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Warum sind so viele Menschen einsam?Erwachet! 2004 | 8. Juni
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Warum sind so viele Menschen einsam?
IN DER heutigen Gesellschaft leiden viele unter Einsamkeit. Betroffen sind Menschen aller Altersstufen, Rassen, Gesellschaftsschichten und Bekenntnisse. Auch diejenigen von uns, die Einsamkeit noch nicht am eigenen Leib verspürt haben, können doch nachvollziehen, wie es ist, wenn man sich von Zeit zu Zeit nach Gemeinschaft sehnt, nach einem Menschen, der ein offenes Ohr hat, der einem Halt gibt, der vielleicht unsere innersten Gefühle und Gedanken nachempfinden kann und der uns ganz persönlich versteht. Wir brauchen Menschen, die für unsere Empfindungen empfänglich sind.
Wenn man allein ist, heißt das jedoch nicht zwangsläufig, dass man einsam ist. Manch einer kann lange Zeit allein sein und sich an vielen Dingen erfreuen, ohne im Geringsten einsam zu sein. Ein anderer wiederum kann das Alleinsein überhaupt nicht ertragen. Im Deutschen Universalwörterbuch von Duden findet man unter dem Stichwort „allein“ die Definition „ohne die Anwesenheit, Gegenwart eines anderen od[er] anderer, getrennt von anderen, ohne Gesellschaft, für sich“. Das bedeutet nicht unbedingt, dass der Betreffende unter dem Alleinsein leidet. Ist er jedoch einsam, kann das gemäß einem Lexikon „sehr bedrückend und schmerzlich“ sein. Die Ausdrücke verloren oder verlassen werden gebraucht, wenn der Aspekt der Hilflosigkeit noch hinzukommt.
Gefühle der Einsamkeit können in der Tat sehr stark und äußerst schmerzlich sein. Man verspürt eine innere Leere, fühlt sich isoliert, von anderen abgeschnitten. Einsamkeit kann Menschen emotional schwächen und verängstigen. Vielleicht haben wir das selbst schon erlebt. Wie kommt es eigentlich dazu, dass man sich einsam fühlt?
Im Leben gibt es immer wieder Probleme, Situationen und Umstände, die uns irgendwie zu schaffen machen. Der eine fühlt sich wegen seines Aussehens, seiner Rasse oder seiner Religion nicht akzeptiert. Der andere muss persönliche Veränderungen verkraften, wie zum Beispiel einen Schul- oder Arbeitsplatzwechsel, einen Umzug in eine andere Gegend, in eine fremde Stadt oder in ein anderes Land. Solche Einschnitte im Leben können Gefühle der Einsamkeit hervorrufen, weil man gute Freunde zurücklassen muss. Auch der Tod des Vaters, der Mutter oder des Ehepartners kann Menschen einsam machen, und das womöglich jahrelang. Wenn wir älter werden, ändert sich außerdem unser Freundes- und Bekanntenkreis, er wird kleiner und irgendwann ist vielleicht niemand mehr da.
Auch die Ehe ist keine Garantie gegen Einsamkeit. Wenn sich zwei Menschen nicht verstehen oder nicht harmonieren, kommt Stress auf, der wiederum Unsicherheit hervorrufen und sogar zur Isolation der Ehepartner und der Kinder führen kann. Abgesehen von der Einsamkeit, die durch den Tod eines geliebten Menschen, durch Scheidung, durch räumliche oder emotionale Isolation entsteht, gibt es noch eine andere Art Einsamkeit, die sehr tief gehen kann. Sie entsteht, wenn unser Verhältnis zu Gott gestört ist und wir uns von ihm getrennt fühlen.
Wer irgendeine der oben beschriebenen Situationen aus eigener Erfahrung kennt, fragt sich wahrscheinlich: Kann man mit Einsamkeit fertig werden?
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Mit Einsamkeit fertig werdenErwachet! 2004 | 8. Juni
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Mit Einsamkeit fertig werden
MIT Einsamkeit fertig zu werden ist nicht leicht, denn man muss dabei starke Gefühle in den Griff bekommen. Wie schafft man das? Was haben manche getan, um ihre Einsamkeit zu überwinden?
Einsamkeit erfolgreich bekämpft
Helena ist gern allein, wenn sie gewisse Entscheidungen trifft, aber sie erkennt auch die Gefahr der Einsamkeit. Als sie noch ein Kind war, stand es mit der Kommunikation zwischen ihr und ihren Eltern nicht zum Besten. Helen wollte auf sich aufmerksam machen, wusste aber nicht recht wie, und so schloss sie sich in ihrem Zimmer ein. Sie erzählt: „Ich bekam Essstörungen und wurde depressiv. Ich dachte: ‚Was gehen mich die Probleme meiner Eltern an? Die kümmern sich doch auch nicht um meine.‘ Dann kam mir der Gedanke, ich könnte durch eine Heirat die Leere in mir ausfüllen. Ich wollte heiraten, um der Einsamkeit zu entfliehen. Aber dann überlegte ich: ‚Ich kann doch einem Menschen nicht das Leben kaputtmachen. Ich muss erst mal meine eigenen Gedanken sortieren!‘ Ich betete zu Jehova um Hilfe und lud meinen Kummer bei ihm ab.
In der Bibel fand ich Texte, die mich sehr trösteten. In Jesaja 41:10 heißt es zum Beispiel: ‚Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. Blicke nicht gespannt umher, denn ich bin dein Gott. Ich will dich stärken. Ich will dir wirklich helfen. Ja, ich will dich festhalten mit meiner Rechten der Gerechtigkeit.‘ Diese Worte haben mir sehr geholfen, denn ich fühlte mich, als hätte ich keinen Vater. Heute lese ich regelmäßig in der Bibel und bete zu meinem himmlischen Vater. Ich weiß jetzt, wie man Einsamkeit überwindet.“
Wenn ein Angehöriger stirbt, sind die Hinterbliebenen traurig und werden vielleicht einsam. Luisa, ein 16-jähriges Mädchen, erzählt, was sie durchmachte: „Als ich fünf war, wurde mein Vater getötet. Ich suchte Trost bei meiner Großmutter, aber ich hatte nie das Gefühl, dass sie mich liebte. Als Kind bekam ich überhaupt herzlich wenig Liebe, obwohl ich sie damals am meisten gebraucht hätte. Im Alter zwischen acht und neun Jahren unternahm ich insgesamt drei Selbstmordversuche. Ich fand, dass das die beste Lösung für meine Familie war, denn meine Mutter tat sich schwer, meine drei Schwestern und mich satt zu bekommen. Dann hatten wir Kontakt mit Zeugen Jehovas. Ein junges Ehepaar schloss mich ins Herz. Sie sagten oft zu mir: ‚Wir sind froh, dass wir dich haben. Wir brauchen dich.‘ Der Satz ‚Wir brauchen dich‘ hat mir viel Kraft gegeben. Manchmal kann ich meine Gefühle mit Worten nicht ausdrücken, aber wenn ich Artikel im Wachtturm oder im Erwachet! lese, dann bedanke ich mich bei Jehova, weil ich durch diese Zeitschriften immer wieder seine Liebe spüre. Ich habe mich sehr geändert. Heute kann ich wieder lachen und habe auch keine Hemmungen mehr, mit meiner Mutter zu sprechen, wenn ich mich freue oder wenn ich traurig bin. Manchmal holt mich die Vergangenheit ein, aber es ist nicht mehr wie damals, als ich mich gegenüber meiner Familie verschloss und Selbstmord begehen wollte. Ich denke immer an das, was der Psalmist David sagte: ‚Um meiner Brüder und meiner Gefährten willen will ich nun reden: „Friede sei in dir“ ‘ “ (Psalm 122:8).
Martha ist seit 22 Jahren geschieden und hat inzwischen ein Kind großgezogen. Sie erzählt: „Wenn ich darüber nachdenke, was ich falsch gemacht habe, kommen leicht Gefühle der Wertlosigkeit und Einsamkeit in mir hoch.“ Wie wird Martha damit fertig? Sie sagt: „Mir hilft es am meisten, gleich mit Jehova Gott über meine Gefühle zu sprechen. Wenn ich bete, weiß ich, dass ich nicht allein bin. Jehova versteht mich besser als ich mich selbst. Außerdem suche ich nach Möglichkeiten, für andere da zu sein. Vor allem der Vollzeitdienst ist eine wirksame Waffe gegen negative Gefühle. Wenn man mit anderen über die Segnungen des Königreiches Gottes spricht und merkt, dass die Menschen absolut hoffnungslos sind und keinen Ausweg aus ihren Problemen sehen, dann wird einem klar, dass man wirklich allen Grund hat, sich den Lebenswillen zu erhalten und weiterzukämpfen.“
Elba ist 93 Jahre alt. Ihr einziges Kind ist Missionarin im Ausland. Auf die Frage, wie sie mit Einsamkeit fertig wird, antwortet Elba: „Als meine Tochter und ihr Mann zur Wachtturm-Bibelschule Gilead eingeladen wurden, strahlten sie vor Freude, und ich freute mich mit ihnen. Nachdem sie später ihre Auslandszuteilung bekommen hatten, spürte ich einen Anflug von Egoismus. Es stimmte mich irgendwie traurig, dass die beiden bald nicht mehr in meiner Nähe sein würden. Meine Situation kam mir vor wie die Jephthas und seiner einzigen Tochter, die in Richter, Kapitel 11 beschrieben wird. Ich musste einfach Jehova unter Tränen um Verzeihung bitten. Meine Kinder halten stets Kontakt mit mir. Ich weiß, sie haben sehr viel zu tun, aber wo sie auch sind, sie nehmen sich die Zeit, mir zu schreiben und mir zu erzählen, was sie im Predigtdienst erleben. Ich lese ihre Briefe immer wieder. Für mich ist das so, als würden sie jede Woche mit mir sprechen, und dafür bin ich sehr dankbar. Außerdem kümmern sich die Ältesten in meiner Versammlung um uns Ältere und Gebrechliche. Je nach Bedarf sorgen sie dafür, dass wir zu den Zusammenkünften abgeholt werden oder uns sonst irgendwie geholfen wird. Meine Glaubensbrüder und -schwestern sind für mich wirklich ein Segen von Jehova.“
Gegen Einsamkeit ist man nicht machtlos
Ob man nun jung ist oder schon älter, ledig oder verheiratet, Waisenkind oder nicht, ob man liebe Angehörige verloren hat oder sich aus irgendeinem anderen Grund einsam fühlt — gegen Einsamkeit ist man nicht machtlos. Die 18-jährige Jocabed, deren Vater die sechsköpfige Familie im Stich ließ und ins Ausland ging, empfiehlt: „Man muss reden! Es ist wichtig, dass man aus sich herausgeht, sonst versteht einen keiner.“ Weiter rät sie: „Man darf nicht so viel an sich selbst denken. Und mit seinen Problemen geht man besser zu erfahrenen Leuten anstatt zu anderen Jugendlichen, die vielleicht noch schlechter dran sind.“ Luisa, von der schon die Rede war, sagt: „Man steckt in einer Art Sackgasse, und das innige Gebet zu Jehova hilft einem da heraus.“ Jorge erzählt, wie er seit dem Tod seiner Frau gegen Einsamkeit ankämpft: „Man muss durchhalten. Mir persönlich hilft das Interesse an anderen sehr. Wenn wir ‘Mitgefühl bekunden’, können unsere Gespräche anderen etwas bringen und wir selbst können die schönen Seiten an ihnen entdecken“ (1. Petrus 3:8).
Gegen Einsamkeit kann man viel tun. Aber wird jemals der Tag kommen, an dem sie endgültig der Vergangenheit angehört? Wenn ja, wie soll das geschehen? Diese Fragen werden im nächsten Artikel beantwortet.
[Fußnote]
a Einige Namen wurden geändert.
[Herausgestellter Text auf Seite 8]
„Man steckt in einer Art Sackgasse, und das innige Gebet zu Jehova hilft einem da heraus“ (Luisa).
[Kasten/Bilder auf Seite 7]
Was man gegen Einsamkeit tun kann
◼ Man darf nicht vergessen, dass Einsamkeit kein dauerhafter, unabänderlicher Zustand ist und dass viele andere ebenfalls darunter leiden.
◼ Man sollte sich selbst nicht zu viel abverlangen.
◼ Besser ist es, im Großen und Ganzen mit sich zufrieden zu sein.
◼ Es ist wichtig, sich gute Essgewohnheiten anzueignen, regelmäßig Sport zu treiben und genügend zu schlafen.
◼ Sich kreativ zu beschäftigen und Neues zu lernen hilft über Zeiten des Alleinseins hinweg.
◼ Man sollte Menschen, die man kennen lernt, nicht vorschnell auf der Grundlage von Erfahrungen beurteilen, die man mit anderen gemacht hat.
◼ Alleinstehende sollten ihre Freunde und deren einzigartige Eigenschaften schätzen, sich um einen guten Freundeskreis bemühen und auch für die Gedanken älterer, erfahrener Personen aufgeschlossen sein.
◼ Wenn man anderen Gutes tut, indem man ihnen zum Beispiel ein Lächeln oder ein nettes Wort schenkt oder über einen Gedanken aus der Bibel spricht, dann fühlt man sich gebraucht, und das hilft gegen Einsamkeit.
◼ Man sollte sich davor hüten, von Film- und Fernsehstars, Personen aus dem Internet oder von Romanfiguren zu träumen und sich ein Verhältnis mit ihnen auszumalen.
◼ Verheiratete dürfen von ihrem Ehepartner nicht erwarten, dass er alle ihre emotionalen Bedürfnisse befriedigt. Sie müssen lernen zu geben und zu nehmen, sich gegenseitig zu helfen und einander zu unterstützen.
◼ Man sollte lernen, auf andere zuzugehen und ein guter Zuhörer zu sein. Dabei könnte man sich auf ihre Person und ihre Interessen konzentrieren. Auch Einfühlungsvermögen ist wichtig.
◼ Einsame Menschen sollten nicht still vor sich hin leiden, sondern sich ihre Gefühle eingestehen und sich einer erfahrenen Person anvertrauen, mit der sie sich gut verstehen.
◼ Man ist gut beraten, nicht zu viel beziehungsweise gar keinen Alkohol zu trinken. Mit Alkohol kann man Probleme nicht ertränken — sie können schwimmen.
◼ Wenn man verletzt wird, sollte man nicht stolz sein und sich nicht einigeln, sondern vielmehr bereit sein, zu verzeihen und sich wieder auszusöhnen.
[Bild auf Seite 6]
Wie kann man mit Einsamkeit fertig werden?
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Wenn niemand mehr einsam sein wirdErwachet! 2004 | 8. Juni
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Wenn niemand mehr einsam sein wird
BEI der Erschaffung des ersten Menschen sagte Gott gemäß 1. Mose 2:18: „Es ist für den Menschen nicht gut, dass er weiterhin allein sei. Ich werde ihm eine Gehilfin machen als sein Gegenstück.“ Die Menschen wurden also dazu geschaffen, zusammen zu sein und füreinander da zu sein.
Der beste Freund, den man sich vorstellen kann, ist Jehova Gott. Wie der Apostel Paulus schrieb, ist Jehova der „Vater inniger Erbarmungen und der Gott allen Trostes, der uns tröstet in all unserer Drangsal“ (2. Korinther 1:3, 4). Es bekümmert Jehova, wenn irgendeiner seiner Diener leidet. Er ist ein mitfühlender Gott. „Er selbst kennt ja unser Gebilde, ist eingedenk dessen, dass wir Staub sind“ (Psalm 103:14). Fühlen wir uns nicht zu Jehova Gott hingezogen und sind wir nicht dankbar, dass er uns versteht und uns liebevoll seine Aufmerksamkeit schenkt?
Jehova stärkt die Einsamen
In vergangenen Zeiten befanden sich viele Diener Gottes in Situationen, in denen sie sich einsam fühlten. Jehova war ihnen eine Hilfe und ein Quell des Trostes. Das erlebte zum Beispiel Jeremia, der als junger Mann zum Propheten berufen wurde. Von allen 40 Bibelschreibern schrieb wohl keiner so viel über seine eigenen Empfindungen wie er. Als Jeremia seinen ersten Auftrag von Gott bekam, war er schüchtern und fühlte sich überfordert (Jeremia 1:6). Um diesen Auftrag ausführen zu können, musste er sich völlig auf Jehova verlassen. Und Jehova war tatsächlich mit ihm „wie ein schrecklich Mächtiger“ (Jeremia 1:18, 19; 20:11).
Gehen wir noch 300 Jahre weiter zurück in die Zeit der Königin Isebel. Als Isebel vom Tod ihrer Baalspropheten erfuhr, schwor sie, Elia umbringen zu lassen. Elia floh ungefähr 450 Kilometer bis zum Horeb auf der Sinaihalbinsel. Dort betrat er eine Höhle, um zu übernachten. Jehova Gott fragte ihn: „Was hast du hier zu tun, Elia?“ Elia sagte, er sei der einzige übrig gebliebene Anbeter Jehovas in ganz Israel, und außer ihm gebe es keinen Propheten mehr, der für den Dienst Gottes eifere. Jehova versicherte Elia, dass er nicht allein war. Jehova war mit ihm und außerdem 7 000 andere Israeliten, von denen Elia jedoch nichts wusste. Jehova tröstete und beruhigte Elia und stärkte ihn im Glauben. Das ging dem Propheten zu Herzen und gab ihm wieder neuen Mut, seinen Auftrag treu auszuführen (1. Könige 19:4, 9-12, 15-18). Wenn wir uns wie Elia jemals verlassen und wertlos vorkommen, können auch wir Jehova im Gebet um Kraft bitten. Älteste können außerdem Treuen taktvoll zureden, sie trösten und ihnen helfen, ihre Rolle in der Verwirklichung des Vorsatzes Gottes zu erkennen (1. Thessalonicher 5:14).
Diese und andere Beispiele zeigen, dass Jehova bereit ist, Einsamen beizustehen und sie liebevoll zu trösten. Ja, „Jehova wird eine sichere Höhe werden für jeden Unterdrückten, eine sichere Höhe in Zeiten der Bedrängnis“ (Psalm 9:9; 46:1; Nahum 1:7).
Ein Mann voller Mitgefühl und tiefer Empfindungen
Jesus Christus ahmte Jehova nach und er ist ein bewundernswertes Beispiel für vollkommene emotionale Ausgeglichenheit. Lukas beschreibt, wie Jesus reagierte, als er bei der Stadt Nain einem Trauerzug begegnete: „Ein Toter [wurde] herausgetragen, der einziggezeugte Sohn seiner Mutter. . . . Und als der Herr sie erblickte, wurde er von Mitleid mit ihr bewegt, und er sprach zu ihr: ‚Hör auf zu weinen.‘ Darauf trat er hinzu und rührte die Bahre an, und die Träger standen still, und er sprach: ‚Junger Mann, ich sage dir: Steh auf!‘ Und der Tote setzte sich auf und fing an zu reden, und er gab ihn seiner Mutter“ (Lukas 7:12-15). Jesus war tief bewegt. Er war ein mitfühlender Mensch. Stellen wir uns nur vor, wie glücklich die einsame Witwe gewesen sein muss, als ihr Jesus ihren Sohn wieder zurückgab! Jetzt war es mit ihrer Einsamkeit vorbei.
Wir können sicher sein, dass Jesus „mitfühlen kann mit unseren Schwachheiten“. Er hat zweifellos Mitgefühl mit aufrichtigen Menschen, die einsam sind. Ja, durch ihn können wir „Barmherzigkeit erlangen und unverdiente Güte finden . . . als Hilfe zur rechten Zeit“ (Hebräer 4:15, 16). Wenn wir Jesus nachahmen, entwickeln wir Mitgefühl für Menschen, die trauern, niedergedrückt und einsam sind. Außerdem bewahrt Hilfsbereitschaft uns selbst vor Einsamkeit. Nun gibt es aber noch ein weiteres Mittel, das uns über negative Gefühle der Einsamkeit hinweghelfen kann.
Jehovas Wort kann uns über Einsamkeit hinweghelfen
Viele Menschen haben die Erfahrung gemacht, dass man „durch den Trost aus den Schriften Hoffnung haben“ kann. Gottes Wort ist voller praktischer Ratschläge, die uns bei Einsamkeit helfen können (Römer 15:4; Psalm 32:8). So ermahnt uns die Bibel beispielsweise, „nicht höher von . . . [uns] zu denken, als zu denken nötig ist“ (Römer 12:3). Um diesen Rat zu befolgen, müssen wir vielleicht umdenken. Demut und Bescheidenheit — das heißt eine realistische Einschätzung unserer Grenzen — wird uns sicher helfen, in unseren Erwartungen ausgeglichener und vernünftiger zu werden. Ebenso rät uns Gottes Wort, echtes persönliches Interesse für andere zu entwickeln (Philipper 2:4). Wenn man von sich selbst gibt, empfängt man auch. Eine solche auf Gegenseitigkeit beruhende enge Verbundenheit hilft Einsamkeit zu vertreiben und gibt unserem Leben einen Sinn.
Die Bibel ermuntert uns als Christen, „unser Zusammenkommen nicht auf[zu]geben“ (Hebräer 10:24, 25). Man sollte also erbaulichen Tätigkeiten nachgehen, wie zum Beispiel regelmäßig die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas zu besuchen. Zweifellos können sich diese auf unser geistiges, emotionales und körperliches Wohlbefinden positiv auswirken. Mit anderen über die gute Botschaft von Gottes Königreich zu sprechen ist eine weitere schöne Möglichkeit, unser Leben sinnvoll zu gestalten. Dadurch wird unser Denken in die richtigen Bahnen gelenkt, unser Glaube wird gestärkt und wir bewahren uns unsere Hoffnung (Epheser 6:14-17).
Kommen wir Jehova im Gebet näher. David riet eindringlich: „Wirf deine Bürde auf Jehova, und er selbst wird dich stützen“ (Psalm 55:22). Gottes Wort zu studieren macht uns glücklich (Psalm 1:1-3). Und wenn Gefühle der Einsamkeit aufkommen, können wir in der Bibel lesen und darüber nachsinnen, wie liebevoll Jehova für uns sorgt. Der Psalmist schrieb: „Am Staub hat meine Seele geklebt. Erhalte mich am Leben gemäß deinem Wort“ (Psalm 119:25).
Wenn niemand mehr sagen wird: „Ich bin einsam“
Jehova Gott hat uns eine neue Welt versprochen — ohne Ängste, Enttäuschungen oder andere negative Gefühle. In der Bibel heißt es: „Er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer noch Geschrei noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen“ (Offenbarung 21:4). Zu den früheren Dingen, die vergangen sein werden, gehört alles, was uns heute physisch, gedanklich und emotional schmerzt.
Die ganze Erde wird mit freundlichen Menschen bevölkert sein, die unser Leben bereichern. Durch das himmlische Königreich, in dem Jesus Christus als König herrscht, wird uns Jehova für immer von Einsamkeit heilen. Wenn die Erde ein Paradies sein wird, werden wir von ihm neue, wunderbare Dinge zu tun bekommen. Bald wird der Tag kommen, an dem wir nie mehr sagen werden: „Ich bin einsam.“
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