Ein Volk, das gelehrt wird zu lieben
LIEBE ist Zuneigung, die sich auf Bewunderung, Wohlwollen oder gemeinsame Interessen gründet. Liebe ist ein Gefühl des Hingezogenseins. Sie ist selbstlos und treu ergeben und zeigt wohlwollendes Interesse an anderen. Liebe ist das absolute Gegenteil von Haß. Ein von Haß getriebener Mensch wird von seiner eigenen Leidenschaft verzehrt; ein Mensch, der aus Liebe handelt, hat das Wohl anderer im Sinn.
Was beherrscht unser Leben: Liebe oder Haß? Das ist mehr als nur eine rein akademische Frage, denn von der Antwort hängt unsere ewige Zukunft ab. Millionen Menschen lernen heute zu lieben, und das, obwohl sie in einer Welt leben, in der das Hassen gelehrt wird. Das tun sie dadurch, daß sie sich mit einer neuen Persönlichkeit kleiden. Sie reden nicht nur von Liebe, sondern sie geben sich auch alle Mühe, Liebe zu praktizieren.
Wer schon einmal eine Zusammenkunft der Zeugen Jehovas besucht hat, ist von dem, was er sah, vielleicht beeindruckt gewesen. Jehovas Zeugen sind in ihrer Anbetung vereint, ganz gleich, welcher Nationalität sie angehören. Sie bilden eine echte internationale Bruderschaft. Das ist in ihren Ortsversammlungen und auf ihren Kongressen zu beobachten, doch wahrscheinlich am besten in den sogenannten Bethelfamilien. Eine Bethelfamilie besteht aus einer Gruppe von Zeugen Jehovas, die aus freien Stücken in einer familienähnlichen Gemeinschaft leben und gemeinsam biblische Literatur herstellen und verbreiten. In jedem Land, in dem eine Bethelfamilie existiert, haben einige Personen aus dieser Gruppe die Aufsicht über das Werk der Zeugen Jehovas. Das ist keine leichte Aufgabe, denn es gibt zur Zeit in 233 Ländern und Inselgebieten über 82 000 Versammlungen. Um diese Aufgabe zu erfüllen, sind in den Bethelfamilien — das heißt in der Weltzentrale sowie in den kleineren Bethelheimen in 103 Ländern — insgesamt über 16 000 Zeugen tätig.
Die meisten Bethelfamilien setzen sich vorwiegend aus Bürgern des Landes zusammen, in dem sich das jeweilige Bethel befindet. Das ist jedoch nicht überall der Fall. Einige Bethelfamilien bestehen aus Zeugen Jehovas unterschiedlichster Nationalitäten, Rassen und Ethnien, die früher auch verschiedenen Religionen angehörten. Die Bethelfamilie in Selters zum Beispiel setzt sich aus rund 1 200 Zeugen Jehovas zusammen, die ungefähr 30 verschiedenen Nationalitäten angehören. Wie gelingt es ihnen, in Frieden und Einheit zusammen zu leben, zu arbeiten und anzubeten, und das in einer Atmosphäre frei von Haß? Sie befolgen den biblischen Rat aus Kolosser 3:14, wo es heißt:
„Kleidet euch mit Liebe“
Niemand wird komplett gekleidet geboren, noch ist jemand automatisch angekleidet, nur weil er davon spricht. Sich anzuziehen setzt einen festen Entschluß voraus und Anstrengungen, diesen in die Tat umzusetzen. Mit der Liebe ist es ähnlich: Kein Mensch, der geboren wird, ist komplett mit Liebe „gekleidet“. Nur über Liebe zu sprechen reicht nicht aus. Anstrengungen sind nötig.
Kleidung dient mehreren Zwecken. Sie schützt den Körper, kaschiert unschöne Körperpartien oder Schönheitsfehler und sagt bis zu einem gewissen Grad etwas über die Persönlichkeit ihres Trägers aus. So auch die Liebe. Sie dient als Schutz, denn wer gerechte Grundsätze und guten Umgang liebt, meidet bewußt Menschen und Orte, die eine potentielle Gefahr darstellen. Liebe schützt auch Freundschaften, die uns lieb und teuer sein sollten. Einem Menschen, der anderen mit Liebe begegnet, wird selbst eher Liebe entgegengebracht, und wer andere nicht verletzt, wird von ihnen eher rücksichtsvoll behandelt.
Liebe „kaschiert“ auch die „Schönheitsfehler“ unserer Persönlichkeit, die andere möglicherweise als störend empfinden. Sind wir nicht eher geneigt, einem liebevollen Menschen geringfügige Fehler nachzusehen als einem stolzen und arroganten, ichbezogenen Menschen, der andere lieblos behandelt?
Dadurch, daß man sich mit Liebe kleidet, tritt die Schönheit der christusähnlichen Persönlichkeit zutage. Körperliche Schönheit hat nur etwas mit dem Äußeren eines Menschen zu tun, geistige Schönheit dagegen durchdringt den ganzen Menschen. Wahrscheinlich kennen wir jemand, der in unseren Augen schön ist, aber nicht auf Grund seines Äußeren, sondern weil er ein herzliches und natürliches Wesen hat. Die meisten von uns haben im Gegensatz dazu auch schon attraktive Frauen und stattliche Männer kennengelernt, die an Reiz verloren, sobald sie ihre wahre Persönlichkeit offenbarten. Wie angenehm es doch ist, von Menschen umgeben zu sein, die sich mit Liebe kleiden!
Haß durch Liebe ersetzen
Eine Befragung aus dem Jahr 1994, an der 145 958 Zeugen Jehovas in Deutschland teilnahmen, zeigt, daß Haß durch Liebe ersetzt werden kann.
Übermäßiger Alkoholkonsum, Drogenmißbrauch, Kriminalität, Spielsucht und andere asoziale oder gewalttätige Verhaltensweisen sind in der einen oder anderen Hinsicht alles Ausdrucksformen der Selbstsucht und können leicht Haß entstehen lassen. 38,7 Prozent der Befragten gaben an, daß sie eines oder mehrere dieser Probleme überwanden, weil sie den hohen biblischen Maßstäben, für die Jehovas Zeugen eintreten, entsprechen wollten. Ihre Motivation war die Liebe zu Gott und zu seinen gerechten Verhaltensmaßstäben. Zeugen Jehovas leisteten ihnen dabei liebevollen Beistand, oftmals auf persönlicher Basis. In den letzten fünf Jahren (1992—1996) wurde 1 616 894 Menschen in 233 Ländern und Inselgebieten geholfen, Änderungen vorzunehmen — Haß wurde von einer Liebe besiegt, die stärker ist als alles andere.
Indem verheiratete Zeugen Jehovas selbstlose Liebe bekunden, bauen sie dauerhafte Ehegemeinschaften auf. In einigen Ländern endet jede zweite oder dritte Ehe vor dem Scheidungsrichter. Die zuvor erwähnte Befragung ergab hingegen, daß gegenwärtig nur 4,9 Prozent der Zeugen geschieden sind oder von ihrem Partner getrennt leben. Man darf allerdings nicht vergessen, daß sich eine beträchtliche Anzahl von ihnen hat scheiden lassen, bevor sie Zeugen Jehovas wurden.
Da der Gott der Liebe auch der Große Unterweiser ist, der diejenigen in seinen Wegen belehrt, die ihn lieben, richten Jehovas Zeugen ihre Liebe zuallererst auf ihn. Im Gegensatz zu anderen, „die Vergnügungen mehr lieben als Gott“, setzen sie Gott an die erste Stelle in ihrem Leben (2. Timotheus 3:4). Im Unterschied zur heutigen Gesellschaft, die keine Prinzipien hat, setzen Jehovas Zeugen in Deutschland im Durchschnitt wöchentlich 17,5 Stunden für religiöse Tätigkeiten ein. Sie richten ihren Sinn offensichtlich auf geistige Dinge. Das ist es, was sie glücklich macht. Jesus sagte: „Glücklich sind die, die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt sind, da das Königreich der Himmel ihnen gehört“ (Matthäus 5:3).
Der Schreiber von Psalm 118 bringt zum Ausdruck, daß ein wahrer Diener Gottes keinen Grund hat, vor Menschen Angst zu haben: „Jehova ist auf meiner Seite; ich werde mich nicht fürchten. Was kann ein Erdenmensch mir antun?“ (Vers 6). Unbegrenztes Gottvertrauen beseitigt die Ursachen für Haß und Menschenfurcht.
Ein Christ, der weiß, daß Gott „langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte und Wahrhaftigkeit“ ist, bemüht sich, Zorn aus seinem Leben zu verbannen, weil Zorn ebenfalls eine Ursache für Haß sein kann. Die Früchte des Geistes Gottes zu entwickeln, wozu auch Milde und Selbstbeherrschung gehören, ist ihm dabei eine Hilfe (Psalm 86:15; Galater 5:22, 23).
Ein wahrer Christ ist demütig und denkt nicht höher von sich, als nötig ist (Römer 12:3). In seinem Umgang mit anderen übt er sich in Liebe. Im Gegensatz zu Haß „läßt sich [die Liebe] nicht aufreizen. Sie rechnet das Böse nicht an“ (1. Korinther 13:5).
Ja, durch Furcht, Zorn und das Gefühl, verletzt worden zu sein, können Haßgefühle entstehen. Liebe dagegen besiegt Haß, indem sie die Ursachen für Haß beseitigt. Liebe ist wirklich die stärkste Kraft im Universum, denn „Gott [ist] Liebe“ (1. Johannes 4:8).
Bald für immer kein Haß mehr
Da Selbstsucht und Haß kein Teil der Persönlichkeit Jehovas sind, können sie nicht für immer bestehenbleiben. Sie müssen notwendigerweise beseitigt und durch Liebe ersetzt werden, die für alle Zeiten bestehen wird. Wenn Sie sich nach einer Welt ohne Haß sehnen, nach einer Welt voller Liebe, dann lassen Sie sich von Zeugen Jehovas aus der Bibel die Anforderungen zeigen, die zu erfüllen sind, um in einer solchen Welt zu leben.
Jeder tut gut daran, sich zu fragen: „Welche Eigenschaft beherrscht mein Leben: Liebe oder Haß?“ Das ist mehr als nur eine rein akademische Frage. Das Herz, das für Gottes Widersacher, den Gott des Hasses, schlägt, wird nicht endlos schlagen. Aber das Herz, das für Jehova, den Gott der Liebe, schlägt, wird für alle Ewigkeit schlagen! (1. Johannes 2:15-17).
[Bild auf Seite 10]
Selbst in der heutigen Welt können sich Menschen mit Liebe kleiden