Junge Leute fragen sich:
Sollten wir miteinander Schluß machen?
„Wir gehen seit Juli miteinander und sprechen von Heirat. Aber ich habe ihn betreffend so viele Zweifel ...“
WENN eine Liebesbeziehung den Punkt erreicht, wo die Entscheidung getroffen werden muß, wie es weitergehen soll, ist es nicht ungewöhnlich, daß Zweifel aufkommen. Unter Christen ist die Ehe etwas Ehrbares und sollte nicht leichtgenommen werden (Hebräer 13:4). Die Ehe kann einem Paar viel ‘Freude’, aber auch „Not und Trübsal“ bereiten (Sprüche 5:18; 1. Korinther 7:28, Bruns). Daher ist Vorsicht angebracht, wenn es um die Ehe geht.
Manchmal ist es allerdings mehr als die übliche Nervosität und Unsicherheit; die Zweifel beruhen auf schwerwiegenden Schwächen des anderen oder auf der Art der Beziehung an sich. Was solltest du tun, wenn du bereit bist, die Verantwortungen einer Ehe zu tragen, dich aber Zweifel plagen?
„Dauernd streiten wir uns“
Vielen Paaren, die eine feste Bekanntschaft pflegen, geht es ähnlich. Unstimmigkeiten in einer Liebesbeziehung gelten im allgemeinen nicht als Grund zur Besorgnis. Selbst unter Menschen, die sich lieben, kommt es zuweilen zu Meinungsverschiedenheiten — manchmal sogar zu recht heftigen. (Vergleiche 1. Mose 30:2; Apostelgeschichte 15:39.) Aber wenn ihr euch wegen jeder Kleinigkeit streitet, wenn jedes Gespräch in einem verbalen Schlagabtausch endet oder ihr euch ständig trennt und wieder versöhnt, dann ist Vorsicht geboten. Ein ernst zu nehmender Mangel an geistiger oder emotioneller Reife — bei einem oder bei beiden — könnte die Ursache sein. Christen werden aufgefordert, „Zorn, Wut ... [und] Lästerworte“ abzulegen (Kolosser 3:8).
Andauernder Streit ist gemäß einer Umfrage unter 400 Ärzten ein offensichtliches Anzeichen dafür, daß „die emotionelle Reife für die Ehe fehlt“, und kann sogar eine „unüberbrückbare Kluft zwischen den Partnern“ offenbaren. Dr. Judson T. Landis warnt: „Streit ... ist ein untrügliches Vorzeichen für das, was in der Ehe folgt.“a
Wenn der Lack abblättert
Vielleicht bereiten dir störende Persönlichkeitsmerkmale des anderen Sorge. Zu Beginn einer Freundschaft wird natürlich jeder versuchen, seine Schwächen zu verbergen sowie sich freundlich und rücksichtsvoll zu geben. Aber früher oder später wird „die verborgene Person des Herzens“ offenbar (1. Petrus 3:4). Mit der Zeit beobachtest du möglicherweise beunruhigende Anzeichen dafür, daß der andere selbstsüchtig, unreif, launisch, starrsinnig oder sogar gewalttätig ist.
Was du entdeckst, mag so ernst sein, daß du dich fragen müßtest, ob du dein ganzes Leben mit dieser Person verbringen möchtest. „Mir kommen sehr viele Zweifel, wenn ich an seine [fragwürdigen Handlungen in der] Vergangenheit denke oder an das, was alles geschehen ist, seit wir zusammen sind“, sagte ein Mädchen über ihren Freund. „Die ganze Zeit über, wo wir miteinander gehen, hat er keine Selbstbeherrschung geübt.“ Wie geborgen würde man sich wohl in einer Ehe fühlen, wenn der Mann „keine Selbstbeherrschung“ hat?
Viele, die entschlossen sind, ihre Beziehung um jeden Preis aufrechtzuerhalten, verschließen jedoch ihre Augen vor unübersehbaren Schwächen oder versuchen, sie zu rechtfertigen.
Scheuklappen
Warum tragen so viele Scheuklappen, wenn es um die Fehler desjenigen geht, den sie lieben? Da eine feste Bekanntschaft unter Christen — richtigerweise — ernst genommen wird, fühlen sich einige verpflichtet, die Person zu heiraten, mit der sie befreundet sind. Vielleicht haben sie vor einem offenen Gespräch Angst und befürchten, den anderen dadurch zu verletzen. Andere befürchten, sie würden niemanden mehr finden, der sie heiratet.
Keine dieser Überlegungen bietet eine gute Grundlage für die Fortsetzung einer problematischen Beziehung. Einerseits sollte man auf die Meinungen und Gefühle anderer Rücksicht nehmen, andererseits bist du es, der die Konsequenzen, die sich aus der Wahl deines Ehepartners ergeben, tragen muß. Eine feste Bekanntschaft hat das Ziel, herauszufinden, ob man jemanden heiraten möchte — sie ist nicht der Ehe an sich gleichzusetzen. Ein Christ, der eine feste Bekanntschaft in gutem Glauben beginnt, ist nicht verpflichtet, sie aufrechtzuerhalten, wenn er merkt, daß er sich getäuscht hat. Er würde weder vernünftig noch liebevoll handeln, wenn er seine Bedenken vor demjenigen, den er beabsichtigt zu heiraten, verheimlicht.
Man sollte auch daran denken, daß es mehrere Mitchristen gibt, die als Ehepartner in Frage kommen — nicht nur einen. Die Bibel ermahnt uns, daß wir ‘nicht nur die eigenen Dinge in unserem Interesse im Auge behalten sollten’. Wäre es da nicht verkehrt und selbstsüchtig, eine Liebesbeziehung, die sich immer weiter verschlechtert, nur deshalb aufrechtzuerhalten, weil man befürchtet, sonst niemanden zu finden? (Philipper 2:4). Es ist wichtig, den Problemen, die man als Paar hat, zu begegnen — und nicht vor ihnen davonzulaufen.
‘Augen im Kopf’ haben
Salomo sagte: „Was irgendeinen Weisen betrifft, er hat seine Augen in seinem Kopf; aber der Unvernünftige wandelt in völliger Finsternis weiter“ (Prediger 2:14). Deutliche Risse in einer Liebesbeziehung zu ignorieren würde bedeuten, in „völliger Finsternis“ zu wandeln. Wer weise ist, hat dagegen ‘Augen im Kopf’ und sieht die Tatsachen klar und objektiv. Er — oder sie — überlegt sich, inwieweit der voraussichtliche Ehepartner den biblischen Maßstäben entspricht.
Ist es offensichtlich, daß sie eine tüchtige, unterwürfige Ehefrau sein wird? (Sprüche 31:10-31). Kann man wirklich erkennen, daß er selbstaufopfernde Liebe bekunden wird und eine Familie versorgen kann? (Epheser 5:28, 29; 1. Timotheus 5:8). Jemand mag behaupten, er sei ein eifriger Diener Gottes. Wird seine Behauptung aber durch seine Werke gestützt? (Jakobus 2:17, 18). „Die letzten zehn Jahre waren eine ... einzige Katastrophe“, sagte eine junge Frau, die einen Mann geheiratet hatte, der es an entsprechenden Werken fehlen ließ. „Ich habe mich zu einer Ehe mit jemandem verleiten lassen ..., der Jehova nicht genauso liebt wie ich.“
Man kann sich Gottes Standpunkt aneignen, indem man biblische Schriften über das Thema Ehe zu Rate zieht. Auch die Eltern können eine Hilfe sein, den möglichen Partner unvoreingenommen zu beurteilen. „Ich brachte ein Mädchen mit nach Hause“, erinnert sich ein junger Mann, „und meine Mutter sagte: ,Weißt du, ich kann nicht sagen, daß ich sie nicht mag, aber irgendwie werde ich nicht klug aus ihr. Ich glaube, sie verbirgt etwas.‘“ Der junge Mann wischte die Beobachtungen seiner Mutter einfach vom Tisch. Wie er später mit Bestürzung feststellen mußte, hatte das Mädchen etwas zu verbergen, nämlich unmoralische Handlungen. „Meine Mutter hat“, wie er jetzt zugibt, „eine sehr gute Beobachtungsgabe.“
Deine Zweifel ausräumen
Die Probleme eurer Partnerschaft mit offenen Augen zu sehen reicht jedoch nicht aus. Du hast vielleicht in eine Beziehung viel Zeit und Gefühl investiert; brich sie daher nicht voreilig ab, nur weil du merkst, daß der andere nicht vollkommen ist. „Wir alle straucheln oft“, erinnert uns die Bibel (Jakobus 3:2). Kein Ehepartner wird vollkommen sein (Römer 3:23). Möglicherweise stellst du bei objektiver Betrachtung fest, daß du mit den Fehlern des anderen leben kannst.
Was aber, wenn dir das unmöglich erscheint? Es könnte für eine Trennung immer noch zu früh sein. Versuche zuerst, dir durch ‘vertrauliche Gespräche’ Klarheit zu verschaffen (Sprüche 15:22). Offene Gespräche zerstören eine Beziehung nicht; im Gegenteil, sie zeigen, welche Zukunftsaussichten für sie bestehen. Erfolgreiche Ehen sind auf Vertrauen gegründet. Wäre es daher nicht vernünftig, vor der Ehe auszuprobieren, ob ein offener Gedankenaustausch möglich ist? Eine Beziehung zwischen reifen Menschen zeichnet sich dadurch aus, daß Probleme gelöst werden können.
Falls ihr euch häufig streitet, versucht gemeinsam herauszufinden, woran es liegt. Unterscheiden sich eure Standpunkte und Ziele grundlegend? Oder handelt es sich um Mißverständnisse? Müßt ihr vielleicht nur lernen, euren ‘Geist im Zaum zu halten’ und euch in Ruhe zu einigen? (Sprüche 25:28). Erkennt er (oder sie) die Schwächen, die dich stören, an, und möchte er (oder sie) daran arbeiten? Müßtest du eventuell an dir selbst arbeiten, um nicht so empfindlich und reizbar zu sein? (Prediger 7:9). ‘Einander in Liebe zu ertragen’ ist unerläßlich für eine gute Ehe (Epheser 4:2).
Sofern die Gespräche wieder nur in einer Sackgasse enden, dann ignoriere die Anzeichen eines kommenden Unheils nicht (Sprüche 22:3). Nach der Hochzeit wird sich wahrscheinlich nichts verbessern. Eine Trennung wäre sicherlich das beste für euch beide. Gegen Probleme anzugehen kann aber auch die Ausgangsbasis für eine haltbare Ehe reifer Menschen sein.
[Fußnote]
a Das gleiche scheint auf Gewalt vor der Ehe zuzutreffen. Man fand bei einer Befragung von 82 mißhandelten Frauen heraus, daß „30 Prozent von ihnen schließlich einen Mann geheiratet hatten, der sie schon vor der Ehe mißhandelt hatte“.
[Herausgestellter Text auf Seite 14]
Andauernder Streit ist ein offensichtliches Anzeichen dafür, daß in einer Beziehung etwas nicht stimmt
[Bild auf Seite 13]
Einige versuchen, offensichtliche Persönlichkeitsmängel zu übersehen oder zu rechtfertigen