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Eine unbedeutende Insel erteilt eine bedeutsame LektionErwachet! 2000 | 22. Juni
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Eine unbedeutende Insel erteilt eine bedeutsame Lektion
RAPA NUI ist eine 170 Quadratkilometer große, praktisch baumlose Insel vulkanischen Ursprungs. Nirgendwo auf der Welt gibt es einen abgelegeneren Ort zum Leben.a Die gesamte Insel ist heute ein historisches Monument, was zum Teil an ihren Statuen aus Stein, den Moai, liegt. Diese Statuen sind das Werk einer einstmals pulsierenden Kultur.
Einige Moai sind so tief in der Erde vergraben, daß nur ihr riesiger Kopf zu sehen ist. Bei anderen ragt der Rumpf aus der Erde heraus, und einige Moai tragen immer noch einen steinernen Haarknoten, pukao genannt; sie alle sind aus vulkanischem Gestein gehauen. Weitaus die meisten der Statuen liegen unvollendet in Steinbrüchen oder auf alten Straßen verstreut, ganz so, als ob die Arbeiter einfach ihr Werkzeug hingeworfen hätten und gegangen wären. Es gibt sowohl einzeln stehende Statuen als auch ganze Reihen mit bis zu 15 Statuen, alle mit dem Rücken zum Meer. Verständlicherweise haben die Moai Inselbesucher lange vor ein Rätsel gestellt.
In den letzten Jahren ist man dem Geheimnis der Moai auf die Spur gekommen, und es hat sich auch das Rätsel aufgeklärt, warum die einstmals blühende Kultur, während deren die Statuen errichtet wurden, zusammenbrach. Bezeichnenderweise sind die Tatsachen, die zutage getreten sind, nicht nur historisch bedeutungsvoll. Wie die Encyclopædia Britannica sagt, wird dadurch „der modernen Welt eine bedeutsame Lektion“ erteilt.
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Eine unbedeutende Insel erteilt eine bedeutsame LektionErwachet! 2000 | 22. Juni
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Im Mittelpunkt der Archäologie und der Paläontologie auf Rapa Nui stehen Behausungen, Gebrauchsgegenstände, die Moai und Überreste von Tieren, die Nahrungszwecken dienten. Da jegliche schriftlichen Überlieferungen der Rapa Nui in Form von Hieroglyphen erstellt wurden und schwer zu entziffern sind, können die Daten von Ereignissen, die vor dem Kontakt mit den Europäern liegen, nur geschätzt werden. Viele der Annahmen lassen sich nicht belegen.
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Bäume bilden auch das Rohmaterial für die Gerätschaften, die man verwendet, um die Moai, deren Herstellung in der Zwischenzeit in vollem Gange ist, von der Stelle zu bewegen und aufzurichten. Der Kahlschlag frißt sich immer weiter in die Wälder hinein, bedingt durch die expandierende Landwirtschaft und den Bedarf an Feuerholz.
1200—1500 Die Statuenherstellung erreicht ihre volle Blütezeit. Die Rapa Nui verbrauchen gewaltige Ressourcen für die Herstellung der Moai und der zeremoniellen Plattformen, auf denen sie stehen. Die Archäologin Jo Anne Van Tilburg schreibt: „Das soziale Gefüge der Rapa Nui kurbelte die Produktion von immer mehr und immer größeren Statuen gewaltig an. In einem Zeitraum von etwa 800 bis 1 300 Jahren wurden schätzungsweise 1 000 Statuen hergestellt ..., ausgehend von Schätzungen der höchsten Bevölkerungszahl, käme damit eine Statue auf 7 bis 9 Personen.“
Anscheinend hat man die Moai nicht angebetet, wenngleich sie eine Rolle spielten bei Riten in Verbindung mit Beerdigungen und dem Ackerbau. Vielleicht wurden sie als eine Wohnstätte der Geister angesehen. Es sieht so aus, als seien sie ein Symbol gewesen für die Macht, den Rang und die Ahnentafel des Erbauers.
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1770 Rivalisierende Klane der übriggebliebenen Rapa Nui beginnen damit, gegenseitig die Statuen umzustürzen. Als der britische Entdeckungsreisende James Cook 1774 eintrifft, sieht er viele umgestürzte Statuen.
1804—1863 Der Kontakt mit anderen Zivilisationen wird stärker. Sklaverei, inzwischen im pazifischen Raum an der Tagesordnung, und Krankheiten fordern ihren Tribut. Die traditionelle Kultur der Rapa Nui kommt im Grunde zum Erliegen.
1864 Mittlerweile sind alle Moai umgestürzt, vielen hat man absichtlich den Kopf abgeschlagen.
1872 Es leben nur noch 111 Ureinwohner auf der Insel.
Rapa Nui wurde 1888 chilenische Provinz. In den letzten Jahren bestand die Bevölkerung von Rapa Nui aus ungefähr 2 100 Personen unterschiedlicher ethnischer Herkunft. Chile hat die gesamte Insel zum historischen Monument erklärt. In den letzten Jahren wurden viele Statuen wieder aufgestellt, um die Einzigartigkeit der Rapa Nui und ihrer Geschichte zu erhalten.
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Eine unbedeutende Insel erteilt eine bedeutsame LektionErwachet! 2000 | 22. Juni
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„Wir [müssen] an etwas anderes glauben“
„Wenn uns irgend etwas hoffen läßt“, wird in oben genanntem Buch weiter ausgeführt, „dann mit Sicherheit der Gedanke, daß wir an etwas anderes glauben müssen. Unsere derzeitigen Götter, nämlich das wirtschaftliche Wachstum, Wissenschaft und Technik, der ständig steigende Lebensstandard und der Vorteil des Wettbewerbs — Götter, die wir als allmächtig betrachten —, gleichen den riesigen Statuen auf den Plattformen der Osterinsel. Jedes Dorf wetteiferte darum, die größte Statue zu errichten ... Man steckte immer mehr in ein Ressourcen verschlingendes ..., aber sinnloses Unterfangen, das aus dem Behauen, Transportieren und Aufrichten von Steinen bestand.“
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