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RusslandJahrbuch der Zeugen Jehovas 2008
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Viktor Gutschmidt erzählte später: „Als ich eines Tages aus dem Dienst heimkam, hatte der KGB auf der Suche nach Literatur die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt. Ich wurde verhaftet und zwei Monate lang verhört. Unsere kleine Tochter Julia war damals 11 Monate alt, unsere große 2 Jahre.
Bei dem Verhör fragte mich der Ermittlungsbeamte: ‚Bist du nicht Deutscher?‘ ‚Deutsch‘ war damals für viele gleichbedeutend mit Faschist und Deutsche wurden gehasst.
Ich gab ihm zur Antwort: ‚Ich bin kein nationalistischer Mensch, aber wenn Sie die Deutschen in den KZs des NS-Regimes meinen, die früher Bibelforscher genannt wurden und heute Zeugen Jehovas heißen — auf die bin ich stolz! Ich bin stolz darauf, dass kein Einziger von ihnen je ein Maschinengewehr oder eine Kanone abgefeuert hat. Auf diese Deutschen bin ich stolz!‘
Der Beamte schwieg, also redete ich weiter: ‚Ich bin mir sicher, dass sich kein einziger Zeuge Jehovas an all den Aufständen und Revolten beteiligt hat. Selbst unter Verbot halten Jehovas Zeugen unbeirrt an ihrer Gottesanbetung fest. Dabei erkennen sie die rechtmäßigen Obrigkeiten an und ordnen sich ihnen unter, solange deren Gesetze nicht mit den übergeordneten Gesetzen des Schöpfers kollidieren.‘
Jetzt fiel er mir ins Wort: ‚Keine Gruppe haben wir derart unter die Lupe genommen wie euch Zeugen. Wenn wir auch nur das Geringste gegen euch gefunden hätten und wenn ihr nur einen einzigen Tropfen Blut vergossen hättet — wir hätten euch alle erschossen.‘
Da dachte ich bei mir: Wir in der Sowjetunion verdanken unser Leben dem beispielhaften Mut unserer Brüder in aller Welt, Jehova zu dienen. Vielleicht würde ja auch unser Dienst für Gott hier etwas Gutes für unsere Brüder woanders bewirken. Dieser Gedanke gab mir zusätzliche Kraft, an Jehova festzuhalten.“
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RusslandJahrbuch der Zeugen Jehovas 2008
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[Bild auf Seite 110]
Viktor Gutschmidt
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