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Die Zufluchtsstädte — eine barmherzige Vorkehrung GottesDer Wachtturm 1995 | 15. November
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Die Zufluchtsstädte — eine barmherzige Vorkehrung Gottes
„Diese sechs Städte [werden] zur Zuflucht dienen, damit jeder dorthin flieht, der eine Seele unabsichtlich erschlägt“ (4. MOSE 35:15).
1. Wie betrachtet Gott das Leben, und wie betrachtet er Blutschuld?
JEHOVA GOTT betrachtet das menschliche Leben als heilig. Und das Leben ist im Blut (3. Mose 17:11, 14). Kain, der erste Mensch, der auf der Erde geboren wurde, lud daher Blutschuld auf sich, als er seinen Bruder Abel ermordete. Deshalb sagte Gott zu Kain: „Das Blut deines Bruders schreit vom Erdboden her zu mir.“ Dieses Blut, das den Erdboden am Tatort des Mordes besudelte, legte ein stummes, aber beredtes Zeugnis dafür ab, daß einem Leben gewaltsam ein vorzeitiges Ende gemacht worden war. Abels Blut schrie zu Gott nach Rache (1. Mose 4:4-11).
2. Wodurch kam nach der Sintflut Jehovas Achtung vor dem Leben deutlich zum Ausdruck?
2 Gottes Achtung vor dem menschlichen Leben kam sehr deutlich zum Ausdruck, nachdem der gerechte Noah und seine Angehörigen als Überlebende der weltweiten Flut die Arche verlassen hatten. Bei dieser Gelegenheit gestattete Gott den Menschen, Tierfleisch zu essen, jedoch kein Blut. Er sagte außerdem: „Ich [werde] euer Blut, das eurer Seelen, zurückfordern. Von der Hand jedes lebenden Geschöpfes werde ich es zurückfordern; und von der Hand des Menschen, von der Hand eines jeden, der sein Bruder ist, werde ich die Seele des Menschen zurückfordern. Wer Menschenblut vergießt, dessen eigenes Blut wird durch Menschen vergossen werden, denn im Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht“ (1. Mose 9:5, 6). Jehova billigte dem nächsten Verwandten eines Opfers das Recht zu, den Mörder zu Tode zu bringen, wenn er diesen antraf (4. Mose 35:19).
3. Wie wurde im mosaischen Gesetz die Heiligkeit des Lebens betont?
3 Im Gesetz, das Israel durch den Propheten Moses erhielt, wurde die Heiligkeit des Lebens wiederholt betont. Gott gebot beispielsweise: „Du sollst nicht morden“ (2. Mose 20:13). Die Achtung vor dem Leben zeigte sich auch in der klaren Anweisung, die das mosaische Gesetz im Fall eines tödlichen Unfalls gab, in den eine Schwangere verwickelt war. Wenn sie oder ihr ungeborenes Kind wegen einer Schlägerei zwischen zwei Männern einen tödlichen Unfall erlitt, mußten die Richter gemäß der Bestimmung des Gesetzes die Umstände und das Maß an Vorsätzlichkeit abwägen, wobei als Strafe „Seele für Seele“ oder Leben für Leben verlangt werden konnte (2. Mose 21:22-25). Doch hätte in Israel ein Mörder irgendwie den Folgen seiner Gewalttat entgehen können?
Asyl für Mörder?
4. Welche Stätten des Asyls gab es in der Vergangenheit außerhalb von Israel?
4 In anderen Nationen wurde Mördern und anderen Verbrechern eine Freistätte oder Asyl gewährt. Das war zum Beispiel an Stätten wie dem Tempel der Göttin Artemis im alten Ephesus der Fall. Über vergleichbare Orte heißt es: „Einige Heiligtümer waren Brutstätten von Kriminellen; und oft mußte die Zahl der Asyle begrenzt werden. In Athen wurden vom Gesetz nur bestimmte Heiligtümer als Zufluchtsstätten anerkannt (beispielsweise der Tempel des Theseus für Sklaven); zur Zeit des Tiberius ging von den Ansammlungen der Banditen in den Heiligtümern eine solche Gefahr aus, daß das Asylrecht auf wenige Städte beschränkt wurde (im Jahr 22)“ (The Jewish Encyclopedia, 1909, Band II, Seite 256). Später wurden die Kirchen der Christenheit Stätten des Asyls, aber das lief darauf hinaus, daß die Macht der staatlichen Obrigkeit auf die Geistlichkeit überging, was einer angemessenen Rechtspflege zuwiderlief. Mißbräuche führten schließlich zur Abschaffung dieser Einrichtung.
5. Welchen Beweis gibt es dafür, daß das Gesetz bei einem Tötungsdelikt, bei dem Fahrlässigkeit vorlag, nicht gestattete, Barmherzigkeit zu gewähren?
5 So etwas wie eine Freistätte oder Asyl für vorsätzliche Mörder gab es bei den Israeliten nicht. Selbst ein levitischer Priester, der am Altar Gottes diente, mußte, wenn er einen heimtückischen Mord begangen hatte, abgeführt und hingerichtet werden (2. Mose 21:12-14). Auch wenn bei einem Tötungsdelikt Fahrlässigkeit vorlag, gestattete das Gesetz nicht, Barmherzigkeit zu gewähren. Ein Mann mußte beispielsweise für das Flachdach seines neuen Hauses ein Geländer machen. Andernfalls hätte er Blutschuld auf sein Haus geladen, falls jemand vom Dach zu Tode gestürzt wäre (5. Mose 22:8). Wenn ein Stier die Gewohnheit hatte, stößig zu sein, und der Besitzer verwarnt worden war, er das Tier aber nicht unter Bewachung hielt und es einen Menschen tötete, lud der Besitzer des Stieres Blutschuld auf sich und konnte zu Tode gebracht werden (2. Mose 21:28-32). Ein weiterer deutlicher Beweis für Gottes hohe Achtung vor dem Leben ist die Tatsache, daß jemand, der einen Dieb erschlug, Blutschuld auf sich lud, sofern dies tagsüber geschah, wenn man den Eindringling sehen und identifizieren konnte (2. Mose 22:2, 3). Gottes vollkommen ausgewogene Bestimmungen gestatteten es somit nicht, daß vorsätzliche Mörder der Todesstrafe entgingen.
6. Wie wurde im alten Israel die Forderung des Gesetzes, ‘Leben für Leben’, erfüllt?
6 Wenn im alten Israel ein Mord begangen wurde, mußte das Blut des Opfers gerächt werden. Die Forderung des Gesetzes, ‘Leben für Leben’, wurde dadurch erfüllt, daß der „Bluträcher“ den Mörder zu Tode brachte (4. Mose 35:19). Bei dem Rächer handelte es sich um den nächsten männlichen Verwandten des Ermordeten. Wie verhielt es sich jedoch mit unabsichtlichen Totschlägern?
Die barmherzige Vorkehrung Jehovas
7. Welche Vorkehrung hatte Gott für diejenigen vorgesehen, die einen Menschen unabsichtlich getötet hatten?
7 Für diejenigen, die einen tödlichen Unfall verursachten oder jemand unabsichtlich töteten, hatte Jehova liebevollerweise Zufluchtsstädte vorgesehen. Moses war folgendes über diese Städte mitgeteilt worden: „Rede zu den Söhnen Israels, und du sollst zu ihnen sagen: ‚Ihr zieht über den Jordan ins Land Kanaan. Und ihr sollt euch geeignete Städte auswählen. Als Zufluchtsstädte werden sie euch dienen, und der Totschläger, der eine Seele unabsichtlich erschlägt, soll dorthin fliehen. Und die Städte sollen euch als Zuflucht vor dem Bluträcher dienen, damit der Totschläger nicht stirbt, ehe er zum Gericht vor der Gemeinde steht. Und die Städte, die ihr geben werdet, die sechs Zufluchtsstädte, werden euch zu Diensten sein. Drei Städte werdet ihr diesseits des Jordan geben, und drei Städte werdet ihr im Land Kanaan geben. Als Zufluchtsstädte werden sie dienen ..., damit jeder dorthin flieht, der eine Seele unabsichtlich erschlägt‘“ (4. Mose 35:9-15).
8. Wo lagen die Zufluchtsstädte, und wie wurde dem unabsichtlichen Totschläger geholfen, sie zu erreichen?
8 Nach dem Einzug in das Land der Verheißung richteten die Israeliten gehorsam sechs Zufluchtsstädte ein. Drei dieser Städte — Kedesch, Sichem und Hebron — lagen westlich des Jordan. Auf der Ostseite des Jordan befanden sich die Zufluchtsstädte Golan, Ramoth und Bezer. Die sechs Zufluchtsstädte lagen bequem erreichbar an Straßen, die in gutem Zustand gehalten wurden. Entlang dieser Straßen standen an passenden Stellen Schilder mit der Aufschrift „Zuflucht“. Die Schilder wiesen in die Richtung der nächstgelegenen Zufluchtsstadt, wohin der unabsichtliche Totschläger um sein Leben lief. Nur dort war er vor dem Bluträcher in Sicherheit (Josua 20:2-9).
9. Warum sorgte Jehova für Zufluchtsstädte, und zu wessen Nutzen waren sie vorgesehen?
9 Warum sorgte Gott für Zufluchtsstädte? Sie wurden geschaffen, damit das Land nicht durch unschuldiges Blut verunreinigt wurde und damit keine Blutschuld über das Volk kam (5. Mose 19:10). Zu wessen Nutzen waren die Zufluchtsstädte vorgesehen? Im Gesetz wurde erklärt: „Den Söhnen Israels und dem ansässigen Fremdling und dem Ansiedler in ihrer Mitte werden diese sechs Städte zur Zuflucht dienen, damit jeder dorthin flieht, der eine Seele unabsichtlich erschlägt“ (4. Mose 35:15). Aus Gründen der Unparteilichkeit sowie um den Zielen der Gerechtigkeit zu dienen und gleichzeitig Barmherzigkeit zu gewähren, gebot Jehova den Israeliten, Zufluchtsstädte zu bestimmen für unabsichtliche Totschläger, die 1. einheimische Israeliten, 2. ansässige Fremdlinge oder 3. Siedler aus anderen Ländern, die im Land wohnten, waren.
10. Warum kann gesagt werden, daß die Zufluchtsstädte eine barmherzige Vorkehrung Gottes waren?
10 Beachtenswerterweise sollte sogar ein unabsichtlicher Totschläger zu Tode gebracht werden, denn Gottes Gebot lautete: „Wer Menschenblut vergießt, dessen eigenes Blut wird durch Menschen vergossen werden.“ Nur auf Grund der barmherzigen Vorkehrung Jehovas war es möglich, daß einem unabsichtlichen Totschläger gewährt wurde, in eine der Zufluchtsstädte zu fliehen. Die Menschen hatten im allgemeinen offenbar Mitleid mit einer Person, die vor dem Bluträcher floh, da ihnen bewußt war, daß auch sie eine strafbare Handlung dieser Art begehen könnten und dann auf Zuflucht und Barmherzigkeit angewiesen wären.
Fliehen, um Zuflucht zu finden
11. Was konnte im alten Israel ein Mann tun, der einen anderen Arbeiter unabsichtlich getötet hatte?
11 Eine Veranschaulichung wird vielleicht unsere Wertschätzung für Gottes barmherzige Vorkehrung einer solchen Zuflucht vergrößern. Stellen wir uns vor, wir würden im alten Israel leben und wären mit Holzhacken beschäftigt. Angenommen, die Schneide würde sich plötzlich vom Griff lösen und einen anderen Arbeiter tödlich treffen. Was würden wir tun? Nun, im Gesetz wurde genau dieser Fall geschildert. Wir würden uns zweifellos folgende Vorkehrung Gottes zunutze machen: „Dies nun ist der Fall des Totschlägers, der dorthin [in eine Zufluchtsstadt] fliehen darf und leben soll: Wenn er seinen Mitmenschen, ohne es zu wissen, schlägt, und er hat ihn zuvor nicht gehaßt, oder wenn er mit seinem Mitmenschen in den Wald geht, um Holz zu sammeln, und seine Hand holt aus, um den Baum mit der Axt umzuhauen, und das Eisen ist vom Holzgriff abgeglitten, und es hat seinen Mitmenschen getroffen, und er ist gestorben, sollte er seinerseits in eine dieser Städte fliehen und soll leben“ (5. Mose 19:4, 5). Wir wären allerdings — selbst wenn wir eine Zufluchtsstadt erreicht hätten — nicht von jeder Verantwortung für das Geschehene frei.
12. Wie ging man vor, nachdem ein unabsichtlicher Totschläger eine Zufluchtsstadt erreicht hatte?
12 Man würde uns zwar gastfreundlich empfangen, aber wir müßten unseren Fall den Ältesten im Tor der Zufluchtsstadt darlegen. Nachdem uns Einlaß gewährt worden wäre, würden wir zunächst in die Stadt zurückgeschickt werden, die die Gerichtsbarkeit für das Gebiet innehat, wo sich der Todesfall ereignete; dort würden wir von den Ältesten gerichtet werden, die die Versammlung Israels im Tor jener Stadt vertreten. Man würde uns Gelegenheit geben, unsere Unschuld zu beweisen.
Wenn Totschläger vor Gericht standen
13, 14. Worüber mußten sich die Ältesten während der Verhandlung in bezug auf den Totschläger Gewißheit verschaffen?
13 Während der Verhandlung vor den Ältesten im Tor der Stadt des Gerichtsbezirks würden wir zweifellos dankbar registrieren, daß viel Nachdruck auf unseren früheren Lebenswandel gelegt wird. Die Ältesten würden unser Verhältnis zu dem Opfer sorgfältig in Betracht ziehen. Haben wir den Mann gehaßt, ihm aufgelauert und ihn bewußt tödlich verletzt? In diesem Fall müßten die Ältesten uns dem Bluträcher übergeben, und wir würden sterben. Die verantwortlichen Männer wären sich der gesetzlichen Forderung bewußt, ‘die Schuld für unschuldiges Blut aus Israel wegzuschaffen’ (5. Mose 19:11-13). Ebenso müssen heute christliche Älteste, die einen Rechtsfall behandeln, die Bibel gut kennen und in Übereinstimmung damit handeln, während sie die frühere Einstellung und das frühere Verhalten eines Missetäters in Betracht ziehen.
14 Die Ältesten der Stadt würden in freundlichem Ton ihre Fragen stellen, um zu erfahren, ob wir uns an das Opfer angeschlichen haben (2. Mose 21:12, 13). Haben wir es von einem Versteck aus angegriffen? (5. Mose 27:24). Waren wir derart von Zorn gegen die Person entbrannt, daß wir einen hinterlistigen Plan schmiedeten, sie zu töten? Wenn ja, dann würden wir den Tod verdienen (2. Mose 21:14). Die Ältesten würden insbesondere wissen wollen, ob Feindschaft oder Haß zwischen uns und dem Opfer bestand (5. Mose 19:4, 6, 7; Josua 20:5). Angenommen, die Ältesten würden uns für unschuldig befinden und uns in die Zufluchtsstadt zurückbringen lassen. Wie dankbar wären wir doch für die uns erwiesene Barmherzigkeit!
Das Leben in der Zufluchtsstadt
15. Was wurde von einem unabsichtlichen Totschläger gefordert?
15 Ein unabsichtlicher Totschläger durfte die Zufluchtsstadt beziehungsweise einen Bereich von 1 000 Ellen (etwa 445 Meter) außerhalb der Stadtmauer nicht verlassen (4. Mose 35:2-4). Wäre er weiter gegangen, hätte er damit rechnen müssen, dem Bluträcher zu begegnen. Unter diesen Umständen hätte ihn der Rächer ungestraft zu Tode bringen können. Der Totschläger wurde somit weder angekettet noch eingesperrt. Als Bewohner der Zufluchtsstadt mußte er ein Handwerk erlernen, arbeiten und sich als nützliches Mitglied der Gesellschaft erweisen.
16. (a) Wie lange mußte der unabsichtliche Totschläger in der Zufluchtsstadt bleiben? (b) Warum durfte der unabsichtliche Totschläger nach dem Tod des Hohenpriesters die Zufluchtsstadt verlassen?
16 Wie lange mußte der unabsichtliche Totschläger in der Zufluchtsstadt bleiben? Möglicherweise für den Rest seines Lebens. Im Gesetz hieß es jedenfalls: „[Er soll] bis zum Tod des Hohenpriesters in seiner Zufluchtsstadt bleiben ..., und nach dem Tod des Hohenpriesters darf der Totschläger in das Land seines Besitzes zurückkehren“ (4. Mose 35:26-28). Warum wurde dem unabsichtlichen Totschläger ausgerechnet nach dem Tod des Hohenpriesters gestattet, die Zufluchtsstadt zu verlassen? Nun, der Hohepriester war einer der prominentesten Männer der Nation. Deshalb war sein Tod ein so bemerkenswertes Ereignis, daß es unter allen Stämmen Israels bekannt wurde. Sämtliche Flüchtlinge in den Zufluchtsstädten konnten dann nach Hause zurückkehren, ohne den Bluträcher fürchten zu müssen. Warum? Weil Gottes Gesetz vorsah, daß für den Rächer die Gelegenheit, den Totschläger umzubringen, mit dem Tod des Hohenpriesters vorbei war, und das wußte jeder. Hätte der nächste Verwandte den Tod danach noch gerächt, wäre er ein Mörder gewesen und hätte letztlich selbst die Strafe für Mord erleiden müssen.
Nachhaltige Auswirkungen
17. Wie werden sich wohl die Einschränkungen ausgewirkt haben, die dem unabsichtlichen Totschläger auferlegt wurden?
17 Wie werden sich wohl die Einschränkungen ausgewirkt haben, die dem unabsichtlichen Totschläger auferlegt wurden? Sie erinnerten ihn daran, daß er den Tod eines Menschen verschuldet hatte. Wahrscheinlich betrachtete er daraufhin das Leben stets als etwas Heiliges. Außerdem wird er kaum wieder vergessen haben, daß er barmherzig behandelt worden war. Da ihm Barmherzigkeit erwiesen worden war, wird er sicher den Wunsch gehabt haben, auch anderen gegenüber barmherzig zu sein. Die Vorkehrung der Zufluchtsstädte mit ihren Einschränkungen war auch für das Volk im allgemeinen von Nutzen. Wieso? Dadurch wurde sicher allen eingeprägt, daß sie mit dem menschlichen Leben nicht fahrlässig oder achtlos umgehen durften. Christen sollten dadurch an die Notwendigkeit erinnert werden, sich vor Fahrlässigkeit zu hüten, die zu einem tödlichen Unfall führen könnte. Gottes barmherzige Vorkehrung der Zufluchtsstädte sollte uns außerdem veranlassen, barmherzig zu sein, wenn es angebracht ist (Jakobus 2:13).
18. Welche Vorteile hatten die von Gott vorgesehenen Zufluchtsstädte?
18 Die von Jehova Gott vorgesehenen Zufluchtsstädte waren auch in anderer Hinsicht von Vorteil. Man bildete keine Bürgerwehren, um einen Totschläger zu verfolgen, den man ohne Gerichtsverhandlung einfach schuldig sprach. Statt dessen hielt man ihn für nicht schuldig, einen vorsätzlichen Mord begangen zu haben, und man half ihm sogar, sich in Sicherheit zu bringen. Auch unterschied sich die Vorkehrung der Zufluchtsstädte vollkommen von der heutigen Verfahrensweise, Mörder in Strafanstalten zu stecken, die mit öffentlichen Mitteln unterhalten werden und wo die enge Gemeinschaft mit anderen Kriminellen noch schlimmere Verbrecher hervorbringt. Auf Grund der Vorkehrung der Zufluchtsstädte mußten keine mauerbewehrten, vergitterten Gefängnisse gebaut, unterhalten und bewacht werden, aus denen die Einsitzenden immer wieder zu fliehen versuchen. Tatsächlich begab sich der Totschläger selbst in das „Gefängnis“ und blieb während der vorgeschriebenen Zeit dort. Er mußte auch arbeiten, also etwas zum Nutzen seiner Mitmenschen tun.
19. Welche Fragen erheben sich in Verbindung mit den Zufluchtsstädten?
19 Die Zufluchtsstädte in Israel, die unabsichtlichen Totschlägern Schutz gewährten, waren wirklich eine barmherzige Vorkehrung Jehovas. Diese Vorkehrung förderte gewiß die Achtung vor dem Leben. Haben die Zufluchtsstädte der alten Zeit eigentlich eine Bedeutung für die Menschen im 20. Jahrhundert? Könnten auch wir vor Jehova mit Blutschuld beladen sein, ohne uns der Tatsache bewußt zu sein, daß wir seiner Barmherzigkeit bedürfen? Haben Israels Zufluchtsstädte eine neuzeitliche Bedeutung für uns?
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Bleibe in der „Zufluchtsstadt“ und lebe!Der Wachtturm 1995 | 15. November
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Bleibe in der „Zufluchtsstadt“ und lebe!
„[Er soll] bis zum Tod des Hohenpriesters in seiner Zufluchtsstadt bleiben“ (4. MOSE 35:28).
1. Wer ist der Bluträcher, und was wird er in kurzem tun?
JEHOVAS Bluträcher, Jesus Christus, ist zum Zuschlagen bereit. Dieser Rächer wird zusammen mit seinen Engelheerscharen bald gegen alle vorgehen, die ihre Blutschuld nicht bereuen. Ja, Jesus wird in der schnell herannahenden „großen Drangsal“ als Gottes Urteilsvollstrecker dienen (Matthäus 24:21, 22; Jesaja 26:21). Die Menschen werden sich dann für ihre Blutschuld verantworten müssen.
2. Was ist der einzig wahre Zufluchtsort, und welche Fragen müssen beantwortet werden?
2 Sicherheit gibt es nur für den, der sich auf den Weg in die gegenbildliche Zufluchtsstadt macht und um sein Leben läuft. Ein Flüchtling, der in die Stadt gelassen wird, muß darin bleiben, denn es ist der einzig wahre Zufluchtsort. Doch wir fragen uns möglicherweise: „Sind wir angesichts dessen, daß die meisten von uns niemals jemand getötet haben, wirklich mit Blutschuld beladen? Warum ist Jesus der Bluträcher? Was ist die neuzeitliche Zufluchtsstadt? Kann man sie irgendwann ungefährdet wieder verlassen?“
Sind wir wirklich mit Blutschuld beladen?
3. Welche Bestimmung des mosaischen Gesetzes läßt uns erkennen, daß auf den Milliarden Erdbewohnern eine gemeinsame Blutschuld lastet?
3 Eine Bestimmung des mosaischen Gesetzes wird uns erkennen helfen, daß auf den Milliarden Erdbewohnern eine gemeinsame Blutschuld lastet. Gott auferlegte den Israeliten eine Gemeinschaftsverantwortung für vergossenes Blut. Wurde ein Erschlagener gefunden, dessen Mörder sich nicht ermitteln ließ, mußten die Richter durch Abmessen der Entfernung zu den umliegenden Städten die nächstgelegene Stadt bestimmen. Um sich von der Schuld zu reinigen, mußten die Ältesten der offenbar blutschuldigen Stadt einer jungen Kuh, mit der nicht gearbeitet worden war, in einem brachliegenden Wildbachtal das Genick brechen. Das hatte vor levitischen Priestern zu geschehen, denn ‘sie hatte Jehova erwählt, um Streit über jede Gewalttat beizulegen’. Die Ältesten der Stadt wuschen ihre Hände über der Kuh und sagten: „Unsere Hände haben dieses Blut nicht vergossen, noch haben unsere Augen gesehen, wie es vergossen worden ist. Rechne es deinem Volk Israel, das du erlöst hast, o Jehova, nicht an, und lege nicht die Schuld für unschuldiges Blut in die Mitte deines Volkes Israel“ (5. Mose 21:1-9). Jehova Gott wollte nicht, daß das Land Israel durch Blut verunreinigt wurde oder daß auf dem Volk eine gemeinschaftliche Blutschuld lastete.
4. Welche Blutschuld hat Babylon die Große im Laufe der Zeit auf sich geladen?
4 Ja, es gibt so etwas wie eine gemeinsame oder gemeinschaftliche Blutschuld. Nehmen wir nur einmal die ungeheure Blutschuld, die auf Babylon der Großen, dem Weltreich der falschen Religion, lastet. Sie ist sogar trunken vom Blut der Diener Jehovas! (Offenbarung 17:5, 6; 18:24). Die Religionen der Christenheit behaupten, dem Fürsten des Friedens nachzufolgen, doch durch Kriege, kirchliche Inquisitionen und mörderische Kreuzzüge haben sie vor Gott Blutschuld auf sich geladen (Jesaja 9:6; Jeremia 2:34). Sie tragen sogar die Hauptschuld am Tod von Millionen Menschen in den beiden Weltkriegen unseres Jahrhunderts. Somit sind sowohl die Anhänger der falschen Religion als auch diejenigen, die Kriege unterstützen oder daran teilnehmen, vor Gott mit Blutschuld beladen.
5. Wieso gleichen manche Menschen dem unabsichtlichen Totschläger in Israel?
5 Einige haben vorsätzlich oder fahrlässig den Tod anderer Menschen verursacht. Manche waren an gemeinschaftlichen Morden beteiligt, vielleicht weil geistliche Führer ihnen eingeredet hatten, sie würden Gottes Willen ausführen. Wieder andere haben Diener Gottes verfolgt und getötet. Selbst wenn wir nichts dergleichen getan haben, lastet dennoch die Gemeinschaftsverantwortung für den Verlust von Menschenleben auf uns, weil wir Gottes Gesetz und Willen nicht gekannt haben. Wir gleichen dem unabsichtlichen Totschläger, ‘der seinen Mitmenschen, ohne es zu wissen, schlug, den er zuvor nicht gehaßt hat’ (5. Mose 19:4). Solche Personen müssen zu Gott um Barmherzigkeit flehen und in die gegenbildliche Zufluchtsstadt laufen. Sonst werden sie die Begegnung mit dem Bluträcher nicht überleben.
Die wichtigen Rollen Jesu
6. Warum kann gesagt werden, daß Jesus der engste Verwandte der Menschheit ist?
6 In Israel fiel dem nächsten Verwandten des Opfers die Rolle des Bluträchers zu. Damit der neuzeitliche Bluträcher alle rächen kann, die auf der Erde getötet wurden — vor allem die hingeschlachteten Diener Jehovas —, müßte er ein Verwandter der gesamten Menschheit sein. Diese Rolle paßt auf Jesus Christus. Er wurde als vollkommener Mensch geboren. Jesus gab durch den Tod sein sündenloses Leben als Loskaufsopfer hin, und nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt brachte er dessen Wert zugunsten der sündigen, sterblichen Nachkommen Adams vor Gott dar. Auf diese Weise wurde Christus als Loskäufer der Menschheit unser nächster Verwandter und daher der rechtmäßige Bluträcher (Römer 5:12; 6:23; Hebräer 10:12). Jesus wird als Bruder seiner gesalbten Fußstapfennachfolger bezeichnet (Matthäus 25:40, 45; Hebräer 2:11-17). Als himmlischer König wird er der „Ewigvater“ seiner irdischen Untertanen, die aus seinem Opfer Nutzen ziehen werden. Sie werden ewig leben (Jesaja 9:6, 7). Jehova hat somit passenderweise diesen Verwandten der Menschheit als Bluträcher bestimmt.
7. Was tut Jesus als großer Hoherpriester für Menschen?
7 Jesus ist auch ein sündenloser, erprobter, mitfühlender Hoherpriester (Hebräer 4:15). In dieser Eigenschaft wendet er das Verdienst seines sündensühnenden Opfers auf die Menschen an. Die Zufluchtsstädte waren für ‘die Söhne Israels und den ansässigen Fremdling und den Ansiedler in ihrer Mitte’ eingerichtet worden (4. Mose 35:15). Der große Hohepriester wandte daher das Verdienst seines Opfers zuerst auf seine gesalbten Nachfolger, die ‘Söhne Israels’, an. Heute findet das Verdienst Anwendung auf die ‘ansässigen Fremdlinge’ und die ‘Ansiedler’ in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt. Diese „anderen Schafe“ des Herrn Jesus Christus haben die Hoffnung, für immer auf der Erde zu leben (Johannes 10:16; Psalm 37:29, 34).
Die heutige Zufluchtsstadt
8. Was ist die gegenbildliche Zufluchtsstadt?
8 Was ist die gegenbildliche Zufluchtsstadt? Es ist kein geographischer Ort wie Hebron — eine der sechs levitischen Zufluchtsstädte und Wohnort des Hohenpriesters von Israel. Die heutige Zufluchtsstadt ist Gottes Vorkehrung, durch die er uns davor bewahrt, wegen der Verletzung seines Gebotes hinsichtlich der Heiligkeit des Blutes den Tod zu erleiden (1. Mose 9:6). Jeder, der dieses Gebot bewußt oder unbewußt übertritt, muß sowohl Gottes Vergebung zu erlangen suchen als auch die Auslöschung seiner Sünde durch Glauben an das Blut des Hohenpriesters, Jesus Christus. Gesalbte Christen mit der himmlischen Hoffnung und die „große Volksmenge“ mit der Aussicht, auf der Erde zu leben, haben sich das sündensühnende Opfer Jesu zunutze gemacht und befinden sich in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt (Offenbarung 7:9, 14; 1. Johannes 1:7; 2:1, 2).
9. Wodurch hatte Saulus von Tarsus Gottes Gebot hinsichtlich des Blutes verletzt, doch wodurch bewies er eine geänderte Einstellung?
9 Bevor der Apostel Paulus ein Christ wurde, hatte er das Gebot hinsichtlich des Blutes verletzt. Als Saulus von Tarsus verfolgte er Jesu Nachfolger und stimmte sogar deren Ermordung zu. „Dennoch wurde mir Barmherzigkeit erwiesen, weil ich unwissend war und im Unglauben handelte“, sagte Paulus (1. Timotheus 1:13; Apostelgeschichte 9:1-19). Saulus war reumütig, was er später durch viele Glaubenswerke bewies. Doch es ist nicht nur Glauben an das Lösegeld erforderlich, damit einem der Einlaß in die gegenbildliche Zufluchtsstadt gewährt wird.
10. Wie kann man ein gutes Gewissen erlangen, und was muß man tun, um es zu bewahren?
10 Ein unabsichtlicher Totschläger durfte nur dann in einer der Zufluchtsstädte Israels bleiben, wenn er beweisen konnte, daß er, was das Blutvergießen betraf, ein gutes Gewissen vor Gott hatte. Damit wir ein gutes Gewissen erlangen können, müssen wir Glauben an Jesu Opfer ausüben, unsere Sünden bereuen und unseren Lebensweg ändern. Wir müssen Gott um ein gutes Gewissen bitten, wenn wir uns ihm im Gebet durch Christus hingeben, was wir dann durch die Wassertaufe symbolisieren (1. Petrus 3:20, 21). Dieses gute Gewissen ermöglicht es uns, in ein ungetrübtes Verhältnis zu Jehova zu gelangen. Bewahren können wir das gute Gewissen einzig und allein dadurch, daß wir Gottes Anforderungen entsprechen und das Werk durchführen, das uns in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt übertragen wurde — genauso wie Flüchtlinge in den Zufluchtsstädten damals das Gesetz befolgen und die ihnen aufgetragenen Arbeiten ausführen mußten. Die Haupttätigkeit des Volkes Jehovas besteht heute darin, die Königreichsbotschaft zu verkündigen (Matthäus 24:14; 28:19, 20). Wenn wir dieses Werk durchführen, können wir nützliche Bewohner der neuzeitlichen Zufluchtsstadt sein.
11. Wovor müssen wir uns hüten, wenn wir in der heutigen Zufluchtsstadt in Sicherheit bleiben möchten?
11 Wer die heutige Zufluchtsstadt verläßt, gibt sich der Vernichtung preis, denn der Bluträcher wird bald gegen alle vorgehen, die mit Blutschuld beladen sind. Wir dürfen heute auf keinen Fall außerhalb dieser schützenden Stadt oder in der Gefahrenzone an der äußersten Grenze ihrer Weidegründe aufgegriffen werden. Würden wir den Glauben an das sündensühnende Opfer des Hohenpriesters verlieren, würden wir außerhalb der gegenbildlichen Zufluchtsstadt enden (Hebräer 2:1; 6:4-6). Wir wären auch dann nicht mehr in Sicherheit, wenn wir eine weltliche Lebensweise übernehmen, am Rand der Organisation Jehovas stehen oder von den gerechten Maßstäben unseres himmlischen Vaters abweichen würden (1. Korinther 4:4).
Aus der Zufluchtsstadt entlassen
12. Wie lange müssen sich ehemals blutschuldige Personen in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt aufhalten?
12 In Israel mußte ein unabsichtlicher Totschläger „bis zum Tod des Hohenpriesters“ in einer Zufluchtsstadt bleiben (4. Mose 35:28). Doch wie lange müssen sich ehemals blutschuldige Personen in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt aufhalten? Bis sie die Dienste des Hohenpriesters, Jesus Christus, nicht mehr benötigen. „Er [kann] auch die vollständig retten, die sich durch ihn Gott nahen“, sagte Paulus (Hebräer 7:25). Solange irgendein Makel der Sünde und frühere Blutschuld vorhanden ist, werden die Dienste des Hohenpriesters benötigt, damit unvollkommene Menschen vor Gott gerecht dastehen können.
13. Wer sind heute die ‘Söhne Israels’, und wie lange müssen sie in der „Zufluchtsstadt“ bleiben?
13 Erinnern wir uns daran, daß in alter Zeit die Zufluchtsstädte für die ‘Söhne Israels’, die ansässigen Fremdlinge und die Ansiedler eingerichtet wurden. Die ‘Söhne Israels’ sind die geistigen Israeliten (Galater 6:16). Und solange sie auf der Erde leben, müssen sie in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt bleiben. Warum? Weil sie immer noch im unvollkommenen Fleisch sind und daher das sühnende Verdienst ihres himmlischen Hohenpriesters benötigen. Doch wenn diese gesalbten Christen sterben und zu geistigem Leben im Himmel auferweckt werden, sind sie nicht mehr auf die Sühneleistung des Hohenpriesters angewiesen; sie haben dann das Fleisch und die damit verbundene Blutschuld für immer abgelegt. Für diese auferweckten Gesalbten wird der Hohepriester in bezug auf das Sühnen und Beschützen gestorben sein.
14. Weshalb ist es noch erforderlich, daß Personen mit der himmlischen Hoffnung in der heutigen Zufluchtsstadt bleiben?
14 Allein schon der Besitz der menschlichen Natur erfordert, daß die künftigen „Miterben mit Christus“ in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt bleiben, bis sie ihren irdischen Lauf in Treue vollenden. Wenn sie sterben, werden sie für immer auf ihre menschliche Natur verzichten (Römer 8:17; Offenbarung 2:10). Jesu Opfer findet nur auf diejenigen Anwendung, die die menschliche Natur haben. Somit stirbt der Hohepriester für die Glieder des geistigen Israel, wenn sie als Geistgeschöpfe auferweckt werden, die als „Teilhaber an der göttlichen Natur“ ewig im Himmel wohnen werden (2. Petrus 1:4).
15. Wer sind die neuzeitlichen ‘ansässigen Fremdlinge’ und ‘Ansiedler’, und was wird der große Hohepriester für sie tun?
15 Wann wird der Hohepriester mit Bezug auf die neuzeitlichen ‘ansässigen Fremdlinge’ und ‘Ansiedler’ „sterben“, damit sie die gegenbildliche Zufluchtsstadt verlassen können? Die Angehörigen der großen Volksmenge können nicht sofort nach der großen Drangsal aus der Zufluchtsstadt hinausgehen. Warum nicht? Weil sie immer noch in ihrem unvollkommenen, sündigen Fleisch sein werden und unter dem Schutz des Hohenpriesters bleiben müssen. Dadurch, daß sie sich während seiner tausendjährigen Herrschaft als König und Priester seine sündensühnenden Dienste zunutze machen, werden sie menschliche Vollkommenheit erlangen. Jesus wird sie dann Gott übergeben, damit sie einer abschließenden, alles entscheidenden Prüfung ihrer Lauterkeit unterzogen werden, und zwar dadurch, daß Satan und seine Dämonen für eine kleine Weile losgelassen werden. Die Menschen, die diese Prüfung bestehen und in Gottes Gunst bleiben, werden von Jehova gerechtgesprochen. Auf diese Weise werden sie die Fülle der menschlichen Vollkommenheit erreichen (1. Korinther 15:28; Offenbarung 20:7-10). (Siehe Wachtturm vom 15. Dezember 1991, Seite 12, Absatz 15, 16.)
16. Wann werden die Überlebenden der großen Drangsal die sündensühnenden Dienste des Hohenpriesters nicht mehr benötigen?
16 Die Überlebenden der großen Drangsal werden somit ein gutes Gewissen bewahren müssen, indem sie bis zum Ende der Tausendjahrherrschaft Christi in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt bleiben. Als vollkommengemachte Menschen benötigen sie die sündensühnenden Dienste des Hohenpriesters nicht mehr und können seinen Schutz verlassen. Jesus wird dann für sie als Hoherpriester sterben, denn er wird nicht länger mit dem reinigenden Blut seines Opfers für sie eintreten müssen. Zu jener Zeit werden sie die gegenbildliche Zufluchtsstadt verlassen.
17. Warum müssen sich die während der Tausendjahrherrschaft Christi Auferweckten nicht in die gegenbildliche Zufluchtsstadt begeben und darin bleiben?
17 Müssen sich die während der Tausendjahrherrschaft Jesu Auferweckten in die gegenbildliche Zufluchtsstadt begeben und bis zum Tod des Hohenpriesters darin bleiben? Nein, denn sie haben durch ihren Tod die Strafe für ihre Sündhaftigkeit bezahlt (Römer 6:7; Hebräer 9:27). Trotzdem wird der Hohepriester ihnen helfen, Vollkommenheit zu erreichen. Wenn sie die Schlußprüfung nach dem Millennium bestehen, wird Gott sie ebenfalls für gerecht erklären und ihnen ewiges Leben auf der Erde garantieren. Das Versäumnis, Gottes Anforderungen zu entsprechen, wird natürlich für alle Menschen, die die Schlußprüfung nicht als Bewahrer der Lauterkeit bestehen, ein Strafurteil und Vernichtung bedeuten.
18. Was wird der Menschheit von Jesu Königtum und Priesterschaft für alle Zeit erhalten bleiben?
18 Jeder israelitische Hohepriester ist schließlich gestorben. Doch Jesus „[ist] für immer Hoherpriester nach der Weise Melchisedeks geworden“ (Hebräer 6:19, 20; 7:3). Wenn Jesu Amt als vermittelnder Hoherpriester für die Menschheit endet, ist daher keineswegs das Ende seines Lebens gekommen. Die positiven Auswirkungen seines Dienstes als König und Hoherpriester werden der Menschheit für alle Zeit zugute kommen, und die Menschen werden ewig in seiner Schuld stehen, weil er in diesen Stellungen gedient hat. Außerdem wird Jesus bis in alle Ewigkeit die Führung in der reinen Anbetung Jehovas innehaben (Philipper 2:5-11).
Wertvolle Lehren für uns
19. Welche Lehre in bezug auf Liebe und Haß können wir aus der Vorkehrung der Zufluchtsstädte ziehen?
19 Wir können aus der Vorkehrung der Zufluchtsstädte verschiedene Lehren ziehen. So erhielt zum Beispiel kein Totschläger, der mörderischen Haß auf sein Opfer gehegt hatte, Aufenthaltsrecht in einer Zufluchtsstadt (4. Mose 35:20, 21). Wie könnte also jemand, der sich in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt befindet, zulassen, daß sich in seinem Herzen Haß auf seinen Bruder entwickelt? „Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Totschläger“, schrieb der Apostel Johannes, „und ihr wißt, daß kein Totschläger ewiges Leben bleibend in sich hat.“ Daher wollen wir „einander weiterhin lieben, weil die Liebe aus Gott ist“ (1. Johannes 3:15; 4:7).
20. Was müssen diejenigen tun, die sich in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt befinden, damit sie vor dem Bluträcher in Sicherheit sind?
20 Zum Schutz vor dem Bluträcher mußten unabsichtliche Totschläger in einer Zufluchtsstadt bleiben und durften nicht außerhalb ihrer Weidegründe umherstreifen. Und wie verhält es sich mit denjenigen in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt? Damit sie vor dem großen Bluträcher in Sicherheit sind, dürfen sie die Stadt nicht verlassen. Ja sie müssen sich vor der Verlockung hüten, sozusagen an den Rand der Weidegründe zu gehen. Sie müssen sorgfältig darauf achten, daß sich in ihrem Herzen keine Liebe zur Welt Satans entwickelt. Es ist wahrscheinlich unerläßlich, darum zu beten und sich anzustrengen, doch letztlich hängt das Leben davon ab (1. Johannes 2:15-17; 5:19).
21. Welches lohnende Werk wird von denjenigen durchgeführt, die sich in der heutigen Zufluchtsstadt befinden?
21 Die unabsichtlichen Totschläger in den Zufluchtsstädten der alten Zeit mußten produktive Arbeit leisten. In ähnlicher Weise geben die gesalbten ‘Söhne Israels’ ein vorzügliches Beispiel als Erntearbeiter und Königreichsverkündiger (Matthäus 9:37, 38; Markus 13:10). Christen mit der irdischen Hoffnung haben als ‘ansässige Fremdlinge’ und ‘Ansiedler’ in der heutigen Zufluchtsstadt das Vorrecht, dieses lebensrettende Werk zusammen mit den Gesalbten durchzuführen, die noch auf der Erde sind. Und welch ein lohnendes Werk das doch ist! Diejenigen, die treu in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt tätig sind, werden dem ewigen Tod durch den Bluträcher entgehen. Sie werden statt dessen ewigen Nutzen aus seinem Dienst als Gottes Hoherpriester ziehen. Wirst du in der Zufluchtsstadt bleiben und für immer leben?
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