-
Wer „der Mensch der Gesetzlosigkeit“ istDer Wachtturm 1990 | 1. Februar
-
-
Wer „der Mensch der Gesetzlosigkeit“ ist
„Der Gesetzlose [wird] geoffenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen wird“ (2. THESSALONICHER 2:8).
1, 2. Warum ist es wichtig, festzustellen, wer der Mensch der Gesetzlosigkeit ist?
WIR leben in einem Zeitalter der Gesetzlosigkeit. Gesetzlosigkeit ist ein weltweites Phänomen. Überall fürchtet man gesetzlose, kriminelle Elemente und die Gefahr, die sie für Leib und Leben sowie für Hab und Gut bedeuten. Es gibt aber ein gesetzloses Element, das weit heimtückischer ist und das schon seit Jahrhunderten sein Unwesen treibt. In der Bibel wird es „der Mensch der Gesetzlosigkeit“ genannt.
2 Es ist wichtig, festzustellen, wer dieser Mensch der Gesetzlosigkeit ist. Warum? Weil er es darauf abgesehen hat, unseren guten Stand bei Gott zu untergraben und unsere Hoffnung auf ewiges Leben zu zerstören. Wie? Indem er uns dazu bringt, die Wahrheit aufzugeben und Irrlehren zu glauben, und so bewirkt, daß wir aufhören, Gott „mit Geist und Wahrheit“ anzubeten (Johannes 4:23). Die Taten dieses besonderen gesetzlosen Elementes verraten deutlich, daß es sich Gott und seinen Vorsätzen sowie seinem ihm hingegebenen Volk widersetzt.
3. Wie lenkt die Bibel die Aufmerksamkeit auf den Gesetzlosen?
3 Die Bibel spricht in 2. Thessalonicher 2:3 von diesem Menschen der Gesetzlosigkeit. Unter göttlicher Inspiration schreibt der Apostel Paulus: „Laßt euch in keiner Weise von irgend jemandem verführen, denn er [Jehovas Tag der Vernichtung des gegenwärtigen bösen Systems] wird nicht kommen, es sei denn, der Abfall komme zuerst und der Mensch der Gesetzlosigkeit ... werde geoffenbart.“ Hier sagt Paulus vorher, daß es vor dem Ende des gegenwärtigen Systems zum Abfall kommen und ein Mensch der Gesetzlosigkeit auftreten werde. Paulus erklärt sogar gemäß Vers 7: „Das Geheimnis dieser Gesetzlosigkeit [ist] bereits am Werk.“ Somit begann sich jener Gesetzlose im ersten Jahrhundert zu offenbaren.
Der Ursprung des Menschen der Gesetzlosigkeit
4. Wer hat den Menschen der Gesetzlosigkeit ins Leben gerufen und gefördert?
4 Wer hat diesen Menschen der Gesetzlosigkeit ins Leben gerufen und gefördert? Paulus antwortet: „Doch ist die Gegenwart des Gesetzlosen gemäß der Wirksamkeit des Satans mit jeder Machttat und mit lügenhaften Zeichen und Wundern und mit jedem Trug der Ungerechtigkeit für die, die zur Vergeltung dafür zugrunde gehen, daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, damit sie gerettet würden“ (2. Thessalonicher 2:9, 10). Somit ist Satan der Vater und Förderer des Menschen der Gesetzlosigkeit. Und so, wie sich Satan Jehova, seinen Vorsätzen und seinem Volk widersetzt, so tut dies auch der Mensch der Gesetzlosigkeit, ob bewußt oder unbewußt.
5. Welches Geschick erwartet den Gesetzlosen und diejenigen, die ihm nachfolgen?
5 Diejenigen, die mit dem Menschen der Gesetzlosigkeit gemeinsame Sache machen, werden das gleiche Geschick erleiden wie er — Vernichtung: „Der Gesetzlose [wird] geoffenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen ... und zunichte machen wird durch das Offenbarwerden seiner Gegenwart“ (2. Thessalonicher 2:8). Die Zeit für die Vernichtung des Menschen der Gesetzlosigkeit und seiner Helfershelfer (‘die, die zugrunde gehen’) wird in Kürze kommen, und zwar „bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit seinen mächtigen Engeln in flammendem Feuer, wenn er an denen Rache übt, die Gott nicht kennen, und an denen, die der guten Botschaft über unseren Herrn Jesus nicht gehorchen. Gerade diese werden die richterliche Strafe ewiger Vernichtung erleiden“ (2. Thessalonicher 1:6-9).
6. Welchen weiteren Aufschluß vermittelt Paulus über den Gesetzlosen?
6 Paulus beschreibt diesen Gesetzlosen außerdem mit den Worten: „Er widersetzt sich und erhebt sich über jeden, der ‚Gott‘ oder ein Gegenstand der Verehrung genannt wird, so daß er sich in den Tempel DES GOTTES niedersetzt und sich öffentlich darstellt, daß er ein Gott sei“ (2. Thessalonicher 2:4). Somit macht Paulus darauf aufmerksam, daß Satan einen Gesetzlosen hervorbringen würde, einen falschen Gott oder Gegenstand der Verehrung, der sich sogar über Gottes Gesetz erheben würde.
Wer der Gesetzlose ist
7. Woraus schließen wir, daß Paulus nicht von einer Einzelperson spricht, und wofür steht der Mensch der Gesetzlosigkeit?
7 Spricht Paulus von einem einzelnen Menschen? Nein, denn er schreibt, daß dieser „Mensch“ in seinen Tagen geoffenbart wurde und bestehenbleiben werde, bis er von Jehova am Ende des gegenwärtigen Systems vernichtet würde. Daher existiert er schon seit Jahrhunderten. Es liegt auf der Hand, daß kein Mensch je so lange gelebt hat. Deshalb muß der Ausdruck „Mensch der Gesetzlosigkeit“ für eine Gruppe oder Klasse von Menschen stehen.
8. Wer ist der Mensch der Gesetzlosigkeit, und woran ist zu erkennen, wer er ist?
8 Wer sind diese Menschen? Die Beweise zeigen, daß es sich um die stolze, ehrgeizige Geistlichkeit der Christenheit handelt, die jahrhundertelang gemacht hat, was sie wollte. Das ist daran zu erkennen, daß es in der Christenheit Tausende verschiedene Kirchen und Sekten gibt, die alle ihre eigenen Geistlichen haben, deren Lehren oder Bräuche in gewisser Hinsicht voneinander abweichen. Diese Zersplitterung beweist unzweideutig, daß sie sich nicht an das Gesetz Gottes halten. Sie können nicht von Gott stammen. (Vergleiche Micha 2:12; Markus 3:24; Römer 16:17; 1. Korinther 1:10.) Eines haben alle diese Kirchen oder Sekten allerdings gemein: Sie bleiben nicht bei den Lehren der Bibel, sondern verstoßen gegen die Regel: „Geht nicht über das hinaus, was geschrieben steht“ (1. Korinther 4:6; siehe auch Matthäus 15:3, 9, 14).
9. Durch welche schriftwidrigen Ansichten hat der Gesetzlose die biblischen Wahrheiten ersetzt?
9 Bei dem Gesetzlosen handelt es sich demnach um eine Personengruppe: die Geistlichkeit der Christenheit. Ob Päpste, Priester, Patriarchen oder protestantische Prediger, sie alle tragen gemeinsam die Verantwortung für die religiösen Sünden der Christenheit. Sie haben die göttlichen Wahrheiten gegen heidnische Lügen eingetauscht, gegen unbiblische Lehren wie die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, der Feuerhölle, dem Fegefeuer und der Dreieinigkeit. Sie gleichen den religiösen Führern, zu denen Jesus sagte: „Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel, und nach den Begierden eures Vaters wünscht ihr zu tun. ... er ist ein Lügner und der Vater der Lüge“ (Johannes 8:44). Auch ihre Praktiken offenbaren ihre Gesetzlosigkeit, denn sie beteiligen sich an Handlungen, die gegen Gottes Gesetze verstoßen. Solche Personen fordert Jesus auf: „Weicht von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit“ (Matthäus 7:21-23).
Sie erhöhen sich
10. In welchem Verhältnis hat der Gesetzlose zu politischen Herrschern gestanden?
10 Aus der Geschichte geht hervor, daß Angehörige der Klasse des Menschen der Gesetzlosigkeit in ihrem Stolz und in ihrer Arroganz sogar weltlichen Herrschern ihren Willen aufgezwungen haben. Unter dem Vorwand der Lehre vom „Königtum von Gottes Gnaden“ haben die Geistlichen behauptet, sie seien die unverzichtbaren Mittler zwischen den Herrschern und Gott. Sie haben Könige und Kaiser gekrönt und gestürzt, und bis heute gelingt es ihnen, die Massen für oder gegen die Herrschenden zu mobilisieren. Im Grunde genommen haben sie wie die jüdischen Oberpriester, die Jesus verwarfen, gesagt: „Wir haben keinen König außer Cäsar“ (Johannes 19:15). Doch Jesus lehrte unmißverständlich: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt“ (Johannes 18:36).
11. Wie haben sich die Geistlichen erhöht?
11 Um sich noch mehr über das Volk zu erheben, haben sich die Angehörigen der gesetzlosen Klasse anders gekleidet, gewöhnlich in Schwarz. Außerdem haben sie sich mit allen möglichen eindrucksvollen Insignien geschmückt und mit Kronen, Kreuzen und Bischofsmützen. (Vergleiche Matthäus 23:5, 6.) Jesus und seine Nachfolger trugen aber keine besondere Tracht; sie waren wie die Menschen im allgemeinen gekleidet. Die Geistlichen haben sich auch Titel zugelegt, wie zum Beispiel „Vater“, „Heiliger Vater“, „Ehrwürden“, „Hochwürden“, „Seine Exzellenz“ und „Seine Eminenz“, was noch mehr dazu beiträgt, daß sie ‘sich über jeden erheben’. Jesus lehrte dagegen in bezug auf solche Titel folgendes: „Nennt niemand auf der Erde euren Vater“ (Matthäus 23:9). Elihu, der die Argumente der scheinheiligen Tröster Hiobs entkräftete, sagte: „Laß mich bitte keinem Menschen gegenüber Parteilichkeit bekunden; und einem Erdenmenschen werde ich keinen Titel verleihen“ (Hiob 32:21).
12. Wem dient die Geistlichkeit nach den Worten des Paulus in Wirklichkeit?
12 Als Paulus seinerzeit erklärte, daß der Mensch der Gesetzlosigkeit bereits zu wirken begonnen habe, sagte er auch über diejenigen, die dessen gesetzlose Einstellung widerspiegeln: „Denn solche Menschen sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt immer wieder die Gestalt eines Engels des Lichts an. Es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener immer wieder die Gestalt von Dienern der Gerechtigkeit annehmen. Ihr Ende aber wird gemäß ihren Werken sein“ (2. Korinther 11:13-15).
Rebellion gegen die wahre Anbetung
13. Worum handelt es sich bei dem Abfall, den Paulus vorhergesagt hat?
13 Paulus sagte, der Mensch der Gesetzlosigkeit komme gleichzeitig mit dem Abfall ins Dasein. Der erste Hinweis des Paulus, um wen es sich bei dieser gesetzlosen Klasse handelt, lautet: „Der Tag Jehovas [wenn Jehova das gegenwärtige böse System der Dinge vernichtet] ... wird nicht kommen, es sei denn, der Abfall komme zuerst“ (2. Thessalonicher 2:2, 3). Aber was ist unter „Abfall“ zu verstehen? In diesem Zusammenhang bedeutet „Abfall“ nicht nur eine Abkehr oder ein Abfallen zufolge geistiger Schwäche. Das griechische Wort, das hier mit „Abfall“ wiedergegeben wird, bedeutet unter anderem ein „Überlaufen“ oder „Empörung“. Es wird auch mit „Aufruhr“ oder „Rebellion“ wiedergegeben. In der Übersetzung von William Barclay heißt es: „Jener Tag kann nicht kommen, bevor die Große Rebellion stattgefunden hat.“ Die Wiedergabe der Guten Nachricht für Sie lautet: „Erst muß der Aufstand gegen Gott stattfinden.“ Daher bedeutet das Wort „Abfall“ in dem Sinne, in dem Paulus es gebrauchte, Aufstand gegen die wahre Anbetung.
14. Wann begann sich der Abfall richtig zu entwickeln?
14 Wie kam es zu diesem Abfall, zu dieser Rebellion? In 2. Thessalonicher 2:6 erwähnte Paulus etwas, was zu seiner Zeit in bezug auf den Gesetzlosen ‘als ein Hemmnis wirkte’. Worum handelte es sich dabei? Es war die hemmende Kraft der Apostel. Ihre Anwesenheit und ihre machtvollen Gaben des heiligen Geistes verhinderten, daß der Abfall damals epidemisch um sich griff (Apostelgeschichte 2:1-4; 1. Korinther 12:28). Aber als die Apostel gestorben waren — gegen Ende des ersten Jahrhunderts —, war alles Hemmende beseitigt.
Eine schriftwidrige Klasse von Geistlichen entsteht
15. Welche Vorkehrung traf Jesus für die Christenversammlung?
15 Die von Jesus gegründete Versammlung entwickelte sich im ersten Jahrhundert unter der Leitung von Ältesten (Aufsehern) und Dienstamtgehilfen (Matthäus 20:25-27; 1. Timotheus 3:1-13; Titus 1:5-9). Diese wurden aus der Versammlung genommen. Sie waren befähigte Geistesmenschen, die wie Jesus keine besondere theologische Ausbildung genossen hatten. So fragten sich Jesu Gegner: „Wieso ist dieser Mann gelehrt, da er nicht auf den Schulen studiert hat?“ (Johannes 7:15). Und in bezug auf die Apostel fiel den religiösen Führern das gleiche auf: „Als sie nun den Freimut des Petrus und Johannes sahen und bemerkten, daß sie ungelehrte und gewöhnliche Menschen waren, wunderten sie sich. Und sie begannen sie als solche zu erkennen, die mit Jesus gewesen waren“ (Apostelgeschichte 4:13).
16. Inwiefern bewirkte der Abfall ein Abweichen von der Art, wie die Christen im ersten Jahrhundert organisiert waren?
16 Durch den Abfall gelangte jedoch Gedankengut der jüdischen Geistlichkeit und später auch religiöses Gedankengut des heidnischen Rom in den christlichen Glauben. Während man sich im Laufe der Zeit vom wahren Glauben abwandte, entstand eine schriftwidrige Klasse von Geistlichen. Schließlich begann ein gekrönter Papst über ein Kardinalskollegium zu herrschen, dessen Glieder aus den Hunderten von Erzbischöfen und Bischöfen ausgewählt wurden, die ihrerseits aus den Reihen von Priestern kamen, die in Seminaren ausgebildet worden waren. So kam es, daß nicht lange nach dem ersten Jahrhundert eine mystische Geistlichkeit an die Spitze der Christenheit trat. Diese Klasse hatte nicht die christlichen Ältesten und Dienstamtgehilfen des ersten Jahrhunderts zum Vorbild, sondern war nach dem Muster heidnischer Religionssysteme aufgebaut.
17. Wann wurde im besonderen die Macht des Gesetzlosen gefestigt?
17 Schon im dritten Jahrhundert u. Z. waren die einfachen Gläubigen als Laien, als Menschen zweiter Klasse, eingestuft worden. Der abtrünnige Mensch der Gesetzlosigkeit übernahm allmählich die Macht. Diese Macht wurde während der Regierung des römischen Kaisers Konstantin gefestigt, vor allem nach dem Konzil zu Nizäa (325 u. Z.). Kirche und Staat gingen eine feste Verbindung ein. So hat sich über die Jahrhunderte der Mensch der Gesetzlosigkeit — die Geistlichkeit der Christenheit — zu einem Geschlecht von Abtrünnigen entwickelt, die sich gegen Jehova, den wahren Gott, auflehnen. Die Gesetze und Regelungen, nach denen sie handeln, sind ihre eigenen und nicht die Gottes.
Heidnische Lehren
18. Welche gotteslästerlichen heidnischen Lehren nahm der Gesetzlose an?
18 Der aufkommende Mensch der Gesetzlosigkeit entlehnte auch heidnische Lehren. So wurde zum Beispiel ein mysteriöser, unbegreiflicher trinitarischer Gott an die Stelle desjenigen gesetzt, der gesagt hat: „Ich bin Jehova. Das ist mein Name; und keinem sonst werde ich meine eigene Herrlichkeit geben.“ „Ich bin Jehova, und sonst gibt es keinen. Außer mir gibt es keinen Gott“ (Jesaja 42:8; 45:5). Dieser Austausch von göttlichen Wahrheiten gegen menschliches, sogar heidnisches Gedankengut wurde um eine weitere Gotteslästerung bereichert: die Verehrung der demütigen Maria der Bibel als „Gottesmutter“ in der Christenheit. Somit entwickelten sich die Förderer solcher Irrlehren — die Klasse der Geistlichkeit — zu dem am üppigsten wuchernden „Unkraut“, das Satan gesät hat, um den vortrefflichen Samen, den Christus gesät hatte, zu ersticken (Matthäus 13:36-39).
19. Inwiefern hat sich die Christenheit im Laufe der Jahrhunderte aufgesplittert, aber wer oder was blieb bestehen?
19 Durch Schismen und Spaltungen splitterte sich die Christenheit in Hunderte von Kirchen und Sekten auf. Abgesehen von wenigen Ausnahmen übernahm jede neue Glaubensgemeinschaft oder Sekte die Trennung zwischen Geistlichen und Laien. Auf diese Weise ist die Klasse des Menschen der Gesetzlosigkeit bis in unsere Zeit bestehengeblieben. Und noch heute hebt sie sich vom allgemeinen Volk durch ihre besondere Kleidung und ihre hochtrabenden Titel ab. Paulus übertrieb gewiß nicht, als er sagte, daß die Klasse des Menschen der Gesetzlosigkeit sich selbst verherrlichen und zu einer gottähnlichen Stellung erhöhen werde.
Das Papsttum
20. Wie wird der Papst in einer katholischen Quelle beschrieben?
20 Ein Beispiel für eine solche Verherrlichung ist das Papsttum in Rom. Nach dem Kirchenlexikon von Lucio Ferraris, herausgegeben in Italien, ist der Papst „von solcher Würde und Erhabenheit, daß er nicht ein einfacher Mensch, sondern gleichsam Gott ist und der Stellvertreter Gottes“. Als „König des Himmels, der Erde und der Hölle“ ist er mit einer dreifachen Krone gekrönt. In demselben Werk heißt es weiter: „Der Papst ist gleichsam Gott auf Erden, der einzige Fürst der Gläubigen Christi, der größte König aller Könige.“ Außerdem wird gesagt: „Der Papst kann manchmal das göttliche Gesetz aufheben.“ Auch das Werk The New Catholic Dictionary schreibt über den Papst: „Seine Gesandten haben den Vorrang vor anderen Mitgliedern des diplomatischen Korps.“
21. Stelle die Handlungsweise des Papstes der Handlungsweise des Petrus und eines Engels gegenüber.
21 Anders als die Jünger Jesu, trägt der Papst oft sehr kostbare Gewänder und läßt sich auch gern schmeicheln. Er hat nichts dagegen, wenn sich Menschen vor ihm niederbeugen, seinen Ring küssen und ihn in einer Sänfte auf den Schultern tragen. Wie selbstgefällig doch die Päpste die Jahrhunderte hindurch gewesen sind! Das steht in krassem Gegensatz zu der Bescheidenheit und dem schlichten Wesen des Petrus, der zu Kornelius, dem römischen Offizier, der ihm zu Füßen fiel und ihm huldigte, sagte: „Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch“ (Apostelgeschichte 10:25, 26, Einheitsübersetzung). Und welch ein Gegensatz zu dem Engel, der dem Apostel Johannes die Offenbarung gab! Johannes fiel nieder, um vor ihm anzubeten, aber der Engel erklärte: „Sieh dich vor! Tu das nicht! Ich bin nichts weiter als ein Mitsklave von dir und von deinen Brüdern, die Propheten sind, und von denen, die die Worte dieser Buchrolle halten. Bete Gott an!“ (Offenbarung 22:8, 9).
22. Anhand welcher biblischen Regel kann man herausfinden, wer der Gesetzlose ist?
22 Ist diese Beurteilung der Klasse der Geistlichen zu streng? Das kann man herausfinden, wenn man die Regel anwendet, die Jesus aufstellte, um falsche Propheten zu entlarven: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ (Matthäus 7:15, 16). Welche Früchte hat denn die Geistlichkeit jahrhundertelang bis in unser 20. Jahrhundert hervorgebracht? Welches Geschick wird der Mensch der Gesetzlosigkeit erleiden, und wem wird das gleiche widerfahren? Welche Verantwortung tragen diejenigen, die Gott wirklich fürchten, in bezug auf diesen Gesetzlosen? In den folgenden Artikeln werden diese Punkte behandelt.
-
-
Gottes Gerichtsurteil über den „Menschen der Gesetzlosigkeit“Der Wachtturm 1990 | 1. Februar
-
-
Gottes Gerichtsurteil über den „Menschen der Gesetzlosigkeit“
„Jeder Baum, der nicht vortreffliche Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen“ (MATTHÄUS 7:19).
1, 2. Wer oder was ist der Mensch der Gesetzlosigkeit, und wie hat er sich entwickelt?
ALS der Apostel Paulus von Gott inspiriert wurde, das Kommen eines „Menschen der Gesetzlosigkeit“ vorherzusagen, erwähnte er, daß dieser bereits in seinen Tagen in Erscheinung zu treten begann. Wie im vorhergehenden Artikel erklärt wurde, sprach Paulus von einer Klasse von Menschen, die beim Abfall vom wahren Christentum die Führung übernehmen würde. Diese Abkehr von der Wahrheit setzte gegen Ende des ersten Jahrhunderts ein, vor allem nach dem Tod der letzten Apostel. Die gesetzlose Klasse schleuste Lehren und Bräuche ein, die im Widerspruch zum Worte Gottes standen (2. Thessalonicher 2:3, 7; Apostelgeschichte 20:29, 30; 2. Timotheus 3:16, 17; 4:3, 4).
2 Mit der Zeit ging aus dieser gesetzlosen Klasse die Geistlichkeit der Christenheit hervor. Ihre Macht wurde durch den römischen Kaiser Konstantin im vierten Jahrhundert gefestigt, als die abtrünnigen Kirchen mit dem heidnischen Staat eine enge Verbindung eingingen. Dann spaltete sich die Christenheit in immer mehr Sekten, und die Geistlichkeit fuhr fort, sich über die Laien zu erheben und oft auch über die weltlichen Herrscher (2. Thessalonicher 2:4).
3. Was ist das Geschick des Menschen der Gesetzlosigkeit?
3 Welches Geschick erwartet den Menschen der Gesetzlosigkeit? Paulus sagte über ihn folgendes vorher: „Der Gesetzlose [wird] geoffenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen ... und zunichte machen wird durch das Offenbarwerden seiner Gegenwart“ (2. Thessalonicher 2:8). Das heißt, daß die Geistlichkeit vernichtet wird, wenn Gott dem gesamten System Satans ein Ende macht. An die Spitze der aus Engeln bestehenden Hinrichtungsstreitkräfte stellt Gott seinen himmlischen König, Christus Jesus (2. Thessalonicher 1:6-9; Offenbarung 19:11-21). Dieses Geschick steht der Geistlichkeit bevor, weil sie Gott und Christus entehrt und Millionen Menschen von der wahren Anbetung weggeführt hat.
4. Nach welchem Grundsatz wird der Mensch der Gesetzlosigkeit beurteilt?
4 Jesus führte den Grundsatz an, nach dem der Mensch der Gesetzlosigkeit beurteilt werden wird, als er sagte: „Nehmt euch vor den falschen Propheten in acht, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie raubgierige Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Liest man vielleicht jemals Trauben von Dornsträuchern oder Feigen von Disteln? Ebenso bringt jeder gute Baum vortreffliche Frucht hervor, aber jeder faule Baum bringt wertlose Frucht hervor; ein guter Baum kann nicht wertlose Frucht tragen, noch kann ein fauler Baum vortreffliche Frucht hervorbringen. Jeder Baum, der nicht vortreffliche Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. ... Nicht jeder, der zu mir sagt: ‚Herr, Herr‘, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist“ (Matthäus 7:15-21; siehe auch Titus 1:16; 1. Johannes 2:17).
Vortreffliche christliche Frucht
5. Was ist die Grundlage für vortreffliche christliche Frucht, und wie lautet ein fundamentales Gebot?
5 Die Grundlage für vortreffliche christliche Frucht wird in 1. Johannes 5:3 genannt, wo es heißt: „Darin besteht die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten.“ Und ein fundamentales Gebot lautet: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Matthäus 22:39). Somit müssen Gottes wahre Diener ihre Mitmenschen lieben ungeachtet ihrer Rasse oder Nationalität (Matthäus 5:43-48; Römer 12:17-21).
6. Wem gegenüber müssen Christen vor allem Liebe bekunden?
6 Vor allem müssen Gottes Diener ihre Glaubensbrüder lieben. „Wenn jemand erklärt: ‚Ich liebe Gott‘ und doch seinen Bruder haßt, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann Gott nicht lieben, den er nicht gesehen hat. Und wir haben dieses Gebot von ihm, daß der, der Gott liebt, auch seinen Bruder liebe“ (1. Johannes 4:20, 21). Diese Liebe, sagte Jesus, sei das Erkennungszeichen wahrer Christen: „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt“ (Johannes 13:35; siehe auch Römer 14:19; Galater 6:10; 1. Johannes 3:10-12).
7. Wie sind wahre Christen weltweit miteinander verbunden?
7 Brüderliche Liebe ist der „Kitt“, der Gottes Diener fest miteinander verbindet. „Kleidet euch mit Liebe, denn sie ist ein vollkommenes Band der Einheit“ (Kolosser 3:14). Wahre Christen müssen mit ihren Brüdern auf der ganzen Erde vereint sein, denn Gottes Wort gebietet: „Daß ihr alle übereinstimmend redet und daß keine Spaltungen unter euch seien, ... daß ihr in demselben Sinn und in demselben Gedankengang fest vereint sein mögt“ (1. Korinther 1:10). Um diese Liebe und Einheit weltweit zu bewahren, müssen sich Gottes Diener in bezug auf die politischen Angelegenheiten der Welt neutral verhalten. Jesus sagte: „Sie sind kein Teil der Welt, so wie ich kein Teil der Welt bin“ (Johannes 17:16).
8. Wie zeigte Jesus, was Christen tun müssen?
8 Jesus zeigte, wie weit seine Vorstellung in dieser Hinsicht reichte, als Petrus einem der Männer, die gekommen waren, um Jesus festzunehmen, mit dem Schwert ein Ohr abhieb. Hatte Jesus zu einer solchen Gewaltanwendung aufgefordert, damit er, der Sohn Gottes, vor Gegnern geschützt werde? Nein, sondern er gebot Petrus: „Stecke dein Schwert wieder an seinen Platz“ (Matthäus 26:52). Wahre Christen beteiligen sich daher nicht an den Kriegen der Nationen oder an irgendeiner anderen Art Blutvergießen, auch dann nicht, wenn ihre Weigerung bedeutet, daß sie wegen ihrer neutralen Haltung getötet werden, was in den vergangenen Jahrhunderten oft geschehen ist und sogar heute noch geschieht. Sie wissen, daß nur Gottes Königreich unter Christus Krieg und Blutvergießen endgültig beseitigen wird (Psalm 46:9; Matthäus 6:9, 10; 2. Petrus 3:11-13).
9. (a) Was sagt die Geschichte über die ersten Christen? (b) Inwiefern steht das im Gegensatz zu den Kirchen der Christenheit?
9 Die Geschichte bestätigt, daß die Christen des ersten Jahrhunderts kein Blut vergossen. Peter de Rosa, ehemaliger Professor der Theologie in England, schreibt: „Blutvergießen war eine schwere Sünde. Darum waren die Christen gegen die Gladiatorenkämpfe. ... Krieg und Gewalt waren nötig zur Erhaltung Roms, doch die Christen sahen sich außerstande, daran mitzuwirken. ... Christen verstanden sich selbst, wie Jesus, als Boten des Friedens; unter keinen Umständen konnten sie Tod bringen.“ Andererseits haben die entzweiten Kirchen der Christenheit das Gebot der Liebe übertreten und Unmengen Blut vergossen. Sie haben sich nicht als Friedensboten erwiesen, sondern wiederholt als solche, die den Tod brachten.
Die Blutschuld Groß-Babylons
10. Was ist Babylon die Große, und warum wird sie so genannt?
10 Satan ist „der Herrscher dieser Welt“, „der Gott dieses Systems der Dinge“ (Johannes 12:31; 2. Korinther 4:4). Ein Teil der Welt Satans ist das weltweite System der falschen Religion, das er im Laufe der Jahrhunderte aufgebaut hat und zu dem auch die Christenheit samt ihrer Geistlichkeit gehört. In der Bibel wird dieses weltweite System der falschen Religion „Babylon die Große, die Mutter der [geistigen] Huren und der abscheulichen Dinge der Erde“ genannt (Offenbarung 17:5). Die Wurzeln der falschen Religionen von heute reichen bis in die alte Stadt Babylon zurück, die von falscher Religion und gottentehrenden Lehren und Bräuchen völlig durchsetzt war. Deshalb wird das Gegenstück des alten Babylon Babylon die Große genannt, das Weltreich der falschen Religion.
11. Was sagt die Bibel über Babylon die Große, und warum?
11 In bezug auf das religiöse Babylon sagt das Wort Gottes: „In ihr wurde das Blut von Propheten und von Heiligen und von all denen gefunden, die auf der Erde hingeschlachtet worden sind“ (Offenbarung 18:24). Inwiefern trifft die Religionen der Welt die Schuld für das Vergießen des Blutes all jener Hingeschlachteten? Insofern, als alle diese Religionen — die Kirchen der Christenheit ebenso wie die nichtchristlichen Religionen — die Kriege der Völker unterstützt, gebilligt oder sogar angeführt haben; ferner haben sie gottesfürchtige Menschen, die nicht mit ihnen übereinstimmten, verfolgt und getötet.
Ein gottentehrender Ruf
12. Warum sind die Geistlichen der Christenheit tadelnswerter als die anderer Religionen?
12 Die Geistlichen der Christenheit sind für das Blutvergießen mehr zu tadeln als die anderer Religionen. Warum? Weil sie den Namen Gottes und auch den Namen Christi angenommen haben. Dadurch haben sie sich verpflichtet, den Lehren Jesu zu folgen (Johannes 15:10-14). Das haben sie aber nicht getan und somit große Schande auf Gott und Christus gebracht. Die Geistlichkeit hat direkt und indirekt Blutschuld auf sich geladen. Direkt beispielsweise in Verbindung mit den Kreuzzügen, anderen Religionskriegen, Inquisitionen und Verfolgungen und indirekt, weil sie Kriege gutgeheißen hat, in denen Kirchenmitglieder ihre Mitmenschen aus anderen Ländern töteten.
13. Für welche Ereignisse in der Zeit vom 11. bis 13. Jahrhundert war die Geistlichkeit verantwortlich?
13 Zum Beispiel forderte die Geistlichkeit der Christenheit vom 11. bis 13. Jahrhundert zu den Kreuzzügen auf. Diese führten zu einem entsetzlichen Blutvergießen und zu Plünderungen — alles im Namen Gottes und Christi. Hunderttausende wurden getötet. Die Kreuzzüge kosteten auch Tausende von Kindern das Leben, als sie im Jahre 1212 der Aufforderung folgten, an einem Kinderkreuzzug teilzunehmen.
14, 15. Wie kommentiert ein katholischer Autor das, was die katholische Kirche im 13. Jahrhundert einführte?
14 Im 13. Jahrhundert billigte die römisch-katholische Kirche offiziell einen weiteren gottentehrenden Schrecken — die Inquisition. Sie begann in Europa, breitete sich auf dem gesamten amerikanischen Kontinent aus und dauerte sechs Jahrhunderte lang an. Urheber und Förderer dieses mörderischen Unternehmens — alle zu foltern und zu vernichten, die mit der Kirche nicht einiggingen — war das Papsttum. Zwar hatte die Kirche schon früher Nichtkatholiken verfolgt, aber die Inquisition stellte all das bei weitem in den Schatten.
15 Peter de Rosa, nach eigenen Angaben ein „patriotischer Katholik“, schreibt in seinem kürzlich erschienenen Buch Gottes erste Diener: die dunkle Seite des Papsttums: „Die Kirche [war] verantwortlich ... für die Judenverfolgung, die Inquisition, für die Massaker an Tausenden von Ketzern, für die Wiedereinführung von der Folter in Europa als Mittel gerichtlicher Wahrheitsfindung. ... Päpste ernannten und stürzten sogar Kaiser, verlangten von ihnen, ihren Untertanen unter Androhung von Folter und Tod das Christentum aufzuzwingen. ... Der Preis, den die Botschaft des Evangeliums dafür zahlte, war furchtbar.“ Das einzige „Verbrechen“ einiger derer, die man ums Leben brachte, bestand darin, eine Bibel zu besitzen.
16, 17. Was wird über die Inquisition gesagt?
16 In bezug auf Papst Innozenz III., der zu Beginn des 13. Jahrhunderts amtierte, schreibt de Rosa: „Man hat geschätzt, daß in der letzten, unbarmherzigsten Verfolgung unter [dem römischen] Kaiser Diokletian [drittes Jahrhundert] etwa zweitausend Christen auf der ganzen Welt starben. In der ersten bösen Episode von Papst Innozenz’ Kreuzzug [gegen Häretiker in Frankreich] wurden zehnmal so viele Menschen massakriert. ... Es ist eine erschreckende Entdeckung, daß ein Papst auf einen Schlag mehr Christen mordete als Diokletian. ... [Innozenz] hatte keine Skrupel, den Namen Christi zu benutzen, um alles zu tun, was Christus ablehnte.“
17 De Rosa bemerkt: „Im Namen des Papstes waren sie [die Inquisitoren] für den unmenschlichsten und anhaltendsten Angriff auf den menschlichen Anstand in der Geschichte verantwortlich.“ Über Torquemada, den in Spanien wirkenden Dominikaner und Großinquisitor, sagt er: „Er wurde 1483 ernannt und herrschte 15 Jahre lang wie ein Tyrann. Von seinen 114 000 Opfern wurden 10 220 verbrannt.“
18. Wie charakterisiert ein Autor die Inquisition, und welchen Grund führt er dafür an, daß sie sechs Jahrhunderte angedauert hat?
18 Der Autor faßt zusammen: „Das Sündenregister der Inquisition wäre beschämend für jede Organisation; für die katholische Kirche ist es vernichtend. ... Was die Geschichte zeigt, ist, daß das Papsttum über sechs Jahrhunderte lang ohne Unterbrechung der geschworene Feind der einfachsten Gerechtigkeit gewesen ist. Von achtzig Päpsten in einer Reihe vom dreizehnten Jahrhundert an hat nicht einer die Theologie und den Apparat der Inquisition mißbilligt. Im Gegenteil, einer nach dem anderen setzte dieser tödlichen Maschinerie noch seine eigenen Grausamkeiten hinzu. Das Mysteriöse ist: Wie konnten die Päpste Generation auf Generation diese praktische Häresie weiterführen? Wie konnten sie an jedem Punkt das Evangelium Jesu leugnen?“ Gemäß seiner Antwort „widersprachen die Oberhirten lieber dem Evangelium als einem ‚unfehlbaren‘ Vorgänger, denn das hätte das Papsttum selbst zu Fall gebracht“.
19. Welches andere gesetzlose Vorgehen wurde von den meisten Geistlichen gebilligt?
19 Gesetzlos war auch die Rolle, die die Geistlichkeit bei der gewaltsamen Einführung der Sklaverei spielte. Nationen der Christenheit raubten Tausende von Afrikanern, verschleppten sie in ferne Länder und behandelten sie jahrhundertelang als Sklaven mit physischer und psychischer Brutalität. Aus der Klasse der Geistlichkeit war kaum jemand dagegen. Einige behaupteten sogar, dies sei der Wille Gottes. (Siehe Matthäus 7:12.)
Blutschuld im 20. Jahrhundert
20. Inwiefern hat die Blutschuld des Menschen der Gesetzlosigkeit in unserem Jahrhundert ein Höchstmaß erreicht?
20 Die Blutschuld des Menschen der Gesetzlosigkeit erreichte in unserem Jahrhundert ein Höchstmaß. Die Geistlichkeit hat Kriege unterstützt, die zigmillionen Menschenleben gefordert haben — die schlimmsten Kriege der Geschichte überhaupt. Sie unterstützte in den Weltkriegen beide Seiten, wobei sich „Brüder“, Menschen, die den gleichen Glauben hatten, gegenseitig töteten. Zum Beispiel töteten im Zweiten Weltkrieg französische und amerikanische Katholiken deutsche und italienische Katholiken; britische und amerikanische Protestanten töteten deutsche Protestanten. Manchmal töteten sie sogar Menschen, die nicht nur denselben Glauben hatten wie sie, sondern auch die gleiche nationale Vergangenheit. Die beiden Weltkriege sind mitten in der Christenheit ausgebrochen und wären nicht möglich gewesen, wenn die Geistlichkeit das Gebot der Liebe beachtet und ihre Anhänger gelehrt hätte, es ihr gleich zu tun.
21. Was sagen weltliche Quellen über die Beteiligung der Geistlichkeit am Krieg?
21 Die New York Times bestätigte: „In der Vergangenheit hat der katholische Klerus eines Landes die Kriege seiner Nation fast immer unterstützt, indem er die Truppen segnete und Gebete um Sieg darbrachte, während auf der anderen Seite eine andere Gruppe von Bischöfen öffentlich um den gegenteiligen Ausgang des Krieges betete. ... Der Widerspruch zwischen dem Geist des Christentums und der Art der Kriegführung ... tritt für viele immer deutlicher zutage, da die Waffen zusehends brutaler werden.“ Und in der Zeitschrift U.S.News & World Report hieß es: „Das Ansehen des Christentums in der Welt hat wegen der Häufigkeit, mit der sogenannte christliche Nationen Gewalt angewandt haben, stark gelitten.“
22. Wofür ist die Geistlichkeit auch in unserer Zeit noch verantwortlich?
22 Auch wenn es heute offiziell keine Inquisition mehr gibt, so hat die Geistlichkeit doch den Arm des Staates benutzt, um die „Propheten“ und „Heiligen“ zu verfolgen, die nicht mit ihnen einiggehen. Geistliche haben die politischen Machthaber unter Druck gesetzt, ‘unter dem Schein des Rechts Unheil anzurichten’. Auf diese Weise haben sie Verbote, Gefängnisstrafen, Prügel, Folter und sogar den Tod gottesfürchtiger Menschen in unserem Jahrhundert verursacht oder gebilligt (Offenbarung 17:6; Psalm 94:20, Bruns).
Zur Rechenschaft gezogen
23. Warum wird Gott den Menschen der Gesetzlosigkeit zur Rechenschaft ziehen?
23 Ja, in der falschen Religion ist wirklich das Blut von Propheten und von Heiligen und von all denen zu finden, die auf der Erde hingeschlachtet worden sind (Offenbarung 18:24). Die Geistlichkeit der Christenheit trägt diesbezüglich die größte Schuld, da es in der Christenheit zu dem schlimmsten Blutvergießen gekommen ist. Wie treffend ist es doch, daß die Bibel sie als den „Menschen der Gesetzlosigkeit“ bezeichnet! Aber im Wort Gottes heißt es auch: „Laßt euch nicht irreführen: Gott läßt sich nicht verspotten. Denn was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Galater 6:7). Daher wird Gott die gesetzlose Geistlichkeit zur Rechenschaft ziehen.
24. Welche welterschütternden Ereignisse werden bald eintreten?
24 Jesus sagte: „Weicht von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit“ (Matthäus 7:23). Und er erklärte: „Jeder Baum, der nicht vortreffliche Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen“ (Matthäus 7:19). Die Zeit nähert sich eilends für das feurige Ende des Menschen der Gesetzlosigkeit samt allen übrigen Teilen der falschen Religion, wenn sich die politischen Elemente, bei denen die Geistlichkeit der Christenheit die Hure gespielt hat, gegen sie wenden werden: „Diese werden die Hure hassen und werden sie verwüsten und nackt machen und werden ihre Fleischteile auffressen und werden sie gänzlich mit Feuer verbrennen“ (Offenbarung 17:16). Da solche welterschütternden Ereignisse bald eintreten werden, müssen Gottes Diener sie anderen ankündigen. Im nächsten Artikel wird untersucht werden, wie sie das bereits getan haben.
-
-
Den „Menschen der Gesetzlosigkeit“ bloßstellenDer Wachtturm 1990 | 1. Februar
-
-
Den „Menschen der Gesetzlosigkeit“ bloßstellen
„Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und ... nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt“ (OFFENBARUNG 18:4).
1, 2. (a) Woran ist „der Mensch der Gesetzlosigkeit“ zu erkennen? (b) Wie betrachtet Gott Personen, die vorgeben, ihm zu dienen, aber Blutschuld auf sich geladen haben? (Matthäus 7:21-23).
GOTT hat in seinem Wort das Kommen eines „Menschen der Gesetzlosigkeit“ angekündigt. Außerdem hat er in seinem Wort vorhergesagt, daß dieses gesetzlose Element durch seinen himmlischen Urteilsvollstrecker, Jesus Christus, ‘beseitigt und zunichte gemacht wird’ (2. Thessalonicher 2:3-8). Jener Mensch der Gesetzlosigkeit ist, wie in den vorhergehenden Artikeln erklärt wurde, die Geistlichkeit der Christenheit. Sie hat die Wahrheiten des Wortes Gottes schon vor langer Zeit verworfen und heidnische Lehren, wie die Lehre von der Dreieinigkeit, von einer Feuerhölle und von der Unsterblichkeit der Seele, angenommen. Zudem verstoßen ihre Werke gegen Gottes Gesetz. Sie verhält sich wie diejenigen, vor denen der Apostel Paulus Titus warnte: „Sie erklären öffentlich, Gott zu kennen, aber sie verleugnen ihn durch ihre Werke, weil sie verabscheuungswürdig und ungehorsam und für jedes gute Werk unbewährt sind“ (Titus 1:16).
2 Jesus sagte: „Nehmt euch vor den falschen Propheten in acht, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie raubgierige Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Falsche Propheten würden „wertlose Frucht“ hervorbringen (Matthäus 7:15-17). Ein Beweis für die schlechten Früchte der Geistlichkeit ist ihre ungeheure Blutschuld. Jahrhundertelang unterstützten Geistliche Kreuzzüge, Inquisitionen und Kriege, in denen das Blut von Millionen vergossen wurde. Im Krieg, wenn sich Angehörige ihrer eigenen Kirche gegenseitig umbrachten, haben sie die Kämpfenden jeweils auf beiden Seiten gesegnet und für sie gebetet. Der Apostel Paulus konnte dagegen erklären: „Ich [bin] rein ... vom Blut aller Menschen“ (Apostelgeschichte 20:26). Nicht so die Geistlichen. Ihnen läßt Gott sagen: „Auch wenn ihr viele Gebete vorbringt, höre ich nicht zu; mit Blutvergießen sind ja eure Hände gefüllt worden“ (Jesaja 1:15).
3. Welche Ereignisse von weltweiter Bedeutung rücken eilends näher?
3 Die Zeit, wo Gott sein Urteil an dem Menschen der Gesetzlosigkeit vollstreckt, rückt eilends näher. Wie Jesus vorhersagte, wird bald „große Drangsal sein, wie es seit Anfang der Welt bis jetzt keine gegeben hat, nein, noch wieder geben wird“ (Matthäus 24:21). Diese beispiellose Zeit der Bedrängnis beginnt mit der Hinrichtung Babylons der Großen, des Weltreiches der falschen Religion, dem auch die Kirchen der Christenheit angehören. Die politischen Elemente „werden sie verwüsten und nackt machen und werden ihre Fleischteile auffressen und werden sie gänzlich mit Feuer verbrennen“ (Offenbarung 17:16). Die große Drangsal wird in Harmagedon, im „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, mit der Vernichtung der übrigen Teile der Welt Satans enden (Offenbarung 16:14, 16; 19:11-21).
Verpflichtet, andere zu lieben
4. Was dürfen Personen, die Gott „mit Geist und Wahrheit“ anbeten, nicht vergessen?
4 Wozu sind alle, die „den Vater mit Geist und Wahrheit anbeten“, verpflichtet, wenn man bedenkt, daß diese welterschütternden Ereignisse nun bald über die Erde kommen werden? (Johannes 4:23). Vor allem sollten sie nicht vergessen, daß Jesus gesagt hat: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote des Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. ... Dies ist mein Gebot, daß ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe. Niemand hat größere Liebe als die, daß einer seine Seele zugunsten seiner Freunde hingebe. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete“ (Johannes 15:10-14; 1. Johannes 5:3).
5, 6. (a) Was zu tun, gebot Jesus seinen Jüngern, damit man sie erkenne? (b) In welchem Sinne war das Gebot neu?
5 Wahre Christen sind somit verpflichtet, andere Menschen zu lieben, vor allem ihre christlichen Brüder und Schwestern in allen Ländern der Erde (Apostelgeschichte 10:34; Galater 6:10; 1. Johannes 4:20, 21). Ja, Christen müssen „inbrünstige Liebe zueinander“ haben (1. Petrus 4:8). Diese Liebe, die weltweit unter ihnen herrscht, kennzeichnet sie als wahre Anbeter Gottes, denn Jesus sagte: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe, daß auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt“ (Johannes 13:34, 35).
6 Was war an jenem Gebot neu? Wurde im mosaischen Gesetz den Juden nicht geboten: „Du sollst deinen Mitmenschen lieben wie dich selbst.“ (3. Mose 19:18)? Allerdings, aber Jesus wies auf etwas Zusätzliches hin, als er sagte: „... so wie ich euch geliebt habe.“ Seine Liebe schloß ein, daß er sein Leben für andere hingab, und seine Jünger sollten willens sein, das gleiche zu tun (Johannes 15:13). Das war ein höherer Grad der Liebe, weil das mosaische Gesetz ein solches Opfer nicht verlangte.
7. Welche Religion hat sich in unserem Jahrhundert an das Gesetz der Liebe gehalten?
7 Welche Religion hat sich in unserem Jahrhundert an dieses Gesetz der Liebe gehalten? Die Kirchen der Christenheit bestimmt nicht, denn ihre Mitglieder haben sich in den beiden Weltkriegen und in anderen Kriegen gegenseitig zu Millionen niedergemetzelt. Aber Jehovas Zeugen haben weltweit das Gesetz der Liebe gehalten. Sie haben in den Kriegen der Nationen strikte Neutralität bewahrt, denn Jesus sagte, seine Nachfolger dürften „kein Teil der Welt“ sein (Johannes 17:16). Daher können sie wie Paulus erklären, daß sie „rein [sind] ... vom Blut aller Menschen“. Als Beispiel diene die Einleitung einer Resolution, die Jehovas Diener auf dem Kongreß in Washington (D. C.) am 27. November 1921 angenommen haben:
„Als Christen, die wir uns ernstlich bemühen, uns an die Lehren Christi Jesu, unseres Herrn, und seiner Apostel zu halten, halten wir dafür: daß Krieg ein Relikt der Barbarei ist, die guten Sitten verdirbt und eine Schande für die christlichen Völker ist; daß die Grundsätze, die der Herr Jesus Christus lehrte, geweihte Christen von der Beteiligung am Krieg, vom Blutvergießen oder von jeglicher Gewalt ausschließen.“
8. Was sagt die Geschichte über Jehovas Zeugen während des Zweiten Weltkriegs?
8 Inwieweit wurde dieser Standpunkt im Zweiten Weltkrieg beibehalten? In jenem schlimmsten aller Kriege der Menschheitsgeschichte kamen etwa 50 Millionen Menschen ums Leben. Aber niemand wurde von einem Zeugen Jehovas getötet. Zum Beispiel haben fast alle deutschen Geistlichen den Nationalsozialismus aktiv oder passiv unterstützt. Jehovas Zeugen haben sich dagegen unter der nationalsozialistischen Herrschaft streng neutral verhalten und sich geweigert, mit „Heil Hitler!“ zu grüßen oder sich in Hitlers Kriegsmaschinerie einspannen zu lassen. Folglich ist durch sie kein einziger ihrer Glaubensbrüder aus anderen Ländern noch sonst irgend jemand ums Leben gekommen. Und in allen anderen Ländern sind Jehovas Zeugen ebenfalls neutral geblieben.
9. Was widerfuhr Jehovas Zeugen in Deutschland und in Österreich unter der nationalsozialistischen Herrschaft?
9 Viele Zeugen Jehovas haben ihre Seele zugunsten ihrer Freunde hingegeben, weil sie das Gesetz der Liebe hielten. In einer Besprechung des Buches Kirchenkampf in Deutschland von Friedrich Zipfel wird über die Zeugen gesagt: „Die Mitglieder dieser kleinen Religionsgemeinschaft sind zu 97 %, d. h. nahezu ausnahmslos, zu Opfern von nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen geworden. Ein Drittel von ihnen fand dort ‚durch Hinrichtung, sonstige Gewaltakte, Hunger, Krankheit oder Frondienst‘ den Tod. Diese beispiellose Härte der Unterdrückung ist das Ergebnis eines kompromißlosen Glaubens, der in unüberbrückbarem Gegensatz zu der nationalsozialistischen Ideologie treten mußte.“ In Österreich wurden 25 Prozent aller Zeugen Jehovas hingerichtet, erschlagen oder starben in den Konzentrationslagern zufolge von Krankheit oder Erschöpfung.
10. Worauf vertrauten diejenigen, die wegen ihres Gehorsams gegenüber dem Gesetz der Liebe gestorben sind?
10 Alle, die wegen ihres Gehorsams gegenüber dem Gesetz der Liebe als Märtyrer starben, vertrauten darauf, daß ‘Gott nicht ungerecht ist, daß er ihre Arbeit und die Liebe nicht vergessen würde, die sie seinem Namen gegenüber erzeigt haben’ (Hebräer 6:10). Sie wußten, daß „die Welt vergeht und ebenso ihre Begierde, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt immerdar“ (1. Johannes 2:17). Sie hatten die sichere Hoffnung, auferweckt zu werden mit der Aussicht auf ewiges Leben (Johannes 5:28, 29; Apostelgeschichte 24:15).
11. In welcher Hinsicht sind Jehovas Diener einzigartig, und welche Prophezeiung erfüllt sich an ihnen?
11 Jehovas Diener sind einzigartig, was das Beachten der Regel betrifft, die Petrus und die anderen Apostel vor einem hohen Gerichtshof anführten: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5:29). Weil Jehovas Zeugen sich daran halten, werden sie durch den heiligen Geist gestützt, „den Gott denen gegeben hat, die ihm als dem Herrscher gehorchen“ (Apostelgeschichte 5:32). Diese Kraft ermöglicht es ihnen, so zu leben, daß sich die Prophezeiung aus Jesaja 2:2-4 an ihnen erfüllt, die besagt, daß in unserer Zeit die wahre Anbetung erneut fest gegründet würde und daß Menschen aus allen Nationen und Religionen zu ihr strömen würden. Eine Folge davon wäre: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden müssen und ihre Speere zu Winzermessern. Nation wird nicht gegen Nation das Schwert erheben, auch werden sie den Krieg nicht mehr lernen.“ Weil sich Jehovas Diener auf ein Leben in einer friedlichen neuen Welt vorbereiten, wollen sie den Krieg nicht mehr lernen. Sie lernen es, sich an das Gesetz der Liebe zu halten (Johannes 13:34, 35).
12. Was müssen Personen, die das Gesetz der Liebe halten, für andere tun?
12 Da es auch zur christlichen Liebe gehört, ‘seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst’, dürfen Gottes Diener das, was sie wissen, nicht selbstsüchtig für sich behalten (Matthäus 22:39). Es gibt noch viele andere, die Gott dienen und in seiner neuen Welt leben möchten. Solange noch Zeit ist, müssen auch sie das Gesetz der Liebe und die vielen anderen Wahrheiten im Hinblick auf den universellen Souverän, Jehova Gott, kennenlernen. Sie müssen darüber belehrt werden, daß Jehova allein würdig ist, angebetet zu werden, und darüber, wie diese Anbetung verrichtet werden soll (Matthäus 4:10; Offenbarung 4:11). Alle, die das bereits gelernt haben, sind verpflichtet, anderen davon zu erzählen, damit auch diese Jehovas Gunst erlangen können (Hesekiel 33:7-9, 14-16).
Den Menschen der Gesetzlosigkeit bloßstellen
13. Was müssen wir in Verbindung mit dem weltweiten Zeugniswerk bekanntmachen, und warum?
13 Wie Jesus sagte, wird die „gute Botschaft vom Königreich ... auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen“ (Matthäus 24:14). Dieses weltweite Zeugniswerk bringt für Diener Gottes die Verpflichtung mit sich, das Strafurteil bekanntzumachen, das er über die falsche Religion, besonders über die Geistlichkeit der Christenheit, verhängt hat. Da die Geistlichen vorgeben, Christen zu sein, sind sie in Gottes Augen tadelnswerter als andere. Sie müssen bloßgestellt werden, damit Menschen, die Gott dienen möchten, von ihrem Einfluß befreit werden und die richtigen Schritte zum Überleben unternehmen können. Treffend sagte Jesus: „Die Wahrheit wird euch frei machen“ (Johannes 8:32).
14. Welche unmißverständliche Botschaft muß bezüglich der falschen Religion verkündigt werden?
14 Deshalb müssen Jehovas Zeugen folgende inspirierte Botschaft bezüglich der falschen Religion bekanntmachen: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt. Denn ihre Sünden haben sich aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Taten der Ungerechtigkeit gedacht. ... an e i n e m Tag [werden] ihre Plagen kommen, Tod und Trauer und Hungersnot, und sie wird gänzlich mit Feuer verbrannt werden, denn Jehova Gott, der sie gerichtet hat, ist stark“ (Offenbarung 18:4-8).
15. Inwiefern spielte das Jahr 1914 eine Rolle in Jehovas Zeitplan, und was ergab sich daraus nach dem Ersten Weltkrieg?
15 Aus biblischen Prophezeiungen geht hervor, daß die „letzten Tage“ des gegenwärtigen Systems der Dinge in dem entscheidenden Jahr 1914 begonnen haben (2. Timotheus 3:1-5, 13; Matthäus 24:3-13). Seither leben wir in der „Zeit des Endes“ (Daniel 12:4). In Übereinstimmung mit Jehovas Zeitplan begannen seine Diener unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, die Verkündigung des Königreiches Gottes — wie in Matthäus 24:14 vorhergesagt — tatkräftig auszudehnen. Sie begannen auch, die falsche Religion immer schonungsloser bloßzustellen, vor allem die gesetzlose Geistlichkeit der abtrünnigen Christenheit.
16. Inwiefern ist der Mensch der Gesetzlosigkeit seit über 70 Jahren immer schonungsloser bloßgestellt geworden?
16 Seit über 70 Jahren haben Gottes Diener nun die Menschen auf die trügerische Tätigkeit des Menschen der Gesetzlosigkeit aufmerksam gemacht, und das mit zunehmender Intensität. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es nur ein paar tausend Zeugen, die dies taten. Bis heute sind sie aber zu einer „mächtigen Nation“ von über dreieinhalb Millionen tätigen Dienern Gottes angewachsen, die in über 60 000 Versammlungen organisiert sind (Jesaja 60:22). In zunehmendem Maße verkündigen Gottes Diener eifrig das Königreich Gottes als die einzige Hoffnung für die Menschheit, und gleichzeitig stellen sie die Geistlichkeit als das bloß, was sie ist — der trügerische Mensch der Gesetzlosigkeit.
Warum so schonungslos?
17. Warum haben Jehovas Diener dem Menschen der Gesetzlosigkeit schonungslos die Maske vom Gesicht gerissen?
17 Warum haben Jehovas Diener dem Menschen der Gesetzlosigkeit während all dieser Jahre schonungslos die Maske vom Gesicht gerissen? Weil die Millionen zur großen Volksmenge gehörenden Schafe Jehovas, die sich bereits auf dem Weg der Rettung befinden, vor der Welt Satans und ihrer falschen Religion geschützt werden müssen (Johannes 10:16; Offenbarung 7:9-14). Würde die Geistlichkeit nicht bloßgestellt, wüßten außerdem ehrlichgesinnte Menschen, die noch kein Teil der Herde Gottes sind, nicht, wie sie einen falschen Weg meiden können. Sie müssen also aufgeklärt werden, so wie Jesus die Menschen aufklärte, als er über die heuchlerischen jüdischen Geistlichen seiner Tage sagte: „Blinde Leiter sind sie. Wenn aber ein Blinder einen Blinden leitet, so werden beide in eine Grube fallen“ (Matthäus 15:14; siehe auch 2. Korinther 4:4; 11:13-15).
18. Was müssen Personen, die nach der Wahrheit suchen, erfahren?
18 Die Geistlichkeit ist ein Teil der Welt Satans (Johannes 8:44). Doch Gott wird diese Welt bald aus dem Dasein auslöschen (2. Petrus 3:11-13; 1. Johannes 2:15-17). Deshalb enthält Gottes Wort die Warnung: „Wer immer daher ein Freund der Welt sein will, stellt sich als ein Feind Gottes dar“ (Jakobus 4:4). Die Geistlichkeit überhört diese Warnung und mischt sich nach wie vor in die Politik ein. Sie redet ihren Anhängern ein, daß es den Politikern gelingen wird, die Welt zu verbessern. Aber das ist eine falsche Hoffnung, denn die Tage der von Satan beherrschten Welt laufen ab. Menschen, die ihre Hoffnung auf diese Welt setzen, erliegen einer Täuschung. Sie müssen die Wahrheit darüber erfahren, wohin die Welt steuert und was an ihre Stelle tritt (Sprüche 14:12; 19:21; Matthäus 6:9, 10; Offenbarung 21:4, 5).
19. Wie ist die weltliche Gesinnung einiger Geistlicher in jüngster Vergangenheit in den Medien aufgedeckt worden?
19 Die weltliche Gesinnung einiger Geistlicher ist in jüngster Vergangenheit sogar in den Medien aufgedeckt worden, so zum Beispiel das ausschweifende und luxuriöse Leben gewisser Fernsehprediger. Ein moderner Liedermacher komponierte einen Song mit dem Titel: „Würde Jesus in seiner Fernsehschau eine [10 000 Dollar teure] Rolex[-Armbanduhr] tragen?“ In dem Lied heißt es: „Wäre Jesus politisch tätig, wenn er wieder auf die Erde käme, hätte er ein zweites [luxuriöses] Anwesen in Palm Springs, und würde er verheimlichen wollen, wieviel er verdient?“ Außerdem billigen immer mehr Geistliche die Homosexualität oder sind sogar selbst homosexuell. In den Vereinigten Staaten leistet die katholische Kirche gegenwärtig Schadenersatz in Millionenhöhe, weil Priester Kinder sexuell mißbraucht haben (Römer 1:24-27; 1. Korinther 6:9, 10).
20. Warum müssen Gottes Diener damit fortfahren, den Menschen der Gesetzlosigkeit bloßzustellen?
20 Solche Verfehlungen können von Gottes Dienern nicht tatenlos hingenommen werden, sondern sie müssen im Interesse anderer aufgedeckt werden. Die große Volksmenge anderer Schafe muß vor Personen geschützt werden, die sie dazu bringen möchten, Gottes Gesetze zu übertreten. Und diejenigen, „die seufzen und stöhnen über all die Abscheulichkeiten, die ... getan werden“, müssen gesucht und unter die schützende Leitung des großen Hirten, Jehova Gott, und des „vortrefflichen Hirten“, Christus Jesus, gebracht werden (Hesekiel 9:4; Johannes 10:16; Sprüche 18:10).
21. Was werden Jehovas Zeugen weiterhin bekanntmachen?
21 Gottes Diener zögern daher nicht, bekanntzumachen, daß Gott an allen, die zur Welt Satans gehören, Rache üben wird, auch an dem Menschen der Gesetzlosigkeit, der Geistlichkeit der Christenheit. Sie werden kraftvoll die Botschaft des Engels aus Offenbarung 14:7 verkündigen: „Fürchtet Gott, und gebt ihm die Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen.“ Und bezüglich der falschen Religion fügen sie dieser Verkündigung den dringenden Aufruf aus Offenbarung 18:4 hinzu: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und ... nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt.“
-