Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g86 22. 5. S. 9-11
  • Berufstätige Frauen aus der Sicht der dritten Welt

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Berufstätige Frauen aus der Sicht der dritten Welt
  • Erwachet! 1986
  • Ähnliches Material
  • Eine Frau, die von Herzen geliebt wird
    Das Familienleben glücklich gestalten
  • Weise Anleitung für Ehepaare
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 2005
  • Was der Mann tun kann
    Erwachet! 1974
  • „Das Haupt einer Frau ... ist der Mann“
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich (Studienausgabe) 2021
Hier mehr
Erwachet! 1986
g86 22. 5. S. 9-11

Berufstätige Frauen aus der Sicht der dritten Welt

Von unserem Korrespondenten in Nigeria

Seit 1950 hat sich die Zahl der Frauen auf dem Arbeitsmarkt weltweit buchstäblich verdoppelt. Es wird viel über die Auswirkungen dieses revolutionären Trends auf die Ehe und das Familienleben geschrieben. In der sogenannten dritten Welt hingegen ist das kaum eine neue Entwicklung. Dort arbeiten in vielen Ländern Mann und Frau schon seit langem als Wirtschaftspartner zusammen. Aber welche Probleme haben die berufstätigen Frauen der dritten Welt mit ihresgleichen in den Industrieländern gemein? Was hat sie bewogen, eine so gewichtige Rolle zu übernehmen? Um einige Antworten auf diese interessanten Fragen zu erhalten, sprach ein Erwachet!-Reporter mit drei berufstätigen nigerianischen Frauen — Elisabeth, Ulrike und Lola — sowie mit Lolas Mann ‘Shola.

Erwachet!: Warum sind afrikanische Frauen berufstätig?

Elisabeth: Im mittleren Westen Nigerias sind die Frauen nicht einfach nur berufstätig, damit das Geld reicht oder um sich zusätzlich etwas leisten zu können. In vielen Familien wird von der Frau erwartet, daß sie Geld verdient. Sie — nicht der Ehemann — muß oft für die Verwandtschaft, das heißt für Nichten, Neffen, Cousins usw., sorgen.

Ulrike: Ich bin gebürtige Deutsche, bin aber in Nigeria heimisch geworden. Nach meiner Beobachtung gehört die Berufstätigkeit für die Frauen hier einfach zur Kultur. Ein Ehemann betrachtet seine Frau nur dann als Gewinn, wenn sie produktiv tätig ist, und das bedeutet oft mehr, als lediglich Kinder zu bekommen und Essen zu kochen. In vielen Fällen ist es hauptsächlich der Mutter überlassen, in materieller Hinsicht für die Kinder zu sorgen.

Lola: Bei den Jorubaa haben die Ehemänner schon seit langem erkannt, daß ihre Frauen eine Gabe für das Handeln haben. Der Mann produziert die Waren, und die Frau handelt damit. Dies hat sich als eine recht wirksame Arbeitsteilung erwiesen. Die Frau betrachtet es als ihre Aufgabe, ihren Mann zu unterstützen, indem sie das, was er auf dem Feld begonnen hat, zu einem erfolgreichen Abschluß bringt. Außerdem gilt es als ein Zeichen von Fleiß, wenn die Frau außer der Hausarbeit noch einer anderen Tätigkeit nachgeht. Wie die tüchtige Ehefrau, die in der Bibel in Sprüche, Kapitel 31 beschrieben wird, steht sie früh auf, erledigt die Hausarbeit und bereitet für die Familie das Essen zu. So ist es ihr möglich, den Rest des Tages mit anderen Tätigkeiten zu verbringen, wie Felder bebauen, für Händler nähen oder ein kleines Geschäft führen.

Elisabeth: Auch haben viele Frauen das Bedürfnis, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Oft erhalten sie ihre einzige Bildung durch das Handeln oder durch andere Arbeiten.

Erwachet!: Wie kommt das?

Elisabeth: Durch das Handeln verbessern sie sich im Rechnen und in ihren sprachlichen Fähigkeiten. Die Berufstätigkeit lehrt sie das Organisieren, was ihnen in Verbindung mit dem Haushalt und der Familie zugute kommt. Außerdem verleiht die Berufstätigkeit der Frau Selbstvertrauen und Achtung.

‘Shola: Die Polygamie ist ein entscheidender Grund, warum Frauen berufstätig sind. Kaum eine Frau in einer polygamen Gemeinschaft kann von ihrem Mann erwarten, daß er jedes ihrer Bedürfnisse befriedigt. Eine Frau weiß daher, daß sie, wenn sie nicht für sich selbst sorgt, in eine schwierige Lage gerät. Tatsächlich hat die Unsicherheit polygamer Gemeinschaften dazu geführt, daß sich viele junge Frauen gezwungen sehen, von ihrem Mann wirtschaftlich unabhängig zu werden. Außerdem wünschen viele Frauen die bestmögliche Ausbildung für ihre Kinder. Da die Mittel des Ehemannes auch für die Kinder gebraucht werden, die er mit anderen Frauen hat, arbeitet die Frau — und zwar hart! —, um ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen und ihnen vielleicht ein Erbe zu hinterlassen.

Erwachet!: Welche Art Arbeit verrichten die Frauen?

Elisabeth: Meistens handeln sie.

‘Shola: Das ist von Volk zu Volk verschieden. Einige arbeiten auf dem Feld, andere handeln.

Ulrike: Die Frauen sind meist bereit, Tätigkeiten nachzugehen, die den Männern nicht zusagen, wie zum Beispiel am Wegrand Jamswurzeln oder Mais zu rösten, eisgekühltes Wasser zu verkaufen oder sogar eine kleine Schneiderei zu betreiben. Doch dies können sehr einträgliche Tätigkeiten sein.

Lola: Interessanterweise werden die Frauen oft ruhelos, wenn die Familie aus einer ländlichen Gegend wegzieht. Es fällt ihnen schwer, zu Hause zu sitzen und nichts zu tun. Dies zeigt, daß für ihre Berufstätigkeit anfänglich nicht nur Erwägungen wirtschaftlicher Art ausschlaggebend waren. Denn in der Vergangenheit waren die Bedürfnisse gering, und man stellte keine großen Ansprüche.

Erwachet!: In welchem Maße ist das Einkommen der Frau für den Mann wichtig?

Ulrike: Aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage in Afrika ist das Einkommen der Frau sehr wichtig. Die Betriebe entlassen regelmäßig Arbeiter. Auch wer bei der Regierung arbeitet, muß oft monatelang auf sein Gehalt warten. Und Christen verlieren häufig ihre Arbeit, weil sie sich weigern, weltlichem Druck nachzugeben oder in bezug auf biblische Grundsätze Kompromisse einzugehen. Aber eine tüchtige Händlerin kann ihre Arbeit nicht so leicht verlieren. Oft übernimmt sie — zumindest vorübergehend — die Rolle des Ernährers.

‘Shola: Da sich die Gesellschaftsstruktur gewandelt hat, sind die Bedürfnisse vielfältiger geworden, die Erwartungen sind gestiegen, und der wirtschaftliche Druck hat zugenommen. Deshalb wird der Beitrag der Frau zum Haushaltsgeld zunehmend wichtiger. Der Ehemann entschließt sich vielleicht, die Miete, die Stromrechnung und einen festgelegten Betrag für Lebensmittel zu bezahlen. Die Frau wiederum kommt für zusätzliche Nahrungsmittel, für Kleidung und für das Schulgeld auf.

Erwachet!: Welchen Problemen stehen berufstätige Frauen gegenüber?

Elisabeth: Die Arbeit beansprucht die körperlichen Kräfte, und oft kommen berufstätige Frauen abgespannt und reizbar nach Hause. Die Berufstätigkeit kann auch eine Belastung für die Ehe sein. Der Ehemann hat nichts dagegen, wenn seine Frau einigermaßen erfolgreich ist. Ist sie aber zu erfolgreich, wird er vielleicht eifersüchtig und fühlt sich bedroht.

Lola: Die Frau stellt womöglich fest, daß sie ihre Kinder und ihren Mann vernachlässigt — was ihn eifersüchtig und ärgerlich macht.

‘Shola: Die größte Gefahr für eine Christin ist jedoch, daß ihr Geistiggesinntsein leidet.

Lola: Ja, oft nimmt das Erfolgsstreben so viel Zeit in Anspruch, daß geistige Aktivitäten, wie das Predigen der guten Botschaft von Gottes Königreich, zweitrangig werden. Der Besuch der christlichen Zusammenkünfte kann vernachlässigt werden, und es bleibt möglicherweise wenig Zeit für das persönliche Studium der Bibel. Außerdem führt sie ihren Kindern das Streben nach Erfolg im Beruf als Beispiel vor Augen. Sie beschließen vielleicht, das auch zu ihrem Lebensziel zu machen.

Erwachet!: Wie kann eine berufstätige Christin dies vermeiden?

Lola: Sie muß in allen Dingen ausgeglichen sein, damit die Familie und das Geistiggesinntsein nicht leiden.

‘Shola: Es ist möglich. Es gibt viele Christinnen, die in der Ausgeglichenheit ein gutes Beispiel geben.

Obwohl die wirtschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten in Afrika anders sind als in den Industrieländern, bringen die befragten berufstätigen Frauen Bedürfnisse und Bestrebungen zum Ausdruck, die überall zu beobachten sind.

Die Beachtung biblischer Grundsätze kann Frauen bis zu einem gewissen Grad von dem Druck befreien, einer weltlichen Arbeit nachgehen zu müssen. Viele christliche Ehepaare stellen dennoch fest, daß sie zwei Einkommen brauchen. Solche Ehepaare sollten, was die weltliche Arbeit betrifft, die Kosten berechnen. (Siehe Lukas 14:28.) Wo die wirtschaftliche Notwendigkeit besteht, kann „eine tüchtige Ehefrau“ stolz darauf sein, daß sie in materieller Hinsicht zum Wohlergehen der Familie beiträgt. (Vergleiche Sprüche 31:10, 13, 16, 24.)

Andererseits müssen Familien in der dritten Welt — wie auch anderswo — im Sinn behalten, daß der Ehefrieden und geistige Aktivitäten von größerem Wert sind als materieller Komfort (Sprüche 15:17; Matthäus 6:19-21). Und wenn eine Frau einfach das Bedürfnis hat, außer der Hausarbeit eine andere, befriedigendere Tätigkeit zu verrichten, tut sie gut daran, an die biblische Aufforderung zu denken: „Seid allezeit reichlich beschäftigt im Werk des Herrn“ (1. Korinther 15:58). Einige können es wie Lola einrichten, sich am Vollzeitpredigtwerk der Zeugen Jehovas zu beteiligen. Zum größten Teil müssen Christinnen in den Ländern der dritten Welt jedoch die Aufgabe meistern, sowohl Hausfrau als auch Ernährerin zu sein. Der Schlüssel ist Ausgeglichenheit. Und wie Lolas Mann ‘Shola sagte, ist es möglich.

[Fußnote]

a Ein Volk in Nigeria.

[Bild auf Seite 9]

Elisabeth

[Bild auf Seite 10]

Ulrike

[Bild auf Seite 11]

Lola

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen