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  • Eine gute Botschaft, die alle brauchen
    Der Wachtturm 2011 | 15. Juni
    • 5. Welche absolute Notwendigkeit spricht Paulus im Römerbrief an?

      5 Jeder muss von Jesus wissen und an ihn glauben. Genau darum geht es Paulus im Römerbrief. So schreibt er gleich am Anfang über seinen heiligen Dienst für Gott, und zwar „in Verbindung mit der guten Botschaft über seinen Sohn“. Paulus sagt dann weiter: „Ich schäme mich der guten Botschaft nicht; sie ist tatsächlich Gottes Kraft zur Rettung für jeden, der Glauben hat.“ Danach verweist er auf die Zeit, wo „Gott durch Christus Jesus die verborgenen Dinge der Menschen gemäß der guten Botschaft“, die er verkündigte, „richtet“. Und er erzählt, dass er „von Jerusalem aus und in einem Kreis bis nach Illyrien hin die gute Botschaft über den Christus gründlich gepredigt“ hat (Röm. 1:9, 16; 2:16; 15:19).a Weshalb stellte Paulus Jesus Christus wohl so heraus, als er an die Römer schrieb?

      6, 7. Was lässt sich zu den Anfängen und zur Zusammensetzung der Versammlung in Rom sagen?

      6 Wie die Versammlung in Rom entstanden ist, weiß man nicht. Ob vielleicht Juden oder Proselyten nach Pfingsten 33 u. Z. als Christen dorthin zurückgegangen waren? (Apg. 2:10). Oder ob christliche Händler und Reisende in der Stadt von der Wahrheit erzählt hatten? Jedenfalls gab es, als Paulus um das Jahr 56 u. Z. den Brief schrieb, in Rom bereits eine gestandene Versammlung (Röm. 1:8). Wer gehörte alles dazu?

      7 Manche waren jüdischer Herkunft. Paulus ließ zum Beispiel seine „Verwandten“ Andronikus und Junias grüßen, vermutlich Angehörige, die offensichtlich ebenfalls Juden waren. Auch der Zeltmacher Aquila und seine Frau Priscilla waren Juden (Röm. 4:1; 9:3, 4; 16:3, 7; Apg. 18:2). Doch viele Brüder und Schwestern, denen Paulus Grüße ausrichten ließ, waren wahrscheinlich Nichtjuden. Manche dürften „vom Hause Cäsars“ gewesen sein (eventuell Sklaven und rangniedere Beamte) (Phil. 4:22; Röm. 1:6; 11:13).

      8. In welcher fatalen Lage waren die Christen in Rom?

      8 Jeder Christ in Rom war in der gleichen fatalen und verfahrenen Lage wie jeder von uns heute auch. Paulus drückt das so aus: „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm. 3:23). Somit mussten alle, denen Paulus damals schrieb, anerkennen, dass sie sündhaft waren, und Glauben in das Mittel setzen, mit dem Gott sie aus ihrer fatalen Lage herausholen konnte.

      Einsehen, dass man sündhaft ist

      9. Was kann die gute Botschaft laut Paulus bewirken?

      9 Gleich am Anfang vom Römerbrief weist Paulus auf die großartige Wirkung hin, die die gute Botschaft, die er immer wieder erwähnte, entfalten kann: „Ich schäme mich der guten Botschaft nicht; sie ist tatsächlich Gottes Kraft zur Rettung für jeden, der Glauben hat, für den Juden zuerst und auch für den Griechen.“ Sie kann also Rettung bringen! Doch dazu ist Glaube nötig. Deshalb zitiert Paulus aus Habakuk 2:4 eine grundlegende Wahrheit, nach der der Gerechte „durch Glauben“ leben wird (Röm. 1:16, 17; Gal. 3:11; Heb. 10:38). Wie hängt nun aber diese gute Botschaft, die retten kann, mit der Tatsache „alle haben gesündigt“ zusammen?

      10, 11. Weshalb ist das Konzept aus Römer 3:23 dem einen fremd, dem anderen aber nicht?

      10 Jemand kann erst dann lebensrettenden Glauben entwickeln, wenn er sich bewusst ist, dass er sündhaft ist. Das Bewusstsein für Sünde ist ihm vielleicht nicht ganz so fremd, wenn er mit dem Glauben an Gott aufgewachsen ist und die Bibel ein wenig kennt. (Lies Prediger 7:20.) Ob er damit einiggeht oder seine Zweifel hat — zumindest kann er sich vorstellen, was Paulus mit „alle haben gesündigt“ gemeint hat (Röm. 3:23). Doch im Dienst stoßen wir vielleicht auf so manchen, der mit dieser Aussage überhaupt nichts anfangen kann.

      11 Es gibt Länder, da ist die breite Masse mit dem Konzept der Erbsünde nie vertraut gemacht worden. Wer dort aufgewachsen ist, hält sich demnach auch nicht für sündhaft. Er erkennt wahrscheinlich schon, dass er Fehler macht, nicht so schöne Seiten an sich hat oder sich das eine oder andere zuschulden kommen ließ. Und das sieht er auch bei anderen. Bedingt durch seinen Lebenshintergrund ist ihm aber nicht klar, wieso das so ist. In manchen Sprachen verbindet man mit dem Wort „Sünder“ sofort einen Kriminellen oder zumindest jemand, der gegen Vorschriften verstoßen hat. (Man denke nur an den Verkehrssünder.) Es liegt auf der Hand: Ein Mensch, der von einem solchen Umfeld geprägt wird, tut sich nicht so leicht damit, sich selbst im Sinne von Paulus als Sünder zu sehen.

      12. Wieso glauben viele nicht, dass alle Menschen Sünder sind?

      12 Selbst in sogenannt christlich geprägten Ländern glaubt man oft nicht mehr an das Konzept der Sünde. Der Grund? Auch wenn man dort noch gelegentlich zur Kirche geht, gehört der Bibelbericht über Adam und Eva für viele doch eher ins Reich der Märchen und Mythen. Wer in einem atheistischen oder agnostischen Umfeld aufwächst, zweifelt an, dass Gott existiert. Deshalb ist ihm nicht klar, dass ein höchstes Wesen Sittenmaßstäbe aufgestellt hat und ein Nichteinhalten dieser Maßstäbe als Sünde anzusehen ist. In gewisser Weise geht es ihm wie den Menschen im ersten Jahrhundert, von denen Paulus sagte, sie hätten „keine Hoffnung“ und seien „ohne Gott in der Welt“ (Eph. 2:12).

      13, 14. (a) Nenne einen Grund, weshalb Menschen, für die weder Gott noch Sünde existiert, „unentschuldbar“ sind. (b) Was machen viele aus ihrem Unglauben heraus?

      13 Paulus liefert in seinem Brief an die Römer zwei Gründe, wieso ein solcher Lebenshintergrund keine Entschuldigung dafür ist, das Konzept der Sünde von sich zu schieben — weder damals noch heute. Erstens: Die Schöpfung an sich bezeugt die Existenz eines Schöpfers. (Lies Römer 1:19, 20.) Das harmoniert mit dem, was Paulus den Hebräern von Rom aus schrieb: „Natürlich wird jedes Haus von jemandem errichtet, doch der, der alle Dinge errichtet hat, ist Gott“ (Heb. 3:4). Seine Beweisführung lässt erkennen, dass es einen Schöpfer gibt, der alles „errichtet“ oder ins Dasein gebracht hat.

      14 Paulus konnte also den Christen in Rom mit Recht schreiben, dass jeder, der leblose Bilder verehrte — das Volk Israel nicht ausgenommen —, „unentschuldbar“ war. Das Gleiche lässt sich auch von denen sagen, die sich auf verkehrte, in Gottes Augen widernatürliche Sexualpraktiken wie Homosexualität einließen (Röm. 1:22-27). Paulus kommt somit richtigerweise zu dem Schluss, dass „alle, Juden wie auch Griechen, unter der Sünde sind“ (Röm. 3:9).

      Der innere Mitwisser

      15. Was haben alle Menschen in die Wiege gelegt bekommen, und woran sieht man das?

      15 Der Römerbrief liefert einen zweiten Grund, weshalb man die eigene Sündhaftigkeit und die Notwendigkeit, aus dieser fatalen Lage herausgeholt zu werden, sehen müsste. Gott hatte Israel ja einst eine Gesetzessammlung gegeben, und Paulus erklärt nun: „Alle die aber, die unter Gesetz gesündigt haben, werden durch Gesetz gerichtet werden“ (Röm. 2:12). Wie er betont, tun Menschen anderer Nationalität oder ethnischer Herkunft, die mit dem göttlichen Gesetz nicht vertraut sind, oft „von Natur aus die Dinge des Gesetzes“. Sprich, in ihrem Kulturkreis ist Diebstahl, Inzest oder Mord in der Regel verboten. Aber warum? Paulus nennt den Grund: weil sie ein Gewissen haben. (Lies Römer 2:14, 15.)

      16. Wieso ist die Gleichung „Gewissen haben = Sünde meiden“ nur bedingt richtig?

      16 Nur weil man ein Gewissen hat — das als innerer Mitwisser oder Richter fungiert —, bedeutet das allerdings noch lange nicht, dass man sich auch daran hält. Das wird am Beispiel der Israeliten deutlich. Sie hatten außer ihrem Gewissen von Gott auch konkrete Gesetze gegen Diebstahl oder Ehebruch erhalten. Doch wie oft setzten sie sich sowohl über ihr Gewissen als auch über Jehovas Gesetze hinweg! (Röm. 2:21-23). Damit machten sie sich gleich zweifach schuldig, waren also unbestritten Sünder, die mit den Maßstäben und dem Willen Gottes nicht in Harmonie waren. Das zog ihr Verhältnis zum Schöpfer schwer in Mitleidenschaft (3. Mo. 19:11; 20:10; Röm. 3:20).

      17. Welchen Lichtblick bietet uns der Römerbrief?

      17 An diesem Punkt könnte man meinen, der Römerbrief würde ein ausgesprochen düsteres Bild zeichnen von der Situation, in der sich der Mensch (also auch wir) vor dem Allmächtigen befindet. Aber: Paulus ließ es dabei nicht bewenden. Er zitiert nun Davids Worte aus Psalm 32:1, 2 und schreibt: „Glücklich sind die, deren gesetzlose Taten vergeben und deren Sünden zugedeckt worden sind; glücklich ist der Mann, dessen Sünde Jehova keinesfalls anrechnet“ (Röm. 4:7, 8). Gott hat nämlich für ein passendes rechtskräftiges Mittel gesorgt, auf dessen Grundlage er Sünden vergeben kann.

      Dreh- und Angelpunkt der guten Botschaft: Jesus

      18, 19. (a) Welcher Aspekt der guten Botschaft war Paulus im Römerbrief so wichtig? (b) Was muss jeder anerkennen, der all das Schöne, was das Königreich bringt, miterleben möchte?

      18 Und so schließt sich der Kreis: Denn damit sind wir wieder bei genau dem Aspekt der guten Botschaft, der Paulus in seinem Brief an die Römer so wichtig war. Wie gesagt, er schrieb: „Ich schäme mich der guten Botschaft nicht; sie ist tatsächlich Gottes Kraft zur Rettung“ (Röm. 1:15, 16). Wenn das keine gute Nachricht ist!

      19 Der Dreh- und Angelpunkt dieser guten Botschaft ist die Rolle, die Jesus bei der Umsetzung von Gottes Vorsatz spielt. Der Apostel freute sich auf den Tag, „an dem Gott durch Christus Jesus die verborgenen Dinge der Menschen gemäß der guten Botschaft . . . richtet“ (Röm. 2:16). Damit spielte er das „Königreich des Christus und Gottes“ oder das, was Gott durch das Königreich erreichen wird, in keiner Weise herunter (Eph. 5:5). Vielmehr machte er Folgendes deutlich: Damit wir unter Gottes Königreich leben und all das Gute, was es auf Dauer bewirken wird, miterleben, müssen wir zweierlei anerkennen: 1. dass wir in Gottes Augen Sünder sind und 2. dass wir an Jesus Christus glauben müssen, damit unsere Sünden vergeben werden. Wer diese zwei Punkte versteht, für sich persönlich annimmt und die Zukunftsperspektiven sieht, die sich ihm dadurch auftun, kann einfach nur begeistert sein: Was für eine herrliche gute Botschaft!

      20, 21. (a) Wieso sollten wir im Dienst die gute Botschaft aus dem Römerbrief auf keinen Fall vergessen? (b) Womit dürfen wir dann womöglich rechnen?

      20 Gerade wenn wir im Dienst unterwegs sind, müssen wir diesen Aspekt der guten Botschaft unbedingt im Hinterkopf behalten. Paulus wandte das, was Jesaja so treffend ausdrückte, ja auf Jesus an, als er schrieb: „Keiner, der seinen Glauben auf ihn setzt, wird enttäuscht werden“ (Röm. 10:11; Jes. 28:16). Für Menschen, die mit dem biblischen Konzept der Sünde vertraut sind, ist diese grundlegende Wahrheit über Jesus vielleicht nicht so das Problem. Für andere dagegen ist das wirklich Neuland — etwas, was man in ihrem Kulturkreis schlicht nicht kennt, geschweige denn glaubt. Dann sind wir gefordert: Kommen solche Menschen zum Glauben an Gott und an sein Wort, müssen wir sie über die Rolle Jesu aufklären. Im Anschlussartikel geht es daher darum, wie dieser Aspekt der guten Botschaft in Römer, Kapitel 5 erörtert wird. Den Stoff zu verinnerlichen wird uns im Dienst bestimmt sehr weiterhelfen!

      21 Es ist wirklich ein Geschenk, aufrichtige Menschen an die gute Botschaft, die im Römerbrief wiederholt angesprochen wird, heranzuführen. Zumal wir ja gesehen haben: „Sie ist tatsächlich Gottes Kraft zur Rettung für jeden, der Glauben hat“ (Röm. 1:16). Und nicht nur das! Ein Geschenk ist auch, wenn Menschen dann so empfinden, wie Paulus es in Römer 10:15 ausdrückt: „Wie lieblich sind die Füße derer, die gute Botschaft guter Dinge verkünden!“ (Jes. 52:7).

  • Gottes großer Liebesbeweis für uns
    Der Wachtturm 2011 | 15. Juni
    • Gottes großer Liebesbeweis für uns

      Die unverdiente Güte regiere als König durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben (RÖM. 5:21).

      1, 2. Welche zwei Vermächtnisse werden hier gegenübergestellt, und wie schneiden sie im Vergleich zueinander ab?

      WAS ist wohl das größte Vermächtnis an die Menschheit? Nach Aussage von Dr. David J. Williams von der Universität Melbourne (Australien) soll das größte Vermächtnis der Römer ihre Rechtsordnung mitsamt ihrem Sinn für Gesetzestreue sein. Aber es gibt da ein Vermächtnis oder Geschenk, das viel wertvoller ist. Es kommt von Gott und ist das Mittel, mit dem er es uns möglich macht, seine Anerkennung zu haben und vor ihm gerecht dazustehen — sodass wir auf Rettung und ewiges Leben hoffen dürfen.

      2 Um uns dieses Geschenk zu geben, unternahm Gott im Prinzip rechtliche Schritte. Genau darauf ging der Apostel Paulus in Römer, Kapitel 5 ein. Dennoch lesen sich seine Erklärungen nicht wie eine trockene juristische Abhandlung. Im Gegenteil! Gleich in der Einleitung bringt er einen sehr beruhigenden Satz, hinter dem sich aber eine zündende Wahrheit verbirgt: „Lasst uns, da wir nun zufolge des Glaubens gerechtgesprochen worden sind, uns des Friedens mit Gott erfreuen durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Wer dieses liebevolle Geschenk von Gott bekommt, kann ihn dafür nur wiederlieben. So erging es Paulus. Er schrieb: „Die Liebe Gottes [ist] durch den heiligen Geist . . . in unser Herz ausgegossen worden“ (Röm. 5:1, 5).

      3. Welche Fragen gehen manchem vielleicht durch den Kopf?

      3 Warum war so ein Geschenk aber überhaupt nötig? Für welche rechtliche Grundlage hat Gott gesorgt, damit es allen zugutekommen und er es anbieten kann, ohne sein Gerechtigkeitsempfinden zu verletzen? Was muss man tun, um dafür infrage zu kommen? Die Bibel bleibt uns die Antwort auf diese Fragen nicht schuldig und legt dabei den besonderen Akzent auf Gottes Liebe.

      Gottes Liebe versus Sünde

      4, 5. (a) Was war ein außergewöhnlicher Liebesbeweis von Jehova? (b) Was muss man wissen, um Römer 5:12 zu verstehen?

      4 Aus einem Herzen voller Liebe zu den Menschen sandte Jehova seinen einziggezeugten Sohn. Paulus formulierte das so: „Gott . . . empfiehlt seine eigene Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns starb, während wir noch Sünder waren“ (Röm. 5:8). Interessant ist hier die Wendung „während wir noch Sünder waren“. Wie sind wir denn zu Sündern geworden? Das ist ein Thema, über das jeder unbedingt Bescheid wissen muss.

      5 Paulus hat es in Grundzügen umrissen und zeigte zum Einstieg folgende Tatsache auf: Durch e i n e n Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod — und so hat sich der Tod zu allen Menschen verbreitet, weil sie alle gesündigt hatten (Röm. 5:12). Wir können das heute nachvollziehen, weil Gott schriftlich festhalten ließ, wie die Menschheit ihren Anfang nahm: Jehova Gott erschuf unsere Stammeltern, Adam und Eva. Sie waren das Werk eines vollkommenen Schöpfers und deswegen selbst vollkommen. Er erlegte ihnen nur eine einzige, völlig zumutbare Einschränkung auf und ließ sie wissen: Falls sie sich nicht daran halten würden, wäre das ihr Todesurteil (1. Mo. 2:17). Verheerenderweise entschieden sie sich für den falschen Weg: Sie setzten sich über Gottes Gesetz hinweg und gaben damit klar zu verstehen, dass sie ihn als Gesetzgeber und Herrscher nicht wollten (5. Mo. 32:4, 5).

      6. (a) Wieso mussten Adams Nachkommen alle sterben — ob vor der Einführung des mosaischen Gesetzes oder danach? (b) Was lässt sich am Beispiel der Bluterkrankheit verdeutlichen?

      6 Kinder hatte Adam erst nach seiner Sünde und er gab die Sünde mit ihren Konsequenzen an alle seine Kinder weiter. Natürlich hatten sie nicht wie ihr Vater Gottes Gesetz übertreten. Darum wurde ihnen nicht dieselbe Sünde zur Last gelegt. Außerdem gab es auch noch keinen Gesetzeskodex (1. Mo. 2:17). Aber sie hatten von ihm die Sünde geerbt. Deshalb regierten Sünde und Tod schon von da an als König — und nicht erst, als Gott den Israeliten später eine Gesetzessammlung gab, durch die ihre Sündhaftigkeit klar aufgezeigt wurde. (Lies Römer 5:13, 14.) Die Erbsünde lässt sich mit bestimmten Erbkrankheiten oder genetischen Defekten veranschaulichen, beispielsweise der Bluterkrankheit. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Alexej, der Sohn von Zar Nikolaus II. und Alexandra, der diese Krankheit geerbt hatte. In solchen Familien kann zwar jemand Träger der Erbanlage für die Krankheit sein, muss aber selbst nicht daran leiden. Das ist nun bei der Sünde ganz anders. An diesem Defekt, den Adam weitervererbte, ging kein Weg vorbei. Alle bekamen ihn zu spüren. Er brachte unweigerlich den Tod. Keiner war von diesem Defekt ausgenommen. Würde es aus dieser fatalen und verfahrenen Situation jemals einen Weg heraus geben?

      Wofür Gott durch Jesus Christus sorgte

      7, 8. Zwei vollkommene Männer bewirkten durch ihr Verhalten etwas völlig Entgegengesetztes. Was war das?

      7 In seiner Liebe sorgte Jehova dafür, dass Menschen von der „Erbkrankheit Sünde“ befreit werden können. Dies sollte, wie Paulus erklärte, durch einen weiteren vollkommenen Menschen geschehen, sozusagen einen zweiten Adam (1. Kor. 15:45). Was diese beiden vollkommenen Männer jeweils bewirkt haben, unterscheidet sich allerdings wie Tag und Nacht. Was genau ist gemeint? (Lies Römer 5:15, 16.)

      8 „Mit der Gabe ist es nicht so wie mit der Verfehlung“, schrieb Paulus. Mit dieser Verfehlung ist die Gesetzesübertretung von Adam gemeint und dafür bekam er mit Recht ein scharfes Urteil — er musste sterben. Aber nicht nur er. Wir lesen: „Durch des e i n e n Menschen Verfehlung [sind] viele gestorben.“ Da Adams Kinder und Kindeskinder von ihm die Sünde geerbt haben, hat er auch über sie unweigerlich den Tod gebracht — uns eingeschlossen. Doch damit ist für uns nicht alles aus. Denn wie wir wissen, konnte der vollkommene Mensch Jesus genau das Gegenteilige bewirken. Und was? Paulus sagte, es würde „für Menschen von allen Arten zu deren Gerechtsprechung zum Leben“ kommen (Röm. 5:18).

      9. Welche Aktion von Gott verbirgt sich hinter dem Begriff „Gerechtsprechung“ in Römer 5:16, 18?

      9 Was steckt in der griechischen Ursprache hinter dem Wort „Gerechtsprechung“? Wie ein Bibelübersetzer schrieb, handelt es sich hierbei um eine „Metapher aus dem Bereich der Justiz, die den Gedanken an ein gerichtsähnliches Verfahren wachruft. Dieser bildliche Ausdruck beschreibt nicht die innere Wandlung einer Person, sondern eine Veränderung in ihrem Stand vor Gott. . . . In dem Bild erscheint Gott als der Richter, in dessen ‚Gerichtssaal‘ der Angeklagte steht und der Ungerechtigkeit bezichtigt wird. Doch Gott fällt ein Urteil zugunsten des Angeklagten und spricht ihn frei.“

      10. Was tat Jesus, sodass die Basis dafür da war, Menschen gerechtzusprechen?

      10 Auf welcher Basis konnte der gerechte „Richter der ganzen Erde“ eine ungerechte Person freisprechen? (1. Mo. 18:25). Die Grundlage dafür legte er, als er aus Liebe seinen einziggezeugten Sohn auf die Erde sandte. Dieser setzte den Willen seines Vaters völlig um, obwohl er versucht, verlacht, verhöhnt und schlimm misshandelt wurde. Er blieb treu, selbst als es dann hieß, am Marterpfahl zu sterben (Heb. 2:10). Dadurch, dass er sein Leben als vollkommener Mensch opferte, lieferte er ein Lösegeld, mit dem Adams Nachkommen von der Sünde und dem Tod erlöst oder losgekauft werden konnten (Mat. 20:28; Röm. 5:6-8).

      11. Auf welcher „Entsprechung“ basiert das Lösegeld?

      11 An anderer Stelle sprach Paulus in diesem Zusammenhang von einem „entsprechenden Lösegeld“ (1. Tim. 2:6). Eine Entsprechung wofür? Adam brachte den vielen Milliarden seiner Kinder Unvollkommenheit und Tod. Es stimmt zwar, dass Jesus als vollkommener Mensch Milliarden von vollkommenen Nachkommen hätte haben können.a Deshalb war man der Ansicht, Jesu Leben in Kombination mit dem Leben all seiner potenziellen vollkommenen Nachkommen entspreche dem Loskaufswert dessen, was Adam für sich und seine unvollkommenen Kinder und Kindeskinder verloren habe. Aber: Die Bibel sagt nicht, dass irgendwelche potenziellen Nachkommen Jesu zum Lösegeld dazugerechnet wurden. Römer 5:15-19 stellt heraus, dass die Erlösung allein dem Tod des „e i n e n Menschen“ zu verdanken ist. Richtig ist: Jesu vollkommenes Leben entsprach Adams vollkommenem Leben. Im Blickpunkt steht mit Fug und Recht allein Jesus. Durch seinen „e i n e n Akt der Rechtfertigung“, seine Treue und seinen Gehorsam selbst bis in den Tod, wurde für Menschen aller Arten der Weg frei, von Gott die „freie Gabe“ und Leben zu bekommen (2. Kor. 5:14, 15; 1. Pet. 3:18). Wie wurde das Lösegeld dann rechtswirksam?

      Freispruch dank des Lösegelds

      12, 13. Warum ist die Gerechtsprechung nur Gottes Barmherzigkeit und Liebe zu verdanken?

      12 Jehova Gott nahm das Loskaufsopfer seines Sohnes an (Heb. 9:24; 10:10, 12). Dennoch waren Jesu Jünger auf der Erde — die Apostel nicht ausgenommen — weiter unvollkommen. Sie gaben sich zwar alle Mühe, machten aber trotzdem immer wieder Fehler. Warum? Grund war die Erbsünde (Röm. 7:18-20). Aber Gott hatte dafür die Lösung. Er nahm das „entsprechende Lösegeld“ an und war bereit, es seinen Dienern auf der Erde zugutekommen zu lassen.

      13 Das tat er nicht, weil er es den Aposteln oder anderen wegen irgendwelcher guten Werke geschuldet hätte, sondern aus Barmherzigkeit und großer Liebe. Er sprach sie von dem Urteil gegen sie bewusst los, in seinen Augen waren sie von ihrer Erbschuld befreit. Das gab Paulus klar zu verstehen: „Durch diese unverdiente Güte seid ihr tatsächlich durch Glauben gerettet worden; und dies habt ihr nicht euch zu verdanken, es ist Gottes Gabe“ (Eph. 2:8).

      14, 15. Worauf durften die, die Gott gerechtgesprochen hatte, hoffen? Aber was mussten sie trotzdem weiter tun?

      14 Was für ein Geschenk es doch ist, wenn der Allmächtige sowohl die ererbte Sünde als auch begangene Fehler vergibt! Egal, wie viel sich jemand, bevor er ein Christ wurde, zuschulden kommen ließ: Dank des Lösegelds kann Gott solche Sünden vergeben. Paulus schrieb: „Die Gabe . . . hatte von vielen Verfehlungen aus eine Gerechtsprechung zur Folge“ (Röm. 5:16). Die Apostel und andere, die dieses liebevolle Geschenk (die Gerechtsprechung) von Jehova empfingen, mussten dem wahren Gott weiter voller Glauben dienen. Worauf durften sie dann hoffen? „Die, welche die Fülle der unverdienten Güte und der freien Gabe der Gerechtigkeit empfangen, [werden] im Leben als Könige durch den e i n e n, Jesus Christus, regieren.“ Das Geschenk oder die Gabe der Gerechtigkeit bewirkt also tatsächlich genau das Gegenteil von dem, was Adam bewirkte: Sie führt zum Leben (Röm. 5:17). (Lies Lukas 22:28-30.)

      15 Alle, die dieses Geschenk der Gerechtsprechung erhalten, werden zu „Söhnen“ Gottes. Und da sie Miterben mit Christus sind, steht ihnen in Aussicht, als Geistsöhne im Himmel auferweckt zu werden und „als Könige“ mit Jesus Christus zu regieren. (Lies Römer 8:15-17, 23.)

      Gottes Liebesbeweis für andere

      16. Hat Jehova auch für diejenigen, die darauf hoffen, einmal auf der Erde ewig zu leben, schon jetzt ein Geschenk?

      16 Nicht alle, die ihren christlichen Glauben ausleben und Gott treu dienen, erwarten, mit Christus als Könige im Himmel zu regieren. Aus der Bibel wissen sie, dass ihnen dasselbe in Aussicht steht wie den Dienern Gottes aus vorchristlicher Zeit: für immer im Paradies auf der Erde zu leben. Können auch sie schon jetzt ein liebevolles Geschenk von Gott erhalten, das heißt mit Blick auf Leben auf der Erde als gerecht angesehen werden? Nach dem, was Paulus an die Römer schrieb, auf alle Fälle! Ein sehr beruhigender Gedanke!

      17, 18. (a) Wie hat Gott Abraham aufgrund seines Glaubens angesehen? (b) Wieso konnte Jehova Abraham als gerecht ansehen?

      17 Paulus führte dazu ein Beispiel an, das das eindrucksvoll belegt: Abraham. Dieser Mann lebte, etliche Zeit bevor Jehova den Israeliten eine Gesetzessammlung gab und lange bevor durch Christus der Weg zu Leben im Himmel geebnet war, und zeichnete sich durch einen großen Glauben aus (Heb. 10:19, 20). Wir lesen: „Nicht durch Gesetz hatte Abraham oder sein Same die Verheißung, dass er Erbe einer Welt sein sollte, sondern durch die Gerechtigkeit aus Glauben“ (Röm. 4:13; Jak. 2:23, 24). Gott sah den glaubensstarken Abraham somit als gerecht an. (Lies Römer 4:20-22.)

      18 Das kann nicht bedeuten, dass Abraham in seinem jahrzehntelangen Dienst für Jehova nie eine Sünde begangen hat. Nein, er war nicht gerecht in diesem Sinn (Röm. 3:10, 23). Doch Jehova hielt ihm seinen außergewöhnlichen Glauben zugute und alles, was er aus diesem Glauben heraus tat. Woran Abraham besonders fest glaubte, war das Versprechen von dem „Samen“, der aus seiner Linie kommen sollte. Dieser Same war nachweislich der Messias oder Christus (1. Mo. 15:6; 22:15-18). Und gerade „durch das von Christus Jesus bezahlte Lösegeld“, für das Gott in seiner unendlichen Weisheit sorgte, ist es ihm als dem höchsten Richter möglich, Sünden zu vergeben, die in vorchristlicher Zeit begangen wurden. Daher steht Abraham und anderen Glaubensmenschen aus der Zeit vor Jesus eine Auferstehung in Aussicht (Ps. 32:1, 2). (Lies Römer 3:24, 25.)

      Schon jetzt einen gerechten Stand vor Gott haben

      19. Warum kann es heute vielen Mut machen, wie Gott Abraham bewertete?

      19 Dass unser liebender Gott Abraham als gerecht bewertete, kann wahren Christen heute wirklich Mut machen. Jehova sprach ihn nicht in dem Sinn gerecht, wie er es mit denen tut, die mit Geist gesalbt sind, um „Miterben mit Christus“ zu sein. Diese Gruppe ist zahlenmäßig begrenzt — sie besteht aus „zu Heiligen Berufenen“, die als „Söhne Gottes“ adoptiert sind (Röm. 1:7; 8:14, 17, 33). Abraham dagegen wurde ein „Freund Jehovas“ — und zwar bevor es das Loskaufsopfer gab (Jak. 2:23; Jes. 41:8). Wie steht es also um wahre Christen, die darauf hoffen, das wiederhergestellte Paradies auf der Erde mitzuerleben?

      20. Was erwartet Gott von denen, die er heute als gerecht ansieht — so wie damals Abraham?

      20 Sie haben nicht die „freie Gabe der Gerechtigkeit“ erhalten, die die Perspektive auf ein Leben im Himmel eröffnet — „aufgrund der Befreiung durch das von Christus Jesus bezahlte Lösegeld“ (Röm. 3:24; 5:15, 17). Aber sie haben einen starken Glauben an Gott und das Lösegeld. Das zeigt sich an ihren Glaubenswerken. Eins davon ist das Predigen vom „Königreich Gottes“ und das Lehren der „Dinge, die den Herrn Jesus Christus betreffen“ (Apg. 28:31). Deshalb kann Jehova sie als gerecht ansehen, wie er es bei Abraham getan hat. Das Geschenk, das sie erhalten — Freundschaft mit Gott —, unterscheidet sich von der „freien Gabe“, die die Gesalbten erhalten. Doch es ist ein Geschenk, für das sie aus tiefstem Herzen dankbar sind.

      21. Was wird durch Jehovas großen Liebesbeweis und seine Gerechtigkeit möglich gemacht?

      21 Gehörst du zu denen, die hoffen, einmal ewig auf der Erde zu leben? Dann weißt du ja, dass du das nicht den leeren Versprechungen eines Spitzenpolitikers zu verdanken hast, sondern der Weitsicht des Allerhöchsten. Schritt für Schritt hat Jehova auf die Umsetzung seines Vorsatzes hingearbeitet. Jeder dieser Schritte war im Gleichklang mit wahrer Gerechtigkeit. Und in jedem spiegelt sich seine große Liebe. Da konnte Paulus wirklich mit Recht sagen: „Gott . . . empfiehlt seine eigene Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns starb, während wir noch Sünder waren“ (Röm. 5:8).

      [Fußnote]

      a Diese Ansicht in Verbindung mit den Nachkommen findet sich zum Beispiel im zweiten Band unseres Bibellexikons Einsichten über die Heilige Schrift, Seite 231, Absatz 4 bis Seite 232, Absatz 1.

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