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Zusammenstoß der KulturenErwachet! 1992 | 8. März
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Zusammenstoß der Kulturen
VOR etwa fünfhundert Jahren rangen in einer kleinen Stadt im Herzen Kastiliens spanische Diplomaten mit ihren portugiesischen Amtskollegen, bis man am 7. Juni 1494 die Differenzen beigelegt und einen offiziellen Vertrag unterzeichnet hatte: den Vertrag von Tordesillas. Heutzutage sprechen als Folge dieser vertraglichen Vereinbarung Hunderte von Millionen in der westlichen Hemisphäre entweder Spanisch oder Portugiesisch.
Der Vertrag bestätigte päpstliche Erlässe aus dem vorangegangenen Jahr, in denen die unerforschte Welt zwischen den beiden iberischen Nationen aufgeteilt worden war. Man zog eine Nord-Süd-Linie „370 Leguas westlich der Kapverdischen Inseln“. Spanien sollte die Länder, die westlich dieser Linie entdeckt wurden (Nord- und Südamerika ohne Brasilien), kolonisieren und christianisieren, Portugal alle Gebiete östlich davon (Brasilien, Afrika, Asien).
Ausgerüstet mit dem päpstlichen Segen, brachen Spanien und Portugal — von den anderen europäischen Nationen dicht gefolgt — auf, um die Meere und dann die Welt zu beherrschen. Fünfzig Jahre nach Unterzeichnung des Vertrags hatte man Seerouten eingerichtet, die großen Kontinente miteinander verbunden und war im Begriff, riesige Kolonialreiche zu schaffen. (Siehe Kasten auf Seite 8.)
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Zusammenstoß der KulturenErwachet! 1992 | 8. März
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[Bild auf Seite 7]
Kopie des Vertrags von Tordesillas
[Bildnachweis]
Mit freundlicher Genehmigung: Archivo General de Indias (Sevilla, Spanien)
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