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ParaguayJahrbuch der Zeugen Jehovas 1998
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Mitten in der Revolution
Zu Beginn des Jahres 1947 brach eine Revolution aus. Auf dem Bürgersteig vor dem Missionarheim brachten Soldaten der Regierung Maschinengewehre in Stellung. Die Kämpfe dauerten einen Tag, dann kehrte wieder etwas Ruhe ein. Am 7. März wurde es allerdings wieder gefährlich. Es kam zu Straßenkämpfen. Man rief den Ausnahmezustand aus. Das Polizeipräsidium im Zentrum von Asunción wurde von den Rebellen gestürmt.
Da mit einem Angriff auf das Armeehauptquartier gerechnet werden mußte, beschlagnahmte der verantwortliche General das Missionarheim für militärische Zwecke und gab den Brüdern drei Tage Zeit für die Räumung. Auf ein Gesuch hin wurde die Frist auf zehn Tage verlängert. Mitten in einer Revolution und einer Zeit extremer Wohnungsnot führten die Brüder ihren eigenen Feldzug durch: „Operation Wohnungsjagd“. Es hatte den Anschein, als wollte Jehova der Regierung Paraguays deutlich vor Augen führen, daß sie weiterhin mit der Anwesenheit seiner Zeugen rechnen mußte. Denn das einzige Haus, das in Frage kam, befand sich direkt neben dem Wohnhaus des Präsidenten, und zwar in einer Straße, in der viele Botschaften ihren Sitz hatten.
In einem Brief des Zweigaufsehers vom 26. März 1947 hieß es über die Revolution: „Die Lage verschlimmert sich von Tag zu Tag. Während ich schreibe, bombardiert ein Flugzeug einige Kilometer von hier — wie ich annehme — den Flugplatz. Das Flugzeug wird von Flugabwehrgeschützen angegriffen. Hunderte von Soldaten haben rund um das Haus des Präsidenten Stellung bezogen, und der Lärm der Geschütze ist ohrenbetäubend. Die Luft ist vom blauen Rauch des Schießpulvers erfüllt, und der Gestank ist abscheulich. Die Streitkräfte der Revolutionäre sind bereits in unmittelbarer Nähe der Stadt; ständig hören wir das Rattern der Geschütze und das Detonieren der Bomben ... Die Ernährungslage wird täglich kritischer.“
Die Streitkräfte der Revolutionäre hatten sich bis auf zehn Häuserblocks dem Missionarheim genähert, als sie von den Regierungsstreitkräften zurückgeschlagen wurden. Während der ganzen Zeit setzten die Brüder die Zeugnistätigkeit nach bestem Vermögen fort. Die Revolution dauerte ungefähr sechs Monate und war besonders für die einheimischen Brüder eine große Prüfung. Sie wurden von der Regierung hart behandelt, weil sie ihre christliche Neutralität bewahrten.
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ParaguayJahrbuch der Zeugen Jehovas 1998
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Am 3. Juni kam es zu einem Militärputsch. Der Präsident und seine Minister wurden festgenommen. In der Hauptstadt herrschte große Verwirrung.
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