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Papua-NeuguineaJahrbuch der Zeugen Jehovas 2011
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TROTZ SCHWIERIGKEITEN DURCHGEHALTEN
Die diversen Religionsgemeinschaften, die in Papua-Neuguinea aktiv waren, hatten eine mündliche Vereinbarung darüber getroffen, wo jeder tätig sein durfte. Die einzelnen Kirchengruppen hatten jeweils ihr eigenes Gebiet und man erwartete, dass einem da ja niemand ins Gehege kam. Wir erzählen natürlich jedem von der guten Botschaft, der dafür ein Ohr hat — ganz gleich, wo er wohnt. Genau das ärgerte die Geistlichen, zumal viele Einheimische auf die Wahrheit positiv reagierten.
Norm Sharein erinnert sich an damals: „Nachdem ich auf die kleine Insel Kurmalak (West New Britain) gezogen war, stand ein anglikanischer Priester mit als Erster vor meiner Haustür. Er meinte, dass ich kein Recht hätte, in seinem Gebiet zu predigen. Die Leute seien alle schon Christen.
Später beobachtete ich, wie ein Mann in seinem Einbaum wie wild aufs Ufer zu paddelte. Es regnete so stark und die Wellen waren derart heftig, dass es für ihn direkt lebensgefährlich war. Ich kannte den Mann, denn ich unterhielt mich mit ihm regelmäßig über die Bibel. Als er seinen Einbaum an den Strand zog, sagte er keuchend, dass ein Boot voll mit Katholiken unterwegs war, um mich zusammenzuschlagen. Ihr Anführer sei ein Religionslehrer. Ich konnte nirgendwohin flüchten und so bat ich Jehova, mir doch Weisheit und Kraft zu geben.
Als das Boot dann kam, stiegen fünfzehn Männer mit rot angemalten Gesichtern aus — ein sicheres Zeichen dafür, dass mit ihnen nicht gut Kirschen essen war. Statt auf sie zu warten, lief ich runter zum Strand, ihnen entgegen. Meine Angst war jetzt verflogen. Während ich auf die Männer zuging, beschimpften sie mich ganz übel. Sie versprachen sich wohl davon, dass ich mich provozieren lassen würde und sie dann einen Grund hätten, mir an den Kragen zu gehen. Aber ich blieb ruhig.
Es war auch noch jemand anders da: ein älterer Mann, mit dem ich ebenfalls die Bibel durchnahm. Ihm gehörte sogar die Insel. Er meinte es eigentlich nur gut, als er zu den Männern sagte: ,Zeugen Jehovas kämpfen nicht. Macht schon, schlagt ihn ruhig. Ihr werdet es sehen!‘
Im Stillen dachte ich: Na, tolle Hilfe! Zu wem hält er eigentlich? Wenn er doch nur ruhig sein würde ...
Nach einigem Hin und Her schlug ich vor, dass die Männer einfach wieder gehen sollten. Als Zeichen meines guten Willens streckte ich dem Anführer meine rechte Hand entgegen. Überrascht schaute er in die Runde und sah in genauso erstaunte Gesichter. Dann schüttelte er mir kräftig die Hand. Damit war das Eis gebrochen. Jetzt schüttelten wir uns alle die Hand! Danach verschwanden sie und mir fiel ein Stein vom Herzen. Spontan dachte ich an das, was Paulus dem Timotheus geschrieben hatte: ,Ein Sklave des Herrn ... hat es nicht nötig zu streiten, sondern muss gegen alle sanft sein‘ und ist jemand, ‚der sich unter üblen Umständen beherrscht‘ “ (2. Tim. 2:24).
Berndt Andersson weiß noch gut, was einmal passierte, als er in einem Dorf im Hochland war. Der lutherische Pfarrer und eine Meute von 70 Männern aus einem anderen Dorf waren im Anmarsch, um die Zeugen zu verjagen und den Königreichssaal dem Erdboden gleichzumachen. Berndt brachte die Männer dadurch aus dem Konzept, dass er ihnen entgegenlief. Er fragte den Pfarrer, wieso die Lutherische Mission denn sage, der Gottesname laute Anutu — ein Wort, das einige Kirchenmissionare als Bezeichnung für Gott übernommen hatten. Als der Pfarrer meinte, dass das so in der Bibel steht, wollte Berndt gern von ihm wissen, wo. Der Pfarrer schlug also seine Bibel auf. Als dann nicht mehr zu übersehen war, dass er so einen Bibeltext nicht finden konnte, machte Berndt den Vorschlag, es doch einmal mit Psalm 83:18 zu versuchen. Nachdem man dem Pfarrer noch ein bisschen mit dem Finden der Psalmen auf die Sprünge helfen musste, las er den Text vor. Als er zu dem Namen Jehova kam, klappte er die Bibel zu und schrie: „Das ist gelogen!“ Zu spät ging ihm auf, dass er damit gerade das, was in seiner eigenen Bibel stand, abgelehnt hatte. Nach diesem Vorfall dachten viele seiner Schäfchen jedenfalls anders über die Zeugen.
Mitunter haben religiöse Gegner Königreichssäle im Busch niedergebrannt. So zum Beispiel in Agi, einem Dorf in der Provinz Milne Bay. Einer der Brandstifter, der etwas zu tief ins Glas geschaut hatte, war hinterher allerdings richtig zerknirscht über seine Tat. Er ging später sogar auf die Brüder zu, studierte die Bibel und wurde Pionier. Als er dann in das Pionierheim neben dem wieder aufgebauten Königreichssaal einziehen durfte, kehrte er damit als Hausmeister an seinen einstigen Tatort zurück!
Heute machen uns die Kirchen so gut wie keine Schwierigkeiten mehr. Craig Speegle sagt: „Wir haben eine Phase des Friedens erreicht.“
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Papua-NeuguineaJahrbuch der Zeugen Jehovas 2011
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Innerhalb kurzer Zeit fand ich auf der Insel 12 Familien, die gern die Bibel näher kennenlernen wollten. Wir hatten auch regelmäßig Zusammenkünfte bei meinem Onkel und studierten dort als Gruppe die Bibel — genau wie in Madang. Meinem Vater war das ein Dorn im Auge, denn er galt bei der evangelisch-lutherischen Kirche als ein angesehenes Mitglied. Er brüllte los: „Jahwe kenne ich, aber diesen Jehova kenne ich nicht.“ Ich nahm meine Tok-Pisin-Bibel und zeigte ihm 2. Mose 3:15. Hier wird in der Fußnote auf den Gottesnamen eingegangen. Als Vater das sah, verschlug es ihm die Sprache.
Mein Vater zitierte mich drei Mal vor führende Geistliche, um ihnen Rede und Antwort zu stehen. Eins dieser Treffen fand in der größten Kirche der Insel statt. Mit über hundert Anwesenden war sie gepackt voll. Es herrschte eine zum Zerreißen gespannte Atmosphäre. Der Vorsitzende sagte: „Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“ Ich hielt meine Bibel fest in der Hand und antwortete: „Ich möchte eigentlich nur das tun, was in Matthäus 6:33 steht, und Gottes Königreich allem voranstellen.“ Mein Vater sprang auf und donnerte los: „Du willst uns doch nicht etwa belehren, oder?“ Ein Onkel von mir stand auf und wollte mich sogar schlagen, doch ein anderer Verwandter sprang dazwischen. Es war ein einziges Chaos. Schließlich ließen sie mich gehen.
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