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So geheimnisvoll und doch so wunderschönErwachet! 1996 | 22. Januar
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Das Sternbild Taurus oder Stier grenzt an den Orion. Mit einem kleinen Teleskop läßt sich an der Spitze des südlichen Horns des Stiers ein matter Lichtfleck ausmachen. Er wird als Krebsnebel bezeichnet, und durch ein starkes Teleskop betrachtet, sieht er aus wie eine gerade stattfindende Explosion. (Siehe Foto auf Seite 9.) Wenn der Orionnebel eine Säuglingsstation der Sterne ist, dann könnte der in der Nähe befindliche Krebsnebel das Grab eines Sterns sein, der einen unvorstellbar gewaltsamen Tod erlitt.
Von diesem kosmischen Kataklysmus war womöglich in einem Bericht chinesischer Astronomen die Rede, die einen „Gaststern“ im Taurus beschrieben, der am 4. Juli 1054 plötzlich am Himmel erschien und so hell leuchtete, daß er 23 Tage tagsüber sichtbar blieb. „Einige Wochen lang strahlte der Stern mit der Kraft von ungefähr 400 Millionen Sonnen“, bemerkte der Astronom Robert Burnham. Astronomen bezeichnen solch einen spektakulären „Selbstmord“ eines Sterns als eine Supernova. Selbst heute noch, nahezu tausend Jahre später, rasen die Trümmer mit einer geschätzten Geschwindigkeit von 80 Millionen Kilometern am Tag durchs All.
Das Weltraumteleskop Hubble hat auch den Krebsnebel unter die Lupe genommen; es hat tief in sein Zentrum hineingespäht und „Einzelheiten entdeckt, mit denen Astronomen nie gerechnet hätten“, so die Zeitschrift Astronomy. Wie der Astronom Paul Scowen sagte, werden die Entdeckungen „den Theoretikern unter den Astronomen eine ganze Zeit lang Kopfzerbrechen bereiten“.
Astronomen wie der an der Harvarduniversität tätige Robert Kirshner meinen, es sei wichtig, über Relikte einer Supernovaexplosion wie den Krebsnebel Bescheid zu wissen, weil sich durch sie die Entfernung zu anderen Galaxien messen lasse, ein Gebiet, das momentan gründlich erforscht wird. Wie bereits erläutert, haben Unstimmigkeiten über die Entfernungen zu anderen Galaxien unlängst eine lebhafte Debatte über das Urknallmodell, das die Entstehung des Universums erklären soll, entfacht.
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So geheimnisvoll und doch so wunderschönErwachet! 1996 | 22. Januar
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Im Zentrum des Krebsnebels befindet sich eines der geheimnisvollsten Objekte des bekannten Universums. Nach Beschreibung von Wissenschaftlern rotiert das winzige Überbleibsel eines kollabierten Sterns, das eine enorme Dichte aufweist, 30mal in der Sekunde und gibt eine Radiostrahlung ab, die zum ersten Mal 1968 auf der Erde ausgemacht wurde. Man nennt es einen Pulsar — ein rotierender Supernovaüberrest, der so stark zusammengepreßt wurde, daß aus den Elektronen und den Protonen der Atome des Ausgangssterns Neutronen entstanden. Nach Ansicht von Wissenschaftlern war der Pulsar einst der massereiche Kern eines Riesensterns wie des Beteigeuze oder des Rigel im Sternbild Orion. Als der Stern explodierte und seine äußeren Hüllen ins All geschleudert wurden, blieb nur der geschrumpfte Kern übrig, dessen Feuer längst erloschen war, einem weißglühenden Stück Steinkohle gleich.
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So geheimnisvoll und doch so wunderschönErwachet! 1996 | 22. Januar
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Der Krebsnebel im Sternbild Taurus — ein Sternengrab?
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