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  • Freudiges Ausharren im Nahen Osten
  • Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1991
  • Zwischentitel
  • „Die positive Seite“
  • „Der Name Jehovas hat mir das Leben gerettet“
  • „Die Fürsorge Jehovas umgab uns“
  • Notfallhilfe in Aktion
  • „Was seid ihr für Menschen?“
Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1991
w91 1. 1. S. 25-29

Freudiges Ausharren im Nahen Osten

Dieser ergreifende Bericht kommt von Jehovas Zeugen im Libanon

DAS Dienstjahr 1990 begann mit heftigen Artilleriegefechten in Beirut. Die anschließende Waffenruhe dauerte von Ende September 1989 bis Januar 1990.

In diesen Monaten erreichten wir eine neue Höchstzahl von 2 659 Verkündigern (im November) im Vergleich zu 2 467 im Dienstjahr 1989. Vierundvierzig Personen wurden getauft, und jeden Monat gab es durchschnittlich 65 Hilfspioniere. Erstmals wurden über 2 000 Bibelstudien berichtet, und wir blickten voller Erwartung in die Zukunft.

Doch dann brach in Ostbeirut, wo sich die meisten Versammlungen befinden, wieder der Krieg aus, und Dutzende unserer Brüder mußten in andere Teile des Landes fliehen. Tagelang hatten wir keinen Kontakt mit den Versammlungen in den betroffenen Gebieten, und die Predigtdienstberichte waren unvollständig. Aber die Brüder, die zerstreut worden waren, hatten sich dort, wohin sie geflohen waren, der Versammlung angeschlossen, und der Haus-zu-Haus-Dienst wurde im ganzen Land mit guten Ergebnissen fortgesetzt. Viele Häuser unserer Brüder brannten allerdings in dieser Zeit nieder oder wurden durch die Beschießungen beschädigt. Eine Schwester kam ums Leben.

Wir blickten zuversichtlich zu Jehova um Hilfe und Leitung auf. Mutige Pioniere erklärten sich bereit, unseren Brüdern in den umkämpften Gebieten geistige Speise sowie Nahrungsmittel und Wasser zu bringen. Aus Liebe zu Jehova und zu den Brüdern überquerten sie sogar verminte Straßen. Es wurde ein hervorragendes Zeugnis gegeben, da die Leute sahen, wie unseren Brüdern geholfen wurde. Sie erkannten, was echte Liebe bewirken kann, wenn alle in der Anbetung des allein wahren Gottes, Jehova, vereint sind (Johannes 13:34, 35; 15:13).

Im Verlauf des Dienstjahres mußten die Brüder auf keine einzige Ausgabe unserer Zeitschriften verzichten. Die Zeitschrift Erwachet! in Arabisch erscheint — wie vorher schon Der Wachtturm — seit der Ausgabe vom 8. Januar 1990 simultan mit der englischen Ausgabe. Die Zeugen und die Interessierten waren überglücklich. Begeisterung lösten auch neue Freigaben in Arabisch aus, beispielsweise die Broschüre Sollte man an die Dreieinigkeit glauben? sowie die Bücher Die Bibel — Gottes oder Menschenwort? und Mein Buch mit biblischen Geschichten.

Für diese geistigen Gaben konnte gesorgt werden, obwohl in Beirut zahlreiche Fabriken und sonstige Einrichtungen geschlossen wurden. Wirtschaftlich steht es im ganzen Land nicht zum besten. Viele Orte haben keinen elektrischen Strom, kein Wasser und keinen Telefonanschluß. Aber nun wollen wir einige unserer Brüder berichten lassen, wie sie Freude gefunden haben, obwohl sie seit 15 Jahren mit den Verheerungen des Krieges fertig werden müssen.

„Die positive Seite“

Ein Bruder aus Beirut schreibt: „Als erstes möchte ich Jehova von Herzen danken, weil er uns innerhalb seiner Organisation der wahren Anbetung trotz all der schwierigen Situationen, vor denen wir standen, Sicherheit gegeben hat. Im Verlauf der jüngsten Ereignisse machte ich einige freudige Erfahrungen, die ich als die positive Seite des Krieges betrachte.

Während des schweren Artilleriefeuers saßen wir mit Nachbarn im Treppenhaus, da man dort am sichersten war. Wir sprachen mit ihnen immer wieder über Gottes Königreich als einzige Lösung für die Probleme der Menschheit und beteten häufig zu unserem Gott, Jehova. Das wurde allen bekannt.

Manchmal hielt das Artilleriefeuer tagelang an, und wir konnten die Zusammenkünfte nicht besuchen. Daher nahm ich den Wachtturm mit und studierte ihn im Treppenhaus. Das weckte das Interesse der Nachbarn. Mehrere von ihnen hatten bis dahin nicht mit uns gesprochen, weil wir Zeugen Jehovas sind. Sie staunten jedoch darüber, welche Liebe unsere Brüder bekundeten, nachdem unser Haus von einer Granate getroffen worden war. Jetzt wollten sie sich mit uns unterhalten. Aufgrund dessen konnten wir bei ihnen einige Erwachet!-Abonnements aufnehmen.

Diese Erfahrungen festigten in mir den Entschluß, weiterhin die Wahrheit bekanntzumachen. Jehova gebührt all unsere Anbetung, all unsere Wertschätzung und alle Ehre.“

„Der Name Jehovas hat mir das Leben gerettet“

Ein Bruder aus der Versammlung Beirut-Ras erzählt: „Wir, meine Frau, unsere beiden Jungen und ich, begannen unseren Tag mit Haus-zu-Haus-Dienst im Westteil von Beirut. Nachmittags hatten wir eine englischsprachige Zusammenkunft in unserer Wohnung. Um 18.30 Uhr war es dunkel. Auf den Straßen hielten sich nur noch bewaffnete Männer auf. Es hagelte Bomben. Die meisten Bewohner unseres Hauses waren geflohen. Es gab weder Wasser noch elektrischen Strom. Plötzlich klopfte es an der Tür.

In der Annahme, es sei einer unserer Nachbarn, der Wasser oder Brot benötige, öffnete meine Frau die Tür. Vier bewaffnete Männer standen vor ihr. Sie richteten ihre Gewehre auf sie und fragten nach mir, wobei sie meinen Namen nannten. In jener Woche waren auf diese Weise schon neun Männer von zu Hause abgeholt und sofort getötet worden. Als die Bewaffneten mich sahen, zielten sie mit ihren automatischen Gewehren auf meinen Kopf und befahlen mir, mit ihnen zu kommen. Ich sagte zu ihnen: ‚Ich komme mit. Aber vorher möchte ich mich anziehen.‘ Ich betete inbrünstig zu Jehova und bat ihn um Hilfe. Nach dem Gebet fühlte ich mich ganz ruhig und begann, diese schwerbewaffneten Männer wie normale Menschen zu betrachten. Ich konnte mich ohne Furcht mit ihnen unterhalten.

Ich fragte sie: ‚Was wollen Sie von mir? Wir können uns doch auch hier im Haus unterhalten, statt hinauszugehen.‘ Sobald wir im Wohnzimmer waren, fragte mich der Anführer: ‚Welches Recht haben Sie, Häuser zu betreten und Leuten zu predigen?‘ Ich erwiderte: ‚Sie haben eine Waffe, um Ihren Willen durchzusetzen, und niemand stellt sich Ihnen in den Weg. Ich habe die gute Botschaft des Friedens, die zu verkünden Jesus uns beauftragt hat.‘ Dann erläuterte ich die Glaubensansichten und das Werk der Zeugen Jehovas. Sobald ich den Namen Jehova erwähnte, erklärten sie: ‚Es genügt uns, Sie hier zu befragen. Wir müssen Sie nicht mitnehmen.‘ Offensichtlich kannte einer der Männer einen Bruder, denn er sagte: ‚Das ist so einer wie Jarjoura.‘

Wir gaben den Bewaffneten eineinhalb Stunden lang Zeugnis und beantworteten ihre Fragen. Statt mich im Kofferraum ihres Wagens mitzunehmen, wie sie es mit anderen gemacht hatten, entschuldigten sie sich, küßten mich, boten mir ihre Hilfe an, wann immer ich sie benötigte, und gingen. Während der ganzen Zeit spürte ich den Schutz Jehovas. Die Beteiligung am Haus-zu-Haus-Dienst an jenem Morgen und die Zusammenkunft am Nachmittag hatten mich gestärkt, um standhaft zu bleiben. Ja, der Name Jehovas hat mir das Leben gerettet“ (Sprüche 18:10).

„Die Fürsorge Jehovas umgab uns“

Ein anderer Bruder aus Beirut schreibt: „Am Mittwoch, dem 31. Januar 1990, arbeitete ich mit meinem Bruder am Haus einer Schwester, als die Kämpfe begannen. Überall explodierten Granaten. Wegen der heftigen Kämpfe konnten wir nicht nach Hause gehen. Die Schwester war sehr gastfreundlich, obwohl sie nur einige Stücke Brot hatte.

Ich war sehr in Sorge um meine Frau, da sie als Philippinin die Schrecken des Krieges nicht gewohnt war. Am zweiten Tag konnte ich jedoch zu unserem Haus gelangen. Berge von Möbeln blockierten zwar die Straßen, aber Jehova sei Dank, meine Familie war in Sicherheit. Nach einer kurzen Ruhepause begann der schwere Beschuß erneut. Wir versteckten uns im nahe gelegenen Haus eines meiner Brüder. Wir waren zu fünft — meine Frau, unser zweijähriger Sohn, ich, mein Bruder und seine Frau. Um uns herum schlugen Bomben, Granaten und Raketen ein, doch die Fürsorge Jehovas umgab uns. Während des schweren Artilleriebeschusses lagen wir zwei Tage lang auf dem Boden und hatten den Rauch der Bomben in der Nase.

Wir hörten die Explosionen und dachten dabei an die Worte Davids aus Psalm 18:1-9, 16-22, 29, 30. In diesen schwierigen Stunden waren wir trotz allem, was geschah, glücklich und konnten immer noch lächeln. Wir baten Jehova um einen leichten Tod ohne Schmerzen, wenn wir sterben müßten. Unser Glaube an die Auferstehung war unerschütterlich.

Das, was am nächsten Tag geschah, war kaum zu glauben. Etwa 25 Granaten schlugen in unmittelbarer Nähe des Hauses ein, in dem wir uns verbargen, aber keiner von uns wurde verletzt. Kann man sich vorstellen, wie wir empfanden, als wir den Schutz Jehovas verspürten? Am folgenden Morgen beschlossen wir, sofort zu fliehen. Mein Auto war das einzige in der Straße, das nicht ausgebrannt war. Ich fuhr zwischen den Minen und Granaten hindurch, und — Jehova sei Dank! — wir konnten in ein Gebiet entkommen, wo es etwas ruhiger war. Dort versorgten uns die Brüder liebevoll mit Kleidung, Nahrung und Geld.

Trotz aller Schwierigkeiten waren wir glücklich, weil Jehova mit uns war. Er schien seine Engel ausgesandt zu haben, um die Granaten von uns fernzuhalten (Psalm 34:7). Ja, unsere Freude war groß. Doch unsere Freude wird noch größer sein, wenn wir einmal Harmagedon überlebt haben werden.“

Notfallhilfe in Aktion

Einige Gebiete von Beirut sahen aus wie nach einem Erdbeben. Viele Häuser unserer Brüder waren beschädigt oder zerstört. Als sich die jüngste Krise abzeichnete, setzte das Zweigkomitee ein Notfallhilfekomitee ein, das sich der Bedürfnisse der Brüder annehmen sollte. Es nahm seine Arbeit am 16. Februar 1990 auf, gerade als wir wieder in die betroffenen Gebiete gelangen konnten. Das Komitee diente einem dreifachen Zweck: Es sollte die Brüder in geistiger Hinsicht ermuntern, sich um ihre Bedürfnisse kümmern, was Geld, Nahrungsmittel und Wasser betraf, und ihnen helfen, ihre Häuser zu reparieren oder wieder aufzubauen.

Niemand brauchte zur freiwilligen Mitarbeit ermuntert zu werden. Jeden Morgen kamen von sich aus viele Helfer. Es folgen einige Äußerungen von Personen, denen geholfen wurde.

Eine Schwester, deren Haus gesäubert und ausgebessert wurde, erwähnte folgendes: „Ich habe von der Hilfe gehört, die die Brüder nach Katastrophen leisten. Jetzt sehe und verspüre ich sie selbst.“ Die Nachbarin der Schwester, die Muslim ist, sagte sogar zu ihr: „Unter euch herrscht wirklich Liebe. Ihr habt die wahre Religion. Ich gehe jetzt weg von hier in mein Dorf und werde jedem erzählen, was ihr tut.“ Außerdem brachte sie den freiwilligen Helfern etwas zu essen.

Eine ältere Schwester erklärte: „Ich habe damit gerechnet, daß ihr mich besucht, aber nicht, daß die Gesellschaft jemanden schicken würde, der mir Wasser bringt.“ Zu Tränen gerührt, küßte sie den Bruder, der gekommen war, um ihr zu helfen.

Eine dreiköpfige Familie, bestehend aus dem Mann und der Frau, die ungetaufte Verkündiger waren, sowie ihrem kleinen Sohn, wurde aufgesucht und erhielt einen großen Behälter Milch, etwas Brot, Trinkwasser und Geld. Als man ihnen erklärte, daß Jehovas Zeugen dies organisiert hatten, sagte der Mann: „Ich war 11 Jahre in der evangelischen Kirche und dort sehr aktiv. Doch in den 15 Kriegsjahren im Libanon hat die Kirche nie daran gedacht, so etwas für ihre Mitglieder zu tun.“ Er fuhr fort: „Im Gegensatz dazu ist dies wirklich Gottes Organisation.“ Der Mann und die Frau ließen sich im Mai 1990 auf einem Kongreß taufen.

Ein Ältester sagte: „Uns fehlen die Worte, um für die Werke der Liebe zu danken, die ihr für die geschädigten Brüder getan habt. Ich war so gerührt, daß mir die Tränen kamen, als ich eine Gruppe junger Brüder — alles Freiwillige — sah, die das Haus meiner Eltern wieder aufbauten. Auch unsere Nachbarn, die keine Zeugen sind, äußerten sich positiv darüber. Wir sind Jehova und seiner Organisation für die praktische Hilfe, die geleistet wurde, wirklich dankbar. Wie wahr sind doch die Worte aus Psalm 144:15: ‚Glücklich ist das Volk, dessen Gott Jehova ist!‘“

„Was seid ihr für Menschen?“

Eine Schwester, die Familie hat, schrieb: „Ich möchte meine tiefe Wertschätzung für die Liebe Jehovas und seiner Organisation zum Ausdruck bringen. Unser Haus wurde von zahlreichen Geschossen getroffen und brannte nieder. Viele sagten, es könne nicht repariert werden. Aber jetzt ist alles wieder ausgebessert, und es sieht aus, als hätte es inmitten der Hunderte von Häusern in unserer Straße, die niedergebrannt und zerstört sind, keinen Schaden davongetragen.

Selbst unsere Nachbarn, die keine Zeugen Jehovas sind, fragen: ‚Woher kommt diese Liebe? Was seid ihr für Menschen? Wer sind diese Leute, die mit einem solchen Eifer arbeiten und sich so ruhig und gesittet verhalten? Gesegnet sei der Gott, der euch diese Liebe und diesen Geist der Selbstaufopferung gegeben hat!‘ Wie passend sind doch die Worte aus Psalm 84:11, 12: ‚Jehova Gott ist Sonne und Schild; Gunst und Herrlichkeit sind das, was er gibt. Jehova selbst wird nichts Gutes denen vorenthalten, die in Untadeligkeit wandeln. O Jehova der Heerscharen, glücklich ist der Mensch, der auf dich vertraut.‘“

Ein Mann, dessen Frau und Kinder Zeugen Jehovas sind, schrieb: „Ich möchte Ihnen für Ihre Hilfe bei der Reparatur unseres Hauses danken. Was Sie getan haben, zeugt von echter christlicher Liebe, die ja heutzutage sehr selten ist. Möge Gott Ihre Bemühungen segnen.“

Nachdem das Haus eines Ältesten instand gesetzt worden war, sagte er: „Wir vermögen nicht auszudrücken, was in unserem Herzen ist. Wir finden keine Worte, um euch zu sagen, wie sehr wir Jehova und seine Organisation schätzen. In unserer Not spürten wir die Nähe Jehovas. Eure Liebe hat die ganze Familie ermuntert, anderen, die in Not sind, ebenfalls zu helfen.“

Im April standen im Libanon 194 Brüder und Schwestern im Hilfspionierdienst. Am Abend des Gedächtnismahls war es ruhiger als sonst, und insgesamt 5 034 versammelten sich. Sämtliche Kongresse wurden wie vorgesehen durchgeführt, und im Verlauf des Jahres ließen sich trotz des Chaos im Land 121 Personen taufen — im Vorjahr waren es 135. Viele Familien aus den Versammlungen haben das Land verlassen. Aber Interessierte arbeiten auf die Taufe hin, und die Zahl der Königreichsverkündiger — gegenwärtig 2 726 — steigt weiter. Während des Dienstjahres 1990 hat das gesamte Volk Jehovas im Libanon Jehovas Treue erfahren, da er gut für uns gesorgt und uns durch unruhvolle Zeiten hindurchgeführt hat (Psalm 33:4, 5; 34:1-5).

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