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  • Die Wissenschaft — die fortdauernde Suche des Menschen nach Wahrheit
    Erwachet! 1993 | 8. Mai
    • Wissenschaftlicher Fortschritt

      Im neunten Jahrhundert erlangten arabische Wissenschaftler innerhalb kurzer Zeit die Führung auf wissenschaftlichem Gebiet. Während die Christenheit auf der Stelle trat, erlebten sie insbesondere im 10. und 11. Jahrhundert ein goldenes Zeitalter der Bildung. Sie lieferten bedeutende Beiträge zur Medizin, Chemie, Botanik, Physik, Astronomie und vor allem zur Mathematik. (Siehe Kasten auf Seite 20.) In der Brockhaus-Enzyklopädie wird gesagt: „Manche Wissenszweige, z. B. ... Soziologie, Chronologie, Experimentalphysik, Trigonometrie und Algebra, sind von islam. Gelehrten geschaffen worden oder fanden durch sie ihre erste gültige Ausprägung.“

      Viele wissenschaftliche Erkenntnisse stammen tatsächlich von ihnen. Doch einiges stützte sich auf die allgemeinen Grundlagen griechischer Philosophie und erreichte sie, so merkwürdig es erscheinen mag, unter Beteiligung der Religion.

      Vergleichsweise früh nach ihrer Entstehung breitete sich die Christenheit nach Persien und anschließend nach Arabien und Indien aus. Im fünften Jahrhundert wurde Nestorius, Patriarch von Konstantinopel, in eine Kontroverse verwickelt, die ein Schisma innerhalb der Ostkirche nach sich zog. In der Folge formierte sich eine Splittergruppe, die Nestorianer.

      Im siebten Jahrhundert, als die neue Religion des Islam die Weltbühne stürmte und ihren Expansionsfeldzug begann, zögerten die Nestorianer nicht lange, ihr Wissen an die arabischen Eroberer weiterzugeben. Gemäß der Encyclopedia of Religion „waren die Nestorianer die ersten, die die griechische Wissenschaft und Philosophie förderten, indem sie griechische Texte ins Syrische und dann ins Arabische übersetzten“. Sie waren auch die ersten, „die griechische Medizin in Bagdad einführten“. Auf diesem von den Nestorianern übermittelten Wissen begannen dann die arabischen Wissenschaftler aufzubauen. Im arabischen Reich wurde Syrisch als Wissenschaftssprache von Arabisch abgelöst, das sich als eine für wissenschaftliche Aufzeichnungen hervorragend geeignete Sprache erwies.

      Doch die Araber nahmen nicht nur, sie gaben auch. Als die Mauren über Spanien nach Europa kamen, wo sie dann über 700 Jahre blieben, brachten sie im Gepäck ihre aufgeklärte muslimische Kultur mit. Und auf den acht sogenannten christlichen Kreuzzügen zwischen 1096 und 1272 waren die abendländischen Kreuzfahrer von der fortschrittlichen islamischen Kultur, der sie begegneten, sehr beeindruckt. Sie kehrten, wie ein Publizist es ausdrückte, mit einer „Unmenge neuer Eindrücke“ zurück.

      Arabische Vereinfachungen in der Mathematik

      Ein bedeutendes Geschenk der Araber an Europa war die Einführung der arabischen Ziffern, mit denen die von den Römern verwandten Buchstaben ersetzt wurden. Eigentlich ist die Bezeichnung „arabische Ziffern“ nicht ganz akkurat. Richtiger wäre wohl „hindu-arabische Ziffern“. Es stimmt zwar, daß der im neunten Jahrhundert lebende arabische Mathematiker und Astronom Al-Charismi über dieses Zahlensystem schrieb, aber er hatte es wiederum von hinduistischen Mathematikern aus Indien übernommen, die es über tausend Jahre zuvor, nämlich im dritten Jahrhundert v. u. Z., erarbeitet hatten.

      In Europa war das System kaum bekannt, bis der hervorragende Mathematiker Leonardo Fibonacci (auch als Leonardo von Pisa bekannt) es 1202 in seinem Buch Liber abaci (Buch vom Abakus) einführte. In seinen Ausführungen über die Vorteile des Systems erklärte er: „Die neun indischen Ziffern sind: 9 8 7 6 5 4 3 2 1. Mit diesen neun Ziffern und mit dem Zeichen 0 ... kann jede Zahl geschrieben werden.“ Anfangs reagierten die Europäer eher langsam. Doch zum Ausklang des Mittelalters hatten sie das neue Zahlensystem übernommen, dessen Einfachheit den wissenschaftlichen Fortschritt sehr förderte.

      Wer bezweifelt, daß hindu-arabische Ziffern eine Vereinfachung gegenüber den zuvor benutzten Zeichen der Römer sind, sollte einmal versuchen, LXXIX von MCMXCIII abzuziehen. Etwas schwierig? Vielleicht wäre 1 993 minus 79 doch einfacher.

      Die Flamme in Europa wieder entfacht

      Ab dem 12. Jahrhundert erlosch langsam die Flamme des Wissens, die in der muslimischen Welt so hell gebrannt hatte.

  • Die Wissenschaft — die fortdauernde Suche des Menschen nach Wahrheit
    Erwachet! 1993 | 8. Mai
    • [Kasten auf Seite 20]

      Das goldene Zeitalter der arabischen Wissenschaft

      Al-Charismi (8./9. Jahrhundert), irakischer Mathematiker und Astronom; dafür bekannt, daß auf ihn das Wort „Algebra“ (aus arabisch al-ǧabr, etwa „die Einrenkung [gebrochener Teile]“) zurückzuführen ist.

      Abu̱ Mu̱sa̱ Dja̱bir ịbn Hajja̱n (8./9. Jahrhundert), Alchimist; Vater der arabischen Chemie genannt.

      Mohammed ịbn Dja̱bir al-Batta̱ni (9./10. Jahrhundert), Astronom und Mathematiker; verbesserte Ptolemäus’ astronomische Berechnungen und bestimmte so mit größerer Genauigkeit zum Beispiel die Länge des Jahres und der Jahreszeiten.

      Ar-Ra̱zi (Rha̱zes) (9./10. Jahrhundert), einer der bekanntesten Ärzte persischer Herkunft; der erste, der zwischen Pocken und Masern unterschied und der alle Stoffe in entweder tierisch, pflanzlich oder mineralisch unterteilte.

      Ạbu Ạli al-Hasan ịbn al Haitham (Alhazen) von Basra (10./11. Jahrhundert), Mathematiker und Physiker; leistete bedeutende Beiträge zur Theorie der Optik, einschließlich der Brechung, der Reflexion, des binokularen Sehens und der atmosphärischen Refraktion; der erste, der korrekterweise den Sehvorgang auf Licht zurückführte, das von einem Objekt zum Auge gelangt.

      Omar-e Chajjam (11./12. Jahrhundert), namhafter persischer Mathematiker, Physiker, Astronom, Arzt und Philosoph; im Abendland in erster Linie für seine Dichtung bekannt.

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