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Die spanische Inquisition — Wie konnte sie entstehen?Erwachet! 1987 | 8. Oktober
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Auf Betreiben der katholischen Herrscher Spaniens erließ Papst Sixtus IV. eine Bulle, die sie ermächtigte, selbst Inquisitoren zu ernennen, um Ketzerei aufspüren und unter Strafe stellen zu können. Daraufhin übernahm der Staat die Kosten der Inquisition und bestimmte, wie sie durchzuführen war. Ein Feldzug mit dem Ziel, dem Volk strenge Glaubenseinheit aufzuerlegen, war im Gange. Betrieben wurde die Gerichtsinstitution hauptsächlich von Dominikanern und Franziskanern, sie unterstand aber der Monarchie.
Dies war eine „Vernunftehe“ zwischen Staat und Kirche. Die Kirche wollte die Gefahr bannen, die sie in den Tausenden Mauren und spanischen Juden sah. Diese waren mit Gewalt zum katholischen Glauben bekehrt worden, wurden jedoch verdächtigt, ihre früheren Glaubensansichten beibehalten zu haben. Im folgenden Jahrhundert rottete die Kirche mit Hilfe desselben Machtinstruments protestantische Gruppen aus.
Die Inquisition erwies sich auch als ein wirksames innenpolitisches Instrument. Sie diente dazu, Abweichler zu unterdrücken, erhebliche Mittel einzutreiben — durch Güterkonfiskation — und die Macht in den Händen der Monarchie zu konzentrieren. Über drei Jahrhunderte zwang diese furchterregende Institution dem spanischen Volk ihren Willen auf.
Torquemada — der berüchtigtste Inquisitor
Anno 1483, drei Jahre nach dem Wiederaufleben der Inquisition in Spanien, wurde Thomás de Torquemada, ein Dominikaner, der — welch eine Ironie! — selbst jüdischer Abstammung war, zum Großinquisitor ernannt. Seine Grausamkeit gegenüber Ketzern war beispiellos. Papst Sixtus IV. pries ihn dafür, daß „er [seinen] Eifer auf Angelegenheiten richtete, die zum Lobe Gottes beitrugen“.
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Die spanische Inquisition — Wie konnte sie entstehen?Erwachet! 1987 | 8. Oktober
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Das wahre Gesicht der Inquisition
Die Inquisition förderte zwangsläufig die Habgier und schürte den Argwohn. Papst Sixtus IV. beklagte sich darüber, daß bei den Inquisitoren die Gier nach Gold den Glaubenseifer überträfe. Jeder Wohlhabende schwebte in Gefahr, denunziert zu werden. Die Güter eines Angeklagten wurden durchweg eingezogen, selbst wenn er durch das Inquisitionsverfahren „mit der Kirche versöhnt wurde“.
Andere wurden noch nach ihrem Tod verurteilt, und ihre Erben blieben mittellos zurück. Gelegentlich erhielten die anonymen Denunzianten einen Anteil der eingezogenen Güter. Der verbreitete Einsatz von Spionen und Spitzeln schuf ein Klima der Angst und des Mißtrauens. Oft wurde durch Folter die Preisgabe der Namen von „Mitketzern“ erreicht, was dazu führte, daß zahllose Unschuldige aufgrund von fadenscheinigsten Verdächtigungen verhaftet wurden.
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