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Rudern in den TodErwachet! 2000 | 22. Dezember
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Wegen ihres Glaubens verurteilt
Im Jahr 1685 widerrief König Ludwig XIV. das Edikt von Nantes und stellte den Protestantismus in Frankreich damit unter Verbot.a Etwa 1 500 Protestanten wurden auf die Galeeren geschickt, weil sie sich weigerten, zum Katholizismus überzutreten, oder weil sie außer Landes fliehen wollten. Schon 1545 hatte man versucht, die „Ketzer“ so zu bestrafen; damals waren auf Anordnung von König Franz I. in einer Woche 600 Waldenser auf die Galeeren geschickt worden.b Unter Ludwig XIV., dem „allerchristlichsten König“, nahm die Verfolgung dann eine neue Dimension an.
Warum wurden Protestanten auf die Galeeren geschickt? Ein Beamter des Königs nannte folgenden Grund: „Es gibt keine andere Möglichkeit, die Ketzer zurückzubringen, als durch Gewalt.“ Ein Historiker bemerkte hierzu: „Der König hoffte, die meisten verurteilten Protestanten würden einer Religion, für die sie in so viele Opfer eingewilligt hatten, dennoch den Rücken kehren, sobald sie erst einmal die ‚Galeerenluft‘ schnupperten.“ Doch die meisten weigerten sich, ihrem Glauben abzuschwören, um freigelassen zu werden. Das führte dazu, daß sie häufig auf Anstiften der katholischen Schiffsgeistlichen in aller Öffentlichkeit schrecklich geschlagen wurden. Manche starben, andere trugen zeit ihres Lebens die Narben.
Trotz dieser grausamen Gewalt sprachen Protestanten eifrig mit anderen über ihren Glauben. Als Folge davon nahmen manche den protestantischen Glauben an, darunter mindestens ein katholischer Militärgeistlicher. Die gebildeten Protestanten, die man für die gefährlichsten hielt, wurden von den Schiffen genommen und in Kerker geworfen, wo sie sterben sollten. Das hielt die protestantischen Galeerensträflinge jedoch nicht davon ab, sich gegenseitig zu helfen, ja sogar für ihre analphabetischen Mitgefangenen Lese- und Schreibunterricht abzuhalten.
Die Verurteilten hielten sich stets vor Augen, warum sie verfolgt wurden. „Je mehr ich leide, desto mehr Liebe empfinde ich für die Wahrheit, derentwegen ich leide“, schrieb der Protestant Pierre Serres. In vielen Ländern erfüllte es die Menschen mit Abscheu, als sie von der religiösen Verfolgung in Frankreich erfuhren. 1713 drängte Königin Anna von England erfolgreich auf die Freilassung vieler Verurteilter. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, daß Protestanten, denen es einst verwehrt worden war, Frankreich zu verlassen, nun des Landes verwiesen wurden.
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Und doch lastet die Erinnerung an die Galeeren noch heute auf den Franzosen. Werden sie mit Härten konfrontiert, hört man sie nicht selten ausrufen: „Quelle galère!“, was wörtlich soviel heißt wie: „Was für eine Galeere!“ Unser Wissen über die Zustände auf den Galeeren verdanken wir weitgehend den persönlichen Aufzeichnungen protestantischer Galeerensträflinge. Konfrontiert mit der schreienden Ungerechtigkeit religiöser Diskriminierung, boten sie sich auf organisierte Weise gegenseitig Hilfe und moralische Unterstützung. Für ihr Überleben waren Ausharren und Hoffnung wichtig, und es kam für sie überhaupt nicht in Frage aufzugeben.
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[Bild auf Seite 15]
Die französische Bildüberschrift lautet: „Sichere und ehrliche Mittel, die Ketzer zum katholischen Glauben zurückzuführen“. Das Bild stammt aus dem Jahr 1686.
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