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  • Demut beim letzten Passah
    Der größte Mensch, der je lebte
    • Jesus hat dieser Gelegenheit erwartungsvoll entgegengesehen, denn er sagt: „Ich habe sehnlich begehrt, dieses Passah mit euch zu essen, bevor ich leide.“

      Gemäß der Tradition werden von den Teilnehmern des Passahs vier Becher Wein getrunken. Wahrscheinlich nach Empfang des dritten Bechers sagt Jesus Dank und spricht: „Nehmt diesen, und reicht ihn unter euch von einem zum anderen; denn ich sage euch: Von nun an werde ich nicht wieder von dem Erzeugnis des Weinstocks trinken, bis das Königreich Gottes gekommen ist.“

      Irgendwann im Verlauf des Mahls erhebt sich Jesus, legt seine äußeren Kleider ab, nimmt ein Tuch und füllt ein Becken mit Wasser. Gewöhnlich würde ein Gastgeber dafür sorgen, daß seinen Gästen die Füße gewaschen werden. Doch da bei dieser Gelegenheit kein Gastgeber anwesend ist, verrichtet Jesus diesen persönlichen Dienst. Jeder der Apostel hätte die Gelegenheit ergreifen können, das zu tun, aber alle haben es unterlassen, möglicherweise weil unter ihnen immer noch eine gewisse Rivalität besteht. Sie sind verlegen, als Jesus beginnt, ihnen die Füße zu waschen.

      Als Jesus zu Petrus kommt, protestiert dieser: „Du wirst mir bestimmt niemals die Füße waschen!“

      „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Teil mit mir“, sagt Jesus.

      Darauf erwidert Petrus: „Herr, nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und den Kopf.“

      „Wer gebadet ist“, antwortet Jesus, „braucht weiter nichts mehr, als sich die Füße zu waschen, sondern ist ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle.“ Er sagt dies, weil er weiß, daß Judas Iskariot ihn verraten will.

      Nachdem Jesus den Zwölfen — auch Judas, seinem Verräter — die Füße gewaschen hat, zieht er seine äußeren Kleider an und legt sich wieder zu Tisch. Dann fragt er: „Wißt ihr, was ich euch getan habe? Ihr redet mich mit ‚Lehrer‘ und ‚Herr‘ an, und ihr sagt es mit Recht, denn ich bin es. Wenn nun ich euch, obwohl Herr und Lehrer, die Füße gewaschen habe, so seid auch ihr verpflichtet, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit so, wie ich euch getan habe, auch ihr tun sollt. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr, noch ist ein Abgesandter größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr diese Dinge wißt, glücklich seid ihr, wenn ihr sie tut.“

      Welch eine wunderbare Lektion in demütigem Dienen! Die Apostel sollten nicht danach trachten, den ersten Platz einzunehmen, und nicht denken, sie seien so wichtig, daß andere sie stets bedienen müßten. Für sie gilt das Beispiel, das Jesus gab, denn hier ging es nicht um eine rituelle Fußwaschung, sondern um die Bereitschaft zu dienen, ohne Parteilichkeit zu bekunden, ungeachtet wie niedrig oder unangenehm die Aufgabe sein mag.

  • Das Abendmahl
    Der größte Mensch, der je lebte
    • NACHDEM Jesus seinen Aposteln die Füße gewaschen hat, zitiert er Psalm 41:9 mit den Worten: „Der sich stets von meinem Brot ernährte, hat seine Ferse gegen mich erhoben.“ Danach wird er im Geist beunruhigt, und er erklärt: „Einer von euch wird mich verraten.“

      Die Apostel werden sehr betrübt, und einer nach dem anderen sagt zu Jesus: „Ich bin es doch nicht etwa?“ Selbst Judas Iskariot schließt sich dieser Frage an. Johannes, der direkt neben Jesus am Tisch liegt, lehnt sich an die Brust Jesu zurück und fragt: „Herr, wer ist es?“

      „Einer von den Zwölfen ist es, der mit mir in die gemeinsame Schüssel eintaucht“, antwortet Jesus. „Allerdings geht der Menschensohn weg, so wie über ihn geschrieben steht, wehe aber jenem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre besser für diesen Menschen, wenn er nicht geboren worden wäre.“ Daraufhin fährt Satan wieder in Judas, wobei er es sich zunutze macht, daß dessen Herz böse geworden ist und sich ihm geöffnet hat. Später in dieser Nacht nennt Jesus Judas daher passenderweise den „Sohn der Vernichtung“.

      Doch jetzt sagt Jesus zu Judas: „Was du tust, tu schneller.“ Keiner der anderen Apostel versteht, was Jesu Worte bedeuten. Einige meinen, weil Judas die Kasse führe, habe Jesus zu ihm sagen wollen: „Kaufe, was wir für das Fest benötigen“ oder daß er gehen und den Armen etwas geben solle.

  • Ein Wortstreit bricht aus
    Der größte Mensch, der je lebte
    • Ein Wortstreit bricht aus

      IM Verlauf des Abends hat Jesus seinen Aposteln eine wunderbare Lektion in demütigem Dienen erteilt, indem er ihnen die Füße wusch. Anschließend führte er die Gedenkfeier an seinen unmittelbar bevorstehenden Tod ein. Doch nun kommt es zu einem überraschenden Zwischenfall, überraschend vor allem angesichts dessen, was sich kurz zuvor abgespielt hat. Unter seinen Aposteln bricht ein hitziger Wortstreit aus, wer von ihnen der Größte zu sein scheint. Offensichtlich handelt es sich dabei um die Fortführung einer seit längerer Zeit schwelenden Auseinandersetzung.

      Wir erinnern uns, daß sich die Apostel, nachdem Jesus auf dem Berg umgestaltet worden war, bereits darüber gestritten hatten, wer von ihnen der Größte sei. Und Jakobus und Johannes erbaten sich prominente Stellungen im Königreich, was zu weiterer Zwietracht unter den Aposteln führte. Wie traurig muß Jesus sein, daß sie sich wieder zanken, besonders jetzt, in seiner letzten Nacht mit ihnen. Was tut er?

      Statt die Apostel wegen ihres Verhaltens zu schelten, versucht Jesus erneut voller Geduld, sie durch Argumente zu überzeugen: „Die Könige der Nationen spielen sich als Herren über sie auf, und die, die Gewalt über sie haben, werden Wohltäter genannt. Ihr aber sollt nicht so sein ... Denn wer ist größer, der zu Tisch Liegende oder der Dienende? Ist es nicht der zu Tisch Liegende?“ Er erinnert sie dann an sein Beispiel: „Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende.“

      Die Apostel haben trotz ihrer Unvollkommenheiten mit Jesus in seinen Prüfungen durchgehalten. Daher sagt er: „Ich mache einen Bund mit euch, so wie mein Vater einen Bund mit mir gemacht hat, für ein Königreich.“ Dieser persönliche Bund zwischen Jesus und seinen loyalen Nachfolgern bindet sie an ihn und gewährt ihnen einen Anteil an seiner königlichen Herrschaft. Nur eine begrenzte Zahl von 144 000 Menschen wird letztlich in diesen Bund für ein Königreich aufgenommen.

      Obwohl die Apostel die wunderbare Aussicht haben, an Christi Königreichsherrschaft beteiligt zu sein, sind sie gegenwärtig geistig schwach. „Ihr alle werdet in dieser Nacht meinetwegen zum Straucheln gebracht werden“, sagt Jesus. Jedoch gibt er Petrus zu verstehen, daß er für ihn gebetet hat, und fordert ihn auf: „Bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine Brüder.“

      „Kindlein“, fährt Jesus fort, „noch eine kleine Weile bin ich bei euch. Ihr werdet mich suchen; und so, wie ich zu den Juden gesagt habe: ‚Wohin ich gehe, könnt ihr nicht hinkommen‘, sage ich jetzt auch zu euch. Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe, daß auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt.“

      „Herr, wohin gehst du?“ fragt Petrus.

      „Wohin ich gehe, kannst du mir jetzt nicht folgen“, erwidert Jesus, „du wirst aber später folgen.“

      „Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen?“ möchte Petrus wissen. „Ich will meine Seele zu deinen Gunsten hingeben.“

      „Deine Seele willst du zu meinen Gunsten hingeben?“ fragt Jesus. „Wahrlich, ich sage dir: Selbst du wirst mich heute, ja diese Nacht, bevor ein Hahn zweimal kräht, dreimal verleugnen.“

      „Selbst wenn ich mit dir sterben müßte, will ich dich auf keinen Fall verleugnen“, protestiert Petrus. Und während die anderen Apostel dasselbe sagen, prahlt Petrus: „Wenn auch alle anderen deinetwegen zum Straucheln kommen, werde ich niemals zum Straucheln gebracht werden!“

      Jesus bezieht sich nun auf die Zeit, als er die Apostel ohne Geldbeutel und ohne Speisetasche auf eine Predigtreise durch Galiläa aussandte, und fragt: „Ihr [hattet] doch nicht an etwas Mangel?“

      „Nein!“ antworten sie.

      „Jetzt aber nehme der, der einen Geldbeutel hat, ihn an sich, ebenso auch eine Speisetasche“, sagt er, „und wer kein Schwert hat, verkaufe sein äußeres Kleid und kaufe eins. Denn ich sage euch, daß das, was geschrieben steht, an mir vollendet werden muß, nämlich: ‚Und er wurde unter die Gesetzlosen gerechnet.‘ Denn das, was mich betrifft, hat eine Vollendung.“

      Jesus weist hier darauf hin, daß er zusammen mit Übeltätern oder Gesetzlosen an den Pfahl gebracht werden wird. Er deutet auch an, daß seine Nachfolger danach heftiger Verfolgung ausgesetzt sein werden. „Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter“, sagen sie.

      „Es ist genug“, antwortet er. Wie wir noch sehen werden, wird Jesus dadurch, daß sie die Schwerter dabeihaben, eine weitere wichtige Lektion erteilen können. Matthäus 26:31-35; Markus 14:27-31; Lukas 22:24-38; Johannes 13:31-38;

  • Jesus bereitet die Apostel auf seinen Weggang vor
    Der größte Mensch, der je lebte
    • Jesus bereitet die Apostel auf seinen Weggang vor

      DAS Gedächtnismahl ist vorüber, aber Jesus und seine Apostel befinden sich immer noch in dem Obergemach. Obwohl Jesu Weggang kurz bevorsteht, hat er ihnen noch vieles zu sagen. „Euer Herz werde nicht beunruhigt“, tröstet er sie. „Übt Glauben aus an Gott.“ Doch er fügt hinzu: „Übt auch Glauben aus an mich.“

      „Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen“, fährt Jesus fort. „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten ..., damit dort, wo ich bin, auch ihr seid. Und wohin ich gehe, dahin kennt ihr den Weg.“ Da die Apostel nicht verstehen, daß Jesus über den Weggang in den Himmel spricht, fragt Thomas: „Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie kennen wir denn den Weg?“

      „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“, antwortet Jesus. Ja, nur wer ihn annimmt und seine Handlungsweise nachahmt, kann in das himmlische Haus des Vaters eintreten, denn, so sagt Jesus: „Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“

      „Herr, zeige uns den Vater“, bittet Philippus, „und es genügt uns.“ Er wünscht offensichtlich, daß Jesus für sie eine sichtbare Offenbarung Gottes bewirkt, wie sie in alter Zeit Moses, Elia und Jesaja in Visionen gewährt wurde. Die Apostel haben allerdings etwas viel Besseres als Visionen dieser Art, wie Jesu Erwiderung erkennen läßt. „So lange Zeit bin ich bei euch gewesen, und dennoch hast du mich nicht kennengelernt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat auch den Vater gesehen.“

      Jesus ist ein vollkommenes Ebenbild der Persönlichkeit seines Vaters, so daß man gleichsam den Vater sieht, wenn man mit Jesus zusammen ist und ihn beobachtet. Doch der Vater steht über dem Sohn, wie Jesus anerkennt: „Die Dinge, die ich zu euch spreche, rede ich nicht aus mir selbst.“ Richtigerweise gibt Jesus alle Ehre für sein Lehren seinem himmlischen Vater.

      Wie ermunternd muß es für die Apostel sein, von Jesus jetzt folgendes zu hören: „Wer Glauben an mich ausübt, der wird auch die Werke tun, die ich tue; und er wird größere Werke als diese tun.“ Jesus meint damit nicht, daß seine Nachfolger größere Wundertaten vollbringen werden als er. Nein, sie sollen den Dienst wesentlich längere Zeit und in einem weit größeren Gebiet durchführen und viel mehr Menschen erreichen.

      Jesus wird seine Jünger nach seinem Weggang nicht im Stich lassen. „Worum immer ihr in meinem Namen bittet, das will ich tun“, verspricht er ihnen. Des weiteren versichert er: „Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Helfer geben, damit er für immer bei euch sei: den Geist der Wahrheit.“ Später, nach seiner Auffahrt in den Himmel, gießt Jesus den heiligen Geist, diesen anderen Helfer, auf seine Jünger aus.

      Jesu Weggang ist nahe, daher sagt er: „Noch eine kleine Weile, und die Welt wird mich nicht mehr sehen.“ Als Geistgeschöpf wird Jesus für Menschen unsichtbar sein. Doch erneut verspricht er seinen treuen Aposteln: „Ihr aber werdet mich sehen, weil ich lebe und ihr leben werdet.“ Ja, Jesus wird ihnen nach seiner Auferstehung nicht nur in Menschengestalt erscheinen, sondern zur gegebenen Zeit wird er sie auferwecken, damit sie als Geistgeschöpfe mit ihm im Himmel leben.

      Nun stellt Jesus eine einfache Regel auf: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und ich will ihn lieben und mich ihm deutlich zeigen.“

      Daraufhin wirft der Apostel Judas, der auch Thaddäus genannt wird, ein: „Herr, was ist geschehen, daß du dich uns und nicht der Welt deutlich zeigen willst?“

      „Wenn jemand mich liebt“, erwidert Jesus, „wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben ... Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht.“ Im Gegensatz zu seinen gehorsamen Nachfolgern läßt die Welt die Lehren Jesu außer acht. Deshalb offenbart er sich ihr nicht.

      Während seines irdischen Dienstes hat Jesus seine Apostel vieles gelehrt. Wie werden sie sich an all das erinnern können, vor allem, da sie bis zu diesem Zeitpunkt so vieles noch nicht einmal begriffen haben? Zum Glück verheißt Jesus ihnen folgendes: „Der Helfer ..., der heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, dieser wird euch alle Dinge lehren und euch an alle Dinge erinnern, die ich euch gesagt habe.“

      Dann gibt Jesus die trostreiche Zusicherung: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. ... Euer Herz werde nicht beunruhigt.“ Ja, Jesus muß sie verlassen, doch er erklärt: „Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater hingehe, denn der Vater ist größer als ich.“

      Jesus kann nur noch kurze Zeit bei ihnen sein. „Ich werde nicht mehr viel mit euch reden“, sagt er, „denn der Herrscher der Welt kommt. Und er kann mir nicht beikommen.“ Satan, der Teufel, der in Judas fahren und diesem beikommen konnte, ist der Herrscher der Welt. Jesus weist dagegen keinerlei sündige Schwäche auf, die Satan ausnutzen könnte, um ihn davon abzubringen, Gott zu dienen.

      Sich eines vertrauten Verhältnisses erfreuen

      Im Anschluß an das Gedächtnismahl hat Jesus seine Apostel durch eine offene Aussprache ermuntert. Es ist nun möglicherweise schon nach Mitternacht. Daher drängt Jesus: „Steht auf, laßt uns von hier weggehen.“ Doch bevor sie den Ort verlassen, fühlt sich Jesus aus Liebe zu ihnen veranlaßt, noch einiges zu sagen, und er legt einen anspornenden Vergleich dar.

      „Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner“, beginnt er. Jehova Gott, der große Weingärtner, pflanzte diesen symbolischen Weinstock, als er Jesus bei seiner Taufe im Herbst 29 u. Z. mit heiligem Geist salbte. Jesus zeigt jedoch mit seinen weiteren Worten, daß nicht nur er allein durch den Weinstock dargestellt wird: „Jeden Zweig an mir, der nicht Frucht trägt, nimmt er weg, und jeden, der Frucht trägt, reinigt er, damit er mehr Frucht trage. ... So, wie der Zweig nicht von sich selbst Frucht tragen kann, es sei denn, er bleibe am Weinstock, so könnt auch ihr es nicht, wenn ihr nicht in Gemeinschaft mit mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Zweige.“

      Zu Pfingsten, 51 Tage später, werden die Apostel und andere Jünger durch die Ausgießung des heiligen Geistes zu Zweigen des symbolischen Weinstocks, deren Zahl sich letztlich auf 144 000 belaufen soll. Zusammen mit dem Stamm, Jesus Christus, bilden sie einen sinnbildlichen Weinstock, der die Früchte des Königreiches Gottes hervorbringt.

      Jesus zeigt, welche Voraussetzung erfüllt sein muß, damit Frucht hervorgebracht werden kann: „Wer in Gemeinschaft mit mir bleibt und ich in Gemeinschaft mit ihm, der trägt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr gar nichts tun.“ Falls jemand keine Frucht hervorbringt, sagt Jesus, „wird er wie ein Zweig hinausgeworfen und verdorrt; und man sammelt diese Zweige und wirft sie ins Feuer, und sie werden verbrannt“. Andererseits verheißt Jesus: „Wenn ihr in Gemeinschaft mit mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so bittet, was immer ihr wünscht, und es wird für euch geschehen.“

      Des weiteren sagt Jesus zu seinen Aposteln: „Mein Vater wird dadurch verherrlicht, daß ihr fortwährend viel Frucht tragt und euch als meine Jünger erweist.“ Als Frucht erwartet Gott von den Zweigen christusähnliche Eigenschaften, vor allem Liebe. Da Christus außerdem ein Verkündiger des Königreiches Gottes war, schließt die gewünschte Frucht auch ein, daß sie wie Jesus Jünger machen.

      „Bleibt in meiner Liebe“, fordert Jesus sie nun auf. Doch wie können seine Apostel das tun? „Wenn ihr meine Gebote haltet“, sagt er, „werdet ihr in meiner Liebe bleiben.“ Des weiteren erklärt Jesus: „Dies ist mein Gebot, daß ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe. Niemand hat größere Liebe als die, daß einer seine Seele zugunsten seiner Freunde hingebe.“

      In wenigen Stunden wird Jesus diese alles übertreffende Liebe beweisen, indem er sein Leben zugunsten seiner Apostel und all derer hingibt, die Glauben an ihn ausüben. Sein Beispiel sollte seine Nachfolger veranlassen, untereinander dieselbe aufopfernde Liebe zu bekunden. Diese Liebe wird sie kennzeichnen, wie Jesus bereits erwähnte: „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt.“

      Jesu weitere Worte zeigen, wer zu seinen Freunden gehört: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn ein Sklave weiß nicht, was sein Herr tut. Ich habe euch aber Freunde genannt, weil ich euch alle Dinge, die ich von meinem Vater gehört habe, bekanntgegeben habe.“

      Welch ein kostbares Verhältnis — vertraute Freunde Jesu zu sein! Seine Nachfolger müssen allerdings ‘fortgesetzt Frucht tragen’, um dieses Verhältnis zu bewahren. Wie Jesus zeigt, wird dadurch folgendes möglich: „Was immer ihr den Vater in meinem Namen bittet, [wird] er euch gebe[n].“ Bestimmt ein großartiger Lohn dafür, Königreichsfrüchte zu tragen! Nachdem Jesus die Apostel ein weiteres Mal aufgefordert hat, ‘einander zu lieben’, erklärt er, daß die Welt sie hassen wird. Doch er tröstet sie: „Wenn die Welt euch haßt, wißt ihr, daß sie mich gehaßt hat, bevor sie euch haßte.“ Jesus zeigt dann, warum die Welt seine Nachfolger haßt: „Weil ihr ... kein Teil der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, deswegen haßt euch die Welt.“

      Er erklärt den Grund für den Haß der Welt noch eingehender: „Alle diese Dinge ... werden sie euch um meines Namens willen antun, weil sie den [Jehova Gott] nicht kennen, der mich gesandt hat.“ Jesus macht deutlich, daß diejenigen, die ihn hassen, durch seine Wunderwerke verurteilt werden: „Wenn ich unter ihnen nicht die Werke getan hätte, die niemand sonst getan hat, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie sowohl mich als auch meinen Vater gesehen und gehaßt.“ Dadurch hat sich, wie Jesus sagt, das Schriftwort erfüllt: „Sie haben mich ohne Ursache gehaßt.“

      Wiederum tröstet Jesus die Apostel durch das Versprechen, den Helfer, den heiligen Geist oder Gottes wirksame Kraft, zu senden. „Dieser [wird] Zeugnis von mir ablegen; und auch ihr sollt Zeugnis ablegen.“

      Weitere Abschiedsermahnungen

      Jesus und die Apostel sind im Begriff, das Obergemach zu verlassen. Er sagt: „Ich habe diese Dinge zu euch geredet, damit ihr nicht zum Straucheln gebracht werdet.“ Dann kündigt er ihnen mit ernsthaften Worten an: „Man wird euch aus der Synagoge ausschließen. Ja die Stunde kommt, da jeder, der euch tötet, meinen wird, er habe Gott einen heiligen Dienst erwiesen.“

      Die Apostel sind offensichtlich wegen dieser Ankündigung sehr beunruhigt. Jesus hat ihnen zwar schon früher gesagt, daß die Welt sie hassen würde, daß sie getötet würden, hat er ihnen jedoch nicht direkt enthüllt. „Ich [habe] euch [dies] zuerst nicht gesagt“, erklärt Jesus, „weil ich bei euch war.“ Doch wie gut, daß er ihnen das mitteilt, bevor er weggeht!

      „Jetzt aber“, fährt Jesus fort, „gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und doch fragt mich keiner von euch: ‚Wohin gehst du?‘ “ Am frühen Abend hatten sie sich erkundigt, wohin er gehen würde, aber jetzt sind sie so erschüttert über das, was er ihnen erzählt hat, daß sie ihn nicht weiter darüber befragen. Treffend sagt Jesus: „Weil ich aber diese Dinge zu euch geredet habe, hat Kummer euer Herz erfüllt.“ Die Apostel sind nicht nur bekümmert, weil sie erfahren haben, daß sie unter schrecklicher Verfolgung zu leiden hätten und getötet würden, sondern auch, weil ihr Herr sie verlassen würde.

      Jesus erklärt: „Es ist zu eurem Nutzen, daß ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, wird der Helfer keinesfalls zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, will ich ihn zu euch senden.“ Als Mensch kann Jesus jeweils nur an einem Ort sein, wenn er jedoch im Himmel ist, kann er seinen Nachfolgern den Helfer, Gottes heiligen Geist, senden, wo immer sie auf der Erde sein mögen. Daß Jesus sie verläßt, ist somit zu ihrem Nutzen.

      Der heilige Geist, sagt Jesus, „wird ... der Welt überzeugende Beweise hinsichtlich Sünde und hinsichtlich Gerechtigkeit und hinsichtlich Gericht geben“. Die Sünde der Welt, ihr Versäumnis, Glauben an den Sohn Gottes auszuüben, wird aufgedeckt werden. Außerdem wird der überzeugende Beweis der Gerechtigkeit Jesu durch seine Auffahrt zum Vater erbracht. Daß Satan und seine böse Welt Jesu Lauterkeit nicht brechen konnten, ist ein überzeugender Beweis dafür, daß der Herrscher der Welt gerichtet worden ist.

      „Ich habe euch noch vieles zu sagen“, fährt Jesus fort, „aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.“ Daher verheißt Jesus ihnen, daß er den heiligen Geist, Gottes wirksame Kraft, ausgießen wird und daß dieser ihnen gemäß dem, was sie begreifen können, zu einem Verständnis dieser Dinge verhelfen wird.

      Die Apostel können vor allem nicht verstehen, daß Jesus sterben wird und ihnen, nachdem er auferstanden ist, erscheinen wird. Sie fragen einander: „Was bedeutet dies, daß er zu uns sagt: ‚In einer kleinen Weile werdet ihr mich nicht schauen, und wieder in einer kleinen Weile werdet ihr mich sehen‘ und: ‚Denn ich gehe zum Vater.‘?“

      Jesus erkennt, daß sie ihn befragen wollen, und so erklärt er ihnen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und wehklagen, die Welt aber wird sich freuen; ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird in Freude verwandelt werden.“ Als Jesus am Nachmittag desselben Tages getötet wird, freuen sich die weltlichgesinnten religiösen Führer, die Jünger sind indes bekümmert. Doch sobald Jesus auferstanden ist, schlägt ihr Kummer in Freude um. Sie freuen sich weiterhin, als er zu Pfingsten Gottes heiligen Geist auf sie ausgießt und sie ermächtigt, seine Zeugen zu sein.

      Jesus vergleicht die Situation der Apostel mit der einer Frau, die Geburtsschmerzen hat, indem er sagt: „Eine Frau hat Kummer, wenn sie gebiert, weil ihre Stunde gekommen ist.“ Aber Jesus bemerkt, daß sie nicht mehr an die Drangsal denkt, sobald ihr Kind geboren ist, und er ermuntert seine Apostel mit den Worten: „So habt auch ihr jetzt tatsächlich Kummer; doch werde ich euch wiedersehen [wenn er auferstanden ist], und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude wird niemand von euch nehmen.“

      Bis zu dieser Zeit haben die Apostel niemals etwas in Jesu Namen erbeten. Jetzt sagt er jedoch: „Wenn ihr den Vater um etwas bittet, so wird er es euch in meinem Namen geben. ... Denn der Vater selbst hat Zuneigung zu euch, weil ihr Zuneigung zu mir gehabt und geglaubt habt, daß ich als Vertreter des Vaters ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen. Ferner verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.“

      Jesu Worte sind für seine Apostel eine großartige Ermunterung. Sie erklären: „Deswegen glauben wir, daß du von Gott ausgegangen bist.“ „Glaubt ihr jetzt?“ fragt Jesus sie. „Seht! Die Stunde kommt, ja sie ist gekommen, da ihr zerstreut werdet, jeder zu seinem eigenen Haus, und ihr werdet mich allein lassen.“ Das geschieht, so unglaublich es auch klingt, noch bevor die Nacht vorüber ist!

      „Ich habe euch diese Dinge gesagt, damit ihr durch mich Frieden habt.“ Jesus sagt abschließend: „In der Welt habt ihr Drangsal, doch faßt Mut! Ich habe die Welt besiegt.“ Jesus hat die Welt besiegt, indem er trotz all dem, was Satan und seine Welt versucht haben, um seine Lauterkeit zu brechen, treu Gottes Willen getan hat.

      Das abschließende Gebet im Obergemach

      Jesus hat tiefe Liebe zu seinen Aposteln, daher bereitet er sie auf seinen baldigen Weggang vor. Nachdem er sie ausführlich ermahnt und getröstet hat, erhebt er die Augen zum Himmel und bittet seinen Vater: „Verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche, so wie du ihm Gewalt über alles Fleisch gegeben hast, damit er der ganzen Anzahl derer, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe.“

      Welch ein aufrüttelndes Thema Jesus hier anschneidet — ewiges Leben! Da Jesus „Gewalt über alles Fleisch“ erhalten hat, kann er der gesamten sterblichen Menschheit den Nutzen seines Loskaufsopfers zugute kommen lassen. Er gewährt allerdings nur denjenigen „ewiges Leben“, die der Vater anerkennt. Auf dem Thema „ewiges Leben“ aufbauend, fährt Jesus in seinem Gebet fort:

      „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus.“ Ja, Rettung hängt davon ab, daß wir Erkenntnis über Gott und seinen Sohn in uns aufnehmen. Es ist jedoch mehr erforderlich als bloßes Kopfwissen.

      Wir müssen Gott und seinen Sohn genau kennenlernen und eine innige Freundschaft zu ihnen entwickeln, über alles genauso denken wie sie und die Dinge mit ihren Augen sehen. Und vor allem müssen wir uns bemühen, im Umgang mit anderen ihre unvergleichlichen Eigenschaften nachzuahmen.

      Jesus betet weiter: „Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und habe das Werk vollendet, das du mir zu tun gegeben hast.“ Da er seinen Auftrag bisher erfüllt hat und zuversichtlich ist, ihn erfolgreich zu Ende zu führen, bittet er: „Vater, verherrliche mich an deiner Seite mit der Herrlichkeit, die ich an deiner Seite hatte, ehe die Welt war.“ Ja, er bittet hier darum, durch eine Auferstehung seine frühere himmlische Herrlichkeit zurückzuerhalten.

      Sein hauptsächliches Werk auf der Erde faßt Jesus wie folgt zusammen: „Ich habe deinen Namen den Menschen offenbar gemacht, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort gehalten.“ Jesus hat Gottes Namen, Jehova, in seinem Dienst gebraucht und gezeigt, wie man ihn richtig ausspricht, aber er hat mehr getan, als seinen Aposteln lediglich Gottes Namen offenbar zu machen. Er hat auch ihre Erkenntnis über Jehova, über seine Persönlichkeit und über seine Vorsätze erweitert, was ihre Wertschätzung vertieft hat.

      Demütig anerkennt Jesus, daß Jehova über ihm steht und er unter ihm dient, als er sagt: „Die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie empfangen und haben wirklich erkannt, daß ich als dein Vertreter ausgegangen bin, und sie haben geglaubt, daß du mich ausgesandt hast.“

      Im weiteren Verlauf seines Gebets macht Jesus einen Unterschied zwischen seinen Nachfolgern und der übrigen Menschheit: „Ich bitte sie betreffend; nicht hinsichtlich der Welt bitte ich, sondern hinsichtlich derer, die du mir gegeben hast ... Als ich bei ihnen war, pflegte ich über sie zu wachen ...; und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist vernichtet worden, ausgenommen der Sohn der Vernichtung“, nämlich Judas Iskariot. Judas ist gerade in seiner niederträchtigen Mission unterwegs, Jesus zu verraten. Auf diese Weise erfüllt Judas unwissentlich die Schriften.

      „Die Welt hat sie gehaßt“, fährt Jesus fort zu beten. „Ich bitte dich nicht, sie aus der Welt wegzunehmen, sondern um dessentwillen, der böse ist, über sie zu wachen. Sie sind kein Teil der Welt, so wie ich kein Teil der Welt bin.“ Jesu Nachfolger sind in der Welt — der von Satan beherrschten organisierten menschlichen Gesellschaft —, aber sie müssen sich von ihr und ihrer Bosheit stets getrennt halten.

      „Heilige sie durch die Wahrheit“, bittet Jesus weiter, „dein Wort ist Wahrheit.“ Hier nennt Jesus die inspirierten Hebräischen Schriften, aus denen er ständig zitierte, die „Wahrheit“. Das, was er seine Jünger lehrte und was sie später unter Inspiration als die Christlichen Griechischen Schriften aufzeichneten, ist natürlich ebenfalls die „Wahrheit“. Diese Wahrheit kann einen Menschen heiligen, sein Leben völlig verändern und ihn veranlassen, sich von der Welt getrennt zu halten.

      Jesus betet jetzt „nicht nur in bezug auf diese, sondern auch in bezug auf diejenigen, die durch ihr Wort an ... [ihn] glauben“. Er bittet somit sowohl für seine gesalbten Nachfolger als auch für andere künftige Jünger, die noch in die „e i n e Herde“ eingesammelt werden. Was erbittet er für sie?

      Daß „sie alle eins seien, so wie du, Vater, in Gemeinschaft bist mit mir und ich in Gemeinschaft bin mit dir, ... damit sie eins seien, so wie wir eins sind“. Jesus und sein Vater sind nicht buchstäblich e i n e Person, aber sie sind sich in jeder Hinsicht einig. Jesus betet darum, daß unter seinen Nachfolgern dieselbe Einheit herrsche, damit „die Welt Kenntnis davon habe, daß du mich ausgesandt und daß du sie geliebt hast, so wie du mich geliebt hast“.

      Hinsichtlich seiner gesalbten Nachfolger bittet Jesus seinen himmlischen Vater, daß sie einmal bei ihm seien, „damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, weil du mich vor der Grundlegung der Welt geliebt hast“. Schon in ferner Vergangenheit, lange bevor Adam und Eva Nachkommen hatten, liebte Gott seinen einziggezeugten Sohn, der später Jesus Christus wurde.

      Am Schluß seines Gebets betont Jesus erneut: „Ich habe ihnen deinen Namen bekanntgegeben und werde ihn bekanntgeben, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in Gemeinschaft mit ihnen.“ Die Apostel haben dadurch, daß sie den Namen Gottes kennengelernt haben, auch die Liebe Gottes kennengelernt. Johannes 14:1 bis 17:26;

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