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Sklaverei — Das Übel besteht fortErwachet! 2002 | 22. Juni
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Sklaverei — Das Übel besteht fort
IST die Sklaverei wirklich ausgerottet? Die meisten würden diese Frage gern bejahen. Das Wort allein beschwört abstoßende Bilder von Gewalt und Unterdrückung herauf. Viele halten solche Bilder jedoch für Relikte früherer Zeiten. Mancher denkt dabei vielleicht an die Sklavenschiffe vergangener Jahrhunderte: knarrende Segler aus Holz, die Laderäume voll verängstigter Menschen, in schier unvorstellbarem Schmutz und Elend zusammengedrängt.
Heute sind die Sklavensegler zwar von den Meeren verschwunden und internationale Abkommen verbieten den Sklavenhandel. Doch die Sklaverei ist alles andere als ausgerottet. Wie die Menschenrechtsorganisation Anti-Slavery International belegt, leben immer noch rund 200 Millionen Menschen auf die eine oder andere Art in Sklaverei. Die Arbeitsbedingungen dieser Menschen können ohne weiteres schlimmer sein als die von Sklaven früherer Zeiten. Nach manchen Experten sind heute sogar „mehr Menschen versklavt als jemals zuvor in der Geschichte“.
Die Schicksale heutiger Sklaven sind herzzerreißend. Beispielsweise muss der 10-jährige Kanjia jeden Tag die Viehherden seiner Herren hüten, die ihn rücksichtslos behandeln und immer wieder schlagen. „Wenn ich Glück habe, finde ich ein Stück altes Brot, ansonsten bekomme ich den ganzen Tag nichts zu essen“, berichtet er. „Für meine Arbeit bin ich noch nie bezahlt worden. Ich bin ja nur ein Sklave, der ihnen gehört. ... Andere Kinder in meinem Alter spielen miteinander. Ich möchte lieber sterben, als weiter so elend zu leben.“
Die Sklaven von heute sind oft Frauen oder Kinder — wie Kanji. Gegen ihren Willen schuften sie als Teppichknüpfer und Straßenbauer, sie schneiden Zuckerrohr oder müssen sogar als Prostituierte arbeiten. Manchmal werden sie schon für umgerechnet 10 Euro verkauft. Um drückende Schulden loszuwerden verkaufen einige Eltern selbst ihre eigenen Kinder.
Sind derartige Berichte nicht abscheulich? Andere empfinden auch so, wie folgende Worte des Autors Kevin Bales zeigen: „Sklaverei ist schlicht abstoßend. Sie bedeutet nicht nur, die Arbeit eines anderen zu stehlen — er wird seines ganzen Lebens beraubt“ (Die neue Sklaverei). Warum kann man trotz aller Unmenschlichkeiten darauf vertrauen, dass die Geißel der Sklaverei eines Tages endgültig besiegt sein wird? Diese Frage geht uns persönlich mehr an, als wir wohl zunächst vermuten würden.
Wie wir sehen werden, gibt es mehr als nur eine Form der Sklaverei. Sie hat sehr unterschiedliche Gesichter, und manche Arten betreffen alle Menschen. Daher geht die Frage, ob die Menschheit jemals wirklich frei sein wird, jeden an. Zunächst jedoch ein kurzer historischer Abriss zum Thema Sklavenhandel.
[Fußnote]
a Der Name wurde geändert.
[Bilder auf Seite 3]
Verarmte Frauen und Kinder sind schon lange Opfer des Sklavenhandels
[Bildnachweis]
Oberes Bild: UN PHOTO 148000/Jean Pierre Laffont
U.S. National Archives photo
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Der lange Kampf gegen die SklavereiErwachet! 2002 | 22. Juni
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Der lange Kampf gegen die Sklaverei
„O weh, wie elend ist ein Sklave stets, muss dulden, was ungebührlich ist, dem Zwange unterworfen!“ (Euripides, griechischer Tragödiendichter des 5. Jahrhunderts v. u. Z.).
DIE Geschichte der Sklaverei ist lang und oft abstoßend. Schon zur Zeit der ersten Zivilisationen in Ägypten und Mesopotamien versklavten starke Nationen ihre schwächeren Nachbarn. So begann eines der traurigsten Kapitel menschlichen Unrechts geschrieben zu werden.
Im zweiten Jahrtausend v. u. Z. versklavte Ägypten eine ganze Nation von möglicherweise mehreren Millionen Menschen (2. Mose 1:13, 14; 12:37). Während der griechischen Vorherrschaft im Mittelmeerraum hatten viele griechische Familien mindestens einen Sklaven — so ähnlich wie heute in manchen Ländern fast jede Familie ein Auto besitzt. Der griechische Philosoph Aristoteles rechtfertigte diese Praxis und erklärte, die Menschheit bestünde aus zwei Klassen, nämlich Herren und Sklaven, wobei die Ersteren das naturgegebene Recht hätten, zu befehlen, und die Letzteren einfach zum Gehorchen geboren wären.
Die Römer förderten die Sklaverei sogar noch mehr als die Griechen. In den Tagen des Apostels Paulus lebten in Rom mehrere hunderttausend Menschen, von denen vermutlich jeder Zweite ein Sklave war. Wie es scheint, benötigte das Römische Reich jährlich eine halbe Million Sklaven für den Bau von Monumenten, für Bergwerks- und Feldarbeit sowie für den Dienst in den Villen der Reichen.a Da Kriegsgefangene meist zu Sklaven gemacht wurden, muss Roms unersättlicher Hunger nach Sklaven ein sehr starker Anreiz gewesen sein, einen Krieg nach dem anderen zu führen.
Nach dem Untergang des Römischen Reiches ließ die Sklaverei zwar etwas nach, sie war aber nach wie vor üblich. Gemäß einem Grundbuch aus dem Jahr 1086 u. Z., dem Domesday Book, war im mittelalterlichen England jede zehnte Arbeitskraft versklavt. Auch damals wurden Sklaven immer noch in Kriegen erbeutet. Das deutsche Wort „Sklave“ kommt von der Bezeichnung „Slawe“, denn im Frühmittelalter entstammte ein großer Teil der europäischen Sklaven slawischen Völkern.
Seit der Zeit Jesu hat die Sklaverei jedoch auf keinem Kontinent mehr Unheil angerichtet als in Afrika. Die Ägypter handelten sogar schon in vorchristlicher Zeit mit äthiopischen Sklaven. Um die Nachfrage nach Sklaven in Europa und im Nahen Osten zu befriedigen, wurden im Lauf von 1 250 Jahren schätzungsweise 18 Millionen Afrikaner verschleppt. Mit der Kolonialisierung Amerikas entstand im 16. Jahrhundert ein neuer Markt für Sklaven; der transatlantische Sklavenhandel entwickelte sich schnell zu einem der einträglichsten Geschäfte der Welt. Historiker geben die Zahl der Sklaven, die von 1650 bis 1850 aus Afrika verschleppt wurden, mit mindestens 12 Millionen an.b Viele von ihnen wurden auf Sklavenmärkten verkauft.
Der Kampf gegen die Sklaverei
Im Lauf der Jahrhunderte haben sowohl ganze Nationen als auch Einzelne versucht, sich ihre Freiheit zu erkämpfen. Im ersten Jahrhundert v. u. Z. kämpfte Spartakus mit einer Armee von 70 000 römischen Sklaven vergeblich um die Freiheit. Der Sklavenaufstand auf Haiti vor etwa 200 Jahren war erfolgreicher und führte 1804 zur Bildung einer unabhängigen Regierung.
In den Vereinigten Staaten bestand die Sklaverei natürlich viel länger. Manche Sklaven kämpften erbittert um ihre eigene Freiheit und um die Freiheit ihrer Angehörigen. Es gab auch freie Bürger, die gegen die Sklaverei waren und deren Abschaffung forderten oder entlaufenen Sklaven halfen. Dennoch wurde die Sklaverei erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts überall in den Vereinigten Staaten verboten. Und wie sieht es heute aus?
Ein vergeblicher Kampf?
„Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel in allen ihren Formen sind verboten“, heißt es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Dies ist zweifellos ein edles Ziel. Nachdem es 1948 begeistert verkündet worden war, haben viele aufrichtige Menschen Zeit, Kraft und Mittel geopfert, um es zu verwirklichen. Der Weg zum Erfolg ist allerdings steinig.
Wie der vorhergehende Artikel zeigte, müssen sich immer noch Millionen von Menschen unter entsetzlichen Arbeitsbedingungen abplagen, und das ohne die geringste Entlohnung. Viele von ihnen wurden gegen ihren Willen gekauft oder verkauft. Ungeachtet aufrichtiger Bemühungen, die Sklaverei abzuschaffen, und ungeachtet internationaler Abkommen, die die Sklaverei verbieten: echte Freiheit für alle Menschen bleibt ein schwer erreichbares Ziel. Denn der illegale Sklavenhandel existiert nach wie vor und wird durch die Globalisierung der Wirtschaft sogar noch lukrativer. Ja, ganze Teile der Menschheit scheinen immer unentrinnbarer versklavt zu sein. Ist die Lage hoffnungslos?
[Fußnoten]
a Laut einer antiken Quelle könnten einige sehr wohlhabende Römer bis zu 20 000 Sklaven besessen haben.
b Einige skrupellose Geistliche behaupteten, Gott billige diesen brutalen Menschenhandel. Daher denken viele fälschlicherweise immer noch, die Bibel rechtfertige derartige Grausamkeiten. Das ist jedoch nicht der Fall. Siehe den Artikel „Was sagt die Bibel? Billigte Gott den Sklavenhandel?“ in der Erwachet!-Ausgabe vom 8. September 2001.
[Bilder auf Seite 4, 5]
Wie oben dargestellt, wurden Menschen auf Sklavenschiffen aus Afrika abtransportiert, um sie auf amerikanischen Sklavenmärkten zu verkaufen
[Bildnachweis]
Godo-Foto
Archivo General de las Indias
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Das Ende aller Sklaverei!Erwachet! 2002 | 22. Juni
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Das Ende aller Sklaverei!
FREIHEIT! Kaum ein Wort berührt Menschen tiefer. Menschen haben für die Freiheit gekämpft und gelitten, sie haben dafür gelebt und sind dafür gestorben. Leider haben sich viele von ihnen aufgeopfert, ohne ihrem Ziel wirklich näher zu kommen. Wird die Hoffnung auf ein unwiderrufliches Ende der Sklaverei immer nur enttäuscht werden? Nein!
Unter Inspiration schrieb der Apostel Paulus über das, was Gott versprochen hat: ‘Die Schöpfung selbst wird auch von der Sklaverei des Verderbens frei gemacht werden zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes’ (Römer 8:21). Aber woher können wir die Gewissheit nehmen, dass Gott diese ‘herrliche Freiheit’ wirklich herbeiführen wird? Eine Möglichkeit besteht darin, zu untersuchen, wie Gott bisher gehandelt hat.
„Wo der Geist Jehovas ist, da ist Freiheit“, heißt es in der Bibel (2. Korinther 3:17). Ja, der Geist Gottes, seine wirksame Kraft, ist außerordentlich machtvoll. Mithilfe dieser Kraft hat er Menschen schon oft aus den verschiedensten Zwangslagen befreit. Wie denn? Denken wir zunächst daran, dass Sklaverei viele Gesichter hat. Eine der gemeinsten Formen, die gewaltsame Versklavung Schwacher durch Stärkere, wurde bereits erwähnt. Es gibt aber noch andere Arten der Sklaverei.
Einige machen sich selbst zum Sklaven von Süchten, von denen sie kaum wieder loskommen. Andere sind versklavt, weil sie belogen und betrogen und durch falsche Lehren unterjocht werden. Es gibt aber auch eine Form heimtückischer, tödlicher Sklaverei, die uns alle betrifft, ob wir uns darüber im Klaren sind oder nicht. Obwohl die vorliegende Artikelserie verschiedene Arten der Sklaverei behandelt, muss betont werden, dass diese in keiner Weise gleichgesetzt werden sollen. Sie unterscheiden sich erheblich voneinander. Eines jedoch haben all diese Formen der Sklaverei gemeinsam: Der Gott der Freiheit wird sie schließlich beseitigen und die Menschheit von dieser Last befreien.
Von Süchten versklavt
Beachten wir, wie in dem Buch When Luck Runs Out die Spielsucht beschrieben wird: „Ein Leiden, bei dem der Betreffende durch einen überwältigenden und unkontrollierbaren Drang zum [Glücks-]Spiel getrieben wird. Dieser Drang bleibt bestehen und wird immer intensiver und heftiger ..., bis er schließlich alles, was dem Betreffenden wichtig war, vereinnahmt, untergräbt und oft zerstört.“ Niemand kann genau sagen, wie viele Menschen dem Glücksspiel versklavt sind. Allein in den USA gibt es schätzungsweise 6 Millionen Spielsüchtige.
Alkoholismus kann noch zerstörerischer sein und ist in den meisten Ländern auch noch weiter verbreitet. In einem nicht gerade kleinen Land leidet sogar die Hälfte aller erwachsenen Männer mehr oder weniger stark an Alkoholismus. Ricardo, der vor zwanzig Jahren zum Alkoholiker wurde, erklärt, was es bedeutet, alkoholsüchtig zu sein: „Schon beim Aufwachen schreit dein Körper nach Alkohol. Du brauchst ihn, um deine Nerven zu beruhigen, um deine Probleme zu vergessen oder auch nur um dir so viel Selbstvertrauen zu geben, dass du überhaupt zurechtkommst. Du bist besessen von dem Gedanken an einen Drink und willst dir und den anderen auch noch einreden, dein Verhalten sei normal.“
Alkohol ist nicht das einzige Suchtmittel, das Menschen versklavt. Weltweit konsumieren Millionen von Menschen illegale Drogen. Außerdem gibt es ungefähr 1,1 Milliarden Raucher. Dabei enthält Tabak eine der stärksten Sucht erzeugenden Substanzen überhaupt. Viele würden das Rauchen gern aufgeben, stellen jedoch fest, dass sie regelrecht versklavt sind. Hat Jehova Menschen auch aus derartig starken Fesseln befreien können?a
Kehren wir noch einmal zu Ricardo zurück. „Vor etwa zehn Jahren wurde mir klar, dass sich mein ganzes Leben um Alkohol drehte“, berichtet er. „Meine Ehe, meine Arbeit, die Familie — alles hatte darunter zu leiden. Ich merkte, dass ich meine Probleme niemals in den Griff bekommen würde, es sei denn, ich würde vom Alkohol loskommen. Durch ein Studium der Bibel begriff ich, dass Trinker in zweifacher Hinsicht verarmen: geistig und materiell (Sprüche 23:20, 21). Aber ich wollte unbedingt ein gutes Verhältnis zu Gott haben und betete ernstlich zu ihm um Hilfe, was mir ermöglichte, ehrlich zu mir selbst zu sein. Der Mann, der mit mir die Bibel studierte, wurde mir zu einem unschätzbaren Freund. Er gab mich nicht auf, wenn ich einen Rückfall hatte, aber er zeigte mir auch geduldig und beharrlich, was Gott von wahren Christen erwartet.“
Heute fühlt sich Ricardo nicht mehr dem Alkohol versklavt — zumindest bis zu einem gewissen Grad. Wie er ohne weiteres zugibt, wurde er anfangs gelegentlich rückfällig. „Aber trotz dieser Rückschläge wollte ich Jehova treu dienen. Dieser Wunsch sowie die Unterstützung durch meine Frau und meine Glaubensbrüder haben mir geholfen, wieder Herr der Lage zu werden. Ich freue mich auf die von Gott verheißene Zeit, wo niemand mehr sagen wird: ‚Ich bin krank‘, und Alkoholismus ein Ende haben wird. Bis dahin kämpfe ich jeden Tag darum, meinen Körper ‚als ein lebendiges, heiliges, für Gott annehmbares Schlachtopfer darzustellen‘ “ (Jesaja 33:24; Römer 12:1).
Weltweit haben Tausende von Menschen am eigenen Leib verspürt, wie Gott ihre Anstrengungen unterstützt hat, sich von verschiedenen Süchten zu befreien. Wenn sie sich ursprünglich auch zum großen Teil selbst versklavten, indem sie beispielsweise Gruppenzwang oder Versuchungen nachgaben, haben sie Jehova dennoch als einen sehr geduldigen Befreier kennen gelernt. Er hilft bereitwillig allen, die ihm wirklich dienen wollen, und er stärkt sie.
„Die Wahrheit wird euch frei machen“
Was ist mit denjenigen, die versklavt sind, weil man sie belogen und betrogen hat? Gemäß den Worten Jesu können auch sie befreit werden. „Wenn ihr in meinem Wort bleibt“, sagte er, „seid ihr wirklich meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Johannes 8:31, 32). Das sagte Jesus zu einer Zeit, in der viele seiner Zuhörer durch einen strengen Kodex pharisäischer Überlieferungen versklavt waren. Schließlich sagte Jesus über die damaligen religiösen Führer: „Sie binden schwere Lasten zusammen und legen sie auf die Schultern der Menschen, sie selbst aber wollen sie nicht mit ihrem Finger bewegen“ (Matthäus 23:4). Die Lehren Jesu befreiten die Menschen von dieser Last. Er stellte religiöse Lügen bloß und deckte sogar ihren Ursprung auf (Johannes 8:44). An die Stelle der Lügen setzte er die Wahrheit und erklärte den Menschen klar und deutlich, dass Gott nichts Unvernünftiges von ihnen erwartet (Matthäus 11:28-30).
Genau wie Jesu damaligen Jüngern gelingt es auch heute Tausenden von Menschen, sich mit Gottes Hilfe aus der Sklaverei religiöser Lügen und irriger Traditionen zu befreien. Sie haben die erfrischenden biblischen Wahrheiten kennen gelernt und sind frei geworden: frei von der bedrückenden Furcht vor den Toten, frei von der Angst vor ewigen Qualen in einer Feuerhölle und frei von dem Zwang, ihr schwer verdientes Geld für religiöse Dienste von Geistlichen auszugeben, welche behaupten, Jesus zu vertreten. Dieser hatte jedoch gesagt: „Kostenfrei habt ihr empfangen, kostenfrei gebt“ (Matthäus 10:8). Und die nahe Zukunft verspricht sogar eine noch größere Freiheit.
Die heimtückischste Form der Sklaverei
Beachten wir, wie Jesus die bereits erwähnte heimtückische Form der Sklaverei beschrieb, von der weltweit jeder Mann, jede Frau und jedes Kind betroffen ist: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist ein Sklave der Sünde“ (Johannes 8:34). Wer könnte von sich behaupten, nicht zu sündigen? Sogar der Apostel Paulus gestand: „Das Gute, das ich wünsche, tue ich nicht, sondern das Schlechte, das ich nicht wünsche, das treibe ich“ (Römer 7:19). Obwohl sich kein einziger Mensch selbst von den Fesseln der Sünde befreien kann, ist unsere Lage jedoch nicht hoffnungslos.
Jesus versicherte seinen Jüngern: „Wenn euch also der Sohn befreit, dann seid ihr wirklich frei“ (Johannes 8:36, Einheitsübersetzung). Die Erfüllung dieses Versprechens bedeutet nicht weniger, als von der verheerendsten Form der Sklaverei befreit zu werden. Um verstehen zu können, wie man daraus entrinnen kann, sollte man zuerst wissen, wie es ursprünglich zu dieser Versklavung kam.
Wie aus der Bibel hervorgeht, erschuf Gott den Menschen mit einem freien Willen und ohne sündige Neigungen. Ein egoistischer, unsichtbarer Geistsohn Gottes wollte jedoch über die Menschheit herrschen, gleichgültig wie viel Leid das für die Menschen bedeuten würde. Um sein Ziel zu erreichen, brachte jener rebellische Engel, der später Satan, der Teufel, genannt wurde, unsere Ureltern Adam und Eva dazu, sich von Gott abzuwenden. Nachdem Adam die deutlichen Anweisungen Gottes willentlich missachtet hatte, wurde er nicht nur selbst zum Sünder, sondern er gab auch an alle seine Nachkommen Unvollkommenheit und Tod weiter (Römer 5:12). Satan wurde zum ‘Herrscher der Welt’, und ‘die Sünde regiert als König mit dem Tod’ über die Menschheit (Johannes 12:31; Römer 5:21; Offenbarung 12:9).
Wie ist es uns möglich, davon freizukommen? Dadurch, dass wir Jünger Jesu werden, können wir aus Jesu Opfertod Nutzen ziehen. Er starb diesen Tod, „damit er ... den zunichte mache, der das Mittel hat, den Tod zu verursachen, das heißt den Teufel, und damit er alle die befreie, die aus Todesfurcht ihr Leben lang der Sklaverei unterworfen waren“ (Hebräer 2:14, 15). Stellen wir uns das einmal vor! Freiheit von Sünde und Tod! Ist der Gedanke an solch eine Freiheit nicht bewegend?
Doch was ist mit der eingangs besprochenen Form der Sklaverei? Wird die zwangsweise Versklavung von Menschen jemals enden?
Ein sicherer Grund zur Hoffnung
Diese abstoßende Art der Sklaverei wird ebenfalls abgeschafft werden. Davon können wir felsenfest überzeugt sein. Wieso? Unter anderem deshalb, weil Jehova Gott unmittelbar für die größte Befreiungsaktion der Geschichte verantwortlich war. Den historischen Bericht über dieses Ereignis kennen wir wahrscheinlich.
Die Nation Israel befand sich in ägyptischer Sklaverei, sie wurde ständig zu schwerer Zwangsarbeit getrieben und misshandelt. Als die Israeliten Gott um Hilfe anflehten, hörte er in seiner großen Barmherzigkeit auf sie und schritt zur Tat. Durch Moses und Aaron als seine Sprecher forderte Jehova Pharao auf, die Israeliten freizulassen. Der stolze Herrscher verweigerte dies jedoch wiederholt, sogar nachdem Jehova eine Serie verheerender Plagen über das Land gebracht hatte. Schließlich zwang Jehova Pharao in die Knie. Die Israeliten waren frei! (2. Mose 12:29-32).
Ein spannender Bericht, nicht wahr? Man könnte sich allerdings fragen, warum Gott in der heutigen Zeit nichts Ähnliches unternommen hat. Warum greift er nicht in das Weltgeschehen ein und schafft die Sklaverei ab? Denken wir daran: Nicht Jehova ist der ‘Herrscher der Welt’ — Satan ist es. Er hatte Jehova im Garten Eden herausgefordert, und dieser hat seinem bösen Widersacher eine begrenzte Zeit zur Herrschaft eingeräumt. Sklaverei, Unterdrückung, Grausamkeit: das alles sind einfach Merkmale der Herrschaft Satans. Unter seinem Einfluss fällt die Bilanz menschlicher Herrschaft traurig aus, was die Bibel mit den knappen Worten zusammenfasst: „Der Mensch [hat] über den Menschen zu seinem Schaden geherrscht“ (Prediger 8:9).
Aber wie lange noch? Wie die Bibel zeigt, leben wir „in den letzten Tagen“, in einer Zeit wuchernder Selbstsucht und Gier (2. Timotheus 3:1, 2). Das heißt, Gottes Königreich, um das Jesus uns beten lehrte, wird bald eine gerechte Gesellschaft schaffen, die frei von Sklaverei ist (Matthäus 6:9, 10). Jesus Christus, der von Gott eingesetzte König, wird jede Spur von Sklaverei ausmerzen, bis schließlich auch der letzte Feind, der Tod, beseitigt sein wird (1. Korinther 15:25, 26).
Wenn dieser Tag endlich herbeigekommen sein wird, werden alle treuen Menschen erkennen, dass die Befreiung von Gottes Volk aus der ägyptischen Sklaverei nur ein kleiner Vorgeschmack einer weit größeren Befreiung war. Ja, zur gegebenen Zeit wird auch „die Schöpfung selbst ... von der Sklaverei des Verderbens frei gemacht werden“. Dann endlich werden alle in vollen Zügen die ‘herrliche Freiheit der Kinder Gottes’ genießen können (Römer 8:21).
[Fußnote]
a Im ersten Jahrhundert war bei den großen Banketten der Römer Schlemmerei üblich. Daher wurden Christen davor gewarnt, sich von Speisen oder anderen vergleichbaren Dingen versklaven zu lassen (Römer 6:16; 1. Korinther 6:12, 13; Titus 2:3).
[Bild auf Seite 7]
Allein in den Vereinigten Staaten sind schätzungsweise 6 Millionen Menschen der Spielsucht versklavt
[Bilder auf Seite 7]
Hunderte Millionen von Menschen sind Drogen, Alkohol oder Tabak versklavt
[Bilder auf Seite 8, 9]
Wie Ricardo haben Tausende beim Kampf gegen Süchte die Hilfe Gottes verspürt
[Bilder auf Seite 10]
Die Israeliten wurden aus der Sklaverei befreit — die wahren Anbeter Gottes werden bald eine weit größere Befreiung erleben
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