Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1989
SIE kommen! Man kann sie sehen! Die Einladung ist weltweit ergangen, und eine große Menge von Menschen, die nach Gerechtigkeit dürsten, sind unterwegs. Worauf gehen sie zu? Auf kostenloses, außergewöhnliches Wasser. Jeder, der wünscht, kann von dem Wasser trinken und ewig leben. Wer stellt dieses Wasser zur Verfügung? Jehova Gott selbst hat der Menschheit die Möglichkeit eröffnet, Wasser des Lebens kostenfrei zu trinken.
Vor Jahrhunderten inspirierte Jehova den Apostel Johannes, eine prophetische Vision über unsere Zeit niederzuschreiben: „Der Geist und die Braut sagen fortwährend: ‚Komm!‘ Und jeder, der es hört, sage: ‚Komm!‘ Und jeder, den dürstet, komme; jeder, der wünscht, nehme Wasser des Lebens kostenfrei“ (Offb. 22:17).
Wie viele werden die Einladung annehmen? Die in Offenbarung 7:9 aufgezeichnete Vision des Johannes mußte Wirklichkeit werden. Er sah folgendes: „Eine große Volksmenge, die kein Mensch zu zählen vermochte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen stand vor dem Thron und vor dem Lamm, in weiße lange Gewänder gehüllt, und Palmzweige waren in ihren Händen.“ Im Vertrauen darauf, daß sich die Vision im Laufe unseres 20. Jahrhunderts vollständig erfüllen wird, hat der gesalbte Überrest der Brautklasse nie aufgehört zu sagen: „Komm!“ Es sind große Anstrengungen unternommen worden, die Botschaft allen Nationen bekanntzumachen. Folglich hat Jehova Gott dieses umfassende Werk, Menschen einzuladen, ewiges Leben zu erlangen, auf wunderbare Weise gesegnet.
Die „große Volksmenge“ reagiert auf die Einladung
Es gibt heute zwar nur noch knapp 9 000 Glieder der Brautklasse des Herrn auf der Erde, aber ihre Freude ist überaus groß, denn es haben sich ihnen mehr als 3 500 000 Glieder der großen Volksmenge angeschlossen, die ebenfalls gekommen sind, um vom Wasser des Lebens kostenfrei zu nehmen (Offb. 21:9). Und noch immer nehmen weitere Menschen die Einladung begeistert an. Während die Glieder der großen Volksmenge, die nun ebenfalls an andere die Einladung „Komm!“ ergehen lassen, an Zahl zunehmen, verstärkt sich dieser weltweite Ruf: „Komm!“ Immer mehr Menschen hören die Einladung. Folglich reagieren immer mehr Personen darauf und sagen: „Komm!“
Wie viele werden noch hören und kommen? Niemand kann das sagen. Ganz gleich, wie viele es letztlich sein werden, herrscht doch große Freude unter denen, die die Einladung „Komm!“ ergehen lassen, denn aus allen Teilen der Erde ist ständig zu vernehmen, daß wachsende Menschenmengen Babylon die Große verlassen und sich Jehovas Organisation anschließen. In diesen letzten Tagen warten alle Diener Jehovas jedes Jahr gespannt auf die weltweiten Berichte, um von dem international zunehmenden Lobpreis Gottes zu erfahren. Jährliche Berichte stärken das Herz und die Hände derer, die im Predigtdienst tätig sind und Jehova, der seine irdische Organisation wachsen läßt, danken und ihn lobpreisen (1. Kor. 3:6).
Diejenigen, die die Einladung im letzten Dienstjahr ergehen ließen, haben große Anstrengungen unternommen. Eine Höchstzahl von 3 592 654 Königreichsverkündigern ist zu verzeichnen, und eine Gesamtzahl von 785 521 697 Stunden sind gemäß Berichten im Predigtwerk aufgewandt worden.
Die treuen Einladenden haben wöchentlich 3 237 160 Heimbibelstudien durchgeführt, um den Zuhörenden zu helfen, Jehovas einzigartige Vorkehrung durch Jesus Christus zu ihrem ewigen Segen kennenzulernen. Außer diesen vielen Stunden im Evangelisierungswerk haben unsere Brüder viel Zeit darauf verwandt, sich mit Interessierten zu versammeln. Regelmäßig haben Jehovas Zeugen sie zu christlichen Zusammenkünften mitgenommen, wie beispielsweise zur Feier zum Gedenken an den Tod des Herrn, bei der im April letzten Jahres 9 201 071 zugegen waren. Bei dieser und anderen Zusammenkünften konnten sich Interessierte mit den organisatorischen Vorkehrungen der Versammlungen vertraut machen. Sie konnten mit eigenen Augen sehen, wie Jehovas Geist auf seine Diener einwirkt und sie veranlaßt, die hervorragenden Früchte dieses Geistes hervorzubringen. Die erbauende Gemeinschaft in den Versammlungen bedeutet denen, die auf die Einladung reagieren, sehr viel.
Im Dienstjahr 1988 ließen sich 239 268 Personen taufen, wodurch sie ihre Hingabe an Jehova Gott symbolisierten. Im Jahr davor wurden 230 843 getauft. Die Einladung „Komm!“ erschallt fortwährend und erreicht das Herz und den Sinn von weiteren Hunderttausenden — von mehr Menschen als je zuvor. Das Werk gewinnt an Schwung. Welch eine Freude, die große Volksmenge wachsen zu sehen! Jehovas Wort erfüllt sich, denn er hat verheißen, ‘es zu seiner eigenen Zeit zu beschleunigen’ (Jes. 60:22).
Eine weltweite Reaktion
Wie anspornend sind doch einige Erfahrungen, die bei diesem großen Einladungswerk gemacht wurden! Zum Beispiel lieh ein Zeuge in Österreich einer beschäftigten Restaurantbesitzerin das Buch Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben. Das war Anfang 1983. Die Frau las das Buch, aber nicht aus Wißbegierde, sondern vielmehr, weil sie es wieder zurückgeben wollte. Welchen Eindruck hinterließ der Lesestoff? Die Restaurantbesitzerin berichtet: „Nachdem ich die ersten Seiten gelesen hatte, war ich von dem, was ich las, gefesselt. Ich sagte mir: ‚Wenn das alles stimmt, sollte ich mehr darüber erfahren.‘ “
Mit der Frau wurde ein Studium begonnen, und sie fing an, ihren Kindern von dem, was sie lernte, zu erzählen. Auch die Kinder begannen bald, die guten Dinge ihren Freunden und Verwandten mitzuteilen. Nachdem die Frau und ihr jüngster Sohn aus der Kirche ausgetreten waren, fing ihr Mann an, ihr Widerstand zu leisten. War ihr Glaube stark genug? „Mit Jehovas Hilfe hielten mein Sohn und ich dem Druck, den mein Mann auf uns ausübte, erfolgreich stand“, sagt sie. „Außerdem mußte ich noch meine unreine Gewohnheit des Rauchens aufgeben, was ich auch tat, und im Juli 1985 symbolisierte ich meine Hingabe an Jehova durch die Wassertaufe. Nachdem ich das Restaurant aufgegeben hatte, nahm ich im Februar 1986 den Hilfspionierdienst auf, und seit Juni jenes Jahres gehöre ich zu den glücklichen allgemeinen Pionieren.“
Eine der Töchter dieser Schwester ließ sich im Mai 1985 taufen und schloß sich ihr im Pionierdienst an. Das standhafte Eintreten der Mutter für die Wahrheit hat dazu geführt, daß mit 36 Personen Bibelstudien begonnen wurden, von denen 14 bereits getauft sind; 17 haben angefangen, anderen die gute Botschaft zu verkünden. Welch eine ausgezeichnete Belohnung für treues Säen in geistiger Hinsicht! (Vergleiche Prediger 11:6.)
Auf Guam erging an die Frau des Besitzers mehrerer Lebensmittelgeschäfte die Einladung: ‘Komm! Nimm Wasser des Lebens kostenfrei!’ Trotz ihrer streng katholischen Familie und Umgebung begann sie, die Bibel zu studieren. Sogleich fing sie an, informell Zeugnis zu geben. Auch versäumte sie es nicht, mit ihrem Mann über die Wahrheit zu sprechen und ihre eigene Familie sowie die Angestellten zu ermuntern, mit den Zeugen die Bibel zu studieren. Vor etwa einem Jahr ließ sich diese Frau zum Erstaunen ihrer langjährigen Bekannten taufen.
Als ihr Mann sie bat, weiterhin eines der Geschäfte zu leiten, hatte sie nicht mehr so viel Zeit für den Haus-zu-Haus-Dienst. Unbeirrt predigte sie mutig weiter und gab ihren Verwandten sowie den Kunden und den Angestellten Zeugnis. Was war das Ergebnis? Vier ihrer leiblichen Schwestern begannen zu studieren, ebenso drei ihrer Schwägerinnen. Ihr Mann befaßt sich jetzt näher mit der Bibel, und mit dreien ihrer Kinder führt sie ein Heimbibelstudium durch. Ein junger Ausländer, ein Freund ihres Mannes, studiert ebenfalls die Bibel. Außerdem haben fünf Angestellte angefangen zu studieren. Welch eine Freude zu sehen, daß einige ihrer Verwandten und Angestellten und deren Kinder — insgesamt 50 Personen — beim Gedächtnismahl anwesend waren! Ja, die Einladung, vom Wasser des Lebens zu trinken, kann man durch informelles Zeugnisgeben wirkungsvoll ergehen lassen.
In ganz Nigeria gibt es Tausende einheimischer „Kräuterdoktoren“, und fast alle von ihnen praktizieren in Verbindung mit ihren Heilungen irgendeine Form des Dämonismus. Ein Medizinmann drohte früher den Zeugen sogar, sie zu töten. Als ein Bruder bei ihm vorsprach, ergriff der „Kräuterdoktor“ eine bereits zubereitete Medizin, äußerte Zauberformeln und blies die Medizin dem Zeugen ins Gesicht. „In sieben Tagen werden Sie tot sein!“ schrie er und schloß sich in sein Haus ein.
Der Zeuge ging nach Hause und wandte sich an einen Ältesten. Sieben Tage später beschlossen der Bruder, der immer noch quicklebendig war, und der Älteste, den „Kräuterdoktor“ zu besuchen. Als sich die Brüder seinem Haus näherten, rannte er hinaus und rief, er sehe einen Geist. Es kam zu einem Menschenauflauf. Schließlich beruhigte er sich. Man vereinbarte, ihn drei Tage später wieder zu besuchen. Ein Bibelstudium wurde begonnen. Der „Kräuterdoktor“ kam zur Wahrheit und ließ sich taufen.
Auch junge Menschen beteiligen sich daran, die Einladung „Komm!“ ergehen zu lassen. In Frankreich war der 8jährige David bei einem Bibelstudium dabei, das Jehovas Zeugen mit seiner Mutter durchführten. Das war 1983. Der Junge erzählte alles, was er lernte, seinen Großeltern, besonders gern sprach er über das Paradies. Er sagte sogar zu ihnen: „Ich möchte, daß ihr Zeugen Jehovas werdet und mit mir im Paradies lebt.“ Obwohl die Großeltern praktizierende Katholiken waren, berührte sie die Beharrlichkeit ihres Enkels, und sie willigten in ein Bibelstudium ein. Im Jahre 1986 ließen sie sich taufen. In der Zwischenzeit hatte Davids Mutter aufgehört zu studieren, aber er machte weiter. Jedes Wochenende fuhr er 30 km mit dem Fahrrad zu seinen Großeltern, um sich am Predigtwerk zu beteiligen und mit ihnen die Zusammenkünfte zu besuchen. Er gab auch zweien seiner Onkel Zeugnis, die nun ebenfalls studieren. Durch die Zeugnistätigkeit dieses Jungen sind vier seiner Angehörigen zu einer Erkenntnis der Wahrheit gelangt.
Gutes Benehmen trägt Früchte
Ein Bruder in Brasilien erzählt, wie er durch sein Benehmen am Arbeitsplatz gute Ergebnisse erzielen konnte. „An meinem früheren Arbeitsplatz mußte man sich zur Mittagszeit immer anstellen, bis man sein Essen erhielt. Einige drängelten sich vor, manchmal sogar rücksichtslos, was zu Streitereien und Kämpfen führte. Ein Arbeiter, der ein Messer und einen Revolver bei sich trug, stand oft im Mittelpunkt dieser Kämpfe. Er bemerkte, daß ich mich nicht anstellte, sondern in der Nähe wartete, bis sich die Schlange aufgelöst hatte. Deshalb fragte er mich: ‚Warum stellst du dich nicht an?‘ Ich erklärte es ihm und gab ihm ein kurzes Zeugnis. Der Name Jehovas Zeugen machte ihn neugierig. Statt sich am nächsten Tag vorzudrängeln, versuchte er, mich zu provozieren. Das Gespräch verlief wie folgt:
‚Du sagst, du seist ein Zeuge Jehovas. Nun, dann zeig mir mal in der Bibel, wo Gott sagt, wir sollten seine Zeugen sein.‘
‚Hast du eine Bibel zu Hause?‘ fragte ich.
‚Nein, aber mein Nachbar hat eine. Ich kann sie mir von ihm leihen. Wenn du mir in der Bibel zeigen kannst, daß Gott sagt, wir sollten seine Zeugen sein, werde ich einer werden.‘
‚Sei vorsichtig, was du sagst‘, warnte ich ihn.
‚Ich stehe zu meinem Wort‘, prahlte er.
Ich schrieb ihm die Schriftstelle Jesaja 43:9-12 auf. Zu Hause angekommen, ging er zu seinem Nachbarn, der ihm half, den Text zu finden. ‚Das reicht‘, sagte er zu seinem Nachbarn. Er ging nach Hause und kündigte seiner Frau an: ‚Ich werde ein Zeuge Jehovas.‘
‚Du bist verrückt‘, erwiderte sie. ‚Wie kannst du dich in einer Minute entscheiden, ein Zeuge Jehovas zu werden?‘
Am nächsten Tag an der Arbeitsstelle kam der Mann zu mir und erklärte: ‚Du hast recht. Ich möchte bald getauft werden.‘ Ich machte ihm klar, daß das nicht sofort gehe, sondern daß er zuerst die Bibel studieren müsse. Ein Studium wurde begonnen, und im Laufe der Zeit ließen sich nicht nur der Mann, sondern auch seine Frau und seine neun Kinder taufen. Heute dient er als Ältester. Drei Söhne sind Dienstamtgehilfen. Eine Tochter ist als Sonderpionierin tätig. Mittlerweile hat er so viele Menschen zur Wahrheit gebracht, daß man mit ihnen eine Versammlung bilden könnte.“
Bauprojekte sind ein Zeugnis
In Australien sind in den letzten drei Jahren über 100 neue Königreichssäle entstanden, 85 davon in zwei oder drei Tagen in Schnellbauweise. Ein besonderes Beispiel ist ein klimatisierter Saal, der an einem Wochenende in Port Hedland in Westaustralien errichtet wurde. Diese abgelegene Bergarbeiterstadt liegt an der Nordwestküste, etwa 1 600 km von der Bundesstaathauptstadt Perth entfernt. Da der Ort kilometerweit von Wüste umgeben ist, mußte praktisch das ganze Baumaterial von Perth und noch weiter entfernten Orten herbefördert werden; auch die Helfer mußten weite Strecken zurücklegen. Die Reisekosten bezahlten die Brüder, die freiwillig mitarbeiteten, aus eigener Tasche. Die kleine Versammlung von 97 Verkündigern in Port Hedland schätzte die ihnen von ihren Brüdern erwiesene Liebe sehr.
Und welch ein Zeugnis dies doch war! Zu sehen, wie Brüder aus mehr als 63 Versammlungen in der sengenden Hitze von 39 Grad Celsius arbeiteten, beeindruckte die Einheimischen außerordentlich. Zwei Kosmetikfirmen am Ort spendeten Sonnencreme im Wert von 800 $, damit sich die Arbeiter vor der intensiven Sonnenstrahlung schützen konnten. Viele Bürger waren erstaunt, daß so viele freiwillige Helfer auf eigene Kosten so weit reisten, und die Begeisterung und die gute Zusammenarbeit der Helfer beeindruckte die Behörden. Ein Beamter sagte: „Alle Achtung! Ich habe nie zuvor gesehen, daß etwas derartiges in solch einer abgelegenen Gegend zustande gebracht wurde.“
Im Februar 1988 ist in Japan ein neues sechsgeschossiges Druckereigebäude fertiggestellt worden, und seit März wird es benutzt. Aufgrund der Erfahrungen, die die Feuerwehr der Stadt Ebina schon früher mit unseren Brüdern gemacht hat, vertraut sie ihnen. Beamte der Brandschutzbehörde sagten zu den Brüdern im Zweigbüro: „Wenn es um die Beachtung von feuerpolizeilichen Vorschriften geht, geben Sie in Ebina das Beispiel.“ Nach der Fertigstellung der neuen Druckerei bat das Zweigbüro die Brandschutzbehörde, eine Routineinspektion des neuen Gebäudes vorzunehmen. Die Brüder erwarteten wie üblich zwei oder drei Vertreter der Dienststelle. Zu ihrer Überraschung besuchte sie am 1. März statt dessen fast die halbe Feuerwehr der Stadt Ebina, die noch ein Feuerwehrauto und eine Rettungsmannschaft mitbrachte. Die Feuerwehrleute kamen nicht nur, um das Gebäude zu inspizieren, sondern auch, um zu lernen, wie die Brandbekämpfungseinrichtungen des Zweigbüros zu verwenden sind. Der Chefinspektor war derart beeindruckt, daß die Zweiggebäude so gut den feuerpolizeilichen Vorschriften entsprachen, daß er sagte: „Jeder, der in Ebina mit Feuerbekämpfung zu tun hat, sollte das hier sehen.“
Freudige Botschaft für Verzagte
Eine Schwester in Argentinien berichtet, wie sie die Wahrheit kennenlernte und die Einladung an andere ergehen ließ. „Es bedrückte mich sehr, zu sehen, wie Menschen alt werden, ohne etwas gegen das Älterwerden tun zu können. Mein Arzt empfahl mir zu reisen, um Ablenkung zu haben, aber dadurch wurde mein Problem nicht gelöst. Ich heiratete, doch die innere Angst blieb. Einige Jahre später kam eine Frau an meine Tür und fragte nach der Adresse eines Nachbarn, der die Bibel studiert hatte, aber weggezogen war. Ich bat die Zeugin herein. Zwei Stunden lang erzählte sie mir interessante Dinge aus der Bibel. Am tiefsten beeindruckte mich die Tatsache, daß Gott ein neues System verheißt, in dem es keinen Tod, kein Alter, keine Krankheiten und keine Leiden mehr geben wird. Noch am selben Tag fing ich an, die Bibel zu studieren. Leider begannen einige meiner Angehörigen, mir Widerstand zu leisten oder mich wegen des Studiums zu verspotten, und andere waren völlig gleichgültig. Trotzdem fing ich an, mit meiner kleinen Tochter die Zusammenkünfte zu besuchen. Sobald es mir möglich war, reiste ich etwa 1 900 km, um meinen übrigen Verwandten die wunderbaren Wahrheiten, die ich kennenlernte, mitzuteilen. Wie glücklich war ich doch, als einige günstig darauf reagierten und ebenfalls begannen, die Bibel zu studieren!
Im Laufe der Zeit ließ der Widerstand immer mehr nach, und verschiedene Familienangehörige fingen an, zuzuhören und Interesse an der Wahrheit zu zeigen. Meine Eltern, mein Mann, fünf Brüder und mehrere Neffen bezogen Stellung für die Wahrheit. Heute verkünden über 80 erwachsene Zeugen und mehr als 40 Kinder die herrliche Botschaft von Gottes Königreich — einige sind Älteste, andere Dienstamtgehilfen. Ich danke Jehova, daß er jemanden geschickt hat, um mir zu helfen, meine Niedergeschlagenheit zu überwinden, und daß er mir und meiner Familie die Hoffnung geschenkt hat, ewig in seiner neuen Welt zu leben.“
Gennaro, ein Bruder aus Italien, berichtet, wie ihn Mitleid bewog, einen Fremden einzuladen und zu sagen: „Komm!“ „Als ich in einem Königreichssaal einen öffentlichen Vortrag hielt, fiel mir ein Mann in der Zuhörerschaft auf, der außergewöhnlich aufmerksam war. Nach der Zusammenkunft begrüßte ich ihn, und er erzählte mir, er habe ein sehr unglückliches Familienleben. Seine Frau sei der Wahrheit gegenüber sehr feindlich eingestellt. Sie habe sogar den Bruder, der mit ihm studierte, mit einem Stock aus dem Haus gejagt.
Irgendwie verlor ich den Kontakt zu diesem Mann. Später erfuhr ich von dem Bruder, der mit ihm studiert hatte, daß der Mann in einer Nachbarstadt wegen einer Lungenkrankheit im Krankenhaus liege. Ich ging zum Krankenhaus, und da ich seinen Familiennamen nicht kannte, begann ich, in jedem Zimmer nach ihm zu suchen. Schließlich fand ich ihn. Er war dünn geworden und sah niedergeschlagen aus. Doch als er mich erblickte, erhellte sich sein Gesicht. Er erzählte mir, daß ihn seine Verwandten seit Monaten nicht besuchten und daß seine Frau auch nicht häufig nach ihm sehen könne. Ich fing an jenem Tag ein Bibelstudium mit ihm an. Nach sieben Monaten wurde er entlassen. Seine Frau begann ebenfalls zu studieren, und ein paar Monate danach ließen sich beide taufen.
Später sagte dieser Bruder zu mir: ‚Erinnerst du dich noch an den Tag, als du mich im Krankenhaus besuchtest? Nun, du kamst gerade noch rechtzeitig. Einige Minuten später hätte ich allem ein Ende gemacht und wäre vom Balkon gesprungen. Aber deine Worte ermunterten mich, besonders als du mir versichertest, daß ich ein Teil der größten Familie der Welt, nämlich der Organisation Jehovas, werden könne.‘ “
In einem Land in Afrika, in dem das Werk verboten ist, nahm ein Mann, der gesundheitliche Schwierigkeiten hatte, ebenfalls die Einladung „Komm!“ an, und heute lädt er andere ein. Vor vielen Jahren, noch bevor er die Wahrheit kennenlernte, erkrankte er an Tuberkulose und wurde gelähmt. Ans Bett gefesselt und ganz niedergeschlagen, spielte er im Krankenhaus mit dem Gedanken, Selbstmord zu begehen. Dann kam er mit einigen Zeugen in Kontakt, die im gleichen Krankenhaus behandelt wurden. Ein Bibelstudium wurde eingerichtet, wodurch der Mann wieder Hoffnung schöpfte. Als man ihn in ein anderes Krankenhaus verlegte, setzte ein Sonderpionier das Bibelstudium mit ihm fort, und die Brüder am Ort halfen ihm, die Zusammenkünfte zu besuchen. Schließlich ließ er sich taufen. Sobald sein körperlicher Zustand besser wurde, nahm er den Hilfspionierdienst auf. Mit der Kraft Jehovas wurde er später allgemeiner Pionier, und seit 10 Jahren dient er als Sonderpionier.
Wie führt dieser Bruder seinen Predigtdienst durch? Mit Hilfe von Krücken oder im Rollstuhl. Er benutzt schmale Urwaldpfade, um in sein Gebiet zu kommen, das sich vom Ort aus bis zu 30 km erstreckt. In den vergangenen zwei Jahren des Verbots hat er sein Predigtdienstziel von 140 Stunden immer erreicht, und meistens berichtet er 160 bis 180 Stunden im Monat. Wenn man Brüder einsperrt, wendet er sich mutig an Beamte, um Fürsprache einzulegen, und gibt ihnen Zeugnis. Welch eine Quelle der Ermunterung er doch für alle ist, die ein körperliches Leiden haben!
Hast du einen vollen Anteil am Bekanntmachen der Königreichsbotschaft? Möge Jehova dich reichlich segnen, während du an andere die großartige Einladung ergehen läßt: ‘Komm! Nimm Wasser des Lebens kostenfrei!’
Jehova befriedigt unsere Bedürfnisse
Unser himmlischer Vater weiß genau, was wir benötigen und wann wir es benötigen. Die Bezirkskongresse „Göttliches Recht“, die im Juni 1988 begannen und bis ins Jahr 1989 hinein fortgesetzt werden, sind ein Beispiel dafür, wie Jehova die Bedürfnisse seines Volkes liebevoll befriedigt.
Über das Kongreßprogramm hieß es im Wachtturm vom 15. Februar 1988: „Wir können sicher sein, daß Jehova für uns ein ‚Festmahl‘ guter Dinge bereiten wird, das uns für das vor uns liegende Werk stärken und anspornen wird.“ Unsere Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. Daß Teile des Programms der Kongresse in den Vereinigten Staaten, Kanada, Asien und Europa mittels Standleitungen übertragen wurden, bewirkte ein starkes Gefühl der Verbundenheit. In einem Bericht hieß es: „Es war hinreißend, bei der Annahme der Resolution, in der Babylon die Große angeprangert wurde, das machtvolle ‚Ja!‘ zu hören. Mit der Schlüsselstadt durch eine Standleitung verbunden zu sein war zweifellos etwas Hervorragendes.“
Auf vielen Kongressen dankten die Missionare dafür, daß man es ihnen ermöglicht hatte, anwesend zu sein. Ein Pionier aus Vancouver in Kanada sagte, nachdem er die Erfahrungen der Missionare gehört hatte: „Die Berichte der Missionare haben mich unbeschreiblich im Glauben gestärkt.“
Die Kongresse in Kanada und in den Vereinigten Staaten wurden von 1 440 000 Personen besucht. In Europa haben über 1 100 000 Besucher aus dem Programm Nutzen gezogen. Wien in Österreich war die Schlüsselstadt für Kongresse in der Bundesrepublik Deutschland, in Luxemburg und in der Schweiz. Über 80 000 hörten die mittels Standleitung übertragenen Ansprachen. Beim ungarischen Programm waren mehr als 2 000 Personen anwesend. Ein Bruder, der die 3 600 beim jugoslawischen Programm anwesenden Brüder vertrat, rief aus: „Das war der Kongreß der Kongresse.“
Die Zahl der Täuflinge auf den Kongressen in Spanien und in Italien war außergewöhnlich hoch. In Valencia betrug sie z. B. 3,5 Prozent der Besucherhöchstzahl, in Sevilla 4 Prozent und in Oviedo 4,2 Prozent. Ähnlich war es in Italien.
In Griechenland sollte der Kongreß in einem neuen Stadion in Piräus stattfinden, aber der Mietvertrag wurde gelöst, weil die orthodoxe Geistlichkeit Widerstand leistete. Innerhalb von zwei Tagen trafen die Brüder Vorbereitungen dafür, daß der Kongreß in Malakasa abgehalten werden konnte. Dort haben sie einen schönen Kongreßsaal und ein großes Gelände, wo über 18 000 Personen Platz haben. Die Geistlichkeit hatte sich arg getäuscht, wenn sie glaubte, der Kongreß könne nicht stattfinden, wenn der Vertrag mit dem Stadion in Piräus gelöst werde. Ihr Widerstand hatte lediglich zur Folge, daß der Kongreß weit und breit bekannt wurde und daß die Brüder in ihrer Entschlossenheit bestärkt wurden (Phil. 2:12).
Die Kongresse, die im August in Venezuela und in Brasilien stattfanden, wurden von fast einer halben Million Menschen besucht. Repräsentativ für die guten Berichte, die der Öffentlichkeit übermittelt wurden, ist eine Sendung des brasilianischen Rundfunks, in der gesagt wurde: „Die Zeugen Jehovas demonstrieren Glauben. Sie demonstrieren beispielhafte Höflichkeit und beispielhaften Glauben, im Gegensatz zu den Fußballfans, die sich durch eine Hinterlassenschaft von Abfall auszeichnen.“
Im Fernen Osten wurden die Kongresse in Korea von 88 120 Personen besucht, und 2 130 wurden getauft. Die Kongresse dort fanden kurz vor Beginn der Olympischen Spiele statt. Der Verwalter der Seouler Sporthalle Chamshil schrieb folgendes: „Wir sind dabei, die Sporthalle für die Olympischen Spiele 1988, die in Seoul stattfinden, vorzubereiten. Bis zu ihrem Beginn sind es nur noch 50 Tage. Doch da Sie einen so guten Ruf haben, wollen wir Ihnen die Halle geben.“ Aus Japan wird berichtet, daß die 33 Kongresse in diesem Land von 240 355 Personen besucht wurden und daß 3 828 getauft wurden. Nach der Freigabe des Offenbarungs-Buches stellten sich Tausende von Pionieren an, um ihr Gratisexemplar zu erhalten.
Im Bereich der Westindischen Inseln war Kingston auf Jamaika die Schlüsselstadt für die Kongresse auf Antigua, Barbados, Guyana und Trinidad. Die höchste Besucherzahl wurde am Sonntagnachmittag beim öffentlichen Vortrag erreicht — 36 867 Personen kamen, um ihn zu hören.
Im September hatten bereits über 4 000 000 Personen diese Kongresse besucht, dabei erwarten wir aus den Ländern der südlichen Hemisphäre noch weitere Berichte über die Bezirkskongresse „Göttliches Recht“.
Im vergangenen Dienstjahr wurde in Verbindung mit den Kreisen etwas Neues eingeführt, was der geistigen Gemeinschaft und der Belehrung dient. Es handelt sich dabei um eine eintägige Zusammenkunft, „Tagessonderkongreß“ genannt. Ein Kreisaufseher aus den Vereinigten Staaten schrieb: „Sehr nützlich war es, daß großer Nachdruck auf das persönliche Studium der Bibel und der Publikationen gelegt wurde sowie darauf, sich intensiver zu bemühen, das Gelernte anzuwenden.“
Im Dienstjahr 1988 wurde auch die Königreichsdienstschule zum Nutzen von Ältesten und Dienstamtgehilfen durchgeführt. Das Zweigbüro in Sambia schreibt: „Die Schule, in der der Watch Tower Publications Index 1930-1985 [Index der Wachtturm-Publikationen 1930—1985] verwendet wurde, war sehr zeitgemäß. Ein großer Teil des besprochenen Aufschlusses war gerade das, was wir in unserem Gebiet brauchen.“
Außerdem begann im vergangenen Jahr die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung. Welchem Zweck dient sie, und worin besteht ihr Nutzen?
Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung eröffnet
Die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung wurde am 1. Oktober 1987 im Kongreßsaal in Coraopolis (Pennsylvanien, USA) eröffnet. Drei Glieder der leitenden Körperschaft, Bruder Jaracz, Bruder Klein und Bruder Schroeder, waren am Programm beteiligt, und rund 1 600 Brüder aus Pittsburgh und Umgebung waren anwesend.
Was ist der Zweck der Schule? Da die eingesammelte Ernte weit über drei Millionen beträgt, ist die Zeit dafür gekommen, daß weitere befähigte Männer nicht nur die Führung im Evangelisierungswerk übernehmen, sondern auch die Herde hüten und in der Versammlung lehren. Der Zweck der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung besteht also darin, Männer mit geistigen Qualifikationen dafür auszurüsten, daß sie noch mehr Verantwortung in der Organisation übernehmen können.
Was soll gemäß dem Lehrplan der Schule behandelt werden? Der achtwöchige Kurs sieht ein intensives Studium der Bibel vor. Auch werden administrative, rechtliche und organisatorische Angelegenheiten besprochen sowie die Verantwortlichkeiten der Aufseher und der Dienstamtgehilfen; ferner werden die Studenten sorgfältig im öffentlichen Reden ausgebildet. Die Unterweiser widmen der geistigen Entwicklung eines jeden Studenten besondere Aufmerksamkeit.
Am Sonntag, den 29. November 1987 fand die Abschlußfeier für die 24 Ältesten und Dienstamtgehilfen der ersten Klasse statt. Sie wurden in 10 Länder geschickt. Die zweite Klasse, die 26 Älteste und Dienstamtgehilfen zählte, wurde in Los Angeles (Kalifornien, USA) unterwiesen. Die Abschlußfeier war am 22. Mai 1988, und die Brüder wurden 11 Ländern zugeteilt. Die Ansprachen sowohl in Pittsburgh als auch in Los Angeles hielten jeweils der Stadtaufseher, der Kongreßsaalaufseher, die zwei Unterweiser und ein Glied der leitenden Körperschaft.
Insgesamt werden Versammlungen und Gebiete in 15 Ländern Nutzen aus dem Dienst der Brüder ziehen, die diese ersten beiden Klassen besucht haben. Das erinnert uns an die Worte aus Micha 4:1, 2: „Und es soll geschehen im Schlußteil der Tage, daß der Berg des Hauses Jehovas fest gegründet werden wird über dem Gipfel der Berge, und er wird gewiß erhaben sein über die Hügel; und zu ihm sollen Völker strömen. Und viele Nationen werden ganz bestimmt hingehen und sagen: ‚Kommt, und laßt uns zum Berg Jehovas hinaufziehen und zum Haus des Gottes Jakobs; und er wird uns über seine Wege unterweisen, und wir wollen auf seinen Pfaden wandeln.‘ Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort Jehovas von Jerusalem.“
Zogen die Studenten aus der Schule Nutzen? Ja! In einem Dankesbrief brachten die Studenten der ersten Klasse zum Ausdruck, wie sie über den Schulkurs dachten: „Zweifellos sind wir fähigere Diener Gottes geworden. Alle von der Klasse sind der gleichen Meinung — diese Schule war der Höhepunkt unseres geistigen Lebens.“ Und in einem Brief von der zweiten Klasse hieß es auszugsweise: „Der Kurs hat alle unsere Erwartungen übertroffen. Keiner von uns hat damit gerechnet, daß er so gründlich und intensiv sein würde ... In unseren Zuteilungen werden wir bestrebt sein, den in den acht Wochen erhaltenen vorzüglichen Rat anzuwenden.“
Da die Absicht besteht, die Schule zu erweitern, wurden im ersten Jahr vier zusätzliche reisende Aufseher als Unterweiser geschult. In einigen Ländern außerhalb der USA wurden unverheiratete Älteste und Dienstamtgehilfen, die sich für den Besuch der Schule interessieren, interviewt. Auch wurden Vorkehrungen getroffen, daß in bestimmten Ländern Brüder, die der englischen Sprache mächtig sind, mit dem Bezirksaufseher zusammenkommen können, wenn sie ihren Kreiskongreß besuchen. So werden noch viele die Gelegenheit erhalten, die Schule zu besuchen und dann irgendwo im weltweiten Feld zu dienen, wo sie benötigt werden.
Bestimmungsübergaben von Zweigbüros bereiten Freude
„Die Versammlungen wurden ... im Glauben weiterhin befestigt und nahmen von Tag zu Tag an Zahl zu“, schrieb Lukas, als er das schnelle Wachstum des Christentums im ersten Jahrhundert beschrieb (Apg. 16:5). Desgleichen ist die stetige Zunahme der Zahl von Zeugen Jehovas weltweit ein fester Beweis dafür, daß der Ruf der Braut des Lammes „Komm!“ beantwortet wird (Offb. 22:17). Welch ein Grund zur Freude! Doch mit der Begeisterung wächst auch die Notwendigkeit, bestehende Zweigbüros zu erweitern oder ganz neue Zweigbüros mit Druckerei und Wohnheim zu bauen. Deshalb sind im vergangenen Dienstjahr acht Zweigbüros der Bestimmung übergeben worden. Laßt uns diese außergewöhnlichen Entwicklungen kurz näher beleuchten.
Ecuador
Der 11. Oktober 1987 war für unsere Brüder in Ecuador ein Tag großer Freude, denn Bruder Daniel Sydlik, ein Glied der leitenden Körperschaft, übergab das neue Zweigbüro der Bestimmung. In seiner begeisternden Ansprache vor einer Zuhörerschaft von 5 500 Personen sagte er: „Damit ein Opfer für Jehova etwas bedeutet, muß es zuerst uns etwas bedeuten.“ Wie recht er doch hatte! Denn über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren waren über 200 ecuadorianische Zeugen und 270 Zeugen aus 14 Ländern auf eigene Kosten angereist, um beim Bau des Zweigbüros mitzuhelfen. Sogar ein 12jähriger Junge wollte etwas zum Bauprojekt beitragen und machte eine Spende, die die Herzen aller bewegte. Er lag wegen Leukämie im Sterben und bat seine Mutter, seine Spende von 118 Sucre (59 Cent) an die Brüder im Zweigbüro zu schicken.
Im Jahre 1977 hatte ein Bruder freundlicherweise ein 34 ha großes Stück Land gespendet, das nur 18 km von der Stadtgrenze von Guayaquil entfernt liegt. Hier wurden das Zweiggebäude und ein Kongreßsaal erstellt. Diese schönen Gebäude werden allein schon durch ihre Lage einen Anteil an der Bekanntmachung des Namens Gottes haben. Hunderttausende von Menschen, die jedes Jahr zu den Stränden fahren, werden an diesem neuen Zweigbüro vorbeikommen.
Papua-Neuguinea
Das Datum: 12. Dezember 1987. Der Anlaß? Die Bestimmungsübergabe eines neuen Zweigbüros im Land der 700 Sprachen — Papua-Neuguinea. Und der Redner? Bruder Robert W. Wallen aus der Zentrale in Brooklyn, der gerade als Zonenaufseher diente. Er hielt vor einer glücklichen Zuhörerschaft von 564 Personen die Ansprache zur Bestimmungsübergabe.
Vor mehr als 35 Jahren, im Dezember 1951, brachten zwei eifrige Zeugen, Tom und Rowena Kitto, zum erstenmal die Wahrheit nach Port Moresby, der Hauptstadt von Papua-Neuguinea. Im Jahre 1955 predigten 61 Verkündiger fleißig die gute Botschaft. Heute zählt der Zweig 2 023 Verkündiger.
Im September 1960 wurde dort ein Zweig gegründet, und das Wohnzimmer im Haus eines Verkündigers diente als erstes Zweigbüro. Später wurde das Zweigbüro in ein größeres Gebäude verlegt. Aber das Wachstum des Königreichswerkes machte eine weitere Ausdehnung erforderlich. So begann man im Mai 1982 mit den Planungen für ein neues Zweigbüro und ein Wohnheim. Gestützt auf Pläne, die in der Zentrale in Brooklyn angefertigt worden waren, bauten Freiwillige aus Australien, Neuseeland und natürlich aus Papua-Neuguinea ein viergeschossiges Gebäude, in dem Wohnräume, Büros und eine Druckerei untergebracht sind. Insgesamt stellten 200 ständige Helfer (durchschnittlich waren immer 54 tätig) ihre Zeit und Arbeitskraft während vier Jahren zur Verfügung. Aufgrund der strengen Einwanderungs- und Arbeitsgesetze in Papua-Neuguinea verlangte das Arbeitsministerium, daß jeder freiwillige Helfer einen Einheimischen beim Bau schulte. Auf diese Weise wurden 30 einheimische Brüder und Schwestern auf der Baustelle handwerklich ausgebildet.
Das Zweigbüro sieht einzigartig aus. Zum erstenmal wurden in Papua-Neuguinea bei einem Gebäude bunte Betonbausteine verwendet. Manchmal fühlten sich die Helfer allerdings auch erschöpft und unfähig, mit verschiedenen Problemen fertig zu werden, aber Jehova flößte ihnen „Kraft“ ein, damit sie ihre Schwachheit überwinden konnten (Jes. 40:29). Das neue Zweigbüro soll nicht einen Erbauer ehren, sondern ein Zeugnis dafür sein, daß Jehovas Geist durch seine unvollkommenen Diener wirksam war. Welche Freude erfüllte doch das Herz unserer Brüder, als das Projekt zur Vollendung gebracht wurde!
Guyana
Im ersten Jahrhundert verwendeten Aquila und Priska ihr Haus für theokratische Zwecke (1. Kor. 16:19). Desgleichen stellte ein liebevoller, demütiger Bruder in Guyana von 1914 bis 1946 — dem Jahr, als man das erste Zweiggebäude und Missionarheim erwarb — sein Haus als Zweigbüro zur Verfügung. Im Jahre 1946 betrug die Verkündigerhöchstzahl 91. Doch im Dienstjahr 1987 war eine Höchstzahl von 1 353 Verkündigern zu verzeichnen. Aufgrund dieser Mehrung machte man Pläne für den Bau eines neuen Zweigbüros.
Einen bedeutenden Anteil an dem Bauprojekt hatten hart arbeitende Schwestern. Sie stellten mit einfachen Mitteln Zementbausteine her. Etwa 120 Schwestern, die in Gruppen von 10 bis 12 eingeteilt waren, fertigten mit Hilfe von 16 Gußformen rund 12 080 Zementbausteine in 55 Tagen an. Das Gebäude selbst könnte allerhand erzählen.
An Wochenenden wimmelte es auf der Baustelle von freiwilligen Arbeitern aus den Ortsversammlungen. Der Premierminister des Landes und sein Gefolge besuchten sogar die Baustelle und machten lobende Bemerkungen. Ein einheimischer Zimmermann sagte: „Ihr leistet bei eurem Bau erstklassige Arbeit.“
Am Abend des 14. Januar 1988 hielt Bruder Don A. Adams aus der Zentrale in Brooklyn als Zonenaufseher die Ansprache zur Bestimmungsübergabe vor 1 935 Personen, die sich in dem geräumigen Vortragssaal des Landeskulturzentrums in Georgetown versammelt hatten.
Ghana
Seit 1924 wird die Wahrheit in Ghana gepredigt. Der 30. Januar 1988, ein Samstag, wird als ein denkwürdiger Tag in die Geschichte des Zweigbüros dieses Landes eingehen, denn an diesem Tag wurden die neuen Zweiggebäude der Bestimmung übergeben. Die Ansprache zur Bestimmungsübergabe hielt Bruder Theodore Jaracz von der leitenden Körperschaft vor einer Zuhörerschaft von 3 812 Personen. Die Gebäude haben sich als ein gewaltiges Zeugnis für Jehovas Namen erwiesen. Eine Schwester aus dem Mittleren Westen der Vereinigten Staaten, deren ungläubiger Ehemann die Investitionskonferenz für Ghana im Kwame-Nkrumah-Konferenzzentrum in Accra besuchte, schreibt beispielsweise:
„Während der Konferenz, bei der mein Mann anwesend war, wurde das Zentrum häufig als das zweitschönste Gebäude in Ghana bezeichnet. Daraufhin fragte er seinen Begleiter, einen ghanaischen Bauunternehmer: ‚Welches ist das schönste Gebäude?‘ Der Begleiter antwortete: ‚Eine Kirche, die Jehovas Zeugen gebaut haben.‘ “
Unter den vielen Menschen, die das Zweigbüro im Laufe des Jahres besuchten, befanden sich 40 Studenten und Lehrkräfte von der architektonischen Fakultät der Universität für Wissenschaft und Technologie in Kumasi, 300 km nördlich von Accra. Die Gruppe war von dem neuen Zweigbüro derart beeindruckt, daß die Lehrkräfte der Universität vorschlugen, Vorkehrungen für eine regelmäßige Besichtigung zu treffen.
Ghanas erstes Zweigbüro in Accra öffnete am 1. Januar 1948 seine Pforten. Gegen Ende der 60er Jahre, als es bereits 7 000 Verkündiger gab, war das „Ein-Raum“-Zweigbüro zu klein geworden. So baute man ein zweigeschossiges Bethelheim mit acht Schlafräumen, das am 19. März 1963 der Bestimmung übergeben wurde. 1973 mußte man wieder erweitern, und 1978 kaufte man das jetzige 7 ha große Grundstück, um die Druckereieinrichtungen unterzubringen.
Hawaii
Am Morgen des 3. April 1988 regnete es in Honolulu. Dadurch konnte jedoch nicht die Begeisterung der 5 870 Personen gedämpft werden, die sich im Stadion versammelt hatten, um die erfrischende Ansprache zur Bestimmungsübergabe von Bruder Milton G. Henschel, einem Glied der leitenden Körperschaft, zu hören. Weitere 2 838 Brüder, die auf den Inseln Maui, Kauai und der Hawaii-Insel zusammengekommen waren, hörten das eintägige Programm, das in Honolulu stattfand, über Standleitungen. Das Programm der Bestimmungsübergabe bildete den Abschluß einer Reihe theokratischer Ereignisse, die Ende März begonnen hatte, als sich mehrere Glieder der leitenden Körperschaft an der Gedächtnismahlfeier sowie an Tagessonderkongressen beteiligten, die auf Kauai, Oahu, Maui und der Hawaii-Insel abgehalten wurden. Welch ein großartiges theokratisches Ereignis in der 70jährigen Geschichte des Volkes Jehovas auf Hawaii dies doch war!
Wie wurde das Grundstück auf einer Insel, wo Bauland sehr gefragt ist, ausfindig gemacht? Im Jahre 1985 wurde ein ehemaliges Supermarktgebäude zum Kauf angeboten. Da es eine ideale Lage hatte, erwarb man es im November jenes Jahres. Nach Abschluß umfangreicher Planungen und Umbauarbeiten im August 1987 verlegte man die Büros in das neue Gebäude, das außerdem zwei Königreichssäle beherbergt. Die Bethelfamilie zog in geräumige neue Wohnräume ein, die sich im zweiten Geschoß befinden.
Als Charles T. Russell, der erste Präsident der Watch Tower Society, Honolulu 1912 besuchte, gab es noch keine Bibelforscher auf den Inseln. Heute gibt es auf Hawaii 72 Versammlungen, und die Verkündigerhöchstzahl beträgt 5 729.
Hongkong
Während all der Jahre theokratischer Tätigkeit in Hongkong hat es Jehova nie versäumt, zur rechten Zeit für das zu sorgen, was nötig war. Alle wurden an diese Tatsache erinnert, als Lyman A. Swingle von der leitenden Körperschaft am 7. Mai 1988 ein neues Gebäude der Bestimmung übergab und es dem Dienst Jehovas widmete. Doch warum war dieses neue Gebäude erforderlich geworden?
Werfen wir einmal einen kurzen Blick auf das, was seit der Eröffnung des ersten Zweigbüros am 1. September 1950 geschehen ist. Jenes erste Zweigbüro, das sich in der Tai Po Road in Hongkong befand, hatte nur neun Verkündiger zu betreuen. Mehrere Jahre später verlegte man das Zweigbüro in die Prince Edward Road 312. Um das Jahr 1979 begann die Suche nach einem anderen Ort, was in dieser übervölkerten Stadt fast unmöglich schien. Dann entdeckte eine Schwester eines Tages in einer Zeitung, daß in der Kent Road 4 (Kowloon Tong) ein Grundstück zum Kauf ausstand. Man kaufte es, und das Zweigbüro wurde in einen sauberen, ruhigen Vorort verlegt, wo es für die Versammlungen in der ganzen Kolonie eine ideale Lage hatte.
Im Juni 1983 wurde zum erstenmal eine Höchstzahl von 1 000 Verkündigern erreicht. Nur vier Jahre später zählte man bereits 1 600. Um noch weitere Arbeit bewältigen zu können, mußte die Bethelfamilie vergrößert werden.
Alle Bemühungen, an irgendeiner Seite des Zweigkomplexes ein Grundstück zu kaufen, waren vergeblich. Dann kam eines Tages mit der Post ein Brief, in dem ein bebautes Grundstück in derselben Straße zum Kauf angeboten wurde, und zwar nur vier Häuser vom Zweigbüro entfernt. Als die Brüder es besichtigten, trauten sie kaum ihren Augen. Vor ihnen stand ein noch nicht benutztes modernes Gebäude. Ja, es wurde dem Bethelkomplex hinzugefügt und von Bruder Swingle der Bestimmung übergeben.
Portugal
Portugal, von dem ein berühmter Dichter sagte, dort ende das Land und beginne das Meer, betreibt hauptsächlich Fischerei. Aber in den letzten Jahren ist in diesem kleinen europäischen Land an der Atlantikküste eine andere Art des Fischens durchgeführt worden, die das Leben vieler der nahezu 10 Millionen Einwohner berührt.
Am 13. Mai 1925 nahm der geistige Fischfang seinen Anfang, als Bruder Rutherford Lissabon besuchte und vor einer Zuhörerschaft von über 2 000 Menschen einen Vortrag hielt. Dem Volk Jehovas standen allerdings schwierige Jahre bevor. Das Werk wurde verboten, unsere Brüder wurden verfolgt und eingesperrt, und das Zweigbüro war von verschiedenen Wohnungen aus im Untergrund tätig.
Wie aus heiterem Himmel machte eine politische Revolution am 25. April 1974 einer alten Diktatur ein Ende. Und im Dezember erhielt Jehovas Volk offiziell die religiöse Freiheit. Im Februar 1975 mietete man in Estoril ein großes Haus mit 20 Zimmern, das als Zweigbüro dienen sollte. Von hier aus wurde nicht nur das Werk in Portugal, sondern auch auf Madeira, auf den Azoren, in Angola und auf São Tomé beaufsichtigt. Zehn Jahre später war das Bethel zu klein, denn die Verkündigerzahl war auf 28 984 angestiegen. Also suchte man Land für ein neues Zweiggebäude und fand es schließlich. Eine Firma wurde beauftragt, den Stahlbetonrohbau zu errichten. Der übrige Teil des Bauprojekts wurde von freiwilligen Helfern, die alle Zeugen Jehovas waren, fertiggestellt.
Wie konnte solch ein großer Komplex finanziert werden? Portugal ist zwar kein reiches Land, aber die Brüder spendeten „über ihr tatsächliches Vermögen hinaus“ und wurden dafür reichlich gesegnet (2. Kor. 8:2-4). Eine Familie mit fünf Kindern beriet gemeinsam, wie sie Hilfe leisten könnte. Die Töchter spendeten ihren Schmuck und ein Sohn das Geld, das er für ein Fahrrad gespart hatte. In einem Brief an das Zweigbüro schrieb der Vater: „Diese Spende ist das Ergebnis des Verkaufs von drei Armbändern, fünf Ringen und einem Paar Ohrringe, hinzu kommt noch das Geld aus den Sparbüchsen der Kinder.“
Die Bestimmungsübergabe fand am Samstagmorgen, den 23. April 1988 in dem neuen Königreichssaal statt und wurde mit Hilfe von Fernsehapparaten in die Fabrik und durch Standleitungen in das Fußballstadion Restelo in Lissabon übertragen. Das Morgenprogramm endete mit der glaubensstärkenden Ansprache zur Bestimmungsübergabe von Bruder Milton G. Henschel.
Am Nachmittag fuhr Bruder Henschel zum Restelo-Stadion und sprach dort zu einer Zuhörerschaft von 45 522 Personen — eine noch nie dagewesene Höchstzahl — über das Thema: „Werden die Steine schreien müssen?“ Die Tatsachen zeigen, daß in Portugal die Steine nicht schreien müssen, was die neue Höchstzahl im August von 33 739 Verkündigern beweist. Heute kommen in Portugal auf einen Zeugen, der die gute Botschaft predigt, 291 Einwohner.
Zypern
Zypern, die drittgrößte Insel im Mittelmeer, ist der Schauplatz christlicher Tätigkeit, seitdem Paulus und Barnabas 47/48 u. Z. ihren Fuß auf die Insel setzten (Apg. 13:12). Die Insel hat eine Bevölkerung von rund 620 000 Menschen und besteht aus griechischen, türkischen, armenischen und maronitischen Gemeinden.
In der Neuzeit wurde die Wahrheit 1924 nach Zypern gebracht. Aus den drei Verkündigern der guten Botschaft im Jahre 1925 waren bis zum Jahre 1948 59 geworden. In diesem Jahr wurde das erste Zweigbüro der Gesellschaft eröffnet. Als man 1969 ein neues Zweigbüro und Bethelheim baute, war die Verkündigerzahl auf 485 angestiegen.
Aber 1974 fanden drastische Veränderungen statt. Bei einem Putsch wurde der Präsident gestürzt, und wenige Tage später besetzten Truppen den Nordteil Zyperns. Inmitten der Kämpfe, während Kugeln die verschlossenen Fensterläden durchlöcherten, wurde das Zweigbüro evakuiert. Also leitete man von 1974 an das Werk von einem ehemaligen Missionarheim in Limassol aus, der zweitgrößten Stadt der Insel.
In der Zwischenzeit wurde in Nissou, einem kleinen Dorf, das 19 km von der Hauptstadt Nikosia entfernt liegt, ein Gebäude gekauft und renoviert. Bruder Carey Barber von der leitenden Körperschaft übergab das neue Zweiggebäude am 2. August 1988 der Bestimmung.
Afrika
An alle, die nach Gerechtigkeit dürsten, ergeht die Einladung, zu kommen und Jehovas Freigebigkeit zu verspüren. Auf dem afrikanischen Kontinent hören Menschen diesen Ruf und reagieren begeistert darauf. In ostafrikanischen Ländern zum Beispiel, die der Aufsicht des Zweigbüros in Kenia unterstehen, haben sich die Verkündiger trotz der galoppierenden Inflation und der schrecklichen Hungersnot eines wunderbaren Jahres theokratischer Tätigkeit erfreut.
In Kenia waren Diener Jehovas trotz körperlicher Behinderung fest entschlossen, Gott ganzherzig zu dienen. Ein Bruder, der ungläubige Eltern hat, erkrankte als Kind an Kinderlähmung, weshalb er nur an Krücken gehen kann. Um die Zusammenkünfte zu besuchen, ging er regelmäßig samstags 15 km zu Fuß, blieb dann an der Zusammenkunftsstätte über Nacht und ging sonntags die 15 km wieder zurück nach Hause. Die Freude, Ermunterung und Gemeinschaft bei den Zusammenkünften veranlaßten ihn, weiterhin zu kommen. Nachdem er mehrere Monate den Hin- und Rückweg zu Fuß gemacht hatte, waren seine Eltern überzeugt, daß er sich nicht davon abbringen lassen würde. Daher machten sie ihm den Vorschlag, ihm das Fahrgeld zu geben.
In einem Land, das vom kenianischen Zweigbüro betreut wird, lebte ein hoher Beamter einer politischen Partei. Wenn man unsere Brüder vor den Beamten schleppte und fälschlicherweise des Unrechttuns bezichtigte, war er stets von ihrem ausgezeichneten Benehmen beeindruckt. War sein Vorgesetzter nicht da, benutzte er manchmal seine Stellung, um unsere angeklagten Brüder freizulassen. Im Laufe der Zeit bekam er in politischer Hinsicht Schwierigkeiten mit einem mächtigen Rebellenführer, der in diesem Gebiet tätig war. Die Regierung beauftragte den Beamten, den Rebellen zu fassen und zu töten. Um den Plan der Regierung zu durchkreuzen, verschwor sich die Rebellengruppe zu einem Attentat auf den Regierungsbeamten. Daraufhin wurde der Beamte in die Hauptstadt versetzt, fälschlich angeklagt und ins Gefängnis gesteckt. Vor seiner Freilassung hatte er Zeugen Jehovas getroffen und ein Exemplar des Buches Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt entgegengenommen. Sobald er wieder zu Hause war, nahmen Brüder am Ort Kontakt mit ihm auf und richteten ein Bibelstudium bei ihm und seiner Frau ein.
Schließlich begann auch der ehemalige Rebell, der sich nun niedergelassen und eine Beschäftigung als Schullehrer angenommen hatte, mit dem Bruder die Bibel zu studieren, der mit dem Regierungsbeamten ein Heimbibelstudium durchführte. Eines Tages trafen sich die einstigen Feinde zufällig in der Wohnung des Bruders. Welch ein Schock! Aber allmählich überwanden sie ihren Haß und ihr Mißtrauen. Beide machten zusammen mit ihren Frauen Fortschritte in der Wahrheit, und beide ließen sich am gleichen Tag taufen.
Wie wichtig es ist, am Arbeitsplatz in sittlicher Hinsicht ein gutes Beispiel zu geben, zeigt ein Bericht aus Senegal. Ein junger Mann, der mit Jehovas Zeugen die Bibel studierte, las in einer Ausgabe des Wachtturms, der das Thema Ehrlichkeit behandelte, und beschloß, den darin enthaltenen Rat an seinem Arbeitsplatz anzuwenden. Also installierte er an den Benzintanks der Geschäftswagen Schlösser, damit Arbeitskollegen kein Benzin stehlen konnten. Der Arbeitgeber bemerkte, daß weit weniger Benzin verbraucht wurde als sonst, und erkundigte sich nach dem Grund. Als er von dem Vorgehen des jungen Mannes erfuhr, belohnte er ihn für seine Ehrlichkeit, indem er ihn als Betriebsleiter einsetzte.
Auf der Insel Madagaskar sprachen zwei Pionierschwestern bei einem älteren Mann vor, der sie mit der Frage überfiel: „Die Seele ist doch sterblich, oder?“ Der Mann dachte, die Pionierinnen gehörten zu einer Kirche der Christenheit, und erwartete, daß sie antworteten: „Die Seele ist unsterblich.“ Statt dessen entgegneten sie: „Wie denken Sie darüber?“
„Die Seele stirbt“, sagte der ältere Mann entschlossen. „Wir stimmen Ihnen zu“, erwiderten die Pionierinnen. Erstaunt fragte er sie, wie er dieses Thema anderen erklären könne. Auf der Stelle wurde ein Bibelstudium eingerichtet. Der Mann sagte zu ihnen: „Ich habe seit langem zu Gott gebetet, er möge mir die Wahrheit zeigen. Jetzt habe ich sie gefunden, und ich bin ihm so dankbar dafür.“
Es ist ein Schutz, wenn andere unsere neutrale Haltung kennen, besonders wenn rivalisierende politische Gruppen das Gesetz selbst in die Hand nehmen und rücksichtslos jeden ermorden, der nicht ihrer Meinung ist. Patrick, ein Bruder in Südafrika, freute sich nach einem schönen Abend mit seiner Familie auf sein gemütliches Bett. Plötzlich riß ihn ein lautes Pochen an der Haustür aus seinem friedlichen Schlaf.
„Aufmachen!“ schrie eine politische Bande Jugendlicher. „Sonst schlagen wir die Tür und die Fenster ein.“ Mutig öffnete unser Bruder die Tür und stellte sich dem Pöbel.
„Hast du nicht gewußt, daß heute nacht alle zum Haus des induna [Militärführers] gehen, um es anzugreifen?“ fragten sie. Unser Bruder erklärte, daß er deshalb nichts davon erfahren habe, weil die meisten in seiner Nachbarschaft wüßten, daß er sich nicht an Kämpfen beteilige. „Hol deine Waffen, und sei ein Mann“, forderten die Jugendlichen ihn auf.
Der Bruder griff nach dem Schwert des Geistes, seiner Bibel, und den Veröffentlichungen der Gesellschaft und sagte zu ihnen: „Das sind die einzigen Waffen, die ich besitze.“ Trotzdem zwangen sie ihn, in ihr Lager mitzugehen, da er seine neutrale Haltung ihren Führern erläutern sollte. Als er dort ankam, rief ein einheimischer Jugendlicher, der den Bruder kannte: „Warum habt ihr diesen Mann hergebracht? Er ist ein Bibelforscher. Laßt ihn gehen, und sollte es irgendwelche Beschwerden geben, übernehme ich die Verantwortung.“ Auf diese Weise war die neutrale Haltung unseres Bruders für ihn der Schlüssel zur Freiheit.
Asien
In den asiatischen Ländern führt Jehovas Volk das Königreichswerk fleißig und ohne Unterlaß durch. Wie ein guter Landwirt, der „reichlich sät“, haben sie ‘reichlich geerntet’ (2. Kor. 9:6). In Birma fiel einer Lehrerin auf, daß eine Schülerin zwischen ihren Büchern eine Zeitschrift versteckt hatte. Die Lehrerin schnappte sich die Zeitschrift. Es war eine Wachtturm-Ausgabe. Sofort las die Lehrerin sie mit wachsendem Interesse von vorn bis hinten durch.
Nach dem Unterricht fragte sie die Schülerin, wo sie die Zeitschrift her habe. „Von den Leuten, die von Haus zu Haus gehen“, lautete die Antwort. Die Lehrerin brannte darauf, diese Leute zu sprechen. Ihr Wunsch erfüllte sich. Kurze Zeit später sprach eine Pionierin bei ihr vor. Ein Heimbibelstudium wurde eingerichtet. Heute belehrt diese Lehrerin, eine Mutter von sechs Kindern, ebenfalls andere anhand der Bibel, indem sie als Hilfspionier von Haus zu Haus geht.
In Israel macht sich der Einfluß der Tradition und des Konformismus stark bemerkbar. Oftmals ist es für Israelis leichter, die Königreichsbotschaft in einem anderen Land unvoreingenommen zu prüfen. Ein Beispiel ist Keren. Nachdem sie ihren Militärdienst in Israel abgeleistet hatte, wollte sie die Welt sehen. Während ihres Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten kam sie mit Jehovas Zeugen in Verbindung. Begeistert davon, die biblischen Lehren kennenzulernen, studierte sie mehrmals in der Woche die Bibel und besuchte regelmäßig die Zusammenkünfte. Sie machte schnell so weit Fortschritte, daß sie sich Jehova hingab. Zögerte sie, nach Israel zurückzukehren, weil einige ihrer Familienangehörigen gegenüber dem neugefundenen Glauben feindlich eingestellt waren? Nein, sie freute sich darauf zurückzukehren und dient heute regelmäßig jeden Monat als Hilfspionier.
Ein Israeli namens Rami zog mit seiner Frau und seinen Kindern von einem Land ins andere um. In Neuseeland kam er mit Jehovas Zeugen ins Gespräch. Was er hörte, gefiel ihm. Mittlerweile besuchten ihn seine Eltern, die in einem Gebiet in Israel leben, das von Jehovas Zeugen nicht bearbeitet wird. Er hatte ihnen schon oft brieflich Zeugnis gegeben, aber als sie die gute Botschaft vom Königreich aus dem Mund ihres Sohnes hörten, fragte der Vater: „Warum hat uns das unser Rabbiner nicht gesagt?“ Die Eltern begannen, alle Zusammenkünfte zu besuchen, und wohnten dem Bibelstudium bei, das die Zeugen mit Rami durchführten. Der viermonatige Aufenthalt der Eltern in Neuseeland reichte aus, um sie von der Wahrheit zu überzeugen. Nach ihrer Rückkehr nach Israel waren sie sogleich bereit, ihren vielen Angehörigen und Bekannten Zeugnis zu geben und die feindliche Haltung in Kauf zu nehmen, die viele von ihnen gegenüber ihren neuen Ansichten einnehmen würden. Sofort nahmen sie mit der nächstgelegenen Versammlung Kontakt auf, und seither führen die Brüder ein Bibelstudium mit ihnen durch.
Um die Zusammenkünfte zu besuchen, fahren Ramis Eltern hin und zurück fast 130 km. Da diese Familie sehr bekannt ist, hat sich die Neuigkeit, daß sie mit Jehovas Zeugen Gemeinschaft pflegt, in ihrer Heimatstadt wie ein Lauffeuer verbreitet. Um auf die gute Botschaft aufmerksam zu machen, legt Ramis Vater die Veröffentlichungen der Gesellschaft im Büro seines Geschäftes aus. Dadurch, daß Königreichssamen im weit entfernten Neuseeland ausgesät worden ist, erhalten die Menschen in jenem Teil Israels nun ein gutes Zeugnis. Wie ging es mit Rami und seiner Frau weiter? Sie ließen sich vergangenen Juni taufen.
Eine Schwester in Pakistan, die den Haus-zu-Haus-Dienst erst kurze Zeit durchführte, erlebte etwas, wodurch ihr Vertrauen zu Jehova gestärkt wurde. Im Predigtdienst wurden sie und ihr Begleiter von jungen Männern in einem Haus festgehalten, da sie etwas dagegen hatten, daß sie das Christentum predigten. Einer der Männer rief seinen Vater, einen Polizeibeamten, an und bat ihn, zu kommen und die beiden Verkündiger festzunehmen. Als der Vater kam und die Zeitschrift Der Wachtturm sah, befahl er seinem Sohn, die Zeugen nicht zu behindern, und sagte: „Das ist ihr Glaube, und sie müssen das predigen.“ Die jungen Männer verlangten, die Polizei solle die Verkündiger davon abhalten zu predigen. Der Vater erklärte seinem Sohn und den anderen jungen Männern in strengem Ton: „Wenn ihr sie abhalten wollt, dann predigt ihr ihnen doch und überzeugt sie.“ Gestärkt durch diese Erfahrung, verließen die beiden Verkündiger friedlich das Haus.
Die Eltern von Ponchaleo, einer jungen Frau aus einem Dorf nördlich von Chiang Mai in Thailand, übten großen Druck auf sie aus, weil Ponchaleo den Wunsch hatte, die Wahrheit kennenzulernen. Ihre Eltern gehörten zu den Gründern der Ortskirche. Die junge Frau ließ sich jedoch nicht davon abbringen, mit einem Missionar die Bibel zu studieren, sondern setzte ihr Studium in der Wohnung von Brüdern oder im Königreichssaal fort.
Sie wohnt rund 20 km vom Königreichssaal entfernt und ist regelmäßig bei den Zusammenkünften anwesend. Das ist bemerkenswert, wenn man ihre körperliche Verfassung berücksichtigt. Vor mehreren Jahren erkrankte sie schwer an Arthrose, so daß sie schließlich körperbehindert war. Sie ließ sich zwar durch ihren körperlichen Zustand nicht davon abhalten, die Zusammenkünfte zu besuchen, aber ihre Behinderung hatte sie weitgehend von der finanziellen Unterstützung durch ihre Eltern abhängig gemacht. Doch Schwestern in der Versammlung zeigten ihr, wie man Süßigkeiten herstellt, die sie dann auf dem Markt in ihrem Dorf verkaufen konnte. Zunächst brachte ihr dieser kleine Verdienst den Spott ihrer Eltern und Bekannten ein, die dachten, Ponchaleo werde nie genug Geld verdienen, um sich selbst versorgen zu können. Sehr zum Erstaunen ihrer Familie ist Ponchaleo in der Lage, ausreichend Geld zu verdienen, um für die Unkosten in Verbindung mit dem Besuch der Zusammenkünfte und sogar der Kongresse aufzukommen. Entschlossen und glaubensvoll, trat sie aus der Kirche aus. Im Februar 1987 nahm sie den Predigtdienst auf, und seither ist sie eine eifrige Verkündigerin. Im Juli 1987 ließ sie sich beim Kreiskongreß in Phitsanulok taufen.
Europa
Jehovas heiliger Geist befähigt seine Organisation, ein großes geistiges Erziehungswerk durchzuführen. Somit erfüllen sich heute die in Jesaja 11:9 aufgezeichneten Worte: „Die Erde wird gewißlich erfüllt sein mit der Erkenntnis Jehovas, wie die Wasser das ganze Meer bedecken.“ Dieses göttliche Schulungswerk hat sich auch günstig auf Lehrkräfte ausgewirkt, die weltliche Bildung vermitteln.
Zum Beispiel hat die Broschüre Jehovas Zeugen und die Schule unseren jungen Brüdern und Schwestern in Belgien geholfen, sich die Achtung der Schulbehörden zu erwerben. Ein für die Stadt Oupeye-Liège zuständiger Beamter einer Schulbehörde schrieb am 29. Januar 1988 folgenden Brief an alle Rektoren:
„Sie sind sich zweifellos darüber im klaren, daß sich die Religionsorganisation der Zeugen Jehovas in den letzten Jahren stark vergrößert hat ... Diese Tatsache ist einfach eines der Phänomene der Menschheit, die wir nicht ignorieren dürfen ... Zu Ihrer Information ... sende ich Ihnen Fotokopien der von den Zeugen herausgegebenen Broschüre Jehovas Zeugen und die Schule. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dafür sorgen könnten, daß Ihr Lehrpersonal, sofern möglich, alle in dieser Broschüre erwähnten Wünsche respektiert.“
Kinder von Zeugen Jehovas sollten in der Schule bemüht sein, für ihr Betragen eine gute Note zu erhalten. Die Lehrerin, die Nadia in der vierten Klasse unterrichtete, mochte Jehovas Zeugen überhaupt nicht. Allein schon der Gedanke, eine Zeugin Jehovas in ihrer Klasse zu haben, machte die Lehrerin so wütend, daß sie Nadia ständig herabsetzte, aber auch die anderen Kinder anschrie und schlug. Weil die Kinder in der Klasse oft fluchten, wies die Lehrerin eines Tages jedes Kind an, zur Tafel zu gehen und ein Fluchwort sowie dessen Bedeutung hinzuschreiben. Sie sagte warnend: „Jeder, der sich weigert, bekommt Punkte von der Berichtskarte abgezogen!“
„Frau Lehrerin, Sie können mich übergehen“, sagte Nadia höflich. „Ich möchte lieber Punkte abgezogen bekommen, als daß ich diese Worte hinschreibe.“ Die Lehrerin bestand jedoch darauf. Also ging Nadia zur Tafel und schrieb neben jeden vulgären Ausdruck, den die Kinder aufgeschrieben hatten, das Wort „UNANSTÄNDIG“. Nadia dachte, ihr wären zehn Punkte abgezogen worden, aber wie erleichtert war sie doch, als sie die Lehrerin sagen hörte: „Nadia hat eine Note von 100 % erhalten und alle anderen null, denn sie ist die einzige, die weiß, daß man solche Ausdrücke nie gebrauchen sollte.“
Für unsere Brüder in Großbritannien ist es ein ständiges Problem, daß viele Wohnungsinhaber nicht zu Hause sind. Pioniere haben große Anstrengungen unternommen, um dieses Problem zu überwinden. Carol und Catherine beschlossen, die NH-Adressen zwischen 18 und 20 Uhr zu bearbeiten — mit ausgezeichnetem Erfolg. „Die Leute sind am Ende ihres Arbeitstages viel entspannter“, berichten sie. „Bei vielen, die zuhörten, war vorher noch nicht regelmäßig vorgesprochen worden, und einige erklärten sogar, sie hätten noch nie mit uns gesprochen, und das in Häusern, die wir seit Jahren bearbeiten.“ Eine andere Pionierin, die sich vornahm, die Menschen anzusprechen, bevor sie das Haus verlassen und zur Arbeit gehen, begann mit dem Predigtdienst vor 8 Uhr. Im Laufe der Zeit traf sie alle NH-Adressen an, gab 12 Bücher und 108 Zeitschriften ab und richtete zwei Zeitschriftenrouten ein; jetzt hat sie zwei Bibelstudien in Aussicht. Versuchst du ebenfalls, anpassungsfähig zu sein, indem du deinen Zeitplan entsprechend deinem Gebiet umstellst?
Aus Griechenland wird berichtet, daß auf einer Insel in der Nähe der türkischen Küste ein Erzbischof versuchte, die Zeugen an ihrer Predigttätigkeit zu hindern. Mit Hilfe eines Traktats, betitelt Das große Problem: JEHOVAS ZEUGEN, ließ er auf der ganzen Insel ankündigen, daß ein bekannter Theologe zu Besuch komme, um einen Vortrag über dieses Thema zu halten. Von den 1 500 Einwohnern eines bestimmten Dorfes der Insel studierte eine Familie regelmäßig mit Jehovas Zeugen die Bibel. Also bat man den Theologen, diese Familie zu besuchen, um sie in den Schoß der Kirche zurückzubringen. Man schickte einen Diakon, der die Familie von dem bevorstehenden Besuch des Theologen unterrichten sollte. Der interessierte Mann und seine Familie erklärten dem Diakon, daß sie sich über diesen Besuch freuen würden. Doch der Theologe kam nicht allein. Mit ihm kam der Ortspfarrer, der Diakon und noch ein anderer Kirchenvertreter. Der interessierte Mann beantwortete alle ihre Fragen anhand der Bibel. Durch seine Antworten auf Fragen bezüglich der Dreieinigkeit, des Namens Gottes und anderer Themen brachte er sie zum Schweigen. Schließlich wandte sich der Theologe an seine drei Begleiter und fragte: „Warum haben Sie mich zu diesem Führer der Zeugen Jehovas gebracht?“ Der Interessierte unterbrach ihn mit den Worten: „Oh, ich bin ganz neu. Ich bin noch nicht einmal getauft!“ Völlig überrascht, rief der Theologe aus: „Schnell, nichts wie weg!“
Nati aus Spanien hatte drei hungrige Kinder und einen arbeitslosen Mann; zudem plagten sie große Schulden. Um schnell zu Geld zu kommen, willigte sie deshalb ein, illegal Drogen zwischen Nordafrika und Spanien zu befördern. Da sie so etwas Kriminelles noch nie gemacht hatte, verlor sie die Nerven, wodurch die Grenzpolizei mißtrauisch wurde. In ihrer Verzweiflung versteckte Nati das Bündel mit Schmuggelware in einer Toilette. Das Bündel wurde entdeckt, und man steckte sie wegen Drogenhandels ins Gefängnis. Nati beteuerte wiederholt, daß das Päckchen nicht ihr gehöre. Nach einigen Tagen ließ man sie frei.
Drei Jahre später — Nati hatte mittlerweile begonnen, die Bibel zu studieren — erfuhr sie, daß sich der Prozeß gegen sie immer noch in der Schwebe befand und daß sie in Abwesenheit zu fünf Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 300 000 Peseten verurteilt worden war. Natis Mann bat sie inständig, aus Liebe zu ihren vier Kindern — das jüngste war erst zwei Jahre alt — entweder nicht vor Gericht zu erscheinen oder, wenn sie es täte, wenigstens an ihrer ursprünglichen Unschuldsbeteuerung festzuhalten. Aber Natis Gewissen war durch biblische Grundsätze geschult worden, und sie beschloß nun, die Wahrheit zu sagen. Mit der Bibel in der Hand erklärte sie den Richtern, daß ihre schlechten finanziellen Verhältnisse zu der Missetat geführt hatten. Sie erzählte dem Gericht von ihren neuen Glaubensansichten, die sie nicht nur verpflichteten, die Wahrheit zu sagen, sondern sie auch davon zurückhalten würden, jemals wieder etwas Ungesetzliches zu tun. Sie schloß mit den Worten: „Jehova weiß, daß ich bereut habe.“
Wie lautete das Urteil? Nur zwei Monate auf Bewährung. Nati ist nun mehr denn je zuvor davon überzeugt, daß sich Ehrlichkeit auszahlt, und sie ist Jehova dankbar, daß er ihr durch sein Wort geholfen hat.
Spanien hat die höchste Arbeitslosenrate in ganz Europa. Deshalb war Faustino überglücklich, als man ihn probeweise für zwei Wochen einstellte, und das, obwohl er erklärt hatte, daß er an zwei Abenden in der Woche den Arbeitsplatz eher verlassen müsse, um seine religiösen Zusammenkünfte zu besuchen. Doch gleich am ersten Tag der Probezeit bot man ihm überraschenderweise einen festen Arbeitsvertrag an. Warum kam man einem unbekannten Arbeiter so sehr entgegen? Ein Leiter des Unternehmens hatte gegenüber einem Kunden erwähnt, daß die Firma einen Zeugen Jehovas eingestellt habe. „Wenn er wirklich ein Zeuge ist, dann lassen Sie ihn nicht gehen“, erwiderte der Kunde. „So einen Arbeiter finden Sie nicht noch einmal. Auf Zeugen Jehovas ist wirklich Verlaß.“
Lateinamerika
Wie muß sich unser himmlischer Vater doch freuen, wenn er die Tätigkeit seines Volkes weltweit beobachtet! In Psalm 149:4 lesen wir: „Denn Jehova findet Gefallen an seinem Volk. Er schmückt die Sanftmütigen mit Rettung.“ Unsere Brüder in Lateinamerika haben sich bestimmt außerordentlich angestrengt, um Jehovas Wohlgefallen zu erlangen.
Eines Tages besuchte eine Schwester in Bolivien eine Frau, die daran interessiert war, die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! zu abonnieren. Als die Verkündigerin und ihre Begleiterin an der Tür standen, stellten sie plötzlich fest, daß sie an der verkehrten Tür geklopft hatten. Noch bevor der Wohnungsinhaber an die Tür kam, sagte die andere Schwester: „Komm, wir gehen.“ Aber dann beruhigten sie sich und überlegten, ob es nicht besser wäre, zu warten und mit demjenigen, der herauskäme, zu sprechen, da sie bereits geklopft hatten.
Freudig begrüßte die Wohnungsinhaberin unsere Schwestern, als seien sie alte Freunde, die sie seit langem nicht mehr gesehen hatte. Mit einem freundlichen Lächeln sagte sie: „Sie kommen sonst immer morgens, wenn ich keine Zeit habe, ihnen zuzuhören.“ Die Frau bat die Schwestern ins Haus, wo sich ein angeregtes biblisches Gespräch entwickelte. Auch nahm sie Literatur entgegen. Als unsere Schwestern in der darauffolgenden Woche wieder vorsprachen, richteten sie ein Bibelstudium ein. Trotz des Widerstandes ihres Mannes machte sie schnell Fortschritte. Beim letzten Bezirkskongreß ließ sie sich taufen.
Eine Missionarin, die Bolivien zugeteilt wurde, begann ein Bibelstudium mit Josefa, die vor 15 Jahren eine ungetaufte Königreichsverkündigerin war. Josefa hatte aufgehört, mit Jehovas Zeugen Gemeinschaft zu pflegen, weil sie sich gekränkt fühlte. Die Schwester bekundete Unterscheidungsvermögen und betrachtete mit ihr gleich beim ersten Studium taktvoll, was die Bibel über das Annehmen von Rat und Zucht sagt. Josefa erkannte schnell den praktischen Wert des biblischen Rates und nahm den Aufschluß mit Wertschätzung an. Sie beschloß, sich durch ihre einstige verkehrte Einstellung nicht länger davon abhalten zu lassen, in der Wahrheit Fortschritte zu machen. Sie hat den Wunsch, sich taufen zu lassen, und macht bereits Pläne, um den Hilfspionierdienst durchführen zu können.
Die Pionierdienstschule wirkt sich in Chile weiterhin positiv aus, da sie Neue anspornt, im Vollzeitdienst zu bleiben, und ihnen hilft, im Evangelisierungswerk noch wirkungsvoller vorzugehen und persönliches Interesse an anderen zu zeigen. Eines Morgens traf eine Pionierschwester, die diese Schule besucht hatte, im Haus-zu-Haus-Dienst an einer Wohnungstür ein Dienstmädchen an. Diese sagte zur Schwester, sie sei zu beschäftigt, um mit ihr zu sprechen, da die Frau des Hauses krank im Bett liege. Die Schwester bat das Dienstmädchen, der kranken Frau die Zeitschrift Erwachet! zu bringen und ihr den Artikel über Gesundheit zu zeigen.
Die Schwester erzählt: „Ich bat das Dienstmädchen, der Frau des Hauses auszurichten, daß ich ihr baldige Genesung wünsche und daß ich mich freuen würde, mit ihr ein anderes Mal über die Verheißungen der Bibel hinsichtlich eines irdischen Paradieses zu sprechen. Sobald das Mädchen zurückkam, lud es mich ein, ins Haus zu kommen. Als ich das Schlafzimmer der Frau betrat, sah ich, daß sie an Jahren vorgerückt und sehr krank war. Auch schien sie sehr traurig zu sein. Als ich ihr den Grund meines Besuches etwas näher erklärte, war sie überrascht und sagte, daß sie sich — obwohl sie mich nicht kenne — entschlossen habe, mit mir zu sprechen, weil sie sich über die Genesungswünsche gefreut habe.“ Ein Bibelstudium wurde begonnen. Heute besucht diese Frau die Versammlungszusammenkünfte. Sie hat die nötigen Änderungen in ihrem Leben vorgenommen und hofft, eines Tages zu Jehovas ergebenem Volk zu gehören. Wie wichtig ist es doch, persönliches Interesse an anderen zu zeigen!
Nicht alle Gegner hassen die Wahrheit wirklich, was aus folgender Erfahrung aus Paraguay hervorgeht. Eines Tages sprach ein Zeuge einen Mann an, der etwas Interesse an der Wahrheit bekundete. Doch sein Vater, ein Kirchendiener, verbot ihm sofort jegliche Unterhaltung mit den Zeugen. Der Vater drohte, alle Verbindungen zu seinem Sohn abzubrechen, wenn dieser weiterhin in seiner Wohnung Zeugen empfange. Aus diesem Grund sagte der Sohn dem Verkündiger, er solle ihn nicht mehr besuchen. Als seine Frau anfing, die Bibel zu studieren, begann auch er wie sein Vater, Widerstand zu leisten, und wurde sogar gewalttätig. Er untersagte dem Verkündiger, seine Frau in seiner Wohnung zu besuchen, und verbot ihm sogar, an seinem Haus vorbeizugehen. Die Frau hatte aber immer noch den Wunsch, mehr aus der Bibel zu erfahren, weshalb der Verkündiger das Studium brieflich fortsetzte.
Als der Mann entdeckte, daß seine Frau nicht nur weiterhin die Bibel studierte, sondern es mit der Wahrheit auch ernst meinte, nahm seine Gegnerschaft zu. Selbst seine Kinder begannen sich vor ihm zu fürchten. Er fing an, gewohnheitsmäßig zu trinken und sich an Glücksspielen zu beteiligen. Seine Frau ertrug all dies während der folgenden sieben Jahre. Aber tief im Innern hatte er wegen seines schlechten Lebenswandels Gewissensbisse.
Schließlich erklärte er sich bereit, wieder einen Zeugen zu empfangen. Welch eine freudige Überraschung war es doch für seine Frau und die Kinder, als der Vater in ein Heimbibelstudium einwilligte! Als Dämonen den Fortschritt der Familie zu behindern begannen, halfen die Ältesten der Familie, auf Jehova zu vertrauen, um den Sieg zu erringen. Mit der Zeit hörten die Angriffe auf. Gemeinsam haben sich er und seine Frau Jehova hingegeben und Schritte unternommen, um sich taufen zu lassen. Dieser ehemalige Gegner der Wahrheit dient Jehova heute freudig mit seiner Familie.
Ein Mann in Uruguay, dessen Schwester mit Jehovas Zeugen die Bibel studiert, saß auf einer Bank auf dem öffentlichen Platz der Stadt, als ein verängstigter fünfjähriger Junge, der Sohn einer Zeugin, in einem halsbrecherischen Tempo auf ihn zugerannt kam. Er suchte vor einem anderen Jungen Schutz, der ihn jagte und mit Steinen bewarf. Der Kleine zeigte auf den ungezogenen Jungen und sagte: „Böse Jungs wie der da werden in Harmagedon sterben.“ Der Mann war erstaunt, das Wort „Harmagedon“ aus dem Mund eines so kleinen Kindes zu hören. Er erinnerte sich, das Wort schon einmal von seiner Schwester gehört zu haben. Also fragte er den Jungen, was Harmagedon eigentlich sei. An jenem Morgen hatte die Mutter des Jungen dieses Thema mit ihm eingehend besprochen, so daß er in der Lage war, dem Mann eine gute Erklärung zu geben. Von dem Wissen des Kindes beeindruckt, entwickelte sich bei dem jungen Mann Interesse für die Wahrheit, und er bat um ein Bibelstudium. Es ist so, wie der Psalmist sagt: „Aus dem Mund von Kindern und Säuglingen hast du Stärke gegründet“ (Ps. 8:2).
Nordamerika und Karibische Inseln
Malcolm, ein junger, verheirateter Mann aus Kanada, kannte die Wahrheit nur flüchtig, als er mit einer Frau ein unsittliches Verhältnis anfing. Später ermordete er sie aus Eifersucht. Er war schon immer ein äußerst launischer und unbeherrschter Mensch gewesen. Bei der Gerichtsverhandlung bezeichnete ihn ein Psychiater als „mordsüchtigen Menschen“. Am 2. Juni 1982 wurde Malcolm zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt.
Im Gefängnis kam er mit verschiedenen Geistlichen ins Gespräch; manchmal war er bei ihren Gottesdiensten anwesend, erhielt aber keine befriedigenden Antworten auf seine Fragen. Schließlich traf ein Gefängnisangestellter, ein Zeuge Jehovas, im April 1985 Vorkehrungen für ein regelmäßiges Bibelstudium. Malcolm hat seitdem große Änderungen in seinem Leben vorgenommen. Seine veränderte Lebensanschauung und sein besseres Benehmen haben Gefängniswärter, Psychiater und Mitgefangene beeindruckt. Seine Wertschätzung für die Wahrheit veranlaßt ihn, das Gelernte anderen Insassen mitzuteilen, so daß er im Monat durchschnittlich 60 bis 70 Stunden über die Bibel spricht.
Als Folge von Malcolms Zeugnistätigkeit besucht nun ein Mann, der kürzlich aus dem Gefängnis entlassen wurde, in einem anderen Landesteil die Zusammenkünfte. Am 23. Januar 1988 erhielt Malcolm die Erlaubnis, in Begleitung eines unbewaffneten Wächters für einen Tag das Gefängnis zu verlassen, um einen Kreiskongreß zu besuchen. Im darauffolgenden Monat, im Februar, durfte Malcolm — der inzwischen getauft war — als Hilfspionier dienen, und er plant, diesen Dienst regelmäßig durchzuführen. Er hofft, 1993 tagsüber und 1996 auf Bewährung ganz entlassen zu werden. Somit zeigt es sich, daß Menschen jeglicher Herkunft auf die gute Botschaft reagieren.
Auf den Caymaninseln wird vermehrt Zeitschriftendienst durchgeführt, da viele Personen an den Ausgaben besonders interessiert sind. Ein Pionierbruder gab bei einem Geschäftsmann die Zeitschrift Erwachet! mit dem Thema „Frauen am Arbeitsplatz“ ab. Nach dem Lesen war der Mann derart beeindruckt, daß er meinte, alle seine weiblichen Angestellten sollten den Artikel lesen. Um sicherzustellen, daß sie ihn lasen, machte er für jede Angestellte eine Fotokopie, heftete einen Zettel daran und bat sie, nach dem Lesen des Artikels auf den Zettel ihren Namen zu schreiben, um anzuzeigen, daß sie ihn gelesen hatte.
Auf Jamaika wurde eine Schwester in ein Krankenhaus eingewiesen, weil sie operiert werden mußte. Sie setzte das Krankenhaus davon in Kenntnis, daß sie keine Bluttransfusion annehmen würde. Als sie von einem Arzt gefragt wurde, ob sie es vorziehe zu sterben, erwiderte sie: „Nicht, daß ich sterben möchte, aber aus biblischen Gründen werde ich meinem Gott treu bleiben, auch wenn es für mich den Tod bedeutet.“
Am nächsten Tag kam der Arzt wieder zu ihr und forderte sie auf, ihm zu zeigen, wo in der Bibel der Gebrauch von Blut verboten werde. Sie bat ihn, Apostelgeschichte 15:28, 29 zu lesen. Nachdem er den Text gelesen hatte, sagte er: „Aber es heißt hier nicht, daß man keine Bluttransfusion vornehmen lassen dürfe.“ Die Schwester sagte: „Angenommen, Sie würden einem Patienten sagen, er solle sich des Alkohols enthalten. Bedeutet das, daß er ihn zwar nicht trinken, ihn aber auf eine andere Weise seinem Körper zuführen darf?“ Bevor der Arzt eine Antwort geben konnte, meldete sich eine Krankenschwester zu Wort, die dem Gespräch zugehört hatte. Sie sagte, sie kenne einen Arzt, der einen seiner Patienten angewiesen habe, keinen Alkohol zu trinken. Der Patient habe zwar aufgehört, Alkohol zu trinken, fuhr die Krankenschwester fort, gieße ihn aber aufs Brot und esse dann das Brot. Der Punkt war klar, und der Arzt verlor kein Wort mehr darüber. Er nahm eine Erwachet!-Ausgabe entgegen, die eine Erfahrung von einem Zeugen enthielt, der in Lebensgefahr schwebte, jedoch eine Bluttransfusion ablehnte und überlebte. Der Arzt las die Zeitschrift später und ermunterte andere Ärzte und Patienten, diese Zeitschrift ebenfalls zu lesen. Die Schwester wurde ohne Bluttransfusion operiert, und ihr Gesundheitszustand verbessert sich zusehends.
Die Brüder auf den Leeward-Inseln scheuten keine Mühe, um bei den Kreiskongressen und Tagessonderkongressen im vergangenen Dienstjahr anwesend zu sein. Sie reisten mit dem Schiff, mit dem Auto, und manchmal gingen sie zu Fuß. Auf der gebirgigen Insel Dominica durften Penny, eine Schwester, und ihre beiden Söhne James und Thomas keines der beiden Autos der Familie benutzen, um zum Kreiskongreß in die Hauptstadt Roseau zu fahren, die 55 km von ihrem Haus entfernt in den Bergen liegt. Unverzagt machten sich die drei zu Fuß auf den Weg, bergauf, bergab. Sobald sie ihr Dorf verlassen hatten, stießen sie auf das erste Hindernis — einen über die Ufer getretenen Fluß. Penny zog ihre Schuhe aus und wollte ihn schon durchqueren, aber der 11jährige James war nicht so groß wie seine Mutter, und der 5jährige Thomas war noch kleiner. Die Jungen fürchteten sich vor diesem gewagten Unternehmen. Ein in der Nähe stehender junger Mann, der ihre Notlage bemerkte, trug die beiden sicher ans andere Ufer.
Die drei setzten ihren Fußmarsch fort. Nach etwas mehr als einem Kilometer wurden sie von einem Autofahrer gesehen, der ihnen anbot, sie mitzunehmen, aber nur ein kurzes Stück. Als er von ihrer mißlichen Lage erfuhr, hatte er Mitleid mit ihnen und fuhr sie weitere 16 km bis zur Küstenstadt Portsmouth. Es waren immer noch knapp 40 km bis zur Kongreßstätte. Sie waren jedoch entschlossen hinzukommen. So setzten sie ihre Reise fort — mal gingen sie zu Fuß, mal wurden sie mit dem Auto mitgenommen. Schließlich erreichten sie ihren Bestimmungsort, gerade rechtzeitig zum Programmbeginn.
In Trinidad und Tobago haben die Brüder guten Erfolg bei der Verwendung der neuen Traktate. Ein Bruder namens Anderson achtet sehr darauf, sie auf dem Weg von und zur Arbeit deutlich sichtbar in seiner Hemdtasche zu tragen. Von den vier Traktaten hat er mit einem, betitelt Welche Hoffnung gibt es für geliebte Verstorbene?, bei der Verbreitung der guten Botschaft am meisten Erfolg gehabt. Das Traktat hat er nur so weit in seine Hemdtasche gesteckt, daß man noch den Kopf des Mädchens sieht. Gewöhnlich fragt dann jemand: „Was ist das für ein Bild?“ Oder: „Was für ein Traktat haben Sie da?“ Dadurch hat er ausgezeichnete Gelegenheiten, zu erklären, was die Bibel über den Zustand der Toten und die Hoffnung für sie zu sagen hat.
Anderson berichtet: „In meinem Büro sprach mich eine Frau wegen des Traktats an. Während unseres Gesprächs erläuterte ich ihr nicht nur die in dem Traktat enthaltene biblische Botschaft, sondern ich erzählte ihr auch von unseren Druckereien, den vielen Büchern und Zeitschriften, die wir herausgeben, und den Themen, die sie behandeln. Sie war von meinen Erklärungen beeindruckt und wollte dann wissen, ob wir ein biblisches Buch für Kinder hätten.“
Am darauffolgenden Tag brachte Anderson ihr die Veröffentlichung Mein Buch mit biblischen Geschichten. Sie war von den überzeugenden, klar verständlichen und einfachen Darlegungen begeistert, ebenso davon, daß am Ende jeder Geschichte Bibelstellen angeführt sind. Ihre Begeisterung über das Buch veranlaßte auch andere Frauen im Büro, um Literatur zu bitten. Anderson bemerkt abschließend: „Ich gab zehn Geschichten-Bücher ab und drei andere Publikationen, und jeden Tag achte ich darauf, daß in meiner Hemdtasche Traktate stecken.“
Pazifische Inseln
In einem für die Anbetung komponierten Lied drückten die Israeliten ihre Freude über ihr Verhältnis zu Jehova aus. Sie sangen überglücklich: „Jehova selbst ist König geworden! Es frohlocke die Erde. Mögen die vielen Inseln sich freuen“ (Ps. 97:1). Ja, die Inseln des Meeres haben Grund, sich darüber zu freuen, daß sie einen Anteil daran haben, die Einladung ergehen zu lassen, zu kommen und vom Wasser des ewigen Lebens zu trinken.
Wie wichtig es ist, sich persönliche Ziele zu stecken, wird durch die Erfahrung einer Schwester in Australien hervorgehoben. Während eines kürzlich durchgeführten zweimonatigen Abonnementsfeldzuges setzte sie sich ein persönliches Ziel von 50 Abonnements. Sie nahm sich vor, im ersten Monat pro Tag ein Abonnement aufzunehmen und im zweiten Monat insgesamt 20.
Sie berichtet: „Ich betete regelmäßig zu Jehova wegen meines Ziels und unternahm echte Anstrengungen, es zu erreichen. Bei manchen Wohnungsinhabern mußte ich drei- oder viermal vorsprechen, bis sie genug Geld hatten, um das Abonnement zu bezahlen. Rückbesuche führte ich abends durch und einige frühmorgens. Eine Frau bot mir sogar an, das Geld vorbeizubringen. Das tat sie auch.“ Stell dir die Freude der Schwester vor, als sie ihr Ziel erreichte — 31 Abonnements im ersten Monat! Gelang es ihr, im zweiten Monat 20 Abonnements aufzunehmen? Jawohl!
Als sie in den nächsten Monaten dem Interesse nachging, richtete sie mehrere Bibelstudien ein. Zwar konnten nicht alle fortgesetzt werden, aber viele Personen erneuerten ihr Abonnement. Mit einer interessierten Frau wird anhand des Buches Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben regelmäßig studiert, und sie macht gute Fortschritte. Die Schwester erzählt: „Ich denke, daß ich nur deshalb etwas erreichen konnte, weil ich mir ein Ziel gesetzt hatte und positiv eingestellt war. Man muß sich wirklich auf Jehova verlassen und hart arbeiten. Sprüche 10:22 trifft sicherlich auch in meinem Fall zu: ‚Der Segen Jehovas — er macht reich, und keinen Schmerz fügt er ihm hinzu.‘ “
Der Inhalt der Zeitschrift Der Wachtturm ist machtvoll. Er kann die Einstellung seiner Leser ändern. In einigen Dörfern auf den Salomoninseln scheuen sich die Menschen immer noch, die Zeugen anzuhören, da die religiösen Führer sehr dagegen sind. Als die Verkündiger auf einer der Koralleninseln in ein Dorf kamen, um von Haus zu Haus zu gehen, griff man sie an und sagte ihnen, sie sollten im Dorf nie mehr predigen. Die Verkündiger wohnen nur etwa 2 km stromaufwärts und müssen immer durch dieses Dorf gehen, wenn sie zu anderen Orten möchten. Trotzdem ließen die Dorfbewohner sie spüren, daß sie nicht willkommen sind. Doch ihre Einstellung hat sich jetzt geändert. Sie grüßen die Zeugen sogar. Was ist geschehen?
Kinder von Zeugen, die mit selbstgebastelten Spielzeugkanus am Fluß spielten, verwendeten Seiten alter, weggeworfener Wachtturm-Ausgaben als Segel. Sie ließen ihre kleinen Kanus gewöhnlich stromabwärts fahren. Die Zeugen wußten nicht, daß die Kinder in dem anderen Dorf die Kanus abfingen. Aber wer sammelte die Segel? Die Erwachsenen, die lesen konnten. Die Folge war, daß die Dorfbewohner ihre Einstellung gegenüber den Zeugen änderten. Sie zögern zwar immer noch, sie anzuhören, sind jetzt aber freundlich.
Auf Tuvalu, das von dem Zweigbüro auf Westsamoa betreut wird, begann das Jahr mit der Pionierdienstschule, die dem Predigtwerk noch mehr Aufschwung verliehen hat. Zwei Pionierschwestern verbrachten zwei Monate als zeitweilig ernannte Sonderpioniere auf der Insel Nanumanga, wo zuvor 200 Personen das Gedächtnismahl besucht hatten. Die Pioniere führten 21 Bibelstudien mit Einwohnern der Insel durch. Bei einer unlängst abgehaltenen Kirchenkonferenz auf Funafuti hielt der protestantische Pastor aus Nanumanga eine Predigt, in der er seine Sorge darüber zum Ausdruck brachte, daß sich die meisten Inselbewohner zu den Zeugen hingezogen fühlten und nur einige „Weise“ sie ablehnten. Er sagte, daß er jeden Morgen beobachte, daß Frauen früh aufstünden und ihre Wohnung in Ordnung brächten, um die Schwestern zu empfangen, die mit ihnen die Bibel studierten. Die Frauen seien an dem Bibelstudium so interessiert, meinte er, daß sie, wenn ihr Baby schreie, es auf den einen Arm nähmen und mit der anderen Hand fortführen, die Texte in der Bibel aufzuschlagen. Er mag zwar etwas übertrieben haben, aber es beweist, wie wirksam die Wahrheit auf dieser Insel verkündigt wird (Phil. 1:15, 18).
Zuweilen müssen Personen aus wohlhabenderen Verhältnissen, die sich für die Wahrheit interessieren, starke Gegnerschaft von ihren Angehörigen erdulden. Der Vater eines Bruders ist Miteigentümer einer großen Supermarktkette auf Hawaii. Die Familie erwartete von dem Sohn, daß er im Laufe der Zeit eine leitende Position übernehmen würde. Doch als er ein Zeuge Jehovas wurde, wollte er Lagerverwalter bleiben. Eine Zeitlang gab es allerhand Aufruhr, da Familienangehörige versuchten, den Bruder und seine Frau unter Druck zu setzen und zu veranlassen, ihre Meinung zu ändern. Aber zufolge des beispielhaften Benehmens dieses Ehepaares ist der Widerstand etwas abgeklungen. Unser Bruder dient gegenwärtig als Dienstamtgehilfe und ist mit seiner Stellung als Lagerverwalter immer noch zufrieden, sehr zum Erstaunen seiner Angehörigen und anderer Angestellter.
Länder, in denen das Werk verboten ist
In Ländern, in denen das Königreichswerk verboten ist, sind die Brüder unerschrocken und bleiben Jehova gegenüber loyal. Wie David sagen sie: „Auf Gott habe ich mein Vertrauen gesetzt, ich werde mich nicht fürchten. Was kann der Erdenmensch mir antun?“ (Ps. 56:11).
Unsere Brüder lebten friedlich im südlichen Teil eines afrikanischen Landes, bis man sie 1975 wegen ihrer neutralen Haltung festnahm und in Straflager im nördlichen Landesteil steckte. Sie verloren all ihre Besitztümer. Zunächst hielten sie in den Lagern ihre Zusammenkünfte im geheimen ab, aber später konnten sie sich frei versammeln. Während ihres Aufenthalts in den Lagern arbeiteten sie fleißig auf den Feldern, bauten Getreide an und züchteten Hühner, Schweine und andere Tiere. Bald darauf heizten Mitglieder der Widerstandsbewegung die Verfolgung an und störten den normalen Tagesablauf der Brüder, indem sie sie ständig belästigten, ihre Besitztümer stahlen und einige von ihnen sogar ermordeten.
Unsere Brüder mußten fliehen, und wieder verloren sie alles, was sie besaßen. Doch die Regierung sorgte in Zusammenarbeit mit Vertretern zweier Hilfsorganisationen dafür, daß unsere Brüder in die Hauptstadt zurückgeflogen wurden, wo die meisten von ihnen zuvor gewohnt hatten. Viele kamen völlig verarmt an. Manche waren so ärmlich gekleidet, daß sie sich schämten, den Flughafen zu verlassen. Sie fragten sich: „Was sollen wir essen? ... Was sollen wir anziehen?“ (Mat. 6:31). Aber Jehova Gott sorgte für sie. Die Brüder in Südafrika, die von der Notlage erfuhren, trafen unverzüglich Vorkehrungen für den Versand von Hilfsgütern — 83 Tonnen Lebensmittel und Kleidung —, die mit Hilfe des Roten Kreuzes schnell zu unseren Brüdern gelangten. Bald wurden wieder Versammlungen organisiert. Wie geht es ihnen heute in geistiger Hinsicht? Jehova schenkt ihnen reichen Segen. Tatsächlich wurde die Verkündigerhöchstzahl übertroffen, die sie 1975 hatten, als die Verfolgung ausbrach.
Aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse in einem anderen Land können die meisten Einwohner nur eine Mahlzeit am Tag zu sich nehmen. Dadurch wurden einige Pioniere, wenn auch nicht alle, gezwungen, den Vollzeitdienst aufzugeben und eine weltliche Arbeit anzunehmen. Wegen der Schwierigkeiten im Land kommt die Zuwendung für die Sonderpioniere spät an. Die Frau eines Sonderpioniers hatte keine Nahrungsmittel mehr im Haus und war deshalb entmutigt. Sie bat ihren Mann inständig, doch wieder eine weltliche Arbeit anzunehmen. Er ermunterte sie, völlig auf Jehova zu vertrauen. Nachdem beide gemeinsam gebetet hatten, hörten sie in der Dunkelheit der Nacht ein seltsames Geräusch. Schnell griff der Bruder nach einer Lampe und entdeckte ein Gürteltier unter dem Tisch. Er verlor keine Zeit und schnappte dieses wertvolle Fleisch, so daß ihre Versorgungsprobleme für einige weitere Tage gelöst waren.
Nachdem er ein andermal erfolglos nach Nahrung gesucht hatte, traf er Jäger, die einen Schakal gefangen hatten, aber nicht wußten, was sie mit ihrer Beute anfangen sollten. Ihre Religion gestattete es ihnen nicht, Fleisch dieser Art zu essen. Sie fragten den Pionier, wie er darüber denke. Der Bruder erklärte, daß Christen nicht mehr unter dem Gesetzesbund stünden und daß sie jegliches Fleisch essen könnten, sofern man das Tier ausbluten ließe. Das überzeugte die Jäger, und auf der Stelle töteten sie den Schakal und ließen ihn ausbluten. Auch gaben sie dem Pionier ein großes Stück Fleisch, das er für seine Familie mit nach Hause nehmen konnte.
Wie wir gesehen haben, läßt Jehova, ganz gleich, in welchem Teil der Erde man zu Hause ist, durch seinen heiligen Geist und die Braut des Lammes immer noch die Einladung erschallen: ‘Komm! Nimm Wasser des Lebens kostenfrei’ (Offb. 22:17)
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BERICHT ÜBER DAS DIENSTJAHR 1988 DER ZEUGEN JEHOVAS IN DER GANZEN WELT
(Siehe gedruckte Ausgabe)
[Bild auf Seite 5]
In Erwiderung auf die Einladung „Komm!“ ließen sich letztes Jahr 239 268 Personen taufen
[Bilder auf Seite 14]
Besucher des Bezirkskongresses „Göttliches Recht“ in Verona (Italien); Delegierte in Leinì betrachten das neue Buch
[Bilder auf Seite 19]
Die erste Klasse der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung hatte ihre Abschlußfeier am 29. November 1987 und die zweite Klasse am 22. Mai 1988
[Bild auf Seite 22]
Das neue Bethel in dem südamerikanischen Land Guyana ist ein Ziegelsteingebäude. Bestimmungsübergabe: 14. Januar 1988
[Bild auf Seite 22]
Das hufeisenförmige Gebäude des Zweigbüros in Ecuador beherbergt die Büros, die Küche, die Speiseräume, die Wäscherei und die Wohnräume. Bestimmungsübergabe: 11. Oktober 1987
[Bilder auf Seite 27]
Das Zweigbüro in Papua-Neuguinea hat im oberen Teil Wohnräume. Außerdem sind in dem Gebäude eine Krankenstation, eine Bibliothek, Büros, ein Tonstudio, die Wäscherei, die Küche und der Speisesaal untergebracht. Bestimmungsübergabe: 12. Dezember 1987
[Bilder auf Seite 28]
Die Druckerei, die Büros, die Anmeldung und der Königreichssaal im Zweigbüro in Ghana sind U-förmig angeordnet. Bestimmungsübergabe: 30. Januar 1988
[Bilder auf Seite 29]
Das Zweigbüro auf Hawaii mit Büros, Besprechungsraum, Speisesaal und Küche. Außerdem befinden sich in dem Komplex zwei Königreichssäle. Bestimmungsübergabe: 3. April 1988
[Bilder auf Seite 30]
Zum Wohnbereich des Zweigbüros in Portugal gehören über 40 Räume und ein Wirtschaftsteil. Sonnenenergie wird verwendet. Die viergeschossige Druckerei beherbergt auch Büros und einen Königreichssaal. Bestimmungsübergabe: 23. April 1988
[Bild auf Seite 33]
Auf Zypern hat das Zweigbüro vier Apartments. Gegenüber befinden sich Gärten. Neben dem Zweigbüro wurde ein Königreichssaal erbaut. Bestimmungsübergabe: 2. August 1988
[Bild auf Seite 33]
Das neue Zweigbüro in der Kent Road in Hongkong wurde um sechs Wohnräume mit Bad, um eine Küche und einen Speiseraum erweitert, der bequem 36 Personen Platz bietet. Bestimmungsübergabe: 7. Mai 1988