dunn verstand, dass die Menschheit bei der Wiederherstellung (während der Tausendjahrherrschaft Christi) zur Vollkommenheit auf der Erde zurückgeführt werden sollte. Wie er weiter erklärte, würden Millionen auferweckt werden, die Wahrheit kennenlernen und Gelegenheit erhalten, Glauben an Christus zu beweisen.
15. Wie verstand George Storrs die Auferstehung?
15 George Storrs kam 1870 ebenfalls zu dem Schluss, dass Ungerechte auferweckt werden mit der Aussicht, ewig zu leben. Ferner erkannte er aus der Bibel, dass ein Auferstandener, der diese Gelegenheit ausschlägt und sündigt, „wieder sterben wird, ‚obwohl hundert Jahre alt‘ “ (Jes. 65:20). Storrs lebte in Brooklyn (New York) und war Herausgeber der Zeitschrift Bible Examiner.
16. Wodurch grenzten sich die Bibelforscher von der Christenheit ab?
16 Russell wurde beim Studium der Bibel bewusst, dass die Zeit gekommen war, die gute Botschaft weit und breit bekannt zu machen. Deshalb gab er ab 1879 die Zeitschrift Zions Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi (engl.) heraus (heute: Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich). Bis dahin war die wahre Hoffnung für die Menschheit nur wenigen bekannt. Doch jetzt entstanden in vielen Ländern Bibelforschergruppen, die den Wachtturm studierten. Ihr Glaube, dass nur wenige Menschen in den Himmel kommen, Millionen dagegen vollkommenes Leben auf der Erde erhalten werden, grenzte die Bibelforscher von den meisten Kirchen der Christenheit ab.
17. Wie nahm die wahre Erkenntnis immer mehr zu?
17 Die vorhergesagte „Zeit des Endes“ begann 1914. Nahm die wahre Erkenntnis über die Hoffnung der Menschheit damals wirklich zu? (Dan. 12:4). Bereits 1913 wurden die Predigten von Bruder Russell in 2 000 Zeitungen mit insgesamt 15 Millionen Lesern abgedruckt. Bis Ende 1914 sahen mehr als 9 Millionen Menschen auf drei Kontinenten das „Photo-Drama der Schöpfung“, eine Vorführung von Filmen und Lichtbildern, in der auch die Millenniumsherrschaft Christi erklärt wurde. Von 1918 bis 1925 hielten Jehovas Diener weltweit in über 30 Sprachen den Vortrag „Millionen jetzt Lebender werden nie sterben“, in dem es unter anderem um das ewige Leben auf der Erde ging. 1934 verstanden Jehovas Zeugen dann, dass sich diejenigen, die hofften ewig auf der Erde zu leben, ebenfalls taufen lassen sollten. All das gab ihnen frischen Schwung für die Verkündigung der guten Botschaft vom Königreich. Mittlerweile gibt es Millionen, die Jehova für die Aussicht, einmal ewig auf der Erde zu leben, von Herzen dankbar sind.
„Herrliche Freiheit“ in Aussicht!
18, 19. Was für ein Leben wird in Jesaja 65:21-25 vorausgesagt?
18 Der Prophet Jesaja beschrieb unter Inspiration, wie das Leben für Gottes Diener auf der Erde aussehen wird. (Lies Jesaja 65:21-25.) Noch heute gibt es Bäume, die schon existierten, als Jesaja vor rund 2 700 Jahren diese Worte niederschrieb. Können wir uns vorstellen, eines Tages selbst so alt zu sein, und das voller Energie und bei bester Gesundheit?
19 Heute fliegt das Leben nur so an einem vorüber und ist viel zu schnell vorbei. Doch in der neuen Welt werden sich endlose Möglichkeiten bieten, zu bauen, zu pflanzen und zu lernen. Denken wir auch an die Freundschaften, die wir dann pflegen können — Freundschaften, die nie enden und sich immer weiter vertiefen werden. Was für eine „herrliche Freiheit“ für die „Kinder Gottes“ auf der Erde! (Röm. 8:21).
[Fußnote]
a Augustinus war der Ansicht, dass das tausendjährige Gottesreich nicht in der Zukunft lag, sondern bereits mit der Gründung der Kirche begonnen hatte.
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