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    Erwachet! 1989 | 8. November
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      „Das furchtbare blutige Aufeinandertreffen britischer und italienischer Fans ... hinterließ mindestens 38 Tote und 350 Verletzte.“

      „Der Mob griff die Polizei an, schleuderte Benzinbomben, plünderte Läden und kippte Autos um.“

      „In einer Kneipe brachen Kämpfe aus. Flaschen flogen, Messer wurden gezückt, und es kam zu einer allgemeinen Schlägerei.“

      „Zusammenstöße mit der Polizei, Autos umgeworfen, Fenster eingeschlagen, Fremde geschlagen und bespuckt.“

  • Was geht in der Sportwelt vor sich?
    Erwachet! 1989 | 8. November
    • BERICHTEN die Auszüge auf der linken Seite von dem letzten Staatsstreich in Lateinamerika oder von einem erneuten Terroranschlag irgendwo in Europa? Nein, diese und ähnliche Meldungen stammen, wie es eine italienische Tageszeitung ausdrückt, von einem „schrecklich gewöhnlichen Sporttag“.

      Sport und Gewalt scheinen in unseren Tagen Hand in Hand zu gehen. Viele erinnern sich beispielsweise noch an den Abend des 29. Mai 1985, an dem 39 Menschen starben und 200 verletzt wurden, als es vor dem Endspiel des Fußball-Europacups zu Ausschreitungen unter den Fans kam.

      Doch Szenen der Gewalt, ausgelöst durch Akteure oder Zuschauer, sind nicht auf eine Sportart, wie z. B. Fußball, beschränkt. Sie spielen sich bei allen Sportarten ab, ob es nun Baseball, Boxen oder Eishockey ist.

      Die Redewendungen „Der Beste soll gewinnen“ und: „Dabeisein ist alles“ sind nur noch Relikte vergangener Zeiten. Warum lassen Akteure und Zuschauer bei Sportwettkämpfen ihren niederen Instinkten freien Lauf? Was steht hinter der Gewalt im Sport? Wie schwerwiegend ist dieses Problem?

  • Gewalt im Sport — Warum der Anstieg?
    Erwachet! 1989 | 8. November
    • SEIT eh und je gilt Sport als gesund. Schon die Ärzte der alten Griechen waren der Meinung, Sport in Maßen sei der Gesundheit förderlich.

      Doch heutzutage sind viele Sportereignisse alles andere als gesundheitsfördernd — weder für die Akteure noch für die Zuschauer. Die Gewalt im Sport hat solche Ausmaße erreicht, daß das Europäische Parlament eine ausführliche „Entschließung zu Rowdytum und Gewalttätigkeit im Sport“ angenommen hat. Alarmiert durch die Brutalität der Zusammenstöße zwischen den Spielern oder den Fans der gegnerischen Mannschaften vor und nach den Sportereignissen, untersuchten die Mitglieder des Europäischen Parlaments sowohl das Phänomen in seinen verschiedenen Formen und seine Ursachen als auch mögliche Maßnahmen zu seiner Eindämmung. Zu welchem Ergebnis sind sie gekommen? Welche Formen hat die Gewalt im Sport angenommen?

      Eine weitverbreitete Erscheinung

      Fußball, der beliebteste Sport der Welt, wird dabei am heftigsten kritisiert, aber das Problem besteht bei fast allen Sportarten. Bei der Fußball-Europameisterschaft 88 in der Bundesrepublik Deutschland kam es wiederholt zu Gewaltausbrüchen. Nach einem Spiel ihrer Nationalmannschaft brachen die britischen Fans eine wilde Schlägerei vom Zaun, bei der großer Sachschaden entstand, Polizisten verwundet und 300 Personen festgenommen wurden. Nach einem Sieg des italienischen Teams starben drei Menschen im Begeisterungstaumel.

      Die berüchtigten britischen Hooligans lösen, wo immer sie auftauchen, Panik aus und tragen gemäß der Zeitung The Guardian dazu bei, „den Ruf des englischen Fußballs zu Hause und im Ausland zu ruinieren“. Während einer einzigen Saison sprachen die Montagsausgaben der italienischen Sportzeitungen einige Male von „schwarzen“ Sonntagen — Tage, an denen Sportveranstaltungen in ein Szenario von Verletzung, Zerstörung, Chaos und Tod ausarteten. Sportanlagen sind, wie es eine Zeitung ausdrückte, zu „Guerilla-Stadien“ geworden. Doch solche Zustände herrschen nicht nur in Großbritannien und Italien. Auch die Bundesrepublik Deutschland, die Niederlande, die Sowjetunion, Spanien und viele andere Länder müssen sich mit den gleichen Problemen auseinandersetzen.

      Der Krieg der Fans

      Einige Fans lassen, aufgepeitscht durch die Massenmedien, bei Sportereignissen ihren niederen Instinkten freien Lauf. Die italienischen ultrà und die britischen Hooligans versammeln sich zu Fußballspielen hinter Spruchbändern mit Aufschriften wie „Rote Armee“ und „Tigerkommando“. Der Fußballfan will, so ein Hooligan, „kämpfen, um das Gebiet der Gegner zu erobern“. Die Situation in den Stadien unterscheidet sich kaum von der in den römischen Arenen, in denen die Zuschauer die Gladiatoren anfeuerten, den Gegner niederzumetzeln. Die Sprechchöre der Fans sind durchsetzt mit Obszönitäten und rassistischen Parolen.

      Oft haben die Fans gefährliche Waffen bei sich. Durchsuchungen, die die Polizei vor Spielen durchführte, brachten ganze Waffenarsenale zum Vorschein: Messer, Leuchtpistolen und Billardkugeln. Auf die Zuschauerblöcke britischer Stadien regnete es eisenspitzenbewehrte Wurfpfeile.

      Maßnahmen der Regierungen

      In der Resolution des Europäischen Parlaments wurden die Regierungen aufgefordert, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, die Gewalttätigkeit im Sport einzudämmen. Die britische Regierung hat unter der Führung von Premierministerin Margaret Thatcher entsprechende Schritte unternommen. Frau Thatcher hat auf strengere Gesetze gedrängt, zum Beispiel eine Ausweispflicht für Stadionbesucher. Bei Gewalttätigkeiten seitens des Ausweisinhabers soll ihm der Ausweis entzogen werden. Weiterhin plant man, sowohl neue wie auch alte Stadien mit Videoüberwachungssystemen auszurüsten, Barrieren zur Trennung der gegnerischen Anhänger zu errichten und jegliches brennbare Material zu entfernen. In die Hooligan-Gangs — die gewalttätigsten Fan-Gruppen — sind Polizisten eingeschleust worden, um die Anführer herauszufinden und festzunehmen.

      Auch in anderen Ländern wurde einiges unternommen. Die italienischen Sportfunktionäre haben in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium beschlossen, in den Stadien Stacheldraht einzusetzen sowie Schutznetze, Hubschrauber, große Polizeiaufgebote und Videoüberwachung. Man hat sogar daran gedacht, das Militär einzuschalten. Als Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1988 in Seoul (Südkorea) wurden Polizisten für die Terrorbekämpfung ausgebildet.

      Schiedsrichter sind ebenfalls die Zielscheibe von Gewalttaten. Innerhalb einer Fußballsaison wurden in Italien 690 Schiedsrichter angegriffen. Bei den olympischen Boxkämpfen in Seoul wurde ein Ringrichter von Trainern und sogar von Polizisten, die mit seiner Entscheidung nicht einverstanden waren, heftig attackiert.

      Abgesehen von der Gefahr für die Menschen, kostet die Gewalt im Sport beträchtliche Summen. Es geht nicht nur um den Schaden aufgrund von Diebstählen, Plünderungen und Zerstörungen, der in die Hunderttausende geht, sondern auch um die Kosten für die vorbeugenden Maßnahmen. An einem gewöhnlichen Fußballtag in Großbritannien kostet allein der Polizeischutz umgerechnet 700 000 Dollar.

      Woher kommt diese Aggressivität?

      Gewalt — zurückzuführen auf die Art und Weise, wie Sport betrieben wird

      Heutzutage ist Sport mit aggressiver Gewalt verbunden. Interessanterweise hat die Kommission, die den Entschließungsantrag für das Europäische Parlament erarbeitet hat, darauf hingewiesen, daß „Gewalt kein wesentlicher Bestandteil des Sports ist, sondern auf die Bedingungen zurückzuführen ist, unter denen Sport heute betrieben wird, und darauf, daß gewissermaßen die Spielregeln nicht an diese Bedingungen angepaßt wurden“. Was steckt dahinter?

      Abgesehen von den Gewalttaten der Fans, hat sich auch die Art und Weise, Sport zu treiben, geändert. Das Europäische Parlament spricht von der „zunehmenden Gewalt in der Gesellschaft“ an sich. Außerdem zählt in der Welt des Sports nicht mehr nur die sportliche Leistung. Bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit, die 1896 in Athen stattfanden, wurde beispielsweise eine Gruppe britischer Athleten disqualifiziert, weil sie vor Beginn der Spiele trainiert hatten. Allein diese Tatsache galt als Verstoß gegen das Amateurideal, das man zu jener Zeit verfocht. Heute würde man darüber wohl nur lächeln.

      Seit dem Ersten Weltkrieg und ganz besonders seit dem Zweiten haben die Menschen in den Industrieländern immer mehr Freizeit. Die Entspannung ist schnell zu einem einträglichen Tummelplatz für die Geschäftswelt geworden. Neben nationalen und gesellschaftlichen Interessen hat jetzt auch die Wirtschaft ihren Platz. Heutige Sportveranstaltungen sind ein „Spektakel ..., bei dem vorwiegend wirtschaftliche, politische und soziale Faktoren im Spiel sind“. Mit anderen Worten: Der Sport hat sich zu einer „Massenveranstaltung“ entwickelt. Der Sieg bringt den Siegern oft Millionen ein. Das Fernsehen hat ebenfalls zur Popularität des Sports beigetragen und vielleicht auch zu dessen Auswüchsen. Häufig verweilen die Kameras viel eher bei einer gewalttätigen Szene als bei anderen, und diese Szene erscheint wieder und wieder in Zeitlupe. So könnte das Fernsehen unabsichtlich die Wirkung, die die Gewalt im Sport auf künftige Fans und Spieler hat, verstärken. Den Amateur gibt es kaum noch, an seine Stelle ist der „Berufsamateur“ getreten, wie ihn eine Zeitung nannte, als sie über die Zehntausende von Dollar schrieb, die die Athleten bei der Olympiade 88 in Seoul eingenommen haben.

      Zufolge des Nationalismus messen Akteure, Trainer, Manager und Zuschauer dem Sieg einen übertriebenen Stellenwert bei. Nach gewissen internationalen Sportwettkämpfen wird den Gewinnern ein triumphaler Empfang bereitet, geradeso wie den siegreichen Heerführern der alten Zeiten. Das konnte man in den letzten Jahren in Italien, Argentinien und in den Niederlanden beobachten, wo die Akteure wirklich bis zum letzten Atemzug skrupellos kämpften. Und die Fans tun es ihnen gleich. Weit über das Erträgliche hinausgehend, zeigen sie ihre Loyalität gegenüber ihrer Mannschaft oder ihrem Land, indem sie vor, während und nach den Sportereignissen wüste Schlägereien anzetteln.

      Vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft 88 schrieb Der Spiegel, man befürchte, das Ereignis könne „als idealer Nährboden für ein hochbrisantes Gemisch aus latenter Gewaltneigung, Nationalismus und Neofaschismus dienen“.

      Eine andere Form der Gewalt

      Doch das ist noch nicht alles, was zu Gewalt und Sport zu sagen ist. Bei der Olympiade 1988 in Seoul kam es zum Dopingskandal. Doping ist die unerlaubte Einnahme von Präparaten, die dem Sportler mehr Energie verleihen und ihn zu Leistungen befähigen, die seine normalen Körperkräfte übersteigen. Dadurch wird sowohl dem Sportgeist als auch der Gesundheit der Sportler Gewalt angetan.

  • Doping — „Das Aids des Sports“
    Erwachet! 1989 | 8. November
    • „Steroide stellen eine wachsende Bedrohung für die nationale Gesundheit und Sicherheit dar“ (Mitarbeiter der amerikanischen Drogenbehörde)

      MILLIONEN Zuschauer der Olympiade in Seoul waren schockiert. Ihr Held, der Athlet, der die 100 Meter so schnell gelaufen war wie niemand je zuvor, mußte seine Goldmedaille zurückgeben; er war wegen der unerlaubten Einnahme von Medikamenten disqualifiziert worden.

      Der Sport wird von einer weiteren Seuche heimgesucht: Doping. Sie ist so schwer auszurotten, daß man schon vom „Aids des Sports“ gesprochen hat.

      „Die Medizin-Olympiade“

      Der Gebrauch von Dopingmitteln kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg richtig in Schwung. Heute ist er so verbreitet, daß Fachleuten zufolge hierfür „kompliziert aufgebaute und kostspielige Organisationen“ erforderlich sind, „die oftmals von den Sportverbänden selbst gegründet wurden mit dem klaren Ziel, durch prestigeträchtige Ergebnisse Sponsoren, Geld und Macht zu gewinnen“. Diese Erscheinung ist dermaßen ausgeprägt, daß die italienische Ärztezeitschrift Corriere Medico die Spiele von 1984 in Los Angeles „die Medizin-Olympiade“ nannte.

      Ja der Einsatz von Medikamenten und unerlaubten medizinischen Verfahren um eines unfairen Vorteils willen ist in allen Ländern bei vielen Sportarten zu beklagen. Jedes Land will das andere übertreffen, und deswegen ist keines gewillt, das Dopen der Athleten zu unterbinden. Die Kommission des Europäischen Parlaments traf die zeitgemäße Feststellung: „Das Ziel ist hoch gesteckt, und die rasch aufeinanderfolgenden Wettkämpfe setzen den Sportler stark unter Druck, so daß die Versuchung groß ist, auch zu illegalen Mitteln zu greifen, um die körperliche und seelische Kondition zu wahren. Die Versuchung wird noch dadurch verstärkt, daß die Betreuer des Sportlers wenig Skrupel zeigen.“ Selbst Kinder werden schon gedopt.

      Verschiedene Formen des Dopings

      Es gibt verschiedene Formen des Dopings. Dazu gehören:

      Steroide (Anabolika): Sie waren an dem beteiligt, was als „das schwerwiegendste Ereignis in der Geschichte der Olympischen Spiele“ bezeichnet wurde — die Disqualifikation des 100-Meter-Rekordhalters Ben Johnson in Seoul. Es handelt sich dabei um Substanzen, die die Produktion von Aminosäuren beeinflussen und dadurch zu einem Anwachsen der Muskelmasse sowie einer Steigerung der Kraft und der Aggressivität beitragen. Man sagt, daß alle Weltrekorde im Gewichtheben, die in den letzten zehn Jahren aufgestellt wurden, diesen Mitteln zugeschrieben werden können.

      Stimulanzien: Stoffe wie Koffein und Strychnin, die anregend wirken und die Müdigkeit unterdrücken.

      Narkotika: Sie sollen Schmerzen abtöten und beruhigen.

      Beta-Blocker: Mittel, die die Pulsfrequenz herabsetzen und auf den Organismus stabilisierend wirken. Insbesondere Schützen machen davon Gebrauch.

      Diuretika: Sie führen zu einer schnellen Gewichtsabnahme und vertuschen bei Dopingtests das Vorhandensein anderer verbotener Substanzen.

      Dies sind nur einige der bekanntesten Dopingmittel. Das IOC hat eine Liste mit etwa 100 unerlaubten Präparaten aufgestellt. Doch das Problem ist, daß, sobald ein Mittel verboten worden ist oder Methoden entwickelt wurden, es nachzuweisen, ganze Scharen von Medizinern und Chemikern sich daranmachen, Ersatz dafür zu finden.

      Die Sportler versuchen auch noch auf andere unredliche Weise, ihre Leistung zu steigern. Um eine bessere Lage im Wasser zu erreichen, haben sich Athleten den Darm mit Helium füllen lassen.

      Viele Sportler haben sich Bluttransfusionen geben lassen, was die Ausdauer fördern soll. Wie man glaubt, wird der Sauerstofftransport in alle Teile des Körpers einschließlich der Muskeln verbessert, wenn man sich eigene rote Blutkörperchen transfundieren läßt, die aus Blut gewonnen werden, das einige Zeit zuvor entnommen wurde.

      Vor kurzem enthüllte die Presse, daß einige Sportlerinnen Schwangerschaften als eine Form des Dopings gebraucht haben. Bei Schwangeren nimmt das Blutvolumen zu, wodurch der Sauerstofftransport zu den Muskeln steigt. Verschiedene Athletinnen, besonders aus Sportarten, die große körperliche Kraft erfordern, haben die Veränderungen der ersten Schwangerschaftsmonate zur Leistungssteigerung genutzt. Nach den Wettkämpfen haben sie dann abgetrieben.

      Ein schwerwiegendes Problem

      Wie verbreitet ist das Dopingproblem? Einige Fans, die nach den wenigen Fällen urteilen, in denen Sportler wegen Doping disqualifiziert wurden, meinen vielleicht, nur ein kleiner Prozentsatz der Athleten nehme dazu Zuflucht und ihre Idole würden so etwas natürlich nie tun. Doch Eingeweihte sind da anderer Ansicht.

      „Der Anabolika-Gebrauch ist viel stärker verbreitet, als man im allgemeinen glaubt“, erklärte ein ehemaliger Diskuswerfer aus Italien. Und gemäß dem Arzneimittelexperten Professor Silvio Garattini ist das Dopingproblem sicherlich weit schwerwiegender als bisher gedacht. Nach einigen Quellen machen 50 Prozent der Hochleistungssportler von unerlaubten Mitteln Gebrauch.

      Das Risiko für die Athleten

      Doch das Problem liegt nicht nur einfach darin, daß manche durch unfaire Mittel bessere Leistungen bringen. Hinter dem heutigen Athleten und besonders hinter dem, der sich dopen läßt, steht ein großes, meist unbekanntes Team, zu dem Ärzte gehören, die, wenn nötig, verbotene Präparate verschreiben können. Die Konsequenzen muß aber letztendlich der Athlet tragen — die Schande, überführt und disqualifiziert zu werden, und, was noch schlimmer ist, die großen gesundheitlichen Gefahren.

      Anabole Steroide schädigen, wie man annimmt, die Leber und das Herz-Kreislauf-System und haben noch verschiedene andere Nebenwirkungen. Diese Präparate werden auch für Schäden am Urogenitaltrakt verantwortlich gemacht und für die zur Gewalt neigende Persönlichkeit einiger Sportler.

      Der Mißbrauch anderer Präparate, wie z. B. Stimulanzien, führt zu „Verwirrtheitszuständen, Medikamentenabhängigkeit und Halluzinationen“. Zu Bluttransfusionen wurde in der Ärztezeitschrift Doctor ausgeführt, daß die Verabreichung eigener roter Blutkörperchen für den Athleten nicht ohne Risiko ist. Dazu gehört „die Überlastung und Verminderung der Blutzirkulation in gewissen Körperregionen infolge zunehmender Zähflüssigkeit des Bluts“ und die Anreicherung mit Eisen „mit schädlichen Folgen für das Organgewebe (Leber, Nieren, Herz, endokrine Drüsen usw.)“.

      Allein die Zahl der Opfer, die man kennt, ist hoch. Zu den bekannteren zählt der dänische Radrennfahrer Jensen, der 1960 während der Olympiade in Rom starb, der englische Radrennfahrer Tom Simpson, der 1967 bei der Tour de France den Tod fand, der niederländische Mittelstreckenläufer Augustinus Jaspers, der direkt nach einem Lauf bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles starb, und die bundesdeutsche Siebenkämpferin Birgit Dressler, an deren Tod die Medikamente schuld waren, die ihr ein Sportmediziner über Jahre hinweg verschrieben hatte.

      „Sport ist gnadenlos“, sagte der mehrfache Olympiasieger Carl Lewis. „Das Doping hat bereits seine Opfer gefordert. Die Organisatoren wissen Bescheid und sagen nichts.“

      Doch wie antworten Athleten angesichts dieser beunruhigenden Tatsachen auf die Frage: „Wenn ich eine Pille hätte, die Sie zum Olympiasieger machen, Sie aber innerhalb eines Jahres töten würde, würden Sie sie nehmen?“ Von den befragten US-Sportlern antworteten 50 Prozent mit Ja. Und diese Antwort würden wohl viele Athleten in allen Teilen der Welt geben.

  • Ist ein Ende in Sicht?
    Erwachet! 1989 | 8. November
    • Ist ein Ende in Sicht?

      ERFRISCHENDEN Sport zu treiben macht Spaß und ist gesund. Doch leider gerät man als Teilnehmer oder allein schon als Zuschauer bei Sportveranstaltungen häufig in eine äußerst gewalttätige Welt, die oftmals von Medikamentenmißbrauch durchsetzt ist.

      Der Sport in seiner heutigen Form ist nur eine Art, wie sich die Gewalttätigkeit der Welt äußert. Der Philosoph Emanuele Severino sagte im Hinblick auf die Vorfälle in Belgien 1985, bei denen auf den Tribünen des Fußballstadions 39 Menschen ihr Leben verloren: „Man ist sich im allgemeinen darüber einig, daß es zu Ereignissen wie dem in Brüssel deshalb kommt, weil in unserer Gesellschaft die Achtung vor gewissen fundamentalen Werten immer mehr nachläßt.“ Weiter führte er aus: „Die Gewalt in unserer Zeit beruht nicht auf der Abwesenheit von Werten, sondern auf dem Vorhandensein neuer Werte.“

      Neue Werte im Sport

      Welche neuen Werte hatte Professor Severino im Sinn? Einer ist der Narzißmus der Sportler, der die Sieger zu „Halbgöttern“ werden läßt.

      Dann ist da der Nationalismus mit seinen politischen Begleiterscheinungen. In der Zeitschrift L’Espresso hieß es dazu: „Der Sport ist zu einem wichtigen Faktor der Imagepflege geworden. Je mehr Siege ein Land erringt, desto größer das Ansehen.“

      Das Geld zählt ebenfalls zu den neuen Werten der Sportwelt. Beachtliche finanzielle und wirtschaftliche Interessen — Fernsehübertragungsrechte, Werbung, Lotterien, Sponsorschaften — sorgen für einen „skrupellosen Wettkampf“, auch unter den Sportlern selbst. Ein ehemaliger Fußballspieler sagte, Fußball sei „kein Spiel mehr, sondern nur noch Geschäft“.

      Das vorherrschende Prinzip ist: Gewinnen um jeden Preis. Bei den heutigen neuen Werten kann das alles bedeuten — Gewalt auf dem Spielfeld und auf den Tribünen, Gewalttaten der Fans vor und nach dem Spiel, Doping mit seinen tödlichen Folgen, Unfairneß und Skrupellosigkeit. Der Sportgeist, das sogenannte Fair play, scheint der Vergangenheit anzugehören. Wird er je wiederkommen? Gemäß dem, was gesagt wird, hofft man darauf. Doch die Tatsachen sind alles andere als ermutigend.

      Doping und Gewalttätigkeit — Ist ein Ende in Sicht?

      Wie Professor Severino bemerkte, ist die Gewalt im Sport nur ein Aspekt der Gewalt im allgemeinen, die unsere heutige Gesellschaft plagt. Was ist die Ursache für so viel Gewalt? Die biblische Prophetie hilft uns, das Problem zu verstehen. Als der Apostel Paulus über die letzten Tage des bösen Systems der Dinge sprach, zählte er unter anderem folgende Merkmale auf: ‘Die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, nicht loyal, ohne Selbstbeherrschung, brutal, ohne Liebe zum Guten, Verräter, unbesonnen, aufgeblasen vor Stolz, die Vergnügungen lieben.’ Und er fügte hinzu: „Böse Menschen ... und Betrüger werden vom Schlechten zum Schlimmeren fortschreiten“ (2. Timotheus 3:1-5, 13).

      Die gegenwärtige Welt liegt, wie die Bibel erklärt, „in der Macht dessen, der böse ist“ (1. Johannes 5:19). Satan, der Teufel, ist der, „der böse ist“, der gute Dinge verdirbt, wie zum Beispiel wohltuenden Sport. Er ist derjenige, der für den Geist der Gewalt verantwortlich ist. Er fördert auch den Nationalismus, die Selbstsucht und die Habgier, die die Gesellschaft und den Sport ruinieren.

      Doch wir als einzelne brauchen diesem dämonischen Geist nicht nachzugeben. Indem wir biblische Grundsätze anwenden, können wir die alte Persönlichkeit mit ihren falschen Handlungen einschließlich Gewalttaten ‘abstreifen’ und die „neue Persönlichkeit“ anziehen, die friedsame Frucht einträgt (Kolosser 3:9, 10; Galater 5:22, 23).

      Werden die Gewalt im Sport und das Doping aber je ein Ende haben? Auf jeden Fall! Wann? Wenn die Gewalttätigkeit und der Medikamentenmißbrauch in der menschlichen Gesellschaft aufhören. Der gegenwärtige Anstieg der Schlechtigkeit läßt erkennen, daß die Zeit dafür nahe ist (Psalm 92:7).

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