-
Vor 100 Jahren . . . 1917Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2017
-
-
Prüfen und Sichten
Kurz nach dem Tod von Charles Taze Russell traten in den Vereinigten Staaten Schwierigkeiten auf. Die Frage war, wie man die Angelegenheiten von Jehovas Dienern verwalten sollte. Bruder Russell hatte 1884 die Zion’s Watch Tower Tract Society gegründet und leitete diese Rechtskörperschaft als Präsident bis zu seinem Tod im Oktober 1916. Als Joseph F. Rutherford die Führung übernahm, packte ein paar angesehene Männer in der Organisation der Ehrgeiz — darunter vier der Vorstandsmitglieder.
Diesen vier und einigen anderen gefiel es nicht, wie Bruder Rutherford Angelegenheiten handhabte. Ein Streitpunkt war die Arbeit von Paul S. L. Johnson, der als Pilgerbruder (reisender Aufseher) diente.
Kurz vor seinem Tod hatte Bruder Russell dafür gesorgt, dass Johnson als ein reisender Vertreter der Organisation nach England geschickt wurde. Er sollte die gute Botschaft predigen, die Versammlungen besuchen und einen Bericht über das Werk vor Ort erstellen. Bei seiner Ankunft im November 1916 empfing man ihn herzlich. Die Brüder bewunderten ihn sehr, was sein Urteilsvermögen mit der Zeit leider beeinträchtigte. Bald war Johnson davon überzeugt, dass er Bruder Russells Nachfolger sein sollte.
Unbefugt entließ Johnson einige Mitglieder der Bethelfamilie in England, die sich ihm widersetzt hatten. Außerdem versuchte er, die Kontrolle über das Bankkonto der Organisation in London an sich zu reißen. An diesem Punkt rief Bruder Rutherford ihn in die Vereinigten Staaten zurück.
In Brooklyn angekommen, wurde er für sein Verhalten zurechtgewiesen. Anstatt dies demütig anzunehmen, versuchte er mehrfach Bruder Rutherford zu überreden, ihn wieder nach England gehen zu lassen, um sein Werk fortzusetzen. Als das fehlschlug, fing er an den Vorstand zu beeinflussen; vier Mitglieder schlossen sich ihm an.
Bruder Rutherford ging davon aus, dass diese Männer versuchen würden, die Gelder der Organisation in den Vereinigten Staaten an sich zu reißen, wie es Johnson bereits in England getan hatte. Bruder Rutherford unternahm Schritte, sie aus dem Vorstand zu entlassen. Laut Gesetz musste jedes Vorstandsmitglied jährlich von den Mitgliedern der Körperschaft gewählt werden. Bei der Jahresversammlung am 6. Januar 1917 hatte man aber nur drei Vorstandsmitglieder gewählt: Joseph F. Rutherford in das Amt des Präsidenten, Andrew N. Pierson zum Vizepräsidenten und William E. Van Amburgh zum Schriftführer und Schatzmeister. Für die übrigen vier Vorstandsposten wurde keine Wahl durchgeführt. Die vier Gegner waren nämlich bereits in der Vergangenheit in den Vorstand gewählt worden und einige gingen davon aus, dies gelte auf Lebenszeit. Da man sie bei der Jahresversammlung nicht wiedergewählt hatte, gehörten sie rechtlich gesehen gar nicht zum Vorstand. Im Juli 1917 machte Bruder Rutherford von seinem Recht Gebrauch und berief vier treue Männer in den Vorstand, um die nun unbesetzten Posten zu vergeben.
Wie zu erwarten, waren die vier entlassenen Vorstandsmitglieder wütend und starteten eine Kampagne, um ihre Posten wiederzubekommen. Sie scheiterten jedoch. Einige Bibelforscher stellten sich zwar auf ihre Seite und gründeten neue Organisationen, die große Mehrheit blieb aber loyal. Den vier Gegnern gelang es nicht, ihre Vorstandspositionen zurückzuerobern.
-
-
Vor 100 Jahren . . . 1917Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2017
-
-
Das Prüfen und Sichten geht weiter
Die gegnerischen Brüder hatten die Organisation verlassen. Das Ergebnis einer Abstimmung in den Versammlungen wurde im Wacht-Turm veröffentlicht und es machte deutlich, dass Bruder Rutherford und die treuen Männer im Bethel von der Mehrheit der Brüder unterstützt wurden. Ihre Prüfung war aber noch nicht vorbei. Das Jahr 1918 hatte zwar gut angefangen, allerdings würde die Organisation eine der schwersten Stunden ihrer neuzeitlichen Geschichte erleben.
-