Ein sorgenfreies Leben in einem Paradies — Nur ein schöner Traum?
„WIE friedlich es hier ist!“ Der Blick vom Kiefernwald aus über den Redfish Lake im Bundesstaat Idaho (USA) bot in der Tat ein friedliches Bild. „Genau so stelle ich mir das Paradies vor“, sagte der Reisende.
Die Sonne tauchte die Südküste der Mittelmeerinsel Zypern in strahlendes Licht. Leise rollten die Wellen an den Strand. In einem Restaurant oben auf den Klippen rief ein Besucher, der die Aussicht genoß, aus: „Das ist das Paradies!“
Viele von uns behalten Momente wie diese gern in Erinnerung. Die Einheimischen dagegen wissen, daß eine paradiesische Umgebung oftmals über die rauhe Wirklichkeit des Alltags hinwegtäuscht: Waldbrände in den bewaldeten Ausläufern der Rocky Mountains, Verschmutzung der Meere, die für die Fische und letzten Endes auch für die Menschen schlimme Folgen hat, ganz zu schweigen von internationalen Konflikten und Auseinandersetzungen zwischen kleinen Gruppen, die das Leben gefährden.
Paradies — Was ist das?
Was stellen wir uns unter dem Wort „Paradies“ vor? Das große Wörterbuch der deutschen Sprache (Auflage von 1994 in acht Bänden) gibt als erste Definition an: „(nach dem Alten Testament) ... Garten Eden“. Damit wird Bezug genommen auf die im ersten Bibelbuch enthaltene Beschreibung der Gegend, in die Gott den ersten Menschen, Adam, setzte. In dem Urparadies wuchsen sehr viele Bäume, „begehrenswert für den Anblick und gut zur Speise“ (1. Mose 2:9).
Der zweite Eintrag zu dem Wort „Paradies“ lautet: „Bereich ..., in den die Seligen nach dem Tod aufgenommen werden; Himmel“. Der Reisende und auch der Restaurantbesucher hatten, als sie vom Paradies sprachen, jedoch das im Sinn, was im dritten Eintrag gesagt wird, nämlich einen Ort, „der durch ... seine Schönheit ... alle Voraussetzungen für ein schönes, glückliches, friedliches o.ä. Dasein erfüllt“.
Der im 16. Jahrhundert lebende britische Staatsmann Sir Thomas More schrieb ein Buch mit dem Titel Utopia, das von einem erdachten Land handelt, dessen Regierung, Gesetze und soziale Bedingungen vollkommen sind. Seine Schilderung erschien so realitätsfern, daß in Webster’s New Collegiate Dictionary, einem englischen Wörterbuch, eine der Definitionen von „Utopia“ heute wie folgt lautet: „ein undurchführbares Konzept zur Schaffung gesellschaftlicher Verbesserungen“.
Das Utopia der Anhänger von Jim Jones, dem Führer der Volkstempelsekte, war ein Stück gerodeter Urwald in Guyana. Traurigerweise wurde das erhoffte Paradies für über 900 seiner Anhänger zu einem Ort des Todes, zu einem wahren Alptraum. Infolgedessen wird der Begriff „Paradies“ von einigen manchmal mit absonderlichen Sekten in Verbindung gebracht, deren Praktiken schockieren und als belästigend empfunden werden.
In einer Welt, in der Verbrechen und Gewalt bedrohliche Ausmaße angenommen haben, in der Erwachsene und Kinder gleichermaßen von Krankheiten heimgesucht werden und Haß und religiöse Differenzen Gemeinschaften spalten, ist eine schöne Umgebung häufig nicht mehr als eine trügerische Fassade. Kein Wunder, daß deshalb viele ein Paradies nur für einen schönen Traum halten! Diese Tatsache hat einige Personen hingegen nicht davon abgehalten, sich auf die Suche nach einem Paradies zu machen oder sich sogar ihr eigenes zu schaffen. Ist es ihnen gelungen?