-
‘Die größte von diesen ist die Liebe’Der Wachtturm 1990 | 15. November
-
-
‘Die größte von diesen ist die Liebe’
„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe“ (1. KORINTHER 13:13).
1. Was schrieb ein Anthropologe über die Liebe?
EINER der führenden Anthropologen der Welt schrieb: „Zum erstenmal in der Geschichte der Menschheit haben wir begriffen, daß das wichtigste aller elementaren psychischen Bedürfnisse das Bedürfnis nach Liebe ist. Es bildet den Mittelpunkt aller menschlichen Bedürfnisse, genauso wie unsere Sonne den Mittelpunkt unseres Sonnensystems bildet, dessen Planeten sie umkreisen. ... Das Kind, das nicht geliebt worden ist, unterscheidet sich biochemisch, physiologisch und psychologisch sehr von dem Kind, das geliebt worden ist. Es entwickelt sich auch anders. Wir wissen jetzt, daß der Mensch dazu geboren ist zu leben, als ob Leben und Lieben eins wären. Das ist natürlich nichts Neues. Es bestätigt nur die Bergpredigt.“
2. (a) Wie zeigte der Apostel Paulus die Bedeutung der Liebe? (b) Welche Fragen verdienen unsere Aufmerksamkeit?
2 Ja, wie dieser weltliche Gelehrte zugibt, ist die Tatsache, daß die Liebe für das menschliche Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung ist, nichts Neues. Weltlichen Gelehrten mag das erst jetzt bewußt geworden sein, doch in Gottes Wort steht es bereits über 1 900 Jahre. Deshalb konnte der Apostel Paulus schreiben: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe“ (1. Korinther 13:13). Weißt du, warum die Liebe größer ist als Glaube und Hoffnung? Wieso kann gesagt werden, daß die Liebe die größte der Eigenschaften Gottes und der Früchte seines Geistes ist?
Vier Arten Liebe
3. Welche biblischen Beispiele für romantische Liebe gibt es?
3 Die Fähigkeit des Menschen, Liebe zu bekunden, ist ein Ausdruck der Weisheit Gottes und seines liebevollen Interesses an den Menschen. Die alten Griechen kannten interessanterweise vier Wörter für „Liebe“. Das eine war érōs, die Bezeichnung für die romantische Liebe, bei der die geschlechtliche Anziehung eine Rolle spielt. Die Schreiber der Christlichen Griechischen Schriften hatten keinen Grund, das Wort érōs zu benutzen; allerdings erscheint dieses Wort in der Septuaginta in Sprüche 7:18 und 30:16, und in den Hebräischen Schriften wird auch noch an anderen Stellen auf die romantische Liebe Bezug genommen. Zum Beispiel lesen wir im Falle Isaaks und Rebekkas: „Er gewann sie lieb“ (1. Mose 24:67). Ein wirklich bemerkenswertes Beispiel für diese Art Liebe wird in Verbindung mit Jakob erwähnt, der sich offensichtlich auf den ersten Blick in die schöne Rahel verliebte. Ja, er „diente dann sieben Jahre um Rahel, aber wegen seiner Liebe zu ihr erwiesen sie sich in seinen Augen wie einige wenige Tage“ (1. Mose 29:9-11, 17, 20). Auch das Hohelied Salomos handelt von der romantischen Liebe zwischen einem Hirten und einem jungen Mädchen. Es kann jedoch nicht genug betont werden, daß diese Art Liebe, die eine Quelle großer Befriedigung und Freude sein kann, nur im Einklang mit den gerechten Maßstäben Gottes bekundet werden sollte. Wie die Bibel zeigt, darf ein Mann nur durch die Liebe zu seiner ihm gesetzlich angetrauten Ehefrau „fortwährend im Taumel sein“ (Sprüche 5:15-20).
4. Welche Beispiele für die familiäre Liebe sind in der Bibel zu finden?
4 Dann ist da die starke familiäre Liebe oder natürliche Zuneigung, die auf Blutsverwandtschaft beruht und für die die Griechen das Wort storgḗ gebrauchten. Auf diese Liebe bezieht sich das Sprichwort: „Blut ist dicker als Wasser.“ Ein gutes Beispiel dafür haben wir in der Liebe der Schwestern Maria und Martha zu ihrem Bruder Lazarus. Daß er ihnen viel bedeutete, ist daran zu sehen, wie sehr sie seinen plötzlichen Tod beklagten. Und wie sie sich doch freuten, als Jesus ihren geliebten Lazarus auferweckte! (Johannes 11:1-44). Ein weiteres Beispiel für diese Art Liebe ist die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. (Vergleiche 1. Thessalonicher 2:7.) Um zu unterstreichen, wie groß seine Liebe zu Zion war, wies Jehova darauf hin, daß sie noch größer sei als die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind (Jesaja 49:15).
5. Wie zeigt sich heute ein Mangel an „natürlicher Zuneigung“?
5 Ein Anzeichen dafür, daß wir in den „letzten Tagen“ leben, in denen „kritische Zeiten dasein werden, mit denen man schwer fertig wird“, ist der Mangel an „natürlicher Zuneigung“ (2. Timotheus 3:1, 3). Dieser Mangel an Liebe in der Familie ist ein Grund, weshalb Jugendliche von zu Hause weglaufen und manche Erwachsene ihre betagten Eltern vernachlässigen. (Vergleiche Sprüche 23:22.) Daß es an natürlicher Zuneigung fehlt, zeigt sich ebenfalls in den überhandnehmenden Kindesmißhandlungen — einige Eltern schlagen ihre Kinder so sehr, daß diese ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Auch dadurch, daß viele Eltern ihre Kinder nicht in Zucht nehmen, kommt ein Mangel an elterlicher Liebe zum Ausdruck. Kinder sich selbst zu überlassen ist kein Zeichen von Liebe, sondern läßt darauf schließen, daß man den Weg des geringsten Widerstandes gehen möchte. Ein Vater, der seine Kinder wirklich liebt, wird sie, wenn nötig, in Zucht nehmen (Sprüche 13:24; Hebräer 12:5-11).
6. Nenne biblische Beispiele für Zuneigung unter Freunden.
6 Des weiteren gibt es das griechische Wort philía, das Zuneigung unter Freunden anzeigt (ohne daß dabei das Geschlechtliche mitschwingt), beispielsweise zwischen zwei erwachsenen Männern oder Frauen. Die Liebe zwischen David und Jonathan ist ein vorzügliches Beispiel dafür. Als Jonathan in der Schlacht gefallen war, beklagte David seinen Tod mit den Worten: „Ich bin bekümmert deinetwegen, mein Bruder Jonathan, sehr angenehm warst du mir. Wunderbarer war mir deine Liebe als die Liebe von Frauen“ (2. Samuel 1:26). Und über Christus erfahren wir, daß er den Apostel Johannes besonders gern hatte. Dieser war als der Jünger bekannt, „zu dem Jesus Zuneigung hatte“ (Johannes 20:2).
7. Was ist mit agápē gemeint, und wie ist diese Liebe bekundet worden?
7 Welches griechische Wort gebrauchte Paulus in 1. Korinther 13:13, wo er Glauben, Hoffnung und Liebe erwähnte und erklärte: „Die größte aber von diesen ist die Liebe.“? Hier erscheint das Wort agápē, das auch der Apostel Johannes benutzte, als er sagte: „Gott ist Liebe“ (1. Johannes 4:8, 16). Damit ist eine von Grundsätzen geleitete oder beherrschte Liebe gemeint. Sie kann, muß aber nicht, Zuneigung und Anhänglichkeit einschließen; doch handelt es sich um selbstlose Gefühle oder Empfindungen, die jemanden darauf bedacht sein lassen, anderen Gutes zu tun, ungeachtet dessen, ob die Empfänger es verdienen oder ob dem Geber irgendwelche Vorteile daraus erwachsen. Eine solche Liebe veranlaßte Gott, seinen liebsten Schatz, seinen einziggezeugten Sohn, Jesus Christus, zu geben, „damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe“ (Johannes 3:16). Als Erinnerung daran schrieb Paulus: „Kaum wird jemand für einen gerechten Menschen sterben; ja, für den guten Menschen zu sterben, wagt es vielleicht jemand noch. Gott aber empfiehlt seine eigene Liebe zu uns dadurch, daß Christus für uns starb, während wir noch Sünder waren“ (Römer 5:7, 8). Ja, die agápē tut anderen Gutes, wobei es keine Rolle spielt, wie geachtet diese sind oder was es denjenigen kostet, der jene Art Liebe bekundet.
Warum größer als Glaube und Hoffnung?
8. Warum ist agápē größer als Glaube?
8 Aber warum erklärte Paulus, diese Art Liebe (agápē) sei größer als Glaube? Er schrieb gemäß 1. Korinther 13:2: „Wenn ich die Gabe des Prophezeiens habe und mit allen heiligen Geheimnissen und aller Erkenntnis vertraut bin und wenn ich allen Glauben habe, um Berge zu versetzen, aber nicht Liebe habe, so bin ich nichts.“ (Vergleiche Matthäus 17:20.) Es würde uns bei Gott nichts nützen, wenn wir uns aus einem selbstsüchtigen Grund bemühten, Erkenntnis zu erlangen und im Glauben zu wachsen. Auch Jesus zeigte, daß einige ‘in seinem Namen prophezeien, in seinem Namen Dämonen austreiben und in seinem Namen viele Machttaten vollbringen’ würden, dennoch würde er sie nicht anerkennen (Matthäus 7:22, 23).
9. Warum ist Liebe größer als Hoffnung?
9 Warum ist denn diese Art Liebe (agápē) auch größer als Hoffnung? Weil jemandes Hoffnung ichbezogen sein kann; er denkt vielleicht hauptsächlich an den eigenen Nutzen, aber Liebe „blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus“ (1. Korinther 13:4, 5). Außerdem endet die Hoffnung — beispielsweise die Hoffnung, die „große Drangsal“ zu überleben und in die neue Welt zu gelangen —, wenn sich das Erhoffte verwirklicht hat (Matthäus 24:21). Paulus schrieb: „In dieser Hoffnung sind wir gerettet worden; Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung, denn hofft ein Mensch noch auf etwas, was er sieht? Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so erwarten wir es weiterhin mit Ausharren“ (Römer 8:24, 25). Die Liebe erduldet alles und versagt nie (1. Korinther 13:7, 8). Somit ist selbstlose Liebe (agápē) größer als Glaube und Hoffnung.
Größer als Weisheit, Gerechtigkeit und Macht?
10. Warum kann gesagt werden, die Liebe sei die größte der vier Haupteigenschaften Gottes?
10 Befassen wir uns nun mit den vier Haupteigenschaften Jehovas: Weisheit, Gerechtigkeit, Macht und Liebe. Kann man auch sagen, die Liebe sei die größte von diesen? Ohne weiteres. Warum? Weil die Liebe als Triebkraft hinter allem steht, was Gott tut. Deshalb schrieb der Apostel Johannes: „Gott ist Liebe.“ Ja, Jehova ist die Liebe in Person (1. Johannes 4:8, 16). Nirgendwo in der Heiligen Schrift lesen wir, daß Gott Weisheit, Gerechtigkeit oder Macht ist. Wir erfahren lediglich, daß er diese Eigenschaften aufweist (Hiob 12:13; Psalm 147:5; Daniel 4:37). Alle vier Eigenschaften sind bei ihm vollkommen ausgewogen. Von Liebe motiviert, verwirklicht Jehova seine Vorsätze, indem er seine drei anderen Eigenschaften einsetzt oder in Betracht zieht.
11. Was motivierte Jehova dazu, das Universum sowie Geistgeschöpfe und Menschen zu erschaffen?
11 Was motivierte Jehova dazu, das Universum sowie vernunftbegabte Geistgeschöpfe und Menschen zu erschaffen? War es Weisheit oder Macht? Weder noch. Er bediente sich beim Erschaffen lediglich seiner Weisheit und Macht. Wir lesen zum Beispiel: „Jehova selbst hat in Weisheit die Erde gegründet“ (Sprüche 3:19). Und seine Gerechtigkeit verlangte keineswegs, daß er Geschöpfe mit einem freien Willen erschuf. Seine Liebe war es, die ihn veranlaßte, andere an der Freude teilhaben zu lassen, als vernunftbegabte Wesen zu existieren. Die Liebe fand auch eine Möglichkeit, die Verurteilung aufzuheben, die, der Gerechtigkeit entsprechend, infolge der Übertretung Adams auf den Menschen lastet (Johannes 3:16). Ja, die Liebe bewog Jehova, den Vorsatz zu fassen, dafür zu sorgen, daß die gehorsame Menschheit im kommenden irdischen Paradies leben kann (Lukas 23:43).
12. Wie sollten wir auf Gottes Macht, Gerechtigkeit und Liebe reagieren?
12 Wegen seiner Allmacht sollten wir es nicht wagen, Gott zur Eifersucht zu reizen. Paulus warf die Frage auf: „‚Reizen wir Jehova zur Eifersucht‘? Wir sind doch nicht etwa stärker als er?“ (1. Korinther 10:22). Natürlich ist Jehova nicht in schlechtem Sinne ein „eifersüchtiger Gott“, sondern weil er „ausschließliche Ergebenheit fordert“ (2. Mose 20:5, Zürcher Bibel). Als Christen sind wir angesichts der Kundgebungen der unermeßlichen Weisheit Gottes von Ehrfurcht ergriffen (Römer 11:33-35). Tiefer Respekt vor seiner Gerechtigkeit sollte uns veranlassen, möglichst große Distanz zu willentlicher Sünde zu halten (Hebräer 10:26-31). Doch die Liebe ist fraglos die größte der vier Haupteigenschaften Gottes. Und wir fühlen uns aufgrund seiner selbstlosen Liebe zu ihm hingezogen; sie weckt in uns den Wunsch, ihm wohlzugefallen, ihn anzubeten und an der Heiligung seines Namens teilzuhaben (Sprüche 27:11).
Die größte der Früchte des Geistes
13. An welcher Stelle steht die Liebe unter den Früchten des Geistes Gottes?
13 An welcher Stelle steht die Liebe unter den neun Früchten des Geistes Gottes, die in Galater 5:22, 23 erwähnt werden? Die Früchte des Geistes sind „Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung“. Mit gutem Grund führte Paulus die Liebe an erster Stelle an. Ist sie größer als die Freude, die er als nächste Eigenschaft erwähnte? Ja, denn ohne Liebe kann es keine dauerhafte Freude geben. Tatsächlich ist die Welt wegen ihrer Selbstsucht und Lieblosigkeit so freudlos. Jehovas Zeugen haben dagegen Liebe untereinander und Liebe zu ihrem himmlischen Vater. Daher sollte man erwarten, daß sie freudig sind, und es ist vorhergesagt worden, daß sie „jubeln zufolge des guten Herzenszustandes“ (Jesaja 65:14).
14. Wieso kann gesagt werden, daß die Liebe größer ist als die Geistesfrucht Frieden?
14 Die Liebe ist auch größer als die Geistesfrucht Frieden. Da es in der Welt an Liebe fehlt, kommt es ständig zu Reibereien und Streitigkeiten. Jehovas Diener haben jedoch weltweit untereinander Frieden. Auf sie treffen die Worte des Psalmisten zu: „Jehova selbst wird sein Volk segnen mit Frieden“ (Psalm 29:11). Sie haben diesen Frieden, weil sie das Kennzeichen wahrer Christen aufweisen, nämlich Liebe (Johannes 13:35). Allein die Liebe vermag alles, was trennend wirkt, zu überwinden, sei es in rassischer, nationaler oder kultureller Hinsicht. Sie ist ein „vollkommenes Band der Einheit“ (Kolosser 3:14).
15. Wie ist die überragende Rolle der Liebe zu erkennen, wenn man sie mit der Geistesfrucht Langmut vergleicht?
15 Die überragende Rolle der Liebe ist ebenfalls zu erkennen, wenn man sie mit Langmut vergleicht, dem geduldigen Ertragen von Provokationen oder verkehrten Handlungen. Langmütig zu sein bedeutet, sowohl geduldig als auch langsam zum Zorn zu sein. Worauf ist es zurückzuführen, daß Menschen ungeduldig sind und schnell in Zorn geraten? Ist es nicht dem Mangel an Liebe zuzuschreiben? Doch unser himmlischer Vater ist langmütig und „langsam zum Zorn“ (2. Mose 34:6; Lukas 18:7). Warum? Weil er uns liebt und „nicht will, daß irgend jemand vernichtet werde“ (2. Petrus 3:9).
16. Wie läßt sich Liebe mit Freundlichkeit, Güte, Milde und Selbstbeherrschung vergleichen?
16 Wir haben bereits festgestellt, warum die Liebe größer ist als Glaube, und diese Gründe treffen auch auf die übrigen Früchte des Geistes zu, das heißt auf Freundlichkeit, Güte, Milde und Selbstbeherrschung. Sie alle sind notwendige Eigenschaften, aber sie nützen uns nichts ohne Liebe, was Paulus gemäß 1. Korinther 13:3 mit den Worten zeigte: „Wenn ich alle meine Habe austeile, um andere zu speisen, und wenn ich meinen Leib hingebe, um mich zu rühmen, aber nicht Liebe habe, so nützt es mir nichts.“ Die Liebe bringt dagegen Eigenschaften hervor wie Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde und Selbstbeherrschung. Deshalb sagte Paulus weiter, daß die Liebe gütig ist, „sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles“. Ja, „die Liebe versagt nie“ (1. Korinther 13:4, 7, 8). Treffend heißt es, die anderen Früchte des Geistes seien lediglich Kundgebungen oder verschiedene Facetten der Liebe, der an erster Stelle genannten Frucht des Geistes. Daraus folgt, daß die Liebe von allen neun Früchten des Geistes tatsächlich die größte ist.
17. Welche Bibelworte stützen die Schlußfolgerung, daß die Liebe die größte der Früchte des Geistes ist?
17 Diese Schlußfolgerung wird durch die Worte des Paulus gestützt: „Seid niemandem irgend etwas schuldig, außer daß ihr einander liebt; denn wer seinen Mitmenschen liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn das geschriebene Recht ... ist in diesem Wort zusammengefaßt, nämlich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ Die Liebe fügt dem Nächsten nichts Böses zu; daher ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes“ (Römer 13:8-10). Der Jünger Jakobus nennt das Gebot, den Nächsten wie sich selbst zu lieben, das „königliche Gesetz“ (Jakobus 2:8).
18. Was zeigt noch, daß es keine größere Eigenschaft gibt als die Liebe?
18 Gibt es noch weitere Zeugnisse dafür, daß die Liebe die größte Eigenschaft ist? Gewiß. Beachten wir, was geschah, als ein Schriftgelehrter Jesus fragte: „Welches Gebot ist das erste von allen?“ Er mag durchaus erwartet haben, Jesus werde aus den Zehn Geboten zitieren. Aber Jesus zitierte aus 5. Mose 6:4, 5 und sagte: „Das erste ist: ‚Höre, o Israel: Jehova, unser Gott, ist e i n Jehova, und du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Sinn und mit deiner ganzen Kraft.‘“ Dann fügte er hinzu: „Das zweite ist dieses: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ Kein anderes Gebot ist größer als diese“ (Markus 12:28-31).
19. Welches sind einige der herausragenden Früchte der agápē?
19 Paulus übertrieb bestimmt nicht, als er Glaube, Hoffnung und Liebe erwähnte und sagte: „Die größte aber von diesen ist die Liebe.“ Liebe zu bekunden führt zu einem guten Verhältnis zu unserem himmlischen Vater und zu unseren Mitmenschen wie den Angehörigen der Versammlung und unserer Familie. Liebe wirkt erbauend auf uns. Und im folgenden Artikel wird gezeigt, inwiefern sich wahre Liebe lohnt.
-
-
Wahre Liebe lohnt sichDer Wachtturm 1990 | 15. November
-
-
Wahre Liebe lohnt sich
„Gott ist nicht ungerecht, daß er eure Arbeit und die Liebe vergessen würde,die ihr seinem Namen gegenüber erzeigt habt“ (HEBRÄER 6:10).
1, 2. Warum lohnt sich wahre Liebe für uns persönlich?
SELBSTLOSE Liebe ist die größte, edelste und kostbarste Eigenschaft, die wir zum Ausdruck bringen können. Diese Liebe (griechisch: agápē) stellt aber auch dementsprechend hohe Anforderungen an uns. Da wir jedoch von einem Gott der Gerechtigkeit und Liebe erschaffen worden sind, stellen wir fest, daß sich selbstlose Liebe tatsächlich lohnt. Wieso?
2 Ein Grund, weshalb sich wahre Liebe lohnt, hat mit dem psychosomatischen Prinzip zu tun, d. h. mit der Wirkung, die Gedanken und Empfindungen auf unseren Körper haben. Ein Experte auf dem Gebiet der Streßforschung sagte: „‚Liebe deinen Nächsten‘ ist einer der besten medizinischen Ratschläge, die je gegeben wurden.“ Ja, „ein Mann von liebender Güte handelt mit seiner eigenen Seele auf eine sich lohnende Weise“ (Sprüche 11:17). Ähnlich bedeutsam sind die Worte: „Die freigebige Seele wird selbst fett gemacht werden, und wer andere reichlich tränkt, wird auch selbst reichlich getränkt werden“ (Sprüche 11:25; vergleiche Lukas 6:38).
3. Wie handelt Gott, wodurch er bewirkt, daß sich wahre Liebe lohnt?
3 Liebe lohnt sich auch deshalb, weil Gott Selbstlosigkeit belohnt. Es heißt: „Wer dem Geringen Gunst erweist, leiht Jehova, und ER wird ihm sein Tun vergelten“ (Sprüche 19:17). Jehovas Zeugen handeln im Einklang mit diesen Worten, wenn sie die gute Botschaft von Gottes Königreich verkündigen. Sie wissen, daß ‘Gott nicht ungerecht ist, daß er ihre Arbeit und die Liebe vergessen würde, die sie seinem Namen gegenüber erzeigt haben’ (Hebräer 6:10).
Das beste Beispiel für uns
4. Wer ist das beste Beispiel dafür, daß sich wahre Liebe lohnt, und inwiefern kann das von ihm gesagt werden?
4 Wer ist das beste Beispiel dafür, daß sich wahre Liebe lohnt? Nun, es ist niemand anders als Gott selbst. So sehr hat er „die [Menschen-]Welt geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab“ (Johannes 3:16). Daß er seinen Sohn gab, damit alle, die dieses Loskaufsopfer annehmen, ewiges Leben haben könnten, kostete ihn sehr viel und war ein eindeutiger Beweis seiner Liebe und seines Mitgefühls. Das wird auch dadurch deutlich, daß ‘es während all der Bedrängnis der Israeliten in Ägypten für ihn bedrängend war’ (Jesaja 63:9). Doch wieviel ‘bedrängender’ muß es für ihn gewesen sein, mit anzusehen, wie sein Sohn am Marterpfahl litt, und ihn rufen zu hören: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27:46).
5. Was hat sich daraus ergeben, daß Gott in seiner großen Liebe zu den Menschen seinen Sohn als ein Opfer gab?
5 Stellte Jehova selbst fest, daß es sich lohnt, wahre Liebe zu bekunden? Ganz bestimmt. Welch eine herausragende Antwort er dem Teufel ins Gesicht schleudern konnte, weil sich Jesus trotz allem, was Satan ihm anzutun vermochte, als treu erwies! (Sprüche 27:11). Ja alles, was Gottes Königreich bewirken wird — sei es, daß der Name Jehovas von Schmach befreit, auf der Erde das Paradies wiederhergestellt oder Millionen ewiges Leben gewährt wird —, ist deshalb möglich, weil Gott die Menschen so sehr geliebt hat, daß er seinen liebsten Schatz als Opfer gab.
Das vorzügliche Beispiel Jesu
6. Wozu wurde Jesus durch die Liebe bewogen?
6 Ein weiteres vorzügliches Beispiel dafür, daß sich wahre Liebe lohnt, ist dasjenige Jesu Christi, des Sohnes Gottes. Er liebt seinen himmlischen Vater, und diese Liebe bewog ihn, den Willen Jehovas zu tun, koste es, was es wolle (Johannes 14:31; Philipper 2:5-8). Er bekundete fortgesetzt Liebe zu Gott, wenn es auch mitunter bedeutete, daß er „mit starkem Schreien und Tränen“ zu seinem Vater flehen mußte (Hebräer 5:7).
7. In welcher Hinsicht hat Jesus festgestellt, daß sich wahre Liebe lohnt?
7 Wurde Jesus für eine solch aufopferungsvolle Liebe belohnt? Gewiß. Denken wir nur an die Freude, die er aufgrund all des Guten erntete, was er während seines dreieinhalbjährigen Dienstes tat. Wie sehr er doch Menschen in geistiger und physischer Hinsicht half! Vor allem verspürte er die Genugtuung, Satan dadurch zum Lügner zu stempeln, daß er den Beweis erbrachte, daß ein vollkommener Mensch trotz allem, was Satan über ihn bringen mochte, die Lauterkeit gegenüber Gott uneingeschränkt bewahren konnte. Zudem empfing Jesus als ein treuer Diener Gottes bei seiner Auferstehung zu himmlischem Leben den großen Lohn der Unsterblichkeit (Römer 6:9; Philipper 2:9-11; 1. Timotheus 6:15, 16; Hebräer 1:3, 4). Und welch wunderbare Vorrechte liegen noch vor ihm — in Harmagedon und während der Tausendjahrherrschaft, wenn auf der Erde das Paradies wiederhergestellt wird und Milliarden Tote auferweckt werden! (Lukas 23:43). Jesus stellte zweifellos fest, daß sich wahre Liebe lohnt.
Das Beispiel des Paulus
8. Was erlebte Paulus wegen seiner wahren Liebe zu Gott und zu seinem Nächsten?
8 Der Apostel Petrus sagte einmal zu Jesus: „Siehe! Wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns eigentlich zuteil werden?“ Jesus antwortete unter anderem: „Jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Ländereien verlassen hat, wird vielmal mehr empfangen und wird ewiges Leben erben“ (Matthäus 19:27-29). Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist der Apostel Paulus, der sich vieler Segnungen erfreute, wie besonders Lukas in der Apostelgeschichte berichtet. Wahre Liebe zu Gott und zu seinem Nächsten bewog Paulus, seine Laufbahn als ein geachteter Pharisäer aufzugeben. Denken wir auch daran, was Paulus alles erdulden mußte: Schläge, lebensbedrohliche Situationen, andere Gefahren und Entbehrungen — all das, weil er Gott und den heiligen Dienst für ihn wirklich liebte (2. Korinther 11:23-27).
9. Wie wurde Paulus dafür belohnt, daß er wahre Liebe bekundete?
9 Belohnte Jehova Paulus dafür, daß er im Bekunden wahrer Liebe ein solch gutes Beispiel gab? Nun, denken wir daran, wie fruchtbar der Dienst des Paulus war. Er konnte eine Christenversammlung nach der anderen gründen. Und welche Wunder zu wirken Gott ihn doch ermächtigte! (Apostelgeschichte 19:11, 12). Zudem hatte Paulus das Vorrecht, Visionen zu haben und 14 Briefe zu schreiben, die jetzt zu den Christlichen Griechischen Schriften gehören. Und um all dem gewissermaßen die Krone aufzusetzen, erhielt er den Preis der Unsterblichkeit im Himmel (1. Korinther 15:53, 54; 2. Korinther 12:1-7; 2. Timotheus 4:7, 8). Sicherlich stellte Paulus fest, daß Gott wahre Liebe belohnt.
Wahre Liebe lohnt sich in unserer Zeit
10. Was mag es kosten, ein Jünger Jesu zu werden und Liebe zu Jehova zum Ausdruck zu bringen?
10 Auch heute stellen Jehovas Zeugen fest, daß sich wahre Liebe lohnt. Wenn wir unsere Liebe zu Jehova zum Ausdruck bringen, indem wir auf seiner Seite Stellung beziehen und Jünger Jesu werden, mögen wir als Bewahrer der Lauterkeit sogar das Leben verlieren. (Vergleiche Offenbarung 2:10.) Deshalb sagte Jesus, wir sollten die Kosten berechnen. Das tun wir aber nicht, um festzustellen, ob es sich lohnt, ein Jünger zu sein, sondern um uns auf das vorzubereiten, was uns die Jüngerschaft kosten mag (Lukas 14:28).
11. Warum geben sich einige nicht Gott hin?
11 Heute glauben viele — zweifellos Millionen — an die Botschaft, die ihnen Jehovas Zeugen aus Gottes Wort überbringen. Aber sie schrecken davor zurück, sich Gott hinzugeben und sich taufen zu lassen. Könnte das daran liegen, daß sie im Gegensatz zu anderen keine wahre Liebe zu Gott haben? Viele unterlassen den Schritt der Hingabe und Taufe, weil sie sich die Gunst ihres ungläubigen Ehepartners erhalten möchten. Andere nahen sich Gott nicht, weil sie so eingestellt sind wie ein Geschäftsmann, der zu einem Zeugen sagte: „Ich liebe die Sünde.“ Solche Personen haben offensichtlich keine Wertschätzung für all das, was Gott und Christus für sie getan haben.
12. Was wurde in dieser Zeitschrift gesagt, wodurch der Lohn der Erkenntnis hervorgehoben wurde, durch die wir uns aus wahrer Liebe zu Gott hingezogen fühlen?
12 Wenn wir das, was Jehova Gott und Jesus Christus für uns getan haben, wirklich schätzen, werden wir bereitwillig alles bezahlen, was es auch immer kosten mag, unserem himmlischen Vater zu dienen und ein Jünger Jesu zu sein. Aus wahrer Liebe zu Gott haben Männer und Frauen aus allen Volksschichten — zum Beispiel erfolgreiche Geschäftsleute und bekannte Sportler — wie der Apostel Paulus eine egoistische Laufbahn zugunsten des christlichen Dienstes aufgegeben. Nichts würden sie gegen den Lohn eintauschen, der ihnen aus der Erkenntnis Gottes und aus dem Dienst für ihn erwächst. Diesbezüglich hieß es einmal im Wacht-Turm: „Wir haben zuweilen die Frage gestellt: ‚Wie viele Brüder oder Schwestern würden willens sein, das, was sie von der Wahrheit wissen, für tausend Dollar zu veräußern?‘ Es meldete sich niemand. Wir fragten weiter: ‚Wer würde die Erkenntnis der Wahrheit für zehntausend Dollar hergeben?‘ Wieder meldete sich niemand. Wir fragten: ‚Wer möchte die Erkenntnis der Wahrheit für eine Million Dollar preisgeben? Oder wer möchte das, was er über den Charakter und den Vorsatz Gottes weiß, um den Preis der ganzen Welt darangeben?‘ Aber auch daraufhin meldete sich niemand. Dann sagten wir: ‚Liebe Freunde, eure Unzufriedenheit scheint nicht weit her zu sein. Wenn ihr euch für so reich haltet, daß ihr eure Erkenntnis um nichts preisgeben möchtet, so seid ihr ebenso reich wie wir selbst‘“ (März 1915, Seite 41). Ja, eine genaue Erkenntnis Gottes und seiner Vorsätze bewirkt, daß wir uns aus wahrer Liebe zu ihm hingezogen fühlen, einer Liebe, die sich wirklich lohnt.
13. Wie sollten wir zum persönlichen Studium eingestellt sein?
13 Lieben wir Gott, dann werden wir uns bemühen, seinen Willen kennenzulernen und zu tun (1. Johannes 5:3). Wir werden das persönliche Studium, das Gebet und den Besuch der christlichen Zusammenkünfte ernst nehmen. Das alles setzt Opferbereitschaft voraus, da es den Einsatz von Zeit, Kraft und Mitteln erfordert. Es kann sein, daß wir zwischen einer Fernsehsendung und unserem persönlichen Bibelstudium zu wählen haben. Nehmen wir aber das Studium ernst und räumen wir genügend Zeit dafür ein, so stärken wir unseren Glauben, können anderen viel besser Zeugnis geben und ziehen weit größeren Nutzen aus den christlichen Zusammenkünften (Psalm 1:1-3).
14. Von welcher Bedeutung sind das Gebet und ein gutes Verhältnis zu Jehova Gott?
14 Sprechen wir regelmäßig zu unserem himmlischen Vater, indem wir ‘im Gebet verharren’? (Römer 12:12). Oder sind wir oftmals zu beschäftigt, um diesem kostbaren Vorrecht gerecht zu werden? ‘Unablässig zu beten’ ist eine äußerst wirksame Möglichkeit, unser Verhältnis zu Jehova Gott zu stärken (1. Thessalonicher 5:17). Und es gibt nichts, was einem guten Verhältnis zu Jehova gleichkäme, wenn Versuchungen an uns herantreten. Was befähigte Joseph zu widerstehen, als ihn Potiphars Frau verführen wollte? Und warum hörte Daniel nicht auf zu beten, als ihm durch das Gesetz der Meder und Perser untersagt wurde, seine Bitten Jehova vorzutragen? (1. Mose 39:7-16; Daniel 6:4-11). Ein gutes Verhältnis zu Gott half diesen Männern, siegreich aus der Prüfung hervorzugehen, und dazu wird es auch uns verhelfen.
15. Wie sollten wir zu christlichen Zusammenkünften eingestellt sein, und warum?
15 Wie ernst nehmen wir schließlich den Besuch unserer fünf wöchentlichen Zusammenkünfte? Lassen wir uns durch Müdigkeit, leichtes körperliches Unwohlsein oder durch schlechtes Wetter davon abhalten, unsere Pflicht zu erfüllen, mit unseren Glaubensbrüdern zusammenzukommen? (Hebräer 10:24, 25). Ein gutbezahlter amerikanischer Maschinenschlosser stellte fest, daß ihn seine Arbeit wiederholt daran hinderte, die christlichen Zusammenkünfte zu besuchen. Er wechselte daher die Stelle und nahm eine finanzielle Einbuße in Kauf, damit er regelmäßig bei allen Versammlungszusammenkünften anwesend sein konnte. Unsere Zusammenkünfte ermöglichen einen Austausch von Ermunterung und die gegenseitige Stärkung des Glaubens (Römer 1:11, 12). Können wir nicht in bezug auf all dies sagen: „Wer reichlich sät, wird auch reichlich ernten.“ (2. Korinther 9:6)? Ja, auf solche Weise wahre Liebe zu bekunden lohnt sich sehr.
Wahre Liebe und unser Predigtdienst
16. Was mag das Ergebnis sein, wenn wir uns von Liebe zum informellen Zeugnisgeben motivieren lassen?
16 Liebe motiviert uns als Volk Jehovas, die gute Botschaft zu predigen. Zum Beispiel bewegt sie uns, informell Zeugnis zu geben. Womöglich zögern wir, das zu tun, aber Liebe wird uns drängen zu reden. Ja, Liebe wird uns dazu veranlassen, uns Möglichkeiten auszudenken, wie wir taktvoll ein Gespräch beginnen und es dann auf das Königreich lenken können. Ein christlicher Ältester saß beispielsweise einmal im Flugzeug neben einem katholischen Priester. Zunächst stellte er dem Priester eine Reihe harmloser Fragen. Doch als dieser ausstieg, hatte er zwei unserer Bücher erworben — so sehr war sein Interesse geweckt worden! Welch ein schönes Ergebnis informellen Zeugnisgebens!
17, 18. Wozu wird die Liebe uns in bezug auf den christlichen Predigtdienst veranlassen?
17 Wahre Liebe veranlaßt uns außerdem, regelmäßig am Predigtdienst von Haus zu Haus und an anderen Arten des christlichen Dienstes teilzunehmen. Wenn wir biblische Gespräche führen können, bereiten wir Jehova Gott Ehre und helfen schafähnlichen Menschen, auf den Weg zu ewigem Leben zu gelangen. (Vergleiche Matthäus 7:13, 14.) Auch wenn es uns nicht gelingt, biblische Gespräche zu führen, sind unsere Anstrengungen nicht vergeblich gewesen. Allein schon daß wir bei den Menschen vorsprechen, ist ein Zeugnis, und wir selbst ziehen Nutzen aus dem Dienst, denn sooft wir über biblische Wahrheiten sprechen, stärken wir unseren Glauben. Zugegeben, von Haus zu Haus zu gehen setzt Demut voraus sowie das Bestreben, ‘alles um der guten Botschaft willen zu tun, damit wir mit anderen Teilhaber an ihr werden’ (1. Korinther 9:19-23). Doch aus Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen unternehmen wir demütig große Anstrengungen und werden dafür mit reichen Segnungen belohnt (Sprüche 10:22).
18 Bei Menschen, die an der biblischen Wahrheit interessiert sind, gewissenhaft Rückbesuche zu machen erfordert von Dienern Jehovas ebenfalls wahre Liebe. Woche für Woche, Monat um Monat Bibelstudien zu leiten ist ein Ausdruck der Liebe zu Gott und zum Nächsten, da diese Tätigkeit von uns den Einsatz von Zeit, Kraft und finanziellen Mitteln verlangt (Markus 12:28-31). Wenn wir sehen, daß sich eine Person, die die Bibel studiert, taufen läßt und vielleicht sogar den Vollzeitpredigtdienst aufnimmt, sind wir dann nicht davon überzeugt, daß sich wahre Liebe lohnt? (Vergleiche 2. Korinther 3:1-3.)
19. Welche Beziehung besteht zwischen Liebe und Vollzeitdienst?
19 Selbstlose Liebe motiviert uns dazu, materielle Annehmlichkeiten zugunsten des Vollzeitdienstes zu opfern, sofern es uns möglich ist, diese Tätigkeit zu verrichten. Tausende und aber Tausende von Zeugen können bestätigen, daß es überaus lohnend ist, ihre Liebe in diesem Maß zum Ausdruck zu bringen. Du ahnst nicht, welche Segnungen du dir entgehen läßt, wenn du den Vollzeitpredigtdienst nicht aufnimmst, obwohl es deine Verhältnisse gestatten würden. (Vergleiche Markus 10:29, 30.)
Auch in anderer Hinsicht lohnend
20. Wieso hilft uns die Liebe, zum Vergeben bereit zu sein?
20 Wahre Liebe lohnt sich auch noch in anderer Hinsicht, nämlich insofern, als sie uns hilft, zum Vergeben bereit zu sein. Ja, Liebe „rechnet das Böse nicht an“. Sie „deckt eine Menge von Sünden zu“ (1. Korinther 13:5; 1. Petrus 4:8). „Eine Menge von Sünden“ bedeutet viele Sünden, oder? Und wie sehr es sich doch lohnt zu vergeben! Wenn du vergibst, wird sich nicht nur derjenige besser fühlen, der gegen dich gesündigt hat, sondern auch du. Aber weit bedeutsamer ist der Umstand, daß wir nicht erwarten können, daß Jehova uns vergibt, wenn wir nicht denen bereits vergeben haben, die gegen uns gesündigt haben (Matthäus 6:12; 18:23-35).
21. Wieso hilft uns wahre Liebe, unterwürfig zu sein?
21 Außerdem lohnt sich wahre Liebe insofern, als sie uns hilft, unterwürfig zu sein. Wenn wir Jehova lieben, werden wir uns unter seine mächtige Hand erniedrigen (1. Petrus 5:6). Liebe zu ihm wird uns auch drängen, uns seinem erwählten Werkzeug, dem „treuen und verständigen Sklaven“, zu unterwerfen. Das schließt ein, denen gegenüber unterwürfig zu sein, die in der Versammlung die Führung übernehmen. So zu handeln lohnt sich, denn es nicht zu tun, wäre uns „zum Schaden“ (Matthäus 24:45-47; Hebräer 13:17). Der Grundsatz der Unterwürfigkeit gilt natürlich ebenso in der Familie. Ein solches Verhalten lohnt sich, weil die Freude, der Frieden und die Harmonie der Familie gefördert werden und wir die Genugtuung haben können, zu wissen, daß wir Gott wohlgefällig sind (Epheser 5:22; 6:1-3).
22. Wie können wir wahrhaft glücklich sein?
22 Somit steht eindeutig fest: Die größte Eigenschaft, die wir zum Ausdruck bringen können, ist die agápē, die selbstlose, grundsatztreue Liebe. Und es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß sich wahre Liebe lohnt. Wenn wir daher diese Eigenschaft zur Ehre Jehovas, unseres liebevollen Gottes, entwickeln und in noch größerem Maß zum Ausdruck bringen, werden wir wirklich glücklich sein.
-