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„Wie kann ich mit meiner Trauer leben?“Erwachet! 1987 | 8. August
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Oft erkennen andere nicht, daß eine Fehl- oder eine Totgeburt für eine Frau etwas äußerst Tragisches ist und daß sie trauert — vielleicht ihr Leben lang. Veronica aus New York zum Beispiel, die nun die Fünfzig überschritten hat, denkt immer noch an ihre Fehlgeburten, besonders an das totgeborene Baby, das bis zum neunten Monat lebte und bei der Geburt 12 Pfund wog. Mindestens zwei Wochen lang trug sie es tot im Leib. Sie sagt: „Ein totes Baby zur Welt zu bringen ist für eine Mutter etwas Schreckliches.“
Die Reaktionen solcher verzweifelten Mütter werden selbst von anderen Frauen nicht immer verstanden. Eine Psychiaterin, die ihr Kind durch eine Fehlgeburt verloren hat, schreibt: „Ich lernte auf schmerzliche Weise, daß ich, ehe dies geschah, keine Ahnung hatte, was meine Freundinnen durchgemacht hatten. Ich war ihnen gegenüber so gefühllos, wie es nach meinem Empfinden andere Leute jetzt mir gegenüber sind.“
Ein weiteres Problem für die trauernde Mutter ist der Eindruck, daß ihr Mann den Verlust nicht so empfindet wie sie. Eine Ehefrau erzählt: „Damals war ich von meinem Mann tief enttäuscht. Er brauchte die Schwangerschaft ja nicht durchzumachen. Er konnte nicht nachfühlen, welches Leid ich durchlitt. Er hatte sehr viel Verständnis für meine Ängste, aber nicht für meine Trauer.“
Diese Reaktion ist für einen Ehemann vielleicht natürlich — er hat nicht wie seine schwangere Frau die körperliche und emotionelle Bindung zu dem Kind. Dennoch leidet er unter dem Verlust. Es ist für den Mann und die Frau wichtig, zu erkennen, daß sie gemeinsam leiden, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Sie sollten ihren Kummer teilen. Wenn der Mann seinen Kummer verbirgt, hält seine Frau ihn womöglich für gefühllos. (Siehe Seite 12.) Weint daher gemeinsam, und tauscht Gedanken und Zärtlichkeiten aus. Ihr braucht einander wie nie zuvor.
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„Wie kann ich mit meiner Trauer leben?“Erwachet! 1987 | 8. August
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[Bild auf Seite 8]
Wenn ihr eure Trauer gemeinsam durchlebt, helft ihr euch gegenseitig, sie zu bewältigen
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